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Reise

Mamma Mia

Aus gut informierten Kreisen wissen wir, dass der Film Mamma Mia in den Sporaden, besonders in Skopelos gedreht wurde. Auch schon wieder 25 Jahre her! Da müssen also schöne Plätze sein. Nachdem hier in Steli Vala alles gesehen ist, viel war ja nicht da, beschließen wir zu Mittag nach Skopelos weiter zu fahren. Susi möchte die „Mamma Mia – Kirche sehen. Also eigentlich heißt sie „Agios Ioannis Kastri“, aber das kann man sich eh nicht merken.

In Steli Vala hat das Kommen und Gehen der Yachten schon voll eingesetzt und wir sind schon in der Phase, wo das Kommen wollen deutlich stärker ist als das Gehen. Wir sind schon wirklich spät dran und einige andere Schiffe liegen schon auf Lauer. Auf unseren Platz warten eine schwarze Motoryacht. Wir haben uns, also die Schwarzen und wir, auf einen Platzwechsel verständigt. Eigentlich ist alles klar. Bis eine blaue Motoryacht unsere Vorbereitungen entdeckt.

In solchen Situationen werden von den Yachties alle guten Benimmregeln vergessen. Da wird Gas gegeben, gedrängt und gequetscht, dass es eine Freude ist. Die beiden, also die Schwarzen und die Blauen beginnen also ihr Ritterspiel um unseren Platz. Ist so ähnlich wie ein Brunftkampf von Hirschen. Ein Stück vor, drohend aufbauen, den anderen anschnauzen, abdrängen. Letztlich stehen sie genau über unserer Ankerkette und wir können also auch nicht weg. Wir wollen aber!

Also greife ich zu unserer goldenen Geheimwaffe: Das Signalhorn. Das glänzende Messingteil an die Lippen gesetzt, tief Luft holen und ein durchdringender Ton erfüllt die Szenerie. Gut so, denn die Blauen und die Schwarzen machen uns den Weg frei. Wir geben also Gas, um aus der Lücke zu kommen. Ich hole die Heckleinen ein, Susi bedient den Anker. Ja, wir haben das mit dem Anker wirklich sehr gründlich gemacht. 50 m Kette liegen quer durch den schmalen Hafen. Was solls, er hat sicher gehalten und niemanden behindert.

Dann sind wir frei, fahren ein Stück hinaus und kümmern uns nun um unser Dinghi, dass noch am Heck hochgezogen und befestigt werden muss. Ein wenig Wind hat eingesetzt, schwach aber nutzbar, und so schleichen wir mit kaum 4 kt Fahrt der Westspitze von Alonyssos entgegen. Dort ist aber Schluss mit Lustig. Bei der Fahrtrichtung können wir den kaum vorhandenen Wind nicht nützen und schalten den Motor ein.

Aber auch so gibt es viel zu sehen. Da steht auf einem riesigen Felsen, viel mehr ist diese Insel Agios Georgios Skopelou heißt sie, nicht. Ein einziges Haus finden wir drauf. Wir können eine Seilbahn vom Ufer zum Haus erkennen. Was dort aber wer tun sollte, bleibt ein Rätsel. Vielleicht hat das Militär „böse Buben“ dort hin verbannt, die dann aufpassen müssen, dass keine anderen „bösen Buben“ die Insel besetzen können.

Kurz darauf kommen wir am Hafen von Skopelos vorbei. Der ist das Epizentrum des Mamma Mia Hypes. Täglich gibt es Schiffsfahrten zu den Drehorten, mit vielen Fans und lauter Musik – Abba, eh klar. Oder das Freiluft Kino: 3-mal pro Woche Mamma Mia, so dass auch niemand die Chance verpasst den Film ein weiteres Mal zu sehen. Schnell weg, denn das wollen wir so nicht.

Aus der Richtung, aus der wir kommen, ist die Kirche kaum zu sehen. Wir sehen zuerst ankernde Yachten, was uns eh ganz recht ist. Wir fahren in die Bucht und suchen einen Platz. Rund herum sind Felsen ins Wasser gestürzt. Der Boden wird wohl auch den einen oder anderen Felsen für uns bereithalten. Einfach einmal probieren. Der Anker hält aber einwandfrei. So steht einer Exkursion nichts mehr im Wege.

Zuerst aber der Blick auf das Geschehen: Touristen kommen mit allen erdenklichen Vehikeln die steile Straße herab in die Bucht: Moped, Quad, Auto, Bus – alles. Und so wie sie sind, beginnen sie den Aufstieg. Also zur Not auch im knappen Bikini und mit Flipflops. Ob die wissen, worauf sie sich einlassen?

Halbschuh-Touristen 2.0

Der Höhenunterschied ist knapp 100 m auf 200 Stufen, die in eine nahezu senkrechte Felswand geschlagen wurden. An manchen Stellen ist der Pfad kaum 50 cm breit und nur mit einem Geländer gegen Absturz gesichert – in Flipflops!! Egal, alle müssen da rauf, alle. Große, kleine, alte, junge, selbst Hunde werden hinauf geschleppt.

Mit Gegenverkehr!

Wie kann es anders sein: Noch von Philia aus fällt unser Blick auf eine Braut im langen weißen Kleid und dem dazugehörigen Bräutigam. Ob sie es bis ganz hinaufgeschafft haben, wissen wir nicht. Herunter kamen sie aber unbeschadet.

Fast schon kitschig. Sie war aber nicht von uns bestellt!

Wir sind also an Land gerudert und haben das Dinghi seemännisch vertäut: Ein Seil zu einem Felsen am Ufer, und am Heck den kleinen Dinghi Anker im Wasser versenkt. So schaukelt das Gummiboot im Wasser, ohne an Felsen zu reiben. Ist doch gut so, oder?

Der Aufstieg auf den Felsen ist schon sehr beeindruckend. Es ist ein eigentlich schief stehender Basaltfelsen, der je nach Stelle anders geschichtet und gefärbt ist. Das allein ist schon schön. Der Blick nach unten zahlt sich aber auch aus. Nicht nur dass wir sehen, dass es Philia gut geht, es ist auch das Wasser, dass in allen erdenklichen Grüntönen schimmert.

Irgendwie ist an dem Felsblock alles schief

Oben angekommen befindet man sich auf einem kleinen Plateau mit einigen Ölbäumen, einem kleinen untypischen, weil braun angemalten Kirchlein und daneben ein Wohngebäude – oder war das einmal ein Restaurant? Das Kirchlein selbst ist halt eine griechische Kirche und hat mit dem Film rein gar nichts zu tun.

Der Blick in alle Richtungen ist aber spektakulär. Wieder finden wir einen Baum, an dem Besucher ihre Haargummis befestigt haben. Ist das eine Bitte um ein gesundes Leben, oder um lange Haare? Wir wissen es nicht! Jedenfalls charmanter als die Schlösser, die man an manchen Brücken findet.

Mit Glocke und Haargummi. Warum? Keine Ahnung

Wieder unten angekommen finden wir den Felsen umso beeindruckender. Nun ist aber der Rückweg zu Philia angesagt. Leichter gesagt als getan: der kleine Anker hat sich in den Felsen verklemmt. Da hilft kein Rucken und Zucken, da hilft nur eins: Ausziehen und runter tauchen. Ob das ein Zeichen ist?

Den Abend verbringen wir an Deck: Der Mond scheint noch nicht, außer ein paar Straßenlaternen und den Ankerlichtern von 5 Schiffen gibt es kein störendes Licht. Was es da an Sternen uns Sternschnuppen zu sehen gibt – unglaublich!

So was kann man nur genießen.
Fotografieren geht nicht, das Schiff ist ja ständig in Bewegung.

Ein Selfie wie früher: Selbstauslöser! Muss auch einmal sein.

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