Kategorie: Reise

Unterwegs

  • Feucht + Labil = unberechenbar

    Feuchte Luft, das ist klar, ist unangenehm, sowohl als Nebel als auch als schwüler Sommertag. Labil, das bedeutet bei den Meteorologen, dass die Wahrscheinlichkeit für Regen und Gewitter hoch ist. Seit ein paar Tagen ist es hier feuchtlabil. Noch dazu zeichnet sich kein Wind ab, der die feuchte Luft abtransportieren könnte.

    Was das für uns bedeutet? Vormittags kein Wind, Nachmittags hochschießende Wolken, so dass man bald einen möglichst sicheren Ankerplatz aufsucht. Wobei, was ist schon sicher, wenn der Wind sich in einem Gewitter um 180° drehen und auffrischen kann.

    Unter diesen Voraussetzungen ziehen wir also los. Da wir fast die letzten im Hafen von Oreoi sind, gibt es wenigstens keine Kette, die über unserer liegen kann. Auch was wert. Der Bug wendet sich nach Westen, denn wir wollen um die NW Ecke von Euböa herumkommen. Dabei rückt das Festland immer näher an die Insel heran, so dass wir die Ufer immer besser beobachten können.

    Am Festland fällt uns eine große und lange Narbe im felsigen Abhang auf. Hohe Felswände wurden abgesprengt, um offensichtlich eine Straße in die steilen Hänge zu beißen. Ein fürchterliches Bild! Später erkennen wir neben der Straße ein grünes Verkehrsschild. Jetzt ist alles klar – eine neue Autobahn. Aber ob man das nicht auch anders hätte machen können?

    Am Kap Kavos erreichen wir diesen westlichsten Punkt von Euböa. Eine lange Sandzunge streckt sich ins Meer. So nah wie möglich am Ufer stehen Wohnwagen und Wohnmobile, gerade, dass bei Flut die Räder nicht nass werden. Das Kap hat aber auch vorgelagerte Inseln und so nehmen wir die Abkürzungen zwischendurch.

    Seltsam wie das Wasser sich hier verhält. 10 m tief sollte doch reichen, für eine ruhige Fahrt. Hier aber zeigt es glatte Stellen, so wir die Wasserpilze in der Donau oder im Wildwasser. Klar – Strömung, um das Kap hat es eine kräftige Strömung. Das hatten wir doch schon einmal, in Kassandra. Hier begleitet uns die Strömung für die nächsten Tage. Ein Teil des Stromes der in der Ägäis gegen den Uhrzeigersinn rotiert wird hinter Euböa vorbeigedrückt. Der größere natürlich im Norden an der Küste. Die hat auflandige Strömungen, die schon so manchem Schiff zum Verhängnis geworden ist. Der Flotte von Alexander dem Großen auch.

    Viel mehr als die Frage nach der Strömung beschäftigt uns die Frage nach einem Nachtplatz, schon jetzt um 1 Uhr, denn der Himmel ist voller Wolken und www.Blitzortung.org zeigt wilde Unwetter über den Sporaden und dem Festland westlich von uns. Was sind also die Alternativen:
    Jetzt sofort den nächsten Hafen aufsuchen und hoffen, dass der Platz hat für uns und außerdem wirklich gut geschützt ist. Eher unwahrscheinlich.

    nicht schon wieder


    In eine große Bucht gehen. Da gäbe es eine, aber der Weg dorthin dauert auch seine Zeit und die Ufer sind recht steil. Das bedeutet dann, nahe am Ufer zu ankern und schlechte Karten zu haben, wenn der Wind sich dreht.
    Irgendwas anderes suchen, dass guten Schutz bietet. Rund 3 – 4 h entfernt wäre die große Bucht von Atalanits. Dort gibt es Ankerplätze für jede Windrichtung. Wir motoren also tapfer drauf los, natürlich gegen den Wind und mit hohen seitlichen Wellen. So richtiger Spaß kommt dabei keiner auf. Die Blitzortung zeigt uns aber, dass die Gewitter langsam absterben und wir heute vielleicht Glück haben.

    Der Weg in die Bucht muss allerdings erkämpft werden. Erst ganz zum Schluss beschließen wir vor dem Ort Agios Ioannis Theologos zu ankern – oder doch in den Hafen? Nein, zu klein, zu flach, schlechte Fluchtmöglichkeit. Dann lieber doch tief in der Bucht im freien Wasser auf 6 m Wassertiefe. Dazu wird dann eine unendlich lange Kette ausgelegt. Normal haben wir die 3-4 fache Wassertiefe an Kettenlänge gelegt. Heute sind es bei den 6 m Tiefe gut 45 m, und die letzten 7 m sind durch stoßdämpfende Anlegeseile gestützt. Im Augenblick brauchen wir das alles nicht, denn der Wind bläst mit 15 kt ablandig, und das bedeutet nahezu keine Wellen.

    Was wird der nächste Tag bringen? Der Katastrophenschutz Dienst von Griechenland verteilt über alle Mobiltelefone eine Unwetterwarnung – sehr beruhigend. Allerdings sind die Angaben sehr unspezifisch. Was jetzt? Erdbeben, Starkregen, Sturm, Schneefall – na, das eher nicht. Der hilfreiche Tipp: „Bleiben sie zu Hause!“ Mach ma natürlich.

    In den Wetter Apps zeigen sie zwar nicht viel Wind, aber Starkregengebiete mit bis zu 50 mm/3h Regen. Nur Regen oder auch Gewitter?? Doch sind 50 mm/3 h wirklich stark? In Österreich gab es doch erst 100 mm/1h – das ist stark!

    Ich hoffe der Plan mit der Bucht geht auf und wir haben einen Ruhetag mit Regen.

    Zumindest der erste Teil der Nacht soll so sein.

    Na dann, Gute Nacht.

  • Tanz mit den Wellen

    Also erneut Ziel Oreoi. Der Hafen soll für „Touristenschiffe“ wie unseres gerichtet sein, ist doch der ganze Ort ein am Reißbrett entworfener Urlauberort, lauter quadratische Blöcke. Fantasielos, wie amerikanische Großstädte. Wenn der Hafen passt, soll uns das recht sein. Außerdem ist die Strecke nur kurz und wir kommen schon zu Mittag an. Das passt zu unserer Müdigkeit.

    Der Hafen ist wirklich nett. Die nördliche Mole ist belegt, auch wenn einzelne Schiffe schon wegfahren. Die wäre günstig, da man mit Rückenwind anlegen könnte. Die südliche Innenmole hat den Wind „auflandig“. Dort müsste man den Anker werfen und an der auslaufenden Kette hängend in die „Parklücke“ treffen. Außerdem ist dann der Anker bei stärkerem Wind die einzige Sicherung, um nicht in die Mole getrieben zu werden.

    Wir entscheiden uns für einen Platz an der südlichen Außenmole. Da haben wir den Wind von hinten, was mir das Anlegen erleichtert und können uns bequem in eine große Lücke stellen. Geht recht einfach, wird gemacht, und gelobt werden wir auch noch dafür – von Deutschen Skippern 😊. Ein Grieche mit dem typischen Namen „Wassili“ spielt den Mooring Assistant und ist Hafenmanager aus eigenen Gnaden. Er hilft beim Anlegen, verkauft gleich die Chip-Karten für Wasser und Strom, steckt die Leitungen an und stellt seine Partnerin als Eigentümerin eines Supermarktes im Ort vor. Ein Supermarkt der alles hat und alles kann. Propangas Flasche tauschen? „Ne“ – kein Problem. Wir liefern auch alles bis zum Schiff (200 m). Ein sehr netter Empfang!

    Nach und nach beginnt das Hafenkino. Zuerst ein sehr alter Grieche, der sein Schiff nur digital bedient: Vollgas vorwärts / Leerlauf / Vollgas rückwärts. Vielleicht hört er im Alter den Motor nicht mehr so genau. Genau hört er aber seine Frau, die im vom Bug her Kommandos zuschreit. Die ersten Versuche im Hafenbecken misslingen mit der digitalen Methode. Also rast er mit Vollgas retour aus dem Hafen. Wassili bedeutet ihm, es doch ein bisschen ruhiger anzugehen. Und plötzlich fährt er langsam und es wird ruhig – also auch seine Frau wird ruhig – und ein einwandfreies Manöver gelingt. Wir haben also einen neuen Nachbarn. Susi erfährt dann, dass der Skipper 82 Jahre alt ist und mit seiner Bugdame schon 50 Jahre verheiratet ist. Segeln kann man also seeeeehr lange.

    Die anderen Nachbarn sind 5 deutsche Männer, aus Köln, wie sie uns später erzählen, mit einer gecharterten Bavaria. Während wir dem alten Griechen beim Festmachen geholfen haben, haben die nur lässig kommentiert, aber keinen Finger gerührt. „Was gehen mich die anderen an“. Das bleibt dann auch so für den restlichen Nachmittag. Wie sich auch die anderen deutschen Crews im Hafen bei den Hilfestellungen vornehm zurückhalten. Also gute Seemannschaft ist das sicherlich nicht.

    Dann kommt eine Hanse 549, ein riesen Dampfer mit 10 Mann Besatzung (18m lang), und irrt im Hafenbecken umher. Letztlich findet er einen Platz quer am Molenkopf und längsseits angelegt. Warum? Seine Ankerwinde ist kaputt. Die klingt wie eine Kaffeemaschine, bewegt den Anker aber nicht einen Millimeter. Keine gute Option in griechischen Gewässern. Die können aber wenigstens Segeln und machen das Boot so fest, dass ihm nichts passiert. Der Eigner soll dann morgen vorbeikommen und die Winde reparieren. Kann mir schon vorstellen, was da passiert ist. Ein Scherstift (ein Überlastschutz) wird gebrochen sein. Kostet keine 50 Cent, macht aber richtig Ärger.

    Was aber passiert ist, dass die Luft auch heute wieder überkocht – neuerliche Gewitter. Neuerlich nicht über uns, aber es reicht, dass der Wind dreht. Das geht ja noch, aber immerhin hängen nun wir an der Kette. Genau was wir vermeiden wollten. Was aber dazu kommt ist, dass sich eine Welle aufbaut und nur unsere deutschen Nachbarn in ihrer Bavaria C45 bieten uns ein wenig Schutz. Als wir unseren Motor einschalten, um unser Heck besser von der Mole freizuhalten lächeln sie müde. „Hält doch prima“. OK, für die erste Stunde mag das gelten, dann aber gibt ihr Anker nach. Hektisch beginnen sie ihr Ablegemanöver, oder besser ihre Flucht. Nicht wahnsinnig koordiniert was da abläuft. Da kracht das Heck fast in die Mole – nur kräftige Helfer können das verhindern. Das Stromkabel wird erst im letzten Moment abgesteckt. Irgendwie haben sie die Hoffnungen mit kurzen Stößen aus dem Bugstrahlruder, das Schiff von unserem Fernhalten zu können – bei den Wellen und 20 kt auf die Seite? Never ever! So wird dann unser Dinghi zum größtmöglichen Fender, indem es zwischen den Rümpfen eingequetscht wird. Fender quietschen, Lack splittert ab – weg sind sie. Die Schäden bei uns sind marginal: Die verchromte Kappe der Fäkaltankentlüftung ist dem Poseidon geopfert – soll sein. Die Kölner haben dafür einen großen Kratzer in ihrem blauen Zierstreifen abbekommen. Jetzt treiben sie vor dem Hafen herum und beschließen nach Westen, also in Richtung der Gewitter, davon zu fahren. Na, wenn sie meinen.

    Wir kämpfen inzwischen unseren eigenen Kampf: Wir sind nun ungeschützt das erste Schiff, dass die Wellen parieren muss. Motor auf 2000 U/min, fest in die Heckleinen gespreizt, die Ankerkette steif gespannt. Dennoch treibt es unseren Bug immer wieder gefährlich nahe zu den griechischen Nachbarn. Helfer am Land schlagen vor einen lange Bugleine auszubringen, ob wir denn eine sehr lange Leine haben? Haben wir, unsere 50 m Landleine, wenn’s sein muss, schwimmt die sogar. Mit einem Palstek am Ufer vertäut und an unserer Bugklampe fest gemacht. Wir stehen stabil, aber Philia ruckt und bockt in den Wellen. Dauerlösung ist das keine, aber es geht zurzeit nicht besser.

    Nach fast einer Stunde werden die Wellen weniger und ein netter Grieche schlägt vor, doch auf die Innenseite der Mole zu verlegen. Bei den Wellen?!? Bei dem Wind ??? OK, der Wind ist jetzt nicht mehr schlimm und steht uns genau auf die Nase. Kann gehen. Da müsste nur jemand die lange Bugleine lösen. Das können die Helfer vom Land austun. Magdalena kann sie dann schnellstmöglich einziehen, damit sie nicht in den Propeller kommt. Außerdem schwimmt sie ja. Susi kann inzwischen den Anker hochziehen. Und ich gebe ziemlich Vollgas und fiere die beiden Heckleinen, aber so, dass es uns gegen die Wellen dreht.

    Das Manöver gelingt! Nur eine kurze Schrecksekunde gibt es noch, als Susi meint, der Anker kommt nicht hoch. Jetzt eine andere Kette zu fangen – ein Horror. Aber irgendwie kommt der Anker frei und wir kontrollieren die Lage wieder. Gleich rein in den Hafen, eine Sondierungsrunde. Maßnehmen, zielen, Anfahrt auf die Lücke, Anker runter und dann die Heckleinen den Helfern, die uns vor 5 min losgemacht haben, wieder zu werfen. Fertig, wir liegen sicher.

    ABsolut nicht sicher sind alle die bisher in unserem Wellenschatten gelegen sind. Die schaukeln auf und ab, dass es eine Freude ist. Ein Schiff schaukelt sogar so sehr, dass sein Mast mehrfach mit dem des Nachbarschiffs kollidiert. Zum Glück verfangen sie sich nicht. Leider ist der Skipper ein Opfer des nachmittäglichen Ouzo Konsums und genauso unbeholfen verlaufen die von ihm nun gefahrenen Manöver. Da werden beim neuerlichen Festmachen Leinen zugeworfen, die am eigenen Boot nicht festgemacht sind, weitere Schritte werden nur auf Anweisungen von außen durchgeführt, … Gut, dass der nicht neben uns liegt.

    Ein Schiff nach dem anderen sucht einen Platz auf der Innenseite, bis auch die wieder gut gefüllt ist. Erst bei völliger Dunkelheit findet der Letzte, ein Schiff aus den Niederlanden, einen ruhigen Platz für die Nacht. Alle anderen lassen sich in den Schlaf rocken.

    „Boat life is never boring“

    Was für ein Tanz!

    Leider gibt es von dem Tanz in den Wellen keine Bilder. Da hatten wir – und alle anderen am Steg einfach keine Nerven dazu.

    War irgendwas?
  • Wieder zu Dritt

    Die Bucht, in die uns die Hafenbehörde verscheucht hat, ist ein echter Glücksfall. Der Anker hält gut, der Weg zum Strand ist so kurz, dass wir ihn rudern können und einen öffentlichen Strand, an dem wir problemlos das Dinghi liegen lassen können, gibt es auch.

    Den Pausetag haben wir genutzt um herum zu faulen und das Schiff wieder auf Vordermann zu bringen. Da gehört auch der Gang zum Waschsalon oder in den Supermarkt dazu. Das Schiff wird dann zum schwimmenden Wäscheständer, also bunt beflaggt. Sieht auch nett aus.

    Außerdem wird das Schiff innen neu hergerichtet. Die backbord Achterkammer (das Zimmer hinten links), dass wir als Abstellkammer für alles Mögliche benutzt haben, wird wieder das „Magdalena-Zimmer“. Die hat sich nämlich angesagt für die nächsten Tage. Und das ist auch der Grund für die Pausetage in Skiathos. Da kann sie günstig herfliegen. Samstag im 09:40 soll sie landen. Macht sie dann auch. Eines von 12 Taxis auf Skiathos bringt sie dann zum Strandlokal. Der Taxler versteht zwar nicht warum, aber er liefert sie dort ab. Ich hol sie dann mit dem Dinghi an Bord.

    Große und kleine „Geschenke“ hat sie mitgebracht. Eine neue Medizin für Susi, die gekühlt transportiert werden musste, eine Ankerkralle, Mozartkugeln, Polierpaste umgefüllt in 80 ml Flascherln, …. Lauter Dinge, die man beim Airport Security gerne sieht. Die Medizin ist ein weißes Pulver in einer versiegelten Glasflasche. OK mit Etikette und Karton. Das Pulver selbst ist nicht zugänglich – und es soll ja eine Menge weißer Pulver geben, die illegal oder ungesund sind. Das hier ist aber legal und sicherlich teurer als das illegale Zeug. Die Damen vom Security schauen zwar skeptisch und ratlos, ließen Magdalena aber passieren.

    Da es schwül und drückend ist, beschließen wir, uns durch Fahrtwind etwas Abkühlung zu verschaffen. Motor anwerfen, Anker hoch und Kurs auf das Paradies. Irgendwann, am halben Weg zwischen Skiathos und Skopelos beschließen wir, doch lieber zur Mamma Mia Kirche zu fahren, um diesen magischen Ort Magdalena zu zeigen. Da gehen sich sogar noch ein paar Meilen unter Segel aus, denn auf der Ostseite von Skopelos bläst es mit 12 kt – samt der zugehörigen Welle.

    Zum Abschluss in Skopelos noch eine Flugshow. Wir haben mir dem Mast eh Platz gemacht

    Welle kennen wir. Wind kennen wir. Die Bucht mit ihren Felsen am Grund kennen wir. Was soll’s wir probieren es. Ein (1 !) anderes Schiff ist ja auch noch da, vor einer Woche waren da noch mehrere. Egal – Dinghi ins Wasser, diesmal den Motor dran, die Ruder natürlich auch. Susi und Magdalena wollen auf den Felsen zur Kirche, ich bleibe beim Boot und spiele den Fährmann.

    Das Dinghi macht sich in den Wellen ganz gut, langsam muss ich halt fahren und zwischen den Wellen dann Gas geben, damit was weiter geht. Geht aber ganz gut. Was nicht geht, ist dort anzulanden, wo wir das beim letzten Mal gemacht haben. Die Felsen würden das Boot in kurzer Zeit zerstören. Es gibt aber einen Plan B, den Sandstrand mit den Badenden. Auch nicht ideal – Propeller und Menschen vertragen sich schlecht – aber sonst habe ich keine Option. Also mit dem Motor hin. Dann den Motor stoppen und hochklappen und das letzte Stück rudern. Wobei, da rudert man eher vom Ufer weg, um nicht Spielball der Wellen zu werden.

    Die Damen springen ab und ich rudere zurück. Blöd nur, dass ein paar Kinder meinen, sie müssen mir zeigen, wie knapp sie an mir vorbei schwimmen können ☹. Naja, muss ich halt länger rudern. Bei der Philia angekommen lasse ich das Dinghi an der langen Leine schwimmen und hab ein paar Minuten für mich – bis ein Anruf von Susi kommt, dass sie das Strandtaxi wieder brauchen. Gleiche Aktion in der anderen Richtung. Jetzt kennen wir das Spiel ja schon.

    Zurück auf der Philia fällt uns auf, dass wir das einzige Boot in der Bucht sind. Schon irgendwie unheimlich. Sollen wir weg? Wenn ja, wohin? Können wir überhaupt aus der Bucht raus, wegen dem Anker und der umliegenden Felsen? Mit Radar sollte das gehen, aber ob die Steine die Ankerkette freigeben??

    Ganz alleine

    Wir bleiben da!
    Es wird eine sehr bewegte Nacht, denn die Wellen laufen die ganze Zeit in die Bucht und schaukeln uns durch.

    Genauso wie in der Wettervorhersage gezeigt, frischt der Wind um 9 Uhr auf, und da wird’s dann wirklich ungemütlich. Wir ziehen rasch den Anker aus dem Sand – die Felsen haben nicht nach der Ankerkette gegriffen – und sind dahin. Wir nützen den Wind, um nach Süden zu kommen und bei der Meerenge zwischen Skopelos und Alonyssos entscheiden wir uns für einen kurzen Frühstücksstopp in Alonyssos.

    Netter Platz für das Frühstück

    Danach wollen wir einen geschützten Platz für die Nacht suchen. Irgendwo entlang der Südküste von Skopelos. Möglichkeiten gibt es dort einige. Schon die erste gefällt uns, Stavylos. Eine nette Bucht, schmaler Badestrand, ein paar andere Yachten. Passt! Angenehmes Wasser, den Tag genießen, zusehen, wie die anderen kommen und gehen. Die Nacht wird ruhig, der Morgen weniger: Auflandiger Wind setzt ein. Das ist für unseren Ankerplatz, wir sind da recht vorsichtig unterwegs, kein Problem. Aber die, die sich gestern in die letzten Ecken verkrochen haben, so eng, dass sie Landleinen nutzen mussten, wurden nicht nur durch eine rollige Nacht (das Schiff kann sich nicht nach Wind und Wellen ausrichten) sondern auch mit der Notwendigkeit einer überhasteten Flucht „belohnt“.

    Man soll halt nichts übertreiben.

    Nachtrag:
    In der Früh wurden wir durch einen heftigen Regenschauer aufscheucht. Alle Luken dicht machen – haben wir in Thessaloniki schon gelernt. Das versalzene und staubige Schiff kann den Regen gut gebrauchen.
    Ach, und dann war da noch was, das wir von Pippi Langstrumpf gelernt haben:

    I’m cleaning in the rain, I‘ cleaning in the rain. A pretty ship and I’m happy again, ….
  • Flug über das Meer

    Frisch gestärkt und voller Tatendrang entscheiden wir uns für eine längere Etappe: Wir wollen in einem Stück südlich an Skopelos und Skiathos vorbei bis zum Nordwest Eck von Euböa. Alles zusammen wären das 36 Meilen. Der Wind ist anfangs noch recht mau, Skopelos ist einfach ein zu großer Windschatten. Kaum sind wir von dort weg, fliegen wir dahin. 6 kt und 1 m Welle. Philia zieht stur ihre Bahn. Ein heller Fleck am Festland ist uns eine Wegmarke. Wir vermuten zunächst es handelt sich um einen großen Felssturz.

    Sobald wir die Meerenge zwischen Skopelos und Skiatos hinter uns haben, nimmt der Wind wieder ab und dreht nach achtern. Das ist selten gut, denn dann können wir den Wind nicht so gut in Geschwindigkeit umsetzen. Wenn dann noch Wellen sind – und die sind – beginnen bald die Segel zu schlagen. Da fehlt dann einfach der Druck des Windes, damit sie nicht bei jeder Welle wie eine Fahne hin und her wacheln. Macht immer Lärm und ist nie gut für das Material.

    Besonders schlimm wird es an der Westseite von Skopelos, aber da müssen wir irgendwie durch. Es zeichnet sich am Meer nämlich schon ab, dass es einen kräftigen Wind von Thessaloniki nach Süden geben muss – sagen zumindest die Wellen. Und sie haben recht! Kaum sind wir in bewegterem Wasser, springt der Wind an. Aus Rückenwind wird ein Wind von der Seite, aus 6 kt werden 16. Die Segelstellung wird verändert und Philia sprintet los. In manchen Momenten können wir 7 kt als Geschwindigkeit über Grund ablesen. Gut, da ist dann ein wenig Strömung mit dabei, aber was solls.

    Jetzt, aus der Nähe, können wir erkennen, dass der große Erdrutsch eigentlich ein riesiger Steinbruch ist. Große Quader aus Marmor werden hier gebrochen, ganz oben am Berg. Eine Halde von Bruchstücken und Schotter bilden den Abhang bis hinunter zum Meer. Wie lange dort schon Steine gebrochen werden?

    Was uns weniger gefällt ist der Himmel: War der den ganzen Tag schon diesig und die Luft sehr feucht, erkennen wir mehr und mehr den Effekt dieser Mischung. Wolken schießen in die Höhe. Viele zerfallen wieder, manche bleiben bestehen und wirken bedrohlich. Die Wettervorhersage spricht von „risk of thunder“. Ob wir das wirklich brauchen? Leider steht die dunkelste Wolkenwand genau in unserer Fahrtrichtung. Der Wind nimmt zu, wir nehmen das Großsegel weg und rasen nur mit der Genua dahin. Immer noch 5 bis 6 kt und die Wellen schieben kräftig an.

    kommts, oder kommts nicht?

    Unser Ziel Oreoi wird sich aber nicht wirklich vor dem Gewitter ausgehen. Aber was sind die Alternativen: Eine Bucht nördlich von uns, wenig Schutz aber immerhin nahe – 3,5 Meilen / 45 Minuten.
    Der Fischerhafen von Pefki, 3,8 Meilen, auch eine ¾ Stunde. Laut Führer aber fast ausschließlich Platz für Fischerboote.
    Und zuletzt Oreoi, mehr als 9 Meilen, also fast 2 Stunden.

    Wir entscheiden uns für Pefki und wollen dort unser Glück versuchen. Die Mole ist schon von weitem zu erkennen, ein oder zwei große Fischdampfer auch. Mal sehen, was uns dort erwartet. So wie beschrieben: jeder Platz durch große Fischerboote besetzt. Ein keiner Platz im schon seichter werdenden Wasser, soll aber für Ausflugsboote frei bleiben. Ein größerer Platz ebenso – oder für die Fähren. Also alles dicht.

    Fast, denn einer der Fischer bietet uns mit Gesten an, an seinem Schiff fest zu machen. Bei der dritten Anfahrt sind wir dann so weit und legen an. Die Mannschaft sitzt gerade beim vorgezogenen Abendessen. Aus einem Radio ertönt – der Gebetsruf des Muezzins. So richtig griechisch ist das aber nicht. Stimmt, die gesamte Mannschaft, rund 10 Männer für 2 Schiffe spricht arabisch. Nur einer kann ein paar Brocken Englisch. Das reicht gerade um uns zu sagen, dass sie noch heute um 7 auslaufen werden.

    Nicht unser Traum, aber zumindest den NE Wind können wir abwettern. Was mit dem Gewittern wird, werden wie ja sehen. www.blitzortung.org wird uns auf dem Laufenden halten. Wir machen jedenfalls einmal Pause. Es war schon bisher aufregend genug.

    Was Pefki als Ort so alles bietet bleibt uns verschlossen. Deutlich sichtbar sind allerdings die Narben der Waldbrände des Vorjahrs. Was grüner Wald war, sind nun verkohlte Bäume. Spannend aber, dass der Boden darunter schön grün ist. Kleine Kräuter haben den Brand also recht gut überstanden und können so wenigstens den Boden festhalten. Später sehen wir ein paar LKW mit verkohlten Baumstämmen. Aber die meisten Bäume stehen noch und bieten wenigstens ein wenig Schatten für alles was da jetzt nachwächst.

    Nur das Ufer ist verschont geblieben, zumindest in dem Teil von Euböa

    Um ½ 7 legen wir von dem Fischerboot ab, oder besser: wir lassen uns vom Wind wegblasen. Aber jetzt? Da gibt es noch im Hafen eine Mooring Feld, dass aber nur wenig Wasserstand bietet. Davor liegen zwei Wellenbrecher, also Steinschüttungen. Außerhalb von denen können wir bleiben. Zumindest nach NE, also der derzeitigen Windrichtung, sind wir noch im Schutz der Hafenmauern. Viel Kette, ein langer Ruckdämpfer. Das muss reichen für diese Nacht.

    Ob sich das ausgeht?

    Und was für eine Nacht das wird: Zunächst können wir beobachten, dass das Gewitter zwar näherkommt, dabei aber an Intensität verliert. Es schläft quasi ein. Nicht einschlafen tut der Wind, der aus dem Gewitter kommt. Und wo Wind ist, sind auch Wellen. Und gegen die sind wir nicht geschützt.

    So springt der Bug der Philia in den Wellen auf und ab, reißt an der Ankerkette und schleudert den Bug hin und her. Zum ersten Mal auf unserer Reise passiert es, dass Susi aufwacht und es ihr übel ist. War keine entspannende Nachtruhe.

    Nichts wie weg!

  • Almyropotamos

    Almyropotamos, das ist keine Dinosaurier Art, das ist das Ziel des Tages. Wir wollen mit Magdalena noch einmal in eine Bucht, bevor wir sie in Rafina abliefern. Der Hafen dort soll schlicht „übel“ sein. Also gönnen wir uns noch was.

    Das Ablegen in Aliveri: Leinen langsam fieren und abwarten. Der leicht ablandige Wind schiebt uns einfach von der Mauer weg. Wozu wir die trickreichen Manöver wie „Eindampfen in die Vorspring“ gelernt haben? Der Wind ist – schwach. Mit halbem Wind, das ist der schnellste Kurs eines Segelschiffs (Wind im rechten Winkel zum Boot) schaffen wir knackige 2,2 Knoten, und die Fahrtrichtung stimmt auch nicht. Egal, wir probieren halt wieder herum und nähern uns langsam der Einfahrt zur Bucht. Fünf Meilen davor ist wieder einmal Pause angesagt. Bei Fahrt 0 und Wind 0,5 geben wir auf – wieder einmal motoren. Kaum kommen wir bei der Bucht um die Ecke – 13 kt aber sowas von genau auf die Nase. Wir könnten jetzt 3 Stunden aufkreuzen oder eine Stunde motoren. Heute – motoren. Wir wollen noch einmal in einer schönen Bucht baden, den Nachmittag und Abend genießen.

    Und schön ist es dort wirklich. Eine kleine Bucht am Rande einer großen. Nicht gerade windgeschützt, aber wenigstens keine Wellen. Ankern auf 6 m Wassertiefe bei glasklarem Wasser, und – keinen Quallen. Die Bucht ist so tief, da werden sie nicht hereingetrieben und das Wasser an der Oberfläche wird vom Wind nach außen gedrückt. Uns gefällt das!

    Wir hängen also viel im Wasser herum. Magdalena nutzt den Wind gleich, um mir am Heck von Philia die Haare zu schneiden. Die fliegen dann gleich ins Wasser und gehen unter.

    Susi wünscht sich einen Landgang und bekommt ihn auch. Sie möchte die beiden kleinen Strände nach Muscheln absuchen. Ich rudere sie hin, was bei dem Wind schon ein wenig herausfordernd ist – passt aber. Der Kiesstrand gibt wenig her. Viel spannender sind die Felsen, wie sie rundgeschliffen sind, oder wie feinster Blätterkrokant geschichtet und gefaltet sind. Aus feinsten Ritzen wachsen mächtige Bäume, die sich mit ihren oft sichtbaren Wurzeln an den Felsen klammern. Woanders hängt ein Strauch wie ein Wasserfall über den Felsen herab, fast bis an den Kies.

    Sonst genießen wir einfach den Nachmittag und Abend.

    Darf auch einmal sein.

  • Nur mal schnell 9 Meilen

    9 Meilen, das ist die Distanz von unserer Ankerbucht in den Hafen von Skopelos. Dort wollen wir heute hin, denn da wird in zwei Tagen Magdalena ankommen. 9 Meilen, was ist das schon? Unter Motor kaum 2 Stunden, unter Segel, wenn der Wind richtig weht auch nicht viel mehr. Dürfte recht ereignislos werden, dieser Tag.

    Weit gefehlt!

    Als wir aufwachen weht kräftiger Wind die Küste herab – OK, also segeln. Macht ohnehin mehr Spaß. Schon um 10 kommt der Anker herauf und wir fahren los. Kaum sind wir aus dem Küstenschutz, gibt es kräftige 20 bis 25 kt und Wellen bis über 1,8 m. Na, so viel haben wir auch nicht bestellt. In der als „sehr zuverlässig“ geltenden Wettervorhersage „Poseidon“ heißt es 4-5 kt. Knapp daneben, könnte man sagen.

    Wir probieren also aus, ob und wie wir das segeln können. Vorsichtig wird das Großsegel heraus gekitzelt, nur so weit, bis die obere Spitze knapp über die erste Saling reicht. Komisch, irgendwie geht da gar nichts. Wie wir uns auch bemühen, wir bekommen einfach keine Fahrt ins Schiff. Also wieder retour. Neues Selbstvertrauen aufbauen und was anderes probieren: Genua raus. Auch das nur stückweise, und siehe da: Philia beginnt zu fahren. Noch ein wenig dazu und dann das Großsegel wegen der Balance dazu. Jetzt taugt es ihr und sie galoppiert davon. 5 kt –  5,6 kt  – 6,2 kt Einmal stößt sie an die 7 kt – und das bei diesen Wellen. Phantastisch! Da muss nicht viel am Ruder gedreht werden, Philia will einfach gerade aus! Mit jedem Tag gefällt uns unser Schiff besser.

    Das ist trotz Schräglage und Wellen so entspannend und beruhigend, dass Susi einfällt, wie lange wir eigentlich schon keine Delphine gesehen haben. Das war bei der Abfahrt von Chalkidiki vor 3 Wochen.

    Und als ob sie das gehört hätten: Ein hellgrauer Schatten schießt unter den Wellen auf uns zu. Knapp vor der Bordwand wird unsere Richtung aufgenommen und ein Delfin springt aus dem Wasser. So richtig hoch aus der Welle heraus, so dass der ganze Körper auf einmal in der Luft war und dreht in der Luft eine Pirouette, wie eine Prima Ballerina. Wo einer ist, sind auch mehrere, und rasch zeigen sich auch die. Rund herum, vor dem Schiff, seitlich links und rechts, überall tauchen sie auf und Spielen mit den Wellen und uns. Sicher so 7 bis 10 Tiere, die da ihren Spaß haben. Wir haben den auch. Und Delfinen zuzusehen ist immer eine besonderer Moment. Nach ein paar, für uns sehr langen, Minuten beenden sie die Show und ziehen weiter.

    Auch wir setzen unseren Weg fort, ist ja nicht weit. Kurz vor Skopelos sind ein paar kleinere Inseln. Und wo Inseln sind, gibt es Windbeschleunigungen, den Kap Effekt. So auch da. Der Wind wird wieder stärker und, was besonders unangenehm ist, er verändert recht plötzlich die Richtung. Und dann wird aus einem Schiff, dass gut voran kommt plötzlich eines, das im Wind steht, die Segel schlagen und am Mast so stark rütteln, dass das ganze Schiff schwingt. Wir nützen die nächste windarme Zone und rollen die Segel weg. In den Hafen müssen wir ohnehin motoren, dann halt schon jetzt. Bei 20 kt gegen an kreuzen wäre ohnehin nicht so unser Ding.

    Die Einfahrt zum Hafen ist riesig breit, durch die ständig ein- und ausfahrende Fähren nicht zu übersehen. Trotzdem gibt es eine Herausforderung: Flugzeuge! Die Einflugschneise führt über den Hafen, also die letzten Meter vor dem Aufsetzen. Und deshalb wurde eine Zone definiert, in die Schiffe, die höher sind als 4 m nicht einfahren dürfen – wegen der Flugzeuge! Ich weiß nicht, wo es das sonst noch in Europa gibt.

    Im Hafen ist dann die Frage des Festmachens zu lösen. Bei böigen 20 kt wollen wir uns auf keine Spiele einlassen, wir ankern, seitlich neben dem Steg mit den Charteryachten, wo es niemanden stört. Also 30 m Kette auf 6 m Tiefe. Hält vorerst. Dann einfahren – hält nicht. OK kann passieren, 2. Versuch – gleiches Spiel ☹

    Und jetzt? Vielleicht doch an den Steg oder die Hafenmauer? Mal sehen, wo ein Plätzchen für uns sein könnte. Ja, genau da in der Ecke neben dem Katamaran und den beiden Seglern. Schaut gut aus. Also das Schiff vorbereiten. Beiboot runter, Landleinen vorbereiten, Anker vorbereiten. Und dann mit Schmackes retour, damit uns der Wind nicht verbläst. Wir legen unseren Anker exakt im rechten Winkel zur Hafenmauer, so wie sich das gehört.

    Kurz bevor wir den Katamaran erreichen, springt sein Skipper hervor: 1. Wir kreuzen seine Kette. Kein Wunder, sie liegt auch im 30° Winkel vor seinem Schiff – selbst schuld, eigentlich. 2. Auf dem Platz liegen Ausflugsboote und da darf man nur für 1-2 Stunden stehen.

    Na, wir wollen keinen Krieg und treten den Rückzug an: Anker wieder hoch. Geht auch, aber nicht ganz. Sch… was ist da schon wieder los? Im Hafenhandbuch steht, dass da irgendwo eine Kette am Grund liegt. Ob wir die gefangen haben? Wir können das so nicht beurteilen. Also, so wie wir das bei der Mamma Mia Kirche gelernt haben: Ausziehen und tauchen gehen. Diesmal mit Taucherbrille und Flossen, aber auch mit laufendem Motor (!) Da ist die große Gefahr, dass man den Propeller zuschaltet. Das gibt dann ganz böse Verletzungen. Aber gut, ich bin ja beim Bug, Susi auch. Da ist einfach keiner da, der am Schalthebel ankommen könnte.

    Von oben kann ich kaum was erkennen. Also ziehe ich mich beherzt an der Kette in die Tiefe. Der Anker hängt in einem Bündel von Seilen! Wenigstens keine Stahlkette. Vielleicht kann ich da was retten. Noch sind Anker und Seile stark gespannt. Bei weiteren Tauchgängen, immer nur ein paar Sekunden beim Anker, kann ich ein paar Seile von den Fluken (den beiden Schaufeln) des Ankes herunter heben. Wenn das Schiff nur einen Meter nach vorne kommt, entspannt sich der Knoten und ich kann besser arbeiten. Ich ziehe also nach vorne, der Wind drückt nach hinten. Auch da nur ein kurzes Zeitfenster, wo ich unter Wasser arbeiten kann. Aber es gelingt. Nach und nach hängen wir an immer weniger Seilen. Dann nur noch eines. Ich warne Susi, dass wir nun treiben werden, tauche ab, streife das Seil über die Spitze des Ankers. Rauf und schnell am Heck aus dem Wasser. Susi muss den Propeller einsetzen, um nicht auf andere Schiffe zu treiben. Geht sich grad so aus.

    Durchschnaufen. Und was jetzt?

    Susi ist aufgefallen, dass im Gelenk des Ankers Erde klebt. Vielleicht kann sich der Anker deshalb nicht ordentlich eingraben. Einen Versuch ist es wert. Wir fahren also zurück zum Schwimmsteg, suchen einen neuen Platz, Anker rein, 40 (!) Meter Kette, vorsichtiges einfahren, einfahren mit mehr Gas, Vollgas. Hält. Endlich angekommen.

    Der Nachmittag wird an Bord vertrödelt, einmal ins Wasser gegangen, den Fähren und Flugzeugen zugeschaut. Kurz bevor wir von Bord gehen wollen, bekommen wir Besuch: Zwei nette Herren von der Hafenbehörde. „Im Hafen ist Ankern verboten! Und die Flugzeuge schrecken sich.“ Also das mit den Flugzeugen ist definitiv eine Ausrede, und der andere Grund ist eher, dass die Fähren nicht ihren gesamten Spielplatz für ihre Manöver verwenden können. „Wir sollen doch in die übernächste Bucht nach Westen ausweichen, dort ist viel Platz und wir können dortbleiben, solange wir wollen“.

    Jetzt wird die Sache mit den Schwimmwesten klar.

    Was soll man bei so viel Freundlichkeit sagen? Anker auf, und mit dem Beiboot im Wasser, in langsamer Fahrt in die andere Bucht. Wie im Gänsemarsch folgen uns 4 weitere Schiffe, die auch wegmüssen. Die Bucht ist wirklich breit und die Schiffe finden überraschend schnell und problemlos einen Ankerplatz. Fertig, heute gehe ich wirklich nicht mehr weg. Und morgen auch nicht, denn da ist Pausetag.

    Waren eh nur 9 Meilen, oder?