Kategorie: Reise

Unterwegs

  • Antiparos

    Jeder besseren Insel ihr „Anti“ – Inselchen dazu. Auch bei Paros ist das so. Am späten Nachmittag verlassen wir Alyki und segeln los. Eine spannende Strecke steht bevor: zunächst liegen vor Alyki einige Inseln und dann ist die Wasserfläche nach Norden durch die immer näher zusammenrückenden Inseln Antiparos und Paros eingeengt. Der Wind: Wie immer genau auf die Nase, also aufkreuzen. Das macht die Sache noch spannender. Ach ja, je weiter nach Norden, um so flacher wird das Wasser, bis hin zu Untiefen, die es zu vermeiden gilt.

    Wenigstens ist der Wind gleichmäßig und wir brauchen nicht ständig die Segelflächen verändern. Mit gt 5 kt geht es stetig dahin. Mit Steuern und Navigation wechseln wir uns ab. Speziell wenn es auf die Stadt Antiparos zu geht, hat Susi ein sehr genaues Auge auf die Wassertiefen und auf den Weg den ich wähle.

    In kaum 2 Stunden sind die 8 Meilen geschafft und wir suchen uns ein Plätzchen im Ankerfeld, in mitten von Luxusyachten aller Art. Deren Beiboote sind schon beeindruckend. Was sind da dann Segelyachten mit 100 Fuß Länge oder ein Katamaran mit 77 Fuß um knapp 5,5 Mio. €? Eigentlich ein Schnäppchen, oder? Keck wie wir sind, packen wir unser 2,4 m Schlauchboot aus, hängen den mächtigen 2,5 PS Suzuki Außenborder dran und düsen los. Klar, dass uns die 2x 600 PS Beiboote locker stauben, aber damit muss man leben.

    Andererseits: Als wir im Hafen von Antiparos nach einem Plätzchen für das Dinghi suchen, fährt parallel zu uns so ein PS Monster. Auch die haben den suchenden Blick, nur sie suchen nach links und wir nach rechts. Das wird sich so nicht ausgehen. Blickkontakt herstellen, ein Handzeichen von mir, wo ich hin will, eines von denen, dass sie mir  gerne den Vortritt lassen – Sache geklärt. Auf das Fleckchen Sandstrand, auf das wie das Dinghi hochziehen, da hätten die eh niemals hingepasst. Klein sein, ist nicht immer von Nachteil.

    Wir stehen also mitten in Antiparos, ziehen den Zündschlüssel = die Kill Chord ab und stapfen los. Hübsch ist es hier, aber auch hübsch heiß. 10 m neben dem Dinghi beginnt die touristische Hauptstraße. So als hätten wir beim Taxistand neben der Staatsoper angelegt. Na, passt ja. Die Straße ist heraus geputzt, sehr gepflegt, Geschäfte die durchaus auf gehobenes Klientel abzielen. Antiparos ist (auch) ein Spielplatz für sehr reiche Menschen. Es gibt einen Grund, weshalb sich hier die Superyachten versammeln. Der Heliport der Insel, an dem täglich mindestens 10 Helikopter mit betuchten Gästen ankommen, trägt sicher auch dazu bei. Tom Hanks hat da ein Häuschen, Obama war schon da und jetzt wir mit unserer „tiny – superyacht!“
    Was soll da noch schief gehen?

    Die Straße ist zu der Zeit noch nicht zu sehr überlaufen. Wir finden eine Bäckerei – ach ja, Brot geht aus. Die haben da nicht nur das übliche Weißbrot, sondern auch Brot aus Sauerteig. Das haben wir in Griechenland bisher noch nicht gesehen. Das kommt also in den Trockensack und mit aufs Schiff. Und Mürbgebäck haben die auch. Nicht mehr lange, denn wir kaufen was davon für unsere Jause. Aber das picksüße Baklava Zeugs, das lassen wir gerne da. Sieht zwar hübsch aus, mit diesen haarigen Teigfäden, aber mehr als ein Praline-großes Stück bringen wir nicht über die Lippen.

    Wie so oft ist vorne alles schnuckelig, wenn man in eine Seitengasse abbiegt und einen Blick nach links und rechts riskiert – na, da gibt es noch ausreichend zu tun. Je weiter wir in die Hauptstraße vordringen, umso weniger Luxus und Ramschgeschäfte gibt es. Die werden von Restaurants aller Art abgelöst, später werden das dann Bars und Fast Food Geschäfte. Wobei, auch da haben nicht alle den letzten Winter überlebt. Ersatzlos gestrichen. Dafür gibt es größere Plätze mit den Tischen vieler Kaffees und Bars, schön schattig gelegen und angenehm. Dort sitzen auch alte Griechen – immer ein Zeichen für unverfälschte Kultur im Ort.

    Dort hinten geht es auch zum Kastel. Wer jetzt eine prächtige Festungsanlage, so wie in Methoni oder Koroni erwartet, wird enttäuscht. Das Kastel ist hier eigentlich eine befestigte Wohnanlage. Ein Geviert von 85 m Seitenlänge, deren Außenwand die Rückseite von 3stöckigen Wohnhäusern ist. Jede Etage ist von außen begehbar.

    In der Mitte des Gevierts steht eine sehr große Zisterne. Immerhin sind die Bewohner von 75 Wohnungen, um 1500 sicher so um die 500 Bewohner zu versorgen. Da muss ganz schön was los gewesen sein, bei so vielen Menschen aller Altersstufen auf so engem Raum. Ein spannendes Bauprojekt, von einem Venezianer der hier her geheiratet hat durchgeführt.

    Einige Wohnungen sind heute noch bewohnt, andere, besonders die im Erdgeschoss sind verrumpelte Lagerräume. G’stetten halt. Freiwillig würde ich das unten nicht einziehen wollen. Wobei einige Häuser im oberen Bereich ganz nett hergerichtet sind.

    Schon am Weg hier her haben wir uns einen Griechen ausgesucht, der sehr lokale Speisen zu moderaten Preisen auf der Speisekarte hat. Da gehen wir hin, sind eher bei den ersten Gästen des Abends. Für uns ist der Platz eine gute Beobachtungswarte. Wer kommt, wer geht, was tut sich in der Straße.
    Viele Touristinnen, die so an- oder besser ausgezogen sind, als kämen sie gerade vom Strand. Über dem sehr knappen Bikini hängt ein sehr luftiges Häkelkleid, das auch als Fischernetz gute Dienste leisten würde. Gruppen von Burschen zeigen ihre Muskeln und Tattoos, um die Damen zu beeindrucken. Urlaub ist Brunftzeit!

    Es gibt aber auch die, die einfach zu viel Geld haben: Enges rotes Kleidchen, mit Silikon gut gefüllt, Lippen zu Schwimmreifen verformt und dazu wadenhohe „Bergschuhe“. Zur Abrundung noch einen Bodyguard, der die Einkaufstasche hinterherträgt. Kann man machen, muss man aber nicht.

    Im letzten Büchsenlicht machen wir uns auf den Weg zur Philia. Beim Ablegen vom Stadtstrand wird das Dinghi die ersten Meter gerudert. Und damit ich weiß wohin, rudere ich es „verkehrt“ herum, damit ich sehe, wohin ich fahre. Das wird von einem Kind am Ufer bemerkt und sofort lautstark beim Papa reklamiert.

    Stimmt schon, dass man mit dem Rücken zur Fahrtrichtung rudert, aber es ist halt einfach praktisch beim Ausparken.

  • Alyki


    Der Wind hat uns entlang der Südküste von Paros nicht begeistern können. So sind wir einen großen Teil der 18 Meilen unter Motor gefahren. Nicht nett, aber was soll’s. In Alyki gehen wir nicht in die Bucht vor der Stadt, sondern in der gleich daneben. Eigentlich nur ein Badestrand, sandig und sehr flach. Gut für den Anker! Und gleich um’s Eck ist der Anfang der Fressmeile von Alyki. Also ein guter Platz um zu bleiben.

    Wir schwimmen ausgiebig und ziehen dann kurz vor Sonnenuntergang los. Fressmeile trifft es ganz gut: Auf 800 m reiht sich ein Lokal ans andere. Also eigentlich die Küchen und „Winterräume“ rechts der Dorfstraße, dann die Straße und auf der Wasserseite die „Sommertische“. Alle Lokale knack voll und immer noch genügend Touristen, die noch nach einem Platz suchen. Dazu noch 30° und hohe Luftfeuchtigkeit – nicht sehr angenehm.

    Und ein Lärm von den vielen Menschen, unglaublich. Wir sind das gar nicht mehr gewöhnt. Bei uns am Schiff ist es immer so ruhig. Wir hören das Wasser und den Wind. Selbst Musik hören wir selten, und wenn, dann über Kopfhörer, um den anderen nicht zu stören.

    Nach einmal hin und her entschließen wir uns für eine kleine Nachspeise: Schokowaffeln. Einen Stitzplatz bekommen wir direkt am Wasser, denn die anderen Touristen sind noch bei ihren Hauptspeisen. Dafür tobt hinter uns ein übermüdetes Kind, und auf der anderen Seite ist eine griechische Großfamilie am Diskutieren.

    Lange hält es uns hier nicht, auch wenn die Waffel wirklich gut war. Aber wir wollen zurück auf unsere Welt.

  • Nichts – und 3 Tavernen

    Wir wandern weiter. Heute nur ganz kurz, es ist ja auch nur ganz wenig Wind. Den zwischen Schoinoussa und Irakleia können wir nützen, da wirkt die Düse einmal für  uns. Dann wird es mau und wir starten den Diesel. Ist aber nicht sehr weit bis zur Bucht von Kalando an der Südspitze von Naxos.

    Kalando ist eine kleine Bucht mit Sandstrand und sonst nix. Keine Schirme, keine Touristen. Ein Anbieter nützt den Strand als Startpunkt für seine Seekajak Touren. Das ist auch schon der touristische Höhepunkt des Tages. In der Bucht ist Platz für 4 oder 5 Schiffe – und einen kleinen Hafen. Dahinter an den Hängen der Hügel sind insgesamt 3 Tavernen, die um die Segler buhlen. „Komm zu uns, wir holen Dich mit dem Auto ab“.

    Wir bleiben trotzdem an Bord und genießen die Ruhe.

    Am nächsten Morgen rudern wir in den Hafen. Wir haben nämlich gelesen, dass man da Wasser holen kann, und nach den Tagen in Schoinoussa wäre das sehr praktisch. Ja, man kann – und einfach anlegen kann man auch. Anker runter und Arsch zur Mole. Dann muss man auf Wassili warten, das ist der Hafenmeister und Besitzer einer Taverne. Der hat den Schlüssel zum Wasserkasten.

    Also zurück zur Philia, herrichten für das Ankermanöver, langsam und rückwärts in den Hafen. Links die Steine der Mole, rechts einen große Sandbank. Anker fallen lassen, weiter zurück fahren, festmachen. Ein Manöver das uns früher Respekt abgerungen hat, jetzt „mach ma“ – ganz einfach.

    Wassili kommt und erklärt, wie das geht. In „seinem“ Hafen haben 6 Schiffe Platz, wenn kein Wind geht auch ein paar mehr. 11 € würde die Nacht kosten, brauchen wir aber nicht. 4 € für das Wasser sind heute genug. Wassili hat uns schon gestern beobachtet. „Ihr seid an Bord geblieben“, dabei hat er so eine schöne neue Taverne. Und eigene Schafe und Ziegen und Schweine hat er auch – für die Taverne. Bestes Fleisch für bestes Essen. Irgendwann werden wir bei ihm einkehren.

    Ich frag dann noch, wie man von da nach Naxos kommt. Taxi kostet 100 € und dauert 1 Stunde. Wenn er die 40 km Bergstraße fährt, braucht er 45 min. Wenn ich das fahren würde, dann sicher ½ Stunde länger. Aber die Straße ist gut ausgebaut. Nur 3 km sind einspurig und 2 km sind Schotterstraße – also eh super ausgebaut.

    Aber wir brauchen das alles nicht. Wir tanken Wasser, pritscheln noch ein wenig am Deck damit herum und legen wieder ab. Neues Ziel: Südspitze von Paros, Aliki heißt es dort. Aber wie so oft gibt es zuerst keinen Wind. Wir hoffen, dass aus der Meerenge zwischen Paros und Naxos Wind kommt.

    Und so ist es dann auch.

    Nicht alles ist billig in Griechenland. Im Gegenteil, manchmal zieht es Dir echt die Schuhe aus – wobei, bei den Flipflops ist das auch ganz einfach.

  • Schoinoussa


    Am Morgen packen wir unsere Sachen, wobei „Morgen“ ziemlich relativ ist. Frühstück nicht vor 9 beschreibt die Sache besser. Dann wird das Dinghi auf das Heck gebunden und im Schiff aufgeräumt. Und „schon“ geht es los. Unser Ziel ist eine Insel in den kleinen Kykladen – Schoinoussa wurde uns empfohlen.

    Also Anker auf und dann rund um die Nordspitze von Paros herum. Dann ist man schon im Kanal zwischen Paros und Naxos. Da geht es dann zügig dahin, der Wind fast genau von hinten. Links und rechts immer was zu schauen. Wo sind Ankerplätze, wo sind die Strände, was tut sich da an Land, was tut sich am Wasser und was tut sich knapp unter der Wasseroberfläche – scharfe Felsen greifen nach Deinem Schiff. Die Südspitze von Naxos ist bald erreicht. Wie so oft, verändert sich an solchen Stellen alles: Der Wind nimmt zu, Wellen sind plötzlich da – und die Windrichtung ist wie so oft nicht die, die wir brauchen können. Dafür dann aber fast 1 kt Strömung genau auf die Nase. Plötzlich fahren wir ganz normal schnell, kommen aber fast nicht weiter.

    Hinter Naxos sehen wir Rauch aufsteigen – Waldbrand! Bitte nicht auch noch diese Insel abfackeln. Rhodos hat das Feuer gerade überstanden.

    Am Abend ziehen dichte Rauchschwaden über den Himmel und am Morgen ist unser Deck von Asche bedeckt. Dafür ist der Himmel wieder lar. Glück für Naxos!

    Irgendwie mogeln wir uns nach Schinoussa. Die Insel hat einen kleinen Hafen, meist ist der mit Motoryachten gut gefüllt. Ankern ist dort kaum möglich. Schon vor der Einfahrt in die Hafenbucht stehen die ersten Superyachten. Na, dann können wir uns den Versuch sparen. Zwei Buchten weiter soll es auch recht schön sein.

    Am Weg dorthin treffen wir eine alte Bekannte, die Superyacht AIR, die vom Mentos Hersteller, die mit dem weißen Hubschrauber obendrauf. In Zakynthos haben wir sie zum ersten Mal gesehen. Diesmal trägt sich am Mast auch kleine Nationalflaggen: Norwegen und Schweiz. Ob da wirklich jemand 1 Mio. € ausgegeben hat, nur um auf dem Ding zu wohnen?

    Wir biegen in die Bucht ein und sind das vierte Schiff hier. Ganz links finden wir einen Platz und legen 50 (!) m Ankerkette aus. Das hat einen guten Grund: Wieder einmal soll es Meltemi mit bist zu 30 kt geben. Das haben andere auch mitbekommen: Am Abend sind wir dann 14 Schiffe, die hier auf Wetterbesserung warten. Wir sind entspannt, wissen dass der Anker hält und genießen die Zeit. Immerhin ist das kühlende Meer nicht weit und durch den Meltemi ist die Luft schön trocken.

    Als der Meltemi eine Pause macht leert sich die Bucht, wir sind für ein paar Stunden das einzige Schiff. Die Zeit nützen wir, um uns mehr in die Mitte der Bucht zu legen. Das ist uns noch sicherer. Klar schauen wir drauf, dass auch für andere noch genügend Platz ist. Und sie kommen schon daher. Weltumsegler aus Brasilien, Luxussegler aus Italien, Katamarane – alles mögliche halt.

    Wir nutzen die Chance um einmal an Land zu gehen und in die Chora von Schinoussa hinauf zu gehen. Das sind knapp 80 Höhenmeter, nicht viel, aber die Gegend ist brenn heiß und ausgedörrt. Schinoussa gilt als eine der trockensten Inseln überhaupt mit nur 240 mm Regen pro Jahr (!). Bei nur 220 mm würde man das schon als Wüstenklima bezeichnen. Getreidefelder werden da gerade einmal 20 cm hoch, bevor alles vertrocknet. Die Sonne brennt vom Himmel, reflektiert von der staubigen Straße, die noch dazu ganz schön steil ansteigt. Gut, dass wir Wasser mit haben und viele kurze Pausen machen. Jeder Schatten wird genützt.

    Unter einem Baum liegen ein paar Schafe, schauen aus wie hingeronnen und warten nur darauf, dass die Hitze nachlässt. Der Ort ist, sagen wir einmal, sehr griechisch: Eine „Hauptstraße“, ein großer Wegweiser, der auf ein paar Siedlungen und Strände hin weist – keiner ist weiter als 3,5 km entfernt. Entlang der Hauptstraße eine große Zahl an Lokalen. Oft sind die Tische noch zusammen gestellt, denn am Abend stehen sie dann mitten auf der Straße. Hin und wieder huscht eine schwitzende Kellnerin zu den Gästen, die im Schatten auf der anderen Straßenseite sitzen und bring ihnen ein kaltes Getränk. Am Weg zurück fächelt sie sich mit dem Tablett Luft zu. Es ist einfach zu heiß heute.

    Wir sind ja auch nicht zum Sightseeing da. Wir brauchen ein paar Nahrungsmittel, eh nur einfaches Zeug. Zum Beispiel für Susi eine laktosefreie Milch. Gibt es tatsächlich, im dritten Geschäft, für wohlfeile 4,30 € je Liter. Ich glaube, der günstigste Wein ist billiger. Vielleicht könnte man Susi ja auch umstellen. Wein soll ja auch keine Laktose enthalten. Eigentlich brauchen wir auch Brot. Gibt es nur bei der Bäckerin und die ist leider ausverkauft. Dann halt nicht.

    Wir gönnen uns noch eine Pause in einem Lokal, unter einem Blätterdach, und schauen den Menschen zu. Touristen, die als Selbstdarsteller Urlaubsfotos schießen. Da wird auf den hellblauen Stühlen vor einem Caffenion die unnatürlichsten Posen eingenommen und Grimassen gezogen, was das Zeug hält. Lustig – und wer wird dann mit diesen gekünstelten Bildern beglückt?

    Wir kommen ganz gut ohne aus, der Selfie-Wahn streift uns nur ganz leicht. Wenn schon Aufnahmen mit uns, dann doch lieber der gute alte Selbstauslöser auf einer „anständigen“ Kamera.

    Was aber durchaus spannend ist: Einige der Leute, die da „ganz normal“ neben den Griechen oder so armen Seefahrern wie uns sitzen, sind die Eigner von Superyachten, die hier, auf dieser kleinen Insel, endlich einmal „normal“ tun dürfen. Keine Paparazzi, kein Klischee das man erfüllen muss, einfach Mensch sein. Die geben ganz schön viel Geld dafür aus, um so zu erscheinen, als ob sie keines hätten. Verrückte Welt!

    Zurück beim Dinghi steigt Susi sofort ins Wasser. Ich darf sie dann nachziehen und bis zur Philia rudern.

    Dort bekomme dann auch ich meine Abkühlung – endlich.

    Zwei Tage später steige ich in der Früh ins Dorf hinauf um Brot zu holen. Und weil ich einfach nett bin, nehme ich 2 Brote für andere Segler mit. Eines bekommen Franzosen ins Cockpit gelegt, das andere eine belgische Crew. Die Franzosen bedanken sich überschwänglich und laden uns in ihr Haus in Paros ein – falls wir in der Nähe sind, ein Auto brauchen oder eine Waschmaschine.
    Die Belgier laden uns am Nachmittag zu einem Drink bei ihnen ein. War keine einfache Konversation – wer kann schon Englisch – dafür aber war es lustig.

    Ein Brot mitbringen, uns schon ist der Bann zwischen Schiffen und Nationen gebrochen.

    So einfach geht das, wenn man sich traut.

    Der Meltemi kann aber auch anders: In der Früh kommt ein Katamaran vorbei, der offensichtlich ein Problem mit dem Segel hat. Die Bucht gefällt ihm aber nicht und er fährt weiter. Hätte er nicht tun sollen, denn nach 30 min kommt er reumütig zurück. Jetzt ist das Segel ganz durchgerissen und aus einem 30 € Schaden ist ein 3 000 € Schaden geworden.

  • Naoussa – 1.Versuch


    Wir haben den Tipp bekommen, dass Naoussa ganz besonders schön sein soll, und dass die Bucht vor Naoussa auch ganz besonders sauberes Wasser und guten Schutz vor dem Nordwind bieten soll. Na, da müssen wir hin – also zunächst in die Bucht.

    Vor der Abfahrt von Parikia machen wir noch einen kurzen Stopp beim Hafen, um noch den vorderen Wassertank zu füllen. Also kurz einmal mit dem Heck an die Mole. 3 € kostet das Wasser, das Anlegen kostet nichts. In Kroatien hätte das Wasser nichts gekostet, dafür aber das Anlegen eine halbe Tagesgebühr, so zwischen 40 und 60 €. Dann lieber doch nur 3, oder? Während das Wasser in den Tank läuft, der Druck ist hier nicht wirklich hoch, flitze ich noch den Müll wegbringen und beim Supermarkt noch Brot und Käse holen. Geht sich gerade aus. Dann schnelles Ablegen, der Tankwagen wartet schon auf einen Kunden. Ein paar Tausend (!!) Liter Diesel sollen in eine Motoryacht geladen werden. Deren stündlicher Verbrauch ist mehr als unserer in einer ganzen Saison – unglaublich, oder?

    Wir segeln also aus dem breiten Hafenbecken und bei wenig Wind und dennoch Welle die Küste entlang nach Norden. Nach der halben Strecke schläft der Wind ein und der Diesel muss wieder einmal her halten. Als wir die Bucht erreichen, ist die schon ganz gut gefüllt. Dort wo das Ufer steiler ist, stehen, wie bei einer Verkaufsausstellung, Superyachten. Mit ewig langen Ankerketten und dicken gelben Landleinen sind sie vertäut. Naja, die Eigner wollen kein Schiff, dass sich bewegt. Kaum sind sie fest gemacht, werden die Spielzeuge ausgepackt und präsentiert. Wasserrutschen sind voll im Trend.

    Wir finden einen Platz vor einem seichteren Teil der Bucht. Sind da zwar nicht alleine, aber in 3 Minuten an einen einsamen Sandstrand geschwommen. Da kann man es aushalten.

    Spannend finden wir es, den Superyachten und ihren Spielzeugen zu zu sehen. Jetskies gibt es eher wenige, dafür elektrisch angetriebene Surfbretter, die sich aus dem Wasser erheben können (Hooverboard). Am Abend rotten sich die Crews verschiedener Schiffe zusammen und machen dann zu sechst das Ankerfeld unsicher.

    Schaut nett aus, wirklich!

    Aber in den Ort Naoussa kommen wir so nicht, das müssen wir uns für später aufheben.

  • Kommt der Meltemi

    Wir sind dabei auf einen Meltemi zu warten, aber der ist so wie das Taxi: kummt ned, kummt ned, kummt ned. Naja, es kommt schon was, aber das ist in der Bucht halt stark abgeschwächt. Drum sind wir ja auch in der Bucht und nicht am offenen Wasser.

    Philia schwoit tüchtig hin und her. Wenn man am Heck an der Badeleiter hängt, erinnert das sehr an die Strömungskanäle in den Freibädern bei uns. Sowas haben wir also auch bei uns. Schwimmt man dann am Schiff entlang, hängt es sehr davon ab, auf welche Seite es sich gerade bewegt. Das Wasser bremst das Schwimmtempo schon deutlich ab. Erst am Bug wird es besser, dafür hat man da dann die Wellen ins Gesicht. Egal, wir schwimmen immer nur eine kleine Runde ums Boot und genießen die Abkühlung.

    Nachmittags sind wir dann zu Gabi und Gottfried aufs Schiff eingeladen. Deutsche Segler, die seit langer Zeit in Griechenland auf einer Sunbeam unterwegs sind. G’schichterln über das Segeln halt. Gute und weniger gute Buchten, Plätze zum Überwintern und natürlich, dass „früher alles besser war“. Weniger Leute, freundlichere Griechen, und keine Türken, die außerdem eh nicht anlegen und ankern können. Und erst der Meltemi ….

    Naja, ganz unterhaltsam war der Nachmittag schon. War nett.

    Wir wollen heute aber noch mehr. Nach dem Abendessen, eh nur was Kleines, wollen wir für den Sonnenuntergang noch über den Hügel neben dem Ankerplatz wandern. Wir sehen da immer wieder Leute entlang spazieren und wollen da einfach auch einmal hin. Dort kommt man in die Nachbarbucht und sonst?

    Also wird das Wassermoped klar gemacht und wir fahren zum Steg beim Beach Club. Soll uns der außer mit seiner Musik auch einmal zu was nützlich sein. Wir binden das Dinghi an den Steg, stellen den Motor ab und nehmen den Kill Cord mit. Das ist eine Schnur, an dessen Ende eine kleine Klemme für die Motorzündung hängt. Würde ich aus dem Boot fallen, würde ich diese Klemme abziehen und der Motor stirbt ab. Einfache aber gute Lösung.

    Wir wandern die 20 min um den Hügel herum in die andere Bucht. Nette Ausblicke und das Versprechen eines baldigen Sonnenuntergangs. Also steigen wir hinab zum Strand und finden da ein nettes aber feineres Lokal. Egal, für uns gibt es auch nur ein Getränk, ein Mango-Sorbet und einen Sonnenuntergang fast direkt am Wasser. Freundlich und sehr nett! Bei passender Gelegenheit kommen wir sicherlich wieder.

    Am Weg zurück wird es schon fast finster. Schon am Steg zum Dinghi fällt uns plötzlich was auf: Da sitzt doch wirklich ein Oktopus und sucht nach Nahrung. Spannend dem Tier zuzusehen, wie es sich verfärbt, sogar die Struktur der Haut verändert – und das alles im kaum 30 cm tiefen Wasser, direkt vor uns. Ein sehr schöner Abschluss für diesen Tag!

    Morgen aber, da ziehen wir ein kleines Stück weiter.