Kategorien
Reise

Was wir gelernt haben

Man könnte diesen ersten Abschnitt der Reise auch als „shake down cruise“ bezeichnen. Dabei geht es darum, auch unter widrigen Umständen alle Systeme des Schiffes durch zu testen, um letzte Schwachstellen zu finden.

Also, was haben wir gelernt:
Die wesentliche Schwachstelle sind wir selbst. Wie wir mit dem Schiff umgehen, was wir uns und dem Schiff zutrauen. Philia lässt sich sehr fein dirigieren und zeigt genau, wenn es ihr nicht gut geht. Alle unsere Elektronik funktioniert. Auch das Energiesystem (Batterien, Solar und Windgenerator) funktioniert gut. Aber die Lichtmaschine vom Motor tut nicht was sie soll. Die bekommt also noch ein Service verpasst. Das kostet zwar nicht viel Geld, aber 2 weitere Tage im Hafen.

Was wir auch gelernt haben ist, das Segeln in Griechenland „nichts“ kostet. In den 12 Tagen in denen wir unterwegs waren, haben wir nur ein einziges Mal eine Hafengebühr bezahlt: 20€. Ankern ist so wie so immer frei, Muringbojen gibt es nicht. Das gibt eine ungeahnte Freiheit.

Andererseits ist die Kartographie eine Katastrophe. Alle Karten sagen gleich am Anfang, dass sie ungenau sind, noch mit dem Sextanten vermessen. Tiefenmessungen sind großzügig geschätzt und decken sich überhaupt nicht mit unseren Messungen. Nur im Bereich von Häfen sind mehr Messpunkte verzeichnet. Papierkarten von Imray, das Beste was man von Griechenland bekommen kann, sind in einem großen Maßstab und verweisen für die Details auf einen Griechenlandführer vom selben Autor. Das ist eine Schwarte von 3 1/2 Kilo und damit nicht gerade handlich. Aber auch dort sind die Angaben vage, so in der Art: „Links in der Hafeneinfahrt liegt ein Riff, rechts sind Steine knapp unter der Oberfläche. Einfach vorsichtig sein, dann geht das schon – aber nicht in der Nacht“. Man muss also viel mehr auf sich selbst gestellt arbeiten. Auch eine neue Erfahrung.

Die Sache mit dem Anker hatten wir schon, der Pflugscharanker, der pflügt statt zu halten. Der neue Jambo Anker hängt jetzt am Bug und wartet darauf uns zu beweisen, dass er sein Geld wert ist. Und sonst waren da nur ein paar Kleinigkeiten, die wir aber leicht beheben konnten.

Also Philia ist fit für die nächsten Wochen, nur wir haben noch keinen Plan, wo es hin gehen soll. Ich, Jörg, würde gerne die östlichen Sporaden bereisen. Das bedeutet aber immer wieder Überfahrten von 40 bis 50 Meilen, also jeweils einen ganzen Tag. Susi würde sich lieber in den westlichen Sporaden und hinter Euböa verstecken und möglichst schnell ins Ionische Meer kommen. Sie hat Bedenken wegen des Meltemi und der damit verbundenen Wellen.

Das Ionische Meer gilt als windarm, die Ägäis profitiert und leidet unter dem Meltemi. Sie ist sicherlich anspruchsvoller, wir müssen und können mehr lernen. Dafür sind die Inseln aber unberührter und der Yachttourismus ist kaum existent. Das Ionische Meer ist die Verlängerung der Zustände in Kroatien: „Yachties haben Geld, also sollen sie für alles zahlen, und nicht zu wenig, bitte“.

Wir haben also noch viel zu diskutieren.

Kategorien
Reise

Zurück nach Thessaloniki

Der Rückweg beginnt wieder recht heiß, weil unter Motor. Das bedeutet für uns immer, dass die Luft an Bord steht, weil es meist keinen Wind, oder noch schlimmer, wenig Wind von hinten gibt. Da regt sich dann kein Lüftchen und wir verkriechen uns soweit wie möglich in den Schatten. Steuern ist langweilig, das macht dann der Autopilot, aber selbst der arbeitet nur sehr wenig. Dafür fahren wir viel näher an der Küste entlang und sehen die vielen Buchten mit Sandstränden und den unvermeidbaren Touristenröstereien.

Erst am Nachmittag kommt ein wenig Wind auf, den wir sofort nützen. Geduldig schleichen wir dahin, bekommen am Südost Ende von Stifonia mehr Wind, den aber auf die Nase. Also aufkreuzen und den ausklingenden Tag genießen.

Im Kolpos Kuofos versuchen wir vor dem Ort zu ankern. Es bleibt beim Versuch, genauer bei 4 Versuchen. Weil uns das Tageslicht ausgeht, es ist schon nach  9 Uhr, flüchten wir in die Südbucht, wo wir das einzige Schiff sind. Auch da brauchen wir 3 Versuche, bist der Haken hält. So kann das nicht weiter gehen! Ein neuer Anker muss her.

Wir wissen auch schon welchen. Aus der Zeit auf der BlueC kennen wir die Qualitäten des Jambo Ankers. Ein furchterregendes Stück Eisen mit scharfen Spitzen und so gar keinem klassischen Ankeraussehen. Aber das Ding hält, runter und fertig. Das haben wir schon öfter erlebt, in Gewitterböen mit 60 kt (>100 km/h) oder in Boranächten mit 40 kt (70 km/h). So ein Ding muss her.

Und der kommt auch. Der Hersteller schafft es, den neuen 22 kg schweren Anker in nur 36 h von Bayern nach Thessaloniki zu bringen. Naja, also UPS hilft ihm dabei. Der neue wird sofort montiert, und wir sind gespannt, wie er sich bewähren wird.

Wir haben aber noch einen weiten Weg zurückzulegen. Zuerst einen Zwischenstopp im Hafen von Nea Moudina. Da ist Platz zwischen mehreren Dufours, da passen wir gut dazu. Am nächsten Morgen begrüßt und 20 kt Wind, aus der richtigen Richtung. Raus mit der Genua und über das Meer fliegen.

Aber eigentlich wollen wir am Ende des Tages wollen wir durch einen engen Kanal, der durch die engste Stelle von Kassandra geschnitten ist. Die Anfahrten neigen auf beiden Seiten zum Versanden, da nähert man sich lieber vorsichtig. Aber bei 20 kt Rückenwind?? Da läuft das Schiff schon ohne Segel mit 3 kt auf die Küste zu. Schlechte Karten, wenn was unvorhergesehenes passiert.
Wir haben Glück und der Wind nimmt ab, mehr noch, er dreht sich um 180°. So ist die Einfahrt einfacher zu meistern. Spannend ist es aber allemal: der Kanal ist kaum 30 m breit, im Fahrwasser 3 m tief und zum Drüberstreuen gibt es da noch eine Brücke mit einer Durchfahrthöhe von 17 m. Und die Einfahrt will verdient werden. Ohne Hinweise wo der ausgebaggerte Bereich ist tastet man sich durch immer flacher werdendes Wasser. Kurz vor dem Kanal haben wir dann nur mehr 90 cm Wasser unter dem Kiel.

Wie hoch war nochmal unser Schiff? In den Papieren steht Masthöhe 15 m, dann noch die Funkantenne dazu, also einen Meter höher. Na, das wird eine enge Kiste. Selbst die Fischer am Ufer bekommen große Augen als wir Segler daher kommen, und deuten auf den Mast und die Brücke. Es geht sich aber alles gut aus. Nur eine Stunde später werfen wir den Anker vor einem Hafen und genießen die Pause.

Der letzte Tag zurück nach Thessaloniki bringt wieder Segeln vom Feinsten. 10-14 kt Wind auf die Nase gute Welle, so um die 1,5 m. Da macht Segeln echt Spaß. Am Nachmittag nimmt der Wind ab, die Wellen beruhigen sich und die Philia zieht schurgerade ihre Bahn. Sie fährt einfach. Steuern ist kaum nötig. Ein toller Abschluss.

Nach 275 Meilen (510 km), davon 67% unter Segeln sind wir wieder zurück. Am Freitag werden die letzten Maststufen montiert – was aufwändiger war als zunächst vermutet – und die Kinder packen ihre Sachen. Solange das Auto noch da ist, wird neuer Proviant herbei geschafft. Magdalena meinte dann, dass das auch bis in die Karibik reichen könnte.

Aber da wollen wir gar nicht hin.

Kategorien
Reise

Einmal Paradies und zurück

Stimmt! Kolpos Kuofos ist wirklich schön. Die Einfahrt geht zwischen hohen und steilen Felsen durch, ist aber mehr als 50 m tief – also sehr einfach. Im Süden der Bucht gibt es einen Ankergrund vor einer Lagune. Im Norden liegt der Ort mit Anlegestellen und einem weiteren Ankerfeld. Rundum alles grün, felsige Hügel auf der einen Seite, Wald auf der anderen. Durch die Lage an der Südspitze von Sithonias, ist es den „Landtouristen“ zu weit, um hier her zu kommen. Die wenigen die da sind, stören kaum.

Bei so einem tollen Ankerplatz, könnte man meinen, dass die Boote dicht an dicht liegen. Wir haben also nachgezählt: Im Süden waren es 4, im Norden 7. Ein paar wenige hatten dann noch einen Platz an der Mole ergattert. Kein Vergleich mit dem, was wir aus Kroatien kennen.

Da bleiben wir – vorerst.

Entspannen, lesen, schwimmen. Susi und ich probieren das Dinghi (Schlauchboot) aus, natürlich samt Motor. Der springt an, als hätte er drauf gewartet, dabei hat er jetzt 10 Monate unter einer Stoffhaube überwintert. Mich freut’s. Im Ort legen wir das Dinghi auf einen Sandstrand, binden eher symbolisch eine Leine an eine Mauer und ziehen los. Netter Ort, nette Lokale, nette und auch kuriose Schiffe aller Größen und Arten. Am weg zurück funken wir mit den neuen Handfunke die Philia an. „Sollen wir Euch aus dem Supermarkt was mitbringen?“. Wobei so super sind diese Märkte nicht. Winzig klein, wenig Angebot, eher so Garagen oder Hütten mit Lebensmittelverkauf. Die Bestellung kommt klar, deutlich und einfach – „Eis“. Die Sorten werden dann am Funk verhandelt, während wir vor der Eistruhe stehen. Auf der Fahrt zurück zum Schiff, wird er Motor dann etwas mehr gefordert – wegen dem Eis natürlich.

Das Abendessen gibt’s sehr griechisch im Ort. Den Weg hin machen wir mit 2 Fahrten, den zurück mit nur einer – geht ja auch, wenn man sich traut!

Food Porn vom Feinsten – muss auch einmal sein 🙂

Am nächsten Tag beginnen die Arbeiten an den Maststufen. Die sollen in den kommenden 2 Wochen bis hinauf zur Mastspitze reichen. Es fehlen also noch 20 Stufen, aber die „Kinder“ nehmen die Herausforderung an.

Was sind Maststufen?
Das sind Trittstufen, die in passenden Abständen an den Mast genietet werden und Arbeiten am Mast massiv erleichtern. Der Mast wird so zu einer Art Leiter, eine sehr steile, weil senkrechte und 13 m hohe Leiter. Klar, dass wir uns da nach allen Regeln des Sportkletterns sichern. Es soll ja nichts passieren. 15 m über dem Wasser was zu reparieren, ist schon aufregend genug.

Nach 3 Tagen in Koufos ziehen wir weiter Diasporos ist das Ziel und wir sollten 1 ½ Tage bis dahin brauchen. Nahezu kein Wind und vieles unter Motor. Kurz vor der Einfahrt zu Diasporos bekommen wir besonderen Besuch. Die ganze Zeit schon ist uns aufgefallen, dass immer wieder Schwärme von größeren Fischen (Brassen?) aus dem Wasser springen. Und wo das passiert sind Räuber nicht weit. Bald bekommen wir sie mit ihren charakteristischen sichelförmigen Flossen zu sehen: Delphine!

Aufregung an Deck, alle stürzen an die Reeling um nur ja einen guten Blick zu erhaschen. Wäre aber gar nicht notwendig gewesen. Die Delphine sind nämlich genauso neugierig wie wir, und auch sie wollen uns sehen. So begleiten sie uns über mehr als 10 min, mal etwas „weiter“ weg, also ca. 10 m, später dann auch unmittelbar vor unserem Bug. Drei sind es, die sich da präsentieren. Unglaublich, so nahe!
Susi ist ganz happy, ein Lebenstraum geht in Erfüllung.

Dann, Diaporos, das kann aber auch was. Diaporos ist eine vorgelagerte Insel mit einem großen, recht flachen und sandigen Grund zwischen der Insel und dem Festland. Sandgrund schimmert immer türkis grün. Karibik-Gefühle kommen auf. Wir suchen uns einen Ankerplatz, mit Tricks hält er diesmal, und springen ins Wasser. Der Strand ist wirklich besonders, fast kitschig.

Auch da bleiben wir und genießen den Tag ausgiebig.
Spannend wird es in der Nacht: Also eigentlich verlangen die internationalen Regeln, dass ein Schiff in der Nacht eine weiße Rundumleuchte führt, bevorzugt an der Mastspitze. Hier bekommen wir die ganze Fantasie der griechischen Seefahrer zu sehen: völlige Dunkelheit, oranges Blinken, 2 Fahrradrückichter hinten und vorne, glitzerndes Blitzen – nur weißes Toplicht gibt es keines!

In der Früh können wir uns kaum losreißen und so wird es Mittag, bis der Anker hoch kommt.

Kategorien
Reise

Urlaub bei Kassandra

Wir wachen durch die Geräusche des Windes im Mast und den Wanten auf. 20 kt Wind (ca. 35 km/h), ist schon ganz nett. Aus den Betten gesprungen, Anker hoch, Genua zu ¾ ausgerollt und los geht’s. Das Frühstück gibt es dann „ambulant“ also während der Fahrt. Zwar jeder für sich, aber um nichts weniger üppig. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Wild entschlossen, zu allem bereit.

In rauschender Fahrt vor dem Wind geht es zunächst der Küste entlang. Der Wind nimmt ein wenig ab und wir werden mutiger: wie beschließen den direkten Weg zum Kap Kassandra zu nehmen. Immerhin 7 Meilen (12 km) kommen wir von der Küste weg. Zunächst sind wir noch mit den nachlaufenden Wellen beschäftigt. Sie sind knapp über 1 Meter hoch und kommen, wie so oft, von schräg hinten. Das gibt immer eine nette Schaukelei.

Plötzlich schreit das Funkgerät einen Notmeldung hinaus: Am Kap Kassadra sind gestern 3 Männer schwimmen gegangen und haben nicht auf die Strömung geachtet. Die kann was in der Gegend! Als wir dort sind, messen wir fast 2 kt (3,6 km/h) ablandigen Strom. Als Schimmer ist man da auf verlorenem Posten. Einer der drei wurde von einem Surfer gerettet, ein anderer wurde nach 19 (!!) Stunden von einem Fischer entdeckt und hat auch überlebt. Um den dritten dreht sich der Funkspruch: „You are traveling in the area of a search and rescue operation. Keep sharp outlook. There is a man over board situation”. Sehr nette Umschreibung für: “Bitte haltet die Augen offen. Irgendwo da treibt ein ertrunkener Schwimmer“. Zum Glück ist der Funkspruch nicht an uns gerichtet, aber betroffen macht das schon.

Das Kap selbst ist eine lange flache Sandzunge. Ein sehr beliebter Badeplatz, wie wir schon von weitem sehen. Eigentlich wäre es nett, gleich nach dem Kap zu ankern. Finden wir, der Anker, ein Pflugscharanker, macht seinem Namen alle Ehre: Er durchpflügt den Sand und die Seegraswiese. Halte, das tu er nicht! Erst nach dem vierten Versuch geben wir auf und fahren die Küste ein Stück weiter. Kurz nach einem felsigen Abschnitt werfen wir erneut den Anker ins Wasser. Hier hält er und gut für diese Nacht fest. Seltsam ist nur, dass Wind und Strömung in genau entgegensetzte Richtung stehen. Philia wählt den Mittelweg, und stellt sich quer zu Wind UND Strömung. Auch einen neue Erfahrung, wenn die Zwiebelschalen zuerst nach links fliegen und, sobald sie im Wasser liegen, wieder nach rechts an uns vorbei treiben. An der Stelle messen wir 1,2 kt (2 km/h) Strömung. Natürlich aus der Richtung, in die wir fahren wollen.

Am nächsten Morgen geht es bei wenig Wind und mit viel Geduld an der Südküste von Kassandra entlang. Eigentlich wollten wir zur Südspitze von Sithonias, das ist der mittlere Finger von Chalkidiki. Das wird sich bei dem Tempo wohl nicht ausgehen. So planen wir schon einen weiteren Stopp auf Kassandra.

Doch da, am Kap, haben wir plötzlich 10 Knoten Wind, der uns auf 5 Knoten beschleunigt. Mit der Höchstgeschwindigkeit des Tages nehmen wir Kurs auf Kolpos Kuofos. Kolpos heißt Bucht. Diese ist als „schönster Naturhafen des Mittelmeeres“ beschrieben.
Naja, ob das stimmt?

… und für die Bildungshungrigen: Wer war Kassandra?

Kategorien
Reise

Wir reis(s)en uns los

Inzwischen ist die Crew komplett und eigentlich wollen wir möglichst bald los. Es gibt aber immer noch zu tun. Susi hätte das gerne alles erledigt, ich dränge drauf, aufzubrechen. Ein Schiff ist niemals fertig. Wenn man darauf Wert legt, kann man immer im Hafen bleiben.

Ich spreche das an und es prallen Welten aufeinander. Ich bestehe drauf: Morgen, am Sonntag fahren wir los, spätestens um 15:00. Susi ist unglücklich, aber gibt klein bei. Die Kinder stehen dazwischen und versuchen die Vorbereitungen voranzutreiben.

Immerhin sind wir schon so weit, dass wir an den Proviant denken können. Susi und die Kinder ziehen also los und sind 4 Stunden unterwegs, in denen ich ungestört weiter werkeln kann.

Das Auto ist wieder einmal voll, und auch das findet Platz im Schiff. Und da hat einmal eine Zeitschrift geschrieben, dass der Stauraum bei der Gibsea 37 etwas knapp ist. Sehen wir nicht so.

Das gesetzte Ultimatum, Sonntag 15:00 wird fast vollständig ausgenutzt. Um 14:55 erfolgt der erste Eintrag ins Logbuch.

Was dann kommt ist herrlich entspanntes Segeln, einfach einmal weg und unterwegs sein. Mit jeder Meile und jeder Minute kommen wir besser in unser Gleichgewicht, lassen „die Welt abfallen“ und beginnen unser Leben als Nomaden auf See.

Kap Evolioun – und im Hintergrund noch die Berge, die hinter Thessaloniki stehen

Weit kommen wir nicht heute, das muss aber auch nicht sein. Hauptsache ist, nicht mehr im Hafen aufzuwachen und das gelingt. Nach 20 Meilen ist Schluss. Wir Ankern vor einer völlig unspektakulären Küste. Susi kann sich nach 2 Tagen kaum mehr an den Ort erinnern. Das Schiff rollt ein wenig in der Dünung und schaukelt uns damit in den Schlaf – uns gefällts.

Kategorien
Reise

Und immer noch was zu tun

Arbeiten sind auf Schiffen immer so ein Thema. Um an das Werkzeug zu kommen und die entsprechenden Arbeitsstellen frei zu legen, wird immer das halbe Boot zerlegt. Das Werkzeug ist unter einer Sitzbank. Also Sitzpolster weg, nur wohin mit dem? Ins Vorschiff. Holzdeckel auf, der kommt unter den Tisch. Dann aus der Kiste das gesuchte Werkzeug heraus kramen, auch da ist Tetris angesagt, und es kommt mehr heraus als man braucht. Das liegt dann auch wieder herum.

Um zur Arbeitsstelle zu kommen, nehmen wir an, ich arbeite an der Elektrik, wird dann noch die eine Heckkabine ausgeräumt. Da liegt noch Material für weitere Arbeiten, Abgeschraubte Abdeckungen, die auch noch montiert werden müssen, aber erst viel später, und natürlich die Matratzen. Wohin jetzt damit, ach ja, ins Vorschiff. Nicht gerade handlich die Teile. Jetzt kann man endlich die nötigen 4 Schrauben lösen und das Ersatzteil einsetzten. Um das zu testen, wird dann noch ein Kabel quer durch das Chaos gespannt und die Elektroniktafel am Navigationsplatz aufgemacht.

Funktioniert!

Und jetzt den ganzen Spaß wieder Retour. Was hat man gemacht: 4 Schrauben geöffnet, Teil eingesetzt 4 Schrauben angezogen. Nettoarbeitszeit 10 min, Brutto fast eine Stunde. Als Bonus ist das T-Shirt klatsch nass, als käme man gerade aus dem Meer, und die Hände sind zerkratzt.

Und dann ist nicht alles, was man mithat, genau passend. So ist das neue WC um ein paar Zentimeter größer als das alte und passt nur mit Tricks auf die vorgesehene Position. Zusatzarbeit und weitere Zeit. Dafür ist es dann kein Winzig-Marine Klo, sondern fast so wie daheim. Auch was Nettes.

Dass dann der Hersteller ein Ventil falsch eingebaut hat und das Klo so gar nicht funktioniert, ist in dem Chaos nur das Tüpfelchen auf dem i. Zum Glück ist das WC ja neu und unbenützt und der Fehler leicht gefunden.

Alles was nicht gebraucht wird, fliegt raus. Am Ende der Woche sind das 2/3 eines grünen Müllkontainers! Und irgendwie schaffen wir auch noch einen Zustand, der diese „Hotelbilder“ erlaubt. Ja, so könnte es in Philia immer aussehen – tut es aber nicht!

Der gemütliche Salon Tisch. Reichlich Platz für 8 Personen
sJust fpr show. Leider kommt das Zimmermädchen nur sehr selten vorbei
Kategorien
Reise

Weltuntergang oder Urlaubswetter

Griechenland ist doch Sommer, Sonne, Meer. In der ersten Woche ist es schwüle Hitze, kaum zu ertragen – wir arbeiten trotzdem.

Am Montag stand noch unsere Probefahrt an. Unsere neuen Instrumente können erst eingestellt werden, wenn das Schiff fährt. Fast alles geht – große Erleichterung! Wir nutzen die Fahrt gleich, um das Schiff aus der Klub Marina in die „offizielle“ Marina Kalamaria, Aretsou zu überstellen. 500 m mehr nicht.

Am Donnerstag endlich ein Tag mit Wolken, dunklen Wolken. Wenigstens ist es kühler und ein bisschen Regen kann ja nicht schaden.

Ein bisschen Regen? Es beginnt mit dicken Tropfen und innerhalb von 30 Sekunden ein Wolkenbruch erster Güte. Wir haben natürlich alle Fenster offen und der Regen weiß das. Wir stürzen hinunter ins Schiff und beginnen die Lacken unter einem Fenster auf zu wischen – und der Regen weiß das. Der konzentriert sich nämlich auf die anderen 4 offenen Fenster und schenkt uns so richtig ein. Anfängerfehler – selbst schuld. Wenigstens ist unser Deck ausgiebig gewaschen und die nun geschlossenen Fenster auf Dichtigkeit geprüft. Besser hätten wir das auch nicht machen können.

Insgesamt kommen an dem Tag noch 3 Gewitter vorbei und es regnet 24 h fast durchgehend.

Griechenland? – ja, auch.

Kategorien
Reise

Übersiedeln auf’s Schiff

Ein Schiff ist prinzipiell einmal ein eng begrenzter Raum, wohl durchdacht, aber eben begrenzt. Ca. 25m² aufgeteilt auf 3 Schlafräume, WC + Bad und Salon + Küche. Warum tut man sich das an? Wegen der Terrasse: 30 m² mit unverbaubarer Aussicht auf das Meer in allen Richtungen.

Wenn man also auf das Schiff übersiedelt, muss man recht überlegt aus dem Auto die Teile holen, die gerade nötig sind. Also ein wenig Gewand, und das Material für die gerade anstehenden Arbeiten.

Vieles was zu Hause selbstverständlich ist, kostet am Schiff Zeit und Nerven. Wo kommt das Wasser her und ist das trinkbar? Wie ist der Zustand der Batterien? Wie lange kommen wir mit dem Strom aus? All das macht extra Arbeit und kostet Zeit.

Die Tankreinigung zum Beispiel:
Tanks füllen wobei man beim 250 lit Tank im Heck den Schlauch halten muss. Reinigungs-Chemie dazu geben. 10 Stunden warten = kein Zugang zu Wasser, außer eben aus Flaschen. Tanks auspumpen, neu füllen, neue Chemie. 3 Stunden warten. Tanks auspumpen und neu füllen, damit die Chemie heraus gewaschen wird. Noch einmal auspumpen und neu füllen, jetzt mit einem zwischengeschalteten Aktivkohlefilter. Endlich – trinkbares Wasser in den Tanks, 420 Liter. Wie lange das reicht – keine Ahnung. Ob die nächste Füllung auch wieder trinkbar wird hängt von den Gegebenheiten auf den Inseln ab und steht in den Sternen.

Kategorien
Reise

Chaos – Die Vorbereitungen zu Haus

Was muss mit? Was soll mit? Was will mit? Was darf nicht mit? Was haben wir vergessen? Fragen, die uns die letzten Wochen beschäftigen, und permanent im Hirn herumschwirren.

Also wird noch letzte Ausrüstung beschafft, ein Besuch bei den Marinehändlern, Teile von Baumärkten oder Elektronikhändlern. Die Teile werden immer alltäglicher und kleiner – immerhin etwas. Aber eigentlich verlagern wir unseren Lebensmittelpunkt in unser schwimmendes Wohnmobil und da kommt unglaublich viel zusammen. Vom Küchenschwamm bis hin zum neuen Bord WC samt Schläuchen, Nähmaschine und Sextant, ist da alles dabei.

Unsere Grenze ist aber klar vorgegeben: Das Auto vollgestopft als 3D Tetris + Dachbox, mehr können wir gar nicht transportieren. Dazu kommt noch das Gepäck der 3 „Kinder“ für 2 Wochen. Immerhin fahren wir nur zu zweit, Magdalena ist meine treue Begleiterin. Susi fliegt am Sonntagabend nach.

Das sammelt sich alles in der Wohnung an. Dazu kommt noch, dass Magdalena alle Möbel für ihre neue Wohnung auch noch bei uns zwischengelagert hat. Dass sie ihre Wohnung 2 Wochen vor der Abreise erst bekommt und die auch noch eingerichtet werden muss (Aufbau der Küche, …) ist ein weiterer Stressfaktor. Das gelingt aber auch noch.

Dann wollen wir noch einige Freunde treffen. Kostet auch Zeit, reißt uns aber aus der allgemeinen Verzweiflung.

Noch ist reichlich Platz – oder? Das Auto war aber schon immer so rund.

Dazwischen werden noch letzte Teile beschafft, das Auto vorbereitet und bis unter das Dach beladen. Was dann noch keinen Platz hat, aber mit muss, kommt in die Dachbox. Dann ist aber wirklich Schluss. Egal, das Datum steht fest: Wir fahren am 2. Juli um 5 Uhr Früh weg und wollen um Mitternacht griechischer Zeit in einem Hotel sein.

Das gelingt dann auch.

Kategorien
Reise

Ein großer Bogen um Serbien


Die kürzeste Strecke von Wien nach Thessaloniki führt über Ungarn, durch Serbien und Nord Mazedonien. Fast durchgehend Autobahn, 11 Stunden Fahrzeit. Warum also nicht?

Auto mit Ausrüstung für das Schiff vollladen, insgesamt rund 8000€ für Elektronik aber auch Taue, Ketten und dergleichen. Was man halt so braucht. An der Grenze alles unverdächtig, eine Spur für LKW, eine für Autos. Wir lachen noch über ein Hinweisschild „no corruption“. Passkontrolle Ungarn – OK. Passkontrolle Serbien – OK. Dann steht da ein Grüppchen Grenzer „Haben Sie was anzugeben?“. Also wir denken da an Alkohol Zigaretten und so Zeug und sagen: „Nein“ – Fehler, großer Fehler.

Aus einem freundlichen „let me see“ wird ein Zollverfahren mit allem Drum und Dran. Ware beschlagnahmt und vernichtet, Verwaltungsverfahren in der Kreisstadt. Weitere 500€ Strafe.

Das „Nein“ hat uns 8500€ gekostet. Warum? Serbien ist nicht EU und die Durchfuhr von Waren ist Anmeldepflichtig, Da müsste ein Transitpapier von einer Spedition ausgestellt werden und eine Sicherstellung von 10% des Warenwertes hinterlegt werden + eine „Versicherung und Verwaltungsgebühr“ von ca. 250€ wird auch noch fällig.
Dabei sind wir eigentlich noch günstig davon gekommen. Der Strafrahmen ist der einfache bis vierfache Warenwert, wenn es beliebt, wird dann auch noch das Auto beschlagnahmt.

Ein besonderer Freund Serbiens bin ich nicht geworden. Daher gehen alle weiteren Fahrten den deutlich längeren aber immer durch die EU führenden Weg Ungarn, Rumänien, Bulgarien mit 700 km Landstraße, Pferdefuhrwerken und Schlaglöchern, die sogar LKWs gefährlich werden.