Kategorien
Reise

Ein wilder Ritt

In der Früh, also dann, wann für uns halt „Früh“ ist, also kurz vor 10, legen wir ab und fahren aus dem Hafen hinaus. Wenn wir das gewusst hätten. Einfach gerade aus bis zum Liegeplatz! Wir haben gestern mehr als 1 Stunde herum gesucht. Na gut, beim nächsten Mal dann.

Bari am Morgen und ein Liegeplatz in der Mitte der Stadt

Kaum strecken wir unsere Nase aus dem Hafen begrüßt uns ein kräftiger Wind, so 18 bis 25 kt. Schön von der Seite, also ablandig, und  das ist gut so. So kann sich nämlich kaum Welle entwickeln. Konservativ wie wir sind, ziehen wir nur die Genua heraus und zischen los. Parallel zu uns fährt eine Regatta von „Freizeityachten“ also Schiffen wie unseres. Die fahren mit Vollzeug, alle Segel gesetzt, mit beträchtichen Schräglagen. Insgesamt aber kaum schneller als wir, wobei wir auch schon ganz flott unterwegs sind.

In Böen geht die SOG (speed over ground), die tatsächliche Geschwindigkeit schon einmal auf 7 kt. Das ist nahe der Rumpfgeschwindigkeit, schneller geht Philia nur unter größter Anstrengung und Belastung für das Material. Die Wellen kommen zwar seitlich oder leicht von schräg hinten, sind aber nur  sehr nieder und stören nicht. So zischen wir die Küste entlang.

Da melden sich unsere Freunde von der Taste*Life. Sie sind einen Tag später als wir in Korfu gestartet und haben die Nacht durchgemacht. Zu Dritt, wie sie derzeit sind, geht das ganz gut, auch wen Georgi wegen ihres Fingers nicht ganz einsatzfähig ist. Taste*Life ist jetzt nur 3,5 Meilen hinter uns und normalerweise recht sportlich unterwegs. Die werden uns bald eingeholt haben. Immerhin haben auch sie beide Segel gesetzt. Ihr Plan ist es von Korfu bis Vieste, das ist am Sporn von italienischen Stiefel, durch zu fahren.

Ohne Ambitionen ziehen wir unsere Bahn, immer der Küste entlang, mit ca. 1 Meile Abstand. Taste*Life ist anfangs gut am Horizont zu sehen, doch plötzlich sind sie verschwunden. Was ist da los? Na, die werden schon kommen. Wir steuern jedenfalls auf unser Ziel Monopoly zu und melden uns am Funk an:
„Monopoly Port, this is Philia“ – „Go ahead“ – „Can we have a berth for 1 Night“ – „Yes“ und dann kommt die Frage nach Länge und Tiefe und die Anweisung, kurz nach dem roten Licht, dem Einfahrtsfeuer, am Kai fest zu machen. Das ist aber nicht genug. Wir werden drauf hingewiesen und unbedingt bei der Küstenwache zu melden und außerdem dürfen wir das Boot nicht verlassen und nur 24 h bleiben. „Moch ma“.

Monopoly

Und dann meldet sich auch Taste*Life. Sie wollen auch in diesen Hafen und sind 6 Meilen hinter uns. Waren wir wirklich so schnell – trotz konservativer Fahrweise? Philia überrascht uns immer wieder! Die Hafeneinfahrt ist leicht zu finden. Immerhin steht wieder irgendeine Burg rechts neben der Einfahrt. Dann nur noch ums Eck und wir sind da. Der Platz direkt unter dem Leuchtfeuer ist für Taste*Life reserviert – wegen deren Tiefgang. Dann liegt da noch eine Dufour 430 und davor parken wir uns ein. Susi legt ein Manöver hin, das man in ein Lehrbuch schreiben könnte. Nur 2 m vor dem Bug der 430er kommt unser Heck zu stehen.

Lustig wird es dann mit den Leinen. Da stürzt eine Truppe von 4 Mädchen zwischen 7 und 4 auf uns zu, schnattert und kichert und ruft Befehle auf Französisch. Und was die mit unseren Leinen machen ist hoch professionell – Chapeau! Wie wir später erfahren, sind haben die Eltern das Schiff bei DreamYachts im Langzeitcharter für 8 Monate und sind nun am Weg zurück nach Kroatien. Die Mädels sind mit allen Aspekten der Anlegemanöver bestens vertraut. Genauso schnell wie sie gekommen sind, verschwinden sie auch wieder.

Und dann gehe ich auf die Suche nach der Küstenwache und finde eine traumhaft schöne kleine Stadt. Prall gefüllt mit Touristen und wunderbaren Plätzen für Ausblicke und/oder Lokale. Die Küstenwache hingegen finde ich nicht. Macht nichts, Georgi, der wandelnde Segelführer, kann mir da sicher weiter helfen. Die sind in 1 ¼ Stunden ohnehin da.

Taste*Life kommt nach fast 40 Stunden Fahrt direkt aus Korfu nach Monopoly

Als die ankommen, der gleiche Auflauf der Mädels. Ich bekomme die Taue gar nicht zu fassen. Machen alles sie. Und da Georgi und Julian auch ein bisschen Französisch sprechen erfahren sie auch die tollsten Neuigkeiten: „Papa und Mama sind in einander verliebt“ Den Eltern, die die Szene von ihrem Schiff aus beobachten ist das naturgemäß etwas peinlich, aber sie nehmen die ganze Truppe ohnehin mit viel Humor.

Gemeinsam mit Julian pilgern wir zur Guardia Costeria. Da gibt es ein langes Formular auszufüllen. Nummern von Zulassungszertifikaten, Daten von Segellizenzen, Polizzennummern der Haftpflichtversicherung, … Interessant nur, dass der Beamte die zugehörigen Dokumente nicht einmal sehen will. Hätte ich hingeschrieben ich wäre Wolfgang Amadeus Mozart, hätte er das auch akzeptiert. Warum dann der Aufwand?

Zur Nachbesprechung der Reise kommen Georgi, Julian und Gerald, der Aushifsskipper (nein der kann wirklich was!) zu uns auf die Philia. Nett, so eine Plauderei unter gleichgesinnten Freunden. Relativ bald ziehen sie sich aber auf ihr Schiff zurück. Immerhin waren sie 36 h durchgehend unterwegs und das zum Teil unter nicht einfachen Bedingungen.

Obwohl wir das Schiff nicht verlassen dürfen/sollen, gehen Susi und ich uns die Stadt anschauen -also ein bisschen wenigstens. Eine rund um befestigter Hafen mit drei Toren in die ganz entzückende Altstadt. Enge Gässchen voller Leben, ok hauptsächlich Touristen, aber dennoch. Ich holen mir eine Panzerotto und  Susi eine Pizza Margerita. Beides wird genüsslich am Boot verspeisen.

Schön ist es da – wir sollten wieder kommen – mit mehr Zeit

Übrigens: Die Durchschnittsgeschwindigkeit über 41 Meilen war knapp 5,7 kt – inclusive der An- und Ablegemanöver!! Das werden wir lange nicht mehr erreichen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert