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Reise

Windstille auf Euböa

Eigentlich pfeift ja in Griechenland der Meltemi, dass alles nur so wackelt. Da ist es dann klug sich hinter Euböa zu verstecken, wenn man mit dem Schiff Richtung Athen fährt. Das ist windgeschützter und der Wind reicht dann immer noch für eine nette Segelei ohne Wellen. Das war unser Plan.

Tatsächlich hat eine spezielle Wetterlage den Meltemi heuer zerfallen lassen. Der braucht nämlich ein Hitzetief über der Türkei und ein Hoch über der Adria. Dann geht so richtig die Post ab. Je tiefer das Tief und je höher das Hoch umso besser. Normal wäre da ein Luftdruckunterschied von 20 mbar. Heuer sind es oft nur 8 oder 12. Und da treiben sich dann auch noch ein paar andere Hochs oder Tiefs in der Gegend herum und plötzlich geht der Wind nicht mit gebündelter Kraft vom Bosporus, durch die Ägäis bis nach Rhodos. Heuer gibt es vor allem Wind aus dem Westen oder Nordwesten, wenn überhaupt. Dieses „wenn überhaupt“ führt dazu, dass die Feuchtigkeit vom verdunstenden Meer in der Gegend bleibt und sich gerne als Gewitter entlädt.

Um von Chalkis weg zu kommen, sind zuerst ein paar enge Passagen zu bewältigen. Für Magdalena ist das eine schöne Navigationsaufgabe – bei Tag. In der Nacht wäre das echt heikel. Die Griechen sind nämlich sehr sparsam mit Leuchtfeuern. Die brauchen regelmäßige Wartung, und die Seefahrer erwarten, dass die brennen. Und brennen die nicht, muss man das den Seefahrern sagen, über Warnmeldungen. Und dann weiß jeder, dass da was schlecht gewartet ist. Besser also keine Leuchtfeuer bauen, dann kann auch nichts ausfallen. Die Griechen aus der Gegend brauchen die Leuchtfeuer eh nicht, und die anderen sollen am Tag fahren, wo sie keine Leuchtfeuer brauchen.

Die griechischen Leuchttürme schauen alle sehr ähnlich aus. Keine fantasievollen Architekten im Land

Also Magdalena peilt Kurse, korrigiert wegen der Strömung, erkennt Bojen und Feuer – alles gut. Nach der Passage kommt ein wenig, also wirklich nur ein wenig Wind auf. Da wir heute nicht weit wollen, gönnen wir uns Schwachwindsegeln, solange es nur geht. Und es geht, je später am Tag umso besser. So erreichen wir dann auch Eretria, einen großen Fährhafen, von dem aus alle 30 min eine Fähre zum Festland fährt. Im großen Hafenbecken darf man auch ankern, was wir auch machen. 2 andere Yachten sind auch da, heute. Morgen kommen noch 4 weitere dazu.

Wenn man lange genug wartet, kommt auch der Wind

Am Weg hierher und natürlich dann auch am Liegeplatz, bekommen wir immer wieder Besuch von Quallen, sehr großen Quallen. Nur ihr Name ist lustig: Spiegeleiqualle, und so sehen sie auch aus. 35 cm im Durchmesser und oben auf der Kuppel eine weitere und dunklere „Beule“. Schaut wirklich wie ein Spiegelei aus. An der Unterseite haben sie ein paar wenige Tentakel und viele Fortsätze, die in violetten „Knospen“ enden. Für Menschen sollen sie nicht gefährlich sein. Ich will sie aber trotzdem nicht berühren.

Gute 35 cm im Durchmesser – I brauch’s ned

Also macht von uns immer jemand den Bademeister und kontrolliert zuerst rund ums Boot, ob so ein Vieh sich wo herum-treibt. Wenn nicht, ab ins sehr angenehme Wasser. Der Tag vergeht mit Faulenzen. Wir gehen nicht einmal in das Dorf. Erst am zweiten Tag rudern wir an Land und gehen kurz in den Supermarkt. Obst, Gemüse, Milch – was halt nicht lange hält.

Erst am zweiten Tag treibt es uns weiter. Mittlerweile kennen wir den Rhythmus dieses Wetters: Vormittags tödliche Flaute, Nachmittags, so ab 2 kommt Wind auf, der durchaus länger brauchbar sein kann – kann, nicht muss. Darauf setzen wir und legen um 2 Uhr ab. Ein wenig Wind ist schon, der zwingt uns aber, genau in der „Fahrbahn“ der Fähren herumzudümpeln, so 2 kt schaffen wir. Kurz bevor uns eine Fähre frisst, fahren wir eine Wende – und zur Strafe fährt der Wind einmal im Kreis. Immer hart am Wind fahre ich eine 180° Kurve, also bis auf Gegenkurs, also zurück in die „Fahrbahn“ der Fähren. Einfach verrückt!

Dann aber setzt sich der Wind durch und beschert uns eine nette Fahrt in Richtung von Aliveri. In Richtung, eben nicht ganz. Fünf Meilen davor streichen wir die Segel, um unter Motor nur 1 Stunde statt unter Segel 3 Stunden zu brauchen. Macht Sinn am Ende des Tages. Wir wissen ja nicht, was uns dort erwartet.

Was uns erwartet ist ein kleines recht ursprüngliches Dorf. Das heißt, dass die Restaurant Meile keine 150 m lang ist. Nur am Abend ist die Uferstraße für die Autos gesperrt. Und das auch sicher nur im Sommer. Verlockend, aber noch haben wir nicht fest gemacht. Ankern, an die Mole gehen? Die Mole ist recht locker belegt. Das heißt immer genau so viel Abstand zwischen den Schiffen, dass wir nicht dazu passen. Eine einzige Lücke wäre möglich, aber da stehen zwei Fischer und versuchen ihr Glück.

Egal, wir wollen dort hin. Alle Fender auf diese Seite, Leinen vorbereiten, eine Vorbeifahrt, um die Tiefe und die Hafenmauer zu erkunden und dann geht es los. Die Fischer haben unsere Zeichen verstanden und räumen das Feld. Susi nimmt Maß und zirkelt Philia perfekt an die Mauer. Leinen festmachen, Fender korrigieren – Höhen und Positionen werden angepasst – fertig.

Susi hat schon seit Tagen das Verlangen nach einem Moussaka. Was soll man da tun – losziehen und die Lokale testen. Speisen / Bar / Bar / Creppes / Bar / ?? / Speisen / Speisen. Das vorletzte Restaurant hat unbequeme Griechenstühle. Auf denen können nur Griechen länger sitzen. Klingt vielversprechend. Susi fragt nach, auf Griechisch und bekommt ein „Ne“ als Antwort. Glücklich strahlend winkt sie uns herein.

Bei der Bestellung „Mia Moussaka“ schüttelt der Kellner den Kopf: „Ochi“ ist leider aus. Susi schickt ihn nachfragen. „Ne“ – ein Stück gibt es noch. Susi ist glücklich! Ich hätte gerne „Pastichio“ – „Ochi“ ist leider aus. Magdalena hätte gerne Zucchini Bällchen – „Ochi“ ist leider aus. Was ist denn da los, heute. Die Speisekarte ist üppig und so finden wir leicht passende Alternativen. Und der Preis stimmt auch. Haben die schon die Nachsaison Karten, oder ist es immer so billig, weil da kaum Touristen sind? Uns solls recht sein.

Dass da niemand kommt, um von uns irgendeine Hafengebühr zu verlangen, passt da nur zu gut ins Bild. Es waren übrigens überhaupt nur 2 Touristen-Yachten im Hafen.

Griechenland, wie man es sich erträumt.

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