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Reise

Urlaub bei Kassandra

Wir wachen durch die Geräusche des Windes im Mast und den Wanten auf. 20 kt Wind (ca. 35 km/h), ist schon ganz nett. Aus den Betten gesprungen, Anker hoch, Genua zu ¾ ausgerollt und los geht’s. Das Frühstück gibt es dann „ambulant“ also während der Fahrt. Zwar jeder für sich, aber um nichts weniger üppig. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Wild entschlossen, zu allem bereit.

In rauschender Fahrt vor dem Wind geht es zunächst der Küste entlang. Der Wind nimmt ein wenig ab und wir werden mutiger: wie beschließen den direkten Weg zum Kap Kassandra zu nehmen. Immerhin 7 Meilen (12 km) kommen wir von der Küste weg. Zunächst sind wir noch mit den nachlaufenden Wellen beschäftigt. Sie sind knapp über 1 Meter hoch und kommen, wie so oft, von schräg hinten. Das gibt immer eine nette Schaukelei.

Plötzlich schreit das Funkgerät einen Notmeldung hinaus: Am Kap Kassadra sind gestern 3 Männer schwimmen gegangen und haben nicht auf die Strömung geachtet. Die kann was in der Gegend! Als wir dort sind, messen wir fast 2 kt (3,6 km/h) ablandigen Strom. Als Schimmer ist man da auf verlorenem Posten. Einer der drei wurde von einem Surfer gerettet, ein anderer wurde nach 19 (!!) Stunden von einem Fischer entdeckt und hat auch überlebt. Um den dritten dreht sich der Funkspruch: „You are traveling in the area of a search and rescue operation. Keep sharp outlook. There is a man over board situation”. Sehr nette Umschreibung für: “Bitte haltet die Augen offen. Irgendwo da treibt ein ertrunkener Schwimmer“. Zum Glück ist der Funkspruch nicht an uns gerichtet, aber betroffen macht das schon.

Das Kap selbst ist eine lange flache Sandzunge. Ein sehr beliebter Badeplatz, wie wir schon von weitem sehen. Eigentlich wäre es nett, gleich nach dem Kap zu ankern. Finden wir, der Anker, ein Pflugscharanker, macht seinem Namen alle Ehre: Er durchpflügt den Sand und die Seegraswiese. Halte, das tu er nicht! Erst nach dem vierten Versuch geben wir auf und fahren die Küste ein Stück weiter. Kurz nach einem felsigen Abschnitt werfen wir erneut den Anker ins Wasser. Hier hält er und gut für diese Nacht fest. Seltsam ist nur, dass Wind und Strömung in genau entgegensetzte Richtung stehen. Philia wählt den Mittelweg, und stellt sich quer zu Wind UND Strömung. Auch einen neue Erfahrung, wenn die Zwiebelschalen zuerst nach links fliegen und, sobald sie im Wasser liegen, wieder nach rechts an uns vorbei treiben. An der Stelle messen wir 1,2 kt (2 km/h) Strömung. Natürlich aus der Richtung, in die wir fahren wollen.

Am nächsten Morgen geht es bei wenig Wind und mit viel Geduld an der Südküste von Kassandra entlang. Eigentlich wollten wir zur Südspitze von Sithonias, das ist der mittlere Finger von Chalkidiki. Das wird sich bei dem Tempo wohl nicht ausgehen. So planen wir schon einen weiteren Stopp auf Kassandra.

Doch da, am Kap, haben wir plötzlich 10 Knoten Wind, der uns auf 5 Knoten beschleunigt. Mit der Höchstgeschwindigkeit des Tages nehmen wir Kurs auf Kolpos Kuofos. Kolpos heißt Bucht. Diese ist als „schönster Naturhafen des Mittelmeeres“ beschrieben.
Naja, ob das stimmt?

… und für die Bildungshungrigen: Wer war Kassandra?

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