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Lemnos – die Erste

 

Der Morgen in Lemnos ist freundlich. Windstille, keine Welle – und ein freier Platz an der Mole, längsseits bitteschön! Also Motor an, Anker hoch, vom leichten Seitenwind an die Mole treiben lassen – easy living. Wenn da nicht die Hafenaufsicht wäre und einen anderen Segler, der nur zwei Schiffe vor uns liegt, vertreiben würde. Müssen wir auch weg? „Nein, ihr seid OK. Morgen kommt ein Kreuzfahrtschiff und die wollen an der Mole keine anderen Leute, wenn ihre Passagiere aus den Beibooten ein- oder aussteigen.

Mir soll’s recht sein. Da wir länger hier liegen werden, vertäuen wir Philia nach allen Regeln der Kunst. 4 Leinen 7 Fender und 2 Kugelfender – sollte reichen! Nur die Betonkante, keine 15 cm von meinem Salonfenster entfernt, beunruhigt mich etwas.

Gegen Mittag kommt uns mein Bruder Martin abholen. Er lebt mit seiner Frau Daniela im Sommer auf Lemnos. Also eine erste kleine Inselrundfahrt, eine Besichtigung seiner Bleibe und dann ein wunderbarer Tag am Strand samt anschließendem Abendessen – natürlich auch am Strand. Herrlich, diese Entspannung nach der Überfahrt.

Etwas speziell ist in dieser Bucht, dass da eine sehr geschmackvolle Hotelanlage der Premiumklasse die vor 15 Jahren von heute auf morgen aufgegeben wurde steht. Die Einrichtung ist zum Teil noch gut erhalten, der Föhn liegt am Tisch, Gläser stehen im Kasten. Gerade dass der Wasserhahn nicht mehr tropft. In der Rezeption steht noch das Telefon am Tisch, so als ob nach einer gründlichen Reinigung in 2 Wochen die Gäste wieder kommen wollten.

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Lemnos – Explorer

Martin borgt uns sein cooles Familienauto. Das einzige seiner Art auf der Insel, in unauffälligem rot und einer furchteinflößenden Silhouette. So ein Jeep Rubicon macht den anderen schon klar, wer da jetzt als nächster fährt. 😊 Na, jedenfalls ist er genau das richtige Auto, um auch die kleinen Schotter und Sandstraßen zu den außergewöhnlichen Plätzen auf Lemons zu gelangen.

Martin gibt uns noch eine Karte mit, speichert die Koordinaten in das Navigationssystem und schickt sie uns auch noch per WhatsApp – und gut ist’s. Wir allerdings brauchen den halben Tag, bis wir kapieren, wie man denn den Bildschirm im Auto einschaltet. Gut, dass wir den Umgang mit Karten (noch) beherrschen.

Zuerst schickt uns Martin in die Wüste – also buchstäblich. In Lemnos gibt es nämlich einen Küstenstreifen, der tatsächlich wüstenartig geformt ist. Eine große und zum Teil kahle Düne mit tiefem Sand und dazwischen immer wieder Flecken mit Gestein – Sandstein natürlich. Dort wo der Sand nicht so sehr in Bewegung ist, schaffen es Pflanzen sich anzusiedeln. Manchen ist das zu wenig spektakulär, wir sind beeindruckt!

Wieder zurück in der Zivilisation brauchen wir erst einmal eine Pause und kleine Stärkung. Der Dorfplatz von Ariki scheint uns geeignet zu sein. Drei „Restaurants“ teilen sich die Fläche: Im ersten sitzen die Griechen, nur die Griechen, also die Männer. Einzige geduldete Frau ist die Kellnerin. Im zweiten sitzen ein paar Touristen, die aber offensichtlich mit den griechischen Sitten schon vertraut sind. Und im dritten sitzen in einem großen Sesselkreis Pauschaltouristen beim obligatorischen Mittagssnack.
Wir setzen uns in das zweite Restaurant zu Feta Saganaki und griechischen Salat – passt doch auch, oder?

Nach der Pause suchen wir uns den Weg zu den „boulders“. Das sind seltsam geformte Sandsteinformationen an de N-Küste. Gut dass wir im Jeep unterwegs sind, also fast immer ist das gut. Manche Gassen und Ecken verlangen schon umsichtiges Fahren, damit das Auto keine Spuren hinterlässt. Alles machbar, alles gut. Nach 20 min Geschaukel kommen wir zu einem Häuschen, dass wohl einmal als Labestation für Touristen gedacht war. Groß in der Idee, klein in der Ausführung, zugesperrt und am Verfallen.

Von dort sind es nur ein paar Schritte, bis wir die ersten Steine entdecken. Manche wie Kugeln, die in die Landschaft gelegt sind, andere wie ein hartes Ei, bei dem noch ein Teil der Schale drauf ist, wieder andere sind zerfurcht und erinnern an Hirnkorallen. Dominiert wird die Szene von einer rund geschliffenen Wand, die sich wie eine brechende Welle in die Landschaft legt. Der „Boden“ der Welle ist leicht gestuft und mit Steinkugeln verziert. Die können einen Durchmesser von fast 1 m erreichen. Ein spektakuläres Bild.

Wir streifen eine Zeit lang umher, kommen immer näher zum Strand hinunter. Sandstrand, wie so oft in Lemnos, aber durchsetzt mit rundgeschliffenen Sandsteinplatten. Zumindest bis zu den Oberschenkeln gehen wir hinein und kühlen uns ab. Am Sandstrand fällt mir was auf: Entlang der Linie, die die letzte Welle in den Sand gezeichnet hat, liegen tausenden kleinster Plastikstückchen – auf der ganzen Länge! Plastik, dass von achtlos ins Meer geworfenem Müll stammt und von den Wellen zerrieben wurde.

Später erzählt man uns, dass zwischen Lemnos und dem Eingang zu den Dardanellen eine kurze Seestrecke liegt, die so weit von Land entfernt ist, dass sie als internationales Gewässer gilt. Damit gelten dort keine Gesetze, bzw. niemand darf sie kontrollieren. Das sollen manche Kapitäne nutzen, um ihren Dreck loszuwerden.
Dankeschön!

Der nächste Stopp soll die „Kirche mit dem Baum“ und der Salzsee sein. Ganz kompliziert zu finden. Also eigentlich findet man die Kirche eh bald, aber der Weg dort hin hat es in sich. Ich wusste gar nicht, wie oft hintereinander man „nächste Kreuzung links abbiegen“ hintereinander hören kann. Das Kirchlein steht mitten in den Feldern, als Kirchlein nicht besonders aufregend. Spannend ist, dass aus dem Vordach der Kirche, ein mächtiger Baum ragt. So steht dieses Kirchlein den ganzen Tag im eigenen Schatten – nett.

Der Weg zum Salzsee ist ähnlich kompliziert, auch wenn man den Salzsee schon lange glänzen und schimmern sieht. Wir schalten auf „Satellitennavigation“, also wir holen uns ein Satellitenbild von der Gegend und versuchen die fahrbaren Wege zu identifizieren. Eine markante Schotterhalde erleichtert die Navigation erheblich. Am See angekommen, also eigentlich ist es eine Lagune, die jedes Jahr austrocknet, müssen wir erst ein paar Meter über eine ausgetrocknete Uferzone, bevor das Salz am Boden beginnt. Grobe Kristalle, zum Teil in Schuppen aufgetürmt bedeckt die ganze Fläche. Feinstes Meersalz. Warum denn da nicht ein wenig mit nach Hause schleppen. Einen Becher zum Kratzen haben wir im Auto, eine 1 ½ Liter Flasche ist bald gefüllt. Man darf nur nicht zu tief „graben“. Sonst ist man am erdigen Untergrund, und den möchte man ja nicht im Essen haben.

Für uns reicht es, auch wenn die Liste von Martin noch lang ist. Das Hirn ist voll von schönen Eindrücken und wir wissen, dass wir das Auto sicher einen weiteren Tag haben können. So fahren wir zurüch nach Myrina und dann weiter zu dem Strand, an dem Martin, Daniela und ihre Gäste den Tag verbracht haben.

Bei einem tollen griechischen Essen klingt der Tag aus. Es ist lange nach Mitternacht, bis wir die Augen zu machen.

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Alleine zu zweit

Bisher hatten wir eine kompetente Crew an Bord. Da weiß die Crew, wie das Manöver funktionieren soll und es gibt genügend helfende Hände. Aber zu zweit? Gut, da ist eine Person für das Steuern des Schiffes zuständig. Meist ist das Susi. Und die andere Person, also dann ich, ist hinten und vorne, links und rechts, zerrt an Tauen, lässt andere nach. Kurz, er ist die Crew. Wenn das Schiff steht, also im Hafen oder vor Anker, dann hat die Crew ja nichts zu tun. Da bekommt die dann frei und heuert lieber als Mechaniker, Elektriker, Installateur oder Elektroniker an. Zeit will gut genützt sein.

Also zu zweit ist eine ganz andere Sache. In der Früh aus einem Hafen ausfahren, bei fast keinem Wind, das ist gut machbar. Dauert ein bisschen länger, aber es geht. Wie aber macht man wieder fest, so wie letzte Nacht in einer kurzen „Parklücke“ Längsseits an eine Betonmole? Entweder gar nicht, oder mit Hilfe von außen. Konkret waren das dann zwei Flamen aus Nordbelgien. Die haben uns im Hafen herumirren gesehen und hatten erbarmen mit uns. Die haben dann schnell ihren Katamaran um 2 m verschoben und schon passt die Lücke für unser kleines Schiff. Ohne deren kräftige Hilfe an den Landleinen wäre das aber alles viel anstrengender geworden.

Und wenn man mit dem Wind Glück hat, so wie gestern, dann kann man den ganzen Tag recht sportlich hart am Wind die Küste entlang segeln, fast ohne eine Wende zu fahren. Konkret sind wir 48 Meilen gefahren, davon 39 unter Segeln, und das mit nur 4 Wenden. Geht doch!

Am einfachsten ist, wenn man nur zu Zweit ist, das Fahren, Segelsetzen und Reffen und die Navigation. Das geht zu Zweit alles recht einfach.
Jetzt müssen wir nur noch lernen, bei der ganzen Fahrerei, ganz entspannt zu sein. Pause machen, abschalten – also den Autopiloten einschalten und machen lassen. Da kann man dann den Wellen zusehen, was lesen (nein, nicht schon wieder Bedienungsanleitungen), oder an der Homepage basteln.

Schön ist es so am Meer.

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Kuofos – Lemnos, kein Zurück

Aus einem Pausetag werden zwei. Wir warten auf brauchbares Wetter. Freitag Abend, nach Studium aller Wettervorhersagen, beschließen wir, dass es morgen los geht. Die Vorhersage spricht von 40 – max. 70 cm Welle und max. 13 kt Wind, immer aus gut segelbarer Richtung. Um 6 Uhr soll der Anker herauf kommen. Das Schiff wird vorbereitet, das Dinghi ausgelassen und am Deck verzurrt. Wir rechnen mit 14 kt halbem Wind und Wellen immer unter 70 cm. Sollte doch machbar sein.

Also das mit den 6 Uhr schaffen wir. Sobald wir die Nase in Richtung Athos richten, kommt zuerst schwacher, dann immer stärkerer Wind. Nach 1 h sind es bis zu 20 kt genau auf die Nase und die Dünung läuft auch genau gegen uns. Alle 20 Sekunden kracht die Philia in die Wellen. Bei der ersten taucht sie tief ein, über die zweite steigt sie dann steil empor und kracht dann in das Wellental der dritten. Dabei verliert sie Fahrt, nicht zu wenig, und der Propeller hat mit dem Geschaukel heftig zu tun. Manchmal wirkt es so, als würde er Luft ansaugen.
Ned lustig!

Plötzlich ruft mich Susi: Irgendwas ist mit lautem krachen hinter ihr am Deck aufgeschlagen. Ein Rundumblick zeigt, dass noch alle Teile des Riggs dort sind wo sie hin gehören. Nur ganz oben am Mast, dort wo die Antenne für unser Funkgerät sein soll, hängt nur ein kurzes Stück Kabel. Na super! Ohne Antenne kein Funk = auch keine Notrufe. Und mehr noch, wenn man jetzt senden würde, würde der Endverstärker des neuen Funkgerätes abbrennen. Funk aus. Zum Glück haben wir unser Handfunkgerät, wir können also noch kommunizieren. Schlechter zwar, weil die Handfunke ja im Cockpit ist und nicht an der Mastspitze, aber es ist möglich.

Es ist halt niemand da, mit dem wir reden könnten. Bei der ganzen Überfahrt, also in 13,5 Stunden sehen wir genau 2 Schiffe, abgesehen von den Fischern gleich nach der Abfahrt. Ein Segelschiff ist aus dem selben Hafen ausgelaufen wie wir, und das andere entdecken wir nach 8 Stunden am Horizont, nach Norden fahrend. Also viel los ist in der Gegend wirklich nicht.

Irgendwann versuchen wir zu segeln. Die Segel stabilisieren das Boot und reduzieren damit die Schaukelei. Einziger Nachteil: Wir kommen so nicht nach Lemnos, sondern nach Lesbos. Das liegt gut 100 km südlich. Außerdem ist die Geschwindigkeit sehr gering. Der Plotter meint, dass die Ankunftszeit so gegen 22 Uhr sein wird – morgen!

Notgedrungen wird wieder der Motor angeworfen und Kurs auf Lemnos aufgenommen. Jetzt ist der Plotter hoffnungsvoller: Ankunft schon im 19:30 – heute!

Nach fast 6 Stunden erreichen wir den Punkt, wo Sithonia im Dunst verschwindet und voraus sich Lesbos erahnen lässt. Nur der Berg Athos ist immer zu sehen und vermittelt das Gefühl, genau nirgendwohin zu fahren. Ein schöner Anblick, der Berg, aber ein frustrierender.

Die Schaukelei ist echt anstrengend. Abwechseln legen wir uns im Cockpit auf die Sitzbänke, um unsere Muskeln zu entspannen. Problem dabei: Wir sehen nicht, wohin wir fahren. Steuern, das macht ohnehin der Autopilot, aber für den Ausguck sind wir verantwortlich. Es ist aber eh kein Schiff zu sehen.

Zur Stärkung holen wir uns den vorbereiteten Nudelsalat aus dem Kühlschrank. Gut, dass der da ist. Etwas frisch zuzubereiten wäre echt anstrengend. Machbar, aber nicht lustig.

Lemnos kommt näher, und wie bekommen eine erste Idee wie es dort aussehen könnte. Aus der Entfernung wirkt Lemnos seltsam kahl. Nicht als „lovely island“ wie es uns die Bootsnachbarn in Kuofos geschildert haben. Beim Näherkommen erkennen wir Bäume rund um die Häuser, oder die Häuser stehen dort, wo es auch Wasser gibt, das die Vegetation auch nutzt. Aber „loveley“ ?!

Nach langen Stunden, das Meer hat sich inzwischen beruhigt korrigieren wir den Kurs immer besser auf die Hafeneinfahrt von Myrina, der Hauptstadt von Lemnos. Der Hafen ist riesig, man kann mit dem Buganker und Heck zur Mole anlanden, wenn man einen Platz findet. Oder man ankert einfach wo es einem gefällt. Wir wollen das mit dem Buganker probieren. An der Mole steht eine Reihe von Yachten und wir wollen uns einfach ganz rechts dazu stellen. Anker klar machen, runter damit. Susi fährt ein lehrbuchmäßiges Manöver. Von den beiden rechten Yachten winken sie uns zu, rufen irgendwas. Als wir nur ½ Bootslänge vom Kai entfernt sind, erklärt uns ein Yachtie, dass an diesem Platz normalerweise das Ausflugsschiff liegt und der gelegentlich die Yachten vertreibt. Man kann nie wissen, aber das wird dann eine unruhige Nacht.

OK, das wollen wir auch nicht. Also das ganze zurück, Anker hoch, Platz suchen, Anker runter auf nur 5 m Wassertiefe und 20 m Anker – sollte in einem ruhigen Hafenbecken reichen. Ein letzter Test ob der Haken hält, Vollgas retour. Steht wie ein Bock. Ankerball aufhängen – macht sonst niemand. Vielleicht wird das noch unser Markenzeichen: „die mit dem Ankerball“.

Motor aus, ab ins Wasser, die Strapazen des Tages abwaschen. Abendessen? Was kochen? Geht  nicht mehr. Ein Packerl Chips – das geht grad noch. Dann sind wir mit dem Tag durch.

Ab ins Bett. Sofort schlafen wir ein.

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Die große Überfahrt

Naja, groß ist relativ. Groß ist für uns eine Strecke über das freie Meer von 50 Meilen. Bei unserem Tempo sind das mindestens 10 Stunden. Das kann sich im verfügbaren Tageslicht gut ausgehen. Selbst bei 4 kt geht das noch. Soweit die nackten Zahlen.

Was aber dazu kommt ist, dass die Strecke von Chalkidiki nach Lemnos, um die geht es hier, einerseits 40 Meilen quer über das Meer sind, und außerdem sich hier der Meltemi beginnt zu entwickeln. Also wenn’s blöd her geht, gibt es dort heftigen Wind, so an die 70 Km/h und entsprechende Wellen, die gerne auch einmal 4 m erreichen können. Die lange Strecke ohne Chance wohin zu flüchten ist neu für uns. Den starken Wind und die Wellen, wollen wir durch Beobachtung der verschiedenen Vorhersagen vermeiden.

Wir fahren in den schon bekannten Kolpos Kuofo an der Südspitze von Sithonia, dem mittleren Finger … eh schon wissen. Am Weg dort hin machen wir bei der Marina Porto Carras Halt. Das ist ein Luxusressort mit Golfplatz, Reithalle, Tennis, Squash und einer ebenso aus dem Boden gestampften Marina. Alles da, nur Menschen sehen wir keine. Vielleicht sind die gerade am Strand in der Touristenrösterei, aufgelegt in Reih und Glied.

Wir wir wollen dort aber nur eins: Diesel. Gibt es natürlich auch. Als wirkliche Besonderheit gibt es Treibstoff aber direkt an der Tankstelle am Wasser. Das ist eine große Ausnahme in der Ägäis. Die nächste Tankstelle, an der wir anlegen könnten, ist in Samos. Also schlappe 5 Tagreisen entfernt. Da sollte man gut auf die Tankuhr schauen und den Verbrauch mitkalkulieren.

Diesel voll, Kanister voll. Insgesamt haben wir nun 160 Liter Diesel im Tank, weitere 40 in Kanistern und 20 Liter Benzin mit. Mit den 200 l Diesel können wir fast 500 Meilen (fast 900 km) weit unter Motor fahren. Wollen wir natürlich nicht, aber es beruhigt ungemein das wir es könnten.

Wir sind wieder in Koufos gelandet und probieren gleich einmal unseren neuen Anker. Hält wie angeschraubt – und das auf Sandgrund. So soll es sein, da gibt es Reserven für windige Tage, das schafft Vertrauen und ungestörte Nachtruhe. Selbst Winddrehungen um 180° und kräftige Böen stören ihn nicht.
Nur beim Tauchen kann ich ihn nicht entdecken. Nur der Schäkel blitzt im Sandgrund. Der gesamte Anker hat sich eingegraben – sehr beruhigend.

Wir genießen einen Pausetag. Nur das tun wonach einem der Sinn ist – oder was halt notwendig ist. Susi genießt stressfreie Zeit, liest, telefoniert, entspannt sich. Ich widme mich der Elektrik und verstärke die Leitung von der Batterie zum Navigationstisch. Luftlinie sind das rund  4 m. Vom Batteriefach durch den Motorraum und die zweite Heckkabine, durch Kästen und Geschirrkasteln bis zum Anschlusspunkt kann ich gute 9 m vom 16 mm² Kabel verlegen. So groß ist so ein kleines Schiff! Und das Loch in der Geldbörse ist um weitere 100 € größer geworden.

Damit die Erholung nicht zu kurz kommt, springen wir immer wieder ins Wasser zur Abkühlung. Wobei, kühl sind die 27° Wassertemperatur auch nicht wirklich.

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Vorräte

Am dritten Tag im Kolpos Koufo verlegen wir das Schiff nach Norden in das Dorf. Nicht ganz freiwillig, denn der Anker rutscht. Also schnell alles wegpacken und den Kilometer motoren. Passt ganz gut, denn wir brauchen auch Wasser, der 250 l Tank ist leer. An sich kein großes Problem, wir haben weiter 160 l an Bord, aber die Gelegenheit ist günstig.

Was dabei dann auch probiert wird, ist das erste Anlegemanöver mit Buganker. Die Kunst dabei ist es, den Anker so rechtzeitig auf den Boden zu bringen, dass die Kettenläge ein gutes Eingraben des Ankers erlaubt. Andererseits steigt dadurch die Gefahr, dass jemand anderer seine Kette über meine legt. Ist die Kette zu kurz, reißt der Anker vielleicht aus – sollte nicht sein.

Mutig ans Werk, eine Probeanfahrt, um zu sehen, das der Wind so macht. Und dann ein beherztes Manöver. Die Kette ist viel zu lang, aber sie hält. Die Befestigungspunkte am Kai könnten besser sein, zwei einbetonierte Seilschlaufen, ausgefranst und repariert. Aber letzlich geling das Manöver und wir können Wasser bunkern.

Inzwischen kommt ein Segler vorbei, der das Schiff erkennt. Er erzählt, dass zur Zeit 4 Segler aus der Klubmarina Kalamaria, dem früheren Heimathafen der Philia, als sie noch Aiolos of Greece hieß, auch da sind. Er empfiehlt und lieber wo anders einen Platz zu suchen. In der Nacht kommen da öfters große Fischerboote an und verscheuchen dich dann. Umankern in der Nacht ist nicht unser liebstes Hobby.

Wir nützen die Zeit für einen kleinen Einkauf, Brot, Obst, Gemüse – und eine Runde Eis muss auch sein. Sobald der Tank voll ist, legen wir ab und suchen uns einen Ankerplatz im Halbrund des Hafenbeckens. Auch gut, so können wir mit dem Dinghi an Land rudern. Küche und Außenbordmotor bleiben kalt.

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An den schönsten Plätzen der Welt, Schiffe reparieren

Es gibt natürlich auch was zu tun: Im Winter, als das Boot an Land war, konnten wir die Maststufen nicht höher als die erste Saling montieren. Jetzt ist die Zeit dazu. Magdalena, Sophie und Felix sind gerne Klettern, und nun können sie das ausleben.

Natürlich mit Scherungsseil und Klettergurt. Trotzdem ist die Arbeit hoch oben am Mast nicht jedermanns Sache. Abstand zur letzten Stufe ausmessen, anzeichnen, Bohren, Nieten setzen, noch 2 Löcher und noch 2 Nieten – fertig. Ja schon, aber nur die erste Stufe. Wir haben aber 19!

Die drei Teilen sich das aber auf. Nach je drei Stufen wird gewechselt. Also rund eine halbe Stunde hängen sie da oben und bekommen das Material gereicht, oder es hängt ohnehin schon in einem Sack, der mit einem Seil samt Umlenkrolle hochgezogen wird. Erst als der Wind einsetzt und das Schiff zu schwanken beginnt, geben sie auf – aber nur für heute.

Zur Belohnung bleibt heute die Küche kalt, und wir fahren mit dem Dinghi ins Dorf. Herrliches Essen beim Griechen – so ist Urlaub!

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Kolpos Koufos – da bleiben wir

Annita, meine lieblings Marinehändlerin hat uns diesen Ort empfohlen. Im Revierführer ist er als einer der schönsten Naturhäfen des Mittelmeeres angepriesen. Kann ja nicht so schlecht sein.

Allerdings ist der Weg vom Kap Kassandra bis dorthin, Koufos liegt an der Südspitze von Sithonia (mittlerer Finger von Chalkidiki), ein Geduldsspiel. Wenig Wind und der von  hinten. Geht schon, aber 3 kt Fahrt sind halt auch nicht so arg schnell. Wir denken schon daran, uns noch eine Bucht auf Kassandra zu suchen, da ganz im Süden gibt es welch, als der Wind auffrischt und Philia richtig Tempo macht. Na, dann packen wir die letzten 3 Meilen auch noch. Das Tageslicht ist ja bis 9 Uhr ganz brauchbar, und das geht sich locker aus.

Die Einfahrt zum Kolpos Kuofos ist von hohen Felsen bewacht und die Durchfahrt ist richtig tief, 40 m und mehr. Als wir da durch sind – wow – ein Paradies: auf 2 Seiten durchgehend Sandstrand, auf der einen Seite Hügel mit Wald und im Norden der Ort selbst. Anlegen römisch-katholisch, also mit Buganker und Leinen zum Kai, das trauen wir uns noch nicht zu. Aber Ankern im Südteil der Bucht ist ja auch ganz nett. Außerdem haben wir dann einen Grund, das Dinghi auszuprobieren, um in den Ort zukommen.

Da bleiben wir – vorerst.

Es gibt ja auch genug zu tun: zum einen sind wir einfach müde und brauchen einen faulen Tag. Lesen, schwimmen, mit dem Dinghi zum Einkaufen fahren und dabei über die Handfunke die Bestellungen entgegennehmen (wie dekadent), mal sehen, wie das da alles so läuft, Restaurants sondieren. Wichtig aber auch, ist die Anlegestellen im Ort einmal vom Land aus zu begutachten.

Hier ist einiges anders als im uns bekannten Kroatien. Anlegen „wo Platz ist“, längs an der Mole, quer am Molenkopf, mit Buganker an der Fähranlegestelle – oder einfach im Hafen ankern. Man nimmt einfach an, dass jeder Skipper das ohnehin kann, bleibt gelassen. Da gibt es kein böses Wort.

Es gibt aber auch niemanden, der irgendeine Gebühr kassiert. In Koratien käme bald wer, und versucht Dir Geld abzuknöpfen. Für 6 Tage in der Marina Aretsou haben wir mit Strom und Wasser etwa so viel bezahlt, wie man in Dubrovnik für einen 4 h Stopp verlangt. Paradiesisch!

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Erste Erfahrungen

Der erste Tag war nur ein leichtes aneinander gewöhnen. Der zweite Tag hat da schon mehr auf Lager.

Aufgewacht sind wir bei kräftigen 20 kt, zum Glück ablandigem Wind, So sehr vertrauen wir unserem Anker auch noch nicht. Aber den Wind wollen wir nützen. Anker hoch und sofort lossegeln. Das Frühstück gibt es heute ambulant.

Zu 20kt von hinten passt gut die Genua, das Großsegel bleibt verstaut. In rauschender Fahrt, bei wenig Welle geht es die Küste entlang nach Süd-Osten – Ziel Kap Kassandra auf Chalkidiki. Am Weg dort hin werden wir mutiger und lösen uns von der Küste, so 6 oder 7 Meilen. Immerhin sind wir da schon aus den griechischen Gewässern, die nur bis 5 Meilen vor der Küste reichen. Der Mut wird durch eine kürzere Strecke belohnt. Die muss man sich aber erst verdienen. Hier draußen sind die Wellen höher und Welle von hinten ist nicht so toll, da kommt Philia ganz schön ins Schaukeln.

Am Weg zum Kap, so 5 Meilen davor hören wir einen PAN PAN der Küstenstelle: Es wird noch immer nach einem Schwimmer gesucht, der vor zwei Tagen am Kap in die Strömung geraten ist. Zwei seiner Kollegen konnten gerettet werden. Nun heißt es leider: „Keep sharp look out for a drifting body”.

Das Kap selbst ist einen lange Sandzunge, die weit ins Meer hinaus reicht. Das lädt ja wirklich zum Baden ein. Allerdings gibt es an dieser Seite von Kassandra Strömungen mit mehr als 1,5 kt (2,7 km/h), das schafft ein Schwimmer nicht lange.

Unmittelbar beim Kap ist der Sand zu locker, um unseren Anker zu halten. Nach dem vierten Versuch geben wir auf und suchen uns einen Platz ca. 2 Meilen weiter. Da hält der Anker, aber das Schiff steht so komisch da. Der Wind drückt es nach Osten, die Strömung nach Westen, und so stehen wir mit dem Bug nach Norden. Irgendwie schräg. Wir bleiben aber nicht lange alleine, denn ein Fischer legt sich zu uns. Der kennt die Gegend und er lässt sein Schiff einfach langsam driften. Ankern ist zu beschwerlich, hin und wieder den Motor starten ist viel einfacher!

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Hat das denn nie ein End?

Letzte technische Vorbereitungen für das Auslaufen in das Seeleben zu Zweit.
Kleinigkeiten nur, aber …

Da wär das Drama um die Maststufen:
Es fehlen ja nur noch drei von insgesamt 21, aber der Aufsatz für den Akkuschrauber ist kaputt. Lefteris bestellt uns einen neuen, den wir sofortnach der Ankunft in der Marina abholen. Schaut gut aus. Das war’s dann aber auch schon. Nach der ersten (!!) Niete hat er bereits das Zeitliche gesegnet. Naja, 4,8 mm Monell Nieten mit einem Edelstahlstift, das ist schon ganz besonderes Zeug. Aber 44 € ausgeben um nur eine Niete zu setzen?!

Also frag ich mal „meinen“ Rigger Apostolos, den hab ich schon zu Ostern kennengelernt. Sehr kompetent und auch kein Sprachproblem. Er ist in Australien aufgewachsen. Also frag ich ihn, ob denn nicht er die fehlenden 9 Nieten setzen kann. Kostet ihn einen Lacher – in 2 Wochen eventuell. Er und alle seine Kollegen sind zur Zeit komplett ausgelastet. Nicht einmal ein Nietwerkzeug könnte er uns leihen.

Also Plan B oder ist das schon E oder F? Ich hab da noch eine „riesige“ Nietzange. Die ist schon am Boden eine Qual, aber was bleibt uns übrig? Felix nimmt die Herausforderung an. 11 m über dem Deck hantiert er mit dem unhandlichen Ding und es gelingen ein paar Nieten. Dann geht schon wieder nichts. Beim Zerlegen zeigt sich, dass eine der beiden Greifbacken gebrochen ist.

Das gibt’s doch nicht!

Aber: Seefahrer sind Meister im Improvisieren. Diese Backe sieht doch fast genau so aus, wie eine von den kaputten Werkzeugen – einsetzen und schauen ob das geht – funktioniert. Die letzten Stufen kommen auch noch rauf – endlich!

Ähnlich einfach ist der Tausch der Mastlaterne. 3 Mal muss ich dafür in den Mast steigen. Einmal um zu sehen, dass ein Lampentausch nicht reicht und die Reste der alten Laterne mit Gewalt herunter müssen. Beim zweiten Aufstieg ist der Dremel mit der Schleifscheibe mit, und der große Akkuschrauber. SO kann ich dann den Sockel montieren. Und beim dritten Aufstieg dann endlich den Strom anschließen, Lampe rein und Deckel drauf. Test – geht!
Jetzt freut mich das Leuchten von oben um so mehr.

Dann gibt es da auch einen Ikea – eh schon wissen. Nur wegen der Klimaanlage fahren die Damen hin. So lange wie sie dort sind, müssten sie durchgefroren sein. Lieder haben wie wieder ein gut gefülltes Auto mitgebracht. Nicht nur Ikea, zu deren Ehrenrettung, auch Lebensmittel ohne Ende. Jede Ecke des Bootes wird angefüllt. Ich glaub, außer Obst und Brot müssen wir den ganzen Sommer nichts nachkaufen.

Ach, und dann war da noch die Sache mit der Lichtmaschine.
Die hat auch nicht getan, was sie sollte. Die hat das eher nur so simuliert. Ein paar Volt und ein paar Ampere hat sie ausgespuckt. Wirklich zu wenig um irgendwas vernünftiges damit zu laden. Da muss aber ein Profi ran. Den konnte mir Annita, meine persönliche Yachtausstatterin, rasch organisieren. Der reißt gleich das ganze Ding aus dem Motorraum und sagt: „Mit etwas Glück, bekommt er sie repariert am Montagabend“.
Weitere Tage im windlosen und schwülen Hafen – grrrr.

Aus Montagabend wird dann Montag zu Mittag, und aus den 10 min für den Einbau wird dann eine ganze Stunde. Und dann will der Kerl auch noch Geld: 120 € für das Service und 50 € für seine 1 ½ Stunden Arbeit + Wegzeiten + km Geld und was sonst unseren Handwerkern so einfällt.
Kann man lassen!

Dann noch einen letzten Weg zu Annita: Kleinkram und 25 m Seil für einen Bullenstander. Der kommt also an das Ende des Baumes und an die Bugspitze. Das verhindert dann, dass bei schwachem Wind und Welle, der Baum unkontrolliert auf die andere Seite knallt und dabei alles Mögliche zerstört. Der macht auch vor Köpfen nicht Halt, und das muss verhindert werden.

Und bei jeder Arbeit die man angreift, bei jedem Deckel den man öffnet, springt weitere Arbeit heraus. Die kommt dann aber auf die To Do Liste, des Seefahrers liebster Begleiter – und dort bleibt sie dann auch eine Zeit lang und reift heran.

Fertig?

Fertig!

Und plötzlich befindet sich auf der Salonwand eine kleine Galerie. Sophie hat mir ihrer Sofortbildkamera, ein furchtbar klobiges und hässliches Teil übrigens, im laufe der 2 Wochen Schnappschüsse gemacht. Die besten davon hat sie dann da gelassen.