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Reise

Augen und Ohren Venedigs

Venedig war reich. Venedig hat den Handel in der Adria und in den Nahen Osten kontrolliert. Venedig wurde noch reicher. Und weil man sich Reichtum und Einfluss nicht wegnehmen lässt, will man die vollständige Kontrolle haben. Viele Städte in Kroatien sind aus diesem Grund entstanden. Aber auch in Griechenland waren die Venezianer aktiv. Das Fort von Korfu haben wir schon bewundert – aber es gibt noch viel mehr davon.

Heute verlassen wir Kypirissa, bringen noch schnell den Müll weg und dann geht’s los. Doch halt, schon wieder Schildkröten. So nahe wie ein Schwimmer auf der 1. Bahn im Sportbecken – und deutlich langsamer. Naja, die hat ja Zeit. Futter gibt’s, gejagt wird sie nicht, alles OK in deren Welt.

Wir reisen uns trotzdem los, räumen noch im Hafen unsere Fender weg und setzen bald danach die Segel. Weiter geht es die Küste entlang  nach Süden. Schon bald, bei Agrili steht ein sehr eigenartiges Gebäude am Strand. Ein Hotel, ein Silo?

Schräg, sehr schräg

Beim Näherkommen wird es immer deutlicher: Ein 4stöckiges Gebäude, mit vielen runden Türmchen und einem knallroten Dach. Daneben liegt ein mindestens 7 m hohes Pferd in der Wiese. Und rund um das Anwesen ist – nichts. Irgendwie schräg, doch das Internet gibt Auskunft. Da hat sich ein aus den USA zurückkehrender Grieche mit seinen Fantasien ausgetobt und dieses einzigartig (hässliche) Bauwerk geschaffen. War denn da niemand dagegen?? Gegen gutes Geld darf das sogar besichtigt werden, aber ich denke, der Andrang ist gering.

Die Küste ist in diesem Abschnitt recht flach, Gemüsefelder, Olivenbäume und Weinbau prägen die Landschaft. Selten eine Erhöhung oder gar Klippen. Nur bei Marathopoli müssen wir die Lücke zwischen dem Festland und Nisis Proti finden. Da „zwingt“ uns der Wind Butterfly zu fahren. Großssegel rechts, Genua links – genau vor dem Wind, aber trotzdem mit guter Fahrt. Das verlangt zwar Konzentration beim Fahren, dafür schaut Philia richtig mächtig und aufgeplustert auf. Viele Meilen können wir so dahin geleiten.

Eigentlich wollten wir in die große Bucht von Pylos fahren. Das ist mehr ein See, der zum Meer hin von 3 hohen Inseln abgeschirmt wird. Die Südspitze der letzten Insel ist vom Meer richtig zerfressen, so dass sich da Tore und Höhlen gebildet haben.

An der Einfahrt nach Pylos

Aber nicht nur wir wollen nach Pylos, ein Gewitter will das auch. Na, dann wollen wir nicht so sein und lassen dem den Vortritt. 5 Meilen vor uns liegt Methonis. Das ist ganz leicht zu erkennen: Da gibt es eine Klippe, darauf ein Venezianisches Fort und vor dem ein achteckiger ottomanischen Turm – ziemlich einzigartig. Und die Bucht ist riesig und sehr flach. Mit uns finden dort 15 andere Schiffe Platz, ohne jeglicher Drängelei. Da bleiben wir einmal für zwei Tage – Pause muss auch sein.

Der Ort Methoni ist dann irgendwie verschlafen. Tourismus, ja irgendwie schon, denn die Dichte an Tavernen ist beindruckend. Souvenierstandeln gibt es kaum – Flip-Flop Touristen auch nicht. Dafür sind die Preise ganz klein. Mousaka um 8 € haben wir schon sehr lange nicht mehr gesehen – es geht ja doch (noch).

Wasserschaden!
Im Winter kam das Meer auf Besuch in die Beach Bar und konnte sich nicht benehmen.
Da war das Meer noch nicht. Gäste aber auch nicht.
Kappern

Das Fort müssen wir uns natürlich ansehen: Uralt, so ca. 1200 Jahre, von den Venezianern dann als ein Überwachungsstützpunkt ausgebaut. Damals war aber nicht das militärische Fort und die zivile Siedlung getrennt, sondern die Stadt war innerhalb des Forts. Dementsprechend riesig ist die Anlage, ca. 2x 1 km! Unglaubliche 3 € kostet der Eintritt. Und dann schau dich auf eigene Gefahr um – griechisch halt. Außer herunterfallen ist alles erlaubt. An einer einzigen (!!) Stelle gibt es eine Absperrung. Der Rest ist „G’stettn voller Ruinen“ trotzdem eine tolle Stimmung, da selbst auf Entdeckungsreise zu gehen. Da muss einmal pulsierendes Leben geherrscht haben. Einige Tafeln erklären ein bisschen über die einzelnen Plätze. Wenig, aber genug um die Atmosphäre dieses Ortes aufnehmen zu können.

Nemoptera coa = Fadenhafte (gehört zu den Netzflüglern) hier häufig, bei uns unbekannt
Der ottomanische Turm von 1670 – oder so

Und am Pausetag?
Boat works. Im Heck wird endlich das Warmwasser für die Heckdusche vollendet. Eine weitere Fensterscheibe wird vorbereitet und in der Positionierlehre verklebt. Diese reichlich primitive Holzkonstruktion ist erstaunlich präzise. Müssen doch zum Beispiel 12 Bohrung exakt fluchtend und mit exaktem Abstand verklebt werden, damit das Fenster überhaupt montiert werden kann. Ob das dann auch noch dicht ist, ist dann eine weitere spannende Geschichte. Die Übung gelingt aber, und wir haben nun im Salon alle 5 Fenster erneuert. Statt Spiegelungen der Sonne in tausenden kleinen Rissen gibt es nun einen klaren Durchblick. Nein, es ist kein Loch, es ist ein Fenster!

Dann aber geht es weiter, weiter nach Osten. Das trifft sich gut, denn der Wind kommt genau von dort, also exakt auf die Nase. Bei schwachem Wind und zwischen Inseln aufkreuzen – ein wahres Geduldspiel unter voller Konzentration. Als die Bootsgeschwindigkeit unter 3 kt absinkt – davon bleiben dann kaum 2 kt in der gewünschten Richtung übrig – geben wir auf, zünden den Diesel und genießen so die vorüberziehende Landschaft. Wir wollen ohnehin nur schnell „um die Ecke“ nach Koroni. Das ist dann mit all dem Hin und Her auch fast 20 Meilen, aber – eh schon wissen – es drängt uns nichts.

Sobald wir um die Ecke kommen, drängt es dann doch. Das zurzeit übliche Nachmittagsgewitter gibt sich die Ehre von den Bergen hinter Kalamata zu uns aufs Meer herab zu steigen. Na, das wird eine zügige Anfahrt ins Ankerfeld. Schon von weitem einen Platz aussuchen, auf das Land zu, bis der Tiefenmesser nur mehr 3 m anzeigt – OK unter Kiel, also 5 m. Anker runter, leicht retour fahren, einrucken lassen, retour mit 2200 U/min, Kettenentlastung legen, fertig. So schnell waren wir noch nie verankert. Dann beginnt es auch schon zu tröpfeln. Gut gemacht, wir sind zufrieden.

So, wo sind wir hier wieder gelandet?  Eine Mole, dahinter kleine Fischerboote, dann das freie Ankerfeld mit insgesamt 7 Schiffen und patz für viel mehr. Der Ort selbst begrüßt uns mit einer langen Reihe von Restaurants und Tavernen direkt am Wasser. Gleich dahinter steigt der Ort steil den Hügel hinauf. Vielfältig in der Bauart und Ausrichtung ergibt das ein lebhaftes Bild. Und links vom Ort das Fort von Koroni. Diese Anlage wurde schon vor 1200 Jahren in Urkunden erwähnt. Koroni ist der erste Hafen nach den Ende der Welt, also westlich des mittleren Fingers des Peloponnes. Und somit wieder ein wichtiger Punkt, um Handelsrouten oder das Ankommen von Feinden zu beobachten.

Das Fort ist fast 1,5 x 3 km groß, einfach riesig für eine so alte Stadt. Stadt, weil damals auch die Zivilbevölkerung innerhalb der Mauern des Forts gelebt haben. Jeder, der das Fort einmal besessen hat, hat daran herumgebastelt, erweitert und verstärkt. Byzanz, Venedig, Türken, wieder Venedig, Franzosen, Engländer, Griechen, Deutsche und nun wieder Griechen. Eine lange Geschichte mit vielen Herren. Was hier aber immer noch anders ist: Innerhalb der beiden Ringmauern leben noch immer Menschen. Kleine Häuschen mit liebevoll gepflegten Gärten, „G’stettn“ mit mannshohem Gras, Olivengärten, mehrere Kirchen, ein Friedhof, ein Kloster. Eine der Kirchen ist der kleine Rest einer 3schiffigen Basilika von 890 n.Ch. Der Teil ist die Altarkuppel eines ehm. Seitenschiffes – irgendwie schon oag – oda?

Byzanthinische Kuppel von 890 n. Ch. steht immer noch

Irgendwie sind wir im Urlaubsmodus angekommen. Zwei Tage genießen wir das nette, ruhige und verwinkelte Örtchen. Touristen sind noch keine da oder einfach noch nicht wirklich merkbar. Schön, so haben wir uns das vorgestellt –

Griechenland

Upps – Griechenland.
Da haben wir doch glatt was vergessen: Schiffe die aus dem Ausland kommen, egal aus welchem, müssen beim ersten griechischen Hafen einklarieren.
Wir dachten, jetzt mit Schengen ist das nicht mehr so. Kroatien – Schengen, Italien – Schengen, Griechenland – Schengen. Also kein Einklarieren. ABER: In Kalamata nimmt man es sehr genau bei der Coast Guard, unangenehm genau. Die Freunde von Tikerak sind nun um 250 € ärmer.
Kein netter Gedanke …

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