Wir sitzen gerade beim Frühstück, Susi mit Blick auf die Lokalmeile, ich mit Blick aufs Meer. Eigentlich ganz normal, bis – ja bis „Überraschung !!!“
Seeschwalbe
Sophie, Magdalena und Felix stehen hinter mir an der Mole. Was tun die den hier. Also ich kann mir das schon denken. Da hat jemand an Bord einen runden Geburtstag – ich – und da sind die einfach nach Kalamata geflogen um ein paar Tage bei mir / bei uns zu verbringen. Großes Hallo und erweitertes Frühstück. Dann wird das Boot umgebaut, von „2 Personen Liveaboard“ auf „5 Personen Urlaubscruiser“. Nicht ganz einfach, da wir ja eine Kabine als „Rumpelkammer nutzen“ und das Zeug jetzt verteilt werden muss.
Und dann werden neue Pläne geschmiedet: Ein wenig Segeln, dann haben wir für 2 Tage einen Leihwagen gebucht. Da passen die Kinder auch noch rein. Und dann hat Susi einen Arzttermin. Und dann sind noch 5 Tage zur Verfügung, die wir ein Stück unserer bisherigen Strecke zurück segeln wollen, um den Kindern ein paar wirklich schöne Flecken zu zeigen.
Zunächst ist aber Entspannung angesagt. Immerhin sind die drei heute schon lange unterwegs, Magdalena hat sogar durch gemacht. Aber aus dem Hafen hinaus wollen wir doch. Petridi bietet sich als Ziel an. Das sind nur 8 Meilen, eigentlich halber Wind – zumindest im Augenblick. Das machen wir.
Pure Improvisation: über 9 Stufen vom Feuerwehranschluss zu Gardena. Dieser Adapter wird gehütet wie ein Schatz.
Vorher organisiere ich noch bei einem freundlichen Mann der Coast Guard, dass wir unser Wasser auffüllen dürfen. „I am not allowed to do so, and I do it just for you and your family”. Sehr nett und mir soll’s recht sein. Sobald der der hintere Tank 270 Lit Wasser gefasst hat, ziehen wir los.
Neugierig, oder einfach nur vorsichtig?
Klar, dass vom Halbwind wenig überbleibt, das ist eher hart am Wind. Damit die Sache spannend bleibt, liegen in der Bucht 3 große Gastankschiffe im Weg herum, die wir mit möglichst viel Abstand umschiffen sollen. Und je näher wir an Petridi herankommen, um so ungünstiger ist der Wind. Dann ist er plötzlich ganz weg, dreht mehrmals um 180° und kommt mit 17 kt wieder zurück. Jetzt ist es nicht mehr so ganz gemütlich, aber wir sind ja alle Segler.
Die Bucht vor Petridi teilen wir uns mit nur einem weiteren Segler. Bei 4 m Wassertiefe hält der Anker bombenfest, trotzdem sind wir vorsichtig. Der Wind … man weiß ja nicht, was da noch kommt. Nichts kommt! Der geht weg und die Nacht wird äußerst ruhig.
Am Morgen, also in Wirklichkeit kurz vor 12 gehen wir dann an Land. Petridi ist ein kleines, vom Tourismus nahezu unberührtes Dorf. Naja, Koroni und Kalamata sind die großen Magneten, da bleibt für einen kleinen Ort ohne Sandstrand und Sehenswürdigkeiten nicht viel übrig. Recht so!
So erleben wir „echtes“ Leben an einem Feiertag, Pfingsten ist hier etwas später als bei uns. Familien sitzen in den Tavernen, Kinder spielen am Strand. Auf einem Balkon sitzen zwei Mandolinenspieler – oder heißen die Mandolineure – und spielen eine konzertwürdige life session. Tolle Musik, einfach so zum Spaß und zur Entspannung. Am Tischchen zwischen den beiden steht Kaffee und Wasser, ein Sonnenschirm schützt ein wenig. Total entspannt.
Selbst diese Hornisse macht heute auf Wochenende und belästig niemanden
Wir suchen uns eine Taverne mit viel Schatten, und vielen Griechen. Wobei, es ist eher so, dass wir die einzigen „Auslända“ hier sind. Wir bestellen uns quer durch die Vorspeisen und genießen die griechische Küche – herrlich.
Dann geht es langsam zurück zur Philia. Wir machen uns und das Schiff fertig für die Fahrt nach Kalamata und segeln los. Gut geht das heute in der Richtung. Ruhig und mit 4 bis 5 kt ziehen wir dahin. Susi probiert ihre neue Angel aus.
In einem Angelshop in Kalamata hat sie eine Rolle mit 80 m Leine erstanden und darauf zwei Gummiköder montiert bekommen. Vorsichtig, lässt sie die Schnur ins Wasser, so an die 30 m, und wir schleppen das Ding einfach hinterher. Nach 1 h holt sie die Leine wieder ein. „Zum Glück hängt KEIN Fisch dran“, ob das wirklich das ist, was man mit „Anglerglück“ meint?
In Kalamata machen wir an genau dem Platz wieder fest, von dem wir vor einem Tag abgefahren sind.
Abend in Kalamata – und er Mond kündigt sich schon an
Irgendwie seltsam, einfach wieder anzukommen. Das hatten wir bisher noch nie.
Kalamata kann man von Koroni aus schon sehen, und der Wind steht günstig. Recht rasch ziehen wir los und genießen die rauschende Fahrt. Dann wird aus rauschend flüsternd und dann ist stille. OK, wir wissen, dass die große Bucht von Kalamata sehr gut vor den bösen Winden geschützt ist – vor den guten leider aber auch. ☹
In Kalamata gibt es eine Marina, aber die interessiert uns nicht, wichtiger ist uns der Stadthafen. Da gibt es den offiziellen Hafenteil, der von der Port Police verwaltet wird, und dann gibt es den Rest – der gehört der Stadtverwaltung. Getrennt sind die beiden Bereiche durch einen Zaun. Wir entscheiden uns im Bereich der Stadtverwaltung zu bleiben. Das hat den Vorteil, dass es bis zu den ersten Geschäften und Bars keine 10 m sind. Hat doch was Gutes, oder? Was noch dazu kommt, ist dass die Hafengebühr im Bereich von 7,45 € liegt – wenn man längsseits anlegt. Liegt man mit dem „Arsch zur Mole“ wird es um 25% günstiger.
Was es aber trotzdem gibt, ist der Gang zur Port Police. Die ist dafür verschrien, es besonders bürokratisch und genau zu nehmen. Unsere Freunde von der Tikerak mussten 250 € Strafe zahlen, nur weil sie sich nicht in Zakyntos bei der Hafenbehörde gemeldet haben, um ihre Einreise bestätigen zu lassen. Sh’t, das haben wir auch nicht. Aber wie ist das jetzt mit Schengen nun wirklich? Darf man einfach von Italien nach Griechenland oder nicht? Genaue Auskünfte gibt es nicht wirklich.
Mit schlechtem Gewissen und gesenktem Haupt sprechen wir vor. Zuerst wollen sie alle Papiere sehen, dann fällt auf, dass wir keine abgestempelte Crewliste haben. Ui, jetzt kommts! Wo waren wir vor Kalamata? Koroni! Vor Koroni? Methoni … Was war ihr letzter Hafen bevor sie nach Griechenland gekommen sind? Brindisi :-/ Erwischt „Das darf so nicht sein“ Finstere Blicke. Susi wirf ihre Griechischkenntnisse in die Waagschale: Ja, wir wissen eh, wir haben da einen Fehler gemacht, sorry. Kurzes Nachdenken beim Beamten: „Gehen sie in das Nebenzimmer und bezahlen sie 15 €“ Innerlich juble ich ein wenig. 15 € ist die ganz normale Bearbeitungsgebühr. Der Beamte macht noch eine ganze Menge Kopien, Susi muss ein langes Formular ausfüllen. Fertig, wir sind entlassen. Glück gehabt!! Was auf dem Formular steht? Wie sind am 14.4. in Brindisi abgefahren und innerhalb von 45 Tagen, ohne Landkontakt direkt nach Kalamata gesegelt. Da muss irgendwie der Kompass geklemmt haben 😉.
Zum Ausgleich laden wir die Dänen zum Abendessen zu uns auf die Philia ein: Spaghetti mit Tomaten Sauce und frischem Basilikum und als Nachspeise Kaiserschmarren. Di Dänin hatte zwar keine rechte Freude mit den Spaghetti, es war aber trotzdem ein netter Abend.
Segelfreunde gehen, Segelfreunde kommen. Der Platz der Dänen wird nach deren Abfahrt recht schnell von einem englischen Paar auf ihrer Janneau 41 DS ersetzt. Schönes Schiff, aber sie leiden sehr unter dem Brexit und den neuen Regelungen: Sie dürfen innerhalb von 180 Tagen nur 90 in der EU sein – und das wird auf den Tag genau abgerechnet. Bei jeder Ein- und Ausreise wird der Pass gescant und die Aufenthaltstage addiert – schummeln unmöglich! Da muss man sich dann genau überlegen, ob der Wochenendurlaub in Amsterdam im Zeitbudget noch drin ist. Ihr Schiff haben sie noch vor Brexit in UK erworben und dort Steuern bezahlt. Danach kam das Schiff in die EU und bliebt als englisches Schiff da. Sollte es zurück nach England kommen, gilt es als Import aus der EU und muss erneut die Mehrwertsteuer bezahlen. Klingt nicht logisch, ist aber so. Nicht wenige Engländer sind daher nach Kroatien ausgewichen, was heuer aber auch nicht mehr geht (Kroatien ist nun auch Schengenland). Jetzt werden halt immer mehr Schiffe verkauft, weil sie für Engländer im Mittelmeer nicht mehr nutzbar sind. War wohl keine so gute Idee, der Brexit.
Wir nutzen die Zeit in Kalamata die Vorräte aufzufrischen, Wäsche zu waschen und im Marine Store zu stöbern. Dort laufen mir Sarina und Peter von der VAYU über den Weg. Sie sitzen hier seit 4 Wochen im Hafen und müssen ihre Propellerwelle erneuern – und dann gibt es immer sonst noch viel zu tun an einem alten Stahlschiff. Warum soll es da anders sein als sonst wo.
Wir versuchen die nächsten Tage zu planen. Ein bisschen ins Landesinnere zu kommen wäre nett. Olympia ist erreichbar und würde uns schon interessieren.
Und da wäre noch die Frage unserer Zukunft: Wie kommen wir um die Ecke in die Ägäis? Da sind noch 2 Kaps zu umrunden, die nicht gerade den besten Ruf haben. Auch so vergeht die Zeit.
Venedig war reich. Venedig hat den Handel in der Adria und in den Nahen Osten kontrolliert. Venedig wurde noch reicher. Und weil man sich Reichtum und Einfluss nicht wegnehmen lässt, will man die vollständige Kontrolle haben. Viele Städte in Kroatien sind aus diesem Grund entstanden. Aber auch in Griechenland waren die Venezianer aktiv. Das Fort von Korfu haben wir schon bewundert – aber es gibt noch viel mehr davon.
Heute verlassen wir Kypirissa, bringen noch schnell den Müll weg und dann geht’s los. Doch halt, schon wieder Schildkröten. So nahe wie ein Schwimmer auf der 1. Bahn im Sportbecken – und deutlich langsamer. Naja, die hat ja Zeit. Futter gibt’s, gejagt wird sie nicht, alles OK in deren Welt.
Wir reisen uns trotzdem los, räumen noch im Hafen unsere Fender weg und setzen bald danach die Segel. Weiter geht es die Küste entlang nach Süden. Schon bald, bei Agrili steht ein sehr eigenartiges Gebäude am Strand. Ein Hotel, ein Silo?
Schräg, sehr schräg
Beim Näherkommen wird es immer deutlicher: Ein 4stöckiges Gebäude, mit vielen runden Türmchen und einem knallroten Dach. Daneben liegt ein mindestens 7 m hohes Pferd in der Wiese. Und rund um das Anwesen ist – nichts. Irgendwie schräg, doch das Internet gibt Auskunft. Da hat sich ein aus den USA zurückkehrender Grieche mit seinen Fantasien ausgetobt und dieses einzigartig (hässliche) Bauwerk geschaffen. War denn da niemand dagegen?? Gegen gutes Geld darf das sogar besichtigt werden, aber ich denke, der Andrang ist gering.
Die Küste ist in diesem Abschnitt recht flach, Gemüsefelder, Olivenbäume und Weinbau prägen die Landschaft. Selten eine Erhöhung oder gar Klippen. Nur bei Marathopoli müssen wir die Lücke zwischen dem Festland und Nisis Proti finden. Da „zwingt“ uns der Wind Butterfly zu fahren. Großssegel rechts, Genua links – genau vor dem Wind, aber trotzdem mit guter Fahrt. Das verlangt zwar Konzentration beim Fahren, dafür schaut Philia richtig mächtig und aufgeplustert auf. Viele Meilen können wir so dahin geleiten.
Eigentlich wollten wir in die große Bucht von Pylos fahren. Das ist mehr ein See, der zum Meer hin von 3 hohen Inseln abgeschirmt wird. Die Südspitze der letzten Insel ist vom Meer richtig zerfressen, so dass sich da Tore und Höhlen gebildet haben.
An der Einfahrt nach Pylos
Aber nicht nur wir wollen nach Pylos, ein Gewitter will das auch. Na, dann wollen wir nicht so sein und lassen dem den Vortritt. 5 Meilen vor uns liegt Methonis. Das ist ganz leicht zu erkennen: Da gibt es eine Klippe, darauf ein Venezianisches Fort und vor dem ein achteckiger ottomanischen Turm – ziemlich einzigartig. Und die Bucht ist riesig und sehr flach. Mit uns finden dort 15 andere Schiffe Platz, ohne jeglicher Drängelei. Da bleiben wir einmal für zwei Tage – Pause muss auch sein.
Der Ort Methoni ist dann irgendwie verschlafen. Tourismus, ja irgendwie schon, denn die Dichte an Tavernen ist beindruckend. Souvenierstandeln gibt es kaum – Flip-Flop Touristen auch nicht. Dafür sind die Preise ganz klein. Mousaka um 8 € haben wir schon sehr lange nicht mehr gesehen – es geht ja doch (noch).
Wasserschaden! Im Winter kam das Meer auf Besuch in die Beach Bar und konnte sich nicht benehmen.Da war das Meer noch nicht. Gäste aber auch nicht.Kappern
Das Fort müssen wir uns natürlich ansehen: Uralt, so ca. 1200 Jahre, von den Venezianern dann als ein Überwachungsstützpunkt ausgebaut. Damals war aber nicht das militärische Fort und die zivile Siedlung getrennt, sondern die Stadt war innerhalb des Forts. Dementsprechend riesig ist die Anlage, ca. 2x 1 km! Unglaubliche 3 € kostet der Eintritt. Und dann schau dich auf eigene Gefahr um – griechisch halt. Außer herunterfallen ist alles erlaubt. An einer einzigen (!!) Stelle gibt es eine Absperrung. Der Rest ist „G’stettn voller Ruinen“ trotzdem eine tolle Stimmung, da selbst auf Entdeckungsreise zu gehen. Da muss einmal pulsierendes Leben geherrscht haben. Einige Tafeln erklären ein bisschen über die einzelnen Plätze. Wenig, aber genug um die Atmosphäre dieses Ortes aufnehmen zu können.
Nemoptera coa = Fadenhafte (gehört zu den Netzflüglern) hier häufig, bei uns unbekanntDer ottomanische Turm von 1670 – oder so
Und am Pausetag? Boat works. Im Heck wird endlich das Warmwasser für die Heckdusche vollendet. Eine weitere Fensterscheibe wird vorbereitet und in der Positionierlehre verklebt. Diese reichlich primitive Holzkonstruktion ist erstaunlich präzise. Müssen doch zum Beispiel 12 Bohrung exakt fluchtend und mit exaktem Abstand verklebt werden, damit das Fenster überhaupt montiert werden kann. Ob das dann auch noch dicht ist, ist dann eine weitere spannende Geschichte. Die Übung gelingt aber, und wir haben nun im Salon alle 5 Fenster erneuert. Statt Spiegelungen der Sonne in tausenden kleinen Rissen gibt es nun einen klaren Durchblick. Nein, es ist kein Loch, es ist ein Fenster!
Dann aber geht es weiter, weiter nach Osten. Das trifft sich gut, denn der Wind kommt genau von dort, also exakt auf die Nase. Bei schwachem Wind und zwischen Inseln aufkreuzen – ein wahres Geduldspiel unter voller Konzentration. Als die Bootsgeschwindigkeit unter 3 kt absinkt – davon bleiben dann kaum 2 kt in der gewünschten Richtung übrig – geben wir auf, zünden den Diesel und genießen so die vorüberziehende Landschaft. Wir wollen ohnehin nur schnell „um die Ecke“ nach Koroni. Das ist dann mit all dem Hin und Her auch fast 20 Meilen, aber – eh schon wissen – es drängt uns nichts.
Sobald wir um die Ecke kommen, drängt es dann doch. Das zurzeit übliche Nachmittagsgewitter gibt sich die Ehre von den Bergen hinter Kalamata zu uns aufs Meer herab zu steigen. Na, das wird eine zügige Anfahrt ins Ankerfeld. Schon von weitem einen Platz aussuchen, auf das Land zu, bis der Tiefenmesser nur mehr 3 m anzeigt – OK unter Kiel, also 5 m. Anker runter, leicht retour fahren, einrucken lassen, retour mit 2200 U/min, Kettenentlastung legen, fertig. So schnell waren wir noch nie verankert. Dann beginnt es auch schon zu tröpfeln. Gut gemacht, wir sind zufrieden.
So, wo sind wir hier wieder gelandet? Eine Mole, dahinter kleine Fischerboote, dann das freie Ankerfeld mit insgesamt 7 Schiffen und patz für viel mehr. Der Ort selbst begrüßt uns mit einer langen Reihe von Restaurants und Tavernen direkt am Wasser. Gleich dahinter steigt der Ort steil den Hügel hinauf. Vielfältig in der Bauart und Ausrichtung ergibt das ein lebhaftes Bild. Und links vom Ort das Fort von Koroni. Diese Anlage wurde schon vor 1200 Jahren in Urkunden erwähnt. Koroni ist der erste Hafen nach den Ende der Welt, also westlich des mittleren Fingers des Peloponnes. Und somit wieder ein wichtiger Punkt, um Handelsrouten oder das Ankommen von Feinden zu beobachten.
Das Fort ist fast 1,5 x 3 km groß, einfach riesig für eine so alte Stadt. Stadt, weil damals auch die Zivilbevölkerung innerhalb der Mauern des Forts gelebt haben. Jeder, der das Fort einmal besessen hat, hat daran herumgebastelt, erweitert und verstärkt. Byzanz, Venedig, Türken, wieder Venedig, Franzosen, Engländer, Griechen, Deutsche und nun wieder Griechen. Eine lange Geschichte mit vielen Herren. Was hier aber immer noch anders ist: Innerhalb der beiden Ringmauern leben noch immer Menschen. Kleine Häuschen mit liebevoll gepflegten Gärten, „G’stettn“ mit mannshohem Gras, Olivengärten, mehrere Kirchen, ein Friedhof, ein Kloster. Eine der Kirchen ist der kleine Rest einer 3schiffigen Basilika von 890 n.Ch. Der Teil ist die Altarkuppel eines ehm. Seitenschiffes – irgendwie schon oag – oda?
Byzanthinische Kuppel von 890 n. Ch. steht immer noch
Irgendwie sind wir im Urlaubsmodus angekommen. Zwei Tage genießen wir das nette, ruhige und verwinkelte Örtchen. Touristen sind noch keine da oder einfach noch nicht wirklich merkbar. Schön, so haben wir uns das vorgestellt –
Griechenland
Upps – Griechenland. Da haben wir doch glatt was vergessen: Schiffe die aus dem Ausland kommen, egal aus welchem, müssen beim ersten griechischen Hafen einklarieren. Wir dachten, jetzt mit Schengen ist das nicht mehr so. Kroatien – Schengen, Italien – Schengen, Griechenland – Schengen. Also kein Einklarieren. ABER: In Kalamata nimmt man es sehr genau bei der Coast Guard, unangenehm genau. Die Freunde von Tikerak sind nun um 250 € ärmer. Kein netter Gedanke …
Natürlich können wir nicht untätig in Kalamata herum sitzen und es ist eine ganze Menge hier geschehen. In dieser Zeit waren die Kinder bei uns und wir haben nicht nur das Meer unsicher gemacht, sondern auch das Hinterland.
Die Nacht vor Anker ist ruhig. Nur in der Früh hören wir dann, wie kleine Wellen gegen den Bug schlagen – Wind. Ein kurzer Blick aus dem Cockpit: Die Richtung stimmt! So etwa halber Wind für das Ziel Kypirissa. Warum dort hin? Naja, der erste Hafen am Festland, Katokolo, ist zwar näher, aber er bringt wenig am Weg zur Südspitze des Peloponnes. Von Kypirissa wissen wir nur, dass es einen großzügigen Hafen hat, und mehr ist uns auch nicht wichtig.
Während Susi noch ein paar Minuten weiterschlafen darf, ziehe ich das Dinghi am Heck hoch. Den Innenraum richten wir schon gemeinsam her. Es soll ja nichts kaputt gehen. Schon um ¾ 8 geht der Anker hoch und fast augenblicklich setzen wir die Segel. 10 bis 14 kt aus Nord passen wunderbar zu unserem Kurs von 120°. Da geht es flott dahin.
Bald bemerken wir, dass wir verfolgt werden. Auch aus der Bucht von Keri ist eine Yacht unter schwedischer Flagge, kaum 20 min nach uns gestartet. Offensichtlich haben sie das gleiche Ziel – allerdings andere „Waffen“. Ein Satz neuer Hochleistungssegel und einen Gennacker, ein Leichtwindsegel, dass sie natürlich einsetzen. Da sollten sie uns doch eigentlich schnell geschnupft haben. Immerhin ist der Skipper ein erfahrener, ehemaliger Regattasegler. Und so wie bei uns ist deren Schiff vollgestopft und sehr schwer. Liveaboards (= Menschen die lange Zeit am Boot wohnen) haben eben alles mit, was sie besitzen.
Aber irgendwie geht die Rechnung nicht so ganz auf. Ganze 5 Stunden brauchen sie, bis sie die 2 Meilen, die wir Vorsprung hatten aufgeholt haben. Na, so schlecht macht unsere Philia ihre Sache nicht. Und Susi hat sie ehrgeizig dabei unterstützt. Da wurde das Vorsegel mal ein paar Zentimeter lockerer gelassen, dann der Hohlepunkt ein wenig versetzt, das Großsegel geöffnet und der Unterliekstrecker durchgesetzt. Kurz, es wurde an allen möglichen Leinen gezupft, um aus Philia das Beste herauszuholen.
Ein Boot ist ein Boot – zwei Boote sind eine Regatta
Am frühen Nachmittag ist aber Schluss mit Lustig. Wir müssen Motoren, denn der Wind macht gerade Pause. Meist kommt er dann aus einer anderen Richtung wieder zurück, so auch heute. Jetzt aus SSW (Süd Südwest). Sofort gehen die Segel wieder hoch, bei uns die Genua, bei den Schweden das Vorsegel, denn dieser Kurs ist nun recht hart am Wind. Da hilft ihnen der große Genacker nicht mehr. Insgesamt sind sie kaum 10 min vor uns im Hafen von Kypirissa angekommen. Ganz gut bei 10 Stunden Reisezeit nur 30 min langsamer zu sein.
Irgendeinen Akzienverwandtschaft. Ganz kleine Blätter und riesige spitze Stacheln
Die Stadt Kyparissia bietet nicht viel, halt eine größere griechische Stadt. Wir wandern herum, finden einen Vodafone Shop und dort eine Lösung für günstige Internetdaten. Sonst ist Kyparissia eine bunte Mischung aus Gesichtslosen modernen Gebäuden, bunten Blumen und G’stettn – aber auch die schaut interessant aus.
Was ist denn das nun wieder? Es hat sich nicht bewegt und wir haben es gegessen 🙂
Der Hafen ist wirklich nur ein Hafen. Irgendwas Charmantes sucht man vergebens. Trotzdem findet man was ganz Besonderes: Hin und wieder tauchen Schildkrötenköpfe auf!! Echt jetzt? Wir haben einen ganzen Tag danach gesucht und hier wohnen die einfach so? Ja! Aus welchen Gründen auch immer, leben in diesem Hafenbecken ein paar Caretta Caretta. Eine taucht entlang der Hafenmauer, frisst in 2-3 Meter Tiefe im glasklaren Wasser. Schwimmt dann eine Runde, taucht auf, streckt den Kopf hoch heraus, schnauft einmal laut und taucht wieder ab. Stress hat die keinen!
Man muss schon ein wenig suchen, um sie zu finden –> in der Nähe des Seiles
Susi verbringt gleich eine Stunde bei den Beobachtungen und versucht sie auf Bild zu bannen. Nicht ganz einfach, denn wenn sie tauchen ist das am Foto immer nur ein „Plastiksackerl“, und wenn sie den Kopf heraus strecken, dauert das immer nur 2 Sekunden. Schwierig ist das mit den Bildern. Man kann nicht alles konservieren.
Nachdem im Hafen, nicht von uns aber doch, auch schon die Paarung der Schildkröten beobachtet wurde, werden die wohl auch die umliegenden Sandstrände zur Eiablage nutzen. Warum auch sollten sie die 40 Meilen nach Zakynthos schwimmen, wenn es hier auch funktioniert? Andererseits: 40 Meilen sind für die Schildkröte etwa 2 Tage.
Zakynthos ist ja einer der bekannteren Brutplätze der Carett-Schildkröte. Das sind die, die im Sommer an den Sandstrand kommen, dort ihre Eier in tiefe Löcher ablegen und dann wieder für Jahre verschwinden. Nach 40 bis 70 Tagen schlüpfen dann die Jungen, krabbeln über den Strand ins Wasser und sind dann für viele Jahre einmal verschwunden. Bis sie wieder an ihren Geburtsstrand zur Eiablage kommen.
Die „Schildkröteninsel“ Marathonisi
Also Zakynthos hat diese Sensation, aber auch Touristen, die die selben Strände nützen wollen. Als Kompromiss dürfen die „Schildkrötenstrände“ nur von 7 Uhr bis Sonnenaufgang betreten werden und auch da nur vom Meer weg die ersten 3 Meter. . Dort ist der Sand zu feucht für die Schildkötennester. Schirme dürfen keine in den Boden gebohrt werden.
Schildkröten an Land zu beobachten ist also eher unwahrscheinlich. Was es aber gibt sind Turtele Tours. Da werden dann die Schildkröten im Wasser „aufgespürt“ und verfolgt. No Turtle – money back. Ist also echtes Business die Viecher zu finden.
Plastiksackerl im Wasser ??
Wir sollen sie auch sehen, aber nicht so. Wir gehen lieber mit Philia selbst auf die Jagt, ohne Motor versteht sich. Die Zeitsoll günstig sein: Die Paarungszeit hat begonnen, so an die 300 Tiere sollen sich in der Bucht aufhalten. Aber 300 Tiere auf einer Fläche von 5 km x 3 km – so arg viel ist das auch wieder nicht. Außerdem schwimmen sie immer unter der Wasseroberfläche, erinnern dabei eher an ein im Wasser treibendes, grünliches Plastiksackerl. Wenn sie den Kopf zum Atmen herausstrecken, alle paar Minuten geschieht das, dann dauert das genau 2 Sekunden. Wo soll man da zu suchen beginnen?
Wir entschließen uns, einfach in die gerade noch zulässigen Gebiete zu fahren (Zone B = max. 4 kt Fahrt, kein Ankern, kein Fischen) und dort … Der Wind macht uns das langsame Fahren einfach: er schläft ein. Kann ja ein Vorteil sein, denn kein Wind ist auch keine Wellen und dann müsste man ja Bewegungen am Wasser besser erkennen können. Jo, denkste – nicht einmal mit Fernglas ist was zu erkennen. Wo sind die nur?
Als der Wind wieder aufkommt, segeln wir langsam wieder zurück, Und da schwimmt plötzlich so ein Plastiksackerl. Hektik bricht aus. Aus dem Familien-Cruiser Philia wird plötzlich eine wendige Rennjolle, bei der die Segel aus der Hand gefahren werden. Susi ist am Bug, schaut, fotografiert, filmt. Ich drehe und wende Philia so, dass wir der Krot immer dicht auf den Flossen bleiben, ohne sie zu sehr zu bedrängen. Erst nach ein paar Minuten hat die Schildkröte begriffen, dass sie nur einfach gegen den Wind schwimmen muss, um uns abzuschütteln. Bei aller Segelkunst, aber in die Richtung kann ich einfach nicht. Mission accomplished!
Dafür wird der Rückweg nach Keri wieder spannend. Der Wind frischt auf, so dass wir beide Segel stark verkleinern müssen. Und natürlich kommt der Wind genau aus Richtung – exakt – Keri. Aufkreuzen ist angesagt, und um die Geschwindigkeitsbegrenzung von 4 kt können wir uns auch nicht kümmern. Wir zischen mit 6+ hin und her. Langsam aber doch kommen wir Keri näher, die letzte Meile dann unter Motor. Kaum wird geankert, ist auch der Wind schon wieder vorbei – Hundling!
Ein richtiger Sommer sieht anders aus, oder?
Wir gönnen uns zum Tagesabschluss ein kleines Essen in einer Strandbar und nutzen das dortige Internet für ein Windows Update. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Das tägliche Gewitter lässt grüßen, doch meist grüßt es nur drohend vom Festand herüber. Erwischt hat es uns bisher nie.
War ein toller Tag, morgen soll es weiter gehen. Wir wollen ja rund um den Pelopones und Windy, unser Wetterprophet, verspricht nicht allzu viel Gutes in ein paar Tagen. Da wollen wir in Kalamata Schutz suchen, aber bis dort sind es noch mindestens 3 bis 4 Tage. In 5 Tagen soll der Gegenwind einsetzen und am sechsten Tage gibt es Sturm.