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Reise

Ruhetag – oder doch nicht

Wir wachen auf, weil das Schiff an der Kette zerrt, Wellen an den Bug schlagen und das Heck aufs Wasser schlägt. Was ist jetzt wieder los? Der Wind hat gedreht. Hat uns die Ufernähe gestern vor den Wellen geschützt, laufen die nun ohne jede Bremse in die Bucht und reißen uns aus dem Schlaf.

Kurzer Blick auf das Wetter, Poseidon und Blitzortung. Eigentlich zum Aushalten: leichter Regen und Wind der im laufe des Tages abnimmt. Wir schauen, dass alle Luken fest zu sind und genieße es, einmal nicht in einer schief liegenden Wohnung zu sein. Das Geräusch des Regens auf dem Dach ist einschläfernd und verbreitet das Gefühl der Heimeligkeit. Ein Tag zum Ausruhen, auch gut.

heute lieber nicht

Lesen, Texte für die Homepage machen und Bilder einfügen, dahin dösen – einfach einmal treiben lassen.

Gegen Mittag wird das Wetter besser. Der Regen wird seltener, die Wellen nehmen ab. „Wenn wir jetzt losfahren, könnten wir rechtzeitig nach Chalkis kommen, um noch in der Nacht die Schiebebrücke zu passieren. Die macht nur einmal am Tag auf, und das ist meist spät in der Nacht. Leni drängt, Susi bremst: Wetter schauen – … und eigentlich wollte ich heute einfach nichts tun. „Nichts tun, das kannst Du auch, wenn wir unterwegs sind. Wir müssen ohnehin die ganze Strecke mit dem Motor unterwegs sein.“

Wind und trotzdem Motor? Der Wind ist genau in Fahrtrichtung – von hinten. Das ist die ungünstigste Richtung für uns. Nur rund 1/3 der Windgeschwindigkeit schaffen wir dann als Geschwindigkeit des Schiffes. Ist der Wind schwach bleibt dann fast nichts übrig. Gibt es dann auch noch Wellen, so wie heute, beginnen die Segel zu schlagen, denn die Bewegung des Schiffes macht mehr „Wind“ als der tatsächliche. Einfach unnötig, so eine Situation.

Was dazu kommt: Es ist schon 14 Uhr und wir sollten spätestens um 20 Uhr in Chalkis sein. Bis dort hin sind es 28 Meilen. Gibt dann bei 5 kt Fahrt eine Ankunftszeit von 19:30. Also: Gas geben, keine Zeit für Experimente mit dem Wind. Die Wellen bremsen bei der Ausfahrt aus der Bucht ohnehin beträchtlich. Kommen so 2 oder 3 größere Wellen genau von vorne, so dass das Boot richtig ins Wasser platscht und es kräftig spritzt, kann die Fahrt von 5 kt leicht auf 3,5 kt zurück gehen. Hat man dann endlich wieder auf 4,5 kt beschleunigt ist es Zeit für das nächste Wellenbad. Mühsam ist das.

Ander allerdings später, wenn der Wind von hinten kommt und die Wellen wenigstens nur seitlich. Da schiebt der Wind an und die Wellen bringen das Schiff „nur“ ins Schaukeln. Wir halten uns nahe an der Küste. Nicht wegen der Wellen, sondern um was vom Land zu sehen. Wochenendvillen die hier in die Hänge geschlagen werden. Vergammelte Wohnwagen am Strand, Lagerhallen für Oliven und natürlich große Olivenhaine. Je nach Ort ist die Küste sanft ins Meer hinauslaufend, oder eine steile Klippe. Und immer wieder natürlich Strände, die zum Verweilen einladen. Heute nicht, wir müssen weiter.

Aber warum bis Chalkis und warum vor 20 Uhr?
In Chalkis ist eine „Schiebebrücke“, die einzige Brücke (bis vor kurzem), die Euböa mit dem Festland verbindet. Da müssen wir durch, wenn wir weiter nach Süden wollen. Und wenn der morgige Tag ganz brauchbar wird, warum es drauf ankommen lassen, dort einen ganzen Tag zu vergammeln. Und vor 20 Uhr, damit wir Zeit haben für ein ruhiges Anlegemanöver und die Bezahlung des Brückengeldes.

Also einfach gerade aus durchs Wasser brettern. Laut, ereignislos, mit Autopilot. Hin und wieder ein anderes Schiff, heute nur „Berufsverkehr“ wie Fähren oder Frachter. Und Quallen, viele Quallen! Die Spiegelei-Quallen sind unterwegs, in Scharen – und wir Pflügen mitten durch. Erstaunlich, dass wir keine sehen, die von unserem Propeller zerfetzt worden ist. Irgendwie schaffen es die Quallen, nicht an das Schiff gedrückt zu werden. Interessant sind sie, schön sind sie nicht.

Stolz sind wir auf den Tag nicht. Aber wenn es hilft?

geht doch!

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