Kategorie: Reise

Unterwegs

  • Milos im Herbst

    Also so richtig Herbst, wie wir das kennen, gibt es hier ja nicht. Da fallen keine Blätter von den Bäumen, da weht kein Laub über den Boden. Herbst heißt hier, dass das niedrige Gebüsch nun vollständig ausgedörrt ist, dass die Fähren seltener kommen, die Restaurants sich leeren und nacheinander schließen und – dass die Granatäpfel reif werden. Dafür gibt es die köstlichen Pfirsiche nicht mehr – auch schade. Das Meer ist noch immer sehr warm, so um die 23 ° werden es schon noch sein. Außerdem wird es noch klarer, da weniger Schiffe das Wasser aufwühlen.

    Für uns sind wieder Landgänge angesagt, aber auch die gestalten sich anders. Sarakiniko, die weißen Felsen im Norden von Adamas, die sind zwar immer noch weiß, diesmal aber fast frei von Menschen, keine Schwimmer – zum Glück! Dafür aber 2 m hohe Brandung, die alle paar Sekunden an die Felsen knallt. Das Meer schäumt, Gischt steigt viele Meter hoch, wird über die Felsen getrieben. Unmöglich da trocken zu bleiben.

    Vor ein paar Wochen sind da noch Schiffe durchgefahren!
    Mehr als 4 m spritzt die Gischt hoch, um dann weit ins Land getrieben zu werden

    Das Felsbecken, aus dem im Sommer die Klippenspringer wieder an Land geklettert sind, sind nun tosende Hexenkessel, aus denen Wasser hochjagt und weit über die Felsen getrieben wird. Da hineinzufallen, ist sicher kein schönes Erlebnis. Aber auch für die Schifffahrt ist das heute kein guter Ort. Da wird dann klar, warum ein paar hundert Meter weiter ein rostiger Mast aus dem Wasser ragt.

    Eine wahre Hexenküche

    Spannend ist es allemal für uns, die Gewalten des Wassers vom sicheren Land aus zu beobachten. Stundenlang könnten wir das tun. Gewaltig. Beeindruckend. Erschreckend. „Schütze Du mich vor dem Land, dann schütze Dich vor dem Meer“ – soll einmal ein Schiff zu seinem Kapitän gesagt habe. Jetzt weiß ich, warum.

    Weiter im Land, sind wir fast einsam. Kaum mehr als die Hälfte der Lokale hat offen, die Strandbetten sind oft schon verräumt, die wenigen Fähren spucken kaum mehr Touristen aus. Selbst die Kreuzfahrtschiffe sind nur spärlich besetzt. Auch die täglichen Touristenfahrten auf den überfüllte Segelschiffen haben abgenommen.
    Dafür taugt das Wetter aber für Spaziergänge und Wanderungen.

    Zum Beispiel hinunter in die Schwefelmine – was es da noch alles zu entdecken gibt:

    Werkstätten, wo neben der Drehbank die Werkzeuge noch schön rechtwinkelig aufgelegt liegen, so als müsste man nur abstauben und dann wieder loslegen.

    Wann wurde dieses Fenster zum letzten Mal geöffnet?
    Ein bisschen staubig, aber sonst …?
    Die große Drehbank
    1958 in Reih und Glied abgelegt, so als würde es morgen wieder losgehen können.

    Die liegen da seit 64 Jahren und werden wohl noch länger da liegen. Bis in ein paar Jahren oder Jahrzehnten der Wintersturm das verrostete Blechdach in die Halle stürzen lässt. Das wird dann aber auch kaum jemanden kümmern. Für die Griechen ist dieses Technik – Denkmal nicht einmal eine Erwähnung wert. Ist halt da, wird irgendwann verschwinden. Mir gehört es nicht, ich habe keinen Nutzen davon, es ist mir echt egal. Eigentlich schade drum!

    Ein großer 8 Zylinder Motor, hat den Generator angetrieben. Heute rostet er langsam vor sich hin


    Aber andererseits ist das vielleicht auch der Grund für die vielen Ausgrabungsstätten, die es in Griechenland gibt. Die alte Steine hat halt niemand interessiert. Bis dann die christlichen Missionare kamen und die Säulen der Tempel zu Kalk brennen ließen.

    Ich habe auch einen anderen Grund weshalb ich Milos angesteuert habe: Hier kenne ich Rod von den Seekajaktouren und der ist eine permanente Adresse, an die ein DHL Packerl geschickt werden kann. Meine „Freund“ aus dem UK, Sean, will mir ein paar Geräte schicken, damit ich die Temperaturwarnung an meinem Motor testen kann. Die passt immer noch nicht.

    Und mit dem Versand nach Griechenland ist das so eine Sache:
    Erstens dauert es lange, bis das Packerl von England überhaupt wegkommt, dann gammelt es ein paar Tage in Deutschland herum, bis es endlich bei DHL Griechenland, in Spata, ankommt. Die kommen dann drauf, dass die nur am Festland liefern und für die Inseln einen griechischen Vertragspartner haben. Also wird das Packerl nach Athen weitergeschickt, um dort ein paar Tage gut abzuliegen. Für DHL ist der Auftrag erfüllt – die sind glücklich. Den neuen Partner sagen sie mir aber nicht, und natürlich auch nicht, dass der ein eigenes Trackingsystem für die Pakete hat ☹.
    Nach einigem hin und her bekomme ich heraus, wer denn der Partner hier in Milos ist, und von DHL bekomme ich eine Meldung, dass sich die Lieferung ausnahmsweise (?!?) verzögert. Ich mach mich am avisierten Tag jedenfalls auf ins Gebirge, dorthin, wo der Partner wohnt – und stehe erst einmal vor verschlossenen Türen. Ich hab aber Glück und er kommt daher, sperrt mir auf und interessiert sich wirklich für mich und mein Problem.
    „Eigentlich sollte es mit der heutigen Fähre kommen, die hat die Lieferungen aber nicht mitgenommen. Ganz sicher kommt es aber Morgen!“ „… und wenn nicht?“ „Dann am Samstag in der Früh“
    Er wird sich bei mir melden.

    Mittags – nichts

    Nachmittag – nichts

    Steinhühner, unterhalb des Amphitheaters

    Um 5 werde ich nervös und rufe ihn an: „Er hat noch nichts gefunden, muss aber erst noch 2 Paletten von Paketen sortieren – Er meldet sich!“ Und das macht er wirklich! Um ½ 7 kommt die Erfolgsmeldung „Paket gefunden, in 20 min bin ich bei dir“. Ich leite ihn noch um in ein Kaffee, in dem wir gerade sitzen und warten ab. Und wirklich, er taucht auf und drückt mir das Packerl in die Hand. Jetzt hätte er aber gerne 63 € für Zoll und Handling (Warenwert 35 €!). Die hab ich aber schon an DHL bezahlt, sonst hätten die das Paket nicht nach Athen geschickt, aber das Problem werden wir auch noch lösen.


    Ich wünsch ihm noch einen schönen Winter und will wissen, was er denn in den nächsten Monaten so machen wird. Ein wenig mit der Enduro Maschine über die Insel brettern – aber die ist endlich. Sonst gibt es eigentlich nicht viel zu tun. Alle Bars und Kaffees sind zu, Unterhaltung gibt es keine. „Milos is a kind of prison!“ Ja, so kann man das auch sehen. Wenn man vom Sommertrubel aus geht, den wir hier kennengelernt haben, dann ist das wirklich tote Hose. So wie unser Bergdorf Kühtai, in dem im Winter 3000 Gäste da sind und im Sommer 28 Einheimische drauf aufpassen, dass niemand die Hotels wegschleppt.

    Worauf die Venus wartet, wissen wir nicht. Jedenfalls bleibt sie im Winter auf ihrer Insel

    Nicht alles ist Gold – nicht einmal auf dieser Insel.

    Schon am nächsten Morgen baue ich die beiden Anzeigegeräte ein.

    Mal sehen, was da dann so passiert – bin gespannt!

  • Weiter nach Westen

    Nach dem langen Sprung von Samos nach Paros, wollen wir es lieber kürzer angehen. Also teilen wir die Fahrt nach Milos auf zwei Etappen: zuerst nach Sifnos, in die uns schon bekannte Bucht und erst weiter nach Milos.

    Der Wind ist günstig und wir können bald die Segel setzen. Wenig Welle und schönen halben Wind, das bringt ordentlich Fahrt ins Schiff und macht Spaß. In 5 Stunden sind die 24 Meilen gesegelt, passt doch!
    Die Bucht Platis Gialos ist leer, der Hafen scheint uns aber unattraktiv – eng, unklare Mooringleinen, Wind von der Seite. Wir vertrauen lieber unserem Anker. Die Bucht ist seicht und sandig. Passt also ganz gut.

    Mit dem Dinghi geht die Fahrt an Land. Noch ist da Tourismusbetrieb. Gegenüber Antiparos eine Überraschung, vor allem da dieser Ort ja wirklich nur aus einer Häuserzeile besteht, die im Winter keinerlei Existenzberechtigung hat. Beim Keramiker, den wir schon im Sommer besucht haben, werden wir eher unfreundlich, oder besser gelangweilt empfangen, so als würden wir die heraufziehende Winterruhe stören. Na, dann eben nicht!

    In den Bars und Tavernen ist schon noch was los. Wir finden eine sehr „griechische“ – Tische unter Tamarisken, direkt am Strand, mit freundlichem Personal. Solange die Sonne scheint ist es angenehm, dann rücken wir näher an eine Mauer heran und packen unsere leichten Pullover aus.

    Am Weg zurück müssen wir dann unsere Philia in der Dunkelheit suchen. Wir haben am Nachmittag noch nicht das Ankerlicht eingeschaltet. Das rächt sich jetzt. Aber OK, so klein sind 36 Fuß auch wieder nicht 😉

    07:04 – Sonnenaufgang in Milos

    Am nächsten Tag geht es nahezu ohne Wind südlich an Sifnos und nördlich an Kimolos vorbei nach Milos. Klar, dass wir uns die Küste entlang der Einfahrt genau ansehen, immerhin liegt da der hübsche Ort Klima. Wenn man weiß wo, kann man oben am Berg den Nachbau der Venus von Milos oder das Amphitheater entdecken.

    In Adamantas finden wir einen schönen Liegeplatz am Schwimmsteg. Schön, dass heißt hier „ganz außen“. Da hat man dann nämlich nur einen Nachbarn, mit dem man die Ankerketten überkreuzen kann. Unglaubliche 5,76€ kostet da die Nacht am Steg. Wir bleiben am Ende 4 Nächte da.

  • Ab in den Unterschlupf

    Wir können in Naoussa  nicht bleiben: Der nächste stärkere Wind ist angesagt. Also die Bucht ist schon sicher, aber von hier aus können wir kaum in die Zivilisation oder die Insel erkunden. Michaela und Claudio wollen aber genau das tun. Immerhin waren sie vor vielen Jahren hier, haben sich auf der Maturareise auf den Kykladen kennengelernt.

    4 Kite Surfer, keine Yachten = Ende der Saison

    Sie erkunden mit dem Leihwagen die Insel, ich kümmere mich um den „Haushalt“. Wieder einmal nutzen wir die Chance unsere Wäsche zu waschen. Am Boot gibt es auch was zu tun. Und ein bisschen faul sein ist auch nicht schlecht. Aber eigentlich hänge ich am Telefon und versuche eine Lieferung mit Ersatzteilen, oder besser mit Teilen um die Motoranzeige zu testen, nach Milos zu bekommen. Wer kann sie annehmen, wann wird sie da sein, wie ist das mit der Verzollung und den Gebühren … es bleibt spannend.

    Am Abend, als die beiden zurückkommen, suchen wir uns ein nettes Lokal und gehen essen – ab sofort wird das unser Standard, die Küche bleibt kalt. Dafür sitzen wir danach noch eine Zeit lang im Cockpit, genießen den lauen Abend und den erstaunlichen Unterschied zum Wetter in Wien (Regen, Abkühlung).

    Derweil bläst draußen der Meltemi, doch nicht mehr so ungestüm wie im Hochsommer. Wobei, heuer war er eh recht gemäßigt, aber immerhin, bleiben wir da im Schutz liegen. Mit dem Fernglas kann man schon gut sehen, dass „da draußen“ die Wellen hoch gehen.

    Der zweite Tag ist eine Reise an die Westküste von Paros und nach Antiparos. Mit dem Leihauto wird die Insel plötzlich winzig klein. Im Nuh ist man an Alyki und darüber hinaus. Sehr touristisch, zumindest die Häuser zeigen das. Der Hafen von Alyki gehört nun den Booten der Griechen, Und dort, wo wir uns vor lauter Menschen kaum bewegen konnten, herrscht nun schon große Leere. Zwar sind die Lokale noch alle geöffnet, aber allesamt sind die schwach besetzt.

    Die einzige sichtbare Person ist aus Plastik …

    Noch deutlicher wird das in Antiparos. OK, das Städtchen ist klein und eigentlich nur eine lange Straße. Die ist aber gesäumt von Geschäften der gehobenen Preisklasse, Bars und Tavernen. Aber – fast alles geschlossen. Wo noch vor wenigen Wochen das Leben pulsierte, pulsiert nun gar nichts mehr. So irgendwie wie ein Sonntag bei uns, nur ohne Speiselokale.
    Und dass halt der Sonntag bis Ende April dauert.

    Da waren doch gerade noch 2 Bars und ein Kaffenion – einfach weg

    Schon irgendwie seltsam, wenn eine ganze Stadt eigentlich eine ganze Insel in den Winterschlaf geht.

    Auch am Strand: niemand da!
    Ob das Glas noch länger da steht?
    Auch im Marnina Büro von Milos: niemand da!
  • 84 Meilen in 15 Stunden

    Der Tag er Abreise rückt näher, der Meltemi schläft ein. Jetzt gilt es den Tag zu erwischen, bei dem die Wellen nicht zu wild sind und der Wind aber noch brauchbar bläst. Wir suchen uns den Mittwoch für den direkten Sprung von Samos nach Paros aus. Kann man machen, wenn man früh aufsteht und dann das Schiff richtig läuft. Wir rechnen konservativ mit 5kt im Durchschnitt und den 85 Meilen. Das gibt dann schlappe 17 Stunden Fahrzeit. Ist echt lang, speziell bei einer Tageslänge von unter 12 Stunden.

    Wir wollen also zeitig in der Früh starten, so gegen 4 Uhr. Dann geht es 3 Stunden nach SSE, so dass die Inselgruppe Fourni rechts von uns bleibt. An deren Südspitze machen wir dann ein Eck nach WSW und legen für die restlichen 14 Stunden Kurs 250 an. Um 7 wird es dunkel und um 8 sollten wir dann kurz vor der Einfahrt zur Bucht von Naoussa sein. Die kenne ich (du jetzt auch schon 😉). Da finde ich auch bei Dunkelheit hinein, wozu habe ich ein Radar an Bord. So einfach der Plan. Die Crew frisst mir in ihrer Unerfahrenheit aus der Hand  und lässt sich auf die Fahrt ein.

    Also Wecker auf 3 Uhr gestellt, unser warmes Gewand ist schon vorbereitet. Das Schiff auf „Nachtfahrt“ umstellen, also an allen Stellen das Rotlicht aktivieren. Die Instrumente, die Stirnlampen und den Salon. Dann noch die Navigationslichter einschalten und wir schleichen um 03:50 aus dem Hafen. Michi und Claudio sind erstaunt, wie dunkel und unheimlich so eine Nacht am Meer sein kann. Vorerst lassen wir den Motor an, der Wind ist so nahe an Samos noch zu schwach. Dafür können wir den Blick zurück auf die beleuchteten Dörfer genießen. Hoch oben thronen Platanos oder Spartarei, die sieht man lange. Die Küstenorte verschwinden bald hinter der Kimm, also dem Horizont. Durch die Erdkrümmung sieht man ja nur 3 Meilen (5 km) weit das Ufer, später sind das dann nur mehr die Hügel und Berge. Klar, den Kerkis mit seinen 1450 m, den sieht man auch 30 Meile weit.

    Schon um 5 Uhr können wir Segel setzen und Philia gleitet durch die Nacht. Wobei, das ist kein leises Gleiten. Da rauscht das Wasser am Rumpf, da klatschen Wellen dagegen, das streicht der Wind über die Segel, singt im Rigg und rauscht in den Ohren – aber zumindest der Motor gibt Ruhe. Bald klettert die Geschwindigkeit auf 5, später 6 und sogar deutlich über 6 Knoten – und bleibt lange Zeit dort.

    Wie geplant geht an der Südspitze von Fourni die Sonne auf. Das macht meiner Crew das Leben deutlich leichter. Zusätzlich kommen wir in das Lee von Ikaria, was die Wellen und den Wind etwas beruhigt. So ganz wohl fühlen sie sich aber nicht. Claudio macht auf lässig, legt sich hin und macht ein Nickerchen, oder sieht dem Autopilot zu, wie der die Arbeit macht. Michaela hingegen kämpft gegen aufkommende Übelkeit, starrt auf den Horizont und quetscht Wasser aus dem an sich schon trockenen Gurt, mit dem sie angeleint im Cockpit kauert – „bitte nicht anreden, ich bin mit mir beschäftigt“.

    Ich weiß aber, dass die nun kommenden drei Stunden die ruhigsten der Reise werden und lege mich in meine Koje. Auch ich brauch einmal Entspannung, nach 5 Stunden als „Einhandsegler mit Crew“.

    Als wir an das Ende des Windschattens kommen, sieht man schon, dass es nun ungemütlicher wird. Der Wind wird stärker, die Geschwindigkeit über Grund nimmt von 5 auf fast 7 kt zu. Philia läuft einfach gut. Leider nehmen auch die Wellen wieder etwas zu. Macht mir nichts, Claudio macht weiterhinauf cool, ist aber angespannt und Michi – weiter nicht ansprechbar. Und Philia prescht dahin. Die Ankunftszeit verschiebt sich vom angedachten 21 Uhr auf nun schon um 17:30. So früh wird es nicht werden, aber wenn wir Glück haben, ist es noch hell, wenn wir in Naoussa ankommen.

    Inseln schälen sich aus dem Dunst, werden klarer, gleiten vorbei und verschwinden wieder. Gelegentlich etwas an den Leinen zupfen, um die Segel besser einzustellen oder den Kurs ein paar Grad justieren. Ich fahr gerne selbst, Claudio beobachtet lieber den Autopiloten.

    Ach ja, der Skipper hat dafür zu sorgen, dass es der Crew gut geht. Also steige ich hinab in die Kombüse, schneide Zwiebel, koche Nudeln und bereite eine große Fuhre Nudelsalat. Mir schmeckts, die beiden anderen „müssen erst kosten, ob der gut ist“. Dann sind sie wohl noch nicht hungrig genug, oder der Magen passt noch nicht. Bleibt halt mir mehr 😊.

    Die Sonne wandert schon weit nach Westen und sinkt tiefer zum Horizont. Vor uns taucht Naxos und dann Paros auf. Bald kann man die Einfahrt zur Bucht erkennen. Unter vollen Segeln steuern wir drauf zu und holen sie erst in den letzten 15 min ein. Pünktlich um 6 fällt der Anker in den Sand der türkisgrünen Bucht.

    Angekommen
    Überstanden

    84 Meilen in 14 Stunde,
    das sind fast exakt 6 kt Durchschnittsgeschwindigkeit – rekordwürdig!

    Der Abend gehört der Erholung. Wir sitzen nach dem Abendessen noch eine Stunde im Cockpit, quasi zur Nachbesprechung des soeben erlebten. Das pendelt zwischen „geil“ und „Ich weiß, dass ich nie mehr in der Nacht segeln gehen werde“. Naja, wird sich auch noch relativieren 😉

    Schön ist es hier, wie immer.

    Wetterfenster perfekt genützt!

    Gut gemacht.

  • Samos – again

    Am 28. bin ich mit Michaela und Claudio wieder zum Schiff geflogen. Michaela und Claudio habe ich beim Segellehrern kennengelernt. Seither waren wir schon ein paar Mal gemeinsam unterwegs. Nun wollen sie mich am Weg zurück, quer über die Ägäis ins Winterlager begleiten.

    Der erste Tag gilt dem Ankommen. Am zweiten gibt es Segelübungen. Es hat sich nämlich ein Meltemi angekündigt und das macht die Überfahrt zunächst unmöglich. Also wenn man will kann man schon, aber wer will schon 18 Stunden bei 2 m Welle und 35 kt Wind geschaukelt werden – wir nicht.

    Die Segelübungen sind aber auch schon ganz schön knackig: Beim Ablegen hat es 8 kt – sehr nett. In den zwei Stunden, in denen wir üben, geht der Wind aber auf mehr als 20 kt – da ist dann schon was los. Wir bleiben zwar im Hafenbecken, wo es keine Welle gibt, oder unmittelbar davor. Wir machen trotzdem unsere Anlegeübungen in diesen böigen Winden, die noch dazu ständig die Richtung wechseln.

    Da eine saubere Anfahrt im Retourgang hin zu kriegen, Kerzen gerade, so als würden wir in einer 4 m breiten Spur unseren Anker legen wollen – nicht wirklich einfach. Es könnte aber leicht sein, dass wir beim Anlegen in einem fremden Hafen, wo man eben mit Buganker anlegen muss, genau das können muss. Wenn nicht, gibt es Ankersalat! Wenn sich die Ketten verschiedener Schiffe überkreuze, kann dann keiner wegfahren und die Situation ist mehr als unangenehm.

    Egal, die Übung gelingt!

    Während der Meltemi Tage wird dann Samos umrundet – mit dem Auto (Michaela und Claudio), oder am Boot gebastelt (ich). Das leidige Problem mit der Motorwarnung quält mich noch immer. Das muss doch zu lösen sein!! Fast täglich berichte ich an Sean in England, er hat mir den Motor verkauft, was sich bei mir tut und bitte um weitere Ratschläge. Bisher waren das aber nur sehr kleine Schritte, der finale Erfolg blieb noch aus.

    Ob das heuer noch ein Ende findet?

  • Allein am Schiff

    Eine Woche bin ich jetzt alleine am Schiff, aber da wird mir schon nicht langweilig werden. Ein bisschen Bootspflege geht immer.

    Stephan erzählt mir, dass er auch Altöl übernimmt. Guter Hinweis, bei Philia ist eine 200 h Wartung fällig. Eigentlich eh nur ein Ölwechsel, aber das ist halt eine Patzerei. Motor warmlaufen lassen, 3 Liter Öl abpumpen, den Ölfilter aus dem Motor „herausoperieren“, der ist recht blöd angebracht – da wird dann alles versaut. Öl wieder einfüllen, Keilriemen nach spannen, alle Schlauchschellen kontrollieren, ….

    Hoppala, da hängt doch eine Salzspur an der Seewasser Pumpe – das sollte nicht sein! Aber ich weiß was der Fehler ist und welches Teil ich austauschen muss. Nur blöd, dass ich das vor 2 Wochen an Hans verschenkt habe. Bei dem war auch die Seewasserpumpe undicht, und die nötige Dichtung ist nicht einfach zu bekommen – zumindest in Samos. Und ich hatte einen in Reserve, und was sollte bei einem (fast) neuen Motor schon sein. Naja, die Laufzeit ist wenig, aber die Dichtung steht jetzt schon 7 Jahre im Salzwasser. Die Korrosion hat der Dichtung einfach den Rest gegeben. Kommt also auf die Liste: Simmerring bestellen und mitbringen.

    Nur im Hafen zu liegen, ist mir aber zu blöd. Ich will Schifferlfahren – nur wohin? Na klar, einfach einmal rund herum. Samos in 2 Tagen, das geht sich aus. Gesagt getan: Ablegen solo in der Früh um 9. So wie immer eigentlich, nur halt langsam. Also Motor starten, etwas Gas geben – das Schiff steht stabil. Die beiden Mooringleinen am Bug lösen. Das Schiff steht immer noch stabil. Jetzt die leeseitige Heckleine lösen und mit dem Steuerruder das Schiff gegen den Wind halten. Und dann geht es los – ist doch easy, oder? Nur vor dem Hafen dauert es recht lange, bis ich die Fender hoch gehängt habe, und fertig zum Segelsetzen bin. Da treibt Philia ganz schön weit herum bei den herrschenden 15 bis 20 kt Wind. Dann aber geht es los. Mein holländischer Freund, Vaart van Selber, der Autopilot übernimmt das Ruder immer dann, wenn ich an den Leinen zupfe, das Logbuch schreibe oder am Plotter den Kurs kontrolliere.

    Zuerst eng der Küste entlang bis Balos, dann raus aufs Meer um südlich von Samiopoula vorbei zu kommen. Dann kommt eine Zone mit schwierigen, drehenden Winden. Da trifft sich der Wind aus der Bucht von Marathokamos mit dem aus der Richtung Pythagorion. Dann aber geht es zügig dahin – nach Osten! Dort ist aber die Türkei. Also in langen Schlägen aufkreuzen, bis ich in die Straße zwischen Samos und dem türkischen Festland komme. Irgendwie bezeichnend, dass da an langen Fahnenmasten riesige türkische Fahnen hängen.

    Nach der Engstelle, 1 Meile zwischen den Ländern und auch noch eine Insel mitten drin, kann ich weiter segeln, rund um die östliche Ecke von Samos. Bald danach werde ich den Motor an und finde einen guten Ankerplatz vor einem Badestrand. Viel ist da nicht mehr los. Ich bin recht müde und schlüpfe bald in meine Kajüte. Morgen soll es recht früh weiter gehen.

    Tut es auch! Schon um ½ läuft der Diesel, kommt der Anker hoch und der Bug richtet sich ein letztes Mal nach Osten. Ich muss noch um die äußerste Nase von Samos herum und hoffe dann brauchbaren Wind zu finden.

    Brauchbar schon, aber nur wenn ich nach Kusadasi will – will ich aber nicht. Und für den Kurs nach Westen, entlang der Nordküste von Samos ist er zu schwach, um nutzbar zu sein. Also bleibt der Diesel an. Motoren bei spiegelglatter See ist aber langweilig. Nur einmal werde ich kurz gestört: Ein Schiff der Küstenwache kommt auf mich zu und umrunde mich. „Was macht ein einsamer Segler da? Doch nicht etwa Flüchtlinge transportieren?“ Aber mit Schwimmweste alleine an Deck und eingeschaltetem AIS benehme ich mich reichlich unverdächtig. Also hupen sie nur einmal kurz, grüßen herüber und ziehen wieder ab.

    Erst bei Karlovassi setzt brauchbarer Wind ein, schwach aber immerhin. Mehr war ja auch nicht versprochen. Langsam ziehen die sonst nur schwer erreichbaren Strände von Mikro und Megalo Saitano vorbei. An der „Ecke“, es geht also statt nach W nach SW, unterstützt mich plötzlich 1 kt Strömung nach Süden. Wo die wohl her kommt? Eigentlich sollte der Strom hier in die  in der Gegenrichtung gehen. Der Wind nimmt zu und plötzlich stehen fast 7 kt über Grund auf der Logge. Philia fliegt fast dahin. Hoch oben, über den Felswänden, kann ich die Kirche von Drakei erkennen.

    Beim nächsten Eck, statt nach SW jetzt genau nach S, sehe ich am Wasser viele kleine Wellen, die fast an einer Linie einsetzten. Was ist da wieder los? Zwei Dinge kommen zusammen: Der Wind springt auf NW, also fast Rückenwind und die Strömung ist jetzt gegen mich. Da war das vorher eine Rückströmung, so wie im Wildwasser am Ufer – war halt eine andere Dimension.

    So bleibt es bis zur Südspitze von Samos. Wie ich um die Ecke biege, folgt mir der Wind, der auf 20 kt auffrischt – jetzt, wo ich ihn kaum mehr brauchen kann. Man freut sich aber trotzdem über die rasche Reise, bis – ja bis der Kerkis sich mit seinen 1450 m Höhe gegen den Wind stemmt und das Meer schlagartig ruhig wird. Kein Wind heißt dann aber auch keine Fahrt. Darf also der Diesel wieder arbeiten.

    Was für ein Glück, eine Meile vor dem Hafen kommt der Wind zurück! Wieder 20 kt und ein Solo-Anlegemanöver. Da kommt Vorfreude auf – und das Wissen, dass im Hafen der Wind meist deutich weniger wird. Also am Kanal 10 den Hafen anrufen. „Marina Marathokampos – Philia is comin back again, please assist“ Nach einiger Zeit wird irgendwas zurück gegrunzt, aber sie haben mich verstanden und Jannis kommt mit dem Motorboot entgegen. Stefan nimmt die Leinen an und bald steht Philia wieder an ihrem Platz, ganz so als wäre sie nie rund um Samos gefahren.

    Die nächsten 2 Tage gehören der Reisevorbereitung – Hochzeit, eh schon wissen. Am Montag fahre ich dann mit der Fähre nach Kos und fliege von dort nach Wien. So habe ich dann wenigstens einen Eindruck vom Dodekanes, auch wenn ich ihn heuer nicht bereisen konnte.

    Die nächste Gelegenheit kommt bestimmt!

    So aber ist Philia in Marathokampos gut geschützt und zugedeckt und wartet auf weitere Taten.