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Oinoussa

Chios kennen wir bisher nur als „die Insel nördlich von Samos“. Eigentlich haben wir keinerlei Erwartungen, was wir dort sehen könnten. Drum ist es uns auch nicht wichtig schnell dort hin zu kommen. Wir wollen vorher noch einen Stopp in Oinoussa einlegen. Außerdem wird die Strecke dann um gut zwei Stunden kürzer.

Nein, rechts vom Inselchen sind Steine und links davon ist es auch nicht tief genug.

In Oinoussa gibt es einen großen Naturhafen, der im Norden von der Insel und im Süden von 3 kleinen Inselchen umrahmt wird. Damit ist er sehr sicher. Als wir ankommen ist er recht leer und so legen wir bald mit dem Heck an am äußerten Ende der Hafenmauer an. Man muss zwar ein paar Meter weiter gehen, hat aber dafür sicher kein Problem mit anderen Ankerketten.

Oinoussa war einmal eine sehr arme Insel. Daher sind viele junge Leute zur See gefahren. Einige wurden dann Reeder, die größten Reeder Europas – bis heute. Äußerlich ist das an der Insel kaum zu erkennen. Vielleicht an der großen Marine Akademie, die hier her gebaut wurde. Und an den vielen Statuen, die die großen Seefahrer würdigen – irgendwie Eigenlob 😉. Nur wenige Häuser wirken pompös. Im Gegenteil, rund 1/3 der Häuser der Stadt, sind verfallen und kaputt. 1/3 ist „griechisch“ und das letzte Drittel frisch renoviert. Das sollen vor allem Ausländer machen. Wir hörten von Kanadiern oder Schweizern.

Es gibt mehrere Gründe für die vielen leeren Häuser. Um 1930 war die Insel sehr sehr arm. Viele sind damals ausgewandert, USA, Kanada, wenige nach Australien. Die nächste Welle war nach dem Krieg, so um 1950. Die letzte Welle hat 1973 eingesetzt, als die Türkei sich des Nordteiles von Zypern bemächtigt hat. Da war dann die Angst da, dass es wieder zum Einfall der Türken auf die Ägäischen Inseln kommt. Jedenfalls hat sich die letzten fast 100 Jahre niemand mehr um diese Häuser gekümmert.

Bastlerhit mit Durchblick – äh, besser „Ausblick“

Oinoussa liegt den Hang hinauf. Damit sind alle Gassen eng und steil, manche enden in einer Treppe. Autos gibt es wenige, die kämen ja auch nicht durch. Mitten drin thront eine große Kirche, hell blau bemalt und mit zwei Türmen. Damit die Schäfchen nicht zum Gottesdienst auf den Berg steigen müssen, wird die Messer per Lautsprecher in die Welt hinaus gerufen. Aus dem Orient kennt man den Gebetsruf des Muezzins, das hier ist aber eine andere Liga. Mehr als eine Stunde dauert die Beschallung! Samstag Abends und Sonntag früh griechisch-orthodoxer Singsang, ob Du willst oder nicht. Wir finden das etwas aufdringlich.

Der Ort selbst ist auch erst im Aufwachen. Es gibt ein paar Lokale am Hafen. Die Bieten wenig, oder haben oft zu. Kein Wunder, es sind ja auch kaum Touristen da. 10 oder 12 Segler, einmal täglich bringt die OINOUSSA III Touristen aus Chios – und bringt sie wieder zurück. Die größen Umsatzträger sind wohl die Schüler der Marineakademie.

Wer hätte in dem Haus eine Apotheke vermutet?
Herzige Polizeistation. Ob es da auch eine Zelle gibt 🙂

Was es aber gibt, ist eine eigene Krankenstation, samt Rettungsauto davor. Und dazu gehört dann eine Pharmazia und der Bäcker. Sogar eine herzige Polizeistation gibt es. In den Supermarkt gehen wir lieber nicht und die drei Souvenier Shops sind als Tourist Market ausgezeichnet. Da weiß man, was man bekommt 😊.

Unsere Unterhaltung sind die Möven am Steg. Die haben kaum Scheu und hoffen auf Versorgung durch die Segler. Na, sollen sie ihren Anteil haben. Dafür spazieren sie dann vor dem Schiff auf und ab, oder schlafen auf der Straßenlaterne vor dem Schiff.  

Auch andere Vögel nützen die Hafenanlage als Jagtgebiet. Kormorane sind ja häufig unterwegs, neu ist für uns ein Seidenreiher, der die tief hängenden Heckleinen der Schiffe als Ansitzwarte verwendet, um von dort Fisch zu jagen. Der Seidenreiher ist deutlich kleiner als unsere Reiher, und hat  schwarze Beine und gelbe Zehen. Das schaut aus, als hätte er gelbe Socken an.

Seidenreiher bei der Arbeit

Und dann passiert etwas wunderbares: Die Wasserhähne haben plötzlich Wasser. Das also hat der Marinero gemeint mit „water comes Monday“.

Wasser gibt es hier im Hafen nur Montag und Freitag, jeweils Vormittags – auch eine Lösung.

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