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Crew-Wechsel

Die einen gehen, die anderen kommen. Magdalena und Lorenz fliegen nach Hause, Sophie und Felix kommen zu uns. Geplant ist, dass sie sogar im selben Flugzeug sitzen. Wir haben dazwischen ein paar Stunden Zeit, um Philia wieder aufzufüllen, zu putzen und die Gästekabine neu herzurichten.

Noch sind wir allerdings in Gaios. Weils da so schön ist haben wir beschlossen, erst in der Früh die 10 Meilen nach Kardameina zu fahren. Um 9 sind wir dann dort und um ½ 11 geht der Bus zum Flughafen. Bis hierher alles gut, bis … Bis wir einen Anruf aus Wien erhalten: „Ryanair hat unser Gepäck nicht akzeptiert. Damit sind wir aus dem Flieger geflogen. Wie es weiter geht, wissen wir noch nicht.“

Was ist passiert? Die zwei wollten ihre Automatikschwimmwesten mitbringen. Da ist aber eine CO2 Kartusche drinnen, und die gilt als Gefahrengut. Kartuschen bis 28 grm CO2 darf man problemlos mitnehmen, 2 Stück pro Person. Die ihrer Rettungswesten haben 35 grm! Es gibt schon eine Empfehlung der IATA (Vereinigung der Airlines) CO2 Patronen von Schwimmwesten generell freizugeben, aber das ist noch nicht in allen Fluglinien angekommen.

Also, wie kommen die Beiden weiter? Umbuchen auf Ryanair geht – übermorgen. Umbuchen auf eine andere Destination und dann Fähre. Fliegen geht, Fähren gehen erst morgen. Austrian fliegt noch heute, am Abend und verkauft dafür auch noch Tickets, für wohlfeile 370 € pro Stück und one way. Zeitdruck ist halt immer teuer.

Und dann haben die beiden was gelernt und wollen die CO2 Patronen bei der AUA anmelden. Das stürzt die Damen am Schalter zuerst in Verzweiflung und dann in die Tiefen ihrer Buchungssysteme und Vorschriften. Nach 10 min Suche zu zweit finden sie dann, dass bei ihnen auch die 28 grm Regel gilt. Was tun mit den beiden Patronen? Aufbewahrung beim Großgepäck? Geht für „normales“ Gepäck, wenn man brav Bitte sagt, aber nicht für Gefahrgut. Die österreichische Lösung: Die AUA Supervisorin wirft die Patronen einfach in ihren Papierkorb. Dort ruhen sie nun unbehelligt. Wären sie in einem „öffentlichen“ Papierkorb gelandet, hätte die Kobra einen Großeinsatz gehabt. Könnte ja ein Sprengmittel sein.

Übrigens: Die Schwimmwesten in den Flugzeugen, die gelben Dinger aus der Sicherheitseinweisung, haben genau solche CO2 Patronen, und davon gibt es 240 Stück im Flieger. Verstehe wer will ….

Sophie und Felix werden also noch heute kommen, aber erst um 23:30 landen. Wir wollen aber morgen Früh, eigentlich sehr früh Richtung – ja in welche Richtung denn eigentlich – aufbrechen. Das wird sich später entscheiden. Um aber Zeit zu sparen beschließen wir, das Schiff nach Kamari, ganz im Westen von Kos zu verlegen.

Wind geht auch, also los. Sind wieder einmal nur 10 Meilen, zuerst die Küste entlang, dann über eine kleine Bucht. Immer im Wind und Wellenschutz von Kos. Zunächst geht es ganz gemütlich voran, sobald wir in die Bucht einbiegen, nimmt der Wind deutlich zu, so gut 23 kt lesen wird ab und die Wellen werden größer. Natürlich dreht der Wind so, dass er gerade noch für uns fahrbar bleibt. Also hart am Wind, so kommen wir in Kamari an und brauchen nun einen Ankerplatz, von dem aus wir gut an Land können.

Sich wohin zwicken ist gut, aber man sollte trotzdem vorsichtig sein.
Das Wrack bleibt liegen: Was brauchbar ist, ist längst abmontiert und zu Geld gemacht. Und der Rest? Ich werde doch nicht Geld investieren, um etwas wegzuwerfen!

Südlich der Hafenmole finden wir einen, zwicken uns noch dazu zwischen Land und einem Katamaran und warten was passiert. Da kommen ein paar Nachrichten von den Reisenden: „Flug hat Verspätung, alle Flüge haben heute Verspätung“. Wir sehen auf Blitzortung.org, dass zwei Gewitterfronten über Mitteleuropa ziehen. Klar, nach dem Unfall mit dem Hagelschlag ist die Luftfahrt etwas vorsichtiger geworden.

„Wir haben jetzt Boarding“   //  „Der Kapitän hat gerade gesagt: entweder sofort oder erst in 1 Stunde“  // „Aus sofort ist nichts geworden“  //  „Der Kapitän meint, es wird wohl weitere 25 min dauern“.
Und dann werden die Passagiere keck: Wenn der Flieger mehr als 3 Stunden später ankommt als geplant, muss die AUA eine Prämie auszahlen, und wenn der Flug über mehr als 1500 km geht, dann wird die Prämie höher.

Jetzt wird es spannend, denn jetzt geht es um was! Kurz nach dem Abflug wird die Verspätung mit 3h und 3 min angegeben, später fallen die 3 min weg. Wir hier in Kos wissen schon, dass der Nordwind eine Landung aus dem Süden erzwingt, das bringt wertvolle Minuten. Beim passieren von Samos hat der Flieger nur 1 min „Rückstand“. Die Sache ist heiß!

Anflug auf Kos heißt bis nach Nisiros in den Süden und von dort wieder zurück nach Norden. Nisiros wird erreicht bei 2 min Rückstand. Der Flieger dreht seine letzte Kurve und – er kurvt einfach weiter! Hat ihm der Tower einfach eine Warteschleife verordnet. Die dauert aber weitere 2 min. Was war passiert: Ein Flugzeug ist gerade gelandet und muss auf der Piste zurückrollen. Gleichzeitig darf die Easyjet nach Manchester auf die Piste, um zum Startpunkt zu rollen. Inzwischen hängt die AUA in der Warteschleife und verliert teure zwei Minuten – und viel Geld.

Landung kurz vor Mitternacht mit 3h und 5 Min Verspätung bei einem Flug über 1523 km – Doppeljackpot. Der AUA-Flug sollte also eigentlich gratis sein. Mal sehen, wie sehr sich die AUA mit der Zahlung ziert. Ausreden gibt es ja immer, „höhere Gewalt“ und so. Detail am Rande: Die Crew hat nach bis zu 13 h Dienstzeit auch die Segel gestrichen und ist nicht gleich zurückgeflogen. Gibt dann nochmals 200 Passagiere mit Rückforderungen und weitere Verspätungen, weil der Flieger ja nicht da ist.

Sophie und Felix suchen sich ein Taxi, davon gibt es aber viel zu wenige. Die lokale Taxikoordinatorin sucht Fahrgäste, die in dieselbe Gegend müssen. Die Kunden bekommen die Fahrt ein bisschen billiger, der Taxler verdient 70% mehr als bei nur einer Kundschaft. Win – win also. Was der Taxler nicht versteht ist, dass die Beiden einfach nur in den Hafen von Kamares wollen. „In den Hafen“ // „Ja, genau. Dort wartet ein Boot auf uns.“ // „Aber da geht heute kein Boot mehr“ // „Doch für uns schon, ein Schlauchboot“.

Naja, der Kunde ist König – mach ma das halt. Als er die Beiden aussteigen lässt, ist er immer noch skeptisch. Meine leuchtende Taschenlampe, ich war noch im Dinghi unterwegs, interpretiert er als einen verirrten Fischer. Erst als wir gemeinsam ablegen, ist er zufrieden. Was da aber wirklich los war, hat er sicher nicht verstanden.

Um ½ 2 ist die Crew endlich komplett. Die sehr frühe Abfahrt wird verschoben.

Eine frühe Abfahrt reicht dann auch.

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