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Reise

Zu Hause in Samos

Samos, das war über viele Jahre unser Urlaubsquartier. Hier haben unsere Kinder gehen oder schwimmen gelernt. Wir haben Freundschaften geschlossen, die noch immer halten. Ormos Marathokampos, wie der Ort richtig heißt, war früher ein gammeliger Marine Hafen. Eine graue Mole, ein graues Schiff, hin und wieder ein Ausflugsboot, ein paar Fischerboote, das wars.

Mit der EU kam dann Geld ins Land. Über EU Projekte wurde in Infrastruktur investiert, auch wenn man nicht wusste, was man mit der Infrastruktur hinterher anfangen soll, oder wie man sie erhält. Hier war das genauso. Ein findiger Baumeister hat dem Bürgermeister klar gemacht, dass er unbedingt den Hafen ausbauen muss. Über die EU wurde das schnell finanziert, der Baumeister wurde reich, der Bürgermeister hatte sicher auch seinen Vorteil davon.

Immerhin gibt es jetzt seit 10 Jahren in Ormos eine ordentliche Marina – aber niemanden, der sich dafür verantwortlich fühlt. So war sie gratis zu benützen, einige haben das ausgenutzt, um ein gratis Winterlager für ihr Schiff zu haben. Klar, dass da alles verrumpelt, wenn es nicht gepflegt wird. Nun hat man endlich begriffen, dass man den Hafen auch als Geldquelle nutzen kann und die Anlage an Aris verpachtet. Nun ist alles Tip Top hergerichtet, Stephan und Jannis schauen drauf, dass alles funktioniert, helfen beim Anlegen und kleinen Reparaturen. Für die größeren müsste man nach Karlovassi in die Werft – die auch Aris betreibt.

Uns gefällt es jedenfalls hier und wir buchen den Liegeplatz für ein Monat. Wir wollen Freunde auf der Insel besuchen, Samos ansehen, Urlaub machen. Wir müssen aber auch für einige Tage zurück nach Wien, da steht eine Hochzeit an. Wenn die eigene Tochter heiratet, „muss“ man wohl dabei sein. Bis dahin gilt es aber zu entspannen, Freunde zu besuchen und an alte Bande anzuknüpfen.

Kafenion = ausschließlich ältere Männer! Aber schön haben sie es hier

Gesagt, getan! Das Moped mieten wir bei Maria in Votsalakia – so wie schon vor 25 Jahren. Mit dem Ding reiten wir dann nach Balos ins Hotel Amphlissos, zu Despina und Gougulla. Echte Freudentränen, als sie uns sehen. Wir werden mit einem Frühstücksbuffet verwöhnt und erfahren allen Klatsch und Tratsch der letzten Jahre. Immerhin war ich seit 7 Jahren nicht mehr da, Susi seit 5. Dafür hat aber voriges Jahr Sophie hier ihre Verlobung gefeiert.

Erst zu Mittag ziehen wir weiter an den Strand – zu Tia. Sie betreibt noch immer sehr erfolgreich ihrer Appartements, die Bar und den Strand. Wir nehmen uns 2 Liegen, bestellen an der Bar und erfahren …

… dass beide Töchter verlobt sind, eine sogar schwanger. Und der Vater dazu ist der rothaarige Marinero aus Marathokampos, Jannis, der uns so nett in Empfang genommen hat. Und Jannis ist der Sohn der Bäckerin von Ormos und  ist ein ganz ein braver und, und, und …

Wir genießen den Tag am Strand. „Urlaub“ zieht in uns ein. Susi entspannt sich zusehends und ist einfach angekommen. Am Abend schauen wir dann noch bei Mimi, oder eigentlich bei Demos in seinem Restaurant vorbei. Da hat sich echt was getan, zum Guten. Erst spät Abends kurven wir zurück zur Philia. Da ist Musik aus den Bars zu hören. Offensichtlich ist da jeden Abend in einem anderen Restaurant live Musik.

Neben uns hat ein weiteres Schiff angelegt. Die sind, als wir schlafen gehen, noch nicht am Schiff. Dann reden sie bis ½ 4 sehr laut im Cockpit, bis es Susi zu dumm wird, und sie hinüber meckert. Dann ist endlich Stille eingekehrt. Am nächsten Tag steht dann im Cockpit, neben vielen Gläsern und Bierflaschen auch eine grüne Flasche. Das Rätsel ist bald gelöst. Die Crew besteht aus einem Herren und seiner jungen Begleitung. In Thailand würde man sie als „lady boy“ bezeichnen.  Naja, wenn einem es gefällt …

Auf unserem Nebenschauplatz kämpfen wir noch immer mit der „Motor heiß Warnung“. Der nächste Schritt ist es ein Kabel auszutauschen. So eines liegt in Paros, aber wie kommt es zu uns her??
Griechisch halt: Der Händler bringt das Kabel zur Fähre nach Samos, ich muss es mir um 20:15 in Pythagorion am Schiff abholen. Und das funktioniert wirklich! Wir sind nicht einmal die einzigen, die heute ein Paket direkt abholen.
Mir gefällts!
Was mir nicht gefällt ist, dass der Fehler nach dem Tausch des Kabels weiterhin auftritt, weniger häufig, aber doch – Mist!

Lustig ist, dass wir im Hafen von Pythagorion „unsere“ Superyacht aus Mitilini / Limnos wieder treffen. Die halbe Crew eilt herbei, um uns wieder zu sehen. Ein netter Zufall, dass wir gleichzeitig in der Gegend sind. Sie haben noch eine längere Runde durch die Ägäs vor, bis sie wieder nach Kroatien kommen. Einige der Crew würden gerne mit uns tauschen. Segeln in eigener Verantwortung und auf eigenem Kiel ist halt doch was anderes, als als unsichtbarer Leibeigener auf einer Luxusyacht zu leben.

nahe Potami

Mit „unserem“ Moped schauen wir beim Psili Amos (=schöner Strand), einem der wenigen Sandstrände in Samos vorbei, vertrödeln da einen Tag.

Ein anderer Tag führt uns hinauf nach Kastanea, ein Bergdorf „am Ende der Straße“ Zu sehen gibt es nicht viel, das Lokal am Dorfplatz ist geschlossen. Darunter plätschert das Wasser im Waschhaus. Hier wurde früher von den Frauen des Dorfes gemeinsam die Wäsche gewaschen. Daneben am Platz steht eine riesige Platane, rund herum Bänke und Tische.

Von einem Ast baumelt an zwei langen Tauen ein Brett als Schaukel. Das Brett ist so aufgehängt, dass es längs schwingt. Legt man sich darauf, schwingt es ganz langsam hin und her. Mal ist der Kopf höher, mal die Beine. Macht man die Augen auf, blickt man in die Äste der Platane – ein unglaubliches, meditatives Gefühl. Lange halten wir uns hier auf.

Später geht es dann hinunter zum Kirchlein von Potami. Zu viele Touristen heute, dafür aber auch zwei kleine Kätzchen, die mit uns spielen wollen.

Von dort geht es die ganze Küstenstraße bis nach Kokkari. Eigentlich ein kleiner Touristen Ort, bekannt nur durch seine Lage in Wind und Wellen. Früher war der Ort bei Surfern recht beliebt. Heute ist niemand zu sehen. Erschreckend ist für uns aber, dass an vielen Häusern die Schäden eines Erdbebens, dass Ende Oktober 2021 die Insel getroffen hat, immer noch zu sehen sind. Hauswände sind einfach zerbrochen! Die stehen nur noch, weil der letzte Schubs zum Umfallen gefehlt hat. Die Kirche ist mit Stahlseilen und Gerüsten zusammengehalten, sonst wäre der Altarraum ein Schutthaufen. Der Turm ist im Bereich der Glockenstühle ähnlich gestützt. Ob da je wieder Gottesdienste abgehalten werden dürfen? Welch Glück, dass wir in Österreich fast nie und wenn, dann nur sehr zärtliche Beben haben.

Wir lassen so den heißen Sommer ausklingen. Susi wird bald nach Wien fliegen und für den Herbst nicht mehr mitkommen. Ich komme dann eine Woche später nach, denn es gibt einen guten Grund für die Pause: Sophie heiratet – aber das ist eine andere Geschichte.

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