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Reise

Leros, gegen den Wind

Die Aufgabe der nächsten Tage: Querung der Ägäis entgegen (!) der vorherrschenden Windrichtung. Wegen des Meltemis, der in dieser Region aus Nordwest bläst, wird im Sommer die Ägäis traditionell eher von West nach Ost befahren. Wir müssen aber in die andere Richtung. Da kann man entweder lange warten, bis der Meltemi einmal einschläft, oder man begibt sich so weit nach Norden, dass der Wind nicht weniger als 60° von vorne kommt. Dann geht sich das als Kurs hart am Wind eventuell aus. Immer noch sind das aber mehr als 50 Meilen am Stück. Die Aufgabe ist also nicht ganz einfach.

Wir wollen die Variante über den Norden probieren. Der Wind ist zwar exakt aus Norden, was eine Überfahrt unmöglich macht, aber wir könnten nach Norden aufkreuzen. Die Bucht von Leros wäre ein guter Schutzhafen, wenn der Wind zu heftig wird.

Gesagt, getan! Wir jagen die Neuankömmlinge früh aus dem Bett und legen schon um ¾ 8 ab. Dann haben wir noch fast eine Stunde für ein „Frühstück to go“ – also während das Schiff schon unterwegs ist. Wir müssen zuerst noch nach Süden, um die SW Ecke von Kos zu umrunden. Dann haben wir eine Entscheidung zu treffen: Können wir einen Kurs von 260° oder höher fahren, dann könnten wir direkt nach Astipaleya fahren. Wenn nicht, dann heißt es aufkreuzen nach Leros.

Südwest Ecke von Kos. Jetzt geht’s richtig los!

An der Ecke Segel setzen und ein Stück hinaus fahren. Erst mit Abstand zum Land, zeigt der Wind seine wahre Richtung. Wir schaffen gerade einmal 225° – also nix Astipaleya, sondern Leros. Wir holen beim ersten Schlag weit aus, so dass wir dann zumindest an die Südwest Ecke von Kalymnos kommen. Dort stellen sich 2 Inseln in den Weg. Wir könnten leicht an ihnen vorbei fahren und erst danach eine Wende, wieder aufs offene Meer hinaus machen.

Aber: Das AIS zeigt uns, dass wir genau zwischen den Inseln mit geich zwei Schiffen auf Kollisionskurs sein werden. Eine Fähre und eine Superyacht. Wir haben als Segelschiff zwar Kurshaltepflicht = die anderen müssen ausweichen, aber man muss das ja nicht immer erzwingen. Wir wenden also rechtzeitig und sind wieder 1 ½ Stunden auf Kurs SW. Dann aber, mit etwas Glück, könnten wir direkt auf die Einfahrt zur Bucht von Laki zufahren. Mit viel Gefühl und immer an der Windkante entlang, gelingt uns der Treffer. Erst zwischen den Felsen der Einfahrt streichen wir die Segel und suchen uns einen Ankerplatz. Diesmal vor dem Strand, an dem wir beim letzten Besuch unser Dinghi abgelegt haben.

Kurz nach uns kommt ein Großsegler daher: 50m lang, 12 m breit. Der macht für eine Nacht im Bereich des Fähranlegers fest. Auch nicht toll. Da Chartert man so ein Ding für 200.000 € / Woche und dann kommt alle 3 Stunden eine Fähre an, spuckt Autos, LKW und Fußgänger aus, nimmt die LKW, die mit laufendem Kühlaggregat mehrere Stunden neben dir gewartet haben, endlich auf ….. Wenn ich mich auf einen Bahnhof gesetzt hätte, wäre das ähnlich romantisch, aber viel viel billiger.

Wir bleiben jedenfalls 2 ganze Tage da, und warten auf das versprochene Wetterfenster. Inzwischen genießen wir die gemeinsame Zeit an Bord, gehen schwimmen und lassen einfach die Zeit vergehen.

Morgen, – oder Übermorgen, da wir das Wetter sicherlich passend sein.

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