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Reise

Der Golf von Manfredonia.

Die nächste Aufgabe ist einfach und kompliziert zu gleich: Wir wollen nach Vieste, das ist ganz am Sporn des Stiefels von Italien. Das sind so an die 38 Meilen. Das ist an sich kein Thema mehr für uns. Machen wir auf einer Pobacke – sagt Susi 😉

ABER: der Weg führt quer durch den Golf von Manfredonia. Über den hört man böse Geschichten. Der Westwind teilt sich auf nördlich und südlich vom Sporn und legt an Stärke zu. Durch den offenen Golf bauen sich dann Wellen auf. Taste*Life hat einen Tag nach deren Überfahrt ein österreichisches Schiff getroffen, dass im Golf bei einer plötzlichen 45 kt Böe, sein Vorsegel zerstört hat. Und da hakt Susi, meine Bedenkenträgerin und damit Gegengewicht zu meinem Optimismus voll ein! Das Wetter verspricht ja eine einfache Überfahrt, ABER „hast Du nicht gehört, dass ….“ // „Der Wetterbericht ist zwar erstaunlich exakt, aber der war gestern nicht präzise und kann sich auch irren“ // „Da ist doch der Berg bei Manfedonia und der lenkt den Wind um – ganz komische Situationen sollen da sein …“

Wir motoren also aus dem Hafen und treffen auf – schönen, brauchbaren Wind und wenig Wellen. Wenn’s nach mir geht ein Grund zum Segel setzten. ABER, es könnte ja plötzlich… Und wenn wir die Segel für diese Situation, also die ganz schreckliche, setzten, dann machen wir jetzt, bei 12 kt Wind einfach zu wenig Fahrt. Also: Diesel verbrennen.

Manfredonia kommt näher und es passiert – genau nichts. ABER: Wir kommen sicher erst zu den bösen Stellen und dafür muss man sich vorbereiten. Und was gibt es bei plötzlichen Mörderboen besseres als alle Segel weggeräumt zu haben. Also, die Segel bleiben weg. Wir verbrennen weiter Diesel. Susi beaufsichtigt das Boot und wartet auf das „Unheil aus der Bucht von Manfredonia“. Ich lege mich inzwischen in die Bugkabine auf einen Mittagsschlaf.

Nein, nicht England und Ärmelkanal

Als ich wieder aufwache, sind wir der Küste schon wieder sehr nahe. War Italien bisher eine flache Küste mit fast durchgehend Sandstränden, sehen wir hier weiße Klippen. Klippen die vom Wasser zerfressen sind, mit Höhlen und Bögen. Darüber saftig grüne Wälder. Schon sehen wir die Klippen von Viesce, und dort wollen wir auch hin. Viesce ist der italienische Hafen, der der kroatischen Küste am nächsten ist. SO zwischen 65 Meilen nach Lastovo oder 74 Meilen nach Vis. Vis war in der Monarchie übrigens österreichisch und hieß Lissa. Seeschlacht von Lissa, Freiherr von Tegethoff, ja der vom Praterstern. Wieder was gelernt, oder?

Also zurück nach Viesce. Die Küste davor ist extrem flach. Wir kommen über Stellen, die sind so seicht, dass wir dort auch ankern könnten. Kaum 5 m zeigt unser Tiefenmesser an. Über Telefon hab ich mich im Hafen schon angemeldet – „don’t worry, we have enough space.“ Na denn! Die Einfahrt zum Hafen liegt auf der anderen Seite der Stadt und so bekommen wir einen ersten Eindruck von Vieste. Da springt sofort ins Auge, dass die ganze (Alt) Stadt auf einer dieser Klippen gebaut wurde. Unmittelbar vor den Häusern bricht die Wand 60 m ab. Wenn ein Teil der Klippe ins Meer stürzt, und das kommt ja vor, kann es sein, dass ein Teil eines Hauses mit stürzt.

Der Hafen ist geräumig und hat mehrere Stege. Zu einem werden wir hin gewunken. Susi fährt – wie immer – das Manöver, ich kämpfe mit den Leinen. Nach einigem hin und her gefällt uns alles und wir schalten den Motor ab. Fertig, angekommen.

Heute ist nur noch entspannen angesagt. Und natürlich stundenlange Wetteranalysen:

  • Samstag zu viel Wind aus NW,
  • Sonntag gleichmäßiger Wind aus NW, aber recht hohe Wellen. Recht hoch, dass heißt bei uns 1 m und mehr. Konkret bedeutet das, dass 80 % aller Wellen 1 m hoch sind. Die anderen 20% könnten auch bis zum Doppelten haben.
  • Montag ist viel Gegenwind angesagt. Das hieße motoren gegen Wind und Welle – unlustig.
  • Dienstag stirbt der Wind ab, so dass die ganze Überfahrt zwar ohne Wellen, dafür aber auch ohne Wind bewältigt werden muss.

Irgendwann müssen wir los – aber wann??

Auf jeden Fall wird Vieste ein längerer und diskussionsreicher Aufenthalt

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