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Am Morgen  machen wir uns gemütlich fertig und brechen dann von Corfu aus auf. Jetzt beginnt ein neuer Abschnitt der Reise. Aus „Land besichtigen“ wird „Strecke machen“. Der erste Stopp wird Erakusa sein. Dort haben wir noch einmal die Möglichkeit uns zu entscheiden: Direkt nach Norden oder lieber nach Westen – ein Mal lang oder Mehrmals kurz. Ich glaube Susi bevorzugt Mehrmals kurz.

Der Wind schläft auch noch – wir verbrennen Diesel. Geht halt nicht anders. Es geht zunächst entlang der Ostküste von Korfu bis zur engsten Stelle mit Albanien. Albanien, das ist so eine Sache. Eindringlich hat man uns schon in Wien gewarnt, uns nur ja weit von deren Hoheitsgewässern fernzuhalten. Auch wenn das Seerecht es erlaubt, durch fremde Gewässer zu reisen. Aber von staatlich legalisiertem Raub am Balkan haben wir genug.

Für jeden Schritt brauchst Du einen Agenten, in jedem Hafen einen eigenen – die wollen immer so um die 100 € für Leistungen, die man leicht selbst erbringen könnte (Behördengänge). Die Küstenwache schaut auch gerne bei Yachten vorbei, prüft Papiere, schaut grimmig drein und fordert ihren Obolus. Danke Nein. Aus vermutlich gutem Grund ist Albanien sogar von unserer Versicherung dezidiert ausgeschlossen – so wie Lybien zum Beispiel. Die Rute nach Norden ist also auch aus dem Grund unattraktiv.

Dann geht es parallel zur Nordküste von Korfu. Schöne Strände, weiß erscheinende Klippen, viele und hohe Bäume – schön. Zeit müsste man haben 😉. Nach Erakusa geht es dann ein Stück über das offenere Meer, es ist aber nicht weit. In insgesamt 5 Stunden sind wir dann dort.

Ein hoch moderner Hafen empfängt uns dort. Schaut aus wie frisch gebaut – Danke EU! Kaum kommen wir näher, kommt der Marinero mit dem Moped angebraust. Das Anlegen über Heck ist simpel, nur bis wir richtig stehen dauert es halt ein wenig. Die richtigen Leinen mit der richtigen Spannung müssen erst gefunden werden. Aber egal, unser Tagewerk ist vollbracht.

Für die Marinagebühr darf man dann in das „Port Office“ kommen. Ein paar Meter über dem Hafen in einem neuen Haus – auch von der EU. Dort wird umständlich die Gebühr berechnet, so an die 35 €. WLAN gibt’s im Hafen auch, Also eigentlich nur rund um das Büro. Wir sind aber herzlich eingeladen, auf jederzeit auf einem Bankerl vor dem Büro Platz zu nehmen und dort unser Wetter zu machen.

Die Insel selbst ist schon in einer Art Winterschlaf. Es gibt Hinweistafel auf alle möglichen Lokale, nur sind die alle zu. Man hört keine Tiere, sieht kaum Menschen. Am Sandstrand sind gerade mal 3 Besucher. Irgendwie ausgestorben. Die Segler, heute sind es gerade 7 Schiffe, sind wohl die einzigen Gäste. Und die sind auf lokale Gastronomie nicht unbedingt angewiesen.

Wir machen einen kleinen Spaziergang durch diese seltsame Welt. Wovon diese Leute wohl leben? Oder werden sie bezahlt dafür, dass sie einfach da sind. Auf einer Fläche, die einem Viertel von Wien entspricht, leben nicht einmal 500 Leute, kein Wunder, dass man da niemanden sieht.

Uns sieht man auch nicht lange, denn wir wollen früh los. Der Plan sagt um 4 Uhr aufstehen und dann möglichst zügig abfahren. Und das tun wir dann auch.
Durch die Beleuchtung des Hafens erkennt man die anderen Schiffe. Radar und Kartenplotter führenuns um die Klippen vor Erakusa. Und dann ist nur mehr freie Adria, da kann nix passieren.

Völlig unspektakulär geht es einfach gerade aus – ohne Wind, unter Motor, fast ohne Wellen. Wohin genau wissen wir noch nicht. Der kürzeste Weg wäre nach Otrnato, aber das ist ein Fähr- und Industriehafen, nicht so schrecklich attraktiv. Wenn es möglich ist, würden wir gerne ein Stück weiter nach Norden kommen.

Der Tag ist halt ewig lang, insgesamt sind wir 18 Stunden unterwegs, aber wirklich ohne Besonderheiten. Das speziellste war da noch der Sonnenaufgang, bei dem auch der Mond mit einer ganz zarten liegenden Sichel zu sehen war.

Auch die Gastlandflagge muss gewechselt werden

Nur die letzten 3 Stunden konnten wir segeln. Wind von genau hinten und die Welle ebenso. Also den Baum ausbinden, damit der nicht umschlagen kann, und die Genua auf die andere Seite. Schaut spektakulär aus und erfordert einiges an Konzentration. 4,5 Knoten schaffen wir so. Immerhin ohne Lärm. Erst als es sehr dunkel wird und wir schon in der Nähe von Brindisi sind, holen wir die Segel ein.

Die Sonne versinkt, diesmal über dem Land – aber angekommen sind wir noch lange nicht.

Dann müssen wir noch zwei Fähren passieren lassen und es geht hinein in den unbekannten Hafen. Als einzige Orientierung für uns gibt es die elektronischen Seekarten – wir hatten Italien ja überhaupt nicht am Plan. Wenn man dann noch weiß, dass man in der Nacht keine Entfernungen abschätzen kann, und die Welt nur durch ein paar blinkende Lichtlein vor der hellen Kulisse einer Stadt angezeigt werden, kann ahnen, wie schwierig die Anfahrt war. Letztlich finden wir einen Platz, ganz drinnen an der Stadtmole.

Anbinden – Fender besser hinhängen – fertig.

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