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F_k


Wiedereinmal hat sich ein Kreuzfahrtschiff in Limnos angesagt, und das ist hier immer ein großes Thema. Die Wünsche der Kreuzfahrer und die Möglichkeiten von Mirina passen halt nicht so ganz zusammen. Der Hafen ist zu klein für das Schiff, also können die Gäste nur mit den Tendern (Beibooten) an Land kommen. Weil sich aber aller so fürchten, muss der ganze Steg zur Sicherheitszone werden. Da passt es dann nicht, dass da auch Segelschiffe liegen.

Außerdem muss von irgendwo her auch ein X-Ray Scanner und ein Personenscanner her. Auf irgend einem Bauernhof steht da noch so ein Container herum. Der wird in den Hafen gebracht und zumindest opisch aufgehübscht. Ob das Ding funktioniert bleibt im dunkeln. Aber er schaut schön aus und die beiden Security Mitarbeiter schauen wichtig aus.

Wir jedenfalls, müssen auch weg. Als letzte legen wir ab und ankern für diesen Tag in der Bucht, um nach der Abreise der Kreuzfahrer, wieder an den Steg zu kommen. So ist der Plan.

Gegen Mittag kommt dann noch ein Schiff aus Deutschland, versucht anzulegen, wird abgewiesen und gesellt sich zu uns. Soweit, so gut. Bis, ja bis gegen 3 eine Flottillie aus fünf griechischen Segelyachten ankommt. Auch die dürfen nicht anlegen und vertreiben sich die Zeit in dem sie wie wilde Hummeln auf engstem Raum durcheinander rasen. Dem Bayern gefällt diese Hektik und das Vordrängen nicht: „F_k Dich“ tönt es durch den Hafen. Freundlich ist das nicht.

Bis einer eine blendende Idee hat: Ankern, aber ankern im Päckchen. Als legen alle 5 Schiffe ihre Anker aus und binden sich dann aneinander. Naja, wer’s mag. Sofort sind ein paar Wasserballer im Wasser und bleiben für die nächste Stunden dort. Mir wäre das zu kalt.

Gegen 5 kommt Bewegung in die Sache: Wir versuchen anzulegen, da die letzten Passagiere abgefahren sind. Wieder werden wir abgewiesen. Erst wenn das Kreuzfahrtschiff selbst den Anker hochgezogen hat, wird der Steg freigegeben, gegen 6 soll das sein. Am Weg zurück zu unserem Ankerplatz teilen wir das den Griechen mit. Das kümmert die aber wenig und sie beginnen ihr Ankerpäckchen aufzulösen. Auch der Bayer wird nervös, geht näher an den Steg und beginnt eine Diskussion mit der Küstenwache: „F_k you Greece“ und ankert mit seiner Kette quer über die Ketten der Schiffe, die im Hafen liegen.

Um ½ 6 kommen die Herren der Küstenwache an den Steg, deuten in unsere Richtung – oder in die Richtung der Bayern. Vor dem Steg verdichtet sich eine Wolke von Schiffen, da ist wirklich viel Plastik im Wasser. Wir machen auf dicke Hose, stechen mitten ins Gewimmel, nützen eine Lücke und liegen seitlich am Steg. Ein Mann der Küstenwache hilft uns die Leinen fest zu machen – sehr nett.

Kaum bin ich an Land beginnt mich der Offizier der Küstenwache als Klagemauer zu verwenden: „Niemand saht F_k zur Küstenwache! Den hole ich mir! Er bekommt seinen Platz am Steg und dann ein intensives Gespräch in meinem Büro!! Wenn der was getrunken hat, na dann, dann wird das richtig unangenehm für ihn“. So geht das eine Zeit lang, aber ich habe den Eindruck, seine Wut verraucht. „Your English is better than mine. Could you come too, as a translator?” Das war mein dringlichster Wunsch für diesen Abend ☹. „Today is Great Friday (=Karfreitag), that is why I will not kill him” – na, das klingt ja schon fast friedlich.

Als der Bayer anlegt, kann ich ihm flüstern, dass der Offizier so richtig heiß auf seine verbalen Eskarpaden ist und er sich dringenst entschuldigen soll. Als er vom Schiff geht, ist er fast kleiner als der Poller an dem sein Schiff angelegt ist. Mea culper, ich war so wütend, tut mir leid …“ nach 5 Minuten ist der Offizier zu frieden. Immerhin ist heute noch eine wichtige Familienfeier angesagt und er will den Abend nicht mit Diskussionen über Seemanschaft und Verhalten gegenüber Behörden verbringen.

Der Bayer bedankt sich bei mir, lädt mich auf ein Getränk in seinem Cockpit ein. Aber da stehen schon 3 leere Bierdosen. Gut, dass die der Offizier gar nicht sehen wollte.

Die Karfreitag Feierlichkeiten können beginnen.

PS.: Kein einziger Kreuzfahrer ist durch die Sicherheitsschleuse gegangen. Auch das ist Griechenland

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