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Reise

Ab in den Süden

Wann immer möglich, mach man es sich nicht leicht im Leben! Wann ich nach Griechenland will, stand schon lange fest, was sich davor alles auf der To-Do Liste angesammelt hat ist aber beträchtlich:

Plötzlich und ungeplant steht ein Fenstertausch im Schlafzimmer an – am Freitag  von 8 bis ½ 4. Sofort danach sausen wir zu einem Chorwochenende, dass bis Sonntag um 4 dauert. Und von dort geht es zu einem Abend mit Freunden. Schön, sehr lustig, aber halt auch nicht entspannend. Dann wünscht sich die beste Ehefrau von allen, dass noch vor der Abreise, also innerhalb von 2 Tagen, der gesamte Holzboden geölt und poliert wird. Geht eh schnell, wenn die Zimmer schon ausgeräumt wären – sind sie aber nicht.

Zum Drüberstreuen gibt es dann noch 2 Arzttermine, Geld von der Bank holen (nur zwischen 9 und 13 Uhr gibt es bei der BAWAG Bares), eine letzte Gesangsstunde bei Anna und noch einen wichtigen Freundschaftsdienst am Dienstag Abend. Ach ja, zusammenpacken muss ich auch noch. Genau 30 kg Freigepäck und ein Handgepäckstück für „unter den Sitz“ hab ich gekauft, also noch einmal 8 kg dazu. Ob da alles dabei ist, was ich in dem Jahr brauche? Und, was ist denn schon am Schiff? Sicher werde ich was vergessen – so ist es dann auch.

Egal, um 04:40 steht das Taxi vor der Tür und bringt mich zum Flughafen. Im Security Check bin ich wieder einmal auffällig. Diesmal nicht als „Zufallsopfer“ sondern weil meine Morsetaste ein massiver Eisenblock ist. So, und dann erkläre einmal den Securities, was eine Morsetaste ist …
Naja, jedenfalls hab ich keine Sprengstoffspuren an den Händen, am Gürtel, am Rucksack, am Handy und an der Morsetaste. Auch eine schöne Erkenntnis.

Geflogen wird weil es nötig ist und nicht viel kostet – Ryan Air, Sklaventreiber der Lüfte. Ja, Flugzeuge kommen immer an und sind zumeist einigermaßen pünktlich. Die Sitze der Holzklasse fühlen sich tatsächlich so an. Das nächste Mal nehm ich mir einen kleinen Sitzpolster mit, der Po schmerzt schon nach 10 min. Das Unterhaltungsprogramm ist der verzweifelte Versuch der Crew, Jahrmarktsartikel zu verscherbeln. „Das Lieblings Parfüm des Stewards – heute besonders günstig“. Ich muss einmal fragen, ob die Gurkenhobel auch haben.

Was mich erstaunt war, dass wir beim „Eismann“ vorbei schauen, also zum Enteisen fahren. Es war offensichtlich ungewöhnlich kalt in der Nacht. Susi berichtet von Eisblumen auf den neuen Fenstern – allerdings außen.

In Nord Mazedonien überfliegen wie die noch immer schneebedeckten Berge. OK, man kann schon die Zungen der Schmelzwasserbäche im Schnee erkennen, aber immerhin liegt Schnee – und ich fahr ans Meer zum Segeln. Ist doch verrückt!

Nett finde ich, dass ich kurz danach einen Blick auf die Bucht von Thessaloniki erhaschen kann. Wenn ich mich richtig orientiert habe, konnte ich sogar die Mole des Nautic Clubs von Kalamata erkennen. Der Platz, wo wir die PHILIA gefunden haben. Irgendwie schließt sich da ein Kreis, auch wenn wir bisher nicht wieder nach Thessaloniki geschafft haben.

Bald ist unter uns wieder ein Wolkenmeer, in das sich das Flugzeug langsam hinein senkt. Darunter: Die Großstadt Athen, Regenschauer und Wind – und ich fahr zum Segeln?!? Egal, mit einem Leihauto bin ich 2 Stunden später in Agii Theodori bei PHILIA. Der Rumpf ist abgeschliffen und weiß, der Mast steht wieder drauf, innen ist alles OK, trotz der Arbeiten an Motor und Antrieb.

Warten auf den Frühling

Was nun beginnt ist das, was im Herbst beendet wurde: Arbeitsplanung. Dazu brauche ich Christos – und bekomme Natalia. Natalia ist die neue Flamme von Christos, ist Griechin aus Athen, hat 20 Jahre in Spanien gelebt und hat die unzuverlässige Art der Griechen, zumindest hier in der Werft, echt satt- sagt sie. Selbst ist die Frau: Arbeitsorganisation ist angesagt: Excell-Sheets mit allen zugesagten Aufgaben und dem Einwasserungstermin des jeweiligen Schiffes. Sogar mit Zeitabschätzungen für die Arbeitsdauer. Ein großer Schritt in die Zukunft. Bisher war alles auf Zuruf. Wer am lautesten schreit gewinnt. Wenn das Wetter „schlecht“ ist, steht der Laden einfach – sehr entspannt. Wird halt alles nur in der letzten Minute fertig, oder ein paar Tage später.

Und dann taucht Christos auf: Was ist noch zu tun, wann kann man das erledigen, wie passen die Arbeiten zusammen. Dauert halt fast den ganzen Nachmittag, bis der Plan steht – aber immerhin: wir haben einen Plan. Wetten würde ich jetzt keine abschließen, dass ich am 1. April von da wegkomme, aber es ist durchaus möglich – wenn, ja wenn: Das Wetter mitspielt (es muss trocken und nicht zu kalt sein), die Griechen alle Zeit haben, die Grundierung rechtzeitig trocknet und wir am Freitag PHILIA rechtfrüh auf den Trailer heben können.

Der Trailer, ein Anhänger mit großen hydraulischen Hebestempeln, ist die einzige Möglichkeit, an die Unterseite des Kiels zu kommen. Leider ist der Trailer aber sehr begehrt und beim Einwassern der Yachten fast ständig im Einsatz. Bekommen wir den erst am Freitag zu Mittag, dann wird es schon wieder eng für die Malerei: Abschleifen der zugänglichen Stellen (1 Stunde), Auftrag der Farbe, antrocknen lassen, nächste Schicht, antrocknen lassen … (zusammen 6 Stunden). Na, da wird es schon richtig finster hier in der Gegend. Ich muss einmal schauen, wo mein LED-Baustrahler hingekommen ist. Der sollte noch irgendwo im Schiff sein.

Wirklich geschafft habe ich heute nichts. Strom angeschlossen, ein paar Vakuumsäcke ausgepackt (da sind die Textilien drinnen, die hier überwintert haben), einen Teil meiner mitgebrachten Sachen am Tisch aufgetürmt – verräumen will ich sie erst morgen. Für heute reicht es mir.

Mal sehen, was wirklich alles gelingt.

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