Kategorie: Reise

Unterwegs

  • Erste Erfahrungen

    Der erste Tag war nur ein leichtes aneinander gewöhnen. Der zweite Tag hat da schon mehr auf Lager.

    Aufgewacht sind wir bei kräftigen 20 kt, zum Glück ablandigem Wind, So sehr vertrauen wir unserem Anker auch noch nicht. Aber den Wind wollen wir nützen. Anker hoch und sofort lossegeln. Das Frühstück gibt es heute ambulant.

    Zu 20kt von hinten passt gut die Genua, das Großsegel bleibt verstaut. In rauschender Fahrt, bei wenig Welle geht es die Küste entlang nach Süd-Osten – Ziel Kap Kassandra auf Chalkidiki. Am Weg dort hin werden wir mutiger und lösen uns von der Küste, so 6 oder 7 Meilen. Immerhin sind wir da schon aus den griechischen Gewässern, die nur bis 5 Meilen vor der Küste reichen. Der Mut wird durch eine kürzere Strecke belohnt. Die muss man sich aber erst verdienen. Hier draußen sind die Wellen höher und Welle von hinten ist nicht so toll, da kommt Philia ganz schön ins Schaukeln.

    Am Weg zum Kap, so 5 Meilen davor hören wir einen PAN PAN der Küstenstelle: Es wird noch immer nach einem Schwimmer gesucht, der vor zwei Tagen am Kap in die Strömung geraten ist. Zwei seiner Kollegen konnten gerettet werden. Nun heißt es leider: „Keep sharp look out for a drifting body”.

    Das Kap selbst ist einen lange Sandzunge, die weit ins Meer hinaus reicht. Das lädt ja wirklich zum Baden ein. Allerdings gibt es an dieser Seite von Kassandra Strömungen mit mehr als 1,5 kt (2,7 km/h), das schafft ein Schwimmer nicht lange.

    Unmittelbar beim Kap ist der Sand zu locker, um unseren Anker zu halten. Nach dem vierten Versuch geben wir auf und suchen uns einen Platz ca. 2 Meilen weiter. Da hält der Anker, aber das Schiff steht so komisch da. Der Wind drückt es nach Osten, die Strömung nach Westen, und so stehen wir mit dem Bug nach Norden. Irgendwie schräg. Wir bleiben aber nicht lange alleine, denn ein Fischer legt sich zu uns. Der kennt die Gegend und er lässt sein Schiff einfach langsam driften. Ankern ist zu beschwerlich, hin und wieder den Motor starten ist viel einfacher!

  • Hat das denn nie ein End?

    Letzte technische Vorbereitungen für das Auslaufen in das Seeleben zu Zweit.
    Kleinigkeiten nur, aber …

    Da wär das Drama um die Maststufen:
    Es fehlen ja nur noch drei von insgesamt 21, aber der Aufsatz für den Akkuschrauber ist kaputt. Lefteris bestellt uns einen neuen, den wir sofortnach der Ankunft in der Marina abholen. Schaut gut aus. Das war’s dann aber auch schon. Nach der ersten (!!) Niete hat er bereits das Zeitliche gesegnet. Naja, 4,8 mm Monell Nieten mit einem Edelstahlstift, das ist schon ganz besonderes Zeug. Aber 44 € ausgeben um nur eine Niete zu setzen?!

    Also frag ich mal „meinen“ Rigger Apostolos, den hab ich schon zu Ostern kennengelernt. Sehr kompetent und auch kein Sprachproblem. Er ist in Australien aufgewachsen. Also frag ich ihn, ob denn nicht er die fehlenden 9 Nieten setzen kann. Kostet ihn einen Lacher – in 2 Wochen eventuell. Er und alle seine Kollegen sind zur Zeit komplett ausgelastet. Nicht einmal ein Nietwerkzeug könnte er uns leihen.

    Also Plan B oder ist das schon E oder F? Ich hab da noch eine „riesige“ Nietzange. Die ist schon am Boden eine Qual, aber was bleibt uns übrig? Felix nimmt die Herausforderung an. 11 m über dem Deck hantiert er mit dem unhandlichen Ding und es gelingen ein paar Nieten. Dann geht schon wieder nichts. Beim Zerlegen zeigt sich, dass eine der beiden Greifbacken gebrochen ist.

    Das gibt’s doch nicht!

    Aber: Seefahrer sind Meister im Improvisieren. Diese Backe sieht doch fast genau so aus, wie eine von den kaputten Werkzeugen – einsetzen und schauen ob das geht – funktioniert. Die letzten Stufen kommen auch noch rauf – endlich!

    Ähnlich einfach ist der Tausch der Mastlaterne. 3 Mal muss ich dafür in den Mast steigen. Einmal um zu sehen, dass ein Lampentausch nicht reicht und die Reste der alten Laterne mit Gewalt herunter müssen. Beim zweiten Aufstieg ist der Dremel mit der Schleifscheibe mit, und der große Akkuschrauber. SO kann ich dann den Sockel montieren. Und beim dritten Aufstieg dann endlich den Strom anschließen, Lampe rein und Deckel drauf. Test – geht!
    Jetzt freut mich das Leuchten von oben um so mehr.

    Dann gibt es da auch einen Ikea – eh schon wissen. Nur wegen der Klimaanlage fahren die Damen hin. So lange wie sie dort sind, müssten sie durchgefroren sein. Lieder haben wie wieder ein gut gefülltes Auto mitgebracht. Nicht nur Ikea, zu deren Ehrenrettung, auch Lebensmittel ohne Ende. Jede Ecke des Bootes wird angefüllt. Ich glaub, außer Obst und Brot müssen wir den ganzen Sommer nichts nachkaufen.

    Ach, und dann war da noch die Sache mit der Lichtmaschine.
    Die hat auch nicht getan, was sie sollte. Die hat das eher nur so simuliert. Ein paar Volt und ein paar Ampere hat sie ausgespuckt. Wirklich zu wenig um irgendwas vernünftiges damit zu laden. Da muss aber ein Profi ran. Den konnte mir Annita, meine persönliche Yachtausstatterin, rasch organisieren. Der reißt gleich das ganze Ding aus dem Motorraum und sagt: „Mit etwas Glück, bekommt er sie repariert am Montagabend“.
    Weitere Tage im windlosen und schwülen Hafen – grrrr.

    Aus Montagabend wird dann Montag zu Mittag, und aus den 10 min für den Einbau wird dann eine ganze Stunde. Und dann will der Kerl auch noch Geld: 120 € für das Service und 50 € für seine 1 ½ Stunden Arbeit + Wegzeiten + km Geld und was sonst unseren Handwerkern so einfällt.
    Kann man lassen!

    Dann noch einen letzten Weg zu Annita: Kleinkram und 25 m Seil für einen Bullenstander. Der kommt also an das Ende des Baumes und an die Bugspitze. Das verhindert dann, dass bei schwachem Wind und Welle, der Baum unkontrolliert auf die andere Seite knallt und dabei alles Mögliche zerstört. Der macht auch vor Köpfen nicht Halt, und das muss verhindert werden.

    Und bei jeder Arbeit die man angreift, bei jedem Deckel den man öffnet, springt weitere Arbeit heraus. Die kommt dann aber auf die To Do Liste, des Seefahrers liebster Begleiter – und dort bleibt sie dann auch eine Zeit lang und reift heran.

    Fertig?

    Fertig!

    Und plötzlich befindet sich auf der Salonwand eine kleine Galerie. Sophie hat mir ihrer Sofortbildkamera, ein furchtbar klobiges und hässliches Teil übrigens, im laufe der 2 Wochen Schnappschüsse gemacht. Die besten davon hat sie dann da gelassen.

  • Was wir gelernt haben

    Man könnte diesen ersten Abschnitt der Reise auch als „shake down cruise“ bezeichnen. Dabei geht es darum, auch unter widrigen Umständen alle Systeme des Schiffes durch zu testen, um letzte Schwachstellen zu finden.

    Also, was haben wir gelernt:
    Die wesentliche Schwachstelle sind wir selbst. Wie wir mit dem Schiff umgehen, was wir uns und dem Schiff zutrauen. Philia lässt sich sehr fein dirigieren und zeigt genau, wenn es ihr nicht gut geht. Alle unsere Elektronik funktioniert. Auch das Energiesystem (Batterien, Solar und Windgenerator) funktioniert gut. Aber die Lichtmaschine vom Motor tut nicht was sie soll. Die bekommt also noch ein Service verpasst. Das kostet zwar nicht viel Geld, aber 2 weitere Tage im Hafen.

    Was wir auch gelernt haben ist, das Segeln in Griechenland „nichts“ kostet. In den 12 Tagen in denen wir unterwegs waren, haben wir nur ein einziges Mal eine Hafengebühr bezahlt: 20€. Ankern ist so wie so immer frei, Muringbojen gibt es nicht. Das gibt eine ungeahnte Freiheit.

    Andererseits ist die Kartographie eine Katastrophe. Alle Karten sagen gleich am Anfang, dass sie ungenau sind, noch mit dem Sextanten vermessen. Tiefenmessungen sind großzügig geschätzt und decken sich überhaupt nicht mit unseren Messungen. Nur im Bereich von Häfen sind mehr Messpunkte verzeichnet. Papierkarten von Imray, das Beste was man von Griechenland bekommen kann, sind in einem großen Maßstab und verweisen für die Details auf einen Griechenlandführer vom selben Autor. Das ist eine Schwarte von 3 1/2 Kilo und damit nicht gerade handlich. Aber auch dort sind die Angaben vage, so in der Art: „Links in der Hafeneinfahrt liegt ein Riff, rechts sind Steine knapp unter der Oberfläche. Einfach vorsichtig sein, dann geht das schon – aber nicht in der Nacht“. Man muss also viel mehr auf sich selbst gestellt arbeiten. Auch eine neue Erfahrung.

    Die Sache mit dem Anker hatten wir schon, der Pflugscharanker, der pflügt statt zu halten. Der neue Jambo Anker hängt jetzt am Bug und wartet darauf uns zu beweisen, dass er sein Geld wert ist. Und sonst waren da nur ein paar Kleinigkeiten, die wir aber leicht beheben konnten.

    Also Philia ist fit für die nächsten Wochen, nur wir haben noch keinen Plan, wo es hin gehen soll. Ich, Jörg, würde gerne die östlichen Sporaden bereisen. Das bedeutet aber immer wieder Überfahrten von 40 bis 50 Meilen, also jeweils einen ganzen Tag. Susi würde sich lieber in den westlichen Sporaden und hinter Euböa verstecken und möglichst schnell ins Ionische Meer kommen. Sie hat Bedenken wegen des Meltemi und der damit verbundenen Wellen.

    Das Ionische Meer gilt als windarm, die Ägäis profitiert und leidet unter dem Meltemi. Sie ist sicherlich anspruchsvoller, wir müssen und können mehr lernen. Dafür sind die Inseln aber unberührter und der Yachttourismus ist kaum existent. Das Ionische Meer ist die Verlängerung der Zustände in Kroatien: „Yachties haben Geld, also sollen sie für alles zahlen, und nicht zu wenig, bitte“.

    Wir haben also noch viel zu diskutieren.

  • Zurück nach Thessaloniki

    Der Rückweg beginnt wieder recht heiß, weil unter Motor. Das bedeutet für uns immer, dass die Luft an Bord steht, weil es meist keinen Wind, oder noch schlimmer, wenig Wind von hinten gibt. Da regt sich dann kein Lüftchen und wir verkriechen uns soweit wie möglich in den Schatten. Steuern ist langweilig, das macht dann der Autopilot, aber selbst der arbeitet nur sehr wenig. Dafür fahren wir viel näher an der Küste entlang und sehen die vielen Buchten mit Sandstränden und den unvermeidbaren Touristenröstereien.

    Erst am Nachmittag kommt ein wenig Wind auf, den wir sofort nützen. Geduldig schleichen wir dahin, bekommen am Südost Ende von Stifonia mehr Wind, den aber auf die Nase. Also aufkreuzen und den ausklingenden Tag genießen.

    Im Kolpos Kuofos versuchen wir vor dem Ort zu ankern. Es bleibt beim Versuch, genauer bei 4 Versuchen. Weil uns das Tageslicht ausgeht, es ist schon nach  9 Uhr, flüchten wir in die Südbucht, wo wir das einzige Schiff sind. Auch da brauchen wir 3 Versuche, bist der Haken hält. So kann das nicht weiter gehen! Ein neuer Anker muss her.

    Wir wissen auch schon welchen. Aus der Zeit auf der BlueC kennen wir die Qualitäten des Jambo Ankers. Ein furchterregendes Stück Eisen mit scharfen Spitzen und so gar keinem klassischen Ankeraussehen. Aber das Ding hält, runter und fertig. Das haben wir schon öfter erlebt, in Gewitterböen mit 60 kt (>100 km/h) oder in Boranächten mit 40 kt (70 km/h). So ein Ding muss her.

    Und der kommt auch. Der Hersteller schafft es, den neuen 22 kg schweren Anker in nur 36 h von Bayern nach Thessaloniki zu bringen. Naja, also UPS hilft ihm dabei. Der neue wird sofort montiert, und wir sind gespannt, wie er sich bewähren wird.

    Wir haben aber noch einen weiten Weg zurückzulegen. Zuerst einen Zwischenstopp im Hafen von Nea Moudina. Da ist Platz zwischen mehreren Dufours, da passen wir gut dazu. Am nächsten Morgen begrüßt und 20 kt Wind, aus der richtigen Richtung. Raus mit der Genua und über das Meer fliegen.

    Aber eigentlich wollen wir am Ende des Tages wollen wir durch einen engen Kanal, der durch die engste Stelle von Kassandra geschnitten ist. Die Anfahrten neigen auf beiden Seiten zum Versanden, da nähert man sich lieber vorsichtig. Aber bei 20 kt Rückenwind?? Da läuft das Schiff schon ohne Segel mit 3 kt auf die Küste zu. Schlechte Karten, wenn was unvorhergesehenes passiert.
    Wir haben Glück und der Wind nimmt ab, mehr noch, er dreht sich um 180°. So ist die Einfahrt einfacher zu meistern. Spannend ist es aber allemal: der Kanal ist kaum 30 m breit, im Fahrwasser 3 m tief und zum Drüberstreuen gibt es da noch eine Brücke mit einer Durchfahrthöhe von 17 m. Und die Einfahrt will verdient werden. Ohne Hinweise wo der ausgebaggerte Bereich ist tastet man sich durch immer flacher werdendes Wasser. Kurz vor dem Kanal haben wir dann nur mehr 90 cm Wasser unter dem Kiel.

    Wie hoch war nochmal unser Schiff? In den Papieren steht Masthöhe 15 m, dann noch die Funkantenne dazu, also einen Meter höher. Na, das wird eine enge Kiste. Selbst die Fischer am Ufer bekommen große Augen als wir Segler daher kommen, und deuten auf den Mast und die Brücke. Es geht sich aber alles gut aus. Nur eine Stunde später werfen wir den Anker vor einem Hafen und genießen die Pause.

    Der letzte Tag zurück nach Thessaloniki bringt wieder Segeln vom Feinsten. 10-14 kt Wind auf die Nase gute Welle, so um die 1,5 m. Da macht Segeln echt Spaß. Am Nachmittag nimmt der Wind ab, die Wellen beruhigen sich und die Philia zieht schurgerade ihre Bahn. Sie fährt einfach. Steuern ist kaum nötig. Ein toller Abschluss.

    Nach 275 Meilen (510 km), davon 67% unter Segeln sind wir wieder zurück. Am Freitag werden die letzten Maststufen montiert – was aufwändiger war als zunächst vermutet – und die Kinder packen ihre Sachen. Solange das Auto noch da ist, wird neuer Proviant herbei geschafft. Magdalena meinte dann, dass das auch bis in die Karibik reichen könnte.

    Aber da wollen wir gar nicht hin.

  • Einmal Paradies und zurück

    Stimmt! Kolpos Kuofos ist wirklich schön. Die Einfahrt geht zwischen hohen und steilen Felsen durch, ist aber mehr als 50 m tief – also sehr einfach. Im Süden der Bucht gibt es einen Ankergrund vor einer Lagune. Im Norden liegt der Ort mit Anlegestellen und einem weiteren Ankerfeld. Rundum alles grün, felsige Hügel auf der einen Seite, Wald auf der anderen. Durch die Lage an der Südspitze von Sithonias, ist es den „Landtouristen“ zu weit, um hier her zu kommen. Die wenigen die da sind, stören kaum.

    Bei so einem tollen Ankerplatz, könnte man meinen, dass die Boote dicht an dicht liegen. Wir haben also nachgezählt: Im Süden waren es 4, im Norden 7. Ein paar wenige hatten dann noch einen Platz an der Mole ergattert. Kein Vergleich mit dem, was wir aus Kroatien kennen.

    Da bleiben wir – vorerst.

    Entspannen, lesen, schwimmen. Susi und ich probieren das Dinghi (Schlauchboot) aus, natürlich samt Motor. Der springt an, als hätte er drauf gewartet, dabei hat er jetzt 10 Monate unter einer Stoffhaube überwintert. Mich freut’s. Im Ort legen wir das Dinghi auf einen Sandstrand, binden eher symbolisch eine Leine an eine Mauer und ziehen los. Netter Ort, nette Lokale, nette und auch kuriose Schiffe aller Größen und Arten. Am weg zurück funken wir mit den neuen Handfunke die Philia an. „Sollen wir Euch aus dem Supermarkt was mitbringen?“. Wobei so super sind diese Märkte nicht. Winzig klein, wenig Angebot, eher so Garagen oder Hütten mit Lebensmittelverkauf. Die Bestellung kommt klar, deutlich und einfach – „Eis“. Die Sorten werden dann am Funk verhandelt, während wir vor der Eistruhe stehen. Auf der Fahrt zurück zum Schiff, wird er Motor dann etwas mehr gefordert – wegen dem Eis natürlich.

    Das Abendessen gibt’s sehr griechisch im Ort. Den Weg hin machen wir mit 2 Fahrten, den zurück mit nur einer – geht ja auch, wenn man sich traut!

    Food Porn vom Feinsten – muss auch einmal sein 🙂

    Am nächsten Tag beginnen die Arbeiten an den Maststufen. Die sollen in den kommenden 2 Wochen bis hinauf zur Mastspitze reichen. Es fehlen also noch 20 Stufen, aber die „Kinder“ nehmen die Herausforderung an.

    Was sind Maststufen?
    Das sind Trittstufen, die in passenden Abständen an den Mast genietet werden und Arbeiten am Mast massiv erleichtern. Der Mast wird so zu einer Art Leiter, eine sehr steile, weil senkrechte und 13 m hohe Leiter. Klar, dass wir uns da nach allen Regeln des Sportkletterns sichern. Es soll ja nichts passieren. 15 m über dem Wasser was zu reparieren, ist schon aufregend genug.

    Nach 3 Tagen in Koufos ziehen wir weiter Diasporos ist das Ziel und wir sollten 1 ½ Tage bis dahin brauchen. Nahezu kein Wind und vieles unter Motor. Kurz vor der Einfahrt zu Diasporos bekommen wir besonderen Besuch. Die ganze Zeit schon ist uns aufgefallen, dass immer wieder Schwärme von größeren Fischen (Brassen?) aus dem Wasser springen. Und wo das passiert sind Räuber nicht weit. Bald bekommen wir sie mit ihren charakteristischen sichelförmigen Flossen zu sehen: Delphine!

    Aufregung an Deck, alle stürzen an die Reeling um nur ja einen guten Blick zu erhaschen. Wäre aber gar nicht notwendig gewesen. Die Delphine sind nämlich genauso neugierig wie wir, und auch sie wollen uns sehen. So begleiten sie uns über mehr als 10 min, mal etwas „weiter“ weg, also ca. 10 m, später dann auch unmittelbar vor unserem Bug. Drei sind es, die sich da präsentieren. Unglaublich, so nahe!
    Susi ist ganz happy, ein Lebenstraum geht in Erfüllung.

    Dann, Diaporos, das kann aber auch was. Diaporos ist eine vorgelagerte Insel mit einem großen, recht flachen und sandigen Grund zwischen der Insel und dem Festland. Sandgrund schimmert immer türkis grün. Karibik-Gefühle kommen auf. Wir suchen uns einen Ankerplatz, mit Tricks hält er diesmal, und springen ins Wasser. Der Strand ist wirklich besonders, fast kitschig.

    Auch da bleiben wir und genießen den Tag ausgiebig.
    Spannend wird es in der Nacht: Also eigentlich verlangen die internationalen Regeln, dass ein Schiff in der Nacht eine weiße Rundumleuchte führt, bevorzugt an der Mastspitze. Hier bekommen wir die ganze Fantasie der griechischen Seefahrer zu sehen: völlige Dunkelheit, oranges Blinken, 2 Fahrradrückichter hinten und vorne, glitzerndes Blitzen – nur weißes Toplicht gibt es keines!

    In der Früh können wir uns kaum losreißen und so wird es Mittag, bis der Anker hoch kommt.

  • Urlaub bei Kassandra

    Wir wachen durch die Geräusche des Windes im Mast und den Wanten auf. 20 kt Wind (ca. 35 km/h), ist schon ganz nett. Aus den Betten gesprungen, Anker hoch, Genua zu ¾ ausgerollt und los geht’s. Das Frühstück gibt es dann „ambulant“ also während der Fahrt. Zwar jeder für sich, aber um nichts weniger üppig. Man gönnt sich ja sonst nichts.

    Wild entschlossen, zu allem bereit.

    In rauschender Fahrt vor dem Wind geht es zunächst der Küste entlang. Der Wind nimmt ein wenig ab und wir werden mutiger: wie beschließen den direkten Weg zum Kap Kassandra zu nehmen. Immerhin 7 Meilen (12 km) kommen wir von der Küste weg. Zunächst sind wir noch mit den nachlaufenden Wellen beschäftigt. Sie sind knapp über 1 Meter hoch und kommen, wie so oft, von schräg hinten. Das gibt immer eine nette Schaukelei.

    Plötzlich schreit das Funkgerät einen Notmeldung hinaus: Am Kap Kassadra sind gestern 3 Männer schwimmen gegangen und haben nicht auf die Strömung geachtet. Die kann was in der Gegend! Als wir dort sind, messen wir fast 2 kt (3,6 km/h) ablandigen Strom. Als Schimmer ist man da auf verlorenem Posten. Einer der drei wurde von einem Surfer gerettet, ein anderer wurde nach 19 (!!) Stunden von einem Fischer entdeckt und hat auch überlebt. Um den dritten dreht sich der Funkspruch: „You are traveling in the area of a search and rescue operation. Keep sharp outlook. There is a man over board situation”. Sehr nette Umschreibung für: “Bitte haltet die Augen offen. Irgendwo da treibt ein ertrunkener Schwimmer“. Zum Glück ist der Funkspruch nicht an uns gerichtet, aber betroffen macht das schon.

    Das Kap selbst ist eine lange flache Sandzunge. Ein sehr beliebter Badeplatz, wie wir schon von weitem sehen. Eigentlich wäre es nett, gleich nach dem Kap zu ankern. Finden wir, der Anker, ein Pflugscharanker, macht seinem Namen alle Ehre: Er durchpflügt den Sand und die Seegraswiese. Halte, das tu er nicht! Erst nach dem vierten Versuch geben wir auf und fahren die Küste ein Stück weiter. Kurz nach einem felsigen Abschnitt werfen wir erneut den Anker ins Wasser. Hier hält er und gut für diese Nacht fest. Seltsam ist nur, dass Wind und Strömung in genau entgegensetzte Richtung stehen. Philia wählt den Mittelweg, und stellt sich quer zu Wind UND Strömung. Auch einen neue Erfahrung, wenn die Zwiebelschalen zuerst nach links fliegen und, sobald sie im Wasser liegen, wieder nach rechts an uns vorbei treiben. An der Stelle messen wir 1,2 kt (2 km/h) Strömung. Natürlich aus der Richtung, in die wir fahren wollen.

    Am nächsten Morgen geht es bei wenig Wind und mit viel Geduld an der Südküste von Kassandra entlang. Eigentlich wollten wir zur Südspitze von Sithonias, das ist der mittlere Finger von Chalkidiki. Das wird sich bei dem Tempo wohl nicht ausgehen. So planen wir schon einen weiteren Stopp auf Kassandra.

    Doch da, am Kap, haben wir plötzlich 10 Knoten Wind, der uns auf 5 Knoten beschleunigt. Mit der Höchstgeschwindigkeit des Tages nehmen wir Kurs auf Kolpos Kuofos. Kolpos heißt Bucht. Diese ist als „schönster Naturhafen des Mittelmeeres“ beschrieben.
    Naja, ob das stimmt?

    … und für die Bildungshungrigen: Wer war Kassandra?