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Reise

Auf nach Poros

Wieder liegt ein langer Tag vor uns, rund 45 Meilen über den Sarronischen Golf, vorbei an einer einzigen Insel, Agios Georgios. Die Insel haben wir schon in der Nacht gut gesehen. Sie ist von 20 Windrädern bevölkert, dafür keine Menschen. Die roten Lampen sind weit zu sehen, den Leuchtturm braucht es eigentlich nicht mehr.
Vorteil für uns: Wir können über lange Distanz die dort herrschende Windrichtung und ein bisschen auch die Stärke ablesen.

Schon kurz vor 8 geht es los. Zuerst aus unserer Bucht und um die Insel herum. Vorhergesagt ist kräftiger Wind aus dem Norden, so mit Böen bis 22 kt – knackig also. Wir lassen die Segel bis zum Kap lieber noch herunten und schauen uns einmal um. Vier andere Yachten sind fast gleichzeitig mit uns gestartet. Das gibt einen guten Überblick über See- und Windverhältnisse.

Am Kap dann fast enttäuschende 7 kt Nordwind. Auch gut – Vollzeug und einen schönen Segeltag. Zumindest bis Mittag, und damit der halben Strecke hält das an. Genau bei Agios Georgios schläft der Wind ein, so dass kaum 3 kt Fahrt übrig bleiben. Naja, wieder einmal der Motor. Wir wollen halt noch bei Tageslicht in Poros an den Kai gehen, was soll’s.

Es waren halt die letzten gesegelten Meilen dieser Saison.

Die Einfahrt nach Poros wird trickreich: Michi hat das Ruder, Claudio und ich machen die Navigation. Nach Poros fährt man einen schmalen schiffbaren Kanal zwischen Kai und einer langen Flachstelle hindurch. Das Fahrwasser ist kaum 40 m breit und macht mehrere Kurven. Legt da ein Schiff mit Buganker an, braucht es die gesamte Fahrwasserbreite für das Manöver. Gleichzeitig passieren aber Schiffe in beiden Richtungen. Sehr spannend. Immerhin haben Schiffe ja keine Bremsen, um mal schnell stehen zu bleiben. Und was die anlegenden Schiffe machen, ist immer unberechenbar. Gelingt das Manöver, muss es wiederholt werden …

Poros ist eine Halbinsel einer Insel, die nur knapp vom Pelopones, der ja selbst eine Halbinsel ist, getrennt ist. Der ganze Ort klebt auf einem Hügel, an dessen Fuß die Molen und Kais gebaut sind. Neben den vielen Charterschiffen, Poros ist quasi vor der Haustür von Athen, gibt es jede Menge an kleinen und größeren Fähren für Passagiere, Autos und kleine LKWs. Und alles wuselt durcheinander, nimmt aber auch durchaus Rücksicht, so dass jeder unbeschadet sein Ziel erreicht. Nur die Wellen sind manchmal unangenehm.

Fast wie am Attersee

Vorsichtig und langsam quetschen wir uns da durch. Immer ein Auge auf das Fahrwasser und eines auf Anlegemöglichkeiten, denn wir wissen auch noch nicht wohin.
Um die Ecke, gleich nach dem Platz für die Superyachten, am Beginn des langen Kais für die „normalen“ Schiffe, finden wir ein Plätzchen. Wir passen noch zwischen die Kaimauer und das erste Schiff. Michi macht ein einwandfreies Manöver, die Nachbarn helfen uns mit den Leinen. Noch ein wenig hin und her ruckeln, Abstand zur Mauer regulieren, Pasarella ausklappen, fertig, angekommen.

… und dann gleich beim Eisgeschäft vis a vis zuschlagen – das Leben ist schön!

Wir nutzen den zweitägigen Stopp in Poros für Entspannung und auch ein bisschen für mein Technikproblem. Schon wenige Minuten nach der Ankunft stoppe ich den Tankwagenfahrer und frage nach einem Motortechniker. Er gibt mir eine Nummer, rufe an und der Techiker verspricht in einer Stunde vorbeizukommen. Er will versuchen meinen Thermostat zu beleben. An meiner ganzen Geschichte ist er gar nicht interessiert, sondern er nimmt den Thermostat einfach mit in seine Werkstätte.

Was tut so ein Thermostat? Er regelt das Zusammenspiel zwischen innerem und äußerem Kühlkreislauf und damit die Motortemperatur. Und genau da hakt es. Ich bekomme immer wieder Warnungen, dass der Motor zu heiß ist und wirklich nichts hat bisher Abhilfe geschaffen. In 24 Stunden bekomme ich das Teil zurück, oder vielleicht auch einen etwas anderen. Mal sehen.
Nach 24 h ist der Mann tatsächlich wieder da: Der Thermostat öffnet etwas verzögert und dann recht plötzlich, also nicht ganz so, wie es sein sollte. Dann wurde er noch in Aceton gereinigt und jetzt …
Wer weiß? Also wieder einmal das Kühlmittel aus dem Motor auslassen und den Thermostat wieder einbauen. Bei der nächsten Fahrt wird dann die Temperatur mit gemessen.

Vor der Einfahrt die Überreste einer mächtigen Burg

Poros selbst ist reichlich unspektakulär. Verwinkelte Gassen, in hafennähe Touristenfallen, weiter weg vor allem enge Gassen. Nicht wirklich toll.
Toll hingegen ist die Lage: Die Stadt ist unglaublich gut geschützt und dahinter ragen hohe, dicht bewaldete Berge auf, deren Gipfel heute von Wolken umgeben sind. So wirkt die Szene eher wie ein Hafen auf einem Salzkammergut See. Irgendwie unerwartet und unwirklich für uns.

Aber auch schön entspannend!

Kythnos – Poros: 40 Meilen mit Kurs 280° – Navigation kann so einfach sein

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