Kategorie: Reise

Unterwegs

  • Feuer!

    Heute wollen wir einen Blick auf die Insel machen, einen Spaziergang durch das Dorf und dann „ein bisschen hinauf“ – zum Füße vertreten.

    Zuerst also durch den Hafen, dann die Gasse mit der Treppe und weiter an der Apotheke und der Kirche vorbei. Zufällig biegen wir einmal nach links, einmal nach rechts ab – hauptsache es geht höher hinauf. Unter uns breitet sich der Hafen aus, die vorgelagerten Inseln, die Bucht, in der 5 Segler verankert stehen.

    Wo es Wasser gibt, gibt es auch Oleander, als Busch aber auch als „Baum“

    Am oberen Ende des Dorfes gibt es einige Baustellen für neue Häuser, dann haben wir den Ort hinter uns. Immer weiter schweift der Blick. Im Süden sehen wir Chios, das ist ja nicht weit weg. Weiter im Osten ist die Türkei ganz nah. Dazwischen, im Dunst, kann man den Kerkis erkennen, das ist der höchste Berg von Samos. Da wollen wir auch noch hin.

    Weiter oben sieht man dann die Inseln die im Osten zur Inselgruppe von Oinoussa gehören. Plötzlich fällt Susi was auf – Rauch.

    Im stark gezoomten Bild, kann man sogar die Flammen erkennen!

    Rauchschwaden auf einer Insel, das ist nichts Gutes. Feldstecher haben wir keinen mit, aber meine Kamera kann da gut aushelfen. Irgendwie schafft das kleine Ding eine Brennweite von über 1000 mm darzustellen, und das nütze ich jetzt. Tatsächlich! Ich erkenne eine Flammenfront vom Meer bis auf den Hügel, sicherlich mehrere 100 m lang. Manchmal lodern Flammen hoch auf.

    Irgendwen müsste man jetzt alarmieren, nur wen und wie. Meine Datenverbindung geht noch. Da gibt es sicher eine Feuerwehr in Oinoussa – gibt es, sagt Google. Nützt mir aber nichts, denn die Telefonverbindung über einen anderen Anbieter geht nicht. Ah, Euronotruf, 112 oder so was, das soll immer funktionieren. Das probieren wir, und es klappt. Ist halt nicht ganz einfach mit den Ortsbezeichnungen, die Aussprache ist doch sehr unterschiedlich 😉. Irgendwie verständigen wir uns und nach einiger Zeit und Rücksprache im Notrufzentrum heißt es dann: „Die Professionals werden sich drum kümmern“.

    Wie schnell da eine große Fläche abbrennt!

    Natürlich beobachten wir von unserem Bergrücken aus, was beim Feuer geschieht – nichts! Auf der kleinen Insel, auf der es brennt, gibt es einen Militärstützpunkt, insgesamt vielleicht 10 Menschen. Was die nicht können ist großflächige Feuer zu löschen. Wir sehen aber auch sonst keine Aktivitäten. Erst nach rund einer Stunde kommt ein Helikopter aus Chios angeflogen, um sich beim Brand umzusehen. Es ist wohl auch das fatalistische, griechische „it’s nature“ am Werk.

    Wir wandern inzwischen weiter, und erreichen eine kleine Bergkirche. Wobei, überraschend ist das nicht, denn Kirchen gibt es hier auf den setsamsten Orten. Leider ist dort alles versperrt und vergittert. Zur Kirche selbst kommt man nicht einmal näher als 5 m hin. Warum eigentlich?

    Beim Zurückwandern sehen wir, dass zumindest der Rauch nicht mehr so dicht ist. Ob das Feuer von selbst verlöscht?

    Am Abend beschließen wir essen zu gehen. Wir haben da ein Lokal gesehen, dass von vielen Griechen besucht war – ein gutes Zeichen. Als wir hin kommen, ist noch genau nichts los. Der Wirt lehnt an der Bar und unterhält sich mit dem einzigen Gast, der einen Kaffee vor sich hat. Als wir kommen, kommt ein bisschen Leben in ihn. Erst als Susi auf Griechisch was fragt, huscht ein Lächeln über sein Gesicht. Dann sprudelt er los: Heute hat er Okra-Schoten und Pasticcio. Also das Pasticcio würde mir schon zusagen. Volltreffer! Er hat das selbst gekocht, also der Chef persönlich – und es ist eine Offenbarung.

    Ich habe mühe es gegen Susi zu verteidigen 😊.

  • Oinoussa

    Chios kennen wir bisher nur als „die Insel nördlich von Samos“. Eigentlich haben wir keinerlei Erwartungen, was wir dort sehen könnten. Drum ist es uns auch nicht wichtig schnell dort hin zu kommen. Wir wollen vorher noch einen Stopp in Oinoussa einlegen. Außerdem wird die Strecke dann um gut zwei Stunden kürzer.

    Nein, rechts vom Inselchen sind Steine und links davon ist es auch nicht tief genug.

    In Oinoussa gibt es einen großen Naturhafen, der im Norden von der Insel und im Süden von 3 kleinen Inselchen umrahmt wird. Damit ist er sehr sicher. Als wir ankommen ist er recht leer und so legen wir bald mit dem Heck an am äußerten Ende der Hafenmauer an. Man muss zwar ein paar Meter weiter gehen, hat aber dafür sicher kein Problem mit anderen Ankerketten.

    Oinoussa war einmal eine sehr arme Insel. Daher sind viele junge Leute zur See gefahren. Einige wurden dann Reeder, die größten Reeder Europas – bis heute. Äußerlich ist das an der Insel kaum zu erkennen. Vielleicht an der großen Marine Akademie, die hier her gebaut wurde. Und an den vielen Statuen, die die großen Seefahrer würdigen – irgendwie Eigenlob 😉. Nur wenige Häuser wirken pompös. Im Gegenteil, rund 1/3 der Häuser der Stadt, sind verfallen und kaputt. 1/3 ist „griechisch“ und das letzte Drittel frisch renoviert. Das sollen vor allem Ausländer machen. Wir hörten von Kanadiern oder Schweizern.

    Es gibt mehrere Gründe für die vielen leeren Häuser. Um 1930 war die Insel sehr sehr arm. Viele sind damals ausgewandert, USA, Kanada, wenige nach Australien. Die nächste Welle war nach dem Krieg, so um 1950. Die letzte Welle hat 1973 eingesetzt, als die Türkei sich des Nordteiles von Zypern bemächtigt hat. Da war dann die Angst da, dass es wieder zum Einfall der Türken auf die Ägäischen Inseln kommt. Jedenfalls hat sich die letzten fast 100 Jahre niemand mehr um diese Häuser gekümmert.

    Bastlerhit mit Durchblick – äh, besser „Ausblick“

    Oinoussa liegt den Hang hinauf. Damit sind alle Gassen eng und steil, manche enden in einer Treppe. Autos gibt es wenige, die kämen ja auch nicht durch. Mitten drin thront eine große Kirche, hell blau bemalt und mit zwei Türmen. Damit die Schäfchen nicht zum Gottesdienst auf den Berg steigen müssen, wird die Messer per Lautsprecher in die Welt hinaus gerufen. Aus dem Orient kennt man den Gebetsruf des Muezzins, das hier ist aber eine andere Liga. Mehr als eine Stunde dauert die Beschallung! Samstag Abends und Sonntag früh griechisch-orthodoxer Singsang, ob Du willst oder nicht. Wir finden das etwas aufdringlich.

    Der Ort selbst ist auch erst im Aufwachen. Es gibt ein paar Lokale am Hafen. Die Bieten wenig, oder haben oft zu. Kein Wunder, es sind ja auch kaum Touristen da. 10 oder 12 Segler, einmal täglich bringt die OINOUSSA III Touristen aus Chios – und bringt sie wieder zurück. Die größen Umsatzträger sind wohl die Schüler der Marineakademie.

    Wer hätte in dem Haus eine Apotheke vermutet?
    Herzige Polizeistation. Ob es da auch eine Zelle gibt 🙂

    Was es aber gibt, ist eine eigene Krankenstation, samt Rettungsauto davor. Und dazu gehört dann eine Pharmazia und der Bäcker. Sogar eine herzige Polizeistation gibt es. In den Supermarkt gehen wir lieber nicht und die drei Souvenier Shops sind als Tourist Market ausgezeichnet. Da weiß man, was man bekommt 😊.

    Unsere Unterhaltung sind die Möven am Steg. Die haben kaum Scheu und hoffen auf Versorgung durch die Segler. Na, sollen sie ihren Anteil haben. Dafür spazieren sie dann vor dem Schiff auf und ab, oder schlafen auf der Straßenlaterne vor dem Schiff.  

    Auch andere Vögel nützen die Hafenanlage als Jagtgebiet. Kormorane sind ja häufig unterwegs, neu ist für uns ein Seidenreiher, der die tief hängenden Heckleinen der Schiffe als Ansitzwarte verwendet, um von dort Fisch zu jagen. Der Seidenreiher ist deutlich kleiner als unsere Reiher, und hat  schwarze Beine und gelbe Zehen. Das schaut aus, als hätte er gelbe Socken an.

    Seidenreiher bei der Arbeit

    Und dann passiert etwas wunderbares: Die Wasserhähne haben plötzlich Wasser. Das also hat der Marinero gemeint mit „water comes Monday“.

    Wasser gibt es hier im Hafen nur Montag und Freitag, jeweils Vormittags – auch eine Lösung.

  • Der Kolpos

    Der Wind verspricht aus dem Norden zu kommen und erst am südlichen Ende von Lesbos zu drehen. Sollte doch eine einfache Sache sein, die kaum 18 Meilen bis zur nächsten Bucht zu fahren.

    Sollte! Was die ganze Planung zunichte macht, ist ein Gewitter über dem türkischen Festland. Das stört den Wind und schickt prächtige Wellen. Kaum Wind, dafür Wellen – eine unbrauchbare Kombination! Bleibt uns nur das Motoren ☹. Wenigstens ist es dann schön, die Küste entlang zu fahren und die Einfahrt in den Kolpos wird auch einfacher.

    Ein Kolpos ist eine Bucht, aber eine die eine Einfahrt hat, wie ein Flaschenhals und erst dahinter weitet sich eine große Bucht. In den Kolpos Geras ist die Einfahrt mit Inselchen und Riffen gespickt, so dass man besser einer schon in die Karte mit eingezeichneter Route folgt.

    Aufpassen! Wie bei einem Eisberg sieht man nur einen kleinen Teil der Gefahr

    In diesem Fall ist das erste Hindernis ein Riff mit einem Felsen der heraus schaut und eine Steinsäule darauf – links davon bleiben.
    Dann kommt kurz danach eine Insel, die aber nur 200 m entfernt ist – rechts davon bleiben.
    Dann geht es kurz geradeaus bis eine weitere Insel links auftaucht – natürlich rechts halten.
    Aber rechts geht das Ufer flach ins Wasser – also lieber weiter links halten.

    Geradeaus? Keine gute Idee

    Dann kann man schon in den Kolpos hinein sehen, aber so weit wollen wir gar nicht. Kurz vor dem Ende der Einfahrt ist rechts eine schöne Bucht: Skal Lutro. Doch auch dahin mit gutem Abstand, um die Landzunge und dann einen Platz im nicht zu tiefen Wasser suchen.

    Ganz routiniert lassen wir den Anker ins Wasser gleiten und lassen die Kette auslaufen. Nur dem Wind hat das nicht gefallen – er hat während des Manövers gedreht. Was wir aber alle nicht wollen ist, dass die Kette am Boden auf einem Haufen liegt oder in einem großen Bogen – so wie jetzt.

    Nur ein Fischerdorf

    Also etwas warten, bis sich der Wind entschieden hat, was er machen will und dann vorsichtig die Kette strecken. Das schaut dann so aus, als würde der Anker nicht halten, weil das Schiff nach hinten fährt. Nur Geduld – plötzlich steht das Schiff, und wenn er Anker einmal gehalten hat, dann bleibt das so – fast immer 😉

    Intensivstation für Schiffe – nicht alle überleben.


    In Skala Lutro ist nicht viel los: Zwei Restaurants am Wasser, eine Werft deren Schiffe zwischen Verwesung und Auferstehung pendeln, zwei oder drei große Fischerboote. Ja, und 3 Segelschiffe. Finito!

    Wir bleiben einfach an Bord und genießen die Ruhe nach dem lauten Liegeplatz in Mytillini. Und warten auf besseres Wetter.

    Der nächste Sprung wird lange.

  • Mytilene

    Wir sind wieder im Stadthafen angekommen. Ein Mann der Coast Guard hilft uns bei den Leinen und meint, wir sollen dann mit den Papieren in sein Büro kommen. Machen wir glatt! Dort gibt es eine Menge Papierkram und Stempel und das Versprechen, bei unserer Abreise wieder zu kommen.

    Irene und Tom haben uns eingeladen, sie in das „Strandbad“ zu begleiten. Das ist ein Strand in der Nähe des Stadtzentrums, der von der Gemeinde verwaltet wird. Ein gutes Restaurant, zwei Hüpfburgen, Umkleiden, ein Volleyballplatz, Liegen und Sonnenschirme. Und das alles für 2 € / Tag.

    Dafür bekommt man die Möglichkeit zu Sozialstudien an der griechischen Bevölkerung. Ganz nett, was da so alles los ist. Heute ist Sonntag, und da kommen viele Familien her, um zuerst einmal zu Frühstücken und dann die Kinder spielen zu lassen. Die Eltern bleiben gelassen bei ihren Tischen und die Kinder finden sich dann schon was. Wenn dann eine Truppe aus 5 Mädchen vor einem schwer bewaffneten Buben davon rennt und zwischen den Tischen durch tobt, hebt kaum wer eine Augenbraue. Sehr entspannt ist es hier.

    Wir sind auch sehr entspannt. Was mit einem Frühsück um 11 begann geht übergangslos in den Nachmittag und wird nach 5 Stunden Plauderei beendet. Das aber nicht ohne für den Abend zu uns auf die PHILIA einzuladen. Vielleicht gibt es ja noch was zu erzählen 😉

    Wir zaubern schnell ein tolles Abendessen für Irene und Tom. Gebackene Auberginen mit Tahine und Honig bestrichen, ein buntes Risotto mit Tomaten, Zucchini und den Blättern roter Rüben und als Nachtisch Joghurt mit kandierten Karotten und roten Rüben. Auch da wird es wieder spät. Was solls, wir haben ja alle reichlich Urlaub.

    Am morgen hat neben uns eine Swan 70 festgemacht (24m lang, 33m hoch). Eine junge gemischte Crew aus Frankreich und Spanien, die die undankbare Aufgabe haben die Swan 70 durch das Mittelmeer zu kutschieren – es gibt schlimmeres als auf einer 4 Mio. € Segeljacht, einer die wirklich gut segelt, den Sommer  zu verbringen. Das Ziel ist Istanbul, aber das werden sie nie erreichen – der Papierkram passt nicht. Es bräuchte ein beglaubigtes Dokument, am Besten in 5 Sprachen, dass der Skipper vom Eigner den Auftrag erhalten hat, das Schiff in die Türkei zu bringen. Ohne Papier keine Einreise. Das Papier zu beschaffen ist „zu kompliziert und zu teuer“. Naja, was ist schon zu teuer, bei einem Schiff, dessen bloße Existenz jeden Tag 1.000 € kostet.

    So haben die vier halt Urlaub in Lesbos und dann eine nette Überfahrt nach Santorin. Santorin ist wohl eine von zwei griechischen Inseln, die der Eigner kennt. Die andere ist Mykonos, dort will er nach sieben Tagen wieder aussteigen. Dann hat die Crew wieder zwei Wochen Zeit, das Schiff nach Sizilien zu bringen. Ein paar Tage Urlaub in Milos werden sich da schon ausgehen.

    Wir aber beschließen Mytilene zu verlassen und die nächsten Schritte nach Süden zu unternehmen

  • Hot Spring

    Eines wollen wir noch sehen: Heiße Quellen! Man sagt, dass auf der Insel die heißesten Quellen Europas sprudeln, fast 90° Sowas interessiert uns natürlich – auf nach Polichnitos. Ein kleines Dorf im Hügelland neben dem großen Kolpos. Erste Überraschung: Die Straße überquert eine aufgelassene Landebahn. Naja, die Gegend ist für größere Flugzeuge nicht wirklich geeignet.

    Zweite Überraschung: Auf einem Industriekamin ein großes Storchennest samt Storch. Und im Geäst des Nestes sind Spatzen unterwegs. Brüten als Untermieter?!?

    Die Abzweigung zu den Quellen ist schnell gefunden, weil als „Hippokrates Thermals“ groß angeschrieben. Noch vorbei an einer der vielen Kasernen und dann … eine breite Zufahrt, die aber abgesperrt ist. Daneben ein staubiger Parkplatz mit nur 3 Autos und ein kleinwenig Schatten von recht jungen Bäumen. Dafür sieht der Rest aus wie für eine große Verantsaltung hergerichtet. Gartenstühle Tische und Sonnensegel sind hergerichtet. Nur die Besucher aber auch das Buffet fehlen.

    Eine Türe steht offen und wir sehen da einmal hinein. Ein großer, sehr neuer Raum, ein „Bürotisch“, ein Tisch mit 4 Stühlen. Eine Dame spricht uns an, was wir denn wollen. Ich hab ja keine Ahnung was ich will. „Was gibt’s es denn?“

    “Hot tub for maximum 20 minutes. 8 € per person”

    Zuerst will Susi sehen, ob sie die Luft aushält, und wir dürfen einen Blick in das Bad werfen. Sie hält das aus, aber wir wollen zuerst die Quelle im Freien sehen. Tatsächlich, trotz 24° Lufttemperatur dampft es aus den Quelltümpeln. Der Boden ist rot vom mitgebrachten Eisen. Sonst soll noch etwas Kochsalz dabei sein, da sich das bis zu 300° heiße Wasser aus der Tiefe mit etwas Meerwasser vermischt. Aber kein unangenehmer, schwefeliger Geruch.

    Also, wir wollen! Dazu brauchen wir die Badekleidung und ein Handtuch und Schlapfen. Geht aber auch ohne Schlapfen. Die Anlage hat 2 Becken in zwei eigenen Räumen, die an einem Durchgang nur durch einen Paravent getrennt sind. Im Vorraum stehen Spinde für die Kleidung der Gäste – 16 Kasteln für 2 Personen, sehr großzügig. Damit Luft durchziehen kann, ist eine Türe nach außen geöffnet – in den Gastgarten (ohne Gäste). Gut gedacht, schlecht gemacht. Aber wir haben ja unser Badezeug. Noch kurz abgeduscht und hinein ins Vergnügen.

    Der Raum ist ein halbrundes Gewölbe mit 3 Seitennischen. Licht kommt durch bunte Glassteine an der Decke und natürlich von Leuchten. Ein kleiner Raum dient der „Luftdusche“ wenn es im Wasser zur warm wird. Ach ja, 41° hat das Wasser im Becken, es rinnt aber mit deutlich mehr über eine offene Rinne im Boden zu. Also, hinein ins Vergnügen.

    Wie eine sehr warme Badewannen mit ockerfarbenem Wasser. Zwei umlaufende Stufen im Wasser laden zum Sitzen in. An der tiefsten Stelle ist das Becken ca. 1m tief. Die Oberfläche ist so bei 2,5 x 4 m. Ja, und für die nächsten 20 min gehört das nur uns. Herrlich!

    Später erfahren wir, warum das alles so neu ausschaut: Das Bad war für 5 Jahre geschlossen und wurde im Winter renoviert. Vor erst 10 Tagen war die Eröffnung. Drum ist auch manches noch nicht so, wie es einmal sein soll: Zahlung nur in Cash, aber bitte in kleinen Scheinen, weil das Wechselgeld noch fehlt – mangels Umsatz. Die Bar bietet ausschließlich Wasser oder Softdrinks – das Angebot soll ausgebaut werden.

    Wir sitzen noch eine Weile im Schatten im Gastgarten und lassen das Erlebnis ausklingen.

    Schon irgendwie spektakulär, leise aber spektakulär.

    Gut dass wir hergekommen sind.

    Morgen geht es wieder von der Marina in den Stadthafen – der ist sicher billiger als die Marine. Wobei, 30 € für die Nacht, sturmfest angebunden, WC, Dusche, Waschmaschine – eigentlich ein Geschenk!

  • Lesbos – on the road

    Lesbos ist eine der größten Inseln Griechenlands und muss natürlich auch in ihrem Inneren erforscht werden. Ein tolles Bergdorf wurde uns empfohlen, eine mittelalterliche Stadt, dichte Wälder und die beiden Klopos(se). Ein Kolpos ist eine große Bucht, die über einen nur schmalen Eingang verfügt. So wie ein Luftballon, oder so ähnlich, Lesbos hat zwei davon.

    Wir ziehe also los. Zuerst vorbei am Lidl, denn da brauchen wir Wasser in Flaschen und noch ein paar andere Kleinigkeiten. Wobei mit „schnell“ geht da nichts, aber das bin ich ja schon gewöhnt. Bei der Weiterfahrt passieren wir zuerst den Ort Moria und das weithin bekannte Flüchtlingslager. Immer noch kommen viele Menschen mit Schlauchbooten aus der Türkei, um in Europa ihr Glück zu versuchen.

    Über die ersten Hügel geht es weiter zur Hauptstraße ins Landesinneren. Und siehe da, ein Großmarkt namens JAMBO steht da mitten in der Pampa. JAMBO, das ist so ein geheimer Code für „ich muss da unbedingt hin, um zu sehen, ob ich nicht irgend was von dem Plastikramsch brauchen kann, der sogar für China zu billig gemacht ist“. Und es gibt wirklich alles. Von Plastikspielzeug über Unterwäsche, Geschirr, Schreibzeug, Kosmetik – alles. Susi ist im Paradies, ich bin in der Hölle. Als es endlich ans Zahlen geht, kommt Susi drauf, dass das Geld im Auto liegen geblieben ist. Das passiert ihr sonst nie. Also werde ich losgeschickt – was macht man nicht alles, als treuliebender Ehemann.

    Es ist schon früher Nachmittag, als wir endlich im Bergdorf Agiasos eintreffen. Wir können nicht heraus finden, warum sich ausgerechnet dieses Dorf so groß entwickelt hat, aber es hat was. Rund herum Berge und dichte Föhrenwälder. Die Straßen gepflastert, eng und steil. Klar merkt man, dass hier Touristen abgezockt werden sollen.

    Geschäfte überall! Ich finde es nett, dass die Gassen, zumindest die für die Touristen, ein grünes Dach aus Blättern haben – so ist es immer schön kühl.

    Typisch für das Dorf soll Keramik sein, und davon wird genug angeboten. Um zu zeigen, dass sie wirklich von hier ist, sitzen ein paar Frauen beieinander und bemalen Rohlinge mit Glasurfarben. Andere Geschäfte sind da mehr in der Bevölkerung verwurzelt. Ein Käsegeschäft bietet einen Käse an, der in den umgedrehten Balg (Haare innen) einer Ziege gefüllt wurde, um dort zu reifen – sieht seltsam aus. Ein Gemischtwarenhandel bietet alles von USB Steckern über Kräuter, Käse bis hin zu frisch zugeschnittenem Fleisch. Ach ja, Oliven- und Motoröl hat er auch. Wie gesagt: Gemischtwaren.

    Männer sitzen im Kafenion …
    … Frauen arbeiten auf den Feldern …
    … und wenn die Frauen dann fertig sind, gehen die Männer tanzen!

    Die Lokale haben zwar schon ihre Möblierung nach draußen gebracht, aber die Touristen fehlen noch. So wird dann mit grieschischer Gemütlichkeit und einem Lächel auf den Lippen serviert, was Susi zuvor mühsam auf Griechisch bestellt hat.

    Ungewöhnlich, dass es hier Backsteinbauten gibt, mit Fenstern, die nach oben zu öffnen sind (wie in amerikanischen Filmen). In einem der Lokale steht ein offener Kamin. Darin zwei Ziegel zwischen denen Holzkohle glost. Darauf steht ein großer Kupferkessel mit silbernem Deckel und einem Zapfhahn. Griechischer Kaffee in seiner ursprünglichsten Form.

    Wir wollen aber weiter, denn die Insel ist groß und der Weg nach Petra und Molyvos. Eigentlich waren wir mit dem Schiff schon in der „Nähe“, auf der andere Seite der Meeresstraße halt. Petra, das ist für uns nur ein kurzer Stopp, um den Hafen zu inspizieren. Man kann nie wissen, wann man das braucht. Von dort nach Molyvos ist es nur ein Katzensprung.

    Molyvos ist ein Ort, der sich an einen Burgfelsen schmiegt. Oben drauf natürlich die Burg, eine ganz mächtige, die die Einfahrt an die Nord und Ostküste Lesbos‘ kontrolliert. Auf der türkischen Seite steht übrigens auch so ein Teil. Die Burg hat, so wie viele Sehenswürdigkeiten am Dienstag und täglich nach 15:00 geschlossen. Naja, wenigstens kann man außen herum gehen – auch ein guter Eindruck.

    Die eingemauerte Kugel zeigt anrückenden Feinden, dass selbst so ein Geschoß hier nicht durch kommt – Kriegslist 😉

    Außerdem stolpern wir so über einen Stein auf dem ein weiterer Stein sitzt. Steine sitzen doch nicht, oder? Ah, aber Steinkäuze machen das, hin und wieder auch am hellen Tag. Heute ist also „hin und wieder“ und da gelingt mir doch glatt ein tolles Foto.

    Im Ort Molyvos steile, gepflasterte Straßen. Die Menschen hier haben sich angepasst und sind fast ausschließlich mit dem Moped unterwegs. Noch geht das, denn die Touristenmassen des Sommers fehlen noch. Uns fällt auf, wie viele Geschäfte und Lokale noch geschlossen sind. Nicht den geringsten Anschein der Vorbereitung gibt es da. Hat sich die letzte Saison nicht gerechnet, oder warten die Besitzer auf den letztmöglichen Augenblick?

    Wir genießen noch ein Abendessen in einem Lokal mit Aussichtsterrasse, sind da aber recht flink. A) es ist durch den Wind recht kühl und B) haben wir noch ein Stück Weg vor uns. Im Prinzip über die gerade gefahrene Straße zurück zum größeren Kolpos und von dort weiter nach Mytilene. OK, die Straßen sind die besten, die wir bisher auf Inseln kennen gelernt haben, aber an Kurven haben sie nicht gespart!

    Beim Kolpos dann eine Notbremung und Abzweigung auf einen Feldweg: Flamingos! Der Kolpos geht in ein Marschland über, mit Steppe und Salzseen und dazwischen Gatsch. Da wächst nichts, was Menschen brauchen können, und daher gehört das Gebiet den Vögeln. Da steht nun keine 40 m von uns entfernt eine Gruppe von 16 Flamingos im Wasser und lässt den Tag ausklingen. Gefiederpflege, noch einwenig im Wasser herumstochern, ein kleiner Snack vielleicht?

    Ein paar Vögel kommen angeflogen, ziehen etliche Runden, bevor sie sich entscheiden irgendwo zu landen. Im Flug sind die Flamingos auch nicht  sonderlich elegant: Langer dünner Hals, noch längere dünnere Beine und dazwischen schwingt der Körper auf und ab. Die Flügel sind beeindruckend: tiefschwarze Flügelspitzen und näher am Körper knallrotes Gefieder. Erst als Susi versucht näher heran zu kommen, bekommt einer einen langen Hals und schreitet von Dannen – und die anderen folgen ihm.

    So es reicht, zurück zum Schiff.

    Auch wir sollten den Tag ausklingen lassen.