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Schoinoussa


Am Morgen packen wir unsere Sachen, wobei „Morgen“ ziemlich relativ ist. Frühstück nicht vor 9 beschreibt die Sache besser. Dann wird das Dinghi auf das Heck gebunden und im Schiff aufgeräumt. Und „schon“ geht es los. Unser Ziel ist eine Insel in den kleinen Kykladen – Schoinoussa wurde uns empfohlen.

Kirchen gibt es in Griechenland wirklich überall

Also Anker auf und dann rund um die Nordspitze von Paros herum. Dann ist man schon im Kanal zwischen Paros und Naxos. Da geht es dann zügig dahin, der Wind fast genau von hinten. Links und rechts immer was zu schauen. Wo sind Ankerplätze, wo sind die Strände, was tut sich da an Land, was tut sich am Wasser und was tut sich knapp unter der Wasseroberfläche – scharfe Felsen greifen nach Deinem Schiff. Die Südspitze von Naxos ist bald erreicht. Wie so oft, verändert sich an solchen Stellen alles: Der Wind nimmt zu, Wellen sind plötzlich da – und die Windrichtung ist wie so oft nicht die, die wir brauchen können. Dafür dann aber fast 1 kt Strömung genau auf die Nase. Plötzlich fahren wir ganz normal schnell, kommen aber fast nicht weiter.

Hinter Naxos sehen wir Rauch aufsteigen – Waldbrand! Bitte nicht auch noch diese Insel abfackeln. Rhodos hat das Feuer gerade überstanden.

Rauchschwaden am Himmel – leider keine Wolken

Am Abend ziehen dichte Rauchschwaden über den Himmel und am Morgen ist unser Deck von Asche bedeckt. Dafür ist der Himmel wieder lar. Glück für Naxos!

Irgendwie mogeln wir uns nach Schinoussa. Die Insel hat einen kleinen Hafen, meist ist der mit Motoryachten gut gefüllt. Ankern ist dort kaum möglich. Schon vor der Einfahrt in die Hafenbucht stehen die ersten Superyachten. Na, dann können wir uns den Versuch sparen. Zwei Buchten weiter soll es auch recht schön sein.

Million Dollar Babe – aber der Heli würde mir gefallen 🙂

Am Weg dorthin treffen wir eine alte Bekannte, die Superyacht AIR, die vom Mentos Hersteller, die mit dem weißen Hubschrauber obendrauf. In Zakynthos haben wir sie zum ersten Mal gesehen. Diesmal trägt sich am Mast auch kleine Nationalflaggen: Norwegen und Schweiz. Ob da wirklich jemand 1 Mio. € ausgegeben hat, nur um auf dem Ding zu wohnen?

Auf der Insel gibt es so gut wie nichts, dafür kann man gut Pause machen
Kaffe, Tschick, Wasser, ein Bankerl und einen Freund – mehr braucht man nicht.

Wir biegen in die Bucht ein und sind das vierte Schiff hier. Ganz links finden wir einen Platz und legen 50 (!) m Ankerkette aus. Das hat einen guten Grund: Wieder einmal soll es Meltemi mit bist zu 30 kt geben. Das haben andere auch mitbekommen: Am Abend sind wir dann 14 Schiffe, die hier auf Wetterbesserung warten. Wir sind entspannt, wissen dass der Anker hält und genießen die Zeit. Immerhin ist das kühlende Meer nicht weit und durch den Meltemi ist die Luft schön trocken.

Als der Meltemi eine Pause macht leert sich die Bucht, wir sind für ein paar Stunden das einzige Schiff. Die Zeit nützen wir, um uns mehr in die Mitte der Bucht zu legen. Das ist uns noch sicherer. Klar schauen wir drauf, dass auch für andere noch genügend Platz ist. Und sie kommen schon daher. Weltumsegler aus Brasilien, Luxussegler aus Italien, Katamarane – alles mögliche halt.

Wir nutzen die Chance um einmal an Land zu gehen und in die Chora von Schinoussa hinauf zu gehen. Das sind knapp 80 Höhenmeter, nicht viel, aber die Gegend ist brenn heiß und ausgedörrt. Schinoussa gilt als eine der trockensten Inseln überhaupt mit nur 240 mm Regen pro Jahr (!). Bei nur 220 mm würde man das schon als Wüstenklima bezeichnen. Getreidefelder werden da gerade einmal 20 cm hoch, bevor alles vertrocknet. Die Sonne brennt vom Himmel, reflektiert von der staubigen Straße, die noch dazu ganz schön steil ansteigt. Gut, dass wir Wasser mit haben und viele kurze Pausen machen. Jeder Schatten wird genützt.

Gibt es auch sowas wie „Schafshitze“?

Unter einem Baum liegen ein paar Schafe, schauen aus wie hingeronnen und warten nur darauf, dass die Hitze nachlässt. Der Ort ist, sagen wir einmal, sehr griechisch: Eine „Hauptstraße“, ein großer Wegweiser, der auf ein paar Siedlungen und Strände hin weist – keiner ist weiter als 3,5 km entfernt. Entlang der Hauptstraße eine große Zahl an Lokalen. Oft sind die Tische noch zusammen gestellt, denn am Abend stehen sie dann mitten auf der Straße. Hin und wieder huscht eine schwitzende Kellnerin zu den Gästen, die im Schatten auf der anderen Straßenseite sitzen und bring ihnen ein kaltes Getränk. Am Weg zurück fächelt sie sich mit dem Tablett Luft zu. Es ist einfach zu heiß heute.

Wir sind ja auch nicht zum Sightseeing da. Wir brauchen ein paar Nahrungsmittel, eh nur einfaches Zeug. Zum Beispiel für Susi eine laktosefreie Milch. Gibt es tatsächlich, im dritten Geschäft, für wohlfeile 4,30 € je Liter. Ich glaube, der günstigste Wein ist billiger. Vielleicht könnte man Susi ja auch umstellen. Wein soll ja auch keine Laktose enthalten. Eigentlich brauchen wir auch Brot. Gibt es nur bei der Bäckerin und die ist leider ausverkauft. Dann halt nicht.

Die Waage ist nicht ganz so modern, dafür geht sie auch ohne Strom

Wir gönnen uns noch eine Pause in einem Lokal, unter einem Blätterdach, und schauen den Menschen zu. Touristen, die als Selbstdarsteller Urlaubsfotos schießen. Da wird auf den hellblauen Stühlen vor einem Caffenion die unnatürlichsten Posen eingenommen und Grimassen gezogen, was das Zeug hält. Lustig – und wer wird dann mit diesen gekünstelten Bildern beglückt?

Wir kommen ganz gut ohne aus, der Selfie-Wahn streift uns nur ganz leicht. Wenn schon Aufnahmen mit uns, dann doch lieber der gute alte Selbstauslöser auf einer „anständigen“ Kamera.

Was aber durchaus spannend ist: Einige der Leute, die da „ganz normal“ neben den Griechen oder so armen Seefahrern wie uns sitzen, sind die Eigner von Superyachten, die hier, auf dieser kleinen Insel, endlich einmal „normal“ tun dürfen. Keine Paparazzi, kein Klischee das man erfüllen muss, einfach Mensch sein. Die geben ganz schön viel Geld dafür aus, um so zu erscheinen, als ob sie keines hätten. Verrückte Welt!

Ein trockenes, karges Land

Zurück beim Dinghi steigt Susi sofort ins Wasser. Ich darf sie dann nachziehen und bis zur Philia rudern.

Dort bekomme dann auch ich meine Abkühlung – endlich.

Zwei Tage später steige ich in der Früh ins Dorf hinauf um Brot zu holen. Und weil ich einfach nett bin, nehme ich 2 Brote für andere Segler mit. Eines bekommen Franzosen ins Cockpit gelegt, das andere eine belgische Crew. Die Franzosen bedanken sich überschwänglich und laden uns in ihr Haus in Paros ein – falls wir in der Nähe sind, ein Auto brauchen oder eine Waschmaschine.
Die Belgier laden uns am Nachmittag zu einem Drink bei ihnen ein. War keine einfache Konversation – wer kann schon Englisch – dafür aber war es lustig.

Ein Brot mitbringen, uns schon ist der Bann zwischen Schiffen und Nationen gebrochen.

So einfach geht das, wenn man sich traut.

Der Meltemi kann aber auch anders: In der Früh kommt ein Katamaran vorbei, der offensichtlich ein Problem mit dem Segel hat. Die Bucht gefällt ihm aber nicht und er fährt weiter. Hätte er nicht tun sollen, denn nach 30 min kommt er reumütig zurück. Jetzt ist das Segel ganz durchgerissen und aus einem 30 € Schaden ist ein 3 000 € Schaden geworden.

Hätte man leicht vermeiden können – schade um das Segel

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