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Reise

Ab in die Werft

Ich hab noch einen Tag, um Philia auf die Werft vorzubereiten. Um 10, nein gegen Mittag, nein lieber doch erst um ½ 5 kommt Daniel, der Rigger der Werft vorbei. Sollte er auf den Mast müssen, ist es einfacher, wenn das Schiff dabei schwimmt. Ich will das Rigg, also den Mast und alle Drahtseile die ihn halten, erneuern lassen. Das ist seit 21 Jahren nicht geschehen und wäre eigentlich an der Zeit.

Daniel kommt, sieht, diskutiert, misst, macht mit mir einen Plan. Am liebsten würde er den Mast gleich übermorgen vom Schiff heben lassen. Keine Ahnung warum er es so eilig hat. Jedenfalls reicht ihm der Besuch, um zum einen zu sehen, dass der Mast und der Baum ganz gut in Ordnung sind – ist schon einmal erfreulich. Ein neuer Mast kommt so auf 20 bis 25.000 € und das will ich nicht investieren. Muss ich auch nicht – gut so.

In der Früh um ¼ 7 mache ich die Philia für ihre letzte Fahrt in diesem Jahr bereit. Es ist noch recht dunkel, daher zumindest mit den Navigationslichtern. Immerhin fahren wir eine betriebsame Raffinerie entlang, an denen Anlagen große Tankschiffe be- und entladen werden. Ich fahr da mitten durch, ich will ja auch was sehen. Was ich noch nicht hatte war, dass selbst die 6 Bojen, an denen die Tanker festgemacht werden ein AIS Signal aussenden – ist aber sehr hilfreich, wenn man sie sucht, oder eben auch nicht sucht.

Der große hängt an 6 Bojen und holt sich mit dem Kran den Entladeschlauch an Bord

Vor der Werft heißt es erst einmal warten. Da ist noch kein Betrieb. Ein Schiff, Carpe Diem, hat seitlich angelegt, ich trödle frei schwimmend herum. Als es für die Carpe Diem dann los geht, ruf man mir zu, doch an der Boje festzumachen. Mach ich, aber eher halbherzig. Ich fasse mir die dicke Leine und binde die einfach an die Heckklampe. Bei dem Wind und bei kleiner Crew, geht das auch.

Das richtige Wetter für ein Saisonende

Nach einer halben Stunde bin ich dann dran, werden in die Kranbox gewunken. Die erscheint mir ungewöhnlich eng, ist auch nur für Monohull Schiffe geeignet. Katamarane passen da nicht her. Schon bald ist Philia mit 3 Leinen fest gemacht und ein Brett zu mir auf das Schiff gelegt. So kann ich problemlos aussteigen und mich dem griechischen Papierkram hingeben.

Aus, vorbei! Die Leinen gehören schon der Werft

Despina, wie auch sonst heißen die Griechinnen, checkt mich ein und sucht nach einem passenden Stellplatz für Philia. Das ist gar nicht so einfach: Insgesamt werden hier 450 Schiffe geparkt. Je nach dem, wann sie im Frühjahr wieder ins Wasser kommen, und natürlich wann sie angekommen sind, stehen sie weiter hintern oder weiter vorne. Dann kommt noch dazu, dass bei manchen Schiffen Arbeiten verrichtet werden. Bei Philia soll der Mast herunter und dann wieder hinauf. Beide Male muss ein LKW Kran nahe an Philia heran kommen können. Und dann ist es auch noch die Frage, wann diese Arbeiten ausgeführt werden sollen. Jetzt gleich, in ein paar Monaten, kurz vor der Abreise … Ein ganz schönes Puzzle Spiel so ein Werftaufenthalt.

Hauruck und raus aus dem Wasser

Es wird aber ein Platz für Philia gefunden, sie wird gekrant, gewaschen und auf einen hydraulischen Wagen umgesetzt. Der kann auf sehr engem Raum die Schiffe bewegen und ist im Schiffeschlichten viel besser als der Kran. Zum Schluss ist mein Nachbarboot, die Carpe Diem von vorhin, keine 60 cm von mir entfernt.

Umsetzen auf den Trailer und dann einschlichten

Dann bekomme ich noch eine Leiter ans Heck und das Schiff gehört wieder mir. Ach ja, Strom und Wasser brauch ich auch noch. Das gibt es aber bei den einzelnen Steckern und Wasserhähnen abzuholen. Alles easy.

Was nicht so einfach ist, ist die diversen Arbeiten zu vergeben und zu koordinieren. Zunächst kenne ich nur Christos, den Chef von Microyachts. Und Christos kennt eine Menge Handwerker, die bei Bedarf für ihn arbeiten, aber ihm nicht „gehören“. Die sind also da, wenn es ihnen passt und arbeiten auf 4 Werften gleichzeitig. Wen brauche ich also:

Daniel den Rigger: der soll den Mast legen, ihn pflegen und alle Drahtseile erneuern

Den Elektriker: Der muss sich um die Kabel im Mast kümmern

Pantelis der GFK-Mann: Die Maststufe ist etwas weich geworden und muss verstärkt werden

Den Edelstahl-Mann: Den braucht Pantelis für die Platte, die er unter den Mast einbauen will. Darum kümmert sich aber Pantelis. Der weiß aber auch, dass der Edelstahlmann derzeit recht ausgelastet ist.

Diese vier sollten aber zusammenarbeiten, damit der Mast in 4 Wochen wieder steht.

Dann brauch ich noch den Motor-Menschen, denn mein Wellenlager ist ausgeschlagen und die Propellerwelle wird gleich mit getauscht. Das kann er aber unabhängig machen.

Christos und seine Helferlein sollen den Rumpf, konkret das Unterwasserschiff abschleifen und ein neues Antifowing aufbauen. Alleine die Anstriche dauern 3 Wochen – zumindest!

Und zum Schluss kommt dann Pantelis wieder ins Spiel und wird mir die schönen Zierstreifen erneuern

Statt eines one stop shopping, ich erkläre einem was ich will und der bringt dann alle Profis zusammen, muss ich hier jedem einzeln nachlaufen! Zum Glück hab ich mir 8 Tage Zeit genommen, bevor ich nach Hause fahre – und gut war das. Denn ich brauch wirklich alle 8 Tage, bis ich mit all diesen Kerlen gesprochen und ihnen erklärt hab, was ich brauch. Alle haben sie versprochen, dass das alles „kein Problem“ sein wird. Na, ich bin gespannt. Auf jeden Fall bin ich 10 Tage vor meiner Abfahrt, geplant ist der 1. April, wieder in der Werft, um falls nötig Druck zu machen.

In den 8 Tagen hatte ich aber auch Zeit, ein paar andere Segler hier in der Werft kennen zu lernen. Zumindest die die länger da sind, haben alle das Ziel viele Arbeiten selbst zu erledigen und dann viel Zeit am Wasser zu sein. Ott und Piävi mit ihrer Nauticat aus Schweden, Anuschka aus Freilassing mit ihrer Hallberg Rassy 28 (ist die süß! – Das Schiffchen natürlich), die deutsche Crew der Marvin, die ich schon aus Epidauros kenne oder Rosi und Jochen mit ihren Kinder Oda und Sebastian, die mit viel Energie versuchen ihr neues 15 m Schiff aufs Wasser zu bringen. Ursprünglich sollte das im Juli sein. Jetzt wären sie über Ende Februar froh.

Ich bin gespannt, wie sich das bei mir alles aus geht.

Am 2. November wir die Philia zugesperrt und zugedeckt. Den Schlüssel bekommt Christos, dafür fährt er mich dann auf den Bahnhof zum Zug auf den Flughafen.

Wir versprechen uns noch, den Kontakt zu halten, damit ich weiß, was mit Philia alles geschieht – oder auch nicht geschieht.

Ich bin jedenfalls gespannt!

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