Kategorien
Reise

Pit Stop im Paradies

Der Naturhafen von Ithaki ist wirklich malerisch. Die Häuser ziehen sich über die Hänge hinauf. Nur selten setzt sich ein Neubau von den Häusergruppen ab. Alles wirkt harmonisch gewachsen. Die Bucht ist fast rund um geschlossen, nur eine 200 m breite Einfahrt gibt es in das Becken, in dem aber doch fast 70 Schiffe Platz finden.

Der Naturhafen von Ithaki – so ruhig geht’s auch

Unsere Anwesenheit aber eigentlich nur einen Grund: Wäsche waschen. Ganz profan, aber liveabords, wie wir das sind, also die Langzeitsegler, leben auch nicht nackt. Und wenn dann entlang der Route ein Waschsalon auftaucht, wird das Angebot gerne angenommen. Nachdem wir Gäste an Bord hatten ist auch unser gesamter Vorrat an Bettwäsche + fast all unser Gewand + ein Schlafsack dran. Insgesamt fast 25 kg die in 4 Maschinen wandern (je 5 €) und dann in je zwei Durchgängen getrocknet werden (4×2 je 3 €) Kommt also auf 32 € so ein Waschtag. Das Frühstück, dass wir uns beim ersten Durchgang gegönnt haben ist da nicht mit eingerechnet.

Durch das Trocknen kostet es zwar mehr, aber wir sparen uns, das ganze Schiff zu dekorieren. Außerdem haben wir keine Idee, wo wir diese Wäschemenge aufhängen sollten (3 Doppelbett-Spannleintücher, 6 Deckenüberzüge, …) Alleine dafür bräuchten wir ein größeres Schiff 😊

Die angenehme Seite vom Wäschewaschen – Frühstück an der Hafenkante

Der nächste Morgen verspricht aber gut brauchbares Wetter, und das wollen wir nützen. Unser nächstes Ziel ist Poros auf Kefalonia, knapp 20 Meilen nach Süden. Poro ist ein kleiner Hafen, in dem aber auch die großen Autofähren anlegen können. Was uns genau erwartet, wissen wir noch nicht.

In der Früh finden wir unser Schiff mit Bug in die Bucht. Das bedeutet, dass wir aus der Bucht hinaus segeln können. Müssen wir glatt probieren. Lautlos, mit 2 – 3 kt Fahrt und nur unter Genua gleiten wir hinaus. Susi entdeckt zwei Delphine in größerer Entfernung – und die Delphine entdecken uns. Offensichtlich wollen die ein bisschen „Menschen schauen“ und ändern ihren Kurs. In ein paar Flossenschlägen sind sie schon zum Greifen nahe. Wieder ändern sie ihre Richtung, nun schwimmen sie unter uns durch und dann knapp neben dem Bug her. Wenige Augenblicke nur, denn mit unserer langsamen Fahrt sind wir wahrscheinlich nicht aufregend genug. Sie wenden wieder uns ziehen weiter ihre Bahn in die Bucht.

Auch wir ziehen weiter, brauchen ein wenig den Motor um aus einer Flautezone zu kommen. Kaum renn der wieder, kommt sein durchdringender Alarm: „Kühlmittel ist heiß“ – kenn ich schon, kann es aber nach den paar Minuten gar nicht sein. Einfach nervtötend. Ich muss wieder mit Sean in England telefonieren. Er hat den Motor geliefert und da ist noch Garantie drauf. Irgendwas muss ihm dazu einfallen.

So, wieder im Wind wird auch das Großsegel gesetzt und Philia zieht los. Kaum Welle, schöner Wind. Einfach die Küste entlang segeln – so schön!
Was nicht so schön ist, ist der Umgang der Griechen mit der Natur. Wenn jemand den Drang hat, irgendwo im nirgendwo eine Ferienvilla hinzustellen, dann wird großzügig der Wald gerodet, mit Baggern und Hydraulikhämmern ein einigermaßen ebener Bauplatz dem Berg abgepresst. Aber was ist eine Villa zu der man nicht zufahren kann? Na, dann wird es wohl irgendein EU-gefördertes Programm geben, dass zu jedem Haus eine Straße führen muss. Kein Problem, dann wird eben in denselben Berghang eine mehrere Kilometer lange Straße gebaut, an deren Ende dann 3 Villen stehen.

Ohne Häuser. ’s ist besser so!

Auf den Inseln gibt es so viel Natur, da kommt es auf das bisschen Haus auch nicht an. Schaut halt schrecklich aus und der Nutzen, und die Nutzbarkeit, ist denkbar gering. Ferienvillen für reiche Menschen halt.

Wobei, da fällt mir das „Greek golden Visa Programm“ ein:
Wer, egal aus welchem Land er kommt (!!), in Griechenland eine Immobilie um mehr als 250.000 € erwirbt, bekommt als Willkommensgeschenk eine 5jährige Aufenthaltserlaubnis. Gilt für die ganze Familie in Griechenland und damit im gesamten Schengenraum – also z.B. auch Österreich. Dabei ist es egal, ob man einen Acker, einen Stall, eine Villa oder ein Hotel kauft. Man muss das Ding nicht einmal selber benützten, sondern kann es sofort verpachten oder vermieten. Nach den 5 Jahren hat man dann die Voraussetzungen für die griechische Staatsbürgerschaft erfüllt und ist eingebürgerter Europäer. Ist doch eine feine Sache, oder?
Griechenland rühmt sich noch dafür, dass die 250.000 € deutlich weniger sind, als in entsprechenden Programmen anderer Länder gefordert wird.
Verrückte Welt!

Ach ja, wir fahren gerade die Küste von Ithaki entlang und queren, bei immer noch gutem Wind hinüber nach Kefalonia. Bald sehen wir Poros vor uns. Was der Hafen bringt, wissen wir immer noch nicht. Die Beschreibung in unserem Hafenhandbuch ist recht alt. Auf unserer Lieblingsseite www.noforeignland.com finden wir das Foto von einem Schwimmsteg, an den man seitlich anlegen kann. Wäre eine feine Sache, sonst halt mit Buganker und Heck an die Mole. Was wir aber auch wissen ist, dass der Hafen immer wieder versandet, also das Wasser recht flach ist. Insgesamt ein Experiment also.

Wir fahren langsam in den Hafen hinein, schauen um sie Ecke der Mole und – den Schwimmsteg gibt es. Sehr schön, längsseits anlegen haben wir eh schon lang nicht mehr gemacht. Das Dinghi kann am Heck bleiben wo es ist, nur die Fender müssen weit hinunter gehängt werden, um den Rumpf zu schützen. Dann ist es eigentlich ganz einfach. Hinfahren, abstoppen, auf den Steg steigen und die beiden Leinen fest machen. Und genau so machen wir das auch.

Hafeneinfahrt von Poros

Allerdings kommt kurz später der Marinero und bittet uns, das Schiff am Steg ganz nach innen zu verlegen, damit dann andere auch noch Platz haben. OK, wollen wir nicht so sein. Außerdem wäre es besser, wenn das Schiff mit dem Bug zur Hafenausfahrt zeigt. Das macht das Ablegen leichter. Allerdings müssen wir es dafür um 180° drehen. Kann man machen, ist aber ein rechter Zinnober mit langen Leinen, vielen Fendern und noch mehr Helfern.

Ich hab da aber so eine Idee: Unsere Philia drängt, wenn man den Retourgang einlegt ausgeprägt nach links. Wenn ich sie jetzt nur an der Bugleine festbinde und Susi gibt einfach den Retourgang rein, dann müsste sie doch wie von Zauberhand die gewünschte Drehung fahren. Ausprobieren!

Und tatsächlich, sie bewegt sich vom Steg weg und beginnt ganz langsam einen Halbkreis zu fahren – sensationell. So sensationell, dass das Nachbarboot alle Kollegen an Deck holt um das Manöver zu sehen. Danach bieten sie Susi einen Platz in ihrer Crew an 😉.

Nein, der kommt nicht an den Steg. Die Fähre ist aber eine wichtige Verbindung von Kefalonia mit dem Rest der Welt (Patras, Zakynthos, …)

Am Nachmittag füllt sich der Hafen langsam. Insgesamt 8 Schiffe stehen am Schwimmsteg, ein weiteres mit Heck an der Mole. Susi und ich nutzen die Zeit uns Poros anzusehen. Der Ort gibt aber so gar nichts her. Er liegt zwar dort, wo eine sehr enge Schlucht das Hinterland mit dem Meer verbindet, hat aber so überhaupt keinen Charm. Das dürfte daran liegen, dass 1953 ein Erdbeben die ganze Gegen massiv zerstört hat. Alles was heute auf den Ionischen Inseln steht, wurde erst danach gebaut – oder ist immer noch Ruine. Der „Dorfplatz“ von Poros, sicherlich 200m lang und 40m breit, könnte eine lebhafte Promenade sein. Der Platz sieht aber so aus, als hätte sich ein jugoslawischer Jungarchitekt mit zu vielen Betonplatten ausgetobt. Er hat einfach den ganzen Platz zugedeckt, ein paar einfache geometrische Muster als einzige Strukturierung. Die Fläche trennt sogar den Strand von den Lokalen die dahinter in den ersten Häusern stehen, statt sie zu verbinden.

Schade um den schönen Flecken direkt am Meer.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert