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Pläne

Ich will ja weiter nach Limnos. Das sind noch schlappe 160 Meilen, auf einen Rutsch wird das wohl nicht gehen. Außerdem ist das fast exakt gegen den häufig vorherrschenden Wind. Und dann gibt es da noch ein paar Hindernisse und „Raststationen“.

Zuerst muss ich von Kea exakt nach Norden, an die Ostecke von Euböa. Das sind zwar nur 20 Meilen, aber, eh schon wissen, gegen den Wind. Kann man machen, wenn der Wind nicht zu stark ist und man Hoffnung auf eine gute Weiterreise hat.

Dann kommt die Kafireas Straße, die die Inseln Euböa und Andros trennt. Sie ist zwar gute 6 Meilen breit, aber da zwängt sich der Nordwind durch und mit dem auch die Strömung der Ägäis. Die hat es aber in sich: Bei gutem Wetter kommt die mit 2 – 3 kt aus Nord, bei Meltemi sind es dann bis zu 7 kt. Wenn ich unter Motor unterwegs bin, dann schaffe ich 6kt. Also bei gutem Wetter, komme ich durch, ganz langsam halt.

Dann kommt die große Nord Ägäis, die zu große Nord Ägäis. Zu groß, um in einem Schlag nach Limnos zu kommen. Das würde nämlich gute 22 – 24 h dauern – eher nichts für einen Solo Segler wie mich.. Aber es gibt ja einen Rastplatz. Das ist die Insel Skyros, nach 55 Meilen. Das geht sich aus. Aber der Hafen von Skyros liegt an der SW Seite und ich muss doch nach Norden. Gehe ich in den Hafen, wird die Strecke nach Limnos um 15 Meilen länger, 80 statt 65. Das sind 3 Stunden mehr, bei einem Tag er im besten Fall ohnehin schon 11 Stunden dauert. 14 Stunden ist aber länger als das Tageslicht.

Es gibt aber noch ein gescheitertes Marina Projekt an der Nordost Küste. Da wurde ein riesiges Becken für eine Marina betoniert, und dann ist man draufgekommen, dass man bei Meltemi diese Marina gar nicht anlaufen kann. Ist halt blöd, wenn ¾ des Sommers der Meltemi bläst. Aber egal, hat die EU bezahlt und irgendwer wird schon reich geworden sein. Solche Projekte gibt es ja mehrere in diesem Land.
Für mich wäre das aber nicht wichtig, denn bei Meltemi könnte ich ohnehin nicht von Süden in diese Gegend kommen.

Dort kann ich dann auf gutes Wetter für den nächsten Sprung warten. Das wäre dann jeder Wind von NW über SW bis O – aus nördlicher Richtung sollte er halt nicht sein. 65 Meilen aufkreuzen, das wäre schon eine längere Aufgabe. Auch so rechne ich damit, die Strecke nicht bei Tageslicht zu bewältigen. Aber der Hafen von Mirina ist gut befeuert und ich kenne ihn. Außerdem kann man dort selbst im inneren Hafen ankern, was die Sache sehr erleichtert.

Soweit der Plan in der Geographie, jetzt braucht man noch das Wetter dazu. Und das kündigt sich nun an: Am Dienstag soll es gut möglich sein, von Euböa nach Skyros zu kommen. Dann ist dort 2 Tage Pause, und es könnte mit Westwinden bis nach Limnos gehen. Blöd nur, dass ich nicht in Euböa bin, sondern in Kea, 20 Meilen südlich. Wenn ich aber nicht rechtzeitig am Montag Abend an der Kafireas Straße bereit liege, verpasse ich den Zug nach Norden.

WInd Sonntag 12 Uhr

Was wirklich stört ist, dass seit 4 Tagen sehr starker N Wind bläst. 7 Bf (rund 30 kt = 55 km/h) und Wellen bis 2 m. Aber nun soll der Wind am Sonntag nachlassen, so auf 15 bis 20 kt (25 bis 35 km/h), immer noch von Norden aber, wenn man sportlich ist, kann man das versuchen. Montag ginge auch, aber das soll weitgehend Windstille sein, und 4 Stunden motoren ist nicht so ganz mein Wunschtraum.

Am Montag kann ich dann bei ganz wenig Wind in die nördlichste Bucht in der Kafireas Straße verlegen und dort auf den Sonnenaufgang warten. Das spart mir weitere 2 h Fahrzeit.

Abbildung 1 Dienstag 12 Uhr

Am Dienstag kommt dann der erste große Sprung nach Skyros. Da soll, bis ich an der NE Ecke der Kafireas Straße ankomme, noch fast kein Wind gehen. Das ist gut, gegen die Wellen, denn Strömung von N und Wind von S, das gibt immer ein Chaos auf dem Meer. Wenn die Vorhersage aber stimmt, dann wird das eine zügige Fahrt vor dem Wind. Genua raus und warten bis man ankommt. Das muss noch bei Tagelicht geschehen, denn die Einfahrt in die „Marina“ ist nicht ganz Hindernisfrei und in der Nacht völlig unmöglich.

Dann ist da ein Tage Pause angesagt, da der Südwind so richtig aufdreht, Böen bis 40 kt und mehr als 2 m Welle. Das muss ich nicht haben.

Aber am Donnerstag hat der Wind auf W gedreht, und da könnte man die Überfahrt wagen. Böen bis 23 kt, Wind und 1,2 m Welle von schäg hinten. Das wird ein feuchtföhliches Vergnügen über 11 bis 13 Stunden. Ankunft im letzten Büchsenlicht. Aber wie gesagt, Mirina ist sicher ansteuerbar.

Wenn sich die vorhersage für Donnerstag verändert, dann muss ich wohl länger in Skyros bleiben, dann geht es erst am Montag weiter.

Mal sehen!

Jetzt aber bereite ich Philia auf eine ruppige Fahrt vor. Alles was herum fliegen könnte wird verräumt, denn es würde sonst unweigerlich auf den Boden stürzen. Das Dinghi wird wieder ausgelassen und am Vordeck verzurrt.

Morgen so um 9 wird es los gehen.

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Nach Kea – ein Wechselbad

Endlich, nach 3 Tagen hat sich der Wind beruhigt. Hier in Poros liegt um 7 Uhr das Wasser völlig unbewegt. Nur selten kommt ein Lufthauch vorbei. Ok, in einer geschützten Bucht soll das ja so sein, aber hoffentlich ist vom Wind noch genug übrig, um mich die 46 Meilen nach Kea zu tragen. Das wäre ein großer Sprung Richtung nördliche Ägäis. Länger zu warten geht sich nicht aus, denn schon Morgen soll wieder starker Wind aus N kommen.

Also los. Um ½ 8 den Anker aus dem Sand gezogen und in langsamer Fahrt durch das Fahrwasser entlang der Insel. Das ist ein gewundener Kanal, bei dem man maximal 40 m von der Stadt entfernt entlangfährt. Sobald ich in freieres Wasser komme, begrüßen mich 10 kt Wind – und eine Schnellfähre, die direkt auf mich zu rast. Ich schalte schnell mein AIS ein, damit sie mich auch „elektronisch“ sieht. Sie ändert den Kurs leicht – passt.

Sobald sie weg ist, setze ich das Großsegel. Die Genua muss noch warten, bis wir die Insel Poros hinter uns haben. Dann ist die Fäche nach Westen offen – und da kommt der Wind her. Gut so, Genua rauf, Motor ab. Ruhe und 4 kt Fahrt. Na immerhin, aber zu wenig, um den ganzen Tag so zu trödeln. Sobald der Wind nachlässt – Segel weg – Motor an. Beim dritten Versuch passt es dann aber und Philia rennt los. 12 bis 15 kt Wind von der Seite und wenig Welle. Das wird dann in 7 kt Fahrt umgesetzt. Ganz locker und leichtfüßig malt sie ihre Bugwelle ins Wasser. Genial!

Einmal brauch ich noch kurz den Motor, denn der Westwind mischt sich mit einem Nordwind, und in dieses Übergangsbereichen ist es immer schwierig. Dann aber kommt er, der Nordwind! 15 – 20 kt hart am Wind damit ich eine Chance habe, die Einfahrt nach Kea zu treffen. Aber bei 20 kt muss ich etwas einreffen. Das schont zwar das Schiff und die Nerven, kostet aber auch Höhe = ich kann nicht mehr so eng an die Windrichtung heranfahren.

Auf der Wasserfläche vor mir ist reger Großschiffverkehr. Das ist die Hauptroute aus dem Bosporus und dem Schwarzen Meer ins Mittelmeer. Alle 20 min kommt da ein Großer vorbei. Zum Glück kann ich sie am AIS rechtzeitig sehen und erkennen, ob sich das ausgeht. Bei Nisas Sfouglou, einem 180 m langen Tanker schaut das gar nicht gut aus. Nur mehr 8 min bis zum geringsten Abstand, und das sind dann kaum 200 m. Und ich kann überhaupt nicht abschätzen, ob das vor mir oder hinter mir sein wird. Und überhaupt stimmt diese Berechnung nur, wenn ich meine Geschwindigkeit und Richtung beibehalten kann. Mach das einmal als Segler hart am Wind. Beruhigend ist das nicht.

Also, ran ans Funkgerät: „Nisas Sfouglou from Sailing Vessel Philia”
„Vessel Philia from Nissa Sfouglou“ – ah, er hat mich gehört, gut
Nisas Sfouglou, I am a sailing vessel under sail. I see a close approach. Please give way“ – also eigentlich will ich ja nur, dass er sich an die Kollissionsverhütungsregeln hält, und die kennen kein Recht des Stärkeren.
„Sailing Vessel Philia. Do not worry, I will alter my course to starboard” – und wirklich, langsam dreht sich sein Bug zur Seite, so dass er hinter mir vorbei geht.
Geht doch, wenn man freundlich zueinander ist.
„Nissa Sfouglou, thanks for the manoever. Have a pleasent trip” – also eigentlich hat er nur an seinem Kurscomputer ein bisschen herumgedreht. Aber nett ist das schon, wenn ich mich nicht fürchten muss.

Weiter geht’s auf Kea zu. Die Hafeneinfahrt kann ich schon erahnen – genau vor meinem Bug. Das ist aber nicht gut so, denn ich drifte mit dem Wind ab und würde so 1 Meile südlich der Einfahrt an die Felsen knallen. Also kreuzen. Heranfahren bis auf 1 km, dann Kurve und auf der anderen Seite weiterfahren. Was ist das jetzt? Ich kann immer weiter nach Norden fahren, da wo der Wind genau hergekommen ist. Hat der Kerl doch glatt um 60 ° gedreht. Mir soll es recht sein. Trotzdem muss ich weit über die Einfahrt hinausfahren, denn in der anderen Richtung geht es dafür umso weiter nach Süden zurück.

Und schon wieder ein AIS Alarm: Aus dem Hafen kommt eine Fähre und brettert auf mich zu. Ich muss aber meinen Kurs weiter halten.
A) man muss das, damit der andere Einschätzen kann, was ich mache.
B) sagt das Recht, dass die Fähre mir ausweichen muss, ich bin ja unter Segeln unterwegs
C) ich brauch ja noch Höhe, damit ich dann in den Hafen treffe.
Was halt blöd ist ist, daß von hinten ein weiterer Großer kommt und genau auf die Stelle zuhält, an der sich die Fähre und ich uns hoffentlich nicht treffen.

Bis die Fähre vorbei ist und ich endlich Richtung Hafen fahren kann, bin ich auch schon ein Stück über den Kurs des Großen hinweg gesegelt. Er wird meinen, dass ich weiter nach Westen fahre und der Abstand zu ihm immer größer wird. Wenn ich aber  jetzt wende, wird er überrascht sein und ich muss zusätzlich noch einmal seinen Kurs kreuzen. Sowas mach man eigentlich nicht! Aber er ist noch 6 min von mir entfernt. In 2 min bin ich wieder über seinen Kurs. Dann hat er noch 4 Minuten bis er dort ist, wo ich nicht mehr bin. Er geht dann gut 1000 m hinter mir durch.

Hat geklappt und ich kann konzentriert die Bucht ansteuern. Sobald ich drinnen bin, lässt der Wind nach, bleibt aber auf Ost. Egal, bis zum ausgewählten Ankerplatz wird er deutlich schwächer. Dann noch einmal mit dem Sonar (Tiefenmesser) die Gegend erkunden und den Anker auf 8 m Wassertiefe versenken.

Zur Belohnung 🙂

Fertig! 46 Meilen in 9 ¾ Stunden solo. Da darf man müde sein. Und plötzlich bin ich auch sehr sehr hungrig. Eine große Portion Spaghetti wird das regeln.

In der Nacht, um ½ 5 dreht der Wind, wird aber kaum stärker – zumindest in meiner Bucht. Draußen, na da spielt es sich ab. Gute 50 km/h Wind und 1,3 m Welle! 2 Segler versuchen ihr Glück, und bekommen richtig eine auf die Mütze. Sie schlingern und stampfen durch die See, bis sie aus dem Blickfeld verschwinden.

Ich bleib lieber da und nütze die Chance einen Bäcker und einen Supermarkt zu finden. Das ist zwar ein 2 km Fußmarsch in den Nachbarort, aber ich bin ja noch jung und habe Zeit.

Wenn vor dem Eisgeschäft die Netzte liegen, ist definitiv noch Winter

Die Insel schläft noch den Winterschlaf, die Natur ist aber schon in voller Blüte. Fast alle Lokale, zumindest bei meinem Ankerplatz, sind noch geschlossen, sogar der Bankomat ist noch abgedeckt.

Fahrbare Hühner und Entenzucht. 2 Reihen Käfige im Klein-LKW, 2x 60 Tiere, fertig.
Zumindest die Belüftung entspricht den EU-Erfordernissen
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Poros mit Sturm

Paros ist eine kleine Stadt auf einer kleinen Halbinsel die nur mit einem schmalen Stiel mit einer anderen  Insel verbunden ist. Bis zum Festland sind es kaum 300 m. Durch das sich ergebende große Becken, ist Paros gut vor Wind und Welle geschützt. Auch ein Grund, weshalb ich da bin. Ein anderer Grund ist, dass ich da einen Supermarkt habe und eine Wäscherei.

Nach fast 3 Wochen am Schiff ist es Zeit einmal alles so richtig durchzuwaschen. Susis Laundry kommt da gerade recht. Ein Ikea-Sack voll Zeug wird von mir um 10 gebracht und ist im 6 am Abend wieder am Schiff. Gewaschen, getrocknet, gefaltet und in Plastik eingeschweißt. Also da Plastik hätte ich nicht unbedingt gebraucht – aber OK. 20 € kostet der Spaß, mir ist es das aber Wert.

Beim Supermarkt bekomme ich frische Waren aber auch eine Menge Wasserflaschen. Unser Vorrat von 72 Flaschen a´1,5 lit geht schon recht zur Neige, und so leicht komm ich länger nicht mehr zu einem Supermarkt. Hier borge ich mir das Wagerl aus und rolle die 6 6er Tragerln einfach zum Schiff. Sehr bequem.

Durch die Gegend tuckern und eine Angelschnur nachziehen. Ober was fängt ist nicht so wichtig – aber er sitzt weder zur Hause, noch im Kaffenion 😉

Danach fragt mich ein Deutscher Skipper, ob ich ihm helfen kann, seinen Katamaran umzulegen. Er hat gestern längsseits angelegt und das wird nicht gerne gesehen. Er hatte aber auch einen Grund dafür: An einem seiner Motoren hat die Lichtmaschine blockiert und jetzt ist er mit nur einem Motor unterwegs. Wenn ein Kat mit nur einem Motor fährt, denn geht das ja, unterwegs,  aber Hafenmanöver sind schlicht unmöglich, wie sich zeigt.

In Fahrt und steuerbar wird das Ding nur rückwärts. Sobald das Schiff nach vorne soll, dreht es sich sofort ein. Der Skipper ist mit seinem Latein am Ende und macht wieder längsseits fest.  Geht halt nicht. Am Abend bekommt er eine neue Lichtmaschine mit der letzten Fähre aus Athen und ein Techniker kommt dann um 8 um sie einzubauen. Das ist halt auch griechisch. Improvisiert durch und durch, und da kümmert es keinen, dass das alles am Samstag passiert.

Ich seh dann keinen weiteren Grund, weiter gutes Geld für den Platz an der Mole auszugeben (12,67 € / Nacht – eigentlich eh geschenkt), und ziehe mich in die Bucht neben der Marine Akademie zurück. Jetzt, bei fast Windstille kann ich mir gut einen Platz suchen und zunächst 40 m Ankerkette auslegen. Der Platz ist gut, ich kann in alle Richtungen frei drehen. Die nächsten Nachbarn sind weit weg – und das ist gut so.

Auch so kann man Fischen: Den Vielzack langsam an den Fisch heran führen, und dann zustechen. Heute kaum mehr gebräuchlich, aber manche beherrschen die Technik noch

Wie vorhergesagt geht am Nachmittag des zweiten Tages in der Bucht der Wind los. Erstaunlich, dass er aus „allen Richtungen“ kommt. Naja, nicht ganz allen, aber 180° sind das schon. Dem entsprechend wandert das Schiff durch den Schwojkreis. Nicht ganz angenehm, denn bei normalem Wind pendelt PHILIA so ±20° an der Ankerkette. Mit dem schwankenden Wind, eigentlich müsste man sagen Böen aus allen Richtungen wird sie fast 90° abgelenkt. Entsprechend stark sind dann die Bewegungen – aber dennoch gut auszuhalten.

Der südliche Teil der Stadtmole, gehört nicht nur den Charterbooten

Jedenfalls besser als die Alternativen die sich näher an Athen und Lavrion bieten. 40 kt Sturm gut 70 km/h, Wellen bis 2 m. Nö, man muss nicht überall dabei sein. Da bleib ich lieber da und drehe mich bei 30 kt und ohne Wellen im Kreis. Immerhin ist die Temperatur erträglich, knapp 20° und die Sonne scheint auch. Passt also alles ganz gut. Das Liegen an der Mole wäre jetzt zumindest sehr ungemütlich. Es ist auch niemand dort.

Ist das nicht eine tolle Villa?

Zum Basteln ist auch noch was übrig. Langweilig wird mir jedenfalls nicht.

Der Dreimaster gehört der griechischen Marine.
Der Wind hat schon nachgelassen, morgen geht es weiter.
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Ich bin wirklich unterwegs

Epidauros war ja als erste Station im Wasser geplant. Die Werft ist ja so staubig, dass man manche Dinge einfach nicht machen kann: Bootputzen zum Beispiel. Also nehme ich mir das gratis Wasser aus dem Hafen und rutsche mit Fetzen und verschiedensten Chemikalien über das Deck. 5 Stunden wird gearbeitet, bis das so einigermaßen in Ordnung ist. Das Cockpit heb ich mir für später auf.

Was aber noch sein muss, ist der Besuch beim Hafenmeister. Als Zeichen alle Auflagen erfüllt zu haben, muss ich eine ausgefüllte Crew-Liste mitführen. Zweisprachig und mit 3 Stempeln versehen. Sobald man das aber hat, darf man drauf neue Crew eintragen, wieder weg streichen … Alles egal, Hauptsache Stempel! Ein bisschen gemotzt hat er noch, denn ich hätte das vor der Abfahrt in der Raffinerie von Agii Theodori machen sollen. Naja, nächstes Jahr – vielleicht.

Heute aber hab ich das Gefühl, dass es wirklich los geht. Ich möchte nach Paros. Auch das nicht ohne Hintergedanken, aber immerhin. Da muss man um die große Halbinsel Methana herum, 20 Meilen sind das. Was neu ist, ist das Ablegen ganz alleine, und das mit Buganker und 7 kt Seitenwind. Mit Ruhe und Bedacht wird auch das gelingen. Irgendwie muss man halt vorne und hinten gleichzeitig sein, aber das geht schon.

Ein letzter Blick auf Palea Epidavros

Sobald der Anker heroben ist, wird erst einmal aus dem Hafen hinausgefahren. Aufräumen kann ich ja auch später. Anker mit einer Schnur sichern, Ankerkasten zu machen, alle Fender an Deck holen. Inzwischen hilft mir mein Freund, der Autopilot. Und dann: Segel setzen! Der Wind kommt Anfangs mit 10 kt aus Osten, dann schläft er ein, um kurz darauf mit 18 kt aus Westen zurückzukommen. Eine gute Übung für diverse Segelstellungen. Nach 6 Meilen ist es dann aber endgültig Schluss mit Lustig. 5 Knoten von hinten sind einfach nur für sehr geduldige Menschen geeignet. Da kommen dann kaum 2 Knoten Fahrt heraus. Dann dauert die Fahrt ungefähr ewig.

Mit Motor geht es gemütlich der Küste entlang. Ist halt mehr zum Schauen – auch gut. Den Hafen Methana spare ich mir: genau im Hafen tritt Schwefelwasserstoff aus dem Untergrund aus. Damit stinkt die ganze Gegend nach faulen Eiern und Schwefel. Andererseits tötet dieses Wasser alle Organismen die am Boot wachsen mit Sicherheit ab.
Naja, wer’s mag.

An der Nordspitze der Halbinsel Methana – natürlich eine Agio Georgos Kirche

Im großen, gut geschützten Becken von Paros suche ich mir eine nette Bucht, versenke meinen Anker und genieße den Abend. Zum Baden ist es mir zwar noch zu kalt, aber das hat ja auch noch Zeit.

Auch sehr schön.

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Strom aus Wind?

PHILIA hat ja von Anfang an auch einen Windgenerator montiert. Der macht zwar nicht rasend viel Strom, etwa so viel wir ein 100 W Solarpanel, aber es ist schön ihm zuzusehen. Jetzt hat das Ding klaglos funktioniert, nur jetzt mag es nicht mehr. Das Windrad dreht sich zwar und macht auch Strom, aber es richtet sich nicht nach dem Wind aus. Als ich es mit einem Stock verdrehen wollte, war das nur schwer möglich ☹

Jetzt ist der Mast auf dem der Generator montiert ist umlegbar. Nicht ganz simpel, aber es ist recht gut machbar. PHILIA muss halt mit dem Heck schön nahe an einem Steg stehen, dann geht das schon. Hier in Palea Epidauros ist das so. Ich montiere die nötigen Seile und löse die 2 Schrauben. Die Bootsnachbarn helfen mir den Mast zu stabilisieren und schon liegt der Generator auf einer Unterlage. Noch 4 Schrauben lösen und das Ding kommt zur Diagnose ins Cockpit.

Wenn ich das entsprechende Kugellager versuche zu drehen, spürt sich das an, als müssten die Kugeln durch Schlaglöcher auf einer Sandstraße laufen – gar nicht gut! Das Lager ist definitiv hinüber. Aber der Hersteller in Portugal ist immer recht kooperativ und antwortet schnell. Die Mailantwort ist in 30 min da:

Ohne Wasser kein Rost – nicht gut!

Vermutlich ein Wasserschaden. Bitte den Generator aufschrauben und nachsehen. Das ist gleich geschehen und der Rost springt sofort ins Auge. Ist doch tatsächlich etwas Wasser eingedrungen und hat ein wenig an den Blechen des Generators geknabbert und ist dann weiter in das Kugellager und dort wieder hinaus. Der Hersteller schickt gleich eine Anweisung für alle Vertriebspartner mit: Dichtungsring schlecht eingesetzt, Schrauben schlecht angezogen.

Ich kann noch einen weiteren Grund beisteuern: Die Dichtfläche ist lackiert und im Lack hat sich Schmutz eingelagert. An diesen Stellen kann die Dichtung gar nicht dicht sein. Also ganz einfach ein Fertigungsfehler. Einziges echtes Problem: Ein verrostetes Kugellager kann man mit Bordmitteln niemals ausbauen. Bitte das Teil nach Portugal schicken.

Wie soll denn das gehen? Palea Epidauros ist so klein, da gibt es nicht einmal einen Autoverleiher! Von TNT/FEDEX ganz zu schweigen. Die kommen nur einmal in der Woche vorbei, am Montag, heute ist Dienstag. Aber die Post ist erreichbar. Da gibt es ein EPS genanntes Service, wo das Paket heute noch auf den Flughafen nach Athen und mit etwas Glück schon morgen nach Lissabon kommt.

Eh gut, aber der Windgenerator ist werden handlich noch leicht und Verpackungsmaterial hab ich erst recht nicht. Aber, der Supermarkt hat sicher Kartons. Mal nachfragen. Hat er und ich nehme gleich 6 Stück mit. Irgendwie muss ich mir da eine Box basteln. Und während ich so bastle fällt mir ein, dass an der Türe der Post irgendwas mit Öffnungszeiten von 7:30 bis 14:45 gestanden ist. Super, es ist 14:15 und ich picke noch die Kartons zusammen.

Irgendwie hält das Zeug. Noch die Adresse drauf schreiben – wenn die nicht so lang und kompliziert wäre … und dann die alten Griechen im Kaffenion um die Abkürzung zur Post fragen. Um 14:30 bin ich drin, nach 3 Minuten bin ich dran – letzter Kunde des Tages, und das ist gut so. Bis das alles berechnet ist, die Daten in das System gefüttert sind – ich bin jetzt offizieller Bewohner des Hafens von Epidauros – und die Rechnung 3-fach unterschrieben ist wird es 14:45. Punktlandung!

Jetzt nur noch die Vollzugsmeldung nach Portugal schicken.

Und dann darf ich mir überlegen, wie das reparierte Ding wieder zur PHILIA kommt, die in 14 Tagen sicher nicht mehr in Epidauros sein wird.

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Auf in die Ägäis

Naja, am Wochenende war die Zeitumstellung auf die Sommerzeit. Da sind die Griechen noch etwas schaumgebremst unterwegs. Bis PHILIA endlich in Richtung Wasser rollt dauert es bis ¾ 9. Dann wird sie umgesetzt in den Kran und ins Wasser gelassen.

Gleich wird der Bauch nass. Ob alles dicht ist? Besser als je zuvor

Jetzt noch die Rigger an Bord lassen und sofort werden wir aus dem  Kranbecken verscheucht. Heute sollen noch 11 weitere Schiffe ins Wasser kommen. Die Rigger machen sich über meine neuen Wanten und Stagen her. Das Schiff ist an Land etwas anders geformt als im Wasser, und daher muss die Spannung der neuen Drähte neu eingestellt und justiert werden. Zu zweit arbeiten sie fast eine Stunde, inklusive Segeltest – mangels Wind unter Motor. Ich pass halt inzwischen auf, dass wir nirgendwo anfahren. Immerhin sind da 8 große Tankschiffe in der Gegend eingeparkt. Dann noch schnell zurück zur Werft David und seinen Kollegen abgeben.

Schiff an Schiff, Mast an Mast. Dazwischen nur Staub von den Schleifarbeiten. Wir wollen aber trotzdem wieder kommen.

Was sie zurücklassen, ist ein tadellos eingestelltes Rigg und hunderte Schuhabdrücke. PHILIA schaut aus wie aus dem Bergwerk! Gut dass ich nach Paleo Epidauros will, dort gibt es Wasser umsonst. Da kann ich stundenlang putzen – welche Freude mich da überkommt ….

Zuerst muss ich da aber einmal erst hinkommen. Das Windchenlein lässt sich bitten, mal mit 3 kt mal mit 5 kt. Immer so an der Grenze zwischen geht und geht nicht. Wie oft ich da den Motor gestartet, wieder abgestellt, Segel gesetzt und wieder eingeholt habe – ich weiß es nicht. Nach 4 ½ Stunden bin ich jedenfalls da. Der Hafen ist noch leerer als im Oktober. Nur ein anderes Segelschiff steht da. Dürfte ein echter Künstler sein, denn seine Kette geht schräg durch die Bucht. Und wo soll ich da meine hinlegen?

Auch irgendwie schräg, aber nicht ganz so schräg. Und das Manöver ganz alleine. Also den Anker vorbereiten und die von Elefterias schon eingebaute Fernsteuerung mitnehmen. So kann ich rückwärts fahren und gleichzeitig die Kette auslegen. Was ich halt nicht weiß ist, wieviel Kette da schon liegt. So, vorsichtig arschlings an die Hafenmauer, ein beherzter Schritt an Land und rasch die Leine unter einem Ring durchziehen. Dann aufpassen, dass Philia nicht im Wind abhaut. Also Ankerkette spannen und wieder den Sprung auf das Schiff wagen. Anbinden, fast fertig. Für die zweite Leine bequemt sich dann ein Grieche, der die ganze Aktion beobachtet hat, aus seinem Auto und hilft mir dabei.

Jetzt aber wirklich fertig!

Nicht immer war die Gegend so friedlich wie jetzt.

Was hat alles funktioniert?
Eigentlich fast alles. Besonders freut mich, dass die Temperaturwarnung vom Motor keinen Mucks getan hat. Musste sie auch nicht, denn der Motor wurde nie wärmer als 90°. Was so ein neuer Thermostat alles ausmacht! Sean, mein Lieferant aus England, hat schon im ersten Telefonat den Thermostaten als Ursache ausgeschlossen. „We never had this“ Schwerer Fehler, teurer Fehler. Wir haben Kabel getauscht, Teile hin und her geschickt, gehofft und geärgert. Genutzt hat es nicht. Im Oktober hat er das Interesse an der Aktion verloren. Hab ich mir den Thermostaten um 13,50 € halt selber bestellt. Zum Ausgleich behalte ich mir die nicht oder nur kurz verwendeten Ersatzteile: Eine Anzeige für die Motortemperatur (170 €), einen zweiten Drehzahlmesser (450 €) und das Motorsteuergerät, für das Volvo Penta stolze 940 € verlangt. Ich nehm’s gern in Verwahrung, bis Sean sich bei mir meldet.

Was nicht funktioniert ist der Windgenerator, den muss ich mir morgen ansehen.

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Es geht los

Ich hab noch 2 Tage, um Philia seefest zu machen, die letzten Leinen anzubringen, kurz alles herzurichten. Immerhin wird der Start ein recht plötzlicher werden. Um 7:30 kommt die Kranmannschaft, um 8 rollen sie Philia zum Kran. So gegen ½ 9 sollte ich das Kranbecken bereits verlassen.

Das Problem dabei? Es geht nicht los, wenn ich fertig bin, sondern wenn die es sagen. Und so sollte es in der Seefahrt eigentlich nicht sein. Also muss ich schon in diesen Tagen alles so herrichten, dass ich jederzeit aufstehen und losfahren könnte. Nicht so einfach, ein Schiff von „bewohnter Baustelle“ auf „Seefahrt“ umzustellen 😉 und gleichzeitig noch Arbeiten am Schiff zu verrichten.

Alles bereit zum Ablegen – oder so ähnlich

Aber zum Glück hab ich ja meine To-Do Listen, und so wird eines nach dem anderen abgearbeitet: Die ganzen Hilfsleinen wieder anbringen, die uns das Leben so erleichtern. Aber, wie war das nocheinmal? Ich finde in den Backskisten lauter Bündel unterschiedlicher Leinen, Umlenkrollen und Schäkel vor, kann mich noch erinnern, dass die rote Leine der Bullenstander war und die schwarz-weiße für die Holepunktverstellung. Nachdenken, ausprobieren – ah so war das, geht doch!

Und gleichzeitig ist da noch so ein ungeliebteres Stück der Langfahrt: Das Abschiednehmen. Es sind lauter Gleichgesinnte, die sich gegenseitig vertraut sind, die denselben Traum haben, aber sich trotzdem wahrscheinlich nie wieder sehen.

Da ist zum Beispiel Rosie (GB) und Jochem (NL) mit ihren reizenden Kindern Orda (5) und Sebastian (3). Die arbeiten nun schon seit Juni an ihrer MERLIN, die ein grundlegendes Refit benötigte, um dann auf große Fahrt zu gehen. Parallel dazu haben sie sich liebevoll um ihre Kinder gekümmert. Die beiden sind quirlige Feuerköpfe. Das Gesicht voller Sommersprossen, rötliche Haare, bei Sebastian zusätzlich noch gelockt. Und bei dem auch noch den Schalk in den Augen …

Oder Barbara und Stefan, die wir auf Milos getroffen haben. Von ihnen haben wir viel gelernt, gemeinsam vor einem Starkwind Schutz gesucht und dann noch ganz an der Südspitze von Anti Paros einen weiteren tollen Abend verbracht. Kurz vor meiner Abreise haben wir sie noch einmal in Wien in einem urigen Beisel getroffen und nun sind sie eine Woche hier gewesen. Vielleicht sehen wir sie Ende August, wenn unsere Schiffe aus dem Wasser kommen werden.

Oder Christos und seinen Nadja. Die sind nicht nur „Handwerker“ sondern ein zentraler Knotenpunkt zwischen meinen Bedürfnissen und allen anderen Handwerkern. Nur mit ihnen war es möglich, den schon im Herbst ins Auge gefassten Starttermin 1. April auch zu schaffen. War nicht immer einfach, war oft sehr lustig. Zum Schluss wollte er dann von mir Ideen haben, wie er seinen Betrieb besser organisieren kann. Ein echtes Vertrauensverhältnis. Die Beiden werde ich sicherlich wieder treffen, auch wenn ich dann (hoffentlich) keine so intensive Zusammenarbeit mehr brauche.

Ich schau halt immer wieder, ob meine letzten Anstriche eh gut austrocknen – machen sie. Montag um 7 Uhr in der Früh werde ich sie abschleifen. Um 8 soll PHILIA wieder nass werden.

Ich bin gespannt, was alles funktioniert, oder auch nicht funktioniert.

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Copper Coat

An jedem Schiffsrumpf reisen alle möglichen blinde Passagiere mit. Algen, Kalkwürmer, Seepocken. Die bremsen ein Schiff deutlich ab, bis hin zur Unfahrbarkeit. Diesen Bewuchs muss man also verhindern, und da gibt es eine ganze Industrie, die Dir dabei hilft. Immer verbunden mit chemischem Zeugs, dass noch dazu alle 1 bis 2 Saisonen erneuert werden muss. Das kostet nicht nur Geld für die Chemie, sondern auch etliche Stunden Arbeit. Eigentlich was, auf das man gerne verzichten würde.

Ich bin da schon vor langer Zeit über einen anderen Ansatz gestolpert: Was die Wasserorganismen nicht wollen, sind die Abbauprodukte von Kupfer. Zersetzen tut sich das Kupfer im Salzwasser. Nun kam jemand auf die Idee, Kupferpulver in Epoxydharz einzubetten und diese Paste auf ein Schiff zu streichen – hat funktioniert. Und so was will ich jetzt auch – heißt eben Copper Coat. Kostet 3mal mehr als eine normale Farbe, verspricht aber 10 bis 15 Jahre Haltbarkeit, und damit rechnet sich die Investition schnell wieder.

Mein Freund Christos macht auch das, also bekommt er den Auftrag dafür. Zuerst wird das Schiff von allen Lackschichten befreit, so dass der Rumpf schön weiß wird. Ist halt eine riesige Sauerei, denn das sind vor allem die Chemikalien gegen den Bewuchs. Aber es gibt ja Arbeitsschutz und Absaugungen – doch nicht in Griechenland. Der Absaugstutzen am Schwingschleifer gibt nur die Richtung an, in die der Staub wegfliegt. Damit das Gewand nicht völlig versaut, kommt ein dünner Lackieroverall drüber. Auf die Haare kommt der Hoody vom Sweater, um den Mund bestenfalls ein dünnes Tuch. Fertig ist der Arbeitsschutz.

Dass das nicht gesund ist, haben selbst die Griechen begriffen. Darum machen sie den Job auch nicht selbst, sondern sie halten sich dafür einen Albaner. Der steht dann den ganzen Winter rund um die Schiffe und schleift sie ab. Nach kaum einer Stunde könnte man ihn für einen Afrikaner halten. Xund ist das wirklich nicht!

Eigentlich wollte / sollte Christos PHILIA Anstreichen bevor ich am 20. März in die Werft kommen. Aber – wie so oft, es gibt Verzögerungen: Das Wetter passt nicht, das Personal ist nicht da, … Aber auch: „Don’t worry, Jörg, we will do that“. Na dann?!

Als ich ankomme, ist das Schiff so, wie es schon seit Ende November da steht, weiß mit Fleckerln. Nun denn, ab in das Büro von Christos. Zur Überraschung sitzt da eine Dame, Natalja. Die ist zwar Athenerin, war aber 10 Jahre in Spanien als Uniprofessorin, kann 6 Sprachen fliesend und „I hate the way the Greeks are working”. Also hat sie sich aufgemacht, die Organisation der Firma zu verbessern. Zum Beispiel mit Excel Sheets in denen alle zugesagten und erledigten Arbeiten stehen, mit Zeitschätzungen für den Aufwand. Die Griechen mögen das gar nicht! Nimmt es ihnen halt auch die Freiheit, heute etwas weniger zu tun, weil jemand gerade so eine tolle Geschichte zu erzählen hat – und davon gibt es viele. Immerhin arbeiten die ganzen Spezialisten auf den verschiedensten Werften und da gibt es dann immer was zu erzählen, wenn man wieder bei Christos vorbeikommt.

Der erste Anstrich. 4 weitere werden heute noch folgen

Wenn es zeitlich aber eng wird, vielleicht sogar der Eigner vor der Tür steht, dann ist höchste Priorität angesagt, um das Baby rechtzeitig ins Wasser zu bringen. Ist das dann geschafft, sind auch die Griechen geschafft und machen einmal – Pause!

So rutscht halt auch meine Malerei auf den allerletzten möglichen Termin – und dann geht es rasch. Innerhalb von 4 Stunden sind 5 Schichten vom Copper Coat aufgetragen. Ich bin zum Leidwesen der Arbeiter mit dabei – sub auspizis, so zu sagen. Jetzt muss das Zeug mindestens 48 h aushärten, bevor das Schiff angehoben werden kann. Immerhin sind alle Unterstützungsstellen, 5 x am Rumpf und die Unterseite des Kiels noch unbehandelt.

Ist doch hübsch geworden.

Und das Wetter ist mit mir: Es nieselt einmal nur ganz kurz, der Anstrich soll in den ersten 48 h nicht nass werden. In den beiden folgenden Tagen heizt die Sonne kräftig ein, bis knapp an die 30° hab ich gemessen – Ende März!! Jedenfalls ist das Zeug ausgehärtet und kann von mir angeschliffen werden. 4 Stunden werkle ich herum, aber mit einer guten Staubschutzmaske. Trotzdem stürze ich mich nach getanener Arbeit sofort unter die Dusche. Dort steht dann das Kupfer in der Duschwanne, das zuvor an mir geklebt hat.

Gerade rechtzeitig bin ich fertig, denn da kommt schon die Mannschaft mit dem Trailer, um Philia hoch zu nehmen. Der Trailer ist so ein ganz besonderes Stück Technik: Eigentlich ist es „nur“ ein 2-Achs Anhänger an einem Unimog. Aber, der kann sich hydraulisch in 9 Richtungen verändern und damit perfekt an das Schiff anpassen. Der hebt die Philia an, so dass die Stützen weggenommen werden können und der Kiel in der Luft schwebt. Für die nächsten Tage bleibt das so.

Copper Coat: der letzte Akt. Nur mehr das Anschleifen fehlt

Sofort macht sich Christos und seine Crew auf, die letzten Stellen zu schleifen, aber gerade die Kielunterseite ist trotz allem nur sehr mühsam zu erreichen. Kaum 20 cm sind Platz zwischen Kiel und Boden. Noch während da geschliffen wird, beginne ich die vorbereiteten Stellen auch schon zu streichen. Immerhin sollen da 5 Schichten drauf.

Erst um ½ 10 in der Nacht bin ich dann fertig. Also auch körperlich, nach diesem Tag.

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A lot to do

Eigentlich hab ich nur eine einzige Aufgabe: Die 3-seitige To-Do Liste abarbeiten. Drum kommen die sofort auf die Klotüre, damit ich sie immer im Auge habe – außen natürlich. Das Klo ist ja nicht benützbar. Einerseits stehen noch die Segeln und das Schlauchboot drinnen, andererseits – naja, es fehlt halt das Wasser. Aber es gibt ja einen Sanitärkontainer hier in der Werft. Nicht wirklich toll, aber ausreichend.

Also, was steht da so alles drauf:
Qualitätskontrolle bei allen durchgeführten Arbeiten. Aber da ist bis auf die neue Maststufe noch gar nichts fertig.
Segelsetzten – damit die aus dem Klo rauskommen. Geht aber nicht, weil ja der David, der Rigger, noch nicht fertig ist. Außerdem haben sich 2 Seile die ich dazu brauch ganz blöd im Mast verhakt. Jetzt muss David hinaufsteigen. Hätte er sich sparen können, hätte er im Jänner die 2 Seile einfach gespannt. So hatte es der Wind lustig mit ihnen

Und dann sind da Arbeiten für mich drauf:

Die elektrischen Leitungen, die vom Mast kommen, sind noch nicht verbunden. Ein paar schon, aber die anderen 4 muss ich noch einfädeln: Die müssen durch die Maststütze im Salon bis unter den Boden geführt werden. Der hat aber nur zwei ganz kleine Öffnungen. Also zuerst ein Kabel herausziehen und dabei gleich zwei neue einziehen. Die Übung glückt!
Dann müssen die unter Bodenbrettern durch, die kann ich aber nur 4 cm anheben. Also eine Fummelei. Dann durch ein Rohr in einer Bodenversteifung bis hinter die Salonbank. Dann wird es einfach, denn die Kabelstrecke ist gut einsehbar.

Man glaubt gar nicht, wie viel Kabellänge da drauf geht. Für die Funkantenne an der Mastspitze, die ist 13,20 m über dem Deck, habe ich vorsichtshalber 25 m Kabel gekauft. 1 Meter ist übriggeblieben!!

Jetzt hab ich lauter neue Kabel im Mast, einiger der alten waren schon echt verrottet –  nach 22 Jahren kein Wunder. Jetzt haben wir zusätzlich eine Deckbeleuchtung. Das ist praktisch, wenn man in der Nacht den Anker kontrolliert oder was wegräumen muss. Und dann gibt es erstmals eine Beleuchtung für den Windanzeiger. Der ist sonst nämlich in der Nacht nicht sichtbar – was beim Segeln echt dumm ist.

Dann wurde der Rumpf poliert, der war schon recht stumpf geworden. Die Maschine ist schwer und der Rumpf recht hoch. Selbst wenn ich mir ein fahrbares Gestell „besorgt“ hab – nix für das Arbeitsinspektorat – ist es doch recht anstrengend.

Dann ist mir aufgefallen, dass im Kettenkasten, die Ankerkette immer im Salzwasser liegt, weil die Entwässerungsöffnung höher liegt als der Boden des Kettenkastens. Warum man das so macht, ist mir ein Rätsel. Ich hab mir von Pantelis (der Mann, der die Maststufe gemacht hat) die beiden Flüssigkeiten für PU-Schaum geholt. Er hatte von einem anderen Job gerade was übrig.

Den Ankerkasten hab ich mit einem Plastiksack ausgelegt und einen schönen, dicken Polster geschäumt. Sobald der hart war, hab ich ihn heraus gezogen und in der Höhe zugeschnitten. Damit der von der Kette nicht kaputt geht, kommen dann noch vier Lagen dicke Glasfasern und Epoxydharz drauf. Pantelis will mir noch eine Gummimatte geben, dann ist alles gut.

Was nicht gut ist, ist die Tiefe vom Ankerkasten. Wenn ich am Deck am Bauch liege und in der Hüfte schon nach unten knicke, dann komme ich gerade auf den Boden des Kastens. Um nicht ganz hineinzufallen, verhake ich mich mit einem Fuß in der Reeling. Und in dieser Lage beginnt man dann, präzise zu arbeiten, Matten mit flüssigem Harz zu tränken und das Harz mit einem Pinsel einzumassieren. Was war ich froh, wie ich den Kopf zum letzten Mal aus dem Ankerkasten gezogen habe. Jetzt muss das Zeug aushärten, was bei den Temperaturen sicherlich länger dauern wird. Dann noch die Entwässerungsöffnungen wieder frei machen – fertig. Ich hoffe, dass mir das die Ankerkette durch ein längeres Leben danken wird.

Wenn es mit der Arbeit grad nicht mehr weiter geht, besuche ich Rosi, Joachem und ihre beiden Kinder. Sie arbeiten seit Juni an ihrem „neuen“ Schiff und wollen nach der langen Zeit in der Werft so wie ich am 1. April los – mal sehen, für uns beide.

Auch andere Segler sind schon wieder da, bereiten ihre Schiffe für die Saison vor. Hektisch ist es nur bei den Schiffen der Vercharterer. Einige starten mit Ostern in die neue Saison, anderer haben noch ein paar Wochen. Dann aber sollen rund 250 Schiffe die Werft verlassen haben – es gibt noch was zu tun.

Ach ja, zu tun. Bei mir auch. Da braucht es noch Vorbereitung für das Unterwasser. Dann soll da ein besonderer Anstrich drauf, der nicht ganz einfach zu verarbeiten ist. Der Motor braucht noch Liebe und einen neuen Thermostat – ich hoffe, dass die lästigen Alarme damit der Vergangenheit angehören. Und dann sind da noch die 1000 Kleinigkeiten, bis das Schiff wieder am Wasser sein kann.

Ich bin gespannt, wie die Übung gelingt.

PS.: Christos, der hier alles managt und beim Anstrich mithelfen wollte, ist gestern mit Bauchschmerzen ins Spital. Nicht gut für ihn, vielleicht auch nicht gut für mich. Wir werden sehen.

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Ab in den Süden

Wann immer möglich, mach man es sich nicht leicht im Leben! Wann ich nach Griechenland will, stand schon lange fest, was sich davor alles auf der To-Do Liste angesammelt hat ist aber beträchtlich:

Plötzlich und ungeplant steht ein Fenstertausch im Schlafzimmer an – am Freitag  von 8 bis ½ 4. Sofort danach sausen wir zu einem Chorwochenende, dass bis Sonntag um 4 dauert. Und von dort geht es zu einem Abend mit Freunden. Schön, sehr lustig, aber halt auch nicht entspannend. Dann wünscht sich die beste Ehefrau von allen, dass noch vor der Abreise, also innerhalb von 2 Tagen, der gesamte Holzboden geölt und poliert wird. Geht eh schnell, wenn die Zimmer schon ausgeräumt wären – sind sie aber nicht.

Zum Drüberstreuen gibt es dann noch 2 Arzttermine, Geld von der Bank holen (nur zwischen 9 und 13 Uhr gibt es bei der BAWAG Bares), eine letzte Gesangsstunde bei Anna und noch einen wichtigen Freundschaftsdienst am Dienstag Abend. Ach ja, zusammenpacken muss ich auch noch. Genau 30 kg Freigepäck und ein Handgepäckstück für „unter den Sitz“ hab ich gekauft, also noch einmal 8 kg dazu. Ob da alles dabei ist, was ich in dem Jahr brauche? Und, was ist denn schon am Schiff? Sicher werde ich was vergessen – so ist es dann auch.

Egal, um 04:40 steht das Taxi vor der Tür und bringt mich zum Flughafen. Im Security Check bin ich wieder einmal auffällig. Diesmal nicht als „Zufallsopfer“ sondern weil meine Morsetaste ein massiver Eisenblock ist. So, und dann erkläre einmal den Securities, was eine Morsetaste ist …
Naja, jedenfalls hab ich keine Sprengstoffspuren an den Händen, am Gürtel, am Rucksack, am Handy und an der Morsetaste. Auch eine schöne Erkenntnis.

Geflogen wird weil es nötig ist und nicht viel kostet – Ryan Air, Sklaventreiber der Lüfte. Ja, Flugzeuge kommen immer an und sind zumeist einigermaßen pünktlich. Die Sitze der Holzklasse fühlen sich tatsächlich so an. Das nächste Mal nehm ich mir einen kleinen Sitzpolster mit, der Po schmerzt schon nach 10 min. Das Unterhaltungsprogramm ist der verzweifelte Versuch der Crew, Jahrmarktsartikel zu verscherbeln. „Das Lieblings Parfüm des Stewards – heute besonders günstig“. Ich muss einmal fragen, ob die Gurkenhobel auch haben.

Was mich erstaunt war, dass wir beim „Eismann“ vorbei schauen, also zum Enteisen fahren. Es war offensichtlich ungewöhnlich kalt in der Nacht. Susi berichtet von Eisblumen auf den neuen Fenstern – allerdings außen.

In Nord Mazedonien überfliegen wie die noch immer schneebedeckten Berge. OK, man kann schon die Zungen der Schmelzwasserbäche im Schnee erkennen, aber immerhin liegt Schnee – und ich fahr ans Meer zum Segeln. Ist doch verrückt!

Nett finde ich, dass ich kurz danach einen Blick auf die Bucht von Thessaloniki erhaschen kann. Wenn ich mich richtig orientiert habe, konnte ich sogar die Mole des Nautic Clubs von Kalamata erkennen. Der Platz, wo wir die PHILIA gefunden haben. Irgendwie schließt sich da ein Kreis, auch wenn wir bisher nicht wieder nach Thessaloniki geschafft haben.

Bald ist unter uns wieder ein Wolkenmeer, in das sich das Flugzeug langsam hinein senkt. Darunter: Die Großstadt Athen, Regenschauer und Wind – und ich fahr zum Segeln?!? Egal, mit einem Leihauto bin ich 2 Stunden später in Agii Theodori bei PHILIA. Der Rumpf ist abgeschliffen und weiß, der Mast steht wieder drauf, innen ist alles OK, trotz der Arbeiten an Motor und Antrieb.

Warten auf den Frühling

Was nun beginnt ist das, was im Herbst beendet wurde: Arbeitsplanung. Dazu brauche ich Christos – und bekomme Natalia. Natalia ist die neue Flamme von Christos, ist Griechin aus Athen, hat 20 Jahre in Spanien gelebt und hat die unzuverlässige Art der Griechen, zumindest hier in der Werft, echt satt- sagt sie. Selbst ist die Frau: Arbeitsorganisation ist angesagt: Excell-Sheets mit allen zugesagten Aufgaben und dem Einwasserungstermin des jeweiligen Schiffes. Sogar mit Zeitabschätzungen für die Arbeitsdauer. Ein großer Schritt in die Zukunft. Bisher war alles auf Zuruf. Wer am lautesten schreit gewinnt. Wenn das Wetter „schlecht“ ist, steht der Laden einfach – sehr entspannt. Wird halt alles nur in der letzten Minute fertig, oder ein paar Tage später.

Und dann taucht Christos auf: Was ist noch zu tun, wann kann man das erledigen, wie passen die Arbeiten zusammen. Dauert halt fast den ganzen Nachmittag, bis der Plan steht – aber immerhin: wir haben einen Plan. Wetten würde ich jetzt keine abschließen, dass ich am 1. April von da wegkomme, aber es ist durchaus möglich – wenn, ja wenn: Das Wetter mitspielt (es muss trocken und nicht zu kalt sein), die Griechen alle Zeit haben, die Grundierung rechtzeitig trocknet und wir am Freitag PHILIA rechtfrüh auf den Trailer heben können.

Der Trailer, ein Anhänger mit großen hydraulischen Hebestempeln, ist die einzige Möglichkeit, an die Unterseite des Kiels zu kommen. Leider ist der Trailer aber sehr begehrt und beim Einwassern der Yachten fast ständig im Einsatz. Bekommen wir den erst am Freitag zu Mittag, dann wird es schon wieder eng für die Malerei: Abschleifen der zugänglichen Stellen (1 Stunde), Auftrag der Farbe, antrocknen lassen, nächste Schicht, antrocknen lassen … (zusammen 6 Stunden). Na, da wird es schon richtig finster hier in der Gegend. Ich muss einmal schauen, wo mein LED-Baustrahler hingekommen ist. Der sollte noch irgendwo im Schiff sein.

Wirklich geschafft habe ich heute nichts. Strom angeschlossen, ein paar Vakuumsäcke ausgepackt (da sind die Textilien drinnen, die hier überwintert haben), einen Teil meiner mitgebrachten Sachen am Tisch aufgetürmt – verräumen will ich sie erst morgen. Für heute reicht es mir.

Mal sehen, was wirklich alles gelingt.