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Feucht + Labil = unberechenbar

Feuchte Luft, das ist klar, ist unangenehm, sowohl als Nebel als auch als schwüler Sommertag. Labil, das bedeutet bei den Meteorologen, dass die Wahrscheinlichkeit für Regen und Gewitter hoch ist. Seit ein paar Tagen ist es hier feuchtlabil. Noch dazu zeichnet sich kein Wind ab, der die feuchte Luft abtransportieren könnte.

Was das für uns bedeutet? Vormittags kein Wind, Nachmittags hochschießende Wolken, so dass man bald einen möglichst sicheren Ankerplatz aufsucht. Wobei, was ist schon sicher, wenn der Wind sich in einem Gewitter um 180° drehen und auffrischen kann.

Unter diesen Voraussetzungen ziehen wir also los. Da wir fast die letzten im Hafen von Oreoi sind, gibt es wenigstens keine Kette, die über unserer liegen kann. Auch was wert. Der Bug wendet sich nach Westen, denn wir wollen um die NW Ecke von Euböa herumkommen. Dabei rückt das Festland immer näher an die Insel heran, so dass wir die Ufer immer besser beobachten können.

Am Festland fällt uns eine große und lange Narbe im felsigen Abhang auf. Hohe Felswände wurden abgesprengt, um offensichtlich eine Straße in die steilen Hänge zu beißen. Ein fürchterliches Bild! Später erkennen wir neben der Straße ein grünes Verkehrsschild. Jetzt ist alles klar – eine neue Autobahn. Aber ob man das nicht auch anders hätte machen können?

Am Kap Kavos erreichen wir diesen westlichsten Punkt von Euböa. Eine lange Sandzunge streckt sich ins Meer. So nah wie möglich am Ufer stehen Wohnwagen und Wohnmobile, gerade, dass bei Flut die Räder nicht nass werden. Das Kap hat aber auch vorgelagerte Inseln und so nehmen wir die Abkürzungen zwischendurch.

Seltsam wie das Wasser sich hier verhält. 10 m tief sollte doch reichen, für eine ruhige Fahrt. Hier aber zeigt es glatte Stellen, so wir die Wasserpilze in der Donau oder im Wildwasser. Klar – Strömung, um das Kap hat es eine kräftige Strömung. Das hatten wir doch schon einmal, in Kassandra. Hier begleitet uns die Strömung für die nächsten Tage. Ein Teil des Stromes der in der Ägäis gegen den Uhrzeigersinn rotiert wird hinter Euböa vorbeigedrückt. Der größere natürlich im Norden an der Küste. Die hat auflandige Strömungen, die schon so manchem Schiff zum Verhängnis geworden ist. Der Flotte von Alexander dem Großen auch.

Viel mehr als die Frage nach der Strömung beschäftigt uns die Frage nach einem Nachtplatz, schon jetzt um 1 Uhr, denn der Himmel ist voller Wolken und www.Blitzortung.org zeigt wilde Unwetter über den Sporaden und dem Festland westlich von uns. Was sind also die Alternativen:
Jetzt sofort den nächsten Hafen aufsuchen und hoffen, dass der Platz hat für uns und außerdem wirklich gut geschützt ist. Eher unwahrscheinlich.

nicht schon wieder


In eine große Bucht gehen. Da gäbe es eine, aber der Weg dorthin dauert auch seine Zeit und die Ufer sind recht steil. Das bedeutet dann, nahe am Ufer zu ankern und schlechte Karten zu haben, wenn der Wind sich dreht.
Irgendwas anderes suchen, dass guten Schutz bietet. Rund 3 – 4 h entfernt wäre die große Bucht von Atalanits. Dort gibt es Ankerplätze für jede Windrichtung. Wir motoren also tapfer drauf los, natürlich gegen den Wind und mit hohen seitlichen Wellen. So richtiger Spaß kommt dabei keiner auf. Die Blitzortung zeigt uns aber, dass die Gewitter langsam absterben und wir heute vielleicht Glück haben.

Der Weg in die Bucht muss allerdings erkämpft werden. Erst ganz zum Schluss beschließen wir vor dem Ort Agios Ioannis Theologos zu ankern – oder doch in den Hafen? Nein, zu klein, zu flach, schlechte Fluchtmöglichkeit. Dann lieber doch tief in der Bucht im freien Wasser auf 6 m Wassertiefe. Dazu wird dann eine unendlich lange Kette ausgelegt. Normal haben wir die 3-4 fache Wassertiefe an Kettenlänge gelegt. Heute sind es bei den 6 m Tiefe gut 45 m, und die letzten 7 m sind durch stoßdämpfende Anlegeseile gestützt. Im Augenblick brauchen wir das alles nicht, denn der Wind bläst mit 15 kt ablandig, und das bedeutet nahezu keine Wellen.

Was wird der nächste Tag bringen? Der Katastrophenschutz Dienst von Griechenland verteilt über alle Mobiltelefone eine Unwetterwarnung – sehr beruhigend. Allerdings sind die Angaben sehr unspezifisch. Was jetzt? Erdbeben, Starkregen, Sturm, Schneefall – na, das eher nicht. Der hilfreiche Tipp: „Bleiben sie zu Hause!“ Mach ma natürlich.

In den Wetter Apps zeigen sie zwar nicht viel Wind, aber Starkregengebiete mit bis zu 50 mm/3h Regen. Nur Regen oder auch Gewitter?? Doch sind 50 mm/3 h wirklich stark? In Österreich gab es doch erst 100 mm/1h – das ist stark!

Ich hoffe der Plan mit der Bucht geht auf und wir haben einen Ruhetag mit Regen.

Zumindest der erste Teil der Nacht soll so sein.

Na dann, Gute Nacht.

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