Kategorie: Reise

Unterwegs

  • Leros

    In den nächsten Tagen ist wieder Wind angesagt. Das heißt, wir wollen uns einerseits verstecken, andererseits aber auch näher an Kos heranrücken – die Kinder kommen. Was sich anbietet ist die große Bucht von Laki auf Leros. Dort gibt es immerhin 2 Marinas und einen Fährhafen, wahrscheinlich nicht ohne Grund.

    Im Norden von Leros, in der Nähe vom Flughafen, gäbe es auch noch eine sehr windsichere Bucht, aber die soll nicht wirklich sauber sein. Gut umschlossene Buchten haben eben keinen guten Wasseraustausch. Alles kann man nicht haben. Aber als Plan B, falls der Wind früher einsetzt, ist das eine gute Option.

    Aber der Wind meint es gut mit uns: 12 kt Rückenwind, das ist ganz einfaches Segeln. Nur die Genua ausrollen, und sich vom Wind durch das Wasser ziehen lassen. Philia liegt dabei ganz ruhig und flach im Wasser, das Segel zieht am Bug und stabilisiert damit sogar noch das Boot. Die Wellen laufen uns zwar nach, aber auch wir laufen ihnen davon. So überholt uns nur hin und wieder eine Welle von hinten und bringt uns ein wenig ins Schaukelt – sonst wäre die Fahrt ja all zu langweilig.

    Um ½ 9 ziehen wir unseren Anker aus dem Sand und sind schon um ½ 12 in der breiten und langen Einfahrt zur Bucht von Laki. Wir wissen, dass sich rund um die Marinas der ganze Schiffsverkehr abspielt, aber sich da mitten hinein zu setzten ist nicht so unsere Sache. Lieber suchen wir eine der Buchten, die sich am Weg zum Hafen aneinander reihen.

    Schon die erste gefällt Susi. Schlagendes Kriterium: eine Höhle, da kann man sicher was entdecken. Außerdem sind nur 2 Schiffe da. Ein Italiener, der finster schaut, als wir vor ihm ankern, und ein Engländer, Marycya heißt sein Schiff, dem wir völlig egal sind. Also Anker hinein und zufrieden sein.

    Hin und wieder kommt ein Segler vorbei, ganz selten ein Schiff der Frontex, lustiger Weise eines der Deutschen Marine und nur ein Mal am Tag die große Fähre. Nur die ganz großen Schiffe, machen unangenehme Wellen, der Rest ist nicht zu spüren.

    Auf der anderen Seite der Bucht die Überreste eines italienischen Marinestützpunktes und darüber ein – was ist das eigentlich? Der erste Eindruck deutet auf eine moderne Firma hin. Lauter gleich graue Gebäude, regelmäßig angeordnet, recht neu. Mit dem Fernglas erkennen wir einen hohen Zaun, der vielleicht von Stacheldraht gekrönt ist. In der Nacht wird der Zaun, der doppelte Zaun sogar noch von Laternen hell erleuchtet.

    Weit weg von der lokalen Bevölkerung und doppelt umzäunt, das UNHCR Flüchtlingslager in Leros

    Dann würde das eher ein Gefängnis sein? Aber ein Container-Gefängnis? Passt auch nicht. Susi bemüht das Internet und findet: Flüchtlingslager. Sehr streng geführt, Leibesvisitation beim Verlassen und Betreten, weit außerhalb vom Ort. Die Kinder, die in die örtliche Schule gehen, werden also 2x täglich kontrolliert, ob sie eh nichts hinaus oder hinein schmuggeln. Je nach Fall und Aktenlage, bleiben die Leute für 2 Wochen oder 1 ½ Jahre hier. Für viele geht es dann zurück ins Herkunftsland. Das ganze Geld für die Schlepper, die Gefahren der Reise, alle Entbehrungen und Hoffnungen auf ein Leben ohne Angst – alles umsonst!

    Eine schöne Gegend, aber kein schöner Ort.

    Erst am dritten Tag beschließen wir unsere Eremitage zu verlassen und mit dem Dinghi in den Ort zu fahren. Eigentlich geht es nur um Milch und Brot. Ich nehme meinen wasserdichten Seesack mit. Der hat ca. 20 Liter Volumen und das begrenzt die spontanen Einkäufe. Es gibt immer was zu entdecken, auf das wir Lust haben oder das in unseren Vorräten vielleicht fehlt. Wobei, Philia ist so vollgestopft, wir könnten sicherlich ein Monat von den Vorräten gut leben. Eine Atlantiküberquerung dauert auch nicht länger 😉.

    Kurz vor dem Ort ist ein kleiner Strand, nix besonderes, aber offensichtlich bei den Griechen als Abendausflug beliebt. Dort lassen wir unser Dinghi und wandern in die „Stadt“. Die beiden Marinas, an einer müssen wir entlang gehen, sind dicht gefüllt. Im Hafen  davor ankern sicher auch noch einmal 25 Schiffe. Andererseits gibt die Stadt so überhaupt nichts her. Sie ist von den Italienern „künstlich“ angelegt, also neu geschaffen, so rund um 1930 war das. Moderne Häuser, die überall stehen könnten, keinerlei Ortszentrum, entlang der breiten Hafenstraße ein paar Kaffees, Restaurants und – ein Theater oder Kino. Im Stil passt es zum Film Cinema Paradiso, und ist natürlich verschlossen. Da war bestimmt schon länger nichts mehr los.

    Wir finden einen Supermarkt wo wir Milch und Brot kaufen wollen – und mit einem gefüllten Seesack wieder abziehen. Ich glaube wir haben es noch nie geschafft, von unserem Kühlschrank den Boden zu sehen. Im Gegenteil, wir sind schon froh, dass der Deckel wieder zu geht. Dabei ist das Ding nicht klein, der hat ein Volumen von 150 Litern!! Aber es kommen doch bald – also in 2 Wochen – die Kinder  ….

    Gleich hinter dem Supermarkt ist ein Marine Tandler, Chandler heißt das offiziell. Der Pendelt zwischen Farben und Lacken, Zubehör für Sanitärinstallationen, Tauen und Klebstoffen für die Reparatur von Schlauchbooten. Genau deshalb sind wir hier. Unser Dinghi hat den Schaden von Zakynthos im Vorjahr nicht ganz überwunden und muss nochmals in die Reparatur. Der Kleber kostet 12 € der Härter dazu 4, und 2 große Flecken PVC für die Reparatur 7 €. Warum steht dann auf der Rechnung 134 €? Ach ja, diese Nebeneinkäufe: Taue kann man immer brauchen, ein paar Schäkel, dies und das.

    Am Weg zurück sehen wir am Steg ein älteres Paar, dass sich aus seinem Beiboot müht. Er hebt einen Rollstuhl an Land und breitet einen roten Teppich aus. Sie windet sich aus dem Boot und hockt nun am Teppich. „Do you need any assistance?“
    Und das war dann der Beginn eines wunderbaren Abends mit Rory und Judy aus Australien. Beide hoch in den 70ern. Judy hatte eine schwierige Rückenmarksoperation, bei der ihr ein Nerv durchtrennt wurde – so als Kollateralschaden. Jetzt kann sie halt nicht mehr gehen. Aber am Segelboot geht das gut, da kann sie sich immer wo anhalten und abstützen. Rory fährt seine 44er Janneau halt „single handed“, da im Judy keine Hilfe mehr ist. Aber all das hält sie nicht davon ab, ihre Sommer in Europa auf dem Segelboot zu verbringen. Rory war in der Entwicklung des GPS Systems mit dabei, das gab es also nicht schon zu Kolumbus Zeiten. Judy war Mathelehrerin und hat erkannt, dass man mit Häusern in Perth gutes Geld machen kann. So viel, dass sich Rory mit 48 aus dem geregelten Berufsleben zurückziehen konnte. Dann hat er sich halt um seine Häuser gekümmert – und die Mieteinnahmen gezählt.

    Das alles erzählen sie uns in einem kleinen, ja eigentlich fast ein Fast Food Restaurant, direkt an der Hafenmauer. Mixed Gyros für 2 Personen um sagenhafte 10 €. Und wir plaudern, und es wird finster. Erst kurz vor 10 trennen wir uns. Die Beiden habe nur ein kurzes Stück zum Schiff und sind sicher früher da, als wir bei unserem Dinghi. Das liegt noch immer brav am Strand. Es gibt hier sowas wie Respekt vor Schiffen und Booten aller Art. Ich hab noch nicht gehört, dass da in Griechenland was passiert wäre.

    Jetzt haben wir aber ein Problem zu lösen: Philia liegt fast eine Meile entfernt, dazwischen etliche verankerte Segelschiffe und eine offene Bucht, aus der der Wind blasen kann. Außerdem versteckt sich Philia in der Dunkelheit. Am Nachmittag haben wir nicht daran gedacht, die Beleuchtung von Philia einzuschalten. Wir wollten ja viel früher zurück sein. Wenigstens haben wir den Reservekanister mit Benzin mit dabei.

    Schon spannend so, selbts unbeleuchtet (!), durch die dunkle Nacht zu fahren. Wo waren die Felsen vor dem Kap, wo ist die Bucht in der Philia liegt, welche Schiffe waren da davor und können uns zur Orientierung dienen. Das einzige Erkennungszeichen von Philia ist, dass unter dem Bimini eine Lichterkette hängt, die sich am Abend selbst einschaltet. Aber wenn Philia uns gerade den Bug zeigt, nützt das auch nichts.

    Da ist ein Schiff mit Licht unter dem Bimini, das nehmen wir! Nein doch nicht, das wäre zumindest Hausfriedensbruch gewesen – doch nicht Philia. Aber dort, weiter hinten schimmert schwach eine weitere Bimini Beleuchtung. Ja, die Schemen passen zu Philia. Wir haben sie gefunden. Jetzt noch die Einkäufe trocken ins Schiff bekommen und den Abend ausklingen lassen.

    Ein bisschen Sterne schauen oder so und den Tag revuepassieren zu lassen. Erstaunlich wie sich so ein Tag entwickelt und mit welchen Menschen man plötzlich interessante Gespräche führt und dabei in deren Welten eintaucht.

    Auch das macht Langzeitsegeln besonders.

  • Dodekanes

    Südlich von Samos beginnt der Dodekanes. Dodeka heißt Zwölf, also zwölf (größere) Insel zwischen Samos und Rodos. Die meisten der Inseln sind klein, nur wenig bewohnt, aber mit vielen kleinen Buchten. Da einfach durch zu fahren, wird dem Dodekanes einfach nicht gerecht. Wir haben Schifferlfahrer getroffen, die mehrere Saisonen hier unterwegs waren.

    Schnell noch die Wäsche trocknen. Draußen ist zu viel Wind

    Wir wollen zunächst einmal nur einen keinen Schritt nach Süden, weil der Wind gerade passt. Arki liegt da am Weg – oder Lipsi. Mal sehen, was der Wind mit uns macht. Da der Wind heute ausnahmsweise etwas weniger macht, haben viele die Idee, heute los zu fahren.

    Marathokampos verschwindet im Dunst

    So zum Beispiel POLA, ein italienischer 41 ft Katamaran. Als unser Hafennachbarn haben wir deren Basilikum über die einwöchige Abwesenheit der Crew hinweg gerettet. POLA fährt heute nach Süden, so wie wir, hat aber ½ Stunde vor uns abgelegt. So fährt sie eine Meile vor uns. Lustiger Weise macht sie nicht mehr Fahrt als wir, obwohl bestes Katamaran-Wetter herrscht: 15 kt raumer Wind, also von hinten, und das können Katamarane besonders gut. Irgendwie kommt uns vor, dass sie mit angezogener Handbremse unterwegs sind. Die Segel sind ganz dicht genommen, statt sie weit nach außen zu lassen.

    Kurz vor Lipsi. Im Hintergrund kann man schon Leros erkennen. Die Distanzen sind kurz, im Dodekanes

    Später erfahren wird, dass sie Probleme mit ihrer Windmessanlage hatten. Die ist für Katamarane aber überlebenswichtig, da sie nur durch rechtzeitigtes Reffen (= verkleinern der Segelfläche) vor einer finalen Kenterung bewahrt werden.

    Für uns ist die Fahrt nach Süden eine Freude: angenehmer Wind, wenig Wellen, rasche Fahrt. So rasch, dass wir beschließen, gleich nach Lipsi weiterzufahren. Da gibt es ganz im Osten ein paar kleine Inseln, die einer Bucht vorgelagert sind, und in dieser Bucht, Ormos Koloura,  wollen wir endlich wieder einmal nur entspannen.

    Der Weg dahin ist aber speziell. In unseren elektronischen Karten steht: „Beware: There is no official chart of this area. The plan has been completed mainly with the help of local fisherman”  Na, das past ja prima. Da hat also irgendjemand irgendwelche Fischer befragt, wie die Inseln aussehen, wie die Wassertiefen sind wird geschätzt und die Riffe beruhen auf Fabeln und Märchen. Erstaunlicher Weise ist das aber das Beste an Information was man da bekommen kann. Die Einheimischen kennen die Gegend eh, die Anderen sollen halt aufpassen!

    Irgendwo da lauern die Steine auf Dich

    Also frohen Mutes hinein ins Getümmel. Wir suchen uns das tiefste und breiteste Fahrwasser, fahren langsam unter Motor und haben permanent ein Aug am Tiefenmesser und das andere am Wasser. Da zeigen nämlich die Farben an, ob es da seicht ist. Da wechselt die Farbe von dunkelblau auf türkis. Damit es aber nicht so einfach ist, kann im Türkisen was bräunliches sein, das sind oft Felsen mit Bewuchs, oder wieder dunkle Flecken. Zu früh gefreut, das sind nicht tiefe Stellen, sondern Seegrasfelder im seichten Wasser. Naja, wer hat gesagt, dass das einfach ist.

    Schon schön, aber … !!!

    In der Bucht suchen wir uns eine nette Stelle, ein paar andere Boote sind auch schon da. Da sich Segler im Allgemeinen zu benehmen wissen, bleibt es angenehm ruhig. Blöd sind Flottillenfahrten, die den Abschiedsabend feiern oder aber Superyachten, die ihr Spielzeug ausführen müssen: Jet Skies toben da für 15 min durch die Bucht, dann diese elektrischen Surfboards, die über dem Wasser schweben, oder sich mit dem Scooter durch das Wasser ziehen lassen. Hin und wieder muss jemand Wasserski fahren oder auf so einem Aufblassessel das Gehirn durchgerüttelt bekommen. Zum Schluss wird noch 2x über die Wasserrutsche vom Oberdeck ins Wasser gerauscht. Dann wird am Achterdeck das Champagner Häppchen serviert und in der Bucht kehrt wieder Ruhe ein.

    Heute kommt aber keine Superyacht vorbei und es ist herrlich entspannend, einfach am Heck ins kristallklare Wasser zu steigen und einen Tag zu genießen.

    Was heißt einen Tag – wir bleiben zwei!

  • Duo III

    nur zur Unterteilung des Menues

  • Duo II

    nur zur Unterteilung des Menues

  • Marathokampos

    Für einen längeren Hafenaufenthalt gibt es immer mehrere Gründe:

    1. Wir wollen Freunde und Bekannte treffen.
    2. Susi’s Schwester kommt in ein paar Tagen für zwei Wochen auf Urlaub.
    3. Ich warte auf vier Pakete von drei Lieferanten mit Ersatzteilen, damit ich endlich was zum Basteln habe.
    4. Ein bisschen Pause tut auch gut.

    Bei uns trifft A bis D zu.
    Damit wir mobil sind, leihen wir uns einen Motorroller. Der reicht für uns und diese Insel. Natürlich müssen wir zuerst bei Despina und Gougulla in Balos vorbeischauen. Und bei Tia und ihrem Strand. Dort bleiben wir auch auf zwei Liegen im Schatten, und lassen den Tag vergehen.

    Und wofür brauch ich meine Geschenkpakete?
    Die Wasserhähne in Bad und Küche sind nicht mehr ganz dicht. Nach 22 Jahren bekommen wir sicher keine Ersatzteile mehr. Daher setzen wir auf Neues. Es sind ja nur 3 Verschraubungen zu öffnen und wieder anzuschließen. Kann also eigentlich in wenigen Minuten geschehen sein – meint man. Die Öffnung, in die man hinein muss, ist aber kaum 35 cm breit und natürlich muss man sich verrenken, sieht die eigentliche Arbeitsstelle nicht und es ist heiß wie Sau. Außerdem sind Schrauben, die seit 22 Jahren fest sind, wirklich fest – und alles im Knien.

    Naja, für den Wasserhahn in der Küche brauch ich zwei Stunden. Der im Bad ist aber eine andere Nummer: Unter dem Waschtisch ist eine Öffnung so 30 x 40 cm und seitlich vom Waschbecken ist der Mischhahn und der Wasserhahn/Brausekopf montiert. Nicht dass man glaubt „freie Fahrt für den Handwerker“! In dem Loch wohnt nämlich schon wer: 2 Wasserpumpen samt Schläuchen und elektrischen Anschlüssen, zwei Heizungsrohre und natürlich die Leitungen, die man für den Wasserhahn braucht. Also insgesamt eher etwas beengt, könnte man sagen. Dass dann der Wasserhahn mit Befestigung und Anschlüssen schlicht eine Fehlkonstruktion ist, die man kaum montieren kann, macht die Sache nicht einfacher. Prompt geht mir eine wichtige Schraube verloren. Die wohnt jetzt zwischen dem Boden der Nasszelle und der Rumpfschale. Ich muss mir also noch was einfallen lassen. Wenigstens sind die Anschlüsse alle dicht.

    Eine ganz andere Nummer ist unser Boiler. Mein Bruder Martin hatte ja die gute Idee, meinen überschüssigen Strom für die Bereitung von Warmwasser zu verwenden. Im Prinzip ja nicht schlecht. ABER: Der Boiler funktioniert im Augenblick nicht richtig und den elektrischen Heizstab mit seinen 1200 W kann ich von meinen Bordbatterien nicht betreiben. Es gibt aber Abhilfe: Es gibt den Heizstab auch mit 500 W. Dann dauert das Aufheizen länger, aber meine Batterien und der Inverter können das liefern.

    Den Heizstab kann ich in Bremen bestellen, in 7 Tagen ist er da. So weit, so gut. Der hat aber eine riesige Mutter, zu der man mit einer Rohrzange nicht dazu kommt. Es muss also ein Steckschlüssel her – aber welcher. Ich versuche das zu messen und vermute, dass es einer mit Schlüsselweite 52 mm ist. Kann man auch bestellen, bei Amazon, kommt in 5 Tagen.

    Sobald beide Teile bei mir sind, kommt die böse Überraschung: 54 mm wären es gewesen. Was also tun? Messing abfeilen oder Werkzeugstahl abschleifen? OK, Messing. Dauert ein Weilchen aber dann passt die Mutter in den Steckschlüssel. Aber halt: Der Heizstab, der noch im Boiler steckt, der braucht ja immer noch 54 mm – sh_t. Wo bekomme ich einen solchen Steckschlüssel her?

    Ah, der Eigner der Marina hat in Karlovassi eine Werft und ist mit Werkzeug gut ausgesattet. Ich fahre also mit dem Moped hin und treffe Aris. Die Werkstatt ist eine recht wilde Werkstatt – alles ist da, aber wo genau. Nach ein paar Minuten Suche finden wir einen 55er Schlüssel und einen alten Heizstab, an dem wir gleich sehen, dass der Schlüssel passt. Rasch wieder zurück zu Philia.

    Mit etwas Überredung kommt der alte Heizstab etwas unwillig und völlig verkalkt ans Tageslicht. Die Opferanode gibt es schon lange nicht mehr. Von der existiert nur noch ein brauner Katzenschiss. 7 Jahre hat der Heizstab gedient. Wie oft der tatsächlich eingeschaltet war, weiß niemand.

    Wenn der Boiler schon offen ist, sollte man ich auch gleich entkalken. Das geht mit Zitronensäure und die gibt’s im gut sortierten Lebensmittelhandel. Die Griechen brauchen sie, für das Einlegen von Oliven. Das Zeug muss also auf die Philia geholt werden. Jetzt kann ich meinen 25 lit. Boiler nicht so einfach anfüllen, denn der liegt ja waagrecht. Aber bis zur Öffnung geht’s. Immer wenn ich einen Liter Säure eingefüllt habe, kontrolliere ich mit dem Endoskop, wie hoch der Flüssigkeitsspiegel schon steht und ob alle verkalkten Teile auch in der Säure gebadet werden.

    Wenn das fertig ist, den Boiler entleeren – ich kann das in die Bilge ablaufen lassen und abpumpen – und den Heizstab einsetzen. Dann noch füllen und schauen ob alles Dicht ist. Ist es. Die Aktion hat einen ganzen Tag gedauert, bis hier her.
    Am Abend heize ich den Boiler auf – und wundere mich, dass auf einmal die Bilgepumpe anspringt. Im Bad alles dicht, aber ich hör ein Tröpfeln und Gluckern. Shit, der Boiler rinnt, aber wie!

    Also schnell wieder alles auseinanderreißen – nicht, dass der leicht zugänglich ist. Heizstab raus und Fehler entdeckt: Das Ding wird mit 2 verschiedenen Dichtungen geliefert. Ich hab die gleiche genommen, die der alte hatte. War halt die falsche! Den O-Ring aufstecken, Heizstab reindrehen, Boiler auffüllen – dicht, Boiler aufheizen – noch immer dicht.

    Fertig

    Was hab ich gemacht:
    Einen Heizstab heraus, den neuen wieder hinein gedreht und einen elektrischen Schalter montiert. Dauer 3 Tage!

    Arbeiten am Boot dauern halt manchmal etwas länger.

    Zum Ausgleich gönnen wir uns einen Badetag in Samiopoula. Das ist eine Insel bei Samos, mit einem kleinen Sandstrand, glasklarem grünlichen Wasser und ganz viel Nichts. Der richtige Ort, um einfach einmal wieder die Seele baumeln zu lassen.

    Man gönnt sich ja sonst nichts.

    PS.: Das Drama um den Boiler hatte noch kein Ende. Ein Eckstück der Verrohrung hat im Zuge der Arbeiten gelitten und wurde 3 Wochen nach der Boiler Reparatur undicht. Wieder ein Getröpfel und ein paar Stunden im Knien.

    Hört das denn nie auf?

    Ja, sobald Du das Schiff verkaufst.

  • Rüber nach Samos

    Heute geht es weiter – nach Samos! Der Wetterbericht spricht Gutes: Westwind, ganz was seltenes in dieser Jahreszeit, und der sogar in der Straße zwischen Ikaria und Samos. Das wird schnell, das wird bequem – glaubt man.

    Als wir ablegen, ist die Luft ruhig wie in einer Kirche, da segelt es sich bekanntlich schlecht. Also bleibt der Motor an, während wir nach Osten zuckeln. Fast 2 Stunden geht das so, bis wir unsere Genua setzen können.

    Wir sind da gerade in der Gegend des Flughafens, als die Wolken im Westen immer dunkler werden. Kommt er jetzt, der Wind? Seltsam ist, dass ein paar Regenschleier aus den Wolker herab hängen. Davon war bisher nicht die Rede – und es sieht bedrohlich aus. Also lieber einmal die Genua verkleinern.

    Gerade rechtzeitig! Aus 8 kt werden innerhalb von Minuten 38 kt! Die Genua ist klein wie schon lange nicht. Dafür sind Susis Augen groß. „Fast 40 kt, was sollen wir tun?!?“

    „Weiter segeln“, eine andere Option gibt es nicht. Durch meine Überfahrt nach Limnos, weiß ich wie sich Philia bei diesen Bedingungen benimmt, was der Autopilot kann. Trotzdem fahre ich einmal selbst. Der Wind legt die Gischt in weiße Streifen und reißt gelegentlich Wasser in die Luft. Nicht lustig, auch wenn die Welle noch sehr klein ist. Bis sich hohe, richtig hohe Wellen aufbauen, dauert das mehrere Stunden, und bis dahin ist der Wind sicherlich abgeflaut.

    Susi beruhigt sich und ich kann sie ans Steuer locken. Wenn sie das Steuer in der Hand hält, dann hat sie auch die Situation im Griff. Das gibt ihr das Gefühl die ganze Sache zu beherrschen – was sie ja auch tut – und das wiederum beruhigt die Nerven. So zischen wir mit 6 kt dahin. Mehr wollen wir nicht, die Genua bleibt klein.

    Wie lange das so bleibt? Ich weiß nicht, die Strecke nach Samos ist ca. 14 Meilen, das wären also gut zwei Stunden. Der Wind wird aber abnehmen, denn ich glaube es hat uns einfach ein Frontdurchgang überrascht. So kommt es dann auch. Nach 2/3tel der Strecke können wir die Genua vergrößern und sogar das Großsegel im 2. Reff dazu nehmen. So kommen so auch an die Südecke von Samos.

    Auch die hat Überraschungen bereit. Sie ist eigentlich vom Kerkis mit seinen 1450 m Höhe gut geschützt, aber der Wind wirbelt um die Ecke, legt also nocheinmal zu. So erreicht Philia bis zu 8 kt Geschwindigkeit – fast ein neuer Rekord! Das aber nur, um dann schlagartig zum Stillstand zu kommen. Wir tauchen in das Lee vom Kerkis ein und da rührt sich kein Lüftchen.

    Segel runter und Motor an. Im Vorbeifahren sehen wir Monika und Heino mit ihrer SEHNSUCHT liegen. Sollen wir uns zu ihnen gesellen? Nein, lieber doch nicht. Wir wollen in den Hafen. Am Weg dort hin finden wir eine große Ansammlung von Möwen am Wasser. Dort dürfte es Fische geben. Wo Fische sind, sind Delphine nicht weit. Bingo! Eine Schule von mindestens 12 Tieren nimmt hier einen Nachmittags Snack. Und wir treiben mitten durch.

    Bald finden es zwei Delfine spannender uns zu beobachten, als weitere Fische zu jagen. Für fast 5 Minuten schwimmen sie in Achterschleifen unter unserem Bug durch. Dann verschwinden sie kurz und kommen dann wieder. Es sind immer die selben, leicht zu erkennen an einem Putzerfisch, den einer von ihnen am Rücken kleben hat.

    Langsam zieht die Gruppe dann weiter.

    So auch wir. Kurz vor dem Hafen ist der Wind wieder da. 20 bis 25 kt ablandiger Wind, böig, wie es sich für diese Gegend gehört. OK, wir kennen den Hafen, wir kennen unser Schiff, wir wissen, dass die Marineros mit ihrem Dinghi entgegenkommen, um nötigenfalls den Bug in die richtige Richtung zu schubsen.

    „Marina Ormos, this is Philia. We are coming in, please assist and advise”

    “Philia, we are waiting for you, but …ähm … It’s a bit windy at the moment”

    Na, passt doch!
    Susi hat schon so manche Manöver hin gezaubert, also wird sie das versuchen. Retour anfahren und die Nase durch den Wind drehen. Wenn das nicht einfach geht, dann eben einen Kringel fahren, dabei Fahrt aufholen und dann geht das prima. Diesmal halt mit viel Gas und hohem Tempo. Da wird der Ruderdruck schon ganz schön groß, weshalb Susi einmal, nur einmal, kurz zögert, vom Gas geht und prompt den Kampf mit dem Wind verliert. Auch kein Problem, Gas nach vor und wieder zurück in den sicheren Bereich, also dort hin wo viel Platz ist.

    Wir wechseln die Aufgaben, Susi nimmt die Leinen, ich fahre. Wieder der Anfahrkringel, um den Wind zu überlisten, und dann mit richtig viel Gas bis zur ersten Ecke, 45° nach rechts. Jetzt den Punkt erwischen um in die Gasse einzubiegen, zack, 90° wieder rechts. Ich bin zwar schon in der richtigen Gasse und weiß auf welcher Seite mein Liegeplatz sein wird, wo genau der ist, weiß ich aber noch nicht – es bleibt spannend!

    Da, da zwischen den Booten steht Stefan, der „Hafenmeister“ und winkt uns zu. Ich geh ein bisschen vom Gas, denn der Wind wird mir den Bug in die gewünschte Richtung mitnehmen. Jetzt, genau jetzt, voll nach Links einschlagen und mein Heck zwischen die beiden Nachbarschiffe bringen. 10 m von der Hafenmauer, immer noch viel Fahrt. Gang raus, Retourgang rein und kräftig abbremsen, Philia noch einem Meter kurz weiterlaufen lassen und dann keine 10 cm vor der Mauer abstoppen. Leinen rüber, Mooringleine am Bug festmachen.
    Fertig.

    Stefan begrüßt und in „seiner“ Marina und gratuliert zum geglückten Manöver. Er kennt ganz andere Sachen, selbst wenn er den Bug der Ankommenden mit seinem Dinghi halten kann.

    Wir kommen einmal selbst an, räumen im Cockpit auf, schließen das Bordbuch ab, lassen die Anspannung der Überfahrt abfallen.
    Hätten wir was anders und besser machen können? Irgendwie fällt uns nichts wirklich wichtiges ein.

    Außerdem waren die Delfine großartig!