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Reise

Überlandpartie

5 Tage nur am Schiff zu sitzen ist auch nicht unsere Sache. Was wir schon gesehen haben, neben den vielen Ziegen die am Land umher streifen, ist ein Pfad den Hügel hinauf. Es ist wirklich nur ein Pfad, früher nur für die Ziegen, heute ist es auch der Weg ins Dorf = in den Hafen von Pseriamos. Wir richten unser Dinghi her – es leidet immer noch unter dem Unfall in Zakynthos und braucht oft Luftnachschub. Mit dem Motor geht es an Land. Ein paar Sandzungen gehen vom Wasser auf den Strand. So eine steuern wir zum Anlanden an. Dann noch das Boot 3 Meter weiter de Strand hinauf und an einem Baum festbinden.

Ein paar Strandliegen stehen da herum. Wer die wohl hergebracht hat? Sogar ein paar Sonnenschirmskelette rosten hier friedlich vor ich hin. Irgendjemand hat ein Wasserbecken gebaut. Ein gemauertes Viereck, dass über zwei Stufen zum Wasser führt. Ob das Süß- oder Salzwasser ist? Ich will das jedenfalls nicht probieren. Die Ziegen sind aber ganz scharf auf die Brühe und kommen regelmäßig vorbei.

Wir beginnen unseren Aufstieg, langsam und bedächtig, Schritt für Schritt. Es ist ganz schön steil und der Weg würde auch in unsere Kalkalpen passen. Nur ein einziger Baum gibt Schatten, und der ist schon besetzt: Die Ziegen! Die sind aber ganz friedlich, gehen ein paar Schritte zur Seite. Nur die Chef-Ziege verlässt ihren Aussichtsstein nur für wenige Sekunden. Immerhin ist sie ja der Chef.

Genau so wie der Weg hinauf geht, geht er auch hinab weniger steil aber auch weniger deutlich zu erkennen. Es ist aber recht klar, wohin es gehen wird. A) abwärts B) oberhalb der Gehege und Zäune C) in Richtung Westen, zum Hafen hin. Alles sehr ärmlich hier. So wird der Drahtzaun mit einem alten Fischernetz geflickt. Ob das da unten ein Wohnhaus oder ein alter Ziegenstall ist, ist kaum zu erkennen. Auf anderen eingezäunten Flächen sammelt sich Schrott an. Ein alter Tank, Reste von Arbeitsgeräten, alte Fahrzeuge.

Dass der Baum nicht umfällt …

Man könnte in Griechenland viel Geld verdienen, indem man den Schrott einsammelt. Da stehen oft 3 Generationen alter Autos in der Wiese. Wir kennen in Samos ein Lastendreirad, das steht seit mindestens 1995 an der gleichen Stelle. Das war halt das Fahrzeug vom Ur-Opa von den Kindern vom Dimitri seiner Schwester ihrem Mann. Sowas hat Erinnerungswert!

Der selbe Baum, eine andere Perspektive. Was ein Ortswechsel alles aus macht.

Näher am Ort wird es etwas besser. Mehr Autos stehen am Straßenrand, die Zäune sind besser intakt. Auf einem Grundstück findet gerade ein Pfadfinderlager statt. Zelte, Kinderlachen. Ein paar Appartements oder besser „Studios“ gibt es auch. Wir betreten den Ort quasi von hinten. Plötzlich ein Lokal links und vor uns öffnet sich der Strand und der Hafen. Der Sand ist hier erstaunlich fein, fast so wie in der Wüste von Limnos.

Wir nützen die Chance um frisches Obst und etwas Gemüse zu kaufen. Der Minimarket wird ebenerdig betreten und hat dann nach 4 Stufen weitere Ware aufgestapelt Neben der Stufe sitzt der alte Besitzer und begutachtet die Kunden. Er bewegt sich kaum und wirk wie die Statue eines klassischen alten Griechen: Schneeweiße Haare und eine großen ebenso weißen Vollbart. Dazu noch einen Gehstock und fertig ist das Klischee. Susi kommt wieder ins plaudern. „Avstriacos, ne“ Das erhellt immer die Gemüter und öffnet Türen. So zum Beispiel dass wir das letzte Brot des Tages bekommen. Die Tochter des alten Herren wollte es uns verweigern, aber der Chefe hat sich durchgesetzt „Die bekommt das Brot!“

Die Lokale sind alle leer, zur früh oder zu spät? Zu früh um Abendessen zu gehen, und zu spät für die Touristenscharen, die mit den Booten um viel Geld hier Pause machen dürfen. Susi packt wieder ihr Griechisch auf und trifft in der Kellnerin auf eine geduldige Lehrerin. So eine hätte sie gerne, um ihr Griechisch weiter zu verbessern.

Wir erfahren, dass im Sommer rund 100 Personen auf der Insel leben, im Winter sind es dann 30. Nahrungsmittel aus eigener Produktion gibt es fast nicht, also wird alles mit dem Schiff aus Kos oder Kalymnos gebracht. Die 30 Überwinterer sind entweder Pensionisten, oder die Ziegenhirten. Am 30. Oktober wird dicht gemacht, bis Mitte Mai oder so.

Ich weiß nicht, was das ist, aber es ist ein schöner Farbtupfer

Wir bleiben nicht allzulange, denn wir müssen ja wieder zurück zu Philia, und das wäre ich gerne bei Tageslicht. Also müssen wir los, denn eine Stunde dauert das schon. Wieder begleiten uns ein paar Ziegen, immer mit etwas Abstand und immer in der Hoffnung, dass uns das Brot aus der Tasche fällt. An den Strand kommen wir nach dem Sonnenuntergang. Kurz nachdem wir Philia erreichen wird es finster.

Optimal genutztes Tageslicht.

Ein Fake – Sonnenuntergang 🙂
Das ist nämlich nach Osten fotografiert und dort geht bekanntlich die Sonne auf

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