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Reise

Über Stock und Stein

Ich hab Susi ja von meiner Paddeltour zur Schwefelmine erzählt, und dass man da auch vom Land her hin kann. Das wollen wir ausprobieren! Aber mit Moped auf griechischen Schotterpisten? Nicht umsonst ist die Gegend als „no service area“ für die Verleihfahrzeuge gekennzeichnet. Wenn Du dort ein Problem hast, schau, wie Du es gelöst bekommst! Wir helfen Dir nicht!

Egal, wir probieren das. Immerhin ist die „old sulphur mine“ auf den Karten markiert und am Straßenrand angeschrieben. Und Google kennt den Weg natürlich auch. Einen Teil der Strecke kenne ich, von der Anfahrt zum Paddeln. Dann aber geht’s eine nagelneue EU-finanzierte zweispurige Straße entlang. Lange Zeit kommt uns nichts entgegen, überholt uns auch nichts. 13 km Straße nach nirgendwo, die keinen wirklich interessiert? Eigentlich nicht ganz: Es gibt ein paar LKW für die aktiven Minen und für die Müllhalde – aber sonst ??? Naja, hat ja wer anderer bezahlt

Von der „schönsten aller Straßen“ geht der Sprung unmittelbar auf eine sehr griechische Staubstraße, der Weg zur Mine. Eigentlich hat die Straße ja keine wirkliche, kommerzielle Funktion mehr. Niemand macht ein Geschäft damit, sie zu benützen. Entsprechend ist ihr Zustand: An manchen Stellen wie frisch hergerichtet, an anderen Stellen felsig und ausgefahren. Und wir mit dem Roller mitten drin. Irgendwie erinnert mich die Fahrerei an meine Jugend, als wir mit unseren Straßenfahrrädern im Wald über Abhänge, Wurzeln und Steine geradelt sind. Wohl überlegt, langsam, mit viel G’spür.

Bis ganz hinunter schaffen wir es nicht, das wird uns dann insgesamt zu steil und wild. In einer Ausbuchtung wird die „Maschin“ abgestellt und wir wandern zu Fuß weiter. Ich kenn die Schwefelmine und die Aufbereitungsanlage ja schon. Aber auch von der Landseite gibt es spannende Einblicke und Perspektiven.

Der Strand ist nahezu schattenlos, aber wir finden einen Platz unter der kleinen Brücke. Auch ganz nett. Viel interessanter ist aber das nördliche Ende des Strandes. Dort ist das Wasser milchig trüb – obwohl bio – Steine und Sand schillern in rostroten Tönen. Warme Quellen bringen Eisen aus dem Untergrund mit. Sie sind aber zu schwach, um das Meer zu erwärmen. Wir stellen uns in den groben Sand und lassen uns ein wenig einsinken. Die Fersen werden plötzlich warm umspült, so als hätte man eine Fußbodenheizung. Warme Fersen, kalte Zehen – seltsames Gefühl.

Nach einer guten Stunde treten wir den Rückweg an, langsam, Schritt für Schritt die staubige Straße hinauf. Es ist doch sehr heiß und steil. Das Moped enttäuscht uns nicht und schafft die ausgewaschenen, steinigen Passagen ohne Probleme.

Und dann? Kontrastprogramm – beach life in Paleochori. Das ist der Ort, den ich vom Einsetzten für die erste Paddeltour kenne. Heute ist dort volles Programm. Drei verschiedene Anbieter vermieten Strandbetten. Voriges Jahr in Lemnos waren die Betten gratis, und man hat halt eine Konsumation erwartet. Hier läuft das anders. Die Betten gehören zu Hotels oder Tavernen. Die Preise – „wohlfeil“ Also für die Himmelbetten in der ersten Reihe am Wasser werden gerne 110 € genommen, weiter hinten fallen die Preise auf 80 €. Nicht pro Woche, pro Tag, oder auch für nur eine Stunde. Konsumation wird trotzdem erwartet. Die spinnen!!

Da ist es schon billiger sich ein IKEA Bett mitzubringen und danach an andere Urlauber weiter zu verkaufen. Da täten sie schön schauen, die gierigen Griechen 🙂
Weiter weg vom Parkplatz finden wir Strandbetten+ Schirm um 30 €. Irgendwie ist auch das noch verrückt – aber es ist Urlaub, was soll’s.

Lustig ist, dass am Bett neben uns, das Anfangs leer war, ein Paar aus Wels Platz nimmt, dass wir beim Aufstieg auf die Kirche bei Plaka schon getroffen haben. Unsere damalige Erzählung von unseren Abenteuern mit Philia hat sie lange beschäftigt. Um so mehr haben wir jetzt zum Plaudern. Planbar wäre so ein Treffen nicht gewesen.

Pünktlich um 6 stellen wir das Moped zurück zum Verleiher. Aus lauter Verzückung, lässt er uns 5 € nach 😉 Wir ziehen uns wieder zurück auf Philia und bereiten sie für den morgigen „Pit Stop“ im Hafen vor.

Nach über 20 Tagen müssen wir wieder einmal anlegen, Wasser bunkern, die Batterien vollladen, Wäsche waschen. Philia täte eine Vollwäsche auch gut – bekommt sie auch. Unglaublich, wie schmutzig das Wasser ist, das wir vom Deck spülen. Der Wind hat Staub mitgebracht. Die Hafengebühr überschlägt sich wieder: 12,47 € incl. Strom, Wasser ist frei.

Einziger Nachteil an diesem Hafen: angelegt wird mit Buganker und das führt meistens zu unglücklichen „Verkettungen“. Zusätzlich kommen in dem Hafen durch die Wellen der anlegenden Fähren die Schiffe ins Schwingen, und zwar so heftig, dass schon einmal die Masten aneinander schlagen – gar nicht schön. Die können sich nämlich auch verhaken und bei so einer Aktion abbrechen. Kostet dann schlappe 20.000€ und 5 Monate Lieferzeit. Selbst wenn die Kaskoversicheurng einen großen Teil davon übernimmt, ist das nicht wirklich prickelnd. Wenn man Glück hat, reißt es einem nur die ganze Ausrüstung von der Mastspitze. Funkantenne, Windmessgerät, Ankerlicht – auch kein Spaß! Also lieber gut Abstandhalten zu den Nachbarn.

Natürlich ist man anderen Schiffen behilflich, wenn sie anlegen. Die Landleinen entgegennehmen und zumindest für den Augenblick festmachen, das hilft ganz ungemein! Bei so einer Aktion kommt eine alte Ketsch (Zweimaster) mit österreichischer Flagge in den Hafen. Wir kommen sofort ins Gespräch. Barbara und Stefan sind mit ihrer LAUSA, einer fast 50 Jahr alten Amel Europe, seit 10 Jahren in Griechenland unterwegs. Diesmal wieder ein ganzes Jahr, sonst immer nur im Sommer. Schnell steht fest, dass wir gemeinsam Abendessen gehen. Dabei bleibt es aber nicht. Aus dem Abschlusstratsch am Steg wird noch ein Absacker (Wasser aus dem Kühlschrank + Holundersaft) bei uns im Cockpit. Dauert etwas länger – bis fast 2 Uhr! Aber der Weg nach Hause ist ja nicht weit.

Philia bekommt noch 40 Liter Diesel, dann wollen wir sie wieder in das Ankerfeld verlegen. Wenn das so leicht ginge. Einige Schiffe sind gerade dabei anzulegen und die Marineros erstmals aktiv bei der Arbeit. Heute wollen sie Yachten schlichten. Was keine wirklich gute Idee ist, wenn wir abfahren wollen und viel Platz haben – also sicher keinen Nachbarn, der seine Kette noch schnell über meine legt. Nein, die Marineroas wollen links und rechts von uns anlegen lassen. Einen können wir verhindern, den anderen nicht. Und der ist klug genug, um seine Kette sehr nahe an unserer zu werfen.

Wir legen also ab, ziehen die Kette hoch. Dauert ein bisschen, es sind ja 50 m draußen und das ist gut so. Denn als unser Anker an die Oberfläche kommt, bringt er was mit – den Anker des Nachbarn! Echt jetzt?!?

Naja, wir sind im Augenblick weit weg von anderen Schiffen, so mindesten 35 m, also haben wir Zeit für die Entwirraktion. Bootshaken und ein Tau von hinten holen. Das Tau am Bug befestigen und mit dem Bootshaken unter dem fremden Anker durchfädeln. Dann meinen Anker ablassen und dann meine Kette aus dem fremden Anker befreien. Das Tau dann ins Wasser lassen und damit den fremden Anker auf den Grund fallen lassen. Der „zum Glück nicht Nachbar“ schaut von seinem Bug aus gebannt zu. Ich kann ihm jetzt aber auch nicht helfen. Muss erhalt seine Kette dichtholen und dabei hoffen, dass sich sein Anker wieder eingräbt.

Wir fahren jedenfalls los ins Ankerfeld. Zufällig genau an den Platz, von dem wir vorgestern abgefahren sind. Beim Abtauchen des Ankers finde ich neben dem Schiff in 6 m Tiefe eine Plastikklemme, die mir vor 3 Tagen über Bord gefallen ist. Auch gut.

Den Rest des Tages verbringen wir mit Baden und faul sein.
Immerhin fehlt uns ein Teil der letzten Nacht.

… und außerdem haben wir morgen was vor.

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