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Tisno

Tisno ist ein kleiner Ort an der Stelle, an der die Insel Murter mit einem kaum 20 m breiten natürlichen Kanal vom Festland getrennt ist. Im Sommer soll da einiges los sein, davon merken wir aber wenig. Schon jetzt, Anfang Oktober, sind viele Geschäfte und Lokale geschlossen. Am Campingplatz ist kaum mehr wer da, da wird nur mehr zusammengekehrt.

Wir sind neu in der Marina, sind aber bald von den anwesenden Skippern in das Leben integriert. Alle sind hilfsbereit und freundlich. Wenn du was brauchst, kennt sich sicher wer aus. Entweder war das (früher) sein Beruf, oder er hat das auch schon einmal erlebt. Sehr schön!

Wir räumen unser Schiff innen auf, bereiten es auf den Besuch von Susi’s Mutter und Magdalena samt Jolly (das Hundetier) vor. Die kommen nämlich heute Nachmittag mit dem Auto, damit wir einen Transport nach Hause haben. Magdalena bekommt dafür noch eine Trainingsausfahrt verpasst. Sie will im nächsten Frühjahr den FB2 Schein (Führerschein für das Boot) machen.

Wir nehmen uns am Nachmittag die Zeit, legen ab und motoren aus der Bucht. Im freien Wasser wird dann geübt: MOB Manöver. Eine recht komplexe Abfolge von Manövern mit dem Ziel eine über Bord gegangene Person wieder aufzufischen. Da wird viel an den Leinen gezogen, Segel verstellt, am richtigen Punkt alle Leinen los gelassen, so dass das Schiff genau neben der Person – wir nehmen aber lieber eine Boje – zum Stillstand kommt. Geht ganz gut.

Als wir kurz vor der Marina Pirovac sind, werfen wir wieder den Motor an. Da sollen noch ein paar Anlegemanöver geübt werden. Mir fällt auf, dass der Motor eine sehr niedrige Leerlaufdrehzahl hat, ungewöhnlich nieder – und er nimmt auch das Gas schlecht an. Muss ich mir einmal ansehen.

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Nach den Manövern wird im Abendlicht wieder zur Bucht von Tisno aufgekreutz. Dort wieder Segel weg und Motor an. Die eine Meile geht so schneller. Außerdem wird es gleich dunkel. Gute Stimmung an Bord, alles passt.

Passt nicht: plötzlich und ohne Vorwarnung bleibt der Diesel stehen. Ein Diesel bleibt aber niemals stehen! Wenn ein Diesel einmal läuft, dann so lange, bis der Treibstoff verbraucht ist! Die beiden Startversuche bleiben erfolglos ☹. Guter Rat ist teuer: Kein Wind, kein Motor, 300 m bis zum Ufer. Ich checke die Wassertiefe: 8 m. Ankern müsste also gehen. Aber wie kommen wir da weg und in die Marina? Freunde muss man haben!

Ich rufe Julian an, die einzige Nummer, die ich schon habe, und schildere die Situation. „Bitte organisiere ein Boot, dass uns in die Marina schleppt“. Julian sprintet los zu Nicola, dem Marina Chef und bittet um Unterstützung. Nicola ist alles andere als glücklich, er wollte eigentlich gerade ins Bett – „aber muss helfen“. Er startet sein großes Fischerboot und tuckert zu uns los. Nahezu wortlos bindet er uns mit einer recht kurzen Schnur fest und es geht langsam zurück in den Hafen. Dort erwarten uns schon alle am Steg. Das Boot wird mit vereinten Kräften noch umgedreht, Heck zum Steg, und festgemacht.

Und jetzt?
Fritz, ein ehemaliger Pannenhelfer, bietet an, sich die Sache morgen anzusehen. Das macht er dann auch. Motor händisch durchdrehen – geht, mit dem Anlasser durchdrehen – geht. Kann also nicht ganz so wild sein. Dann das Öl prüfen – nur Öl, kein Wasser, dann einen Finger in die Kühlflüssigkeit – Mayonnaise = Öl im Kühlwasser, gut verquirlt. Und eine dunkle Ahnung beschleicht Fritz und mich:

Zylinderkopfdichtung kaputt! Das Teil gibt es um wenig Geld zu kaufen, aber um es zu wechseln, muss man den halben Motor zerlegen. Was bleibt mir übrig? Die Damen werden auf Besichtigungstour geschickt und ich mache mich ans Werk. Schrauben öffnen ist ja nicht sooo schwierig, auch ohne Anleitung gelingt das ganz gut. Aber das Ding wieder zu montieren??

Ob der jemals wieder läuft – sollte zu schaffen sein!

Fritz kennt wen, der wen kennt und der könnte uns weiterhelfen. Also packt Fritz den abmontierten Zylinderkopf in sein Auto. In Wien werde ich ihn wieder sehen, den Zylinderkopf und Fritz. Wir beide sind zuversichtlich und Fritz will sogar im November, wo ich Zeit für den Motor habe, auch noch einmal nach Tisno kommen. Wenn der Motor zurück ins Leben kommt, da will er dabei sein! Schön, dass es Freunde und eine gute Gemeinschaft der Segler gibt.

Die letzten beiden Tage sind dann für Philia reserviert. Da wird das Schiff dann winterfest gemacht, die Festmacherleinen mit Ketten vor dem Schaben an Betonkanten geschützt, Gummiwürste werden in die Leinen eingebunden, damit das Schiff nicht so ruckt – das mögen die Klampen nicht so sehr. An das Heck kommen vier Leinen, statt sonst nur zwei, und am Bug sind 3 verschiedene Mooringleinen befestigt. So sollte Philia jeden Wintersturm aushalten.

Und dann kommt das Wichtigste: Segel herunternehmen und fachgerecht falten. Die kommen dann über den Winter wieder ins Boot. Bimini und Sprayhood werden demontiert. Die Stoffe kommen auch ins Schiff. Alle Taue werden entweder abgenommen oder zumindest so verstaut, dass sie möglichst trocken bleiben.

Am letzten Morgen werden die Matrazen hochgestellt, damit Luft auch auf die Unterseite kommt. Zwei Luftentfeuchter werden aufgestellt. Zu guter Letzt wird aus der Backskiste noch eine Plane hervorgezaubert, die da gesamte Cockpit abdeckt. Jetzt schaut Philia richtig nach Winterschlaf aus.

bis bald – versprochen!

Der wird nicht lange dauern, denn Anfang November will ich wieder da sein. Da gibt es einiges zu tun: Den Motor zusammenbauen, eine Heizung einbauen – das sind die großen Projekte. Und dann gibt es noch ein paar kleinere: Susi wünscht sich Warmwasser bei der Heckdusche, und ich will endlich sehen, ob die Idee mit den neuen Fensterscheiben auch tatsächlich umsetzbar ist. Ich werde jedenfalls berichten.

Anfang März kümmere ich mich dann in einer nahen Werft um den Unterwasseranstrich – und dann werden wir die Träume für unsere längste Segelsaison in die Tat umsetzen. Fixiert ist jetzt schon, dass Philia in der ersten Woche im April als Schulschiff fungiert. Da wird für die Segellizenz trainiert und dann sogar die Prüfungsfahrten damit unternommen! Und Mitte April geht es wieder in Richtung Süden.

Ich wünsche allen, die uns auf dieser Reise begleitet haben eine schöne Zeit und hoffe, dass ihr nächstes Jahr wieder mit dabei seid.

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Alles Liebe und einen schönen Winter,
Susi und Jörg

SV Philia

Eine Antwort auf „Tisno“

Hallo Susi, hallo Jörg,
Ich schaue jeden Tag, ob es etwas Neues gibt! Und lese eure Reiseberichte immer sehr gerne! Es gibt tolle Photos und ich würde mich über noch mehr Photos freuen – da kann man dann auch vom Festland und vom Büro aus mitträumen! 😎!

Super finde ich auch die Landkarten mit den Reiserouten!

Summa summarum klingt euer Abenteuer sensationell und ihr seid richtig zu beneiden!

Freuen uns auf ein Wiedersehen in Wien!

Johann & Andrea

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