Kategorie: Reise

Unterwegs

  • Weiter nach Westen

    Der weitere Weg nach Westen war unspektakulär. Kein Wind, daher Diesel verbrennen ☹ Das Ziel soll Aigina, eine Insel vor Athen sein.

    Von wegen unspektakulär: Kurz nach Lavrion entdecke ich was Seltsames im Meer treiben, fast genau in unserem Kielwasser. Das müssen wir genauer sehen. Ruder hart Backbord und die Fahrt verringern. Nein, wieder keine Robbe, besser: Eine Wasserschildkröte, die schalfend auf dem Wasser treibt. Dabei streckt sie eine Vorderflosse aus dem Wasser. Als wir näher, also eigentlich sehr nahekommen, macht sie ein oder zwei Flossenschläge, holt einmal kurz Luft – und treibt weiter. So gelingen ein paar gute Aufnahmen. Wir sind jedenfalls von der Begegnung begeistert.

    Die herausgestreckten Vorderflossen haben wir noch öfter bei schlafenden Schildkröten gesehen

    Dann geht es die Südküste entlang Richtung Athen. Bald entdecken wir auf einem Felsen einen griechischen Tempel. Klar, die Ausländer sehen da sofort dir Akropolis. Aber steht die nicht mitten im Häusermeer von Athen. Dieser Tempel steht auf einem Felsen und rund herum ungefähr nichts. Ja, 2 oder 3 Autobusse und eine Bucht voller Yachten. Die wollen, es ist Freitag und die Charterschiffe müssen abgegeben werden, noch was anschauen.

    Ob Poseidon damit glücklich war?

    Dr. Google macht uns schlauer. Nicht die Akropolis, sondern der Tempel des Poseidons bei Sounion. Na, Poseidon ist auch gut, Gott des Meeres. Gut, wenn schon die alten Griechen versucht haben ihn gnädig zu stimmen. Die Namensgebung der Schiffe, die ja alle weiblich sind, geht auch auf so einen Versuch zurück. Wenn schon die Schiffe den Rücken des Poseidons zerkratzen, dann sollen ihn wenigstens die weiblichen Namen an seine Töchter erinnern und somit wieder milde stimmen. Ober das mit unserer Philia auch versteht?

    Das Tagesziel ist eine Bucht auf Aigina, Klimo heißt das Ding. Reinfahren, Anker werfen, Pause machen. Unspektakulär eben.  Am Strand die Touristenrösterei und laute Musik – griechische Musik gemischt mit Hiphop. Wer braucht sowas?

    Als am Abend dann die Strandtouristen weg sind, verändert sich der Stil komplett. Plötzlich gibt es Klassiker der Lateinamerikanischen Popmusik, Jazz Standards und ähnliches mehr – echt gut – aber warum erst jetzt?

    In der Früh geht es weiter. Wieder kein Wind, wieder Motor. Wir wollen aber so schnell wie möglich nach Westen. Im Osten, also Über der Ägäis braut sich Übles zusammen. Da ist für die kommende Woche heftigster Meltemi vorhergesagt. Böen bis 40 kt und Wellen bis 4 m! Echt nicht unser Ding! Im Westen soll es aber gut werden, je weiter weg von Lavrion umso besser.

    Also Motor an und lostuckern. Bei 2.500 Umdrehungen – maximal kann der Motor 3400 – ziehen wir mir 5,5 kt unsere Bahn. Erst am Nachmittag können wir für ein paar Stunden segeln. Gegen Abend schläft der Wind wieder ein.

    Wohin wir fahren? Das Ziel ist Isthmia, kennt keiner, ist auch nicht wichtig. Wichtig ist nur, dass da der Kanal von Korinth beginnt. Und da wollen wir durch – morgen. Jetzt einmal parken wir gleich neben der Einfahrt und hören am Funk zu, wie das alles da passiert.

    Spannend!

    Endlich gefunden! Der Einschnitt ist über 55m tief
  • Boxenstop in Lavrion, Olympic Marina

    Um ¾ 7 wird Magdalena pünktlich am Strand abgesetzt, damit sie mit dem Bus in Richtung Flughafen fährt und den letzten km zu Fuß hinwandert. Uns hält dann nur mehr wenig in der Bucht, die spiegelglatt vor uns liegt. Draußen regt sich ein Lüftchen, dass aber als Vorwindkurs keine brauchbare Geschwindigkeit bietet. Außerdem wollen wir kurz nach 12 in Lavrion sein, um die erforderlichen Arbeiten in Angriff zu nehmen.

    Ja, gelegentlich braucht auch ein Segelschiff etwas mehr als nur Liebe. Bei uns ist da ein geplanter Ölwechsel. Dafür haben wir schon seit Thessaloniki alles an Bord. Dann hat sich abgezeichnet, dass die Service Batterien ihren Geist aufgeben. Da hat jede so im die 45 kg. Die auf das Boot zu schleppen und die alten hinauszuheben, das sollen lieber junge Techniker für uns machen.

    Und dann quält uns seit langem ein sehr seltsamer Wassereinbruch: Immer, wenn wir segeln, und das besonders bei Wind von links, dringt Wasser ins Boot. Nicht sehr viel, aber sehr lästig. Je nach Tag sind das zwischen 1 und 5 Liter feinstes Salzwasser. Kann man leicht wieder hinaus pumpen, aber besser wäre es, wenn das Wasser gleich draußen bliebe.

    Was aber seltsam ist: Alle Rumpfdurchbrüche, also Stellen wo wir Seewasser herein oder wieder hinauslassen, sind trocken! Eine Stelle ist „nebelfeucht“, aber das können keine 5 Liter werden. Die einzige denkbare Variante ist ein Seeventil, dass im Hafen über der Wasserlinie liegt und sobald es Wellen gibt, oder gesegelt wird, auch ins Wasser eintaucht. Was aber unüblich ist: Rund um das Ventil ist alles trocken. Wie kommt also das Wasser in den Rumpf?

    Unsere Theorie: Unser Rumpf hat unter Wasser 2 Schalen, die von außen sichtbare Außenschale und die von innen sichtbare Innenschale. Dazwischen ist Luft und das Entwässerungssystem für die Bilge. Dieser eine Durchbruch ist durch beide Schalen hindurch geschraubt, alle anderen sind nur mit der Außenschale verschraubt. Da könnte also Wasser direkt zwischen die Innen- und Außenschale rinnen. Aber das muss uns erst einmal jemand glauben. Jedenfalls Informieren wir die Werft schon frühzeitig, und sie sicher uns ihre Unterstützung zu – naja, für Geld …

    Kurz vor Lavrion merkt man deutlich, dass man wieder in die dichter bewohnte Welt zurück kommt. Da liegen 4 Tankschiffe auf Reede (verankert), und warten darauf, dass ihr Öl in die Tanks des Kraftwerks umgepumpt wird. Griechenland hat nur 15% erneuerbare Energie – und das im „sonnigen Süden“ und dem Land des Meltemi. Bisher haben wir nur auf Euböa Windräder gesehen. Über 70% der Energie kommt aus fossilen Brennstoffen.

    Der Hafen der Olympic Marina ist richtig groß. Allein fährt man da nicht hinein. Muss man auch nicht. Vor der Marina drehen wir ein paar Runden, während wir Philia auf das Anlegen vorbereiten. Fender hinaushängen, Beiboot vom Heck losmachen und es so anhängen, dass es seitlich schwimmt. So kann es je nach Fahrtrichtung eine Position einnehmen, die uns dann nicht weiter stört. Und natürlich brauchen wir noch die Festmacherleinen – aber auf welcher Seite und wie lange?

    „Olympic Marine, this is Philia. We are in front of the entrance and request advice and assistance”. Moch ma – also auf Griechisch natürlich, haben sie geantwortet. Kurz darauf taucht ein Motorboot der Marina auf und schießt auf uns zu: „Put the fenders very deep at starboard. Just follow me“. Moch ma – also jetzt auf Österreichisch. Susi bringt das Schiff in Retourfahrt, ganz so wie wir da gelernt haben und eigentlich immer machen, und zuckelt los. Rasen bringt da gar nichts, schön gemütlich, stay coooool.

    Wenn Susi gewusst hätte, was jetzt kommt, wäre sie nicht cool geblieben, aber zum Glück kann man ja nicht in die Zukunft schauen. Ohne unseren Führer wären wir in dem Gewimmel von Booten und Stegen verloren. So aber, easy – oder? Biegt der Kerl doch glatt in eine recht enge Gasse ab, bedeutet uns zu folgen. OK, retour schaffen wir das schon. Achtung, links lauert ein langer Bugspriet, rechts die Anker anderer Schiffe. Geht aber. Susi macht das souverän!

    Plötzlich bleibt unser Führer stehen und wachel:t Wir sollen dort anlegen. Wir sehen aber kein „Dort“. Wir sehen eine 45er mit 1 m Bugspriet und einem lauernden Anker auf der rechten Seite und links lauernde Anker von anderen Schiffen. Die Gasse ist kaum 10 m breit. Na jo. Susi macht auf coole Socke und fährt einfach weiter, bis wir an der 45er und ihrem Anker vorbeikommen. In Schleichfahrt aber bei guter Ruderwirkung zirkelt Susi Philia in die Lücke. Kein einziger Fender berührt ein Nachbarschiff oder den Steg. Als ob sie das schon immer so gemacht hat. Die Marineros nicken anerkennend, der neue Nachbar, ein französisches Ehepaar, spricht ein Kompliment aus.

    Jetzt noch die Taue festmachen und den Motor abschalten. 12:35, ganz so wie wir das gewollt hatten. Und gleich zum Marina Büro, Papierkram. Wie immer recht ausufernd. Alles Mögliche wird kopiert, ein 3seitiger Vertrag wird unterzeichnet – und dann wird diskutiert, ob ein Aufenthalt von 2 Nächten als 2 oder 3 Tage berechnet wird. Es sind natürlich 2 – hat die Marina Dame auch wieder was gelernt – aber wir müssen vor 12 am Freitag dahin sein. Wir werden uns bemühen 😊

    Die Werft schickt uns gleich einmal den Mann für den undichten Durchbruch vorbei. So ganz glaubt er mir meine Theorie nicht. Aber wenn ich da eine neue Armatur will, dann kann er das schon machen. Avrio – Morgen, so gegen ½ 11, wenn’s recht ist. Ist es!

    Ich nütze den Tag und kümmere mich um das Motoröl. Bei einem Schiff wird da nicht die Ölablassschraube geöffnet und alles rinnt raus – dann hätte man die ganze Sauerei im Schiff – sondern das Öl wird über die Öffnung des Ölmessstabes herausgepumpt. Ist ganz lustig, wenn die Messingpumpe bald so heiß ist wie das „betriebswarme“ Öl. Wir sammeln das in 2 PET Wasserflaschen und geben es dann bei der Sammelstelle ab. Der Ölfilter wird auch gleich gewechselt, wie sich das gehört. Genug geschwitzt, Feierabend. Zur Belohnung ein Eis für alle, also für uns zwei.

    Am 2. Hafentag in der Früh, muss ich den Inverter ausbauen, damit der „Installateur“ auch zu der Verschraubung dazu kommt. Er bedankt sich herzlich für den vielen Platz, naja, kaum 45 cm in der Breite ist für echt große Werkzeuge nicht wirklich viel. Ich ziehe mich zurück und schau gelegentlich interessiert vorbei. Mit Feuer und Flamme sind sie bei der Arbeit, also wörtlich genommen, denn sonst wäre das Gewinde nicht aufgegangen.

    Und sobald die alten Teile heraußen sind, sieht man es ganz klar: Meine Theorie stimmt, es rinnt direkt zwischen die beiden Rumpfschalen – Bingo! Die Montage der neuen Teile ist dann Standard, außer, dass besonders viel Sikaflex (eine Marine Dichtmasse) verwendet wird. Das soll ja auch eine Zeit lang halten. Ganz ehrlich: Mit meinen Werkzeugen wäre das schlicht unmöglich gewesen. So gesehen sind die 270€ netto für 2×2 Arbeitsstunden und das Material eine gute Investition.

    Das Loch im Loch

    Als ich dann in der Werft anrufe, wegen der Bezahlung, kommt die Überraschung: Die Batterien sind schon da und man könnte mir auch gleich den Elektriker schicken. Moch ma! Es ist schwül und brütend heiß, und ich beneide ihn nicht! Die sauschweren Batterien müssen zuerst aus dem Schiff raus, und die neuen dann wieder hinein. Fürs Tragen holt er sich einen jungen Kollegen. Ich ziehe mich nobel zurück und schone meinen Rücken, auch gut. In ca. 1h sind die Dinger montiert. Alles zusammen kostet der Stopp rund 1200€. Soll sein.

    Junge starke Burschen, aber auch die kommen ins Schwitzen

    Wir pritscheln noch mit dem Wasser herum, immerhin bekommt man das nur in Portionen zu 1000 Liter für 5 €. Knapp 200 Liter füllen wir in die Tanks, da ist also noch genug da für eine Bootsreinigung. Einmal entsalzen bitte. Eigentlich habe ich Skrupel, Wasser einfach so zu verschwenden, wir sind also nicht zu üppig beim Pritscheln. Außerdem war das die erste Reinigung, seit wir in Thessaloniki weggefahren sind, seit 6 Wochen also. Darf schon einmal sein. Dann sind wir fertig für die Abreise.

  • So war das nicht geplant

    Heute wollen wir von Almyropotamos nach Raphina. Raphina ist nichts Besonderes, der Hafenführer empfiehlt sogar „links liegen lassen“ – naja, aus unserer Richtung wäre es rechts, aber soll sein. Raphina ist für uns nur interessant, weil dieser Fährhafen sehr nahe zum Athener Flughafen liegt. Und das ist für Magdalena interessant, weil sie morgen nach Hause fliegen muss. 12 Tage war sie da. 15 Meilen sollen es bis Raphina sein, eigentlich nichts Besonderes – oder?

    Also in der Früh noch einmal ins Wasser, und eine Exkursion an den Strand, um die Bilder von den Felsen zu machen. So richtig gemütlich gehen wir es an. So gegen 11 gibt’s etwas Wind und eine andere Yacht, wir hatten die bisher gar nicht bemerkt, verlässt die Bucht. Klar, dass wir schauen, ob sie segeln kann, oder nur motort – sie segelt. Heißt für uns: zusammenpacken. Beiboot auf das Heck heben und festbinden. Unten, im Schiff, alles was rutschen kann verräumen oder sichern. Funk ein, Navigation ein, Autopilot ein, Ankerwinde ein. Check nach Leinen im Wasser, Motor starten, Anker auf. Und sobald es geht Segel setzen.

    Da wir nicht wissen, wie sich der Wind entwickelt vorerst nur die Genua, das große Vorsegel. Das ist schnell gesetzt und bei Notwendigkeit auch wieder eingerollt – und dass bei jeder Windrichtung. Das Großsegel braucht den Wind immer halbwegs von vorne, sonst wird’s schwierig. Die Genua zieht aber richtig und wir sind bald auf 4,5 kt. Viel besser und angenehmer als mit Motor, und nur unwesentlich langsamer. Bei der Windrichtung kommt die Welle von hinten, hoch ist sie auch nicht – paaaast. Herrliches Segeln. Zwischen ein paar Inseln hindurch, dann wieder die Küste entlang. Immer was zu sehen – fein.

    Bei dem gleichmäßigen Wind von genau hinten, binden wir den Großbaum nach vor, so dass er auch von einer Welle nicht umgeschlagen werden kann. Dann holen wir die Genua auf die andere Seite und gleiten im Butterfly dahin. Toll!

    Sobald wir aber in die Bucht von Marathon kommen, springt der Wind auf 20 kt und Philia rast mit 6,7 kt davon – wow! Leider kommen mit dem Wind auch Wellen daher, zwar kaum mehr als 1 m hoch, aber fies von der Seite. Gelegentlich kommt die rasende Philia ziemlich ins Schaukeln. Irgendwie ist das mehr als gewollt. Wir gehen vom Gas. Weg mit dem Butterfly und die Segel etwas reffen.  Das kostet uns einen Knoten, aber wir wollen ja kein Rennen gewinnen. Da der Wind von fast genau hinten kommt, also genau von 140° machen wir immer noch gut Fahrt. Nur die Wellen stören immer wieder empfindlich, so dass man ihnen mehr Aufmerksamkeit schenken muss als zum Beispiel den Segeln.

    Trotzdem eine spannende Fahrt. Spannend, bis wir vor Raphina ankommen. Raphina ist ganz leicht an den Fähren zu erkennen, das ist also nicht das Thema. Spannend ist der Wind mit 17 kt und eine gut 1 m Welle, die auf den Hafen zu läuft und langsam höher wird. Das ist nicht nur ungemütlich, das kann auch gefährlich sein. Wir wollen aber zumindest einen Blick in das Hafenbecken werfen. Vielleicht ist das ja gut geschützt, wer weiß.

    Also auf den Bug der blauen Fähre zielen, keine Angst, sie liegt am Kai und macht keine Anstalten sich in Bewegung zu setzen. Dann einen leichten Kurswechsel nach rechts und vor uns liegt die Einfahrt zum Hafenbecken für Schiffe wie das unsere. Kein erfreulicher Anblick. Links und rechts an den Molenköpfen gischten die Wellen hoch. Die die nicht dort brechen, laufen fast ungehindert in das Becken hinein. Was uns aber auffällt: Es ist kein einziges Schiff im Hafen zu sehen! Das macht stutzig. Ruder herumreißen, Vollgas. Anfangs zweifelt Susi noch, ob wir mit Philia überhaupt gegen diesen Wind und diese Wellen ankommen. Jooo, es geht. Nicht gut, aber immerhin 3 kt schaffen wir obwohl uns die Wellen immer wieder hart abstoppen.

    Wir schauen uns noch den Kleinboothafen an – das gleiche Bild. Also Plan B: ein Stück die Küste hinunter gibt es eine Bucht, die etwas Schutz verspricht. Nicht perfekt aber immerhin. Nur mit einem Stück Genua als Antrieb schleichen wir die Küste entlang, also nicht wirklich schleichen, so knapp 4 kt gehen immer wieder. Richtig Mist sind nun aber die Wellen, die genau parallel zu unserem Fahrweg und der Küste laufen – voll auf die Seite. Da kann auch das bravste Schiff gelegentlich massiv ins Schaukeln kommen. Auch Philia taucht ihre Seiten oft tief in die Wellen. Wer sich nicht festhält oder abstützt purzelt durch das Schiff – aufpassen!!

    Die Bucht ist nicht ideal, aber die Wellen laufen nicht direkt hinein. Hinter zwei kleinen Inseln und einem Riff sind wir etwas geschützt, auch der Wind ist weniger. Einen Ankerplatz suchen und Pause machen. Und dann überlegen, wie es mit Magdalena weiter geht:
    Am Abend, wenn Wind und Wellen nachlassen zurück nach Raphina, dort übernachten und in der Früh Magdalena in den Bus setzen? Aber wie schaut das mit dem Hafen aus?
    Lieber dableiben und erst im Morgenlicht zurück nach Raphina. Und wie kommt Magdalena dort an Land?
    Magdalena findet bei Dr. Google aber noch eine andere Option: Die Bucht ist so nahe am Flughafen, dass jeder öffentliche Bus dort vorbeifahren muss. Die Busse fahren quasi am Strand entlang. Wir brauchen sie in der Früh nur zum Strand bringen, keine 500 m und sie findet die Bushaltestelle – auch da mit Google – und ist in 20 min am Flughafen. Das machen wir!

    Den Abend verbringen wir an Deck, unten schaukelt es zu sehr. Ungewöhnlich früh verziehen wir uns in die Kojen.

    Segeln kann doch ganz schön anstrengend sein.

    Zur Versöhnung

    Hier endet der Abschnitt mit Magdalena. In 10 Tagen sind wir 180 Meilen gesegelt und motort

  • Windstille auf Euböa

    Eigentlich pfeift ja in Griechenland der Meltemi, dass alles nur so wackelt. Da ist es dann klug sich hinter Euböa zu verstecken, wenn man mit dem Schiff Richtung Athen fährt. Das ist windgeschützter und der Wind reicht dann immer noch für eine nette Segelei ohne Wellen. Das war unser Plan.

    Tatsächlich hat eine spezielle Wetterlage den Meltemi heuer zerfallen lassen. Der braucht nämlich ein Hitzetief über der Türkei und ein Hoch über der Adria. Dann geht so richtig die Post ab. Je tiefer das Tief und je höher das Hoch umso besser. Normal wäre da ein Luftdruckunterschied von 20 mbar. Heuer sind es oft nur 8 oder 12. Und da treiben sich dann auch noch ein paar andere Hochs oder Tiefs in der Gegend herum und plötzlich geht der Wind nicht mit gebündelter Kraft vom Bosporus, durch die Ägäis bis nach Rhodos. Heuer gibt es vor allem Wind aus dem Westen oder Nordwesten, wenn überhaupt. Dieses „wenn überhaupt“ führt dazu, dass die Feuchtigkeit vom verdunstenden Meer in der Gegend bleibt und sich gerne als Gewitter entlädt.

    Um von Chalkis weg zu kommen, sind zuerst ein paar enge Passagen zu bewältigen. Für Magdalena ist das eine schöne Navigationsaufgabe – bei Tag. In der Nacht wäre das echt heikel. Die Griechen sind nämlich sehr sparsam mit Leuchtfeuern. Die brauchen regelmäßige Wartung, und die Seefahrer erwarten, dass die brennen. Und brennen die nicht, muss man das den Seefahrern sagen, über Warnmeldungen. Und dann weiß jeder, dass da was schlecht gewartet ist. Besser also keine Leuchtfeuer bauen, dann kann auch nichts ausfallen. Die Griechen aus der Gegend brauchen die Leuchtfeuer eh nicht, und die anderen sollen am Tag fahren, wo sie keine Leuchtfeuer brauchen.

    Die griechischen Leuchttürme schauen alle sehr ähnlich aus. Keine fantasievollen Architekten im Land

    Also Magdalena peilt Kurse, korrigiert wegen der Strömung, erkennt Bojen und Feuer – alles gut. Nach der Passage kommt ein wenig, also wirklich nur ein wenig Wind auf. Da wir heute nicht weit wollen, gönnen wir uns Schwachwindsegeln, solange es nur geht. Und es geht, je später am Tag umso besser. So erreichen wir dann auch Eretria, einen großen Fährhafen, von dem aus alle 30 min eine Fähre zum Festland fährt. Im großen Hafenbecken darf man auch ankern, was wir auch machen. 2 andere Yachten sind auch da, heute. Morgen kommen noch 4 weitere dazu.

    Wenn man lange genug wartet, kommt auch der Wind

    Am Weg hierher und natürlich dann auch am Liegeplatz, bekommen wir immer wieder Besuch von Quallen, sehr großen Quallen. Nur ihr Name ist lustig: Spiegeleiqualle, und so sehen sie auch aus. 35 cm im Durchmesser und oben auf der Kuppel eine weitere und dunklere „Beule“. Schaut wirklich wie ein Spiegelei aus. An der Unterseite haben sie ein paar wenige Tentakel und viele Fortsätze, die in violetten „Knospen“ enden. Für Menschen sollen sie nicht gefährlich sein. Ich will sie aber trotzdem nicht berühren.

    Gute 35 cm im Durchmesser – I brauch’s ned

    Also macht von uns immer jemand den Bademeister und kontrolliert zuerst rund ums Boot, ob so ein Vieh sich wo herum-treibt. Wenn nicht, ab ins sehr angenehme Wasser. Der Tag vergeht mit Faulenzen. Wir gehen nicht einmal in das Dorf. Erst am zweiten Tag rudern wir an Land und gehen kurz in den Supermarkt. Obst, Gemüse, Milch – was halt nicht lange hält.

    Erst am zweiten Tag treibt es uns weiter. Mittlerweile kennen wir den Rhythmus dieses Wetters: Vormittags tödliche Flaute, Nachmittags, so ab 2 kommt Wind auf, der durchaus länger brauchbar sein kann – kann, nicht muss. Darauf setzen wir und legen um 2 Uhr ab. Ein wenig Wind ist schon, der zwingt uns aber, genau in der „Fahrbahn“ der Fähren herumzudümpeln, so 2 kt schaffen wir. Kurz bevor uns eine Fähre frisst, fahren wir eine Wende – und zur Strafe fährt der Wind einmal im Kreis. Immer hart am Wind fahre ich eine 180° Kurve, also bis auf Gegenkurs, also zurück in die „Fahrbahn“ der Fähren. Einfach verrückt!

    Dann aber setzt sich der Wind durch und beschert uns eine nette Fahrt in Richtung von Aliveri. In Richtung, eben nicht ganz. Fünf Meilen davor streichen wir die Segel, um unter Motor nur 1 Stunde statt unter Segel 3 Stunden zu brauchen. Macht Sinn am Ende des Tages. Wir wissen ja nicht, was uns dort erwartet.

    Was uns erwartet ist ein kleines recht ursprüngliches Dorf. Das heißt, dass die Restaurant Meile keine 150 m lang ist. Nur am Abend ist die Uferstraße für die Autos gesperrt. Und das auch sicher nur im Sommer. Verlockend, aber noch haben wir nicht fest gemacht. Ankern, an die Mole gehen? Die Mole ist recht locker belegt. Das heißt immer genau so viel Abstand zwischen den Schiffen, dass wir nicht dazu passen. Eine einzige Lücke wäre möglich, aber da stehen zwei Fischer und versuchen ihr Glück.

    Egal, wir wollen dort hin. Alle Fender auf diese Seite, Leinen vorbereiten, eine Vorbeifahrt, um die Tiefe und die Hafenmauer zu erkunden und dann geht es los. Die Fischer haben unsere Zeichen verstanden und räumen das Feld. Susi nimmt Maß und zirkelt Philia perfekt an die Mauer. Leinen festmachen, Fender korrigieren – Höhen und Positionen werden angepasst – fertig.

    Susi hat schon seit Tagen das Verlangen nach einem Moussaka. Was soll man da tun – losziehen und die Lokale testen. Speisen / Bar / Bar / Creppes / Bar / ?? / Speisen / Speisen. Das vorletzte Restaurant hat unbequeme Griechenstühle. Auf denen können nur Griechen länger sitzen. Klingt vielversprechend. Susi fragt nach, auf Griechisch und bekommt ein „Ne“ als Antwort. Glücklich strahlend winkt sie uns herein.

    Bei der Bestellung „Mia Moussaka“ schüttelt der Kellner den Kopf: „Ochi“ ist leider aus. Susi schickt ihn nachfragen. „Ne“ – ein Stück gibt es noch. Susi ist glücklich! Ich hätte gerne „Pastichio“ – „Ochi“ ist leider aus. Magdalena hätte gerne Zucchini Bällchen – „Ochi“ ist leider aus. Was ist denn da los, heute. Die Speisekarte ist üppig und so finden wir leicht passende Alternativen. Und der Preis stimmt auch. Haben die schon die Nachsaison Karten, oder ist es immer so billig, weil da kaum Touristen sind? Uns solls recht sein.

    Dass da niemand kommt, um von uns irgendeine Hafengebühr zu verlangen, passt da nur zu gut ins Bild. Es waren übrigens überhaupt nur 2 Touristen-Yachten im Hafen.

    Griechenland, wie man es sich erträumt.

  • 9 Stunden für 10 Minuten

    Also Chalkis, was ist da wieder los. Eine Straßenbrücke, die für die Schifffahrt geöffnet wird – so what? Na, so ganz einfach ist das nicht:

    Die ganze Zeit schon hat uns die Strömung begleitet, und die ist auch die Herausforderung an der Brücke. Man hört da von unglaublichen Strömungsgeschwindigkeiten und seltsamen Phänomänen. Aber die wollen wir selbst sehen, später.

    Zuerst müssen wir an der richtigen Stelle anlegen, am Stadtkai, längsseits. Da sind genügend Segler unterwegs, die unsere Leinen gerne entgegennehmen. Der Stadtkai ist so was wie das Bermudadreieck in Wien: ein Lokal neben dem anderen, die meisten in guter Qualität und gut besucht. Und hunderte Menschen, die da auf und ab flanieren, um gesehen zu werden. Irgendwie kommt man sich da beobachtet vor. Als wollte man auf der Kärntnerstraße campieren.

    Da zuzuschauen, dazu haben wir gerade keine Zeit. Wir müssen das Büro der Port Authority suchen, um uns für die Brückendurchfahrt anzumelden. Am Weg dort hin kommen wir an der Brücke vorbei: Was da an Strömung los ist, alle Ehre! Mit mindestens 3 kt strömt das Wasser von Nord nach Süd. Das ist fast so schnell wie ein engagierter Spaziergänger. Da gibt es alles was man sonst an Wildflüssen findet: Scherwasser, Rückströmungen – sogar einen Wildwasser Slalom Strecke hat da jemand installiert. Am Meer! Unglaublich.

    Wildwasser am Meer – mit wechselnden Richtungen

    Eine Leuchtschrift verkündet den Autofahrern, dass die Brücke heute „wahrscheinlich“ zwischen 01:35 und 02:35 geöffnet sein wird. Nicht weit davon ist die Einfahrt in den Hafen und in einem Container Büro die Stelle der Brückenkasse. Nett zu plaudern ist es mit der Dame, und sie macht ihren Job mit Geduld und Freude. Nur von der Brücke hat sie keine Ahnung.

    „Wie geht das denn heute und um welche Zeit?“, unsere durchaus berechtigte Fragen. Die einzige Information die wir bekommen können: Ab 21:00 auf Kanal 12 zuhören. Die Port Authority wird sie dann aufrufen.
    „Wann geht es dann los?“ – Die Port Authority wird das sagen. Es hängt vom Wasser ab, wie sich das gerade verhält. Der Hinweis auf der Brücke ist eigentlich nur ein Hinweis. Gestern war es um 03:30, so ungefähr.

    Wäre irgendwie nett, wenn man das eingrenzen könnte. Ist es wirklich so spät, könnte man ja eine Runde schlafen. So sitzt zumindest einer die ganze Zeit am Funkgerät und traut sich nicht weg. Zum Glück haben wir unsere Handfunke mit dabei. So sind wir wenigstens mobil.

    In der Zwischenzeit haben wir Hunger bekommen und holen uns 3 Pizzen aufs Schiff. Wirklich tolle Pizza, nicht nur weil wir schon lang sowas nicht gegessen haben. Ein Abendessen „sub auspiciis“, unter Beobachtung. Da sind locker ein paar Hundert Leute am Schiff vorbei gegangen und haben geschaut, was wir da so machen. Nach dem Essen ziehen sich die Damen nach unten zurück. Nur zum Lesen. Bald aber verkündet der tiefe Atem, dass dem Lesen eine tiefe Augenentspannung gefolgt ist. Nein, geschlafen haben sie nicht, sicher nicht.

    Ich bemerke, dass die Strömung gekentert ist. Jetzt geht die Post in die andere Richtung ab. An der Brücke gurgelts und zischts. Fischer versuchen in dem Wasserchaos ihr Glück. Und die Quallen, die vor einer Stunde noch nach Süden unterwegs waren, finden sich nun im Norden wieder. Einzelne Einheimische versuchen gegen die Strömung unter der Brücke durchzukommen. Ihre kleinen Motorboote sind voll gefordert und trotzdem dauert das Unterfangen mehrere Minuten. In der Mitte, neben unserem Liegeplatz 300 m von der Brücke entfernt, erinnert die Strömung an die hochwasserführende Donau. Von den 7 kt bei der Brücke sind bei unserem Liegeplatz also noch 4 kt übriggeblieben. Irre, absolut unfahrbar mit unserer Yacht.

    Was aber ist das Besondere an der Tide in Chalkis: Im Nordhafen ist sie 80 cm hoch, im Süden nur 25. Dann haben die beiden Flutwellen noch 30 min unterschiedliche Zeiten. Führt der Höhenunterschied zu der starken Strömung, gibt es ein weiteres Phänomen: Normalerweise gibt es immer eine Zeit von rund 1 bis 2 Stunden, in denen die Strömung „kentert“, also das Wasser steht. Wegen der beiden unterschiedlichen Flutwellen ändert sich die Strömung innerhalb von Minuten und ist dann immer gleich sehr heftig. Wie einen Wasserfall den man umdreht. Die Brücke kann also nicht bei Wasserhöchst oder Niedrigstand passiert werden, sondern wenn sich die beiden Ströme in einem sanften Gleichgewicht befinden.

    Da der Straßenverkehr nicht behindert werden soll, nimmt man so ein Gleichgewicht in der Nacht. Lustig nur, dass für eine Passage in der Nacht ein 25% Zuschlag berechnet wird, ohne dass eine Passage bei Tag angeboten wird. Auch eine Möglichkeit der Einkommenssteigerung. Naja, 40 € muss einem der Spaß schon wert sein. Das lange Warten ist im Preis inbegriffen.

    Es wird 9, der Funk bleibt ruhig, um 10, 11, 12, 1, immer noch keine Anzeichen, dass es – zumindest laut Anzeige auf der Brücke – bald losgehen soll. Um 2 wird ein Franzose ungeduldig und fragt nach, wann es denn losgehen wird. „The Port Authority will inform you – stand by“. „Thanks“ Wenigstens ein bisschen was könnten sie schon sagen, die Dame am Funk. Aber immerhin hat sie zum Abendessen ein Gewitter gekocht, dass sich jetzt in unmittelbarer Nähe entlädt. Wir hoffen, dass das nicht zu uns zieht, denn eine Brückendurchfahrt  mit Strömung und Windböen in finsterer Nacht, das muss echt nicht sein.

    Point of no return. DIe Brückeist schon nacht hinten / unten gefahren

    Kurz vor 3 geht’s dann los. „Philia“ „This is Philia“, meldet sich Susi. “Prepare your ship, but don’t move yet. We will call you, Captain”. Na denn, so bereiten wir uns vor. Leinen umlegen, Checken, ob das Manöver auch funktionieren wird, die Uferkante könnte im Weg sein – passt aber. Lichter an, Motor an, los geht’s. Die Strömung hat auf ein erträgliches Maß abgenommen. „North going ships first“ Wir gehen nach Süden.  Und dann werden sie der Reihe nach aufgerufen. Es sind nur 2 in der Gegenrichtung, also legen wir ab, sobald der Erste sichtbar wird.

    Durch!

    Wir sind als letzte an der Reihe. Leni fährt in die Strömung und schummelt sich so hin, dass die dann genau mittig durchfährt. Schon spannend, so eine Nachtfahrt. Gleich nach der Durchfahrt, dort wo die Nordfahrer gewartet haben, suchen wir uns einen Ankerplatz. Das Radar zur Unterstützung ist da echt hilfreich. Wir sehen alle Schiffe, auch die ohne Ankerlicht. Wir sehen die Ufer, wo sie tatsächlich sind und können dann die Wassertiefen auf dem Plotter ablesen.

    Ein Platz ist schnell gefunden. 50 m Kette für eine ruhige Nacht, gut eingefahren. Passt. Kurz vor 4 ist dann Ruhe.

    Aber nicht zu lange: Um ½ 6 weckt uns ein rumpelndes Geräusch. Immer dann, wenn eine Windböe durchzieht, rumpelt die Ankerkette – sollte sie aber nicht. Schnell den Ankeralarm prüfen – wir rutschen! Offensichtlich sind wir zu nahe an der Hauptströmung, dort wo der Grund noch felsig ist. Was soll man machen: Anker auf! Wieder mit Radar einen Platz suchen und die Kette in die finstere Tiefe lassen. So, jetzt hält er aber! Da ist es dann aber schon so hell, dass ich gleich das Ankerlicht ausschalte. Spart auch Energie.

    Wie weit sind wir in diesen 9 Stunden gekommen? Ein paar hundert Meter – mehr nicht. Spannend war’s schon, aber die Warterei hätte man anders gestalten können.

    Die Leute von der Port Authority sind halt noch nie mitgefahren, durch ihre eigene Brücke.

  • Ruhetag – oder doch nicht

    Wir wachen auf, weil das Schiff an der Kette zerrt, Wellen an den Bug schlagen und das Heck aufs Wasser schlägt. Was ist jetzt wieder los? Der Wind hat gedreht. Hat uns die Ufernähe gestern vor den Wellen geschützt, laufen die nun ohne jede Bremse in die Bucht und reißen uns aus dem Schlaf.

    Kurzer Blick auf das Wetter, Poseidon und Blitzortung. Eigentlich zum Aushalten: leichter Regen und Wind der im laufe des Tages abnimmt. Wir schauen, dass alle Luken fest zu sind und genieße es, einmal nicht in einer schief liegenden Wohnung zu sein. Das Geräusch des Regens auf dem Dach ist einschläfernd und verbreitet das Gefühl der Heimeligkeit. Ein Tag zum Ausruhen, auch gut.

    heute lieber nicht

    Lesen, Texte für die Homepage machen und Bilder einfügen, dahin dösen – einfach einmal treiben lassen.

    Gegen Mittag wird das Wetter besser. Der Regen wird seltener, die Wellen nehmen ab. „Wenn wir jetzt losfahren, könnten wir rechtzeitig nach Chalkis kommen, um noch in der Nacht die Schiebebrücke zu passieren. Die macht nur einmal am Tag auf, und das ist meist spät in der Nacht. Leni drängt, Susi bremst: Wetter schauen – … und eigentlich wollte ich heute einfach nichts tun. „Nichts tun, das kannst Du auch, wenn wir unterwegs sind. Wir müssen ohnehin die ganze Strecke mit dem Motor unterwegs sein.“

    Wind und trotzdem Motor? Der Wind ist genau in Fahrtrichtung – von hinten. Das ist die ungünstigste Richtung für uns. Nur rund 1/3 der Windgeschwindigkeit schaffen wir dann als Geschwindigkeit des Schiffes. Ist der Wind schwach bleibt dann fast nichts übrig. Gibt es dann auch noch Wellen, so wie heute, beginnen die Segel zu schlagen, denn die Bewegung des Schiffes macht mehr „Wind“ als der tatsächliche. Einfach unnötig, so eine Situation.

    Was dazu kommt: Es ist schon 14 Uhr und wir sollten spätestens um 20 Uhr in Chalkis sein. Bis dort hin sind es 28 Meilen. Gibt dann bei 5 kt Fahrt eine Ankunftszeit von 19:30. Also: Gas geben, keine Zeit für Experimente mit dem Wind. Die Wellen bremsen bei der Ausfahrt aus der Bucht ohnehin beträchtlich. Kommen so 2 oder 3 größere Wellen genau von vorne, so dass das Boot richtig ins Wasser platscht und es kräftig spritzt, kann die Fahrt von 5 kt leicht auf 3,5 kt zurück gehen. Hat man dann endlich wieder auf 4,5 kt beschleunigt ist es Zeit für das nächste Wellenbad. Mühsam ist das.

    Ander allerdings später, wenn der Wind von hinten kommt und die Wellen wenigstens nur seitlich. Da schiebt der Wind an und die Wellen bringen das Schiff „nur“ ins Schaukeln. Wir halten uns nahe an der Küste. Nicht wegen der Wellen, sondern um was vom Land zu sehen. Wochenendvillen die hier in die Hänge geschlagen werden. Vergammelte Wohnwagen am Strand, Lagerhallen für Oliven und natürlich große Olivenhaine. Je nach Ort ist die Küste sanft ins Meer hinauslaufend, oder eine steile Klippe. Und immer wieder natürlich Strände, die zum Verweilen einladen. Heute nicht, wir müssen weiter.

    Aber warum bis Chalkis und warum vor 20 Uhr?
    In Chalkis ist eine „Schiebebrücke“, die einzige Brücke (bis vor kurzem), die Euböa mit dem Festland verbindet. Da müssen wir durch, wenn wir weiter nach Süden wollen. Und wenn der morgige Tag ganz brauchbar wird, warum es drauf ankommen lassen, dort einen ganzen Tag zu vergammeln. Und vor 20 Uhr, damit wir Zeit haben für ein ruhiges Anlegemanöver und die Bezahlung des Brückengeldes.

    Also einfach gerade aus durchs Wasser brettern. Laut, ereignislos, mit Autopilot. Hin und wieder ein anderes Schiff, heute nur „Berufsverkehr“ wie Fähren oder Frachter. Und Quallen, viele Quallen! Die Spiegelei-Quallen sind unterwegs, in Scharen – und wir Pflügen mitten durch. Erstaunlich, dass wir keine sehen, die von unserem Propeller zerfetzt worden ist. Irgendwie schaffen es die Quallen, nicht an das Schiff gedrückt zu werden. Interessant sind sie, schön sind sie nicht.

    Stolz sind wir auf den Tag nicht. Aber wenn es hilft?

    geht doch!