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Reise

Ein wilder Ritt

[ Sorry, aber der Tag war so aufregend, da haben wir wirklich nicht an Fotos gedacht]

Wieder wollen wir früh los. Das Ziel ist Zakynthos und das ist 25 Meilen weit von Poros entfernt. Schwierig wird es durch ein recht kleines Wetterfenster. In der Früh soll’s noch zu wenig Wind sein, dann kommt ein er aus dem Golf von Korinth, hält aber nicht lange an. Wenn man das Fenster richtig trifft, sollte sich die Strecke aber gut unter Segeln ausgehen. Wenn und sollte, und überhaupt nur eine Vorhersage.

Susi wacht relativ früh auf und wir legen schon kurz nach 8 ab. Der Wind im Hafen ist nur schwach, draußen ist auch kaum mehr. Dafür aber eine lange, recht hohe Dünung. Die lässt das Schiff immer wieder stark schaukeln und dabei fetzt es die Segel hin und her. Die knallen und reißen – also wieder weg damit, um sie zu schonen.

So können wir wenigstens den Motor testen. Sean, der Motorlieferant aus England, hat gestern noch am Telefon gemeint, ich soll einmal probieren, das Motorsteuergerät vom Motor abzuschrauben und wo anders hin zu hängen – mit Kabelbindern, oder so. Er hat schon erlebt, dass dann dieses unmotivierte „Motor ist heiß“ Geschrei aufhört. Na, da hab ich halt ein bisschen geschraubt und gebastelt und bin nun neugierig was passiert.
Nix passiert – und genau so sollte es sein.
Das heißt aber, dass das Steuergerät einen Fehler hat, der nur auftritt, wenn das Gerät warm wird und gleichzeitig vibriert. Eine defekte Lötstelle vielleicht. Sean wird mir ein neues Gerät schicken, braucht aber das alte zurück. Dann kann er das bei Volvo zum Umtausch einreichen und muss nicht so viel zahlen. 500 € kostet das Kastel, dass eigentlich nicht viel mehr macht, als ein paar simple Signale (ein/aus) digital an das Anzeigegerät  im Cockpit zu schicken. Früher war das einfach ein Kabel, ganz normal und analog. Und wenn das hin ist, hat man den Fehler gefunden und mit 4 € ein neues Kabel gekauft und eingebaut. Aber digital ist schick, das brauchen wir jetzt für den Motor aus dem Jahre Schnee auch!
Fortschritt der uns weiter bringt? Ich zweifle!

Währen der Tests am Motor hat aber heimlich der Wind zugenommen. So weit, dass wir einen Kurs finden, der einerseits die Segel gut im Wind stehen lässt und uns andererseits fast direkt nach Zakynthos bringt. Naja, 25° zu weit links, aber das wird schon noch.

Was aber auch noch wird, sind die Wellen. Die kommen von schräg hinten und sind gut 1 m hoch, manche deutlich höher. Und Wellen von hinten verdrehen das Schiff fürchterlich. Das einzige was man da tun kann ist, den Autopiloten ausschalten und selbst fahren. Dann kann man wenigstens die Wellen vorausahnen und verhindern, dass das Boot aus der Richtung läuft. Rollen tut es aber trotzdem! Unten im Salon rutscht und purzelt alles durcheinander, was nicht vorsorglich vorher festgemacht wurde. Jetzt aufs Klo zu gehen ist schon eine akrobatische Übung. Zusammenkneifen ist einfacher. Wenn man sich durch konzentriertes Steuern ablenkt, gelingt das ganz gut. Immer wieder tauschen wir durch. Nicht beim Zusammenkneifen, beim Steuern. Einfach, weil das Konzentration und Kraft erfordert. Was werden wir heute gut schlafen.

Fast 4 Stunden dauert der Ritt nach Zakynthos. Eigentlich wird es erst im Hafen selbst ruhiger. Dort ist aber genügend Platz, um in Ruhe Philia vorzubereiten und einen Platz auszusuchen. Der dort, zwischen den weißen Segelschiffen, in der Nähe von der alten Fährmole, der wäre doch gut. Also, gehen wir’s an.

Susi steuert das Schiff rückwärts zur Lücke, ich lass den Anker hinunter. Damit ich ihr dann mit den Leinen helfen kann, hab ich die Fernsteuerung eingesteckt und sehe nicht, wie sich die Ketter vor der Winde verknotet. Damit aber wird der Anker über den Grund gezogen und nimmt mit, was er so findet. In dem Fall den Anker eines anderen Schiffes – Autsch. Manöver abbrechen. Unseren Anker hochziehen, dabei den anderen mit herauf ziehen. Der ist derweil so nett und sticht uns ein Loch ins Dinghi – Depp!

Dann balanciere ich auf unserer Bugspitze – ein dreifaches Hoch für den Konstrukteur der die so breit gebaut hat – und fädle ein Tau unter dem anderen Anker durch. Jetzt noch meinen auf den Grund sinken lassen und dann den feindlichen Anker versenken – geschafft!
Geschafft? Beim Hochziehen unseres Ankers, kommt schon wieder Beute mit: Ein dickes Seil und eine 12 mm Kette. Beide gut gespannt – noch einmal Autsch! Wieder der Trick mit dem Seil, unseren Anker versenken, und aus der Schlinge ziehen, dann die Beute endlich im trüben Wasser verschwinden lassen.

Ich schwitze, denn das ist wirklich Arbeit, Susi schwitzt, denn sie musste die ganze Zeit Philia auf engem Raum halten, ohne an den Schiffen neben und hinter ihr anzukommen und gleichzeitig mir die Möglichkeit geben, unseren Anker klar zu bekommen.

An einem anderen Platz war das Manöver dann bilderbuchmäßig. Vielleicht verlängern wir in den nächsten Tagen noch die Ankerkette. 15 m bei 3 m Wassertiefe ist zwar ganz gut, aber 25 m ist besser.  Immerhin soll Philia 13 Tage hier stehen und da soll es einige Male ganz schön windig werden.

Die Zweifel werden an uns schon noch nagen!

So friedlich kann es auch sein – Zakynthos, oder auch Zante, am Abend


[Und beim nächsten Bericht, gibt es dann wieder ganz viele Bilder, versprochen]

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