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Reise

Epidauros

Wenn man schon da ist, muss man die Ausgrabungen von Epidauros sehen. Immerhin sind die sehr berühmt für das größte Amphitheater. Wir wollen da mit dem Bus hin und sind entsprechend früh auf den Beinen – der Bus aber nicht! Der fährt nur Werktags! Und wir Segler kennen die Wochentage ja nicht. Als Alternative bleibt nur ein Taxi, was aber den Vorteil hat, dass wir bleiben können, so lange wir wollen. Und meine beiden Künstler wollen lange bleiben.

Heute Schließtag? Nein, ein Vormittag im Herbst

Als wir ankommen ist es in Epidauros noch sehr ruhig. Wir gehen zügig den Weg zum Theater. Eine riesige und steile Anlage. Die Orchestra (die „Manege“) ist kreisrund. Die Tribünen ragen steil empor und fassen 14.000 Menschen. Nur wenige der Sitzplätze haben auch Lehnen – für die Reichen und Ehrengäste, aber immerhin. 14.000 – das ist das Fassungsvermögen der Wiener Stadthalle. Wo kamen vor 2.500 Jahren all diese Menschen her?

Ich sitze auf halber Höhe und jedes Wort ist zu verstehen

Naja, Kurgäste! Epidauros war die Wiege der „modernen“ Medizin. Asklepius, der Gott der Heilkunst soll hier geboren worden sein und in dessen Windschatten etablierte sich frühe Medizin: Bäder, Schlafen, so dass in den Träumen der Gott persönlich die beste Behandlung verrät, Ärzte, die mit allen möglichen Gerätschaften in den Menschen herumstocherten.

Geräte zum Ausschaben von Wunden. Am Zeh, am Bein, am Gehirn
Opfergabe oder Spielzeug? Jedenfalls in großer Stückzahl hergestellt

Und natürlich Opfergaben an Asklepius und Apollon. Kultur war auch heilsam und daher auch der Bedarf an diesem enormen Theater, und einer großen Bibliothek.
Wobei, das was heute erhalten ist, ist ja „nur“ der Zuschauerraum. Das eigentliche 3-geschoßige Bühnengebäude ist verschwunden.

Spannend ist, dass es in den großen anderen Anlagen auch Gästehäuser, Badehäuser und einen einzigartigen runden Tempel, den Tholos hab. Der Dachstuhl war aus Holz gefertigt und hat immerhin über 1.200 Jahre bestanden. Das Dach musste leicht sein, denn die Griechen beherrschten den Umgang mit Zugkräften noch nicht. Säulen waren gestapelt und wenn ein Erdbeben am Gebäude rüttelt, stürzt es ein.

Das Tholos wird rekonstruiert
Auch da schon Sichtschutz in die Heilige Behandlungshalle

Zu dem gibt es ein besonderes Säulenkapitel: Da viele Bildhauer an den insgesamt 40 Säulen arbeiteten, wurde zunächst ein Kapitel als „Vorbild“ für alle anderen geschaffen. Dieses „Modell“ wurde dann aber nicht beim Bau verwendet, sondern sorgfältig „begraben“ und in erstaunlich gutem Zustand wieder gefunden. Unglaublich wie fein da Schnecken, Schnörksel und Blätter aus dem Stein gearbeitet wurden. Immerhin 2400 Jahre ist das Ding alt und ebenso lange vom Erdreich bedeckt gewesen.

Bitte schnell mal 40 Stück davon aus dem Marmor heraus kratzen
Unglaublich, und das dann 4x pro Säule und auf 40 Säulen

Wenn es um Unterhaltung geht, darf Sport natürlich nicht fehlen. Also gibt es in einer natürlichen Senke auch ein Stadion. Im Gegensatz zu Olympia gibt es hier aber auch Sitzplätze – naja, die maroden Kurgäste. Auf einer Aufnahme ist zu sehen, wie an den Ausgrabungen gearbeitet wurde. Über 3 m hoch lag die Erde im Stadion. Wenn man 2000 Jahre nicht abstaubt, dann sammelt sich halt was an.

Das Stadion. Gelaufen sind aber nicht die Kurgäste

Die griechischen Bauten und Statuen waren nicht rein weiß, so wie wir uns das heute vorstellen. Den Kern bildeten kurze Säulenstücke oder gar nur Scheiben, aus „billigem“ Muschelkalk. Die Säule wurden zusammengesetzt und fein verputzt. Man muss sich als Bildhauer ja das leben nicht schwer machen. Dan wurden die Bauwerke qietschbunt angemalt, die Mauerfriese mit Ornamenten verziert. Nicht erst die Römer hatten Mosaike auf den Fußböden, wobei die dann schon viel feinere Arbeiten hergestellt haben.

So bunt waren die Häuser innen
Verzierungen am Mauersims, außen
Die Leute vom Bau haben sich an den Außenwänden verewigt: Wie Aufwändig war der Bau? Wer war der Bauherr? Wer hat aller mitgemacht? Deshalb wissen wir so viel über das Leben der antiken Griechen.

Epidauros, das muss einmal ein wirklich lebhafter Ort gewesen sein. Wasser gab es ausreichend, es muss ein ständiges Kommen und Gehen geherrscht haben. Zu den Mahlzeiten, ich glaube das Wort Diät kannten die Griechen nicht, wurde reichlich gegessen und gleichzeitig Kultur angeboten. So ähnlich wie heute in einem Varieté.

Michaela hat an den Altertümern Blut geleckt und möchte nun das ganze Angebot auskosten: Epidauros, Mykene, Korinth. Nur, dazu müsste man mobil sein. Leihwagen oder so. Also einmal im nahegelegenen Hotel nachgefragt: „Ochi, this is a village, not a city. Maybe in Nafplion“. Kann man machen, aber Nafplion ist 60 km weit weg, und ob die uns einen Leihwagen vorbei bringen. Machen sie! Kostet dann 60 € für einen Tag. OK, wir machen dann 2 Tagen und zahlen dan 2x 50 € – passt. Dafür haben wir dann einen recht guten VW Polo zur Verfügung.

Abends um 8 wird das Auto schon geliefert. Bin gespannt, wohin der uns führt.

Eindeutig Herbst – die Oliven werden langsam reif

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