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Gefunden!

Was ich auch noch gelernt habe: Man hat nicht allzu viel Zeit abzuwägen, ohne das Schiff zu besuchen. Da sind dann andere entscheidungsfreudiger und das Wunschobjekt plötzlich vergriffen.

Mitte November wieder ein Besuch auf den bekannten Plattformen. Und da wird plötzlich von einem Händler in Trogir ein Schiff, dass in Athen steht, angeboten. Eine Dufour Gibsea 37 Baujahr 2002 um einen leistbaren Preis und interessantem Zustand. Das Ding will ich sehen und nehme Kontakt auf. „Das Schiff steht aber in Thessaloniki, nicht in Athen“ – naja, auch gut. Auch da kann man billig hinfliegen.

Ich rufe also einmal „halt“ zu weiteren Verkaufsbemühungen und suche ein Datum für die Besichtigung. 8. Dezember, ein verlängertes Wochenende, das geht bei mir und beim Eigner. Also nichts wie hin.

Der Tag war saukalt, so um die 4°, und stürmisch. Alles andere als ein gutes Verkaufsargument für Sonne und Meer Gefühle, die mit einem Schiff verbunden werden. Bis ich die richtige Marina und das Boot gefunden habe, dauert es ein bisschen. Elefterias, der Eigner holt mich die letzten 200m ab und wir gehen sofort unter Deck.

Ein seltsames Gefühl, ein Schiff zu betreten, dessen Fotos man tagelang eingehend studiert hat. Fast so als kommt man nach Hause. Fast bekommt man Skrupel, alle Türln zu öffnen, in die Ecken zu kriechen und nach Details zu bohren. Auf den ersten Blick ist nichts Negatives zu finden. Das Schiff wurde seit mehreren Jahren mehr gepflegt als gesegelt. Das geht bis zu maßgefertigten Teppichen auf allen Bodenflächen

Elefterias stellt schon in den ersten 3 Minuten fest: „Fixpreis, keine Verhandlungen, take it, or leave it.“ Kein freundlicher Anfang, aber das Schiff ist es wert. Solaranlage mit 300 W + Geräteträger am Heck, Segel von 2021, alle anderen Textilien auch von 2021 (Bimini, Sprayhood etc.), Außenbordmotor + Dinghi von 2020, … Wirklich toll, wie das Schiff aussieht. Nur der Weihnachtsmann, der mit seinem Baum an die Maststütze gebunden ist – der fliegt sicher raus.

Dafür ermöglicht er mir, das Schiff bis zum Sommer in der privaten Klubmarina zu lassen, zu sehr günstigen Kosten. Ein Tag (!) in Dubrovnik kostet etwa das Gleiche wie ein Monat in dieser Marina. Außerdem wird er mir mit Tipps und Tricks bei der Modernisierung helfen.

Mit einem guten Gefühl geht es zurück nach Wien. Die nächsten Wochen sind geprägt, durch das Ausverhandeln des Vertrags. Gar nicht so einfach, wenn da unterschiedliche Kulturen zusammenkommen. Und natürlich ist die Survey (Begutachtung) durch einen Sachverständigen zu organisieren.

Und dann beginnt die Bürokratie mit der Zulassung: Die Aiolos of Greece war für die ersten 10 Jahre ein Charter Schiff. Dann lief sie für einen englische Eignergruppe unter englischer Flagge, aber mit Heimathafen Athen. Elefterias kaufte sie von den Engländern, gründete in London ein Unternehmen (Limited), um sich die Umflaggung zu sparen. Ab dem Brexit war das dann doch nicht mehr so locker, und die Flagge wurde nach Polen gewechselt. Nun soll sie als Philia ein österreichisches Schiff werden. Zum Glück hat Lefteris alle Papiere, bis hin zur Rechnung mit Mehrwertsteuer, die die Engländer bezahlt haben. Die österreichischen Behörden sind sehr verständnisvoll und hilfreich und die Aufgabe der Anmeldung ist in 2 Wochen geschafft.

Wird das Schiff halten, was es verspricht?

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