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Kleine Kykladen

Nach Milos sind wir sehr ungeplant unterwegs. Die Trauminseln war erreicht und erobert – und jetzt?
Immer noch geistert die regelmäßige Gefahr des Meltemi in unseren Köpfen herum. Also muss die Reise von sicherer Bucht zu sicherer Bucht gehen. So kommen wir in die kleinen Kykladen. Für uns sind das die bekannteren Inseln Paros und Naxos und all der Kleinkram, der sich in deren Süden aufhält.
Wir erwarten Besuche und müssen auch auf einen Sprung „nach Europa“ zurück kehren

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Meltemi – oder so ähnlich

Wir haben uns in den Süden der großen Bucht von Milos zurückgezogen, denn es ist kräftiger SW Wind vorhergesagt. Kräftig heißt in dem Fall bis über 35 kt. In der großen Bucht bilden sich dann unangenehme Wellen, je weiter im Norden, umso höher werden sie. Das hat mit der Entfernung vom Ufer zu tun. Der Hafen liegt 2 Meilen im Norden, ist vielleicht also kein guter Platz.

Da alle Segler die Wettervorhersagen studieren, sammeln sich im Laufe des Tages immer mehr Schiffe in der Bucht an. Zum Schluss dann waren es 17. Im Gegenzug dazu konnte man sehen, dass der Hafen komplett leer war. Kein einziges Schiff auf den nach Süden ungeschützten Liegeplätzen. Ein paar verwegene sind an den nach Norden ausgerichteten Plätzen geblieben. Da sind dann die Heckleinen die wichtigste Verbindung und denen vertrauen die offensichtlich mehr als dem Anker.

Ruhe vor dem Sturm

Bei uns geht das Spiel zu Mittag los und bald heult der Wind mit jenseits von 30 kt im Rigg. Einige Segler sitzen vorne bei der Ankerkette und beobachten, was sich da so abspielt. Bleibt die Kette in den Böen gespannt oder wird sie lose. Das würde nämlich heißen, dass der Anker rutscht. Bei uns bleibt sie immer hart gespannt. Das bestätigt auch der Ankeralarm. Da bewegt sich nichts, und die Positionen von Philia beschreiben eine nach Lee klar abgegrenzte Banane – alles gut und kuschelig.

Am Abend kommt eine Superyacht, der es im Norden offensichtlich zu wild geworden ist und ankert neben uns. Also am Anfang neben uns. Schön langsam driftet sie zurück, gute 100 m. Dann schickt die Crew ein Dinghi aus, um besseren Ankergrund zu suchen. Bei dem bewegten Wasser sieht man aber kaum was. Sie probieren es ein zweites Mal und rutschen wieder. Dann beißen sie in den sauren Apfel und kehren zurück nach Norden. Lieber Wellen und einen gut haltenden Anker als herumrutschen. Der Chef war vermutlich nicht an Bord, da merkt er auch nicht, wie seine Crew agiert.

Wir fühlen uns auf Philia aber sehr sicher und schlafen beruhigt. In der Früh ist der Spuk eigentlich vorbei. Der Wind hat nach W gedreht und bläst mit kaum mehr als 10 kt. Meltemi war das keiner, denn der müsste aus dem Norden kommen. Der Wind war aber eine gute Übung, wie wir mit starkem Wind auf Ankerplätzen umgehen können und was unsere Philia dabei macht, nämlich nichts aufregendes. Sie schwoit um +/- 30° und das ist gar nicht viel. Große Schiffe wie Motorboote und Superyachten haben wir auch schon bei Drehungen um +/- 90° gesehen. Die stehen dann so quer zum Wind, dass sie alleine dadurch Schräglage bekommen.
Brave Philia!

Wir beschließen Milos zu verlassen und weiterzuziehen.

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Im Reich der Diebe

Kleftiko, die SW Ecke von Milos. Früher ein gefürchteter Ort, heute in touristischer Hot Spot. Täglich fahren da von Adamas Ausflugsboote hin. Segelyachten, die an Deck mit bis zu 20 Personen beladen sind. Jeder einzelne löhnt 130 € für die Tagestour rund um die Westküste von Milos, bis sie am Südwest-Eck Kleftiko erreichen. Uns erinnert das irgendwie an Flüchtlingsboote. Definitiv nichts für uns.

Wir haben einen anderen Plan: Mit einer Gruppe von Rod Feldmann entlang der Südküste paddeln, bis wir Klefitko erreichen. So an die 8 km sollen das sein, je Richtung. Susi und ich im Doppelsitzerkajak, das sollte sich von der Kraft her ausgehen. Außerdem weiß ich schon, dass es bei den Touren immer ausreichend Pausen gibt. Wird schon passen.

Um ¼ 10 holt uns Rod bei der Shell Tankstelle ab. Er kann halt nicht „nein“ sagen, und so wird Susi zu 3 weiteren Damen auf die Rückbank gequetscht. Die vier verstehen sich aber von Anhieb an prächtig und schnattern wie alte Freundinnen beim Klassentreffen. Am Einsetzpunkt werden von 2 Anhängern 17 Boote abgeladen, davon 5 2er, Schwimmwesten, Spritzdecken und Paddel verteilt. Susi und ich richten es uns in unserem Boot bequem ein und bald sind wir am Wasser.

Das Spannende an der Tour ist für mich nicht das Ziel Kleftiko, also nicht nur, sondern die ganze Südküste. Die strotzt nur so von Besonderheiten. Da gibt es alle Arten vulkansicher Gesteine. Fast weiße sehr feine Vulkanasche, dann darüber eine Schicht, bei der sich die Asche und Lavabrocken vermischt haben – das passierte immer dort, wo die Asche, Brocken und Meerwasser zusammengekommen sind. Das sieht dann aus wie Pfefferkörner in Mehl.

Noch weiter oben liegen Schichten von ehemals flüssiger Lava. Und an all diesen Schichten leckt seit Millionen Jahren das Meer, entfernt was weich ist, lässt stehen was hart ist. Das gibt dann eine sehr gegliederte Küste, mit Riffen, vorgelagerten Felsen, Einschnitten, Höhlen und Bögen.

Wir mit unseren Kajaks haben da keinerlei Berührungsangst und fahren oft nur ½ Meter an den Felsen vorbei oder passieren enge Passagen, stoppen ab, drehen das Boot um 90° am Stand, um durch die nächste Durchfahrt wieder hinauszuschlüpfen.

Ein besonderes High Light sind aber die Höhlen und Bögen. Da gibt es Höhlen, die gut 30 m tief in den Berg gehen, sich innen weiten, so dass man bequem drinnen umdrehen kann. Oder, dass ein Motorboot hinein fährt und drinnen Pause macht.

Manchmal ist die Decke hoch und der Raum weit, an anderen Stellen kann das Kajak nur hindurch gleiten, da die Passage für normales Paddeln zu schmal ist. Genau so vielfältig ist auch das Gestein in den Höhlen. In der einen hängen die Felsen spitz herab, in der anderen ist alles rund und weich. In einer Höhle sind die Wände aus weicher Vulkanasche, und die Decke aus Lava. Erinnert irgendwie an einen Dom mit der hellen Kuppel, nur eben umgekehrt.

Nach einer Stunde gibt es eine Pause an einem Sandstrand. Rod erzählt, dass im Winter 2015 die Stürme den gesamten Sand weggewaschen haben. Übrig geblieben sind kopfgroße runde Steine. 5 Jahre hat es gedauert, bis das Meer den Sand zurückgebracht hat. Unweit des Strandes gibt es einen Bogen, der zwar links und rechts aus weißer Vulkanasche besteht, der Bogen selbst ist aber einer dicken Schicht Lavabrocken belegt.

Kurz nach Mittag erreichen wir Kleftiko – und wir sind nicht die einzigen. Superyachten, Ausflugsschiffe, Segelyachten, … alles ist da. Erstaunlich, dass es sehr gesittet zu geht. Niemand macht „Party“ alle wollen Natur erleben.

Als wir nur wenige Meter neben einer Superyacht vorbei paddeln, werden wir freundlich begrüßt und fotografiert. Rod zeigt uns die tollsten Höhlen und Durchfahrten. Manche müssen wir auslassen, da da gerade zu viele Schwimmer unterwegs sind. Na gut, dann eben später. Wir umrunden noch einen Felsblock, also zuerst durch die schmale Einfahrt in die Höhle, dort scharf rechts, bei der breiten Ausfahrt wieder hinaus und dann rechtsherum bis wieder kurz vor der Einfahrt.

 Dort liegt eine Felsplatte wie eine Rampe im Wasser, und wir nutzen das um dort anzulanden. Viel Platz ist nicht, also werden die Boote gestapelt. Die 2er an der Rampe, die 1er etwas höher. Irgendwoher zaubert Rod einen seiner berühmten Tische.

Auf jeder seiner 12 Touren hat er einen Tisch versteckt, auf dem er dann das Lunch-Picknick serviert. Einfach aber gut: Humus, Schinken, Käse, Aufstrich von geräucherten Auberginen, Gurken, Tomaten, Brot – und als Nachtisch eine 6 kg Wassermelone. Natürlich alles in den Kajaks eingeschwommen. Klar, dass wir die Abfälle wieder mitnehmen.

Die Pause wird auch genützt, um zu schwimmen und mit Brille und Schnorchel die Unterwasserwelt zu erkunden. Es ist schon erstaunlich, wie flach die Einfahrt zur soeben befahrenen Höhle ist. Ganz flach machen, auf einen passende Welle warten und durchschlüpfen. Aber schnorcheln im Dunkeln? Ah, so dunkel ist es auch nicht, sobald sich die Augen anpassen. Da kleben schwefelgelbe Schwämme an den Felsen, und als Kontrast dazu ein violetter Belag – toll! Wieder im Hellen eine Vielzahl von Fischen, die die vielen Menschen offensichtlich gewöhnt sind. Keiner nimmt Reißaus, wenn man nahe kommt. Sehr schön.

Ach ja, warum Diebe und Kleftiko. Kleftiko bedeutet im griechischen „Dieb“. Und die Diebe haben die vielen Buchten, Winkel und Höhlen genutzt, um sich hier zu verstecken. Ist dann ein Schiff an dieser Ecke von Milos vorbeigekommen, wurde es angegriffen und ausgeraubt. War ein unfreundliches Eck, dieses Kleftiko.
Heute sind die Diebe die Kapitäne der Touristenboote, und die Touristen betteln förmlich darum, ihr Geld da lassen zu dürfen. 20 x 130 € = 2.600 € für einen Tag Schifferlfahren. Vielleicht werde ich im nächsten Leben doch Touristenschleuderer in Milos!

Zurück geht es dann in recht direkter Fahrt, aber nicht zu schnell, um nicht mit anderen Teilnehmern tratschen zu können. Zum Schluss wieder ein paar Felspassagen, wer mag. Wir probieren eine und werden an der engsten Stelle von den Wellen eines Schiffes erfasst. Statt 20 cm plötzlich 100. Das schwappt neben den Felsen dann schon ganz schön heftig. OK – wir fahren lieber doch außen herum.

Am Ziel sind wir dann doch recht froh wieder aus dem Boot zu kommen. 18 km + Wellen, das ist dann doch anstrengend. Etwas mehr Gymnastik und Dehnung in den Wochen vor der Tour wäre nicht schlecht gewesen. So sind wir froh im Auto zu sitzen und Richtung Philia zu kommen.

Kaum sind wir am Schiff, machen wir es fertig zum Ablegen. Für morgen Mittag ist kräftiger Südwest-Wind vorhergesagt, Kräftig, das ist so an die 30 – 35 kt (60 km/h). So ein Wind und der Ankerplatz vor Adamas, das ist keine gute Kombination. Wir werfen den Motor an und verlegen und an einen Strand im Süden der Bucht. Barbara und Stefan mit der LAUSA sind schon da, fünf andere Schiffe auch. Wir suchen uns einen guten Platz und legen 30 m Kette auf den Sandgrund in nur 4 m Tiefe. Das sollte allemal reichen – sagt die Theorie! Aber was sagt die Praxis? Nun ja, LAUSA hat auch 30 m Kette draußen und die haben schon viel stärkere Winde erlebt. Wird schon passen.

Am späteren Abend kommen dann noch ein paar Schiffe dazu, etwa 10 sind wir bei Sonnenuntergang. Der Blick zurück zeigt, dass das Ankerfeld in Adamas fast leer ist und auch im Hafen sind kaum Schiffe zu sehen.

Da hat wohl wer den Wetterbericht ernst genommen.

Wir gönnen uns noch eine gegenseitige Rückenmassage und fallen in einen tiefen Schlaf.

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Über Stock und Stein

Ich hab Susi ja von meiner Paddeltour zur Schwefelmine erzählt, und dass man da auch vom Land her hin kann. Das wollen wir ausprobieren! Aber mit Moped auf griechischen Schotterpisten? Nicht umsonst ist die Gegend als „no service area“ für die Verleihfahrzeuge gekennzeichnet. Wenn Du dort ein Problem hast, schau, wie Du es gelöst bekommst! Wir helfen Dir nicht!

Egal, wir probieren das. Immerhin ist die „old sulphur mine“ auf den Karten markiert und am Straßenrand angeschrieben. Und Google kennt den Weg natürlich auch. Einen Teil der Strecke kenne ich, von der Anfahrt zum Paddeln. Dann aber geht’s eine nagelneue EU-finanzierte zweispurige Straße entlang. Lange Zeit kommt uns nichts entgegen, überholt uns auch nichts. 13 km Straße nach nirgendwo, die keinen wirklich interessiert? Eigentlich nicht ganz: Es gibt ein paar LKW für die aktiven Minen und für die Müllhalde – aber sonst ??? Naja, hat ja wer anderer bezahlt

Von der „schönsten aller Straßen“ geht der Sprung unmittelbar auf eine sehr griechische Staubstraße, der Weg zur Mine. Eigentlich hat die Straße ja keine wirkliche, kommerzielle Funktion mehr. Niemand macht ein Geschäft damit, sie zu benützen. Entsprechend ist ihr Zustand: An manchen Stellen wie frisch hergerichtet, an anderen Stellen felsig und ausgefahren. Und wir mit dem Roller mitten drin. Irgendwie erinnert mich die Fahrerei an meine Jugend, als wir mit unseren Straßenfahrrädern im Wald über Abhänge, Wurzeln und Steine geradelt sind. Wohl überlegt, langsam, mit viel G’spür.

Bis ganz hinunter schaffen wir es nicht, das wird uns dann insgesamt zu steil und wild. In einer Ausbuchtung wird die „Maschin“ abgestellt und wir wandern zu Fuß weiter. Ich kenn die Schwefelmine und die Aufbereitungsanlage ja schon. Aber auch von der Landseite gibt es spannende Einblicke und Perspektiven.

Der Strand ist nahezu schattenlos, aber wir finden einen Platz unter der kleinen Brücke. Auch ganz nett. Viel interessanter ist aber das nördliche Ende des Strandes. Dort ist das Wasser milchig trüb – obwohl bio – Steine und Sand schillern in rostroten Tönen. Warme Quellen bringen Eisen aus dem Untergrund mit. Sie sind aber zu schwach, um das Meer zu erwärmen. Wir stellen uns in den groben Sand und lassen uns ein wenig einsinken. Die Fersen werden plötzlich warm umspült, so als hätte man eine Fußbodenheizung. Warme Fersen, kalte Zehen – seltsames Gefühl.

Nach einer guten Stunde treten wir den Rückweg an, langsam, Schritt für Schritt die staubige Straße hinauf. Es ist doch sehr heiß und steil. Das Moped enttäuscht uns nicht und schafft die ausgewaschenen, steinigen Passagen ohne Probleme.

Und dann? Kontrastprogramm – beach life in Paleochori. Das ist der Ort, den ich vom Einsetzten für die erste Paddeltour kenne. Heute ist dort volles Programm. Drei verschiedene Anbieter vermieten Strandbetten. Voriges Jahr in Lemnos waren die Betten gratis, und man hat halt eine Konsumation erwartet. Hier läuft das anders. Die Betten gehören zu Hotels oder Tavernen. Die Preise – „wohlfeil“ Also für die Himmelbetten in der ersten Reihe am Wasser werden gerne 110 € genommen, weiter hinten fallen die Preise auf 80 €. Nicht pro Woche, pro Tag, oder auch für nur eine Stunde. Konsumation wird trotzdem erwartet. Die spinnen!!

Da ist es schon billiger sich ein IKEA Bett mitzubringen und danach an andere Urlauber weiter zu verkaufen. Da täten sie schön schauen, die gierigen Griechen 🙂
Weiter weg vom Parkplatz finden wir Strandbetten+ Schirm um 30 €. Irgendwie ist auch das noch verrückt – aber es ist Urlaub, was soll’s.

Lustig ist, dass am Bett neben uns, das Anfangs leer war, ein Paar aus Wels Platz nimmt, dass wir beim Aufstieg auf die Kirche bei Plaka schon getroffen haben. Unsere damalige Erzählung von unseren Abenteuern mit Philia hat sie lange beschäftigt. Um so mehr haben wir jetzt zum Plaudern. Planbar wäre so ein Treffen nicht gewesen.

Pünktlich um 6 stellen wir das Moped zurück zum Verleiher. Aus lauter Verzückung, lässt er uns 5 € nach 😉 Wir ziehen uns wieder zurück auf Philia und bereiten sie für den morgigen „Pit Stop“ im Hafen vor.

Nach über 20 Tagen müssen wir wieder einmal anlegen, Wasser bunkern, die Batterien vollladen, Wäsche waschen. Philia täte eine Vollwäsche auch gut – bekommt sie auch. Unglaublich, wie schmutzig das Wasser ist, das wir vom Deck spülen. Der Wind hat Staub mitgebracht. Die Hafengebühr überschlägt sich wieder: 12,47 € incl. Strom, Wasser ist frei.

Einziger Nachteil an diesem Hafen: angelegt wird mit Buganker und das führt meistens zu unglücklichen „Verkettungen“. Zusätzlich kommen in dem Hafen durch die Wellen der anlegenden Fähren die Schiffe ins Schwingen, und zwar so heftig, dass schon einmal die Masten aneinander schlagen – gar nicht schön. Die können sich nämlich auch verhaken und bei so einer Aktion abbrechen. Kostet dann schlappe 20.000€ und 5 Monate Lieferzeit. Selbst wenn die Kaskoversicheurng einen großen Teil davon übernimmt, ist das nicht wirklich prickelnd. Wenn man Glück hat, reißt es einem nur die ganze Ausrüstung von der Mastspitze. Funkantenne, Windmessgerät, Ankerlicht – auch kein Spaß! Also lieber gut Abstandhalten zu den Nachbarn.

Natürlich ist man anderen Schiffen behilflich, wenn sie anlegen. Die Landleinen entgegennehmen und zumindest für den Augenblick festmachen, das hilft ganz ungemein! Bei so einer Aktion kommt eine alte Ketsch (Zweimaster) mit österreichischer Flagge in den Hafen. Wir kommen sofort ins Gespräch. Barbara und Stefan sind mit ihrer LAUSA, einer fast 50 Jahr alten Amel Europe, seit 10 Jahren in Griechenland unterwegs. Diesmal wieder ein ganzes Jahr, sonst immer nur im Sommer. Schnell steht fest, dass wir gemeinsam Abendessen gehen. Dabei bleibt es aber nicht. Aus dem Abschlusstratsch am Steg wird noch ein Absacker (Wasser aus dem Kühlschrank + Holundersaft) bei uns im Cockpit. Dauert etwas länger – bis fast 2 Uhr! Aber der Weg nach Hause ist ja nicht weit.

Philia bekommt noch 40 Liter Diesel, dann wollen wir sie wieder in das Ankerfeld verlegen. Wenn das so leicht ginge. Einige Schiffe sind gerade dabei anzulegen und die Marineros erstmals aktiv bei der Arbeit. Heute wollen sie Yachten schlichten. Was keine wirklich gute Idee ist, wenn wir abfahren wollen und viel Platz haben – also sicher keinen Nachbarn, der seine Kette noch schnell über meine legt. Nein, die Marineroas wollen links und rechts von uns anlegen lassen. Einen können wir verhindern, den anderen nicht. Und der ist klug genug, um seine Kette sehr nahe an unserer zu werfen.

Wir legen also ab, ziehen die Kette hoch. Dauert ein bisschen, es sind ja 50 m draußen und das ist gut so. Denn als unser Anker an die Oberfläche kommt, bringt er was mit – den Anker des Nachbarn! Echt jetzt?!?

Naja, wir sind im Augenblick weit weg von anderen Schiffen, so mindesten 35 m, also haben wir Zeit für die Entwirraktion. Bootshaken und ein Tau von hinten holen. Das Tau am Bug befestigen und mit dem Bootshaken unter dem fremden Anker durchfädeln. Dann meinen Anker ablassen und dann meine Kette aus dem fremden Anker befreien. Das Tau dann ins Wasser lassen und damit den fremden Anker auf den Grund fallen lassen. Der „zum Glück nicht Nachbar“ schaut von seinem Bug aus gebannt zu. Ich kann ihm jetzt aber auch nicht helfen. Muss erhalt seine Kette dichtholen und dabei hoffen, dass sich sein Anker wieder eingräbt.

Wir fahren jedenfalls los ins Ankerfeld. Zufällig genau an den Platz, von dem wir vorgestern abgefahren sind. Beim Abtauchen des Ankers finde ich neben dem Schiff in 6 m Tiefe eine Plastikklemme, die mir vor 3 Tagen über Bord gefallen ist. Auch gut.

Den Rest des Tages verbringen wir mit Baden und faul sein.
Immerhin fehlt uns ein Teil der letzten Nacht.

… und außerdem haben wir morgen was vor.

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Der Nordwesten

Also Plaka bei Tag, das ist der Plan. Gemütlich gehen wir es an, wie immer eigentlich. Sind wir einmal an Land, sind wir in kaum 15 min in Plaka. Diesmal nicht am Parkplatz, sondern fast im Zentrum. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Um nicht ganz in die Tageshitze zu kommen, ziehen wir sofort los, um auf den höchsten Punkt, das alte Fort zu kommen. Ein Aufstieg entlang malerischer Gässchen und mit postkartenwürdigen Ausblicken. Türkis schillernde Buchten, strahlend weiße Häuser an die Hügel geklebt, ein Blick über das Meer auf die umliegenden Inseln und natürlich auf die Insel Milos selbst. Kitschig schön!

Gut, dass wir eine Wasserflasche mitgenommen haben, so gelingt der Weg hinauf leichter und die Pause oben an der Kirche ist angenehmer. Toll ist es da oben. Wenn man genau schaut, kann man vor Adamas sogar unsere Philia vor Anker sehen.

Der Abstieg ist natürlich leichter und wir verlieren uns in den verwinkelten Gassen des Dorfes. Das Lokal von gestern hat schon offen, ist aber nicht so knack voll besetzt. Da kommt man dann angenehmer durch und zu den netten Ecken im Ort. Eh fast wie immer: Souvenir und (echte) Kunst in kleinen Geschäftslokalen. Manches ist wirklich nett, manches echter Ramsch.

Nach einer Runde reicht es uns und wir legen eine Pause in einer Taverne unter Bäumen ein. Was zu trinken und ein Joghurt mit Früchten und Honig. Volltreffer! Joghurt mit Honig ist uns ja bekannt, aber Stückchen von Wassermelone oder Apfel dazu – das hatten wir bisher noch nicht. Das wird sofort in unseren Speiseplan aufgenommen.

unbedingt nachmachen

Nach der Pause beschließen wir das alte Amphitheater zu erforschen. Das ist oberhalb von Klima zu finden, unweit des Fundortes der Venus oder eigentlich Aphrodite von Milos. Das Original steht als kolonialistische Raubkunst im Louvre in Paris. Die Dame war schon auf einen türkischen Frachter verladen und wurde dann durch einen französischen Offizier mit vorgehaltenen Waffen überzeugt, doch lieber mit nach Paris zu kommen. Dann macht man so ein Kunstwerk zum persönlichen Geschenk an den König und die Besitzverhältnisse sind ein für alle Mal geklärt.

Am Weg zum Theater fallen uns eine Reihe von alten Windmühlen auf. Die müssen wir natürlich sehen. Wobei, es ist klar, dass keine einzige davon funktioniert. Das sind heute „originelle“ und luxuriöse Touristenunterkünfte. Schön sind sie trotzdem.

Aber zurück zum Amphitheater. Das Ding stammt eigentlich aus der römischen Periode, also  rund 400 Jahre vor der Zeitwende. Wie so vieles wurde es im Laufe der Jahre zerstört, in dem Fall aber besser als zuvor wieder aufgebaut. Baustoff?

Na, nehmen wir halt mal was richtig teures: Weißer Marmor ist gerade gut genug. Und dann machen wir es groß, richtig groß, so für 7 bis 8.000 Besucher in, sagen wir 50 Reihen. Die Hintergrundkulisse bildet die Insel und das Meer. Für das passende Licht sorgt der Sonnenuntergang. Hat doch was, oder?
Die Frage die sich mir stellt: Wo kamen die 8.000 Leute her, die die Vorstellungen besuchten? OK, in Milos gab es schon immer viel Bergbau. Aber hat man die Bergbausklaven zum Theaterbesuch eingeladen?

2500 Jahre alt und immer noch gestochen scharf.
Zur gleichen Zeit hat in Hallstadt der Salzbergbau seine Blütezeit erlebt (Bronzezeit)

Spannend ist, dass das Amphitheater, oder das, was davon ausgegraben wurde, frei zugänglich ist. Da gibt es einen Teil des Zuseherraumes mit den Marmorsitzen. 800 Leute finden heute noch im Theater Platz. Die Spielbühne lässt sich erahnen und das Bühnengebäude (= die Kulisse), also die 2 von 7 Abschnitten die noch erhalten sind, sind ein beeindruckendes Beispiel für die damalige Steinmetzarbeit. Wie fein da gearbeitet wurde und wie gut das zum Teil noch erhalten ist – unglaublich!

Nein, keine moderne Kunst – Verwitterung an einer Mauer.
Oder einfach vulkanisches Gestein mit vielen Gasblasen

Als Besucher darf man sich völlig frei im Theater bewegen, griechisch halt. Diese Offenheit wird von den Besuchern wertgeschätzt – es gibt weder Verschmutzungen noch Schmierereien. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass der Ort des Theaters nicht leicht zu erreichen ist und den „Fritz liebt Anna“ Schmierern der Weg einfach zu beschwerlich ist. Ich glaub ja, dass kaum ein einheimischer Grieche das jemals besucht hat.

Bühnengebäude
Das ist weniger als 10tel des Zuschauerraumes
feel free to walk around

Wir verweilen eine Zeit lang, blicken hinab auf das Meer und den Ort Klima. Der hat auch was Besonderes: Dort gibt es kleine Häuschen am Meer, die im Obergeschoß bewohnt sind und im unteren Geschoß, quasi auf Höhe des Wasserspiegels, breite Tore für das Winterlager der kleinen Fischerboote haben. Damit das alles nett aussieht, sind die Fenster und Türen bei jedem der Häuschen in einer anderen Farbe gestrichen. Man sieht’s halt vom Land aus nicht wirklich. Segler sind im Vorteil 😊

Am Weg zurück in die Zivilisation entdecken wir in Trypiti eine urige Taverne. Da ist zwar um 6 echt noch nichts los, aber wir sind willkommen. Das vor allem auch, da wir sofort sagen, dass wir es nicht eilig haben und sehen, dass die Köchin gerade Pause macht. Also alles sehr gemächlich. Während wir so da sitzen und die Aussicht genießen, müssen wir mit dem Mopedverleiher noch abklären, dass wir das Moped weitere 24 h haben können – können wir!

Es war ein guter Tag

Gegen 8 geht es zurück nach Adamas. Auf halben Weg stoppen wir bei einer Bäckerei und holen noch frisches Brot für das nächste Frühstück.
Moped beim Hafen abstellen, umsteigen auf’s Dinghi, zur Philia fahren –

– fertig

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Am Rand von Milos

Milos ist eine große Insel und selbst der Hauptort, hier nicht Chora sondern Plaka genannt, liegt zu weit vom Hafen, als dass man zu Fuß hin könnte. Obwohl es recht gute Busse geben soll, mieten wir uns lieber ein Moped. Irgendein Honda Roller mit 125 ccm, also etwas Kraft hat er schon – und die werden wir auch noch brauchen.

Faul wie wir den Tag durchleben, sind wir erst um ½ 6 Abends beim Verleiher. Es gibt mehr als ein Dutzend alleine in Adamas, wir nehmen den, der der Dinghianlegestelle am nächsten liegt. 25 € für 24 h. Kein Schnäppchen aber immerhin, wir sind mobil.

Die erste Reise ist nur kurz, quasi um’s Eck, und führt uns an die Nordküste nach Sarakiniko. Achtung: in den Landkarten von Milos ist das als „Hot Spot“ beschrieben. Wir machen uns also auf was gefasst. Einerseits tolle Landschaft und andererseits 100.000 Touristen. Na, mal sehen!

Jetzt muss man zur Geologie von Milos etwas wissen. Der alte Vulkan hat damit begonnen, viel feine, fast weiße Asche auszustoßen. Die hat sich angehäuft, mal feiner, mal weniger fein und verdichtet. Später ist das dann von Lavabrocken oder gar Lavaströmen zugedeckt worden. In Sarakiniko liegt diese helle, weiche Schicht frei und bildet die Küste. Leicht vorzustellen, was das Meer mit solchen weichen Felsen macht – dran herum schlecken.

Wir fahren also los, alles gut beschildert, bis zu einem Parkplatz mit allerlei Gefährten. Vom Mercedes G über Quads bis zu Mopeds steht da alles herum. Kaum steigt man aus, steht man vor einer Schlucht. Die Gegenseite ist dieser weiße Felsen. Da tief eingeschnitten, dort zu seltsamen Formen rundgeschliffen. Wir wandern los und staunen.

Kurz vor dem Wasser ein rostiges Eisengestell, auf dem wohl einmal ein Schild montiert war: „Runterfallen verboten“ oder so ähnlich. Naja, versteht sich von selbst. Wir stehen am Dach einer ausgewaschenen Höhle, gut 15 m über dem Wasser. Der Boden hat an einigen Stellen spalten, aus denen man die gluckernden und stöhnenden Geräusche der Wellen in der Höhle hören kann.

Der Hügel darüber dient heute als Fotokulisse – für Hochzeitsfotos. Da reich es heute nicht mehr, dass da das Hochzeitspaar und der Fotograf zugegen sind, da muss dann auch noch ein Mann mit Videokamera dabei sein, um den Vorgang der Fotographie auf das Hochzeitsvideo zu bannen.

Zur Draufgabe gibt es dann noch Fotos vom Brautpaar, auf einer Felsnase stehend und von einer Drohne aufgenommen. Wie war das früher doch einfach!

Selbstauslöser, geht doch!

Ganz deutlich ist zu erkenne, dass in das Gelände mit einem Bagger ein breiter Weg geschaufelt wurde. Damit sich von den Besuchern niemand weh tut. Sinnvoll? Naja! Wir umwandern einen tiefen Einschnitt, den einzigen echten Sandstrand und dann wieder die Klippen hinauf. Na, da ist was los!

Hier trifft sich die Jugend von Milos zu Mutproben. Von einer eingestürzten Höhle steht noch eine Brücke, von der Höhle gibt es noch den Pool mit den Deckentrümmern. Die liegen aber so gut, dass man dort, und nur dort aus dem Wasser steigen kann. Auf der anderen Seite, also von der Felsbrücke oder den Dächern der umliegenden Höhlen, zwischen 3 und 9 m hoch wird heruntergesprungen. Zum Teil mit parallel springenden Müttern samt Kamera, aber immer unter Anfeuerung durch die Zuschauer. Auch ein Spaß für das Volk, und das ganz ohne Internet.
Alle Altersgruppen sind da zu finden, Abenteuerlust, Selbstbestätigung und Testosteron sind da im Spiel.

Uns interessieren die Felsen und die Formationen aber viel mehr. Unglaublich, was sich da alles geformt hat!

Zurecht ein Hotspot.

Zum Abschluss wollen wir noch was Essen gehen, nicht gerade in Adamas. Also ab Richtung Berge. Beim ersten Dorf biegen wir ein und hoffen auf gut Glück einen Dofplatz und dort eine Taverne zu finden. Was wir finden sind verwinkelte Gassen, die immer enger werden, mit Autos so verstellt sind, dass wie mit dem Moped nicht durchkommen, oder als Sackgasse enden. Rückzug! Einfach den Weg hier heraus finden wäre schon toll. Irgendwie gelingts und wir finden uns in Plaka wieder. Also eigentlich 200 m vor Plaka. Da steht ein „Einfahrt verboten“ und eine Dame dabei. Moped hier drüben abstellen. „free walking“ statt „free parking“ – ein netter Versprecher.

Wir steigen in das Dorf hinauf und wissen sofort, dass wir das morgen bei Tageslicht wieder ansehen müssen. Für genauere Inspektion ist jetzt aber der Hunger zu groß. Ein recht touristisches Restaurant ist bald gefunden du am A4 Bestellzettel (wo gibt’s denn so was?!?) Mousaka und Souvlaki angekreuzt. Wenigstens die Qualität passt. Touristisch bedeutet hier, dass in der Kaffee Bar nebenan 2 Kugeln Eis um 7 € (!!) angeboten werden. Obacht mein Freund, Obacht!

Wir schlendern noch durch die Gassen und finden ein Lokal mit griechischer Live Musik. Über den Zaun lauschen wir ein paar Minuten, schwingen uns dann lässig auf das Moped und rauschen durch die Nacht. Ehrlich? Selten mehr als einen 30er, wir wollen ja gesund bleiben. Gleich neben der Dinghanlegestelle finden wir einen Platz für das Moped und suchen dann in der Dunkelheit unsere Philia. Die ist natürlich noch nicht beleuchtet – wie denn auch – aber die Übung gelingt.

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Eigener Kiel, eigene Kraft

Schon vor fast 20 Jahren, als ich gerade mit dem Paddeln begonnen habe, habe ich die Seite www.SeakayakGreece.gr entdeckt. Rod, ein gebürtiger Australier, hat damals begonnen in Milos Seekajaktouren anzubieten (www.seakayakgreece.com). Wir haben damals ein paar Mal hin und her gemailt. Ich denke, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, einmal bei Rod „anzuklopfen“, ob er nicht Platz auf einer seiner Touren für mich hat.

Hat er! Schon morgen geht es los.

Ausnahmsweise ein Sonnenaufgang!

Abholung um 9:45 bei der Tankstelle in Adamas. Dort hin finde ich. Wir sehen sie von unserem Liegeplatz, ein kleiner Sandstrand, um das Dinghi dort abzulegen, ist auch da. Ich bin also gestellt. Im Trockensack Sonnenschutz und Hut, Paddelhandschuhe,  Taucherbrille, Fotoapparat, viel Wasser. Rod kommt pünktlich und wir fahren weiter nach Paliochori, ganz im SE der Insel. Dort ist ein großer Sandstrand und Platz für unsere Vorbereitungen.

Die graue Möve ist jung und bettelt alle an. Die weiße ist eine Elternmöve, die aufpasst, dass nichts passiert.

Bald liegen 12 Boote am Strand und aus dem Anhänger werden noch Paddel, Schwimmwesten, Trockensäcke und Kühltaschen mit dem Picknick ausgeladen. Die Gruppe ist bunt zusammen gewürfelt. Ein Paar aus D und AT, die in Salzburg leben, ein Paar aus Hamburg, eines aus Dänemark, 3 junge Leute aus Neuseeland, Rod (AUS) und sein zweiter Guide Dario (IT) und ich. Ziel des Tages: Einfach die Ostküste ein Stück nach Norden, so ca. 6 km je Richtung. Gemütliches Paddeln und ganz viel schauen.

Milos bietet ja einiges, rein geologisch. Da ist es dann schon ein Vorteil, wenn Rod gelernter Geologe ist und sich mit den verschiedensten Gesteinsschichten, deren Zusammensetzung und ihrem Alter auskennt. Die ältesten Steine die er uns zeigt, sind so an die 2 Mio. Jahre alt, andere, nicht vulkanische Inseln sind 1000mal älter! Die Ablagerungen der großen Eruptionen sind 900.000 Jahre oder jünger. Und die Gegend ist immer noch aktiv.

Das Wasser hier, fern von Siedlungen, ist glasklar. Nur an manchen Stellen wird es plötzlich gelblich milchig. Keine Angst, pur Natur. Das sind die Stellen der Thermalquellen. Die sind in Milos fast alle im Meer und bringen viel Eisen mit. Entsprechend rostrot sind in dem Bereich die Felsen und der Sand. Gräbt man dort ein wenig im Sand, findet man bald warmes bis heißes Wasser. Warm, das fühlt sich an wie Fußbodenheizung im Meer, heiß ist zu heiß, um die Finger lange drinnen zu lassen.

Das Wasser ist trüb und die Felsen rostrot – ein sicheres Zeichen für warme eisenreiche Quellen

Unglaublich sind aber die Felsen. Die sind nadelspitz gezackt oder weich wie ein Polster, blütenrein weiß und weich wie lose Tafelkreide – das ist dann der Rohstoff für feinstes Porzellan, lachsrosa, grünlich, manche mit einem leichten Blaustich, braun bis hin zu grau. An manchen Stellen sieht man die Schichtung der vulkanischen Auswürfe gut, andere sind Anhäufungen von Lavaschutt oder erstarrte Lava
Man kommt mit dem Schauen nicht nach.

Diese gegliederte Küste mit ihren vielen Felsen im glasklaren Wasser verleitet natürlich, mit den Kanus zwischen den Felsen hindurch zu tanzen. Enge Passagen, Drehungen fast am Platz, einen Augenblick warten, bis die nächste Welle die Passage ermöglicht. Spielen im und mit dem Wasser.

Überreste von Verladerampen und Minen. Ein Teil der künstlichen Höhlen wurden aber auch als Wohnräume genutzt. Schichtmodell 12 Tage Arbeit / 8 Tage frei

Entlang der Küste findet man immer wieder alte Stollen. Der mineralreiche Boden von Milos wurde seit jeher ausgebeutet. Ein Teil des Silbers der ägyptischen Pharaonen stammt zum Beispiel von hier. Der Wendepunkt unserer Reise ist ein Strand, der ein wenig nach Schwefel riecht. Kein Wunder, wieder eine warme Quelle und schwefelgelbe Ablagerungen an den sonst fast weißen Steinen.

Höhle im Lavagestein

Ein Stück weiter, gibt es eine befahrbare Höhle. Eigentlich ziemlich groß! Immerhin passen da mehrere Kayaks gleichzeitig hinein und können drinnen sogar umdrehen!

Die Aufbereitungsanlage mit Schrägaufzug und den verschiedenen Mahlwerken. Weiter untern dann Schmelze und Kesselhaus.
Die gelblich – grünlichen Steine an der Böschung sind das schwefelhaltige Gestein

1935 bis 1985 wurde hier industriell Schwefel gewonnen. Als man die sehr schwefelreichen Ölvorkommen im Golf von Mexiko entdeckte, war es billiger den Schwefel als Nebenprodukt der Ölindustrie zu gewinnen. Von einem Tag auf den anderen wurde die Mine und der Verarbeitungsbetrieb geschlossen. Nach griechischer Art ist alles liegen und stehen geblieben, wie es am letzten Arbeitstag war. Von vielen Gebäuden stehen nur mehr die Mauern, die Dächer fehlen.

Kessel mit Rührwerk. Die Keilriemen sind noch das, der Motor ist weg

Große Anlagen und Kessel sind noch zu sehen – natürlich nach 35 Jahren in der Meeresluft stark verrostet. Man findet aber noch Keilriemen in den Riemenscheiben, in der Werkstätte zerlegte Elektromotoren und Werkzeuge. In einem Raum stehen noch die Wandschänke, eine Türe ist geöffnet. Am Boden liegen geöffnete Kartons, so als hätte man sie erst gestern ausgeräumt.

Wir bleiben eine gute Stunde, haben in Picknick im Schatten einer kleinen Brücke. Dann geht es zurück nach Paliochori. Nicht aber ohne Zwischenstopp, bei dem wir alle, im Wind und Wellenschatten eines Felsens, aus den Booten ins Wasser steigen und eine runde Schwimmen. Sicherlich 10 – 15 m tief ist es hier und man sieht jedes Detail am Grund. Fast unwirklich!

Zurück am Strand von Paliochori werden die Boote auf den Anhänger verladen, noch ein wenig Getratscht und dann die kurze Rückfahrt angetreten.

Ein Tag voller Eindrücke geht zu Ende.

Ich komme mit leuchtenden Augen zurück zu Susi am Boot, erzähle in Begeisterung.
Es sieht so aus, als wäre sie doch lieber mitgekommen!

Ob es dazu noch eine Gelegenheit geben wird?

Die „Sea Cloud“ möchte ich Euch nicht vorenthalten – ist doch hübsch, oder?
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… und jetzt?


Wir sind in Milos und wir sind geschafft. Also einmal ein ganz ganz fauler Tag, bei dem wir zwar ins Wasser steigen, aber den Fuß nicht an Land setzen. Immerhin bläst der Wind so wie versprochen, trotz Windschutz in der Bucht mit fast 20 kt. Das ist gut so, denn so kann unser Windgenerator die Batterien gut auffüllen.

Erst am zweiten Tag starten wir das Dinghi und fahren an Land. Wir wollen uns den Ort Adamas ansehen und ein paar Kleinigkeiten für den Kühlschrank kaufen. Milch, Tomaten, etwas Brot – so Zeugs halt. Das Anlanden ist einfach, denn es gibt hier einen Sandstrand und da ist es ganz normal, dass da Dinghis abgelegt werden. Susi beginnt sofort die Preise für Leihautos oder Motorroller auszukundschaften. Die Distanzen hier in diesem Inselteil sind so kurz, dass ein Roller auch genug ist. Einen ganzen Tag würde ich nicht damit fahren wollen. Die die das tun sind hinterher immer krebsrot von der Sonne – brauch ich nicht!

Adamas oder auch Adamantas. Jedenfalls ein geschäftiger Hafen

Adamas ist eigentlich eine recht junge Hafenstadt, der Hauptort liegt wie auf fast allen Inseln, oben am Berg. Zum Hafen hin sind alle Gebäude auf Tourismus und Restaurant umgebaut. Lebensmittel gibt es erst in der 2. Reihe. Große Flächen im Hafen sind Ausflugsboote reserviert. Da ziehen jeden Tag um 9 7 bis 10 Segelyachten los, um den Gästen die Insel von außen zu zeigen. Diese Schiffe sind leicht zu erkennen: Im Cockpit stapeln sich die Schwimmwürste und die Gäste sitzen alle an Deck und verbrennen sich die Haut. Gesegelt wird in der Regel nicht! Da könnte sich je jemand fürchten, oder das Deck eben nicht für die „living payload“ verwendet werden. Da lieber am Abend etwas Diesel nachfüllen, das geht sich bei den Preisen allemal aus. Für einen 6stündigen Ausflug werden gerne um die 130 € genommen. Bei 10-15 Gästen geht da schon was – und das täglich!
Vielleicht werde ich doch nicht Strandliegenverleiher, sondern Ausflugssegelschiffkapitän. Da bleibt im Sommer auch was hängen.

Adamas selbst schaut für uns fast wir frisch gebaut aus. Im Gegensatz zu anderen Inseln haben die Häuser hier Flachdächer. Das dient zum Auffangen von Regenwasser. Wasser gibt es nämlich auf den Kykladeninseln immer zu wenig. Wobei, neuerdings gibt es eine Meerwasserentsalzungsanlage. Das kostet wirklich viel Strom, aber solange genügend Touristen kommen und Geld für den Strom mitbringen, geht sich das aus. So merkt man dann nichts vom Wassermangel und der Strom kommt eh aus der Steckdose. Dass die vom Diesel-Kraftwerk gespeist wird, will man lieber nicht wissen. Für die Touristen ist das alles verborgen. Die finden eine vielfältige Kykladeninsel, Sonne, Trinkwasser ohne Ende, freundliche Griechen – alles bestens!

Wir sind heute auch als Touristen unterwegs, schlendern durch den Hafen, plaudern mit Nachbarn aus dem Ankerfeld, die nun im Hafen liegen. Immer wieder, so auch hier, hören wie den Satz: „Ihr lebt unseren Traum“. Unsere Antwort dazu, „einfach trauen und machen!“.

Die Gassen sind verwinkelt, immer wieder Treppen, die Böden sind mit den typischen Strichzeichnungen bemalt, die Häuser blitzweiß getüncht. Nur die dunkelblauen Kuppeln der Kirchen fehlen hier in Milos. Die sind eher von Santorin bekannt. Also, mir fehlt dunkelblau sie nicht, für das „Griechenland Feeling“, hellblau genügt.

Der höchste Punkt von Adamas ist der Hügel der Kirche. Schöner Ausblick und ein Rastplatz im Schatten. Susi spielt mir am Handy ein Lied von STS vor. „Regen fällt auf Milos“ Ein melancholischer Song, der eigentlich eine Szene beschreibt, wie sie hier eher in das Frühjahr passt. Er hat aber in Susi die Sehnsucht ausgelöst, dieses Milos einmal zu sehen. Deshalb sind wir hier. Und dann sagt man, Musik verändert nichts ….

Liebevoll gestaltet, und ist dabei „nur“ eine Kreidezeichnung

Was sich auch noch zeigt, ist eine erste Idee von der geologischen Vielfalt von Milos. Durch den vulkanischen Ursprung aus eigentlich recht junger Zeit, ist die Entstehung an den verschiedenen Schichten und Farben gut abzulesen. Vor ca. 900.000 Jahren ging das mit dem Vulkan hier los, die Explosion von Santorin war zu biblischen Zeiten, also vor ca. 5000 Jahren und rund 3x stärker als die Explosion von Krakatau. Das muss ganz schön Krach gemacht haben!!

Eh nur ein Oleander – aber was für einer!

Am späteren Nachmittag ziehen wir uns wieder auf unser Schiff zurück. Schwimmen noch ein paarmal rund herum und lassen den Tag ausklingen.

Morgen hab ich was spezielles vor.

Ich bin schon voller Vorfreude

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80 Meilen


Um 3:15 wache ich auf, ok 15 Minuten vor dem Wecker. Passt so, denn ein langer Tag steht uns bevor. Wir wollen nach Milos, 80 Meilen bei nicht sehr kräftigem Wind und natürlich über das „offene“ Meer. Routiniert machen wir Philia startklar: Navigationslichter einschalten, damit wir gesehen werde, Radar und AIS damit wir auch was sehen. Das ist wichtig, denn die ersten 25 Meilen führen entlang einer vielbefahrenen Schifffahrtsstraße. Alles, was von Athen, Istanbul oder dem Schwarzen Meer nach Westen will, fährt da durch. Die Anzeigen im Cockpit werden auf Rotlicht umgestellt – das blendet nicht in der Nacht. Über das Hecklicht, dass ohnehin vom Dinghi verdeckt wird kommt eine rote Badehose, denn selbst die Reflexion des weißen Lichts würde blenden. Eine Taschenlampe übernimmt die Funktion des Hecklichts. Nicht exakt nach guter Seemannschaft, aber besser als gar kein Licht ist das allemal.

Wir ziehen uns noch wirklich warm an, es ist Nacht und wir erzeugen zumindest Fahrwind, der uns weiter abkühlen wird. Die Müdigkeit wird auch zur gefühlten Kälte beitragen. Dann geht’s los – 03:50. Anker auf und Abfahrt in  die mondlose Nacht. Zunächst auf eines der wenigen Leuchtfeuer zu, doch das führt uns geradewegs in die Route der Großschifffahrt. Da kommt so alle 20 min ein richtig dicker Frachter an uns vorbei. Auch der zeigt nur 3 Lichter, zwei Mal weiß, ein Mal grün. Das sind die, die entgegenkommen. Gut so!

Sommersegeln bei besten Bedingungen
Dick angezogen, Haube, Schwimmweste und angeleint – man kann ja nie wissen!

Nach 1 Meile ändern wir den Kurs. Von den Klippen halten wir uns damit frei, von der Großschifffahrt auch. Dennoch sind wir als „Geisterfahrer“ unterwegs. Wir sollten auf der anderen Seite der Meerenge fahren, aber das ist uns einfach zu weit. Da am Rand geht es auch recht gut, und wir sehen die Großen ja immer am Radar und AIS – und hoffentlich sie uns auch.

Die ersten Stunden sind einfache Nachtfahrt: 1 ½ Stunden bis zu einem Leuchtfeuer auf der linken Seite und dann nach leichter Kursänderung zum Kap Maleas.

Kap Maleas um 6 Uhr. Da waren wir schon 2 Stunden unterwegs

Bis wir dort sind, geht schon fast die Sonne auf. Dieses Kap hat einen schlechten Ruf: Da treffen sich zwei Windsysteme. Der mitunter recht kräftige Meltemi aus NE und die W Winde vom Peloponnes. Zusätzlich dürfte dort viel Tiefenwasser nach oben gedrückt werden. Alles zusammen gibt unangenehme Wellen und Fallböen. Fallböen erleben wir keine, da ist der Wind zu schwach, aber für unangenehme Wellen reichts allemal.

Wenn das Kap Maleas im Kielwasser liegt, schaut es nicht so schrecklich aus

In einigem Abstand vom Kap Maleas trauen wir uns dann die Segel zu setzen. Und nun beginnt das Spiel: Laut Wettervorhersage wir der Wind von NNW über N nach NNE und dann NE drehen. NE ist für uns unfahrbar, denn da wollen wir hin. Wir müssen also in Milos sein, bevor der Wind so weit gedreht hat. Und damit wir ihn möglichst lang nutzen können, müssen wir nördlich unserer Kurslinie fahren. Dann haben wir ein wenig Spielraum, wenn er dreht. Fahren wir jetzt in der Früh aber zu weit nach Norden, dann weichen wir 40 oder mehr Grad vom Kurs ab und machen damit nur mehr wenig Strecke nach Milos. Dann wären wir wieder zu spät, wenn der Wind vollends auf Nordost dreht.

Wie man das also optimal anlegt, weiß man aber immer erst am Tag danach. Also muss das mit viel Gefühl geschehen. Ständig den Wind beobachten, schauen wohin der Autopilot steuert, Segelstellung optimieren. Schnell und hoch am Wind, ist das was wir versuchen. Hoch am Wind geht, schnell – naja – 3,7 kt, 4,2 kt … Susi will gerne den Motor zu Hilfe nehmen, ich will noch mit den Segeln und dem Wind spielen. Der nimmt wenigstens zu, die Fahrt auch, dafür dreht er nach vorne, was den Kurs näher an die Kurslinie heranrückt. Das geht übeber Stunden so

Irgendwann sind wir dann fast parallel, aber immerhin 3 Meilen nördlich. Das Spiel kann beginnen. Das bedeutet dann aber auch manuelle Steuerung = selber machen, konzentriert arbeite. Der Autopilot wäre nicht so präzise um jede Winddrehung und Böe auszunutzen. Nicht nur einmal kurz bis zum nächsten Eck, nein das Eck ist die Einfahrt in die Bucht von Milos und die ist noch 50 Meilen entfernt. 10 Stunden volle Konzentration und Kampf um jeden Grad nördlicheren Kurs. 10 Stunden, nahezu ohne Pause – sehr sehr anstrengend.

Ein Schiff, dass am selben Weg war wie wir, beherrscht das Spiel nicht so gut. Aus einer Position höher am Wind und schneller (geschummelt – mit Motor), verlieren sie nun kontinuierlich an Höhe und fallen zurück. Wenigstens das motiviert. Nach ein paar Stunden kann man nur mehr ihre Mastspitze am Horizont und deutlich südlich der Kurslinie erkennen. Wo die wohl hinkommen werden?

Wir kämpfen weiter, vorerst mit Erfolg. Nur langsam nähert sich der von uns fahrbare Kurs dem direkten Kurs zum Zielpunkt an. Der Wind frischt auf, wir müssen beide Segel etwas einreffen. Das ist nie ein gutes Zeichen, denn dann läuft Philia nicht mehr so hoch am Wind. Trotzdem bemühen wir uns, heraus zu quetschen, was nur irgendwie möglich ist.

Plötzlich erkennen wir aus den Augenwinkeln mehrere Schatten auf die Philia zuflitzen. Keine 6 m neben uns, springen 2 junge Delphine aus dem Wasser – so direkt auf Kollisionskurs. Knapp neben der Bordwand tauchen sie ab. Auf der anderen Seite sind sie kurz parallel zu uns, springen elegant aus dem Wasser. Einer dreht noch eine Ehrenrunde. Dann sind sie wieder weg. Toll.

Anti Milos: ein unbewohnter Lavafelsen, der uns aber den Weg gewiesen hat

8 Meilen vor Anti Milos müssen wir doch den Diesel zünden. Wir brauchen Höhe zum Wind, um dann wieder Segeln zu können. Nach ½ Stunde geht es wieder und wir können die Einfahrt zu Milos anlegen. Milos, das ist eigentlich der Überrest eines sehr großen Vulkans, so ähnlich wie Santorin (Tira) nur ist hier die Kaldera (der Krater) besser erhalten. Durch eine sehr breite Einfahrt kann man in dieses Becken einfahren, dass unglaubliche 2 nm im Durchmesser misst.

18:30 – noch immer unterwegs. Hinter uns liegt nun Anti Milos und bis Milos ist es echt nicht mehr weit.

Und selbst die Einfahrt ist schon spektakulär. Mächtige rote Felssäulen auf der einen Seite, ein fast reinweißer Kegel schmückt die andere. Darüber, am Kamm des Hügels liegt die Chora, die Hauptstadt. Fast 5 Meilen sind von den roten Säulen bis in den Hafen zu fahren, noch eine gute Stunde! Genug Zeit, um die unterschiedlichen Felsformen und Farben, weiß, rostrot, grünlich und Schichtungen zu bewundern.

Auf der linken Seite fällt uns ein Dorf auf, bei dem die Häuser extrem nahe am Wasser stehen. Jedes Häuschen hat in einer anderen Farbe bemalte Türen. Hübsch, erinnert irgendwie an das Bild von Murano bei Venedig.

Der eigentliche Hafen ist nicht unser Ziel, wir wollen davor ankern. Da gibt es ein großes Ankerfeld, das auch uns noch großzügig Platz bietet. Um 20:15 bohrt sich der Anker in den Grund. 80,8 Meilen (150 km in etwas mehr als 16 Stunden.

Fertig, aus.

Ein schnelles Abendessen geht sich noch aus, dann fallen wir in die Kojen

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Am Ende der Welt

Die Ausfahrt von Kalamata ist uns ja schon bekannt, aber diesmal geht es nicht in Richtung Koroni, sondern wir halten uns östlich der Küste entlang. Tagesziel ist die Bucht von Limeni. Ja, wir wissen, die ist nicht ideal, doch sie ist groß und der Grund hält gut. Leider steht die Dünung der letzen Tage genau in Richtung der Bucht und der wenige Wind kommt von der anderen Seite. Alles andere als ideal.

Seit dem Unglück mit den vielen toten Flüchtlingen, zeigt die Küstenwache viel mehr Präsenz.

Zusätzlich zeigt sich dann die konfuse Welle vor der Einfahrt zur Bucht. Da steigt der Meeresgrund rasch an und Wellen bauen sich auf, die aber von den Flanken der Bucht reflektiert werden. Da schüttelt es uns ordentlich durch, auch wenn jede einzelne Welle nicht wirklich hoch ist.

Besonders nett, wenn das GPS bei der Einfahrt in eine Bucht herumzickt. Wir waren immer im Wasser – ich weiß das ganz genau!

Ist man da durch, gibt es den nächsten Willkommensgruß: Regenschleier hängen genau über der Ankerzone. Also auch noch das Schiff regenfest gemacht, selber das Ölzeug hervor gekramt und – so wie den ganzen Tag schon – gegen den Wind an motort. Wenigstens der Anker hält sofort. Der hat uns eigentlich bisher noch nicht enttäuscht. Bei Steinplatten hat er halt nichts zu melden, aber das schafft kein Anker.

Sobald wir den Motor abgestellt haben, beginnt das große Rollen. Der nachlassende Wind hält das Schiff nicht mehr im rechten Winkel zu den Wellen und so beginnt es zum Teil heftig hin und her zu schwanken. Was unter Tags ja vielleicht noch lustig ist, wird in der Nacht zur Tortur. Schön ist das alles nicht, aber wir müssen da durch. Limoni ist der einzige Ankerplatz zwischen Kalamata und dem Kap Tainaro.

Die Häuser auf Mani, das ist die mittlere Halbinsel des Peloponnes, sehen ganz anders aus als sonst in Griechenland: hohe Steintürme prägen die Ortschaften

Dieses Kap ist das Ende einer sehr langen, hohen und schmalen Landzunge und ragt weit ins Meer hinaus. Wind und Strömung werden da massiv behindert und zeigen sich in unangenehmen Wellen die oft doppelt so hoch sind, wie nur ein paar Meilen davor oder danach. Morgen sollen die Bedingungen gut sein, und nur deshalb haben wir heute den ganzen Tag Diesel verbrannt und nehmen diese Nacht in Kauf.

Wie zu erwarten ist die Nacht kurz. Schon um 8 treten wir die Flucht an. Auch so früh gelingt das Segeln nur bedingt und es bleibt bei einem kurzen Versuch. Naja, kein Wind heißt auch keine Wellen. Und keine Wellen doppelt so hoch, sind immer noch keine Wellen. Also für da Kap Tainaro ist das eine gute Prognose.

Kap Grosso

Zuerst geht es aber nach Süden zum Kap Grosso – und das hat seinen Namen verdient. Ein Felsblock, der 200 m in das Meer hinabstürzt, mit senkrechten Wänden und im Wasser noch einmal 150 m in die Tiefe. Was da für Kräfte gewirkt habe müssen, um so was zu formen? Nach dem Kap Grosso geht es in Richtung Süd Ost weiter zum gefürchteten Kap Tainaro. Es ist uns aber gnädig und erst kurz davor kommt etwas Wind auf. Dank des frühen Starts sind wir schon zu Mittag dort und da haben die Nachmittagswinde noch nicht richtig eingesetzt.

Gleich danach, auf Kurs Nord, geht es aber richtig los mit dem Wind. Segel rauf und wenigstens noch 5 Meilen gesegelt. Immer nahe die Küste entlang und auf der Suche nach der Einfahrt nach Porto Kagio. Das ist eine fast 300° umschlossene Bucht mit einer schmalen Einfahrt, die man erst aus der Nähe richtig erkennt.

Nördliche Bucht in Porto Kagio

Die ersten Hinweise sind ein kleines Kirchlein auf einem Hügel und später der dünne Pfahl eines Leuchtfeuers. Später dann blinzelt der Mast eines Segelschiffs über den Hügel herüber. An der Einfahrt selbst ist das Wasser noch über 80 m tief. In der Runden Bucht wird es aber bald flacher, so dass wir auf 10 m in Sand ankern können. Und das ist gut so: Einerseits ist dann noch Platz zum Ufer, falls der Wind dreht, andererseits können wir genügend Ankerkette legen, um auch stärkeren Wind auszuhalten. Und der Wind kommt bald. Mit 15 bis fast 20 kt (35 km/h) kommt er vom Berg herunter und wirbelt in der Bucht herum. Sieht seltsam aus, wenn die Schiffe alle irgendwie anders stehen.

Als wir gekommen sind waren wir 4, am Abend stehen dann 15 da – und immer noch Platz für mehr. Sehr angenehm. Susi und ich fahren dann an Land. Das Dinghi wird an einem Steg festgemacht und wir sind mitten im Dorf. Also Mitten drin ist bei 10 Häusern ja recht einfach. Der Ort Porto Kagio besteht aus einer langen steilen gewundenen Straße. So steil, dass der Müllwagen nicht ganz herunter kommt. Die „Infrastruktur“ besteht aus 25 Strandschirmen, wobei fast die Hälfte zu den beiden Tavernen gehören. Da gibt es dann zu den Calamari fritti nasse Füße. Dann gibt es noch ein Hotel mit Restaurant, aber nur für die eigenen Gäste (!). Ach ja, eine Bar mit Aussicht gibt es auch noch. Die Hauptattraktion ist das Kirchlein in der Einfahrt. Zur Unterhaltung der Touristen gibt es da eine Glocke im Freien, die man – wenn man sich traut – auch mehr oder minder zart anschlagen kann.

Das war’s dann.

Kein Souvenir Geschäft, keine Standl mit Klumpat, kein Fast Food, kein Touristenzug. Nicht einmal ein Mini Market ist da. Mini, das bedeutet hier unter 10 m² Geschäftsfläche. Kurz, da ist wirklich nix. Einmal am Tag kommt der Bäcker und der Gemüsemann mit dem Auto vorbei. Der Gemüsemann hupt, dem Bäcker ist das zu mühsam. Den kann man aber leicht stoppen, denn es gibt ja nur die eine Straße und wenn er schon im Ort ist, dann muss er diese Straße auch wieder zurück kommen.

Was macht man also da? Mit allen Sinnen genießen. Zum Beispiel am Weg zum Kirchlein, da geht man durch das niedere Gestrüpp und da blüht es zartlila. Und wenn man da hinschaut, erkennt man wilden Tymian. Und wenn man dann riecht – herrlich!
Man kann aber auch den Weg entlang hetzen, eine Kirche finden, die 1000 anderen Kirchen gleicht, sich an einem Stein die Zehen stoßen und im Dorf nicht das bekommen, was man sucht. Ist das laaaangweilig hier!

Der junge Tavernenwirt, der findet das schön. Der ist stolz darauf, am Ende der Welt zu leben, auch wenn der nächste Supermarkt 12 km Bergstraße weit weg ist. Auch wenn der Wind mit 40 kt durch die Bucht pfeift, dass alles wegfliegt. Er weiß, dass das noch lange so bleiben wird, denn keine Familie, die ein Haus im Paradies besitzt, will es verkaufen. Wer in dieses Paradies will, darf hier nur für ein paar Nächte zu Gast sein.

Nach einer Nacht brechen auch wir wieder auf. Nicht weil wir Porto Kagos langweilig finden, sondern weil wir dem Wetterfenster nach Milos nachjagen. Übermorgen soll eine angenehme Überfahrt möglich sein und dazu müssen wir erst zu einem günstigen Startpunkt kommen.

Der heutige Start ist vielversprechend: In Porto Kagos weht der Wind – und das aus der richtigen Richtung. Wobei, eigentlich hat er nur zwei wirkliche Möglichkeiten: aus dem Osten, oder aus dem Westen. Hinter Porto Kagos liegt nämlich eine Lücke im Gebirgskamm und das schränkt die Windrichtung einfach ein. Heute bläst er nach Osten, also genau richtig!

Optimistisch wie wir sind, werden sofort nach dem Hochholen des Ankers die Segel gesetzt. Vollzeug, what else! Bis zur Ausfahrt ist ja alles gut, aber die ist nach ein paar hundert Metern da. Dann fächert sich der Wind auf, dreht nach links, dreht nach rechts, wird schwächer, stirbt. Blöder Hund!
Nur zwei Schiffe mit Leichtwindsegeln haben den Motor noch nicht angeworfen. Die sind aber trotz der riesigen Segel sehr geduldig und plätschern mit 3 ½ kt dahin. Wir schaffen 2 ½ – deutlich unter unserem Limit für eine 25 Meilen Strecke. 10 Stunden wollen wir nicht brauchen. Mit Motor geht’s schneller, vielleicht kommt er ja noch, der Wind. Und er kommt, zuerst zart, dann brauchbar. Brauchbar heißt für uns schwach, aber von vorne. Der Wind + der Fahrtwind geben dann eine gute Kombination ab. Philia springt an und nimmt Fahrt auf. Die beiden anderen Schiffe müssen ihre großen Segel einholen – und sind dann sogar langsamer als wir. Regatta time – again!

Das wird aber eher ein Slalom, denn immer wieder liegen große Frachtschiffe im Weg. Die treiben da einfach im Lakonischen Golf und warten bis die Zeit vergeht. 16 haben wir am AIS gezählt – und wir quer durch.

Bei Elafonisos haben wir eine schwere Entscheidung zu treffen: Da gibt es 2 Sandbuchten, nur durch einen schmalen Landstreifen getrennt. Die kleinere Bucht im Osten ist etwas besser geschützt, aber schon mit 12 Schiffen gut gefüllt. Die andere Bucht im Westen ist gut 1 km lang, weniger geschützt und leer. Links oder rechts? Also dann rechts, aber dann ganz rechts. Zwei Segler stehen schon dort, wir stellen uns dazu. 3 m Wassertiefe, glasklar und türkisgrün – Bilderbuch, kaum zu glauben!

Mit dem Dinghi geht’s an Land. Ein paar Sonnenschirme und Liegen stehen da. Irgendwas von einem Campingplatz steht da, sehen tun wir ihn nicht. Was wir aber sehen du fühlen ist feiner Sand. Wir gehen also los, einmal ganz ans Ende. Sand, viel Sand, dahinter Dünen mit Hügeln und unterschiedlichsten Gewächsen. Und an manchen Stellen im Sand seltsam geschliffene Felsplatten. Ja, für Geologen ist diese Gegend ein wahres Paradies. Das wird sogar noch besser, wenn man zu den Vulkaninseln kommt.

Zurück am Schiff nur ein kurzes Abendessen und rasch ins Bett. Der morgige Tag wird lang, sehr lang. 80 Meilen stehen am Programm! Eine der längsten Strecken, die Susi und ich uns bisher vorgenommen haben.

Und so ganz simpel soll das auch nicht sein – sagt man.