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Vieste

Heute machen wir einen Touristen-Tag mit Sight Seeing und so. Zuallererst holen wir uns frisches Brot. Der Bäcker ist kaum 10 min entfernt und google sagt uns sogar, wie wir hinkommen. Das Frühstück in der Sonne ist prima. Dann erst ziehen wir los. Erst den Hafen entlang, dann eine Straße hinauf. Viele Treppen gibt es da. Und plötzlich sind wir in der Altstadt.

Enge, wirklich enge Gassen. Winkelig. Häuser, denen jeder rechte Winkel fehlt, wie einfach kein Platz war. So reiht sich ein Haus neben das andere, alle schmal und hoch, nicht aneinander geschmiegt, eher aneinander gepresst. Wie zu viele Menschen in einem überfüllten Festzelt.

An den Lokalen und Geschäften sieht man, dass es im Sommer kein Durchkommen vor lauter Touristen gibt. So aber gewinnen wir ein bisschen Einblick in das Alltagsleben der Bewohner. Da kann man von Balkon zu Balkon quer über die Gasse steigen. Dort hängt Wäsche zum Trocknen. Am kleinen Platz sitzt ein alter Mann und genießt die angenehm wärmende Sonne. Und immer wieder stoßen wir an Mauern an, die die Stadt begrenzen. Und ein besonderes Verkehrszeichen finden wir auch. „Attention! Be aware of the risk to fall into the sea”.

Von den Klippen wird klar, wie die Stadt auf den wenigen verfügbaren Platz geklebt wurde. Man sieht aber auch in die Bucht, die ein langer Sandstrand ist – inklusive Touristenrösterei. Aber auch da ungewöhnliches: Von der eigentlichen Klippe getrennt steht eine riesiger Felsen am Strand, also wirklich am Strand. Das Ding sieht aus wie ein Hinkelstein, hat einen Durchmesser von gut 15 m und ist sicherlich 40 m hoch. Natürlich wird man gewarnt nicht zu nahe an die Klippen zu gehen, auch von unten nicht – Steinschlag ist nicht gesundheitsförderlich.

Unten so etwa 10 m über dem Wasser stehen Holzgestelle im Wasser, von denen lange Balken über das Meer reichen. Erinnert mich ein wenig an die Daubelfischer an der Donau. Und ja, genau das ist so ein Trabucco. Netz hinunter lassen, warten, rausziehen und den schönsten Fisch für das Mittagessen aussuchen. Nicht immer muss das Leben hart und entbehrungsreich sein. So ein Trabucco  war eine einfache und schnelle Art, die Stadt auch bei schlechtem Wetter mit Fischen zu versorgen. Geniale Sache

Auf unseren Wegen durch die Stadt treffen wir auf zwei Hochzeiten, die unterschiedlicher kaum sein können. Die eine, ganz auf nobel gemacht. Mit viel Blumenschmuck in der Kirche, aber auch so an die 10 große Bouquets auf der langen Treppe zur Kirche. Alle fürchterlich aufgemascherlt, Damen in bodenlangen Kleidern und High Heels. Am Fuß der Treppe wartet eine schwarze Limousine, heute darfs ein Jaguar sein.

Die andere Hochzeit treffen wir beim Fotoshooting vor einem alten Kloster. Dorthin sind die mit einem der typischen Motordreiradler gefahren. Den gab es auch als 4-Sitzer, natürlich mit Fetzendach und einer mordstrumm Gaudi. Was glaubst Du hat uns mehr beeindruckt?

hat was, oder?

Am Strand treffen wir zwei Damen, offensichtlich auch Touristen, so wie wir, die uns schon vorhin in der Altstadt getroffen haben. Eine ist gebürtige Kärntnerin, lebt jetzt in Rom, schaut sich mit ihrer Freundin die Gegend an und findet Vieste – „naja, so toll auch wieder nicht“. Klar, wenn ich die Hauptstadt des römischen Reiches mit einem Fischerdorf vergleiche. Aber für ein Fischerdorf sensationell – sag ich.

Die Säule steht völlig frei am Strand

Am Weg zurück diskutieren wir wieder – über das Wetter. Kaum am Schiff prüfen wir die letzten Vorhersagen. Keine wesentlichen Änderungen. Also morgen wäre gut, der Montag nicht, ab Dienstag wir es eine laaaaange Motorfahrt. Morgen soll es Nordwest Wind geben, mit angenehmen 12 kt und Wellen immer unter 1 m. Das passt gut zu unserem Kurs und unseren Ansprüchen.
Susi entscheidet: Morgen geht es los!

Und sofort sind wir in einem anderen Modus: Schiff aufklarieren = aufräumen und dafür sorgen, dass nichts durcheinanderfliegt. Motor checken, Motoröl kontrollieren, was essen wir und wie richten wir es her, welches Gewand brauchen wir, ist alles fest, (fast) fertig machen zum Ablegen, Wecker stellen, … , und ja – Essen! Was werden wir essen und wie bereiten wir es zu, wenn es uns durcheinander beutelt?

Wir gehen früh ins Bett, denn um 4 Uhr soll es losgehen. Wir rechnen mit mehr als 16 Stunden für die 77 Meilen.

Es wird ein laaaaanger Tag werden.

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Der Golf von Manfredonia.

Die nächste Aufgabe ist einfach und kompliziert zu gleich: Wir wollen nach Vieste, das ist ganz am Sporn des Stiefels von Italien. Das sind so an die 38 Meilen. Das ist an sich kein Thema mehr für uns. Machen wir auf einer Pobacke – sagt Susi 😉

ABER: der Weg führt quer durch den Golf von Manfredonia. Über den hört man böse Geschichten. Der Westwind teilt sich auf nördlich und südlich vom Sporn und legt an Stärke zu. Durch den offenen Golf bauen sich dann Wellen auf. Taste*Life hat einen Tag nach deren Überfahrt ein österreichisches Schiff getroffen, dass im Golf bei einer plötzlichen 45 kt Böe, sein Vorsegel zerstört hat. Und da hakt Susi, meine Bedenkenträgerin und damit Gegengewicht zu meinem Optimismus voll ein! Das Wetter verspricht ja eine einfache Überfahrt, ABER „hast Du nicht gehört, dass ….“ // „Der Wetterbericht ist zwar erstaunlich exakt, aber der war gestern nicht präzise und kann sich auch irren“ // „Da ist doch der Berg bei Manfedonia und der lenkt den Wind um – ganz komische Situationen sollen da sein …“

Wir motoren also aus dem Hafen und treffen auf – schönen, brauchbaren Wind und wenig Wellen. Wenn’s nach mir geht ein Grund zum Segel setzten. ABER, es könnte ja plötzlich… Und wenn wir die Segel für diese Situation, also die ganz schreckliche, setzten, dann machen wir jetzt, bei 12 kt Wind einfach zu wenig Fahrt. Also: Diesel verbrennen.

Manfredonia kommt näher und es passiert – genau nichts. ABER: Wir kommen sicher erst zu den bösen Stellen und dafür muss man sich vorbereiten. Und was gibt es bei plötzlichen Mörderboen besseres als alle Segel weggeräumt zu haben. Also, die Segel bleiben weg. Wir verbrennen weiter Diesel. Susi beaufsichtigt das Boot und wartet auf das „Unheil aus der Bucht von Manfredonia“. Ich lege mich inzwischen in die Bugkabine auf einen Mittagsschlaf.

Nein, nicht England und Ärmelkanal

Als ich wieder aufwache, sind wir der Küste schon wieder sehr nahe. War Italien bisher eine flache Küste mit fast durchgehend Sandstränden, sehen wir hier weiße Klippen. Klippen die vom Wasser zerfressen sind, mit Höhlen und Bögen. Darüber saftig grüne Wälder. Schon sehen wir die Klippen von Viesce, und dort wollen wir auch hin. Viesce ist der italienische Hafen, der der kroatischen Küste am nächsten ist. SO zwischen 65 Meilen nach Lastovo oder 74 Meilen nach Vis. Vis war in der Monarchie übrigens österreichisch und hieß Lissa. Seeschlacht von Lissa, Freiherr von Tegethoff, ja der vom Praterstern. Wieder was gelernt, oder?

Also zurück nach Viesce. Die Küste davor ist extrem flach. Wir kommen über Stellen, die sind so seicht, dass wir dort auch ankern könnten. Kaum 5 m zeigt unser Tiefenmesser an. Über Telefon hab ich mich im Hafen schon angemeldet – „don’t worry, we have enough space.“ Na denn! Die Einfahrt zum Hafen liegt auf der anderen Seite der Stadt und so bekommen wir einen ersten Eindruck von Vieste. Da springt sofort ins Auge, dass die ganze (Alt) Stadt auf einer dieser Klippen gebaut wurde. Unmittelbar vor den Häusern bricht die Wand 60 m ab. Wenn ein Teil der Klippe ins Meer stürzt, und das kommt ja vor, kann es sein, dass ein Teil eines Hauses mit stürzt.

Der Hafen ist geräumig und hat mehrere Stege. Zu einem werden wir hin gewunken. Susi fährt – wie immer – das Manöver, ich kämpfe mit den Leinen. Nach einigem hin und her gefällt uns alles und wir schalten den Motor ab. Fertig, angekommen.

Heute ist nur noch entspannen angesagt. Und natürlich stundenlange Wetteranalysen:

  • Samstag zu viel Wind aus NW,
  • Sonntag gleichmäßiger Wind aus NW, aber recht hohe Wellen. Recht hoch, dass heißt bei uns 1 m und mehr. Konkret bedeutet das, dass 80 % aller Wellen 1 m hoch sind. Die anderen 20% könnten auch bis zum Doppelten haben.
  • Montag ist viel Gegenwind angesagt. Das hieße motoren gegen Wind und Welle – unlustig.
  • Dienstag stirbt der Wind ab, so dass die ganze Überfahrt zwar ohne Wellen, dafür aber auch ohne Wind bewältigt werden muss.

Irgendwann müssen wir los – aber wann??

Auf jeden Fall wird Vieste ein längerer und diskussionsreicher Aufenthalt

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Frischer Diesel – frischer Fisch

In der Früh geht’s noch zur Tankstelle im Hafen von Bari. Die gehört zu einer Werft und den Tankwart muss man erst extra anrufen, damit der kommt. Wirkt irgendwie schmuddelig. Der Boden im Freien ist mit Plastikgrasziegeln ausgelegt, deren beste Zeit schon lange vorbei ist. Vor uns wird noch schnell ein Skipper aus Bari versorgt, der sich seinen Diesel mit 2 Kanistern abholt. Einer ist dann so voll und der Verschluss undicht, dass bei jedem Schritt Treibstoff auf den Boden kleckert. Stört ihn nicht, stört den Tankwart nicht. „Wir haben so viel Natur hier, die hält das locker aus“.

Umständlich wird dann der Schlauch zum Schiff gezogen und eine riesenhafte Zapfpistole gereicht. Die ist eher was für LKW oder Motoryachten, die halt schnell 1.000 Liter tanken wollen. Wir sind aber ein kleines Segelschiff und brauchen kaum 70 Liter. Der Zapfhahn pumpt den Sprit so schnell in den Tank, dass die Entlüftung nicht mehr nachkommt. Das führt dann zu einer netten Dieselfontäne, die zuerst über das Heck von Philia läuft und dann ins Meer weiter will. Susi kann wenigstens das mit viel Küchenrolle stoppen. Der Tankwart schuat dann ganz konsterniert, als wir ihm die dieselgetränkte Küchenrolle geben wollen.

Ob der Flugzeugträger auch an die Tankstelle kommt?

Der Wind weht wie geplant von der Küste aufs Meer hinaus und wir können wieder in flotter Fahrt und bei wenig Welle die 24 Meilen von Bari nach Trani zurück legen. Spannend wird es dann in Trani selbst. Dort gibt es 2 Marina Betreiber, eine gehört der Stadt selbst. Um da einen Platz zu reservieren kann man bei einer bestimmten Telefonnummer anrufen – bringt aber nichts. Die gehört zur Gemeinde und ist nur Vormittags für 2 oder 3 Stunden besetzt. Jetzt ist es aber schon nach 3!

Auf der Seite „noforeignland.com“ die Informationen von Langzeitseglern teilt, findet man aber einen „Luigi“ und seine Telefonnummer. Den probieren wir aus – und Luigi springt voll an. Unsere Daten braucht er, dann läuft er in den Hafen und klärt das, er ruft zurück, erklärt, winkt am Steg, ist besorgt, weil wir rückwärts in den Hafen fahren – wir machen das immer so und nein, Luigi, wir haben kein Problem. Kurz Luigi organisiert alles, kennt alles, erklärt alles. Nach dem Anlegen, und einigem Small Talk, zeigt er mir sein Telefon. Dort steht dann auf Italienisch und Englisch, dass er für die Reservierung 20€ haben will. OK, soll er haben. Für fast 1 Stunde für uns herumrennen und die vielen Informationen die wir bekommen – soll sein.

Nett finde ich, dass es eine Promotion gibt: 2 Tage anlegen, 1 Tag bezahlen – one for free. Mach ma!

Nur mal so zum Vergleich ….

Unser Liegeplatz ist ziemlich weit außen am Steg. Da kann man offensichtlich nicht so viel anrichten, wenn man was Dummes macht. Wobei in dem Fall … Da stand so ein Schifferl herum, also ein Segler mit riesigem Mast, noch riesigeren Winschen, so 70 cm im Durchmesser – unsere haben 3,5 und 4 cm, und einem Rumpf von 35 m Länge. Hochglanzpoliert und selbst im Hafen von einer 3köpfigen Crew betreut. Unter Segeln sind dann 7 Personen nötig! Soll ein tolles Schiff sein die Antonisia – findet man im Internet. Um genügend Geld kann man sie chartern – wer’s braucht.

Die Stadt Trani ist – naja – nett. Viele Kirchen und im und hinter dem Hafen überall Lokale. Wir haben Hunger, also passt das. Luigi, also der Luigi, hat uns ganz uneigennützig eine gute Pizzaria empfohlen. Nichts wir hin und wir finden sie auch. Die Türen sind offen und Personal ist auch da. „sorry, we open at 8“ – blöd  nur, dass wir jetzt Hunger haben und es erst ½ 7 ist. Das geht sich nicht aus! Zum Glück finden wir ein paar Ecken weiter eine Panificio = ein Händler für alles was man essen kann (eher hochpreisig), aber auch mit Brot und – tadaaa – Foccatia. Schnell eine ganze, also 4 Stück, eingepackt und weiter geht der Weg durch die Stadt.

Alles frisch – aber ob die Vielfalt tatsächlich von nur einem Fischer stammt?

Kommen wir doch glatt im Hafen an, aber auf der anderen Seite. Und dort haben gerade die Fischer angelegt und bieten ihre Ware an: Verschiedenste Fische, Garnelen, Langustinos, riesige Schnecken. Wir gehen einmal auf und ab und kaufen 1 Brasse, einen kleinen roten Fisch und einen kleinen silbrigen. Der Fischer ist ganz verstört, warum wir nur je 1 Fisch kaufen. Normal kauft man da ein paar Kilo. Die kleinen um 2 €/kg, die großen um 5 €/kg. OK, morgen gibt es Fisch an Bord. Heute werden noch die ersten Stücke der Foccatia verdrückt und dann verdrücken wir uns ins Bett.

Außen unscheinbar – innen Hui

Neuer Morgen – neuer Tag
Heute, am Gratistag holen wir uns einmal frisches Brot für das Frühstück, eh schon um 1/2 10. Und dann schlendern wir los, über die vielen Plätze und Gassen, finden ein wirklich tolles Eisgeschäft. So tolle Sorten, die auch tatsächlich nach dem schmecken, nach dem sie benannt sind. Pfirsicheis, das nur aus gefrorenem Pfirsich, etwas Wasser und Zucker besteht. Eine Geschmacksexplosion!

very best of ice cream

Später treffen wir auf eine Reisegruppe, die so wie wir auf die Öffnung der Kathedrale wartet. So wie viele Kirchen in der Stadt auch sie aus der Zeit um 1100 bis 1200. Da muss Trani wirklich reich gewesen sein! Die Kirche hat 3 Ebenen, oder eigentlich 3 Kirchen an einem Standort. Einfach historisch gewachsen und übereinander gestapelt. Hier sind aber alle drei Ebenen noch zugänglich und in Betrieb. Beeindruckende Räume in den unteren Etagen. Die Kathedrale selbst: „Wegen Renovierungen geschlossen“ ☹. Schade, schon von außen ist das Ding beeindruckend. Kein überladener Pomp, sondern schlichte Steinwände, eng gefügt, und nur an wenigen passenden Stellen in den Stein gemeißelte Verzierungen. Eine andere Kirche war wegen einer Begräbnisfeier nicht zugänglich und eine dritte zugesperrt. Na, dann halt nicht.

Immerhin fast 850 Jahre alt

Zurück auf Philia, machen wir uns über den Fisch her. Also zuerst ausnehmen. Die Innereinen einfach ins Wasser schmeißen – machen die Fischer auch so. Dann werden die Fischlein auf Kartoffeln, Karotten und Zuccini gebettet und übergossen. Also eigentlich sollte es Wein sein, haben wir aber nicht. Was wir haben ist eine Flasche Sekt, die auf dem Schiff lebt, seit ich es das erste Mal gesehen habe. Was mir die Flasche schon Nerven gekostet hat! Wir brauchen so was ja normalerweise nicht. Jetzt aber: Ans Heck der Philia gestellt. Den Korken langsam herausdrücken und dann – Bamm. Also nicht Plop, sondern Bamm. In einer warmen Flasche Sekt baut sich ganz schon Druck auf. In dem Fall genug Druck, um den Stoppel 10 m weit über den ganzen Steg und auf ein anderes Schiff zu schleudern! Ups, so war das nicht gemeint.

… und ab in den Ofen

Also nun ein wenig Sekt – ist ja auch nur Wein – über das Gemüse und ab ins Backrohr. In kaum 30 min sind die Fische durch, duften und schmecken herrlich!

Kann ich zur Nachahmung nur empfehlen.

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Im Regen unterwegs

Unser Freunde von Taste*Life sind schon um ½ 7 Richtung Viesce aufgebrochen. Die haben es recht eilig, nach Kroatien zu kommen. Außerdem wollen sie vorher noch in Italien ein Schiff anschauen fahren.

Der Morgen in Monopoly sieht nicht sehr freundlich aus. Man sieht und reicht schon, dass das heute eine recht feuchte Angelegenheit werden wird. Die Wolken hängen tief und wir lassen uns entsprechend Zeit beim Frühstück und den Vorbereitungen für die Abfahrt. Irgendwann dieseln wir aber los. Erst nach 12 Meilen können wir die Genua auspacken. Die bekommt dann auch gleich eine Süßwasserwäsche verpasst. Hat  sie sich verdient.

Wir hingegen machen unser Cockpit so wasserdicht wir möglich. Immerhin bleibt die Steuerbordbank immer trocken und in Backbord kann man sich trocken unter die Sprayhood kuscheln. So fahren wir langsam die Küste hinauf nach Bari.

Bari ist ein riesiger Industrie und Fährhafen, der aber in einer Ecke zwei Marinas beherbergt. Eine davon, die private, haben wir uns ausgesucht. Wir sind herzlich willkommen – aber bei dem Wetter?? Was solls! Als wir uns nähern, schicken sie uns einen Helfer für das Einweisen und Festmachen. Regen gibt’s natürlich auch hier, aber eigentlich keinen Wind – gut so. Susi fährt wieder eines ihrer perfekten Anlegemanöver. Irgendwie fällt mir auf, dass ich Philia schon seit vielen Wochen nicht mehr angelegt habe. Ich glaub, ich muss das wieder einmal üben.

Die Marina ist gefüllt mit Dauerliegern, von denen schon viele im Winterschlaf sind. Der Rest präsentiert sich eher als Segelschule – die es hier ja auch gibt. Was uns auffällt ist, dass alle Schiffe in ihren Festmachern starke Stahlfedern eingebunden haben. Die quietschen und raunzen so vor sich hin. Erfüllen aber ihren Zweck: Irgendwo her kommt ein ständiger Schwell, der die Schiffe schwingen lässt an den Tauen und Nerven zerrt. Philia, die keine Federn als Ruckdämpfer hat, ruckt bockig vor und zurück. Nicht gerade das Beste für das Meterial.

Ruckdämpfer? Haben wir doch auch! Irgendwo tief in der Backskiste sind 2 so Dinger. Bei uns sind das eher so Gummiwürste, die in den Festmacher eingebunden werden. Das probiere ich aus und es wirkt Wunder! Selbst wenn nur einer eingebunden ist, schwingt das Schiff jetzt viel angenehmer, da es langsamer abgebremst wird. Das ist nicht nur für Philia angenehmer, auch für uns. So schläft es sich sicherlich besser.

Wir wissen noch nicht, ob wir einen oder zwei Tage bleiben. Bei dem Wetter eher nur einen. Also mach ich mich zu Fuß auf den Weg, um Futter zu kaufen. Dauert halt eine Zeit, denn man muss durch den offiziellen Ausgang des Hafens hinaus, und das ist eben weit. Die Gegend rund herum ist auch nicht so rasend attraktiv, aber immerhin gibt es einen Liedl. Der schaut überall gleich aus. Österreich, Griechenland, Italien – egal.

Gibts – beim Lidl in Bari – wer hätte das erwartet.,

Am nächsten Morgen ist das Wetter in Bari freundlicher, das entlang der Strecke aber nicht. Wir haben also keine Eile und bleiben einen weiteren Tag. Den nützen wir, um mit dem Hafen-Shuttlebus zum anderen Hafeneingang zu fahren. Der ist nämlich direkt bei der Altstadt, und dort wollen wir hin.

Kaum angekommen, sind wir im Touristen Modus. Kamera heraus, durch enge und sehr enge Gassen schlendern, Plätze und lokale entdecken. Im Sommer muss da ganz schön was los sein, aber jetzt, Ende September, da gehört die Stadt wieder den Italienern. Nicht alle sind aus Bari, aber immerhin Italiener, die wissen, wie man das Leben genießt. Wir genießen auch. In einem kleinen Lokal, direkt an der Außenmauer einer Kathedrale sitzen wir im Schatten, genießen Spaghetti, beobachten das Treiben auf der Straße und saugen das Lebensgefühl in uns auf. Schön ist’s!

Santo Nikolas
Die Statik ist ein Hund. Hier wurde nachgebessert und die Wände durch zusätzliche Pfeiler und Bögen stabilisiert
Gold – nicht zu knapp
Die Gewölbe der Krypta haben uns sehr beeindruckt

Dann schlendern wir weiter, schauen uns eine Kirche an, finden in den Gassen Mitbringsel für die lieben daheim – und finden ein kleines Kaffee auf der Gasse. Americano und Erdbeertörtchen für Susi, ein Tiramisu für Jörg. Dann suchen wir wieder den Weg zum Hafen und unserem Shuttlebus.

Ist doch nett, oder?

Zurück in der Marina, treffen wir den Chef der Truppe. Wo wir waren? Wie es uns gefällt? Ob wir Foccatia gegessen haben? Nein? I’ll bring you some – maybe. You have to taste it! Wir ziehen uns für den Abend ins Schiff zurück, sortieren die Einkäufe und verräumen sie. Einfach einmal Pause machen – und das Wetter – und die Pläne für die nächsten Tage.

Und dann hören wir von Außen eine Stimme „Philia, Philia“. Hat er uns doch tatsächlich eine Foccatia gebracht. Das ist ein gut aufgegangener Teig, nur mit Tomaten belegt. So eine lokale Version der Pizza, die sich aber ganz deutlich von der Pizza Napoli unterschiedet. Der Teig ist nicht flach und knusprig, sondern hoch und flauschig. Der Belag sind tomatenscheiben und gelegentlich ein paar Oliven.

Die Foccatia soll göttlich schmecken.

Tut sie auch!

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Ein wilder Ritt

In der Früh, also dann, wann für uns halt „Früh“ ist, also kurz vor 10, legen wir ab und fahren aus dem Hafen hinaus. Wenn wir das gewusst hätten. Einfach gerade aus bis zum Liegeplatz! Wir haben gestern mehr als 1 Stunde herum gesucht. Na gut, beim nächsten Mal dann.

Bari am Morgen und ein Liegeplatz in der Mitte der Stadt

Kaum strecken wir unsere Nase aus dem Hafen begrüßt uns ein kräftiger Wind, so 18 bis 25 kt. Schön von der Seite, also ablandig, und  das ist gut so. So kann sich nämlich kaum Welle entwickeln. Konservativ wie wir sind, ziehen wir nur die Genua heraus und zischen los. Parallel zu uns fährt eine Regatta von „Freizeityachten“ also Schiffen wie unseres. Die fahren mit Vollzeug, alle Segel gesetzt, mit beträchtichen Schräglagen. Insgesamt aber kaum schneller als wir, wobei wir auch schon ganz flott unterwegs sind.

In Böen geht die SOG (speed over ground), die tatsächliche Geschwindigkeit schon einmal auf 7 kt. Das ist nahe der Rumpfgeschwindigkeit, schneller geht Philia nur unter größter Anstrengung und Belastung für das Material. Die Wellen kommen zwar seitlich oder leicht von schräg hinten, sind aber nur  sehr nieder und stören nicht. So zischen wir die Küste entlang.

Da melden sich unsere Freunde von der Taste*Life. Sie sind einen Tag später als wir in Korfu gestartet und haben die Nacht durchgemacht. Zu Dritt, wie sie derzeit sind, geht das ganz gut, auch wen Georgi wegen ihres Fingers nicht ganz einsatzfähig ist. Taste*Life ist jetzt nur 3,5 Meilen hinter uns und normalerweise recht sportlich unterwegs. Die werden uns bald eingeholt haben. Immerhin haben auch sie beide Segel gesetzt. Ihr Plan ist es von Korfu bis Vieste, das ist am Sporn von italienischen Stiefel, durch zu fahren.

Ohne Ambitionen ziehen wir unsere Bahn, immer der Küste entlang, mit ca. 1 Meile Abstand. Taste*Life ist anfangs gut am Horizont zu sehen, doch plötzlich sind sie verschwunden. Was ist da los? Na, die werden schon kommen. Wir steuern jedenfalls auf unser Ziel Monopoly zu und melden uns am Funk an:
„Monopoly Port, this is Philia“ – „Go ahead“ – „Can we have a berth for 1 Night“ – „Yes“ und dann kommt die Frage nach Länge und Tiefe und die Anweisung, kurz nach dem roten Licht, dem Einfahrtsfeuer, am Kai fest zu machen. Das ist aber nicht genug. Wir werden drauf hingewiesen und unbedingt bei der Küstenwache zu melden und außerdem dürfen wir das Boot nicht verlassen und nur 24 h bleiben. „Moch ma“.

Monopoly

Und dann meldet sich auch Taste*Life. Sie wollen auch in diesen Hafen und sind 6 Meilen hinter uns. Waren wir wirklich so schnell – trotz konservativer Fahrweise? Philia überrascht uns immer wieder! Die Hafeneinfahrt ist leicht zu finden. Immerhin steht wieder irgendeine Burg rechts neben der Einfahrt. Dann nur noch ums Eck und wir sind da. Der Platz direkt unter dem Leuchtfeuer ist für Taste*Life reserviert – wegen deren Tiefgang. Dann liegt da noch eine Dufour 430 und davor parken wir uns ein. Susi legt ein Manöver hin, das man in ein Lehrbuch schreiben könnte. Nur 2 m vor dem Bug der 430er kommt unser Heck zu stehen.

Lustig wird es dann mit den Leinen. Da stürzt eine Truppe von 4 Mädchen zwischen 7 und 4 auf uns zu, schnattert und kichert und ruft Befehle auf Französisch. Und was die mit unseren Leinen machen ist hoch professionell – Chapeau! Wie wir später erfahren, sind haben die Eltern das Schiff bei DreamYachts im Langzeitcharter für 8 Monate und sind nun am Weg zurück nach Kroatien. Die Mädels sind mit allen Aspekten der Anlegemanöver bestens vertraut. Genauso schnell wie sie gekommen sind, verschwinden sie auch wieder.

Und dann gehe ich auf die Suche nach der Küstenwache und finde eine traumhaft schöne kleine Stadt. Prall gefüllt mit Touristen und wunderbaren Plätzen für Ausblicke und/oder Lokale. Die Küstenwache hingegen finde ich nicht. Macht nichts, Georgi, der wandelnde Segelführer, kann mir da sicher weiter helfen. Die sind in 1 ¼ Stunden ohnehin da.

Taste*Life kommt nach fast 40 Stunden Fahrt direkt aus Korfu nach Monopoly

Als die ankommen, der gleiche Auflauf der Mädels. Ich bekomme die Taue gar nicht zu fassen. Machen alles sie. Und da Georgi und Julian auch ein bisschen Französisch sprechen erfahren sie auch die tollsten Neuigkeiten: „Papa und Mama sind in einander verliebt“ Den Eltern, die die Szene von ihrem Schiff aus beobachten ist das naturgemäß etwas peinlich, aber sie nehmen die ganze Truppe ohnehin mit viel Humor.

Gemeinsam mit Julian pilgern wir zur Guardia Costeria. Da gibt es ein langes Formular auszufüllen. Nummern von Zulassungszertifikaten, Daten von Segellizenzen, Polizzennummern der Haftpflichtversicherung, … Interessant nur, dass der Beamte die zugehörigen Dokumente nicht einmal sehen will. Hätte ich hingeschrieben ich wäre Wolfgang Amadeus Mozart, hätte er das auch akzeptiert. Warum dann der Aufwand?

Zur Nachbesprechung der Reise kommen Georgi, Julian und Gerald, der Aushifsskipper (nein der kann wirklich was!) zu uns auf die Philia. Nett, so eine Plauderei unter gleichgesinnten Freunden. Relativ bald ziehen sie sich aber auf ihr Schiff zurück. Immerhin waren sie 36 h durchgehend unterwegs und das zum Teil unter nicht einfachen Bedingungen.

Obwohl wir das Schiff nicht verlassen dürfen/sollen, gehen Susi und ich uns die Stadt anschauen -also ein bisschen wenigstens. Eine rund um befestigter Hafen mit drei Toren in die ganz entzückende Altstadt. Enge Gässchen voller Leben, ok hauptsächlich Touristen, aber dennoch. Ich holen mir eine Panzerotto und  Susi eine Pizza Margerita. Beides wird genüsslich am Boot verspeisen.

Schön ist es da – wir sollten wieder kommen – mit mehr Zeit

Übrigens: Die Durchschnittsgeschwindigkeit über 41 Meilen war knapp 5,7 kt – inclusive der An- und Ablegemanöver!! Das werden wir lange nicht mehr erreichen.

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Home Run

Am Morgen  machen wir uns gemütlich fertig und brechen dann von Corfu aus auf. Jetzt beginnt ein neuer Abschnitt der Reise. Aus „Land besichtigen“ wird „Strecke machen“. Der erste Stopp wird Erakusa sein. Dort haben wir noch einmal die Möglichkeit uns zu entscheiden: Direkt nach Norden oder lieber nach Westen – ein Mal lang oder Mehrmals kurz. Ich glaube Susi bevorzugt Mehrmals kurz.

Der Wind schläft auch noch – wir verbrennen Diesel. Geht halt nicht anders. Es geht zunächst entlang der Ostküste von Korfu bis zur engsten Stelle mit Albanien. Albanien, das ist so eine Sache. Eindringlich hat man uns schon in Wien gewarnt, uns nur ja weit von deren Hoheitsgewässern fernzuhalten. Auch wenn das Seerecht es erlaubt, durch fremde Gewässer zu reisen. Aber von staatlich legalisiertem Raub am Balkan haben wir genug.

Für jeden Schritt brauchst Du einen Agenten, in jedem Hafen einen eigenen – die wollen immer so um die 100 € für Leistungen, die man leicht selbst erbringen könnte (Behördengänge). Die Küstenwache schaut auch gerne bei Yachten vorbei, prüft Papiere, schaut grimmig drein und fordert ihren Obolus. Danke Nein. Aus vermutlich gutem Grund ist Albanien sogar von unserer Versicherung dezidiert ausgeschlossen – so wie Lybien zum Beispiel. Die Rute nach Norden ist also auch aus dem Grund unattraktiv.

Dann geht es parallel zur Nordküste von Korfu. Schöne Strände, weiß erscheinende Klippen, viele und hohe Bäume – schön. Zeit müsste man haben 😉. Nach Erakusa geht es dann ein Stück über das offenere Meer, es ist aber nicht weit. In insgesamt 5 Stunden sind wir dann dort.

Ein hoch moderner Hafen empfängt uns dort. Schaut aus wie frisch gebaut – Danke EU! Kaum kommen wir näher, kommt der Marinero mit dem Moped angebraust. Das Anlegen über Heck ist simpel, nur bis wir richtig stehen dauert es halt ein wenig. Die richtigen Leinen mit der richtigen Spannung müssen erst gefunden werden. Aber egal, unser Tagewerk ist vollbracht.

Für die Marinagebühr darf man dann in das „Port Office“ kommen. Ein paar Meter über dem Hafen in einem neuen Haus – auch von der EU. Dort wird umständlich die Gebühr berechnet, so an die 35 €. WLAN gibt’s im Hafen auch, Also eigentlich nur rund um das Büro. Wir sind aber herzlich eingeladen, auf jederzeit auf einem Bankerl vor dem Büro Platz zu nehmen und dort unser Wetter zu machen.

Die Insel selbst ist schon in einer Art Winterschlaf. Es gibt Hinweistafel auf alle möglichen Lokale, nur sind die alle zu. Man hört keine Tiere, sieht kaum Menschen. Am Sandstrand sind gerade mal 3 Besucher. Irgendwie ausgestorben. Die Segler, heute sind es gerade 7 Schiffe, sind wohl die einzigen Gäste. Und die sind auf lokale Gastronomie nicht unbedingt angewiesen.

Wir machen einen kleinen Spaziergang durch diese seltsame Welt. Wovon diese Leute wohl leben? Oder werden sie bezahlt dafür, dass sie einfach da sind. Auf einer Fläche, die einem Viertel von Wien entspricht, leben nicht einmal 500 Leute, kein Wunder, dass man da niemanden sieht.

Uns sieht man auch nicht lange, denn wir wollen früh los. Der Plan sagt um 4 Uhr aufstehen und dann möglichst zügig abfahren. Und das tun wir dann auch.
Durch die Beleuchtung des Hafens erkennt man die anderen Schiffe. Radar und Kartenplotter führenuns um die Klippen vor Erakusa. Und dann ist nur mehr freie Adria, da kann nix passieren.

Völlig unspektakulär geht es einfach gerade aus – ohne Wind, unter Motor, fast ohne Wellen. Wohin genau wissen wir noch nicht. Der kürzeste Weg wäre nach Otrnato, aber das ist ein Fähr- und Industriehafen, nicht so schrecklich attraktiv. Wenn es möglich ist, würden wir gerne ein Stück weiter nach Norden kommen.

Der Tag ist halt ewig lang, insgesamt sind wir 18 Stunden unterwegs, aber wirklich ohne Besonderheiten. Das speziellste war da noch der Sonnenaufgang, bei dem auch der Mond mit einer ganz zarten liegenden Sichel zu sehen war.

Auch die Gastlandflagge muss gewechselt werden

Nur die letzten 3 Stunden konnten wir segeln. Wind von genau hinten und die Welle ebenso. Also den Baum ausbinden, damit der nicht umschlagen kann, und die Genua auf die andere Seite. Schaut spektakulär aus und erfordert einiges an Konzentration. 4,5 Knoten schaffen wir so. Immerhin ohne Lärm. Erst als es sehr dunkel wird und wir schon in der Nähe von Brindisi sind, holen wir die Segel ein.

Die Sonne versinkt, diesmal über dem Land – aber angekommen sind wir noch lange nicht.

Dann müssen wir noch zwei Fähren passieren lassen und es geht hinein in den unbekannten Hafen. Als einzige Orientierung für uns gibt es die elektronischen Seekarten – wir hatten Italien ja überhaupt nicht am Plan. Wenn man dann noch weiß, dass man in der Nacht keine Entfernungen abschätzen kann, und die Welt nur durch ein paar blinkende Lichtlein vor der hellen Kulisse einer Stadt angezeigt werden, kann ahnen, wie schwierig die Anfahrt war. Letztlich finden wir einen Platz, ganz drinnen an der Stadtmole.

Anbinden – Fender besser hinhängen – fertig.

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Korfu Stadt

Und wieder ein Tag mit ohne Wind, zumindest am Vormittag, als wir unterwegs waren. Spät am Abend, als dann Georgi und Julian nachgekommen sind, war wieder der Nachmittagswind nutzbar. Eine Marina gibt es außerhalb der Stadt: 1250 Schiffe in einer Marina, die alles Bietet und Dir auch alles nimmt. Und die 7km in die Stadt sind auch nicht attraktiv.

Attraktiv ist die Marina Mandraki. Die gehört einem Segelklub und so an die 20 Gästeschiffe können jeden Tag dort festmachen. Was aber noch ganz besonders ist: Die Marina, also eigentlich nur die Mole, wurde 186ß von den englischen Besatzern der Burg von Korfu erbaut. Und so liegt das Ding am Fuß des Burgfelsens und ist nur über das Wasser oder auf einem Fußweg durch die Burg erreichbar. Und weil sich Städte rund um Befestigungsanlagen bilden, ist die Altstadt nur einen Hupfer entfernt.

Wenn man aber aus der Stadt zurückkommt, hat man ein Problem: Für die Burg wird Eintritt kassiert, 6 €. Aber ich will doch nur zurück zum Schiff! Die Lösung ist einfach: In der Bar im Segelklub, gibt es einen Zettel mit dem Klublogo. Den muss man mit dem Handy fotografieren und das Bild dann bei der Kasse zur Burg herzeigen. Wenn dort die Schlange der Touristen lang ist, kann man das Handy auch aus 4 m Entfernung hochhalten. Die tun dann so, als ob sie erkennen können, was da gerade gezeigt wird. Ich glaub, ein Foto von der Mitzi-Tante funktioniert auch.

Um in diese Marina zu kommen, muss man sich vorher telefonisch anmelden, am Besten ein oder zwei Tage vorher. Bei Andreas, dem Marina Manager. Das haben wir gemacht. Als wir dann fertig sind zum Einlaufen melden wir uns am Funk: „This is Philia. We have a reservation for 2 days“. „OK, prepare for a stern to mooring (mit dem Heck zum Stege). I wait for you at the bar.” Also was jetzt, anlegen am Steg oder einen Manöverschluck an der Bar? Beides! Wir legen genau vor der Bar an. Allerdings mit gehörigem Abstand, denn im Wasser liegen auch ein paar Felsen und wir wollen doch unser Ruderblatt nicht beschädigen. Das Manöver von Susi klappt aber wie am Schnürchen.

Nur: Wie kommen wir jetzt an Land? „No Problem“, und man reicht uns ein 4 m langes Brett als Weg zum Land. Ein tolles Gefühl, 35 cm breit und schön schwingend. Beim ersten Versuch bekommen wir anerkennendes Nicken von den Restaurant Gästen. Wenn ich mir vorstell, wie es voriges jahr Susis Mutter auf solchen Brettern gegangen ist …. Wäre sie jetzt dabei, sie würde keinen Fuß auf Korfu setzen 😊

Vom Wasser zur Mauer der Burg sind es kaum 10 m, doch da ist alles was man so braucht. Sanitärräume, Bar, Restaurant, ein kleiner Badestrand. Und dann geht es den Weg durch die Burg hinauf auf die Mauer. Dort hat man dann die Mastspitzen in Augenhöhe. Also ist die Mauer so an die 15 m hoch. Was uns noch auffällt ist fast ständige Klaviermusik. Nicht, dass der Marinero so klassikbegeistert wäre. In den ehemaligen Offiziersunterkünften der Engländer, wurde das Konservatorium von Korfu eingerichtet. Und da wird den ganzen Tag geübt, meist bei offenem Fenster. Auch irgendwie schön.

Wir wollen uns aber erst einmal in der Stadt umsehen. Und wo machen das Segler? Klar, entlang der Uferpromendade. Wobei „Promenade“ ist deutlich zu hoch gegriffen. Die ersten 100 m sind ein schöner Park. Da hat es uns ein riesiger Gummibaum angetan. Dann aber geht’s ins Gewühl. Eigentlich schlängelt sich nur ein schmaler Gehsteig am Wasser entlang. Gleich daneben ist die einzige Straße, auf der man rund um die Altstadt kommt. Durch die Altstadt geht nicht – viel zu schmal und verwinkelt. Aber sehr schön! Und natürlich gut, um sich zu verlaufen! Die Gassen sind so eng und schmal, dass selbst Google Maps nicht mehr weiß wo du bist. Aber eigentlich ist es egal. Geht der Weg bergauf, gehst du in Richtung Burg. Geht er bergab, geht es zum großen Hafen. Irgendwo spuckt dich die Stadt wieder aus.

In den Gassen ist es gerammelt voll: Kreuzfahrtschiffe haben ihre Touristen für wenige Stunden ausgeschüttet. Die haben dann als Weisung bekommen: Burg + Altstadt. Da die Touristen aber am Schiff verköstigt werden, gibt es erstaunlich wenige Restaurants oder die sonst unvermeidbaren Fastfood Händler. Dafür sind die Läden voll mit Lederschuhen und Taschen, oder allem möglichen Zeugs aus Olivenholz. Dazwischen die üblichen China-Fetzen, die ja gar nicht aus China, sondern aus Bangladesch, Kambodscha oder sonst einer armen Region kommen.

Die Häuser sind alle venizianisch angehaucht und mindestens 4 Stockwerke hoch. Weltkulturerbe ist die Altsadt auch. Und so versucht man, alle Telefon und Stromleitungen, die wie üblich über den Gassen kreuz und quer gespannt sind, unter die Erde zu bringen. Das ist so eine tolle Info, dass eine Touristenführerin das für 5 min vor ihrer Gruppe referiert. Wie die einzige katholische Kirche in der Altstadt heißt, ist ihr aber entfallen. Na, macht ja nix. Die Touris haben keinen Vergleich zu anderen Führern und die Info beim Abendessen schon längst vergessen.

Zurück beim Schiff kochen wir unser Abendessen und haben fast Skrupel, dann mit dem Essen an Deck zu sitzen, keine 10 Schritte von den Gästen im Restaurant entfernt. Als andere Crews dann auch aufkochen, sind die Skrupel weggeblasen.

Von wegen blasen: Am zweiten Tag setzt ein Wind ein, der seinen Namen auch voll verdient. Sicherlich mehr als 35 kt (60 km/h). Weil uns so fad ist, beschließen wir die Burg anzusehen. Also den Teil, durch den wir normalerweise nicht durch gehen. Da gibt es einen schönen Weg nach oben, mit Blick auf das Meer, die Altstadt und die von den Engländern erbauten Garnisonsgebäude, die über das ganze Gelände verteilt sind. Der Blick auf das Meer zeigt uns, wie stark der Wind wirklich ist: In der großen Bucht liegen so an die 25 Segelschiffe vor Anker, vom Wind stramm ausgerichtet. Ein Stück dahinter liegen 6 Superyachten, ein paar davon wirklich „super“. Auch die suchen Schutz vor dem Wind. Ist offensichtlich ungemütlich, wenn die Kristallgläser in der Vitrine klirren und der Kronleuchter klimpert.

Auch die Taste*Life von Georgi und Julian steht dort, und sie steht dort gut. So gut, dass sie ihr Schiff auch alleine lassen und zu uns auf Kaffee und Kuchen kommen. Susi hat im Gasbackrohr einen Apfelstrudel gezaubert und der geht weg wie die warmen Semmeln. Es gibt hier zwar keine Semmeln, aber Du weißt schon, was ich meine.

Nach der dritten Nacht in der Marina Mandraki heißt es Abschied nehmen und weiter ziehen. Wir wollen zurück nach Kroatien. Ist ein weiter Weg, wenn man direkt fährt. Da kann man zuerst noch einen Stopp in Erakusa einlegen, das ist die nördlichste griechische Insel. Dann ist es ein großer Sprung non stop bis Dubrovnik, so an die 180 km. Das bedeutet aber auch 36 h durchgehende Fahrt, auch durch die Nacht.

Was man dafür braucht ist ein stabiles Wetterfenster, um nicht in starke Winde oder hohe Wellen zu geraten. Und in Kroatien soll das Wetter dann auch brauchbar sein. So ein Fenster findet sich aber nicht, trotz Suche auf allen verfügbaren Wetterdiensten. Die Alternative ist, von Erakusa nicht nach Norden, sondern nach Westen zu fahren. Quer über die Straße von Otranto nach Italien und dann dort die Küste hinauf tingeln, um vom Sporn Italiens wieder über die Adria nach Kroatien zu fahren. Dauert halt länger, dafür sind die Abschnitte überschaubarer.

Wenn nur die Sache mit dem Wetter nicht wäre! Italien war überhaupt nicht unser Plan, aber es erscheint der gangbarere Weg zu sein. Bis zur Abfahrt von Korfu zögern wir, überlegen hin und her, zerbrechen uns den Kopf.

OK, Italien!

Ob das eine gute Entscheidung war?

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Nach Norden

Unsere Freunde Georgi und Julian auf der Taste*Life bleiben in ihrem Versteck in einer kleinen Bucht. Wir verabreden uns für morgen um 8 Uhr vor der Brücke. Welche Brücke jetzt? Da muss ich ein wenig ausholen. Die Insel Lefkas war ursprünglich keine Insel, also keine echte. Sie war durch ein Sumpfgebiet mit dem Festland verbunden. Die Seefahrer mussten also immer rund um die ganze Insel fahren, wenn sich von Nord nach Süd wollten. Das war ihnen bald lästig. So beschloss man, einen Kanal durch den Sumpf zu bauen und die Seefahrer waren glücklich!

Früh sind wir losgezogen

Dann wurden die Autos erfunden, und nun waren die Autofahrer unglücklich. Eine Lösung musste also her. Da hat man dann eine Brücke erfunden, die eigentlich eine Fähre ist. Also zwei Klappen links und rechts und den Rumpf genau so lang, dass er, wenn die Klappen unten sind, den Kanal überspannt. Kommen nur wenige Schiffe, wird nur eine Klappe angehoben. Kommen viele Schiffe, werden beide Klappen gehoben und die Fähre / Brücke zur Seite geschwenkt. Dann ist fast die ganze Kanalbreite für die Schiffe befahrbar.

Kostet nix, für die Seefahrer und die Autofahrer. Die müssen nur alle Stunden für 10 min warten, bis die Schiffe durch sind. Um 8 ist die erste Öffnung, daher der Treffpunkt mit Taste*Life. Um rechtzeitig dort zu sein, müssen wir um 6 Uhr losdieseln. Ist zwar recht früh, aber das geht schon.

Die Fahrt bis zur Kanaleinfahrt ist nicht sehr spannend, die Einfahrt selbst aber schon. Wo ist sie denn? Da sollten eine rote und eine grüne Boje sein. Ganz schwach kann man sie neben den beiden Straßenlaternen erkennen. Auch gut, dann orientieren wir uns eben an denen. Öha – Straßenlaternen ausgeschaltet! Wo waren jetzt die Bojen? Ah, da, passt eh alles.

Sobald man im Kanal ist, wird es recht einfach: Immer zwischen den recht häufigen Bojen bleiben. Spannender ist es da schon, die Geschwindigkeit so anzupassen, dass man mögichst genau um 8 vor der Brücke ist. Zur früh, heißt dort herum dümpeln und mit der Strömung die zur Brücke zieht und dem Wind kämpfen. Und selbst, wenn man es schafft am Ort zu bleiben, drängen die anderen Schiffe nach. Unangenehm. Ist man zu spät dran, heißt es 1 Stunde warten, auch nicht so toll!

Wir schaffen es pünktlich und kommen als eines der ersten Schiffe durch. Dann nur noch rund um die Sandbänke auf der Nordseite des Kanals herum und das freie Wasser liegt wieder vor uns. Erstmals erleben wir dort eine laaaange Dünung. Nicht sehr hoch, kaum ½ Meter, aber nur alle 10 Sekunden eine Welle. Ein langsames Heben und Senken, ganz friedlich.

Weniger friedlich geht es bei Georgi und Julian zu. Sie sind 20 min zu spät, müssen also warten. Sie entscheiden sich dafür, Anker zu werfen – geht ja. Als dann die Brücke auf geht wird es hecktisch und Georgi kommt durch eine Unachtsamkeit mit dem kleinen Finger der rechten Hand in die Kettennuss, also zwischen Kette und Ankerwinde. Zum Glück ist keine Last mehr auf der Kette, aber der Finger ist trotzdem arg mitgenommen. 7 Stiche bekommt sie im Spital von Preveza verabreicht, und einen dicken Verband noch dazu. Richtig blöd! Die beiden bleiben heute in Preveza, während wir zu unserem Ziel Parga weiter dieseln.

Parga ist eine nette kleine Stadt mit einer beeindruckenden Burg – oder deren Resten – aus der Zeit der Normannen, also von 1380, oder so. Und Parga hat zwei Buchten und einen Stadthafen. Der Stadthafen ist nichts für Segler, aber die eine Bucht hat es den Seglern angetan. Als wir ankommen, legen wir uns mit viel Abstand zu unseren Nachbarn. Wir sind höflich, immerhin sind wir schon das 6. Schiff in der Bucht. Wenn wir wüssten! Am Abend waren es dann 27!! Da kann es dann schon eng werden, wenn der Wind dreht und plötzlich alle Schiff anders stehen.

Trotz deutlichem Wind rudern wir mit dem Dinghi an Land. Etwas Sport kann ja nicht schaden! Sorichtig, beginnt der Sport beim Weg weg vom Strand. Da geht’s nämlich richtig steil hinauf. Zuerst nur steil, dann zwischen Lokalen mit einer unglaublicher Aussicht auf die Bucht. Und dann geht es weiter in die alte Festung hinein. Die thront auf einem 80m hohen Felsen, der unsere Bucht begrenzt und die Stadtbucht vor Wind, Wellen und Feinden schützt.

Das ganze Gelände ist frei betretbar – auf griechische Art: „Be cautious! No liabability for nothing“ Im Vergleich zu Ruinen bei uns, kann man hier gut nachvollziehen, wie die Burg früher ausgesehen haben mag. Bei uns stehen meist nur die Außenmauern. Alles was innen war, war aus Holz und ist längst vermorscht oder abgebrannt oder beides. Die Normannen hatten es nicht so mit Holzdecken, die setzten lieber auf massive Gewölbe. Eine „Halle“ haben wir entdeckt, die 15 m breit und an die 40 m lang war. Mit einem gemauerten Gewölbe, das leider in der Mitte zum Teil eingestürzt war.

Stürzen ist das andere Stichwort. Der Burgfelsen fällt natürlich nahezu senkrecht ins Meer ab. Wo andere Länder massive Geländer vorschreiben, reicht hier eine einfache Schnur und ein Schild: „Bitte aufpassen und nicht weiter gehen.“ Klingt irgendwie nach „da macht es sich jemand einfach“ – aber irgendwie funktioniert das dann doch.

Zurück zum Boot wird dann wieder gerudert, gegen den Wind natürlich. Dauert halt ein bisschen länger. Dort angekommen, sehen wir, dass sich deutsche Segler sehr ungünstig und nahe zu uns gelegt haben. Mit sanften Worten von Susi, werden die dann verscheucht. Es ist eh noch genug Platz für sie an einer andere Stelle.

Gut, dass wir nicht dem Rat der Langzeitsegler gefolgt sind und in einer entfernteren Bucht geankert haben.

Massentourismus kann auch mal was Gutes haben.

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Zu früh gefreut

Wir vertrödeln den Tag vor Anker in Panagia. Der Wind ist noch recht knackig, soll aber abnehmen. Das macht er dann auch am frühen Nachmittag und plötzlich überkommt es uns: Wir fahren weiter. Anker hoch, Segel rauf – Vollzeug natürlich.

Als sich Philia in einer Böe heftig zur Seite neigt, verstehen wir die Zeichen und reduzieren die Segelfläche. Das Tempo bleibt, die Schräglage nimmt ab. Gut gemacht – vorerst. Aber der Wind lässt sich auch was einfallen und nimmt weiter zu. Gut, dann reffen wir noch mehr ein, wir können das ja. Wieder weniger Schräglage und gleiches Tempo. Der Wind legt noch einen drauf und bläst mit 30 kt. Na, das wollten wir so nicht.

Bleibt uns nur die Flucht. Susi entdeckt vor einem Strand, der ablandig liegt einige Segelboote. Dort können wir hin. Segel ganz weg, Motor an und gegenan stampfen. Auf einem freien Platz, mit viel Abstand zu den anderen Schiffen, werfen wir unseren Anker auf Sandgrund und gleich 40 m Kette hinterher. Das Schiff treibt quer zum Wind, so ist das immer, wenn ein Schiff treibt, und ruckt dann heftig in die Kette ein. Auch gut, dann sparen wir uns das Einfahren des Ankers. Mehr als diesen Ruck, können wir mit dem Motor auch nicht machen. Gut, dass wir unseren Jambo Anker haben.

Nicht weit gekommen, aber wieder viel gelernt

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Pause in Palarios

Wie Du sicher schon gemerkt hast, lassen wir uns jetzt mehr Zeit. Nicht unbedingt, dass wir das so geplant haben, aber wir wollen irgendwann, in nicht allzu ferner Zeit den Sprung über die Adria wagen. Und dazu hätten wir bitte gerne: 15 kt Wind aus Süden für 2 Tage und kaum Welle – spielt’s aber nicht. Schon gar nicht in der Straße von Otranto. Das ist die engste Stelle der Adria, oder auch deren südliches Ende. Jeder Wind, jede Welle muss da durch – einmal abgesehen von all den Fähren, Frachtschiffen und Seglern.

Wir lassen uns also Zeit, auch mit der Abfahrt aus der schönen Bucht in Kastros. Es ist eh kein Wind heute. Wir bummeln also los, immer schön der Küste entlang, damit man auch was sieht. Nach 1 ½ Stunden, gibt es dann brauchbaren Wind. Ziemlich auf die Nase, aber dann wird der wenige Wind durch den Fahrtwind verstärkt und dann wird das ganz nett. Philia nimmt also Kurs Nord in Richtung von Palarios. Dort gibt es 2 Marinen. Eine ist eine Charterbasis, von der unser schlaues Buch sagt, man kann dort unter der Woche, wenn sie kaum belegt ist, hinein. Die andere ist ein Stadthafen, in dem es einen Schwimmsteg gibt, der auch von einem Vercharterer genutzt ist. Auch dort ist nur am Wochenende Betrieb. Da wird sich wohl ein Plätzchen für uns finden lassen.

Die erste Marina ist eine herbe Enttäuschung- Sie ist zwar nur zu 40% gefüllt, wir werden aber vor dem Anlegen, abgefangen und hinauskomplimentiert. „Private Marina – full stop“ Keine Verhandlung! Naja, die Stadtmarina ist ja nicht weit, aber auch sehr voll. Wir sehen am Schwimmsteg, ganz innen, noch eine Möglichkeit uns hinzulegen und probieren es. Sobald wir die zukünftigen Bootsnachbarn ansprechen können, fragen wir nach der Tiefe auf dem Platz. Wir haben 1,7 m Tiefgang. „Ne“ geht sich aus. Susi bringt Philia Zentimeter vor dem Steg zum Stillstand. Die Leinen werden festgemacht, die Mooring, eine fix installierte Bugleine auch. Uns gefällt es hier.

Was nicht so toll ist: Wir brauchen dringend Landstrom, um die Lithium Batterie richtig voll zu laden. Strom gibt’s, aber unsere Stecker passen nicht. Die hiesigen sind für 32 Ampere ausgelegt, wir haben den für 16. Man erzählt uns, dass das wohl die einzige Marina in ganz Griechenland ist, mit diesen Steckern. Aber es gibt eine Lösung: Im Ort gibt es ein Geschäft. Der hat Badeschlapfen, Wasserbälle, Luftmatratzen, Taue für Schiffe, Fender und – solche Stecker. Jetzt noch den 16 A Stecker zerlegen und die Leitungen an den 32 A Stecker anschließen. Geht! Gut, dass ich in der 1. Klasse HTL aufgepasst habe, da haben wir das gelernt.

Der Ort ist recht winzig, hat aber viele Lokale. Offensichtlich gibt es im Sommer genügend Touristen, die die Lokale füllen. Jetzt haben wir eher den Eindruck, dass sich ein paar alte Griechen Geld damit verdienen, als Dekoration im Kafenion zu sitzen. Sind aber sehr schöne Plätze, wo die sitzen und einen Kaffee gibt es auch immer dazu.

Am Abend kommt dann der Marinero. Er zückt sein Handy, fragt nach der Schiffslänge und – tadaa – die Gebühr steht fest: 6€ 39 Cent + Strom und Wasser = najo, moch ma 10, passt scho. Kann ich damit leben, auch wenn die Energie unverschämt teuer ist 3€ / kWh. Oder haben wir da was verpasst in den letzten Wochen?

Wir faulenzen, genießen das frische Brot zum Frühstück, füllen die Vorräte auf. 42 Wasserflaschen werden gebunkert. Mit den 24 die wir noch haben, sollten sich die nächsten 3 Wochen ausgehen. Wenn nicht, wird eben nachgekauft. Aber eigentlich wollen wir die Vorräte schrumpfen lassen. Und es ist noch so viel da!

Am Abend suchen wir uns ein nettes Lokal, Anna wurde uns empfohlen. Wir haben nämlich einen besonderen Anlass: Im Logbuch sind mittlerweile 1000 Meilen mit Philia verzeichnet. Für andere ist das Nichts, für uns eine schöne runde Zahl, die das Ende vom Anfang markiert. Nach 1000 Meilen mit einem Schiff, denke ich, hat man sich schon gut aneinander gewöhnt. Uns gefällt unsere Philia immer mehr. Wie sie sich bei Böen und in Wellen benimmt, wie gut sie im Hafen manövrierbar ist, … toll.

Leider werden wir am Samstag aus dem Hafen gewiesen. Man braucht den Steg für die Chartergäste. Wir hätten den Schutz auch gut brauchen können. Es ist ein kräftiger Wind angesagt, mit Böen über 25 kt. No, dann gehen wir halt Ankern. Gleich vor dem Hafen ist gut haltender Grund = Sand, und nur wenig Tiefe = eine relativ kurze Ankerkette reicht aus.

Also „kurz“ ist wirklich relativ. Wir werfen den Anker auf 3,5 m Wassertiefe und legen 35 m Kette, das 10-fache der Tiefe. Da sollte sich ein prächtiger Sturm ausgehen. So sehen wir ganz beruhigt dem Wind entgegen. Der steht zwar noch auf Süd und der andere kommt dann aus Nord. Spannend ist, dass sich alle Schiffe im Ankerfeld rund um ihren Anker drehen. Wie groß die Abstände zwischen den Schiffen nach der Drehung sein wird, lässt sich nicht abschätzen, da wir ja die Kettenlängen der anderen nicht kennen. Geht sich aber gut aus – bei uns. Anderen wird es am Sonntag in der Früh zu eng und sie suchen einen anderen Platz. Ist aber kein Problem, nur lästig.

Zur Ankündigung des Windes, hat sich das Wetter was Besonderes für uns einfallen lassen. Im Abendrot wird eine mächtige Wolke in den Himmel geschickt, die dort rot verglüht. Sobald es dunkel wird, wird die Wolke dann von innen beleuchtet – genial. Ein Gewitter, bei dem wir alle Blitze, also auch die in großer Höhe und innerhalb der Wolke sehen können. Über zwei Stunden flackert der Wolkenturm in der Dunkelheit. Und das Beste: Wir konnten sehr schnell erkennen, dass das Gewitter nicht zu uns kommt.

„Man bringe Popcorn!“

noch bei den Vorbereitungen zur großen Show