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Reise

Boxenstop in Lavrion, Olympic Marina

Um ¾ 7 wird Magdalena pünktlich am Strand abgesetzt, damit sie mit dem Bus in Richtung Flughafen fährt und den letzten km zu Fuß hinwandert. Uns hält dann nur mehr wenig in der Bucht, die spiegelglatt vor uns liegt. Draußen regt sich ein Lüftchen, dass aber als Vorwindkurs keine brauchbare Geschwindigkeit bietet. Außerdem wollen wir kurz nach 12 in Lavrion sein, um die erforderlichen Arbeiten in Angriff zu nehmen.

Ja, gelegentlich braucht auch ein Segelschiff etwas mehr als nur Liebe. Bei uns ist da ein geplanter Ölwechsel. Dafür haben wir schon seit Thessaloniki alles an Bord. Dann hat sich abgezeichnet, dass die Service Batterien ihren Geist aufgeben. Da hat jede so im die 45 kg. Die auf das Boot zu schleppen und die alten hinauszuheben, das sollen lieber junge Techniker für uns machen.

Und dann quält uns seit langem ein sehr seltsamer Wassereinbruch: Immer, wenn wir segeln, und das besonders bei Wind von links, dringt Wasser ins Boot. Nicht sehr viel, aber sehr lästig. Je nach Tag sind das zwischen 1 und 5 Liter feinstes Salzwasser. Kann man leicht wieder hinaus pumpen, aber besser wäre es, wenn das Wasser gleich draußen bliebe.

Was aber seltsam ist: Alle Rumpfdurchbrüche, also Stellen wo wir Seewasser herein oder wieder hinauslassen, sind trocken! Eine Stelle ist „nebelfeucht“, aber das können keine 5 Liter werden. Die einzige denkbare Variante ist ein Seeventil, dass im Hafen über der Wasserlinie liegt und sobald es Wellen gibt, oder gesegelt wird, auch ins Wasser eintaucht. Was aber unüblich ist: Rund um das Ventil ist alles trocken. Wie kommt also das Wasser in den Rumpf?

Unsere Theorie: Unser Rumpf hat unter Wasser 2 Schalen, die von außen sichtbare Außenschale und die von innen sichtbare Innenschale. Dazwischen ist Luft und das Entwässerungssystem für die Bilge. Dieser eine Durchbruch ist durch beide Schalen hindurch geschraubt, alle anderen sind nur mit der Außenschale verschraubt. Da könnte also Wasser direkt zwischen die Innen- und Außenschale rinnen. Aber das muss uns erst einmal jemand glauben. Jedenfalls Informieren wir die Werft schon frühzeitig, und sie sicher uns ihre Unterstützung zu – naja, für Geld …

Kurz vor Lavrion merkt man deutlich, dass man wieder in die dichter bewohnte Welt zurück kommt. Da liegen 4 Tankschiffe auf Reede (verankert), und warten darauf, dass ihr Öl in die Tanks des Kraftwerks umgepumpt wird. Griechenland hat nur 15% erneuerbare Energie – und das im „sonnigen Süden“ und dem Land des Meltemi. Bisher haben wir nur auf Euböa Windräder gesehen. Über 70% der Energie kommt aus fossilen Brennstoffen.

Der Hafen der Olympic Marina ist richtig groß. Allein fährt man da nicht hinein. Muss man auch nicht. Vor der Marina drehen wir ein paar Runden, während wir Philia auf das Anlegen vorbereiten. Fender hinaushängen, Beiboot vom Heck losmachen und es so anhängen, dass es seitlich schwimmt. So kann es je nach Fahrtrichtung eine Position einnehmen, die uns dann nicht weiter stört. Und natürlich brauchen wir noch die Festmacherleinen – aber auf welcher Seite und wie lange?

„Olympic Marine, this is Philia. We are in front of the entrance and request advice and assistance”. Moch ma – also auf Griechisch natürlich, haben sie geantwortet. Kurz darauf taucht ein Motorboot der Marina auf und schießt auf uns zu: „Put the fenders very deep at starboard. Just follow me“. Moch ma – also jetzt auf Österreichisch. Susi bringt das Schiff in Retourfahrt, ganz so wie wir da gelernt haben und eigentlich immer machen, und zuckelt los. Rasen bringt da gar nichts, schön gemütlich, stay coooool.

Wenn Susi gewusst hätte, was jetzt kommt, wäre sie nicht cool geblieben, aber zum Glück kann man ja nicht in die Zukunft schauen. Ohne unseren Führer wären wir in dem Gewimmel von Booten und Stegen verloren. So aber, easy – oder? Biegt der Kerl doch glatt in eine recht enge Gasse ab, bedeutet uns zu folgen. OK, retour schaffen wir das schon. Achtung, links lauert ein langer Bugspriet, rechts die Anker anderer Schiffe. Geht aber. Susi macht das souverän!

Plötzlich bleibt unser Führer stehen und wachel:t Wir sollen dort anlegen. Wir sehen aber kein „Dort“. Wir sehen eine 45er mit 1 m Bugspriet und einem lauernden Anker auf der rechten Seite und links lauernde Anker von anderen Schiffen. Die Gasse ist kaum 10 m breit. Na jo. Susi macht auf coole Socke und fährt einfach weiter, bis wir an der 45er und ihrem Anker vorbeikommen. In Schleichfahrt aber bei guter Ruderwirkung zirkelt Susi Philia in die Lücke. Kein einziger Fender berührt ein Nachbarschiff oder den Steg. Als ob sie das schon immer so gemacht hat. Die Marineros nicken anerkennend, der neue Nachbar, ein französisches Ehepaar, spricht ein Kompliment aus.

Jetzt noch die Taue festmachen und den Motor abschalten. 12:35, ganz so wie wir das gewollt hatten. Und gleich zum Marina Büro, Papierkram. Wie immer recht ausufernd. Alles Mögliche wird kopiert, ein 3seitiger Vertrag wird unterzeichnet – und dann wird diskutiert, ob ein Aufenthalt von 2 Nächten als 2 oder 3 Tage berechnet wird. Es sind natürlich 2 – hat die Marina Dame auch wieder was gelernt – aber wir müssen vor 12 am Freitag dahin sein. Wir werden uns bemühen 😊

Die Werft schickt uns gleich einmal den Mann für den undichten Durchbruch vorbei. So ganz glaubt er mir meine Theorie nicht. Aber wenn ich da eine neue Armatur will, dann kann er das schon machen. Avrio – Morgen, so gegen ½ 11, wenn’s recht ist. Ist es!

Ich nütze den Tag und kümmere mich um das Motoröl. Bei einem Schiff wird da nicht die Ölablassschraube geöffnet und alles rinnt raus – dann hätte man die ganze Sauerei im Schiff – sondern das Öl wird über die Öffnung des Ölmessstabes herausgepumpt. Ist ganz lustig, wenn die Messingpumpe bald so heiß ist wie das „betriebswarme“ Öl. Wir sammeln das in 2 PET Wasserflaschen und geben es dann bei der Sammelstelle ab. Der Ölfilter wird auch gleich gewechselt, wie sich das gehört. Genug geschwitzt, Feierabend. Zur Belohnung ein Eis für alle, also für uns zwei.

Am 2. Hafentag in der Früh, muss ich den Inverter ausbauen, damit der „Installateur“ auch zu der Verschraubung dazu kommt. Er bedankt sich herzlich für den vielen Platz, naja, kaum 45 cm in der Breite ist für echt große Werkzeuge nicht wirklich viel. Ich ziehe mich zurück und schau gelegentlich interessiert vorbei. Mit Feuer und Flamme sind sie bei der Arbeit, also wörtlich genommen, denn sonst wäre das Gewinde nicht aufgegangen.

Und sobald die alten Teile heraußen sind, sieht man es ganz klar: Meine Theorie stimmt, es rinnt direkt zwischen die beiden Rumpfschalen – Bingo! Die Montage der neuen Teile ist dann Standard, außer, dass besonders viel Sikaflex (eine Marine Dichtmasse) verwendet wird. Das soll ja auch eine Zeit lang halten. Ganz ehrlich: Mit meinen Werkzeugen wäre das schlicht unmöglich gewesen. So gesehen sind die 270€ netto für 2×2 Arbeitsstunden und das Material eine gute Investition.

Das Loch im Loch

Als ich dann in der Werft anrufe, wegen der Bezahlung, kommt die Überraschung: Die Batterien sind schon da und man könnte mir auch gleich den Elektriker schicken. Moch ma! Es ist schwül und brütend heiß, und ich beneide ihn nicht! Die sauschweren Batterien müssen zuerst aus dem Schiff raus, und die neuen dann wieder hinein. Fürs Tragen holt er sich einen jungen Kollegen. Ich ziehe mich nobel zurück und schone meinen Rücken, auch gut. In ca. 1h sind die Dinger montiert. Alles zusammen kostet der Stopp rund 1200€. Soll sein.

Junge starke Burschen, aber auch die kommen ins Schwitzen

Wir pritscheln noch mit dem Wasser herum, immerhin bekommt man das nur in Portionen zu 1000 Liter für 5 €. Knapp 200 Liter füllen wir in die Tanks, da ist also noch genug da für eine Bootsreinigung. Einmal entsalzen bitte. Eigentlich habe ich Skrupel, Wasser einfach so zu verschwenden, wir sind also nicht zu üppig beim Pritscheln. Außerdem war das die erste Reinigung, seit wir in Thessaloniki weggefahren sind, seit 6 Wochen also. Darf schon einmal sein. Dann sind wir fertig für die Abreise.

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