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Antiparos

Jeder besseren Insel ihr „Anti“ – Inselchen dazu. Auch bei Paros ist das so. Am späten Nachmittag verlassen wir Alyki und segeln los. Eine spannende Strecke steht bevor: zunächst liegen vor Alyki einige Inseln und dann ist die Wasserfläche nach Norden durch die immer näher zusammenrückenden Inseln Antiparos und Paros eingeengt. Der Wind: Wie immer genau auf die Nase, also aufkreuzen. Das macht die Sache noch spannender. Ach ja, je weiter nach Norden, um so flacher wird das Wasser, bis hin zu Untiefen, die es zu vermeiden gilt.

Wenigstens ist der Wind gleichmäßig und wir brauchen nicht ständig die Segelflächen verändern. Mit gt 5 kt geht es stetig dahin. Mit Steuern und Navigation wechseln wir uns ab. Speziell wenn es auf die Stadt Antiparos zu geht, hat Susi ein sehr genaues Auge auf die Wassertiefen und auf den Weg den ich wähle.

In kaum 2 Stunden sind die 8 Meilen geschafft und wir suchen uns ein Plätzchen im Ankerfeld, in mitten von Luxusyachten aller Art. Deren Beiboote sind schon beeindruckend. Was sind da dann Segelyachten mit 100 Fuß Länge oder ein Katamaran mit 77 Fuß um knapp 5,5 Mio. €? Eigentlich ein Schnäppchen, oder? Keck wie wir sind, packen wir unser 2,4 m Schlauchboot aus, hängen den mächtigen 2,5 PS Suzuki Außenborder dran und düsen los. Klar, dass uns die 2x 600 PS Beiboote locker stauben, aber damit muss man leben.

Das nenn ich einmal Türglocken!

Andererseits: Als wir im Hafen von Antiparos nach einem Plätzchen für das Dinghi suchen, fährt parallel zu uns so ein PS Monster. Auch die haben den suchenden Blick, nur sie suchen nach links und wir nach rechts. Das wird sich so nicht ausgehen. Blickkontakt herstellen, ein Handzeichen von mir, wo ich hin will, eines von denen, dass sie mir  gerne den Vortritt lassen – Sache geklärt. Auf das Fleckchen Sandstrand, auf das wie das Dinghi hochziehen, da hätten die eh niemals hingepasst. Klein sein, ist nicht immer von Nachteil.

Wir stehen also mitten in Antiparos, ziehen den Zündschlüssel = die Kill Chord ab und stapfen los. Hübsch ist es hier, aber auch hübsch heiß. 10 m neben dem Dinghi beginnt die touristische Hauptstraße. So als hätten wir beim Taxistand neben der Staatsoper angelegt. Na, passt ja. Die Straße ist heraus geputzt, sehr gepflegt, Geschäfte die durchaus auf gehobenes Klientel abzielen. Antiparos ist (auch) ein Spielplatz für sehr reiche Menschen. Es gibt einen Grund, weshalb sich hier die Superyachten versammeln. Der Heliport der Insel, an dem täglich mindestens 10 Helikopter mit betuchten Gästen ankommen, trägt sicher auch dazu bei. Tom Hanks hat da ein Häuschen, Obama war schon da und jetzt wir mit unserer „tiny – superyacht!“
Was soll da noch schief gehen?

Die Straße ist zu der Zeit noch nicht zu sehr überlaufen. Wir finden eine Bäckerei – ach ja, Brot geht aus. Die haben da nicht nur das übliche Weißbrot, sondern auch Brot aus Sauerteig. Das haben wir in Griechenland bisher noch nicht gesehen. Das kommt also in den Trockensack und mit aufs Schiff. Und Mürbgebäck haben die auch. Nicht mehr lange, denn wir kaufen was davon für unsere Jause. Aber das picksüße Baklava Zeugs, das lassen wir gerne da. Sieht zwar hübsch aus, mit diesen haarigen Teigfäden, aber mehr als ein Praline-großes Stück bringen wir nicht über die Lippen.

Wie so oft ist vorne alles schnuckelig, wenn man in eine Seitengasse abbiegt und einen Blick nach links und rechts riskiert – na, da gibt es noch ausreichend zu tun. Je weiter wir in die Hauptstraße vordringen, umso weniger Luxus und Ramschgeschäfte gibt es. Die werden von Restaurants aller Art abgelöst, später werden das dann Bars und Fast Food Geschäfte. Wobei, auch da haben nicht alle den letzten Winter überlebt. Ersatzlos gestrichen. Dafür gibt es größere Plätze mit den Tischen vieler Kaffees und Bars, schön schattig gelegen und angenehm. Dort sitzen auch alte Griechen – immer ein Zeichen für unverfälschte Kultur im Ort.

Der einzige Zugang zum Kastel

Dort hinten geht es auch zum Kastel. Wer jetzt eine prächtige Festungsanlage, so wie in Methoni oder Koroni erwartet, wird enttäuscht. Das Kastel ist hier eigentlich eine befestigte Wohnanlage. Ein Geviert von 85 m Seitenlänge, deren Außenwand die Rückseite von 3stöckigen Wohnhäusern ist. Jede Etage ist von außen begehbar.

Wohnen auf 3 Etagen. Ich bin mir sicher, dass ursprünglich das Straßenniveau tiefer war

In der Mitte des Gevierts steht eine sehr große Zisterne. Immerhin sind die Bewohner von 75 Wohnungen, um 1500 sicher so um die 500 Bewohner zu versorgen. Da muss ganz schön was los gewesen sein, bei so vielen Menschen aller Altersstufen auf so engem Raum. Ein spannendes Bauprojekt, von einem Venezianer der hier her geheiratet hat durchgeführt.

Einige Wohnungen sind heute noch bewohnt, andere, besonders die im Erdgeschoss sind verrumpelte Lagerräume. G’stetten halt. Freiwillig würde ich das unten nicht einziehen wollen. Wobei einige Häuser im oberen Bereich ganz nett hergerichtet sind.

Schon am Weg hier her haben wir uns einen Griechen ausgesucht, der sehr lokale Speisen zu moderaten Preisen auf der Speisekarte hat. Da gehen wir hin, sind eher bei den ersten Gästen des Abends. Für uns ist der Platz eine gute Beobachtungswarte. Wer kommt, wer geht, was tut sich in der Straße.
Viele Touristinnen, die so an- oder besser ausgezogen sind, als kämen sie gerade vom Strand. Über dem sehr knappen Bikini hängt ein sehr luftiges Häkelkleid, das auch als Fischernetz gute Dienste leisten würde. Gruppen von Burschen zeigen ihre Muskeln und Tattoos, um die Damen zu beeindrucken. Urlaub ist Brunftzeit!

Es gibt aber auch die, die einfach zu viel Geld haben: Enges rotes Kleidchen, mit Silikon gut gefüllt, Lippen zu Schwimmreifen verformt und dazu wadenhohe „Bergschuhe“. Zur Abrundung noch einen Bodyguard, der die Einkaufstasche hinterherträgt. Kann man machen, muss man aber nicht.

Im letzten Büchsenlicht machen wir uns auf den Weg zur Philia. Beim Ablegen vom Stadtstrand wird das Dinghi die ersten Meter gerudert. Und damit ich weiß wohin, rudere ich es „verkehrt“ herum, damit ich sehe, wohin ich fahre. Das wird von einem Kind am Ufer bemerkt und sofort lautstark beim Papa reklamiert.

Stimmt schon, dass man mit dem Rücken zur Fahrtrichtung rudert, aber es ist halt einfach praktisch beim Ausparken.

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Alyki


Der Wind hat uns entlang der Südküste von Paros nicht begeistern können. So sind wir einen großen Teil der 18 Meilen unter Motor gefahren. Nicht nett, aber was soll’s. In Alyki gehen wir nicht in die Bucht vor der Stadt, sondern in der gleich daneben. Eigentlich nur ein Badestrand, sandig und sehr flach. Gut für den Anker! Und gleich um’s Eck ist der Anfang der Fressmeile von Alyki. Also ein guter Platz um zu bleiben.

Wir schwimmen ausgiebig und ziehen dann kurz vor Sonnenuntergang los. Fressmeile trifft es ganz gut: Auf 800 m reiht sich ein Lokal ans andere. Also eigentlich die Küchen und „Winterräume“ rechts der Dorfstraße, dann die Straße und auf der Wasserseite die „Sommertische“. Alle Lokale knack voll und immer noch genügend Touristen, die noch nach einem Platz suchen. Dazu noch 30° und hohe Luftfeuchtigkeit – nicht sehr angenehm.

Ankern am Badestrand

Und ein Lärm von den vielen Menschen, unglaublich. Wir sind das gar nicht mehr gewöhnt. Bei uns am Schiff ist es immer so ruhig. Wir hören das Wasser und den Wind. Selbst Musik hören wir selten, und wenn, dann über Kopfhörer, um den anderen nicht zu stören.

Nach einmal hin und her entschließen wir uns für eine kleine Nachspeise: Schokowaffeln. Einen Stitzplatz bekommen wir direkt am Wasser, denn die anderen Touristen sind noch bei ihren Hauptspeisen. Dafür tobt hinter uns ein übermüdetes Kind, und auf der anderen Seite ist eine griechische Großfamilie am Diskutieren.

Lange hält es uns hier nicht, auch wenn die Waffel wirklich gut war. Aber wir wollen zurück auf unsere Welt.

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Nichts – und 3 Tavernen

Wir wandern weiter. Heute nur ganz kurz, es ist ja auch nur ganz wenig Wind. Den zwischen Schoinoussa und Irakleia können wir nützen, da wirkt die Düse einmal für  uns. Dann wird es mau und wir starten den Diesel. Ist aber nicht sehr weit bis zur Bucht von Kalando an der Südspitze von Naxos.

Kalando ist eine kleine Bucht mit Sandstrand und sonst nix. Keine Schirme, keine Touristen. Ein Anbieter nützt den Strand als Startpunkt für seine Seekajak Touren. Das ist auch schon der touristische Höhepunkt des Tages. In der Bucht ist Platz für 4 oder 5 Schiffe – und einen kleinen Hafen. Dahinter an den Hängen der Hügel sind insgesamt 3 Tavernen, die um die Segler buhlen. „Komm zu uns, wir holen Dich mit dem Auto ab“.

Wir bleiben trotzdem an Bord und genießen die Ruhe.

Am nächsten Morgen rudern wir in den Hafen. Wir haben nämlich gelesen, dass man da Wasser holen kann, und nach den Tagen in Schoinoussa wäre das sehr praktisch. Ja, man kann – und einfach anlegen kann man auch. Anker runter und Arsch zur Mole. Dann muss man auf Wassili warten, das ist der Hafenmeister und Besitzer einer Taverne. Der hat den Schlüssel zum Wasserkasten.

Also zurück zur Philia, herrichten für das Ankermanöver, langsam und rückwärts in den Hafen. Links die Steine der Mole, rechts einen große Sandbank. Anker fallen lassen, weiter zurück fahren, festmachen. Ein Manöver das uns früher Respekt abgerungen hat, jetzt „mach ma“ – ganz einfach.

Wassili kommt und erklärt, wie das geht. In „seinem“ Hafen haben 6 Schiffe Platz, wenn kein Wind geht auch ein paar mehr. 11 € würde die Nacht kosten, brauchen wir aber nicht. 4 € für das Wasser sind heute genug. Wassili hat uns schon gestern beobachtet. „Ihr seid an Bord geblieben“, dabei hat er so eine schöne neue Taverne. Und eigene Schafe und Ziegen und Schweine hat er auch – für die Taverne. Bestes Fleisch für bestes Essen. Irgendwann werden wir bei ihm einkehren.

Ich frag dann noch, wie man von da nach Naxos kommt. Taxi kostet 100 € und dauert 1 Stunde. Wenn er die 40 km Bergstraße fährt, braucht er 45 min. Wenn ich das fahren würde, dann sicher ½ Stunde länger. Aber die Straße ist gut ausgebaut. Nur 3 km sind einspurig und 2 km sind Schotterstraße – also eh super ausgebaut.

Aber wir brauchen das alles nicht. Wir tanken Wasser, pritscheln noch ein wenig am Deck damit herum und legen wieder ab. Neues Ziel: Südspitze von Paros, Aliki heißt es dort. Aber wie so oft gibt es zuerst keinen Wind. Wir hoffen, dass aus der Meerenge zwischen Paros und Naxos Wind kommt.

Und so ist es dann auch.

Nicht alles ist billig in Griechenland. Im Gegenteil, manchmal zieht es Dir echt die Schuhe aus – wobei, bei den Flipflops ist das auch ganz einfach.

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Schoinoussa


Am Morgen packen wir unsere Sachen, wobei „Morgen“ ziemlich relativ ist. Frühstück nicht vor 9 beschreibt die Sache besser. Dann wird das Dinghi auf das Heck gebunden und im Schiff aufgeräumt. Und „schon“ geht es los. Unser Ziel ist eine Insel in den kleinen Kykladen – Schoinoussa wurde uns empfohlen.

Kirchen gibt es in Griechenland wirklich überall

Also Anker auf und dann rund um die Nordspitze von Paros herum. Dann ist man schon im Kanal zwischen Paros und Naxos. Da geht es dann zügig dahin, der Wind fast genau von hinten. Links und rechts immer was zu schauen. Wo sind Ankerplätze, wo sind die Strände, was tut sich da an Land, was tut sich am Wasser und was tut sich knapp unter der Wasseroberfläche – scharfe Felsen greifen nach Deinem Schiff. Die Südspitze von Naxos ist bald erreicht. Wie so oft, verändert sich an solchen Stellen alles: Der Wind nimmt zu, Wellen sind plötzlich da – und die Windrichtung ist wie so oft nicht die, die wir brauchen können. Dafür dann aber fast 1 kt Strömung genau auf die Nase. Plötzlich fahren wir ganz normal schnell, kommen aber fast nicht weiter.

Hinter Naxos sehen wir Rauch aufsteigen – Waldbrand! Bitte nicht auch noch diese Insel abfackeln. Rhodos hat das Feuer gerade überstanden.

Rauchschwaden am Himmel – leider keine Wolken

Am Abend ziehen dichte Rauchschwaden über den Himmel und am Morgen ist unser Deck von Asche bedeckt. Dafür ist der Himmel wieder lar. Glück für Naxos!

Irgendwie mogeln wir uns nach Schinoussa. Die Insel hat einen kleinen Hafen, meist ist der mit Motoryachten gut gefüllt. Ankern ist dort kaum möglich. Schon vor der Einfahrt in die Hafenbucht stehen die ersten Superyachten. Na, dann können wir uns den Versuch sparen. Zwei Buchten weiter soll es auch recht schön sein.

Million Dollar Babe – aber der Heli würde mir gefallen 🙂

Am Weg dorthin treffen wir eine alte Bekannte, die Superyacht AIR, die vom Mentos Hersteller, die mit dem weißen Hubschrauber obendrauf. In Zakynthos haben wir sie zum ersten Mal gesehen. Diesmal trägt sich am Mast auch kleine Nationalflaggen: Norwegen und Schweiz. Ob da wirklich jemand 1 Mio. € ausgegeben hat, nur um auf dem Ding zu wohnen?

Auf der Insel gibt es so gut wie nichts, dafür kann man gut Pause machen
Kaffe, Tschick, Wasser, ein Bankerl und einen Freund – mehr braucht man nicht.

Wir biegen in die Bucht ein und sind das vierte Schiff hier. Ganz links finden wir einen Platz und legen 50 (!) m Ankerkette aus. Das hat einen guten Grund: Wieder einmal soll es Meltemi mit bist zu 30 kt geben. Das haben andere auch mitbekommen: Am Abend sind wir dann 14 Schiffe, die hier auf Wetterbesserung warten. Wir sind entspannt, wissen dass der Anker hält und genießen die Zeit. Immerhin ist das kühlende Meer nicht weit und durch den Meltemi ist die Luft schön trocken.

Als der Meltemi eine Pause macht leert sich die Bucht, wir sind für ein paar Stunden das einzige Schiff. Die Zeit nützen wir, um uns mehr in die Mitte der Bucht zu legen. Das ist uns noch sicherer. Klar schauen wir drauf, dass auch für andere noch genügend Platz ist. Und sie kommen schon daher. Weltumsegler aus Brasilien, Luxussegler aus Italien, Katamarane – alles mögliche halt.

Wir nutzen die Chance um einmal an Land zu gehen und in die Chora von Schinoussa hinauf zu gehen. Das sind knapp 80 Höhenmeter, nicht viel, aber die Gegend ist brenn heiß und ausgedörrt. Schinoussa gilt als eine der trockensten Inseln überhaupt mit nur 240 mm Regen pro Jahr (!). Bei nur 220 mm würde man das schon als Wüstenklima bezeichnen. Getreidefelder werden da gerade einmal 20 cm hoch, bevor alles vertrocknet. Die Sonne brennt vom Himmel, reflektiert von der staubigen Straße, die noch dazu ganz schön steil ansteigt. Gut, dass wir Wasser mit haben und viele kurze Pausen machen. Jeder Schatten wird genützt.

Gibt es auch sowas wie „Schafshitze“?

Unter einem Baum liegen ein paar Schafe, schauen aus wie hingeronnen und warten nur darauf, dass die Hitze nachlässt. Der Ort ist, sagen wir einmal, sehr griechisch: Eine „Hauptstraße“, ein großer Wegweiser, der auf ein paar Siedlungen und Strände hin weist – keiner ist weiter als 3,5 km entfernt. Entlang der Hauptstraße eine große Zahl an Lokalen. Oft sind die Tische noch zusammen gestellt, denn am Abend stehen sie dann mitten auf der Straße. Hin und wieder huscht eine schwitzende Kellnerin zu den Gästen, die im Schatten auf der anderen Straßenseite sitzen und bring ihnen ein kaltes Getränk. Am Weg zurück fächelt sie sich mit dem Tablett Luft zu. Es ist einfach zu heiß heute.

Wir sind ja auch nicht zum Sightseeing da. Wir brauchen ein paar Nahrungsmittel, eh nur einfaches Zeug. Zum Beispiel für Susi eine laktosefreie Milch. Gibt es tatsächlich, im dritten Geschäft, für wohlfeile 4,30 € je Liter. Ich glaube, der günstigste Wein ist billiger. Vielleicht könnte man Susi ja auch umstellen. Wein soll ja auch keine Laktose enthalten. Eigentlich brauchen wir auch Brot. Gibt es nur bei der Bäckerin und die ist leider ausverkauft. Dann halt nicht.

Die Waage ist nicht ganz so modern, dafür geht sie auch ohne Strom

Wir gönnen uns noch eine Pause in einem Lokal, unter einem Blätterdach, und schauen den Menschen zu. Touristen, die als Selbstdarsteller Urlaubsfotos schießen. Da wird auf den hellblauen Stühlen vor einem Caffenion die unnatürlichsten Posen eingenommen und Grimassen gezogen, was das Zeug hält. Lustig – und wer wird dann mit diesen gekünstelten Bildern beglückt?

Wir kommen ganz gut ohne aus, der Selfie-Wahn streift uns nur ganz leicht. Wenn schon Aufnahmen mit uns, dann doch lieber der gute alte Selbstauslöser auf einer „anständigen“ Kamera.

Was aber durchaus spannend ist: Einige der Leute, die da „ganz normal“ neben den Griechen oder so armen Seefahrern wie uns sitzen, sind die Eigner von Superyachten, die hier, auf dieser kleinen Insel, endlich einmal „normal“ tun dürfen. Keine Paparazzi, kein Klischee das man erfüllen muss, einfach Mensch sein. Die geben ganz schön viel Geld dafür aus, um so zu erscheinen, als ob sie keines hätten. Verrückte Welt!

Ein trockenes, karges Land

Zurück beim Dinghi steigt Susi sofort ins Wasser. Ich darf sie dann nachziehen und bis zur Philia rudern.

Dort bekomme dann auch ich meine Abkühlung – endlich.

Zwei Tage später steige ich in der Früh ins Dorf hinauf um Brot zu holen. Und weil ich einfach nett bin, nehme ich 2 Brote für andere Segler mit. Eines bekommen Franzosen ins Cockpit gelegt, das andere eine belgische Crew. Die Franzosen bedanken sich überschwänglich und laden uns in ihr Haus in Paros ein – falls wir in der Nähe sind, ein Auto brauchen oder eine Waschmaschine.
Die Belgier laden uns am Nachmittag zu einem Drink bei ihnen ein. War keine einfache Konversation – wer kann schon Englisch – dafür aber war es lustig.

Ein Brot mitbringen, uns schon ist der Bann zwischen Schiffen und Nationen gebrochen.

So einfach geht das, wenn man sich traut.

Der Meltemi kann aber auch anders: In der Früh kommt ein Katamaran vorbei, der offensichtlich ein Problem mit dem Segel hat. Die Bucht gefällt ihm aber nicht und er fährt weiter. Hätte er nicht tun sollen, denn nach 30 min kommt er reumütig zurück. Jetzt ist das Segel ganz durchgerissen und aus einem 30 € Schaden ist ein 3 000 € Schaden geworden.

Hätte man leicht vermeiden können – schade um das Segel
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Naoussa – 1.Versuch


Wir haben den Tipp bekommen, dass Naoussa ganz besonders schön sein soll, und dass die Bucht vor Naoussa auch ganz besonders sauberes Wasser und guten Schutz vor dem Nordwind bieten soll. Na, da müssen wir hin – also zunächst in die Bucht.

Vor der Abfahrt von Parikia machen wir noch einen kurzen Stopp beim Hafen, um noch den vorderen Wassertank zu füllen. Also kurz einmal mit dem Heck an die Mole. 3 € kostet das Wasser, das Anlegen kostet nichts. In Kroatien hätte das Wasser nichts gekostet, dafür aber das Anlegen eine halbe Tagesgebühr, so zwischen 40 und 60 €. Dann lieber doch nur 3, oder? Während das Wasser in den Tank läuft, der Druck ist hier nicht wirklich hoch, flitze ich noch den Müll wegbringen und beim Supermarkt noch Brot und Käse holen. Geht sich gerade aus. Dann schnelles Ablegen, der Tankwagen wartet schon auf einen Kunden. Ein paar Tausend (!!) Liter Diesel sollen in eine Motoryacht geladen werden. Deren stündlicher Verbrauch ist mehr als unserer in einer ganzen Saison – unglaublich, oder?

Wir segeln also aus dem breiten Hafenbecken und bei wenig Wind und dennoch Welle die Küste entlang nach Norden. Nach der halben Strecke schläft der Wind ein und der Diesel muss wieder einmal her halten. Als wir die Bucht erreichen, ist die schon ganz gut gefüllt. Dort wo das Ufer steiler ist, stehen, wie bei einer Verkaufsausstellung, Superyachten. Mit ewig langen Ankerketten und dicken gelben Landleinen sind sie vertäut. Naja, die Eigner wollen kein Schiff, dass sich bewegt. Kaum sind sie fest gemacht, werden die Spielzeuge ausgepackt und präsentiert. Wasserrutschen sind voll im Trend.

For sale or rent
Teuer muss nicht immer auch schön sein. Dieses schwimmende Glashaus bietet vor allem viel Platz.

Wir finden einen Platz vor einem seichteren Teil der Bucht. Sind da zwar nicht alleine, aber in 3 Minuten an einen einsamen Sandstrand geschwommen. Da kann man es aushalten.

Spannend finden wir es, den Superyachten und ihren Spielzeugen zu zu sehen. Jetskies gibt es eher wenige, dafür elektrisch angetriebene Surfbretter, die sich aus dem Wasser erheben können (Hooverboard). Am Abend rotten sich die Crews verschiedener Schiffe zusammen und machen dann zu sechst das Ankerfeld unsicher.

Schaut nett aus, wirklich!

Aber in den Ort Naoussa kommen wir so nicht, das müssen wir uns für später aufheben.

Naousa muss warten
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Kommt der Meltemi

Wir sind dabei auf einen Meltemi zu warten, aber der ist so wie das Taxi: kummt ned, kummt ned, kummt ned. Naja, es kommt schon was, aber das ist in der Bucht halt stark abgeschwächt. Drum sind wir ja auch in der Bucht und nicht am offenen Wasser.

Philia schwoit tüchtig hin und her. Wenn man am Heck an der Badeleiter hängt, erinnert das sehr an die Strömungskanäle in den Freibädern bei uns. Sowas haben wir also auch bei uns. Schwimmt man dann am Schiff entlang, hängt es sehr davon ab, auf welche Seite es sich gerade bewegt. Das Wasser bremst das Schwimmtempo schon deutlich ab. Erst am Bug wird es besser, dafür hat man da dann die Wellen ins Gesicht. Egal, wir schwimmen immer nur eine kleine Runde ums Boot und genießen die Abkühlung.

Nachmittags sind wir dann zu Gabi und Gottfried aufs Schiff eingeladen. Deutsche Segler, die seit langer Zeit in Griechenland auf einer Sunbeam unterwegs sind. G’schichterln über das Segeln halt. Gute und weniger gute Buchten, Plätze zum Überwintern und natürlich, dass „früher alles besser war“. Weniger Leute, freundlichere Griechen, und keine Türken, die außerdem eh nicht anlegen und ankern können. Und erst der Meltemi ….

Naja, ganz unterhaltsam war der Nachmittag schon. War nett.

Wir wollen heute aber noch mehr. Nach dem Abendessen, eh nur was Kleines, wollen wir für den Sonnenuntergang noch über den Hügel neben dem Ankerplatz wandern. Wir sehen da immer wieder Leute entlang spazieren und wollen da einfach auch einmal hin. Dort kommt man in die Nachbarbucht und sonst?

Also wird das Wassermoped klar gemacht und wir fahren zum Steg beim Beach Club. Soll uns der außer mit seiner Musik auch einmal zu was nützlich sein. Wir binden das Dinghi an den Steg, stellen den Motor ab und nehmen den Kill Cord mit. Das ist eine Schnur, an dessen Ende eine kleine Klemme für die Motorzündung hängt. Würde ich aus dem Boot fallen, würde ich diese Klemme abziehen und der Motor stirbt ab. Einfache aber gute Lösung.

Wir wandern die 20 min um den Hügel herum in die andere Bucht. Nette Ausblicke und das Versprechen eines baldigen Sonnenuntergangs. Also steigen wir hinab zum Strand und finden da ein nettes aber feineres Lokal. Egal, für uns gibt es auch nur ein Getränk, ein Mango-Sorbet und einen Sonnenuntergang fast direkt am Wasser. Freundlich und sehr nett! Bei passender Gelegenheit kommen wir sicherlich wieder.

Am Weg zurück wird es schon fast finster. Schon am Steg zum Dinghi fällt uns plötzlich was auf: Da sitzt doch wirklich ein Oktopus und sucht nach Nahrung. Spannend dem Tier zuzusehen, wie es sich verfärbt, sogar die Struktur der Haut verändert – und das alles im kaum 30 cm tiefen Wasser, direkt vor uns. Ein sehr schöner Abschluss für diesen Tag!

Morgen aber, da ziehen wir ein kleines Stück weiter.

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Seele baumeln lassen

Der nächste Tag zerrinnt zwischen den Fingern, also wir lassen ihn zerrinnen. Nachmittags bringe ich Susi an Land, um sie glücklich zu machen: Shoppen ohne Jörg!

Erst gegen 6 ruft sie mich an und wir treffen uns im Hafen. Das Dinghi wird festgemacht und wir schlendern los. Ganz zufällig kommen wir zum alten Kastell. Das ist eine recht seltsame Konstruktion, denn die Überreste griechischer Tempel wurden hier ganz offensichtlich in die Mauern eingebaut. Wenn sich heute jemand sowas trauen würde! Aber es geht noch ärger: Die christlichen Missionare haben die Bevölkerung aufgefordert, den Marmor zum Kalkbrennen zu verwenden. Marmor ist ja reiner Kalk, geht also prima. So wurden Kunstwerke und Tempel systematisch vernichtet. Fast so endgültig wie die Hexenverbrennung. Ganze Arbeit in der Vergangenheitsbewältigung.

Ziellos schlendern wir weiter und kommen auf einen kleinen Platz vor einer Kirche. Der Platz ist erhöht vor dem Ufer, höher als die Palmen. Damit gibt es ungehinderten Blick auf den Sonnenuntergang. Das hat aber noch Zeit. Gleich daneben ist ein kleines Lokal in 2 Ebenen.

Unten ist reger Betrieb, viele der kleinen Tische sind besetzt. Oben, da wo der Blick zum (zukünftigen) Sonnenuntergang ungestört ist, stehen nur 2 Tische, einer ist besetzt. Wir fragen nach, ob wir den anderen haben können. Können wir. Glück muss man haben.

So genießen wir bei bester Aussicht und Laune unser Abendessen – und den Sonnenuntergang – und den Blick auf den Platz vor der Kirche. Mir fällt auf, dass von den Zusehern mindestens 80% junge Frauen sind. Da also kann man die kennen lernen! Muss ich einmal meinen Schülern sagen 😉

Nach dem Essen schlendern wir das Ufer entlang zum Masutis = Supermarkt und decken uns dort ein. Dann ist es nur mehr über die Straße bis zu unserem Wassermoped, dem Dinghi und zu Philia.

Eigentlich ein genialer Nachmittag und Abend, oder?

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Paros – Paroikia

Wir machen wieder einmal auf „faule Tage“. Hinter dem Boot ins Wasser zu springen, was zu lesen oder den einen oder anderen Handgriff am Schiff zu tun, erschöpft uns vollkommen. Erst am Abend machen wir das Dinghi klar und fahren in den Hafen. An einer kleinen Rampe machen wir fest. Sofort sind wir an den für Seglern wichtigsten Hot Spots: Masoutis = eine der griechischen Supermarktketten und daneben ein Schiffsausrüster. 10 Schritte weiter noch ein Mopedverleiher. 25 € will er für einen Tag, 40 für zwei. Gut, später.

Wir schlendern ziellos durch die Stadt und kommen bei einer großen Kirche vorbei. Was heißt „einer großen“. Es ist die größte in der Ägäis und es sind eigentlich vier Kirchen an einem Platz. Was von außen irgendwie aussieht wie eine alte Bibliothek ist innen ein wunderbarer Innenhof mit Arkaden und hohen Bäumen. An einem starken Aste einer Zeder hängen zwei Glocke – originell, hab ich so noch nicht gesehen.

In der „Hauptkirche“ beginnt gerade der orthodoxe Abendgottestdienst. Erkennbar zunächst, dass in der Kirche zwei Popes herum laufen und dann die Kirchenglocken hektisch zu bimmeln beginnen. Nicht so wie bei uns, wo zwischen zwei Glockenschlägen die Glocke oder der Klöpel hin und her schwingt. Hier sind es elektromagnetische Hämmer, die auch 4x pro Sekunde anschlagen, wenn das gewünscht ist. Und das machen dann bis zu vier Glocken gleichzeitig und durcheinander. Also mich würde das nicht zur Besinnlichkeit aufrufen.

Das ist hier offensichtlich auch nicht nötig. Bald beginnt der Singsang des Pope, aber wir sehen nicht woher. Die werden es doch nicht so machen wie der Ruf des Muezin, der auch vom Tonband kommt? Nein, machen sie nicht! Der Pope ist echt, steht aber hinter irgendeiner Säule, nicht irgendwo prominent in der Mitte. Ist aber auch egal: Es gibt nämlich niemanden, der sich um den Gottesdienst kümmert. Nicht einmal ein altes Muaterl ist da, so wie bei uns greise Damen oft das einzige Publikum in der Abendmesse sind.

Das muss für den Pope schon frustrierend sein. Ist er im Dorf unterwegs, bekreuzigen sich die Griechen drei Mal und tun recht gottesfürchtig. Gibt es dann einen Gottesdienst, die große Show, ist das komplett wuascht. So hat er in seiner Gemeinde wahrscheinlich noch weniger Wichtigkeit als bei uns, eher so ein traditionelles Showelement.

Kurz darauf versacken wir in den Seitengassen. Ich wollte nur durchschlendern, Susi „schauen“ – also im Zick Zack zwischen den Geschäften hin und her pendeln und jeweils für eine gefühlte Ewigkeit drinnen verschwinden. Hab ich mir anders vorgestellt. Immerhin wollten wir noch bei Masoutis einkaufen und dann auf der Philia ein gemütliches Abendessen beim Sonnenuntergang essen.

Mit dem Versprechen, später wieder zu kommen hab ich es geschafft, Susi los zu eisen. Ist aber ein sehr netter Ort, dieses Pariki.

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Next level sailing

Nach einem gemütlichen Frühstück soll es heute „nur“ in den Hafen von Parikia (Paroikia) gehen. Das ist der Hauptort von Paros und eine sehr gut geschützte Bucht. Immerhin ist wieder einmal stärkerer Wind angesagt. Dort hin gibt es zwei Wege: Östlich um Antiparos herum, aber da ist der Wind mit Sicherheit genau auf die Nase = aufkreuzen. Zusätzlich gibt es beim Ort Antiparos eine nur 3 m tiefe Passage, um die sich allerlei Geschichten ranken. Mit Bojen oder Leuchtfeuern abgesichert ist das natürlich nicht. Die Griechen kennen sich aus und die Touristen sollen halt aufpassen.

Der zweite Weg führt rund um Despotiko und dann im Westen von Antiparos die Küste entlang. Da ist viel Platz und mit ein wenig Glück könnte sich ein Kurs hart am Wind ausgehen. Susi ist da sehr dafür, wegen dem Platz und der Tiefe und der Aussicht auf eine einfache Strecke. Aufkreuzen zwischen zwei nahen Küsten ist doch immer mit viel Anspannung und Arbeit verbunden.

Um 10 geht es los, fast zeitgleich mit der LAUSA. Die Beiden wollen aber Richtung Westen, nach Athen und weiter nach Isthmia. Aufmerksame Leser der Homepage kennen das schon. Isthmia liegt am östlichen Eingang zur Straße von Korinth. Die Gegend könnte auch für uns noch wichtig werden.

LAUSA in voller Pracht. 2 Stunden später hing das Vorsegel in Fetzen

Schon kurz nach der Abfahrt passieren wir einen mächtigen Großsegler, die MALTHESE FALCON. Der 88 m lange Dreimaster trägt bis zu 2400 m² Segelfläche. Um 480.000 USD / Woche kann man das Ding chartern. Wir sehen sie leider nur vor Anker liegen, mit langen Landleinen gesichert. Klar, bei der Länge und dem Tiefgang kommt man halt in kaum eine Bucht hinein.

Malthesian Falcon: 88 m lang, 6 m Tiefgang, 114 Mio teuer

LAUSA verabschiedet sich von uns und wir biegen ab in die Durchfahrt zwischen Despotiko und Strongylo. Natürlich nimmt der Wind da zu, gut 18 kt sind’s und wir haben immer noch Vollzeug stehen ☹.

Eigentlich ist diese Passage ja breit und tief genug – wenn da nicht diese verdammt schnellen Fähren wären, die sich da auch durchzwicken wollen. Gegen deren 33 bis 40 kt Geschwindigkeit können wir natürlich nichts ausrichten, und es kommt, wie es kommen muss: An der engsten Stelle der Durchfahrt rast die erste an uns vorbei. Die zweite kommt etwas später und biegt unmittelbar vor der Durchfahrt nach rechts, Richtung Parikia ab.

Zum Gruß schickt sie uns zwei mächtige Wellen, die uns plötzlich überraschen. Wir schießen mit zu viel Segel und zu viel Wind in die zwei sehr steilen Wellen. Philia bäumt sich auf und schlägt zwei Mal krachend in die Wellentäler. Wasser spritzt hoch auf. Mit einem Schlag ist unsere Geschwindigkeit weg. Die Gewalt des Meeres und die unglaublichen Kräfte ängstigen Susi. „Ich will das nicht! Das ist kein Urlaub mehr!“

Gut, die Wellen sind heute etwas höher, also ehrliche 1,4 m sind das schon. Und das bedeutet dann, dass da auch ein paar 2 m Wellen dabei sind. Bei denen sieht man nicht mehr über den Wellenkamm, wenn Philia gerade im Wellental schwimmt. Irgendwie gruselig. Gruselig ist auch, was der Wind so macht: In der Nähe der Insel, wir müssen ja die Küste hinauf, pfeift es mit bis zu 28 kt. Für uns heißt das, beide Segel auf „sehr klein“ verkleinern. Philia macht dann immer noch 4 – 5 kt Fahrt, legt sich nur wenig auf die Seite und benimmt sich wie ein ganz braves Schifflein. Das Stampfen in den Wellen ist aber trotzdem keine Freude.

Kommt man dann so 2 – 3 Meilen von der Küste weg, schläft der Wind fast ein, also weniger als 10 kt und die Wellen sind nur mehr halb so hoch. So, mit den kleinen Segeln, schaffen wir aber auch kaum 3 kt, stehen also mehr oder weniger in der Gegend herum. Was hilft da dagegen? Ausreffen = Segel wieder groß machen. Da wir aber nicht nach Siphnos oder Seriphos  wollen, müssen wir wenden, also näher an die Küste von Antiparos – und dort lauert der Wind und die Wellen.

So beginnt das Spiel bei jeder Wende von neuem: Wind und Wellen nehmen zu, wir schießen mit fast 7 kt dahin – Segel klein machen. Wende, Wind und Wellen nehmen ab, Philia mach kaum mehr 4 kt – Segel groß machen, Wende … so geht das gut 3 Stunden lang! Immer wieder garniert mit hohen Wellen, in die Philia tief eintaucht. Zum Glück aber, kommt nur wenig Wasser an Deck, so dass wir sogar die Sprayhood offenlassen können. Nur das Schiebeluk am Niedergang machen wir zu, damit innen nicht alles salzig wird. Mühsam nähern wir uns der Einfahrt nach Parikia.

Diese Einfahrt hat es auch in sich. Insgesamt 4 Felsgruppen sind dem Hafen vorgelagert und müssen richtig umfahren werden. Dazu kommen dann viele Freizeitskipper, die auch dort hin wollen. Damit es aber so richtig spannend wird, ist Parikia auch noch der Fährhafen von Paros. Bis zu 3 Fähren liegen gleichzeitig im Hafen, dazu kommen dann noch Frachtschiffe für Gefahrgut-LKW oder das Treibstoff-Tankschiff.

Da ist richtig was los und wir kommen hart am Wind, mit einer Menge Abdrift in Richtung der Felsen daher. Den Kampf geben wir uns nicht und schalten den Diesel dazu, trotz Wellen und Schräglage! Für Fahren bei Schräglage ist ein Marinediesel ja gebaut, nur wenn die Wellen zu arg sind, dann zieht der Propeller Luft ein und sprudelt für ein paar Sekunden geräuschvoll, aber wirkungslos vor sich hin. Geduld, Geduld, aber wir nähern uns dem Hafen. Also eigentlich der Bucht davor, denn der Hafen von Parikia ist winzig und immer voll belegt.

Zu allem Überfluss hat es eine Charterfirma geschafft, an den Wochenenden auch noch die gesamte Außenseite der Mole in Beschlag zu nehmen. So ist gerade einmal Platz für 10 Schiffe, aber von der schmalen Sorte. Wenn nötig werden da noch weitere 5 mit dem Bug voran dazwischen hinein gestopft. Wenn das beim Korken im Wein hält, warum dann nicht auch bei Schiffen. Bestechende Logik!

Dass wir da keine Chance haben, ist uns ohnehin klar, also suchen wir sofort einen schönen Platz in der Bucht. Da kann man wählen zwischen „hohen Wellen von den Fähren“, das ist nahe zum Fähranleger, „sehr flachem Wasser“, das wäre dann bei den Badestränden im Scheitel der Bucht, „Beach Club Musik auf Vollgas“, das wäre bitte schön links beim Hügel, oder „griechische Schlager“ auf der rechten Seite. In der Mitte gibt es dann die bunte Mischung, je nach Windrichtung und Fährenfahrplan.

Wir entscheiden uns für Mitte Links, eher weiter hinten. Hinten war uns wichtig, denn falls wirklich der vorhergesagte Meltemi kommt, könnten wir noch die Ankerkette verlängern.

Für uns passt das so, und wir steigen einmal zum Entsalzen ins „kühle“ Salzwasser. Naja, die dicken Salzkrusten gehen so schon weg, so ist das nicht!

Wie immer hat der erste Landgang noch etwas Zeit.

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Reise

Kimolos – Sifnos – Despotiko

Beim Ablegen in Milos bläst der Wind – genau auf die Nase, was sonst. Wir geben uns aber sportlich und kreuzen auf. Damit es nicht zu einfach wird, wollen wir noch in Klima mit den nette Syrmata (Bootshäusern) vorbeischauen. Für uns bedeutet das, zweimal quer durch die Bucht zu fahren und dann aber genau vor Klima anzukommen. Ich will noch näher hin, Susi will schon abdrehen – das alte Spiel. Egal, wir machen ein paar Fotos von den bunten Bootshäusern und wenden.

Noch zwei Schläge braucht es, bis wir aus der Bucht von Milos draußen sind. Und dann – statt nun mit Wind von der Seite, kommt er – wieder von vorne. Hart am Wind, aber immerhin segelbar. So ziehen wir an der Nordküste von Milos vorbei und zielen auf die SW Ecke von Kimolos. Dort erhoffen wir und in einer großen Bucht Windschutz und ruhiges Wasser. Das mit dem Windschutz gelingt, das mit dem ruhigen Wasser nicht so ganz. Zumindest am Nachmittag ist es noch etwas rollig. Gegen Abend machen wir einen Strandspaziergang. Feiner Sand, wenig touristisches Angebot, sehr griechisch – nett!

Für uns ist Kimolos aber nur ein Zwischenstopp, denn wir wollen weiter. Kimolos heben wir uns für später auf, denn mit der Gegend sind wir noch nicht fertig. Viel zu schön ist es in dieser Ecke.

Gleichgesinnte

Am Morgen bläst am Ankerplatz wenig Wind, was sich sofort verändert, sobald wir hinter einer vorgelagerten Insel hervorschauen. Da sind dann plötzlich 14 kt Wind, die sich mit unserer Fahrt auf 18 kt addieren. Das ist für Vollzeug schon ganz schön stramm, also etwas reffen – und natürlich aufkreuzen. Zumindest bis zur SE Ecke von Kimolos. Dann wird der Wind gleichmäßiger und etwas schwächer. So können wir dann eine Bucht im Süden von Sifnos anpeilen.

Kathedrale von Kimolos

Als wir ankommen, sind erst 4 Boote da, da hat die Bucht von Platys Gialos noch wirklich viel Platz. Im Lauf des Tages kommen aber noch 12 weitere Schiffe dazu. Eines davon ein 30 m Segler, Vollkarbon, verchartert. Mit Crew natürlich, 4 Personen bedienen das Vehikel. Und 4 Gäste, ein Ehepaar mit 2 Mädchen machen darauf Urlaub. Was kostet der Spaß? Schlappe 55.000 € je Woche, plus Nebenkosten (supplies) versteht sich. Muss man auch einmal haben und wollen. Lustig für uns zuzusehen, dass das kleinere Mädchen vor diesem Millionending so gar keinen Respekt hat. Da wird geklettert und geturnt, was das Zeug hält – kenn ich von wo 😊

Da die Strecke nur kurz war, nutzen wir die Zeit zum Baden im glasklaren 24° warmen Wasser. Das kühlt noch gut ab, ist aber nicht erschreckend kalt, wenn man hineinsteigt. Unter der Philia sind immer wieder Seegrasflächen. Die sind wichtige Laichgründe und Kinderstuben für allerlei Fischzeugs. Entsprechend bevölkert ist das Wasser rund um Philia. Ein bisschen wie Fischsuppe, nur dass die kleinen Mönchsfische noch alle quietsch vergnügt sind.

Seenotrettung im Dienst

Da wir wieder etwas Brot und Gemüse brauchen, fahren wir an Land. Das Dorf ist vor allem Tourismus, kaum ein Haus wirkt „alt“ und traditionell. Die erste Häuserzeile steht mit den Füßen schon fast im Wasser, die Wellen schlagen gegen die Terrassenmauern. Was sich da bei Winterstürmen abspielen wird? Auf der Rückseite der Häuser verläuft „die“ Dorfstraße und danach nur mehr G’stettn. Also am Wasser Bars, zu denen gehören Appartements und hinter der Dorfstraße Parkplätze für die Gäste. AUS

Eine 800 m lange und 30 m breite Geldmaschine, die 4 Monate im Jahr Gold ausspuckt und dann wieder in einen Winterschlaf verfällt. Eh sauber, eh nett, ja schaut aus wie ein Kykladen-Dorf, passt ja auch. Und wenn wir unser Brot und Gemüse finden ist der Zweck für uns erfüllt.

Am Morgen, also gegen 11 holen wir den Anker hoch und segeln weiter nach Nordost. Dort liegt die Insel Paros und die dazugehörigen kleinen vorgelagerten Inseln: Anti Paros – muss sein, fast  jede größere griechische Insel die auf sich was hält, hat ihr eigenes „Anti“ Inselchen. Aber auch so kingende Namen die Strongylo – das könnte eine Comicfigur sein oder Despotiko. Wir wollen in die Bucht zwischen Despotiko und Anti Paros. Die soll flach und gemütlich sein.

Der Wind spielt mit, also fast. Wieder einmal hoch am Wind, wieder einmal Wellen bis knapp unter 2 m – zumindest einzelne waren so hoch. Sonst aber läuft es gut. In gerader Linie kommen wir bis zur Südspitze von Strongylo und dann hart die Küste entlang bis zur Einfahrt in die Bucht zwischen den Inseln. Ein Ankerplatz ist leicht gefunden, es ist ja wirklich viel Platz da.

Trotzdem schaue ich mir an, wo der Anker liegt und was sich am Boden so abspielt. Und, zu meiner Überraschung, läuft doch unsere Kette nur 1 m neben einem am Boden liegenden, verlassenen Anker vorbei. Würde sich die Philia am Ankerplatz drehen, gäbe das sicherlich einen netten Kettensalat. Brauchen wir nicht! Also Anker wieder hoch und 30 m weiter zur Küste erneut ankern. Jetzt passts.

Was uns ganz besonders freut ist, dass Barbara und Stefan mit ihrer LAUSA auch in diese Bucht kommen. Schnell ist vereinbart, gemeinsam Abendessen zu gehen. Wird ein langer Abend, sehr griechisch! Sind wir doch von 7 bis ½ 12 in der Taverne gesessen und haben uns prächtig unterhalten.

Auch so geht Urlaub.