Kategorie: Reise

Unterwegs

  • Pit Stop im Paradies

    Der Naturhafen von Ithaki ist wirklich malerisch. Die Häuser ziehen sich über die Hänge hinauf. Nur selten setzt sich ein Neubau von den Häusergruppen ab. Alles wirkt harmonisch gewachsen. Die Bucht ist fast rund um geschlossen, nur eine 200 m breite Einfahrt gibt es in das Becken, in dem aber doch fast 70 Schiffe Platz finden.

    Unsere Anwesenheit aber eigentlich nur einen Grund: Wäsche waschen. Ganz profan, aber liveabords, wie wir das sind, also die Langzeitsegler, leben auch nicht nackt. Und wenn dann entlang der Route ein Waschsalon auftaucht, wird das Angebot gerne angenommen. Nachdem wir Gäste an Bord hatten ist auch unser gesamter Vorrat an Bettwäsche + fast all unser Gewand + ein Schlafsack dran. Insgesamt fast 25 kg die in 4 Maschinen wandern (je 5 €) und dann in je zwei Durchgängen getrocknet werden (4×2 je 3 €) Kommt also auf 32 € so ein Waschtag. Das Frühstück, dass wir uns beim ersten Durchgang gegönnt haben ist da nicht mit eingerechnet.

    Durch das Trocknen kostet es zwar mehr, aber wir sparen uns, das ganze Schiff zu dekorieren. Außerdem haben wir keine Idee, wo wir diese Wäschemenge aufhängen sollten (3 Doppelbett-Spannleintücher, 6 Deckenüberzüge, …) Alleine dafür bräuchten wir ein größeres Schiff 😊

    Der nächste Morgen verspricht aber gut brauchbares Wetter, und das wollen wir nützen. Unser nächstes Ziel ist Poros auf Kefalonia, knapp 20 Meilen nach Süden. Poro ist ein kleiner Hafen, in dem aber auch die großen Autofähren anlegen können. Was uns genau erwartet, wissen wir noch nicht.

    In der Früh finden wir unser Schiff mit Bug in die Bucht. Das bedeutet, dass wir aus der Bucht hinaus segeln können. Müssen wir glatt probieren. Lautlos, mit 2 – 3 kt Fahrt und nur unter Genua gleiten wir hinaus. Susi entdeckt zwei Delphine in größerer Entfernung – und die Delphine entdecken uns. Offensichtlich wollen die ein bisschen „Menschen schauen“ und ändern ihren Kurs. In ein paar Flossenschlägen sind sie schon zum Greifen nahe. Wieder ändern sie ihre Richtung, nun schwimmen sie unter uns durch und dann knapp neben dem Bug her. Wenige Augenblicke nur, denn mit unserer langsamen Fahrt sind wir wahrscheinlich nicht aufregend genug. Sie wenden wieder uns ziehen weiter ihre Bahn in die Bucht.

    Auch wir ziehen weiter, brauchen ein wenig den Motor um aus einer Flautezone zu kommen. Kaum renn der wieder, kommt sein durchdringender Alarm: „Kühlmittel ist heiß“ – kenn ich schon, kann es aber nach den paar Minuten gar nicht sein. Einfach nervtötend. Ich muss wieder mit Sean in England telefonieren. Er hat den Motor geliefert und da ist noch Garantie drauf. Irgendwas muss ihm dazu einfallen.

    So, wieder im Wind wird auch das Großsegel gesetzt und Philia zieht los. Kaum Welle, schöner Wind. Einfach die Küste entlang segeln – so schön!
    Was nicht so schön ist, ist der Umgang der Griechen mit der Natur. Wenn jemand den Drang hat, irgendwo im nirgendwo eine Ferienvilla hinzustellen, dann wird großzügig der Wald gerodet, mit Baggern und Hydraulikhämmern ein einigermaßen ebener Bauplatz dem Berg abgepresst. Aber was ist eine Villa zu der man nicht zufahren kann? Na, dann wird es wohl irgendein EU-gefördertes Programm geben, dass zu jedem Haus eine Straße führen muss. Kein Problem, dann wird eben in denselben Berghang eine mehrere Kilometer lange Straße gebaut, an deren Ende dann 3 Villen stehen.

    Auf den Inseln gibt es so viel Natur, da kommt es auf das bisschen Haus auch nicht an. Schaut halt schrecklich aus und der Nutzen, und die Nutzbarkeit, ist denkbar gering. Ferienvillen für reiche Menschen halt.

    Wobei, da fällt mir das „Greek golden Visa Programm“ ein:
    Wer, egal aus welchem Land er kommt (!!), in Griechenland eine Immobilie um mehr als 250.000 € erwirbt, bekommt als Willkommensgeschenk eine 5jährige Aufenthaltserlaubnis. Gilt für die ganze Familie in Griechenland und damit im gesamten Schengenraum – also z.B. auch Österreich. Dabei ist es egal, ob man einen Acker, einen Stall, eine Villa oder ein Hotel kauft. Man muss das Ding nicht einmal selber benützten, sondern kann es sofort verpachten oder vermieten. Nach den 5 Jahren hat man dann die Voraussetzungen für die griechische Staatsbürgerschaft erfüllt und ist eingebürgerter Europäer. Ist doch eine feine Sache, oder?
    Griechenland rühmt sich noch dafür, dass die 250.000 € deutlich weniger sind, als in entsprechenden Programmen anderer Länder gefordert wird.
    Verrückte Welt!

    Ach ja, wir fahren gerade die Küste von Ithaki entlang und queren, bei immer noch gutem Wind hinüber nach Kefalonia. Bald sehen wir Poros vor uns. Was der Hafen bringt, wissen wir immer noch nicht. Die Beschreibung in unserem Hafenhandbuch ist recht alt. Auf unserer Lieblingsseite www.noforeignland.com finden wir das Foto von einem Schwimmsteg, an den man seitlich anlegen kann. Wäre eine feine Sache, sonst halt mit Buganker und Heck an die Mole. Was wir aber auch wissen ist, dass der Hafen immer wieder versandet, also das Wasser recht flach ist. Insgesamt ein Experiment also.

    Wir fahren langsam in den Hafen hinein, schauen um sie Ecke der Mole und – den Schwimmsteg gibt es. Sehr schön, längsseits anlegen haben wir eh schon lang nicht mehr gemacht. Das Dinghi kann am Heck bleiben wo es ist, nur die Fender müssen weit hinunter gehängt werden, um den Rumpf zu schützen. Dann ist es eigentlich ganz einfach. Hinfahren, abstoppen, auf den Steg steigen und die beiden Leinen fest machen. Und genau so machen wir das auch.

    Allerdings kommt kurz später der Marinero und bittet uns, das Schiff am Steg ganz nach innen zu verlegen, damit dann andere auch noch Platz haben. OK, wollen wir nicht so sein. Außerdem wäre es besser, wenn das Schiff mit dem Bug zur Hafenausfahrt zeigt. Das macht das Ablegen leichter. Allerdings müssen wir es dafür um 180° drehen. Kann man machen, ist aber ein rechter Zinnober mit langen Leinen, vielen Fendern und noch mehr Helfern.

    Ich hab da aber so eine Idee: Unsere Philia drängt, wenn man den Retourgang einlegt ausgeprägt nach links. Wenn ich sie jetzt nur an der Bugleine festbinde und Susi gibt einfach den Retourgang rein, dann müsste sie doch wie von Zauberhand die gewünschte Drehung fahren. Ausprobieren!

    Und tatsächlich, sie bewegt sich vom Steg weg und beginnt ganz langsam einen Halbkreis zu fahren – sensationell. So sensationell, dass das Nachbarboot alle Kollegen an Deck holt um das Manöver zu sehen. Danach bieten sie Susi einen Platz in ihrer Crew an 😉.

    Am Nachmittag füllt sich der Hafen langsam. Insgesamt 8 Schiffe stehen am Schwimmsteg, ein weiteres mit Heck an der Mole. Susi und ich nutzen die Zeit uns Poros anzusehen. Der Ort gibt aber so gar nichts her. Er liegt zwar dort, wo eine sehr enge Schlucht das Hinterland mit dem Meer verbindet, hat aber so überhaupt keinen Charm. Das dürfte daran liegen, dass 1953 ein Erdbeben die ganze Gegen massiv zerstört hat. Alles was heute auf den Ionischen Inseln steht, wurde erst danach gebaut – oder ist immer noch Ruine. Der „Dorfplatz“ von Poros, sicherlich 200m lang und 40m breit, könnte eine lebhafte Promenade sein. Der Platz sieht aber so aus, als hätte sich ein jugoslawischer Jungarchitekt mit zu vielen Betonplatten ausgetobt. Er hat einfach den ganzen Platz zugedeckt, ein paar einfache geometrische Muster als einzige Strukturierung. Die Fläche trennt sogar den Strand von den Lokalen die dahinter in den ersten Häusern stehen, statt sie zu verbinden.

    Schade um den schönen Flecken direkt am Meer.

  • Ab ins Reich Odysseus‘

    Der Morgen in Nikiana gibt es überraschend Wind. Also nur ein kleines Frühstück und dann dem Wind nach. Dass heißt dann einmal nicht genau in die richtige Richtung. Der schickt uns im Osten um Meganisi herum. Das wäre zwar ein kleinwenig weiter, aber wenn’s schneller geht – warum nicht!
    Es geht aber nicht schneller, denn nach einer Stunde ist der Wind wieder weg. Plan B: Motor an und im Westen an Meganisi vorbei. Auch eine schöne Strecke. Ein recht enger Kanal zwischen Lefkas und mehreren Inseln. Eine davon ist Nisis Skorpios. Die war einmal recht berühmt, denn sie war die Privatinsel von Onassis. Wer das war?  à selber Googlen. Sie ist noch immer privat und darf nicht betreten werden.

    Inzwischen kommt Wind auf. Bei der Geographie kann der nur genau von vorne kommen. Wäre man sportlich, könnte man in dem engen Gewässer aufkreuzen. Immer von Ufer zu Ufer, immer möglichst Hart am Wind. Susi ist nicht nach Sportlichkeit zu Mute, also lassen wir das – vorerst. Am Ende der engen Passage ist es aber so weit. Zum schon lange gesetzten Großssegel kommt nun noch die Genua dazu Philia springt an und rennt mit 4,5 bis 5 kt los, immer hart am Wind, denn genau da wollen wir hin.

    Was uns das Leben aber etwas schwer macht, ist die entgegenkommende Flottile von Sailing Holidays Das ist eine englischer Anbieter, der immer so 6 bis 12 seglerische Novizen unter seine Fittische nimmt. Ein Guide gibt den Tageskurs vor und nimmt die Segler am Zielort in Empfang. In Petriti haben wir mit denen schon Bekanntschaft gemacht. Hier sehen wir aber auch die Grenzen der an sich guten Idee: Einige von denen können wirklich nichts:

    So kommt uns in rechten Winkel eine Sailing Holidays Yacht in die Quere. Wir sind hart am Wind, also alle Segel so eng wir möglich dicht gezogen. Hat der Sailing Holidys aber auch. Wobei der eigentlich fast Rückenwind hat und die Segel ganz offen fahren sollte. Segeln ganz dicht, kann er ja machen. So schafft er halt nur 2 – 3 kt Fahrt, wo locker das Doppelte drinnen wäre. Blöd ist nur, dass er mit uns auf Kollisionskurs ist und eigentlich sollte er ausweichen. Macht er zum Schluss dann auch. Er luvt an, fährt also besser in den Wind. Und plötzlich macht sein Schiff, was es schon immer wollte: Es rennt los, nun aber parallel zu uns und nahezu gleich schnell. So können wir die Situation auch nicht lösen. Also dreht er weiter, bis er zu hoch am Wind ist und die Segel killen (flattern). Da bleibt sein Schiff dann stehen und wir gewinnen Abstand. Dann dreht er zurück – alles ohne an seinen Segeln zu zupfen – und zuckelt weiter mit seiner „Universalsegelstellung für eh alle Kurse“ seinem Glück entgegen.

    Was wir daraus lernen: Fahre nie dort hin, wo die Flottillen hin fahren und wenn Du sie triffs, mach einen großen Bogen um sie!

    Nach der Passage der Insel „Aspro“ – ja, die gibt’s wirklich – frischt der Wind weiter auf. Bis zu 18 kt Wind in den Segeln und 6,5 kt Fahrt (12 km/h). Das gibt dann schon eine Schräglage, bei der man an das Reffen denken kann. Machen wir auch und verkleinern zuerst das Großsegel und dann auch noch die Genua. Kaum langsamer, dafür aber aufrechter zielen wir auf die Einfahrt der Bucht von Ithaki, unserem Tagesziel.

    Kaum sind wir um das Kap, ist der Wind völlig weg. Hilft nichts, Diesel an, Segel weg. Das wird also eine ruhige Nacht vor Anker werden. Denkste!

    Genau in der Ankerbucht treffen wir den stärksten Wind des Tages mit 22 kt. Da schwingt das Boot am Anker schon kräftig hin und her. Der Abstand zu den Nachbarn ist kaum abzuschätzen. Noch schwieriger ist zu beurteilen, was passieren würde, wenn der Anker ausreißt. Haben wir dann 10 m, bevor wir auf ein anderes Boot treffen, oder sind es 70? Wir können nur genug Ankerkette auslegen, noch einmal mit dem Motor kräftig nach hinten ziehen und die Situation am Ankeralarm beobachten. Solange wir da eine schöne kleine Banane aufzeichnen, ist alles OK.

    Zum Glück legt sich der Wind am späteren Abend und die Nacht wird sehr sehr erholsam.

  • Große Sprünge nach Süden

    Von Parga kommt als nächstes Ziel eigentlich nur Lefkas in Frage. Das sind dann aber gut 30 Meilen und dazwischen nur wenige und nicht als „gut“ beschriebene Häfen. Wenn das Wetter passt, ist das ein ganzer Tag Strecke machen. Wie gut das gelingt, bestimmt der Wind.

    Wir brechen also „früh“ auf. Allerdings war da noch ein kurzer Stopp an Land nötig, um den Müll loszuwerden. Da der Wind sich in der Gegend immer etwas bitten lässt, rechnen wir damit, zunächst Diesel zu verbrennen. Ist dann auch so. Erst nach 100 Minuten kommt dann ein brauchbarer Hauch, den wir sorgfältig hüten, damit er uns in die richtige Richtung bringt.

    Unser Plotter sagt, dass wir kurz vor 20 Uhr in Lefkas sein könnten. Das ist wichtig, denn um diese Zeit macht die Pontonbrücke zum letzten Mal auf, und da wollen wir noch durchflutschen. Schaut ja ganz gut aus – aber nur für weitere 100 Minuten. Dann ist der Wind wieder weg. Auch die anderen Boote in unserer Nähe streichen die Segel und werfen den Motor an. Wenigstens schaffen wir dann die Brücke in Lefkas.

    Nach einer Stunde Lärm geht es aber leise weiter – und wie! Wind knapp über 10 kt, wenig und nur sehr niedrige Welle. 4 ½ bis 5 kt, später auch mehr. Das ist wie Schweben! Was auch noch fasziniert ist, dass sich die berechnete Ankunftszeit in Lefkas immer weiter nach vor verschiebt. Jetzt steht da 16:42. Das ist immerhin ein kleiner Zeitpolster für die Öffnung um 5 – wenn der Wind mitspielt. Und er spielt!

    Zum Schluss reduzieren wir die Segelfläche, um nicht zu schnell zu sein. Der „Wartebereich“ ist alles andere als groß und gemütlich. Da fährt man im rechten Winkel auf eine Sandbank zu und gleichzeitig an einer Sandbank links vorbei. Wenn man da die Kurve in den Kanal nicht schafft, fast ein rechter Winkel übrigens, dann steckt man fest. Nicht gut. Im Kanal ist man dann hinter der Sandbank die zuerst rechts von uns war, die aber ihre Zungen immer weiter in den Kanal vorstreckt. Auf der anderen Seite ist ein venezianisches Fort, vor dessen Grundmauern Spundwandbleche im Wasser stecken, aber so weit unter der Oberfläche, dass man sie einerseits nicht sieht, sie sich aber jeden beliebigen Kiel krallen könnten.

    Ist man da vorbei kommt noch ein rechter Winkel nach links und man ist vor der Pontonbrücke. Auf den noch fehlenden 150 m stauen sich dann die wartenden Schiffe, werden vom Wind hin und her getrieben … Also täglich brauch ich das nicht. Bei uns aber gelingt die Übung unbeschadet, vor allem weil wir uns bewusst raushalten und in der Drängelei nicht mitmischen wollen.

    Nach der „Brücke“ kommt der fast 4 Meilen lange Kana, der die Insel Lefkas vom Festland trennt – gerade aus und eher langweilig. Und dann ist da die Frage, wo wir die Nacht verbringen wollen: Gleich am Ende des Kanals – 0,3 Meilen / vor Nikiana – 1,6 Meilen / in der Bucht von Vlochoi 3 Meilen
    Wir nehmen das Mittelding und finden eine netten Bereich zum Ankern vor einem kleinen Hafen. Ein paar andere Segler liegen auch vor Anker – kann also nicht so ganz falsch sein. Als der Wind dann auch noch nachlässt, passt es perfekt.

    Schnell noch ein Abendessen gezaubert und das warme Wasser aus dem Boiler für eine Dusche genutzt und als Zugabe noch unsere neue Matratze  –  herrlich. So lässt es sich leben!

  • Karibik?

    Nicht weit von Mourtos liegt die Karibik, oder zumindest eine Bucht, deren Wasser daran erinnert. Schönstes Türkisgrün! Die Ursache ist Sandgrund auf 3 – 4 m Tiefe. Jetzt ist die Bucht von Lakka auf Paxos längst  kein Geheimtipp mehr. Als vor 2 Wochen Clemens und Ralph da waren, haben sie 35 Schiffe gezählt – in der Vorsaison !! Was sich da im Sommer abspielen muss, will ich gar nicht wissen.

    Aber so weit sind wir noch nicht. In Mourtos haben wir uns zum Abschied noch einmal Schokowaffeln gegönnt. Die Chance nützt der Marinero und knöpft und die 20 € für die letzte Nacht ab, soll sein. Im Ausgleich bietet er mir beliebige Mengen Wasser an. Meine Tanks sind aber alle so gut wie voll. Susi und ich verbrauchen wirklich wenig Trinkwasser, besonders seit wir den Salzwasserhahn in der Küche haben.

    Kurz nach dem Ablegen schon, können wie die Segel setzten. Dann noch einen Kurskorrektur, die Segel neu trimmen und wir gleiten Paxos entgegen. Gleiten, das heißt wenig Wind und eigentlich ein Geduldspiel, aber die Strecke ist ja nur kurz, kaum 15 Meilen (27 km). Nach der halben Strecke ist dann aber Schluss mit Lustig und der Diesel muss wieder an die Arbeit.

    Die Einfahrt in die Bucht ist kaum zu erkennen. Erst beim Näherkommen und durch ein paar Masten verraten, ist klar, wo wir hinmüssen. Und tatsächlich, diese unglaubliche Farbe des Wassers – fantastisch! Im Augenblick sind 18 Schiffe da, ein paar legen noch ab, nach und nach kommen neue dazu. Es ist aber immer noch gut Platz, damit sich die Boote an ihren Ankern bewegen können.

    Fast alle Skipper wissen, was sich gehört und halten Abstand – fast. Einer klemmt sich zwischen zwei Schiffe, wirft dort den Anker und legt eine elendslange Kette. Ist ja gut für ihn, aber sobald der Wind dreht – und das macht er hier ständig – treibt er sehr nahe an andere Schiffe heran. Jeden Versuch ihn davon zu überzeugen, dass das keine gute Idee ist, lässt er abprallen. In der Nacht haben er und seine Nachbarn Glück, aber sein Ablegen gelingt nur zufällig, Können ist das nicht. Er muss die Ankerkette unter einem anderen Boot hervorholen, zieht sich dann mit der Ankerwinde an dem anderen Schiff vorbei. Sein Heck verfehlt das andere Schiff nur um 1 m. Die Partnerin dieses „Könners“ lässt das alles völlig ungerührt. Alle Arbeit für den Skipper, an sie wurden keine Aufgaben verteilt. Also sitzt sie als „living payload“ im Cockpit und wartet was passiert. Derartige Crews sind es, die das Segeln im Sommer so schwierig machen.

    Aber egal, wir lassen uns den Tag nicht verderben. Wir fahren zunächst mit dem Dinghi an den Strand, zum Schwimmen ist uns noch zu kühl. Die Kiesel am Strand zeigen, dass es, trotz des Sandes in der Bucht, bei entsprechendem Wetter hier auch ganz schön zugehen kann. Trotzdem genießen wir den Platzt in der Sonne, auf einem angeschwemmten Baumstamm sitzend.

    Später dann, nach einem Imbiss rudern wir ins „Dorf“. Wo man zunächst nur eine Häuserzeile am Hafen vermutet, tut sich dahinter ein Labyrinth von Gassen aus, in denen sich ein nettes Lokal an das andere reiht. Auch da sind viele erst am Aufwachen, werden gerade erst aktiviert. Naja, der Sommer = die wirklich vielen Touristen sind ja noch nicht da. Wenn es voll ist, kommen zu den 50  Seglern auch noch die Ausflugsschiffe aus Corfu oder Parga, die mehrmals täglich ein paar Hundert Besucher ausspucken. Dann wird’s wirklich eng in den Gassen und in den Lokalen ist die griechische Gemütlichkeit auch dahin.

    Da lieber jetzt unterwegs sein und dafür weniger Lokale zur Auswahl haben. Auch so finden wir was Nettes und finden Zeit zur Muse. Später, beim Schlendern durch den Hafen finden wir ein deutsches Kleinboot, eine Sail Art 20. Also das Ding ist kaum 6 m lang und 2,5m breit. Damit ist ein Pärchen schon seit einigen Wochen im Ionischen Meer unterwegs – Respekt!

    Die Nacht wir durch eine ungünstige Kombination aus Wind und Welle sehr rollig, soll heißen, dass Schiff rollt stark von links nach rechts. Ständig knarrt und scheppert irgendwo irgendwas. Kein ruhiger Schlaf!

    Wie soll die Reise weiter gehen? Wir wollen, eigentlich müssen nach Süden, konkret nach Zakynthos. In einer Wochen muss Susi für ein paar Tage nach Wien fliegen. Bis Zakynthos sind es aber noch gut 170 Meilen. Wir müssen also günstiges Wetter suchen und nützen, um in großen Sprüngen Strecke zu machen. Und an den windarmen Tagen müssen wir uns so positionieren, dass wir den dann kommenden Wind optimal nützen können.

    Geht sich Parga, dass uns vorigen September so gut gefallen hat, noch aus? Müssen wir, auch wenn wir das nicht wollen, 37 Meilen nach Lefkas motoren? Wie lange können wir in Ithaki Pause machen? Was sagt das Wetter dazu. Viele Grübeleien, viele Möglichkeiten, viele Entscheidungen mit entsprechenden Folgen.

    Auch so vergeht ein Abend unter Sternen.

    Kurs 120°, oder doch lieber 87?

    Der Morgen in Lakka ist herrlich, aber auch herrlich windstill. Jedes Schiff, dass die Bucht verlässt, wird so lange wie möglich beobachtet: Können die schon segeln? Laufen die immer unter Motor? Schade, viele machen sich nicht einmal die Mühe die Segel zu setzen. Echt tote Hose. Nur die Kinder vom örtlichen Segelverein haben mit ihren Optimisten Ausgang und einen Spaß dabei, zwischen den Yachten herum zu flitzen. Aber auch denen wird der Wind bald zu wenig.

    Nur die Sail Art 20 setzt Segel und kreuzt tapfer gegen Süden. Die haben aber auch keine andere Chance. Ihr Elektroaußenborder ist für lange Strecken einfach nicht gemacht, also ist Feingefühl und Geduld gefragt. Irgendwann ziehen auch wir los – vielleicht geht ja jetzt schon ein bisschen was. Tut’s nicht. Den Plan, zumindest einen Teil der Strecke nach Lefkas zu schaffen, können wir uns knicken. Bleibt also Plan B – günstiger Ausgangspunkt für den Wind des nächsten Tages. Je nach dem, wo man startet, hat man entweder mühsames Aufkreuzen bei Schwachwind vor sich, oder man kann in einem Schlag, hart am „Wind“ in die richtige Richtung fahren. Da sind dann 4 kt Geschwindigkeit auch schon ganz nett. Müsste man kreuzen, käme kaum die Hälfte raus, was meist zu unerträglich langen Fahrzeiten führen würde.

    Das Ziel unseres Plan B heißt Parga und ist „nur“ 2 ½ Motorstunden entfernt. Parga hat eine sehr große Bucht mit Sandstrand und Sand am Boden. Da kann man dann den Anker nach Belieben versenken, der hält immer. Wir trauen uns bis auf 40 m an den Strand heran. Immer noch 4 m Wassertiefe, aber nahe genug, um den Wellenschlag im Sand zu hören. Als Segler bekommen wir das selten mit.

    Was wir aber auch mitbekommen ist, wie der Ort aufwacht: Ein kleiner aber um so lauterer Bagger schaufelt den Strand zurecht – der soll immerhin unmittelbar bei der Straße beginnen und nicht erst 1 m tiefer! Andere schneiden lautstark ihre Hecken oder Zimmern die Strandbar zusammen. Insgesamt entsteht hier eine 800 m lange Touristenrösterei in 4er Reihen. Was da noch an Strandliegen noch gar nicht aufgestellt herum steht …. Strandliegenvermieter müsste man sein – naja, im nächsten Leben dann, versprochen!

    Susi und ich rudern an Land, und wandern in den Hafen von Parga. Das muss man sich so vorstellen. Also da ist im Westen der lange Strand. Hübsch aber gegen Feinde nicht verteidigbar . das war einmal wichtig. Dann ist da der Hügel mit der Burg. Der ist so an die 70 m hoch. Und der Ausläufer von dem Hügel bildet auch die Grenze zwischen der Bucht und dem durch die Burg und viele Felsen im Wasser geschützten Hafen der Altstadt. Wer also von der Bucht in die Altstadt will, muss zuerst einmal 50 m hinauf, dort könnte er gleich zur Burgbesichtigung „griechische Art“ (Bitte selber aufpassen und nirgends hinunterfallen) abbiegen. Machen wir diesmal aber nicht, wir zweigen die Stufen nach links ab und wandern die 50 m wieder hinunter.

    Entlang des Weges durch die Gassen wird in jeder noch so kleinen Mauernische Touristenramsch angeboten. Schmuck, Keramik, Flaschenöffner mit Holzpenis als Griff, das 100ste Strandtuch, oder den Crocs Badeschlapfen in XXXXL (90 cm lang) – was der geübte Tourist halt so braucht um zu überleben. Wenn man sich das aber alles wegdenkt, dann ist der Ort wirklich sensationell. Der enge und tiefe Naturhafen, die Häuschen eng an den Abhang geklebt, enge Gässchen dazwischen. Ein sehr netter Fleck Erde, dieses Parga!

    Bevor wir den Rückweg antreten, stärken wir uns in einem der vielen Restaurants. Erstaunlich dass die Preise hier sogar deutlich unter denen von Corfu liegen, und kein Vergleich zu Mourtos. Während wir im Hafen waren, sind die kleinen Läden zum Leben erwacht – zu meinem Leidwesen 😉. Oben, vor dem Eingang zur Burg, hat sich eine Honigstand aufgebaut. Die Verkäuferin ist selbst die Imkerin – sagt sie nicht nur, sie kennt sich echt aus –  und gibt uns Kostproben blütenreiner Honige. Orangenbütenhonig zum Beispiel. Der schmeckt für den Anfang wie ganz normaler Honig, am Ende kommt dann aber der typische Geschmack der Orangenschalen durch. Oder Thymianhonig – sensationell, sehr würzig. Da nehmen wir dann ein Glas mit, das geht sich im Schiff gerade noch aus.

    Inzwischen hat sich die Bucht „gefüllt“. Naja, es sind 5 Schiffe da. Voriges Jahr waren es 20, im Hochsommer sind es sicher viel mehr. Da will ich aber auch nicht da sein! Von der Strandbar klingt gute Musik herüber, die Sonne geht hinter einem Hügel unter. Sehr schön!

    Und das Wetter? Wiss‘ man o ned!

    Mal sehen.

  • Regen fällt auf Mourtos

    Eigentlich steht Griechenland für Wärme, Sonne, Wind und Wohlfühlen. Irgendwie stimmt da was nicht.

    Schon bei der Abfahrt aus Corfu fehlt der Wind. Naja, die geplante Strecke ist kurz. Dann wird eben weiter gedieselt. Unser Ziel ist wieder einmal Mourtos / Syvota und das Meer ist spiegelglatt. Schaut nicht gut aus mit dem Wind. Nur die Wolken nehmen zu  und bald zeigt das Radar, dass da eindeitig Regenschauer vor uns stehen. Auch nicht, was wir wollten ☹ aber da müssen wir jetzt durch. Oder einfach hinein, denn die Schauer ziehen mit uns mit. Auf der letzten Meile nach Mourtos sind wir plötzlich zu viert unterwegs. Das wird vielleicht ein ganz schönes Getümmel vor der Mole. Nicht, was wir zu diesem Anlegemanöver zu zweit wirklich brauchen können.

    Kurz vor dem Hafen werden wir überholt, aber das Schiff biegt in eine Bucht ab. Gut so! Der nächste Überholer ist so nahe, dass wir uns ausmachen, wer wohin fährt. Er will in den Hafen, wir an die Stadtmole. Passt also auch. Dann brauchen wir aber etwas Zeit, um unser Dinghi vom Heck ins Wasser zu lassen, und diese Verzögerung nützt Nummer 4 eiskalt aus. Zum Glück arbeiten die aber auch nicht sehr zielgerichtet. Über Handzeichen tauschen wir uns aus und sind wieder Nummer 1 zum Anlegen an der Mole.

    Jetzt ist nur mehr das Problem, dass ich am Bug beim Anker und gleichzeitig am Heck bei den Leinen sein soll. Susi fährt ja das Schiff und hat keine Zeit dafür. Aber unser Vorbesitzer, Elefterias, hat offensichtlich mitgedacht und eine Funkfernsteuerung für den Anker eingebaut. Also das Ding aktivieren, vor an den Bug, Anker vorbereiten und ein Stück hinunterlassen. Warten auf das Signal von Susi – das kommt wie so oft noch bei uns, viel zu früh. 55 m Ketter werden wir auslegen wo 30 m auch gereicht hätten 😊. Den Finger immer am OUT Knopf der Fernbedienung husche ich ans Heck und mache mich bereit, mit den Leinen auszusteigen. Das ist aber gar nicht nötig, denn nette Helfer stehen bereit und übernehmen sie. Dann noch ein wenig an der Ankerkette und den Leinen zupfen und wir stehen wieder perfekt und genau da, wo wir vorige Woche auch schon waren.

    Fast wie nach Hause kommen. Selbst Annita, die Kellnerin winkt uns freundlich zu. Auch der Marinero, dem wir nun schon zum dritten Mal 20 € in die Hand drücken, lächelt schon freundlich. „If you need water, tell me, it’s free for you” Selbst das Wetter wird kurz freundlicher und die Sonne kommt heraus.

    Den Nachmittag verbringen wir in der Bar, gemeinsam mit einem Pärchen samt ihrem 7 Monate Baby aus Ludwigshafen, die ihre Elternfreizeit am Boot verbringen. Wir hatten sie zunächst in Petriti schon als Bootsnachbarn. Sehr nette Plauderei. Nur dass Susi als „Ersatz-Oma“ bezeichnet wird, tut ihr arg weh. Aber gut, die beiden sind 33, könnten also fast unsere Kinder sein.

    Sehr schwarze Wolken aus dem Süden machen dem Nachmittag ein rasches Ende. Der vorhergesagte Wind kündigt sich an. Wir machen uns aber keine Sorgen, denn genau deshalb sind wir in Mourtos an der Mole. Da kommt der Wind genau von hinten. Unsere Festmacherleinen halten sicher, der Anker stabilisiert nach vorne. Sehr entspannt steigen wir in unser „neues“ Bett, genießen die Geräusche vom Wind und das Prasseln des einsetzenden Regens. Und der Regen hat es in sich, erst nach 36 Stunden hört er auf.

    Wir lesen, ruhen aus. In den kurzen Regenpausen huschen wir zum nächsten Bäcker oder in den Minimarket

    So haben wir uns Griechenland nicht vorgestellt

  • Ganz in den Süden

    In dem Abschnitt reisen wir

    • nach Paxos
    • weiter nach Lefkas und Ithaki
    • entlang von Kefalonia nach Zakynthos
    • haben einen technischen Stopp
    • fahren einmal rund herum
    • und dann weiter immer in den Süden
    • und dann rund um den Peloponnes
    • bis nach …
      wiss ma no ned