Kategorie: Reise

Unterwegs

  • Mytilini

    Am Morgen ist unsere Mole voll belegt. 3 große Fischkähne haben bei uns fest gemacht und wir haben nichts davon gemerkt. Wir wollen aber ohnehin gleich in die Marina.  Da wartet schon seit Wochen der Windgenerator auf uns. Der soll wieder an seinen Platz kommen, und dazu ist ein Steg sehr nützlich. Außerdem warten Freunde auf uns: Irene und Thomas liegen hier mit ihrer FINI. Sie haben hier den Winter verbracht und werden demnächst weiter ziehen.

    Wir aber haben Zeit in Mytilini Ersatzteile zu besorgen, um zum Beispiel unsere Solaranlage fertig zu bauen. Da fehlen noch Kabel, die von hinten in die Achterkabine gezogen werden müssen. Dort braucht es dann ein Brett für die 2, später vielleicht einmal 4 Solarregler, einen Stromsammelpunkt und die Verlängerung der Leitungen zu den Batterien. Kann man alles machen, dauert aber einen guten Nachmittag – wenn man alle Teile hat. Und die kann ich hier bekommen.

    Mytilini überrascht uns als eine „Großstadt“ – 40.000 Einwohner soll es hier geben. Für eine Stadt auf einer Insel ist das riesig. Entsprechend stark ist der Autoverkehr – aufpassen!! Sogar Fußgängerampeln, die beachtet werden (!!) gibt es hier. Futter gibt es beim gut sortierten My Market, wem das nicht reicht, kann auch die 4 km zum Lidl fahren.

    Natürlich gibt es auch sowas wie eine Fußgängerzone, allerdings nur zu bestimmten Zeiten. Ist halt blöd (oder einfach billig 😊) wenn ab 2 Uhr alle Geschäfte zu sind und dafür Mopeds und Autos die Straße unsicher machen.

    Mit Irene und Tom haben wir ortskundige Führer, die uns die besten Lokale zeigen. Wobei mit „besten“ die mit dem besten Preis / Leistungsverhältnis gemeint sind. Da ist zum Beispiel ein griechisches Lokal, das im Internet als „der Zauberer“ beschrieben ist. Die Aufmachung des Lokals ist alles andere als griechisch. Die Musik ist auf Jazz Klassiker fixiert und der Chef sieht aus wie Keith Richards von den Stones.

    Das Essen hingegen ist sehr griechisch, wirklich gut. Und da wir auch essen wie die Griechen – nimm von jedem Teller, was Dir gerade schmeckt – ist es eine Reise durch die Kochkunst der Insel. Als wir danach noch weiter tratschen, und das können wir vier besonders gut, kommt plötzlich Keith Richards an den Tisch und beginnt Kartentricks und verschiedene Tischzauberei vorzuführen. Spannend, die Mischung aus Magie und Spelunke. Jedenfalls ein netter Abend.

    Morgen aber, da wollen wir los die Insel erkunden. Das Auto wird um 9 zur Marina gestellt.

  • Non Stop

    Um ¾ 5 läutet der Wecker. Draußen kräuseln sich leicht die Wellen, hinter dem Hügel wird der Himmel schon heller. PHILIA ist rasch vorbereitet: Wetter einholen, Logbuch schreiben, Elektronik einschalten, auf das AIS nicht vergessen – für unsere Stalker, Navigationsbeleuchtung an. Ablegen geht einfach, das macht der Radeffekt für uns. Einfach den Retourgang einlegen und warten, bis sich das Heck vom Steg entfernt hat. Sehr elegant! Nur ein paar Minuten vor uns hat ein Fischer abgelegt. Der weist uns nun den Weg zwischen den Untiefen durch in das freiere Wasser.

    Noch in der großen Bucht können wir die Segel setzen. Die Genua kommt ganz heraus, das Großssegel zu ¾ , so können wir mit der Genua leicht einmal vom Gas gehen, sollte der Wind zu stark werden. Davon ist aber derzeit noch keine Rede, auch Wellen gibt es noch nicht. Erst außerhalb der Bucht nehmen Wind und Wellen zu, beides aber durchaus im Rahmen. Wellenhöhen unter 50 cm und Wind mit Böen bis 17 kt. Ganz vernünftiges Segeln.

    Plötzlich kommt von hinten das Schlauchboot der Küstenwache von Mudros daher geschossen. Sie halten aber Abstand, überholen uns und drehen dann um. Was die genau wollten, oder waren wir nur zufällig da?

    Jetzt kommt der lange Schlag nach Bamakale (Türkei). 45 Meilen oder 6-7 Stunden gerade aus. Direkt auf Bamakale zu zu halten, lässt aber der Wind nicht zu, mehr als 30° weichen wir vom Kurs ab. Wenn das so bleibt, würden wir irgendwo an der Westküste von Lesbos aufschlagen. Aber: Der Wind soll sich drehen und wir in einem großen Bogen auf Bamakale hin geführt werden. Und in der letzten Stunden können wir dann die Segeln leicht öffnen, weil der Wind dann schon von weiter hinten kommt, und damit den schwächer werdenden Wind kompensieren. Klingt nach einem genialen Plan und es entwickelt sich auch so.

    Fast in der Türkei – Bamakale

    Bamakale hat einen netten Hafen mit einem sehr langen Wellenbrecher. Über dem Hafen thront eine mächtige, gut erhaltene Festung. Zumindest sehen wir das in unserem Feldstecher so, denn Anlegen wollen wir dort nicht, auch wenn wir kaum 1 Meile von der Türkei entfernt sind. Unser Plan ist anders: Mit dem schwächer werdenden Wind wollen wir in die Durchfahrt zwischen der Türkei und Lesbos gleiten. Zuerst fast genau nach Osten fahrend, um dann nach Südost abzubiegen. Irgendwo dort soll uns der Westwind ausgehen und später als Ostwind zurückkommen.

    Was wir finden ist ein Wind fast exakt von hinten und die Reste der Wellen die uns bisher begleitet haben. Eine Zeit lang fahren wir im Butterfly (Genua und Grosssegel auf verschiedenen seiten). Da schaut unsere Philia aus, wie eine Kragenechse, die sich grad fürchterlich aufregt. So zu fahren erfordert aber viel Aufmerksamkeit, denn entweder fällt die Genua ein, oder das Großssegel. Kaum 15° Toleranz im Kurs sind da gegeben.

    Auswüchse des Kapitalismus

    Unweit von Bamakale treffen wir auf 3 Siedlungen, mitten im Nirgendwo. Keine Straßen, keine Infrastruktur, keine Menschen. Dafür aber groß und völlig deplatziert. Immobilienfonds haben mit leeren Versprechungen viel Geld eingesammelt und mussten dann „irgendwo“ „irgendwas“ bauen. Haben sie gemacht. Das Ergebnis interessiert aber niemanden, warum auch. Solche Geistersiedlungen gibt es hier in der Türkei aber auch in großem Umfang in Spanien. Der neue Flughafen von Madrid ist beispielsweise 150 km von der Hauptstadt entfernt. Kein Mensch braucht den dort, aber die Investoren und Baufirmen freut es halt.

    Als wir eine Klippe umrunden müssen geben wir auf, räumen das Grosssegel weg und fahren nur mit der Genua weiter. Wir sind zwar ½ kt langsamer, aber dafür stabil unterwegs. Die Klippe hat es in sich: Das Wasser ist hier ca. 70 m tief, und mitten drin in der Durchfahrt stehen zwei Erhebungen. Die eine reicht bis 10 m unter die Wasseroberfläche – die ist uns egal. Die andere aber reicht bis auf 1,2 m an die Oberfläche, und das ist bei 1,75 m Tiefgang nicht mehr egal. Zum Glück ist das Ding gut eingezeichnet und kann leicht umschifft werden. Rund herum ist das Wasser ja 70 m tief und das nächste Ufer weit weg.

    Diese geometrischen Inseln hat wohl ein Architekturstudent im ersten Semester gezeichnet. 3 gerade Striche – fertig.

    So gleiten wir die Nordküste von Lesbos entlang und haben wieder Glück: Der Wind dreht sich um die Insel, so dass wir weiterhin Rückenwind haben. Mit 4 bis 4,5 kt gleiten wir auf Mitilini zu. Langsam senkt sich die Sonne ins Meer und die Lichter an Land gehen an. Das ist nun der perfekte Augenblick sich zu orientieren: Welches Muster bilden die Straßenlaternen unterhalb des Kastells, wie weit reichen die Felsen ins Wasser hinaus. Später gibt es dann nur mehr Lichtpunkte zu sehen, und die Sache wird deutlich schwieriger.

    So aber umfahren wir in einem großen Bogen das Kastell, halten Abstand zum Wellenbrecher, bis das grüne Leuchtfeuer der Einfahrt fast genau rechts von uns ist und drehen dann in den Hafen. Zeit das Schiff auf das Anlegen vorzubereiten. Das soll im Stadthafen geschehen, an der nördlichen Mole. Dazu muss man noch die Einfahrt des Stadthafens passieren, aber die ist gerade blockiert: Ein großes Schiff der Küstenwache legt gerade ab. Na, da wollen wir einmal nicht so sein – eigentlich habe in den Hafen einfahrende Schiffe Vorfahrt 😉 – und drehen noch eine Ehrenrunde.

    Die Mole ist komplett leer und wir suche uns einen Platz mit Pollern und Ringen in einem guten Abstand für PHILIA.

    Um 22:22 habe wir unser Tagwerk vollbracht, 87 Meilen unterwegs, davon 80 unter Segeln – ja klar, Segelschiff!

  • Auf der Lauer

    Wir wollen nach 3 oder 4 Wochen auf Limnos weiter ziehen. Lesbos ist unser neues Ziel. Davor heißt es aber Abschied nehmen und auf einen passendes Windfenster zu warten.

    Martin und Daniela haben uns zu einem Abendessen eingeladen: Best of Limnos! Da wird aufgekocht, dass sich der Tisch biegt: Fava, Augenbohnen mit Feta, rote Rüben mit Blattwerk, Rindsfillet, Choriatiki = griechischer Salat und zur Nachspeise Yoghurt mit kandierten Karotten. Ein Festmahl, dass sich nicht zu verstecken braucht.

    Trotzdem legen wir am nächsten Morgen, na ja, eher späten Morgen ab und lassen uns vom Wind bis vor die Bucht von Mudros tragen. Dann geht es gegen den Wind in die Bucht, bis in den Hafen von Mudros. Durchaus spannend, denn die Bucht ist sehr flach, lange Ketten von Felsen bilden Barrieren, die das Fahrwasser einengen. Vor dem Hafen gibt es Stellen, wo unser Tiefenmesser mit Null-Komma beginnt. Kein wohliges Gefühl!

    Aber die Anfahrt gelingt und wir treffen wieder auf Stefan und Bettina von MANGOON. Da wird dann noch etwas getratscht und ein längeres Treffen auf morgen verschoben – falls wir noch da sind.

    Knurrhahn – frisch vom Fischerboot

    Und wir sind! Um 4 Uhr früh haben wir beschlossen, dass Wind und Wellen doch zu heftig für uns sind, und uns wieder hin gelegt. Also noch ein Tag faulenzen, den Ort ansehen, Wetterplanung machen. Ja und den Abend mit Stefan und Bettina verbringen. Aber nicht zu lange, denn morgen sieht das Wetter wirklich gut aus –

    falls wir um 5 Uhr ablegen.

  • Ganz im  Osten

    Noch einmal gehen wir mit dem Jeep auf Expedition. Der Osten der Insel interessiert uns noch, denn wir waren dort noch nie unterwegs.

    Der erste Stopp soll der Salzsee sein. Diesmal ist er noch voll Wasser und beginnt erst langsam auszutrocknen. Damit bildet sich aber ein Sumpfland, dass für viele Vögel eine willkommene Nahrungsquelle darstellt. Balzende Enten sind da und Stelzenläufer stochern im Wasser herum.

    Brandente im Balzkleid vor dem Spiegel
    Strandläufer

    Da der Strandabschnitt an dem wir sind, kaum besucht wird, ist er für Susi ein Muschelparadies. Die Pause dauert also länger.

    Ich überlege mir inzwischen, wie wir weiter nach Süden kommen. Der von Google angebotene Weg durch das Marschland existiert nicht. Zurück zur Straße ist möglich aber langweilig. Andererseits sehe ich, wenn ich den Strand entlang schaue, die Stelle, die wir als nächstes besuchen wollen. Mit dem Jeep über den Strand?

    Trägt der Sand das Auto? Wie schnell muss man da fahren, dass man nicht einsinkt? Wie lässt sich das Auto in dem Sand steuern? Soll ich’s wagen?

    Ich soll! Allrad dazu schalten, noch ohne Differenzialsperre, um für den Fall des Falles noch technische Reserven zu haben. Dann die Fahrspur wählen: Ganz unten am Wasser ist der Sand zwar fest, aber eben sehr geneigt. Oben, wo es flach ist, ist der Sand trocken und daher recht weich. Irgendwo in der Mitte, wo die Wellen bei Flut über den Sand geleckt haben, da sollte es gehen – eben und fest.

    Na dann, beherzt auf’s Gas gestiegen und auf fast 40 km/h beschleunigt. Der Jeep schwimmt über den Sand, so wie über eine Schneefahrbahn, aber er zeichnet kaum eine Spur in den Sand. Zu schnell sind wir, als dass die Sandkörner wegfließen kann. Trotzdem bin ich sehr angespannt – ist der Sand in ein paar hundert Metern auch noch so gut zu fahren, oder fallen wir da in ein „Loch“.

    Es geht aber bis zum Ende gut. Nur die bulgarischen Vogelbeobachter schauen etwas entsetzt drein, als wir auf ihr Auto zu brausen 😉

    Dann geht es über feste, zumeist ebene Staubstraßen weiter, bis wir an einen berühmten Kitesurferstrand kommen. Die verschiedenen Buden sind noch in Strandnähe in einem Feld geparkt. Unter einem Gestell lagern Tische, Sessel, ein Schlauchboot und ein Strandkatamaran. Unmengen an  Seegras türmen sich am Ufer. Muscheln liegen herum, dass man sie eigentlich schon aufschaufeln kann.

    Die Qual der Wahl

    Später kommen drei junge Griechen. Sie erzählen, dass sie in 2-3 Wochen den Strandbetrieb einrichten wollen. Jetzt aber suchen sie sich die Sessel und setzen sich in die Sonne. Auch so entspannt kann man die Arbeit beginnen – nur ob das mit dem 2-3 Wochen was wird ?

    Irgendwann kommen wir nach Poliochni.  Poliochni ist eine Ausgrabungsstätte, bei der man die vermutlich älteste Stadt Europas gefunden hat. Vor 5.000 Jahren, also zur Zeit der ägyptischen Pyramiden, habe hier Menschen beschlossen, Steinhäuser dicht an dicht zu bauen, Straßen, Brunnen und Entwässerungskanäle anzulegen und auf engem Raum zu leben. Bis dahin waren die Siedlungen Ansammlungen von einzeln stehenden Hütten – so wie jetzt unsere Speckgürteldörfer.

    Eine der ersten Städte Europas – vor 5000 Jahren angelegt. Zeitgleich mit dem Pyramiden, 2000 Jahre bevor die Griechen Ägypten beschrieben haben. Bei uns war damals gerade der Ötzi eingefroren.

    Unglaublich wie eng und klein die Räume waren. Habe die Leute damals im stehen geschlafen? Leider ist nicht viel über das Leben in der Stadt beschrieben, aber wenn in jedem Haus eine Familie lebte, also 8 bis 10 Personen, dann waren das hier mindestens 1000 Menschen auf einer sehr geringen Fläche. Warum die das taten? Vermutlich, weil die Stadt besser gegen „Piraten“, also Überfälle geschützt waren.

    Schon spannend, was da so alles im Boden verborgen liegt.

    Eine Granatapfelblüte
  • Der Hut des Pfarrers

    Im griechisch orthodoxen Griechenland fällt heuer Ostern erst auf den 5. Mai. Ostern ist hier noch wichtiger als Weihnachten bei uns. In den Geschäften werden spezielle Osterkerzen verkauft, für Kinder stehen riesige „Überraschungseier“ im Dekor von Spiderman oder Captain America bereit.

    Für uns ist vorerst nur wichtig, dass die Geschäfte am zwischen Freitag und Dienstag nur am Samstag Nachmittag geöffnet sind. Ausgenommen die Fleischer: Die müssen die bestellten Schafte und Lämmer ausliefern. Aber sonst sind alle bei ihren Familien und haben große Feiern.

    Wir haben hingegen eine ruhige Zeit am Schiff oder mit Martin und Daniela. Am Samstag Abends ändert sich das aber: Im Bereich des Hafens versammeln sich viele Griechen. Bald ist Blasmusik zu hören. Da müssen wir hin!
    Eine lange Prozession zieht aus der Altstadt vor das Rathaus. Zuerst die „zivile“ Blasmusik, etwa 16 Mann hoch und ganz passable Musik. Dann kommt eine kleine Lücke und dahinter die Militärmusik, aber nur 7 Mann hoch. Hinter denen 16 bewaffnete Soldaten und danach der erste von 3 blumengeschmückten Baldachin-Altaren. Dazwischen natürlich diverse Ministranten und Ministrantinnen, diverse Popes und der Patriarch, eine Abordnung von weiß gekleideten Frauen und dann das „Volk“.

    Vor dem Rathaus biegt die Prozession ein, die Popes aber auch „zivile“ steigen auf eine Bühne und beginnen einen Gottesdienst. In dem Gedränge kann Susi kaum was sehen, erspäht aber ein gewölbtes goldglitzerndes Ding am Kopf des Patriarchen. „Der Pfarrer hat einen Glitzerhut!“

    Wir verstehen von dem orthodoxen Singsang kaum etwas und ziehen uns nach ¼ Stunde zurück. Bald zieht die Prozession aber weiter zur Hauptkirche der Stadt. Für uns überraschend werden da aber auch schon Feuerwerke und Böller gezündet.

    Wie wir am Ostersonntag lernen, wird auf die Feuerwerke hin gefiebert, wie bei uns zu Silvester. Leider regnet es an dem Abend und so gibt es dann zwar ein Feuerwerke und Schießerei, aber keine ausgelassenen Feiern auf den Straßen.

    Man kann nicht alles haben!

    Die Burg von Myrina
  • F_k


    Wiedereinmal hat sich ein Kreuzfahrtschiff in Limnos angesagt, und das ist hier immer ein großes Thema. Die Wünsche der Kreuzfahrer und die Möglichkeiten von Mirina passen halt nicht so ganz zusammen. Der Hafen ist zu klein für das Schiff, also können die Gäste nur mit den Tendern (Beibooten) an Land kommen. Weil sich aber aller so fürchten, muss der ganze Steg zur Sicherheitszone werden. Da passt es dann nicht, dass da auch Segelschiffe liegen.

    Außerdem muss von irgendwo her auch ein X-Ray Scanner und ein Personenscanner her. Auf irgend einem Bauernhof steht da noch so ein Container herum. Der wird in den Hafen gebracht und zumindest opisch aufgehübscht. Ob das Ding funktioniert bleibt im dunkeln. Aber er schaut schön aus und die beiden Security Mitarbeiter schauen wichtig aus.

    Wir jedenfalls, müssen auch weg. Als letzte legen wir ab und ankern für diesen Tag in der Bucht, um nach der Abreise der Kreuzfahrer, wieder an den Steg zu kommen. So ist der Plan.

    Gegen Mittag kommt dann noch ein Schiff aus Deutschland, versucht anzulegen, wird abgewiesen und gesellt sich zu uns. Soweit, so gut. Bis, ja bis gegen 3 eine Flottillie aus fünf griechischen Segelyachten ankommt. Auch die dürfen nicht anlegen und vertreiben sich die Zeit in dem sie wie wilde Hummeln auf engstem Raum durcheinander rasen. Dem Bayern gefällt diese Hektik und das Vordrängen nicht: „F_k Dich“ tönt es durch den Hafen. Freundlich ist das nicht.

    Bis einer eine blendende Idee hat: Ankern, aber ankern im Päckchen. Als legen alle 5 Schiffe ihre Anker aus und binden sich dann aneinander. Naja, wer’s mag. Sofort sind ein paar Wasserballer im Wasser und bleiben für die nächste Stunden dort. Mir wäre das zu kalt.

    Gegen 5 kommt Bewegung in die Sache: Wir versuchen anzulegen, da die letzten Passagiere abgefahren sind. Wieder werden wir abgewiesen. Erst wenn das Kreuzfahrtschiff selbst den Anker hochgezogen hat, wird der Steg freigegeben, gegen 6 soll das sein. Am Weg zurück zu unserem Ankerplatz teilen wir das den Griechen mit. Das kümmert die aber wenig und sie beginnen ihr Ankerpäckchen aufzulösen. Auch der Bayer wird nervös, geht näher an den Steg und beginnt eine Diskussion mit der Küstenwache: „F_k you Greece“ und ankert mit seiner Kette quer über die Ketten der Schiffe, die im Hafen liegen.

    Um ½ 6 kommen die Herren der Küstenwache an den Steg, deuten in unsere Richtung – oder in die Richtung der Bayern. Vor dem Steg verdichtet sich eine Wolke von Schiffen, da ist wirklich viel Plastik im Wasser. Wir machen auf dicke Hose, stechen mitten ins Gewimmel, nützen eine Lücke und liegen seitlich am Steg. Ein Mann der Küstenwache hilft uns die Leinen fest zu machen – sehr nett.

    Kaum bin ich an Land beginnt mich der Offizier der Küstenwache als Klagemauer zu verwenden: „Niemand saht F_k zur Küstenwache! Den hole ich mir! Er bekommt seinen Platz am Steg und dann ein intensives Gespräch in meinem Büro!! Wenn der was getrunken hat, na dann, dann wird das richtig unangenehm für ihn“. So geht das eine Zeit lang, aber ich habe den Eindruck, seine Wut verraucht. „Your English is better than mine. Could you come too, as a translator?” Das war mein dringlichster Wunsch für diesen Abend ☹. „Today is Great Friday (=Karfreitag), that is why I will not kill him” – na, das klingt ja schon fast friedlich.

    Als der Bayer anlegt, kann ich ihm flüstern, dass der Offizier so richtig heiß auf seine verbalen Eskarpaden ist und er sich dringenst entschuldigen soll. Als er vom Schiff geht, ist er fast kleiner als der Poller an dem sein Schiff angelegt ist. Mea culper, ich war so wütend, tut mir leid …“ nach 5 Minuten ist der Offizier zu frieden. Immerhin ist heute noch eine wichtige Familienfeier angesagt und er will den Abend nicht mit Diskussionen über Seemanschaft und Verhalten gegenüber Behörden verbringen.

    Der Bayer bedankt sich bei mir, lädt mich auf ein Getränk in seinem Cockpit ein. Aber da stehen schon 3 leere Bierdosen. Gut, dass die der Offizier gar nicht sehen wollte.

    Die Karfreitag Feierlichkeiten können beginnen.

    PS.: Kein einziger Kreuzfahrer ist durch die Sicherheitsschleuse gegangen. Auch das ist Griechenland