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Regen fällt auf Mourtos

Eigentlich steht Griechenland für Wärme, Sonne, Wind und Wohlfühlen. Irgendwie stimmt da was nicht.

Schon bei der Abfahrt aus Corfu fehlt der Wind. Naja, die geplante Strecke ist kurz. Dann wird eben weiter gedieselt. Unser Ziel ist wieder einmal Mourtos / Syvota und das Meer ist spiegelglatt. Schaut nicht gut aus mit dem Wind. Nur die Wolken nehmen zu  und bald zeigt das Radar, dass da eindeitig Regenschauer vor uns stehen. Auch nicht, was wir wollten ☹ aber da müssen wir jetzt durch. Oder einfach hinein, denn die Schauer ziehen mit uns mit. Auf der letzten Meile nach Mourtos sind wir plötzlich zu viert unterwegs. Das wird vielleicht ein ganz schönes Getümmel vor der Mole. Nicht, was wir zu diesem Anlegemanöver zu zweit wirklich brauchen können.

Kurz vor dem Hafen werden wir überholt, aber das Schiff biegt in eine Bucht ab. Gut so! Der nächste Überholer ist so nahe, dass wir uns ausmachen, wer wohin fährt. Er will in den Hafen, wir an die Stadtmole. Passt also auch. Dann brauchen wir aber etwas Zeit, um unser Dinghi vom Heck ins Wasser zu lassen, und diese Verzögerung nützt Nummer 4 eiskalt aus. Zum Glück arbeiten die aber auch nicht sehr zielgerichtet. Über Handzeichen tauschen wir uns aus und sind wieder Nummer 1 zum Anlegen an der Mole.

Jetzt ist nur mehr das Problem, dass ich am Bug beim Anker und gleichzeitig am Heck bei den Leinen sein soll. Susi fährt ja das Schiff und hat keine Zeit dafür. Aber unser Vorbesitzer, Elefterias, hat offensichtlich mitgedacht und eine Funkfernsteuerung für den Anker eingebaut. Also das Ding aktivieren, vor an den Bug, Anker vorbereiten und ein Stück hinunterlassen. Warten auf das Signal von Susi – das kommt wie so oft noch bei uns, viel zu früh. 55 m Ketter werden wir auslegen wo 30 m auch gereicht hätten 😊. Den Finger immer am OUT Knopf der Fernbedienung husche ich ans Heck und mache mich bereit, mit den Leinen auszusteigen. Das ist aber gar nicht nötig, denn nette Helfer stehen bereit und übernehmen sie. Dann noch ein wenig an der Ankerkette und den Leinen zupfen und wir stehen wieder perfekt und genau da, wo wir vorige Woche auch schon waren.

Fast wie nach Hause kommen. Selbst Annita, die Kellnerin winkt uns freundlich zu. Auch der Marinero, dem wir nun schon zum dritten Mal 20 € in die Hand drücken, lächelt schon freundlich. „If you need water, tell me, it’s free for you” Selbst das Wetter wird kurz freundlicher und die Sonne kommt heraus.

Den Nachmittag verbringen wir in der Bar, gemeinsam mit einem Pärchen samt ihrem 7 Monate Baby aus Ludwigshafen, die ihre Elternfreizeit am Boot verbringen. Wir hatten sie zunächst in Petriti schon als Bootsnachbarn. Sehr nette Plauderei. Nur dass Susi als „Ersatz-Oma“ bezeichnet wird, tut ihr arg weh. Aber gut, die beiden sind 33, könnten also fast unsere Kinder sein.

Sehr schwarze Wolken aus dem Süden machen dem Nachmittag ein rasches Ende. Der vorhergesagte Wind kündigt sich an. Wir machen uns aber keine Sorgen, denn genau deshalb sind wir in Mourtos an der Mole. Da kommt der Wind genau von hinten. Unsere Festmacherleinen halten sicher, der Anker stabilisiert nach vorne. Sehr entspannt steigen wir in unser „neues“ Bett, genießen die Geräusche vom Wind und das Prasseln des einsetzenden Regens. Und der Regen hat es in sich, erst nach 36 Stunden hört er auf.

Wir lesen, ruhen aus. In den kurzen Regenpausen huschen wir zum nächsten Bäcker oder in den Minimarket

So haben wir uns Griechenland nicht vorgestellt

So ist das schon eher griechische Postkarte
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Ganz in den Süden

In dem Abschnitt reisen wir

  • nach Paxos
  • weiter nach Lefkas und Ithaki
  • entlang von Kefalonia nach Zakynthos
  • haben einen technischen Stopp
  • fahren einmal rund herum
  • und dann weiter immer in den Süden
  • und dann rund um den Peloponnes
  • bis nach …
    wiss ma no ned
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Wir wollen gut schlafen

Susi war schon im vorigen Jahr mit der Matratze in der Bugkabine nicht so ganz glücklich. Jetzt meint sie: „Die ist viel zu hart und unangenehm. Da soll was Neues her“. Ich bin da ja durchaus dafür zu haben – aber mitten am Meer ist halt kein IKEA zu finden. Also wird das Internet bemüht. Irgendwo in Corfu wird es doch Matratzen geben. Natürlich ist eine Matratze für eine Schiff nicht ein Standardmaß. Die sind in der Bugkabine eher ein Dreieck und zusätzlich sind die seitlichen Kanten abgeschrägt, damit sie an die Bordwand passen.

Eine schnelle Internet Recherche führt zu mehreren Treffern. Einer gefällt uns beim ersten Anruf. Gute Beratung auf Englisch. „Ja Matratzen für Boote, kein Problem, machen wir“. Der Chef ruft zurück. Wir sind inzwischen auf dem Weg nach Corfu, wollen aber in der südlichen Bucht ankern. Auch das ist kein Problem – der Chef holt uns am Ausgang der N.A.O.K. Marina ab. Dort können wir unser Dingh parken und die Auffahrt hinauf zur Straße spazieren. Miltos kommt mit dem Moped, das geht sich für drei aber nicht aus. Also wird auf einen Freund gewartet und der hat dann auch ein Geschäftslokal, in dem man Matratzen testen kann. Das Geschäft von Miltos ist mitten in der Altstadt und für Ausstellungsfläche natürlich viel zu klein.

So 20 min Fahrt durch den Abendstau – ja, den haben sie hier auch – in einen Vorort, und dort werden wir fündig. Wir wissen, dass wir am 1. Mai wieder nach Corfu kommen. Da sollte sich so eine „einfache“ Matratze doch ausgehen – nimmt man an. Aber: Die Matratze wird extra für uns in Thessaloniki gefertigt. Und am schönsten wäre es, wenn sie unsere alte Matratze als Vorlage für die neue hätten. Und noch besser wäre es, wenn sie die alte Matratze sofort hätten. Jetzt, am frühen Abend? Philia schwimmt doch in der Südbucht.

Mit Kreativität finden wir eine Lösung: Ich werde in die Marina zum Dinghi zurückgebracht, flitze zur Philia, falte und rolle die alte Matratze, bau aus dem Dinghi das Sitzbrett aus, flitze zum Anlegeplatz vor dem Palace Hotel und übergebe die Rolle. Dann wieder in die N.A.O.K. zur Susi und zur Pita. Dann heißt es warten.

Das Problem ist ein kalendarisches: Die alte Matratze wird nach Thessaloniki gebracht, mit dem Bus morgen in der Früh. Dort wird die neue Matratze gebaut, eine Hülle dafür genäht, eingepackt, zurück nach Korfu geschickt. Das alles soll sich zwischen Dienstag und Freitag ausgehen. Dann kommt allerdings das lange Wochenende mit dem 1. Mai. Und wir wollen am 2. Mai von Mandraki endgültig abfahren.

Mit Miltos entwickelt sich ein SMS Verkehr, bei dem er mich konsequent „Jack“ nennt. Dass im „Jörg“ zu kompiziert ist kann ich verstehen, aber dass er „Georgos“ nicht akzeptiert …

Irgendwie schaffen wir es dann doch und die Matratze wird am 1. Mai am Abend in die Marina gebracht. Wir quetschen das große Paket in die Kabine, packen sie dort aus. Drehen und drücken bis sie richtig liegt. Passt! Probeliegen ist allerdings gefährlich, denn Susi will gleich gar nicht mehr aufstehen.

Ein herrliches Ding. Die Lebensqualität am Schiff steigt in unermessliche Höhen.

Was so eine Lage Memory-Schaum alles ausmacht!

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Landratten auf See

Eva und Michi kommen spät abends am Flughafen an und sind hin und weg vom Alten Fort und der Marina. Bis sie ins Bett kommen, wird es ½ 2.

Das ist schon OK, denn wir gönnen uns und ihnen noch einen Tag in Korfu. Das Wetter hat diese Entscheidung sehr erleichtert. Wellen am erste Tag wollen wir den beiden nicht zumuten. Von Korfu sind sie aber hellauf begeistert. Eva verspricht zwar, nicht einkaufen zu gehen, kann dann aber doch nicht widerstehen. Das Abendessen gibt es an Land, im Restaurant Belissimo. Das klingt zwar gar nicht nach Griechen, ist aber ein recht traditionelles Familienrestaurant. Durch die Lage in einer Seitengasse, ist es auch nicht so überlaufen und touristisch. Besonderes Merkmal: Familienfeiern von Griechen – kann also nicht ganz schlecht sein.

Am ersten Segeltag brechen wir bei sehr sanften Winden nach Süden auf. Wieder ist das Ziel Petriti, diesmal wollen wir allerdings in den Hafen. Sehr sanfter Wind bedeutet auch sehr sanfte Wellen. Das passt für unsere Segelanfänger sehr gut und sie fühlen sich rundherum wohl an Bord.

In Petriti sind im Hafen noch einige Plätze frei und wir gehen, wie halt hier so üblich, mit Buganker an die Mole. Natürlich sind sofort Helfer da, die uns die Leinen abnehmen. Sehr nett, sehr angenehm. Was dann kommt ist aber Hafenkino der besten Sorte: eine Flottille eines englischen Veranstalters fällt über Petriti her.

Das sieht dann so aus, dass ein Guide mit dem Funkgerät an Land steht und die ankommenden Schiffe punktgenau anweist. „more anchor chain / stay in reverse / idle / stop the anchor / reverse again / more anchor / the lines please / … “. Wenn was daneben geht, rast der Helfer mit dem Dinghi herbei und schubbst  die Yacht in die richtige Position. Im Prospekt steht, dass das Flotillensegeln ein Schritt in die Selbständigkeit ist – aber so?

Da kommen dann auch unkonventionelle Lösungen zum Einsatz: Eine Yacht wird einfach mit dem Bug zwischen zwei angelegte Yachten gesteckt und dort angebunden. Alibihalber wird dann vom Dinghi aus noch ein Heckanker ausgebracht. In Summe sind dann 12 Yachten vertäut und die Crews werden zum Pre-Dinner Drink gebeten. Klar, im english way of life ist da Segelkleidung nicht erwünscht. Da wird dann aufgemascherlt, Stoffhosen und Hawaii-Hemden – man gönnt sich ja sonst nichts 😊

Am Morgen wir dann gemeinsam aufgebrochen. Die Charterbasis ist in Paxos und da müssen die heute noch alle hin. Weil der Weg weit ist, der Wind schwach ist und die Ankunft früh erfolgen soll, sind die alle unter Motor unterwegs. Die wollen doch eigentlich Segeln lernen ???

Uns soll’s recht sein. Wir haben Zeit und Muse und wollen nur nach Muortos /Syvota – der Ort, wo man direkt vor der Bar festmachen kann. Wieder langsames, entspanntes Segeln. Als wir ankommen liegen am Kai zwei Ausflugsboote, kein Segler. Auch gut, dann haben wir freie Platzwahl. Bis zum Abend kommen insgesamt 5 Segler an. Wirklich noch Vorsaison. Auch die Einheimischen genießen das. „In one month you can hardly walk here“. Und der Ort ist wirklich voll auf Tourismus ausgerichtet. 5 “Supermärkte“ die Badegummizeugs und völlig überteuerte Lebensmitte anbieten, 12 Bars, 6 Eisgeschäfte, 4 Pizzarien, 3 Griechen, 1 Güros Grillstand. An der Mole kommen dann täglich Ausflugsboote aus Korfu, die gemeinsam so rund 300 Passagiere in den Ort schaufeln. Wenn dann die Hotels und Appartements rund herum auch noch alle voll sind … „you can hardly walk“

Naja, wir könnten ja jederzeit weg, wollen wir aber nicht. Wir sitzen lieber in der Bamboo Bar und lassen uns verwöhnen. Die Kellnerinnen haben an ihrem Job noch echt Spaß, sind freundlich, fragen nach. Ja sogar bei unserer Abfahrt winken sie uns zu – freundlich, nicht etwa weil wir vergessen hätten zu bezahlen.

Unser nächster Stopp soll in einer Bucht sein, einsam und gut geschützt. Da bietet sich der Igoumenitsa Creek an, ein kleiner, tiefer Seitenarm der sich zwischen einer Halbinsel und einem Mündungsdelta eines Flusses befindet. Vorbei an Fischfarmen geht es da hinein. Auf 5 m fällt der Anker und wir machen das Dinghi klar, um an Land zu kommen. Nicht ganz einfach, denn der erste Versuch wird durch ein „private area“ verhindert und an der zweiten möglichen Stelle steht nur ein langsam vor sich hin verrottender Steg im kaum knietiefen Wasser. Dafür geht der Weg dann durch die griechische Wildnis, vorbei an gelangweilten Kühen, bis zu einem ewig langen, sehr feinen Sandstrand.

Sofort bricht bei Susi ein altes Rückenleiden aus und auch Eva ist mitbetroffen. Beide stehen sie krummgebückt im Sand und stochern mit den Fingern drin herum. Sie sagen, sie haben das zwanghafte Muschelsuchen. Keine Idee wie man das abstellen könnte. Es gibt sich erst, wenn alle verfügbaren Taschen mit Muschelsplittern vollgeräumt sind.

Zurück am Schiff gibt es dann das große Restlessen. Wir habe ja oft genug gekocht, oder in Restaurants die übrig gebliebenen Mengen mitgenommen. Kommt alles weg!
In der Früh geht das dann weiter. Da werden dann Brotscheiben und selbst Croissants angeröstet und mit Freude verspeist. Gut, dass wir heute wieder nach Cofu zurück kommen.

Heute ist der Wind stärker, dafür aber von schräg hinten. Mit 5 kt Fahrt aber immer noch wenigen Wellen fahren wir auf Corfu zu. Eva und Michi wechseln sich beim Steuern ab, genießen die Zeit und haben Spaß an Segelbedingungen, die sie vor 2 Wochen noch geängstigt haben. Bis auf eine sehr nahe Begegnung mit einer Fähre ist alles recht entspannt. Naja. So ein 200 m Ding, dass mit 20 kt auf dich zu kommt ist immer wieder spannend. Besonders, wenn das AIS einen minimalen Abstand von 150 m errechnet.

In der Marina kommt so was wie Abschiedsstimmung auf. Noch einmal eine Pita kaufen gehen, noch einmal ins Meer steigen, noch einmal gemeinsam Abendessen. Eva und Michi fliegen morgen nach Wien. Susi und ich werden zu Mittag unsere lange Reise in den Süden des Ionischen Meeres antreten.

Langsam, Schritt für Schritt, Schlag für Schlag.

Bin gespannt, wohin uns der Wind führt.

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Eine kleine Rundreise

Kaum, dass Susi und ich alleine in Korfu sind, starten wir eine kleine Rundreise. Wir haben ein paar Tage Zeit uns wieder an das gemeinsame Leben am Schiff zu gewöhnen und dabei auch das ganze Schiff durch zu testen.

Ist ja zunächst ganz einfach: ablegen in der Mandraki Marina – wir kommen bald wieder – und schon im Bereich davor ein paar Fahrübungen durchführen. Susi kennt den neuen Propeller noch nicht. Der verhält sich, besonders beim Retourfahren doch ein wenig anders als der frühere 3-Blatt Festpropeller. Vorwärts ist alles gut, vielleicht sogar etwas kraftvoller als zuvor. Retour dauert es aber ein bisschen, bis das Schiff anfährt. Außerdem dreht es dabei das Heck stark nach links. Wenn man das weiß, kann man das auch zu seinem Vorteil nützen.

Dann versuchen wir nach Süden zu segeln. Es bleibt aber beim Versuch. Auch wenn Philia aus fast keinem Wind 3 kt Fahrt zaubert, wenn der Wind dann auch noch nachlässt, dann geht halt gar nichts mehr. Außerdem türmen sich über dem nahen Festland Gewitter. Da wollen wir lieber nicht mit mischen und ziehen uns zurück. In die Bucht auf der anderen Seiter des alten Forts von Corfu. Luftlinie keine Meile von der Marina entfernt.

Aber egal. So hat Susi Zeit, ihre Sachen auszuräumen und einzusortieren. Durch den Besuch von Andrea ist sie nicht dazu gekommen. Der erzwungene Pausetag am Schiff hat uns gut getan. Die Nacht weniger. Durch den starken Verkehr der Fähren, hat Philia immer wieder stark zu schaukeln (rollen) begonnen. Zum Teil so stark, dass wir davon aufgewacht sind.

Der Morgen hingegen entschädigt dafür. Bestes Wetter, gemütliches Frühstück an Deck, langsam das Schiff startklar machen – wir haben viel Zeit.
Und dann geht es los Richtung Süden. Der Ort Petriti hat es uns angetan. Nicht all zu weit weg, an der geschützteren Ostseite von Korfu. Guter Ankerplatz. Kleines, eher untouristisches Dorf. Und am Weg dort hin endlich guten Wind, also so richtig gut ist er nicht, aber er kommt aus der richtigen Richtung, nämlich als Wind auf die Seite. Mit dem Fahrtwind, den wir selbst erzeugen, ergibt sich dann ein fühlbarer Wind von 60° von vorne. Unsere Philia macht da aus 6 kt Wind fast 5 kt Geschwindigkeit.

Da es bei 6 kt Wind kaum Wellen gibt, gleitet sie schnell und ruhig dahin. In kaum 3 ½  Stunden haben wir die 15 Meilen (27 km) zurück gelegt. Der Ort Petriti sollte uns nicht enttäuschen. Wir gehen in recht flachem Wasser, so ca. 4 m Wassertiefe vor dem Ort vor Anker und genießen einmal die Zeit. Später machen wir das Dinghi klar und rudern an Land. Wir sind nämlich auf der Jagt nach Brot. Ein Wegweiser zum Supermarkt ist bald gefunden, doch der hat geschlossen.

Also zurück zum Strand und bei einer der Tavernen nachgefragt. Ein Brot bekommen wir sofort. Bis wir dann am Tisch am Meer was zu essen oder zu trinken bekommen, vergeht viiiiiiel Zeit. Griechisch?
Irgendwann wird es zu langweilig und ich gehe hinein, um dort auf uns aufmerksam zu machen. Ja, die zahnlose Kellnerin wird sich gleich zu uns bemühen. In der Tat, sie kommt auch. Speisekarte gibt es aber keine – wozu auch. Susi bestellt sich einen griechischen Salat, ich mir Zuccinibällchen. Und dann sitzen wir wieder da, ohne Getränke, denn bevor wir die bestellen konnten, war die Kellnerin schon wieder verschwunden.

Naja, wenn sie uns das Essen serviert, muss sie zwangsläufig auftauchen. Tut sie nach ½ Stunde tatsächlich. Der Salat ist groß und wohlschmeckend, die Zuccinibällchen sind nicht rund sondern flach und eigentlich frittierte Zuccinischeiben – dafür aber schwimmen sie im Öl. Wer’s mag …
Und dann wieder lange Betreuungspause, bis ich zum Zahlen wieder hinein gehe und die zahnlose Kellnerin aus ihren Tagträumen wecke.
Sie stürzt hinter die Bar, kritzelt ein paar Zahlen auf einen Rechnungszettel: 17 € !! Für die zwei kleine Speisen, 1 Cola und ein Glas Wasser, das angeblich aus einer Flasche stammt, ein stolzer Preis. Naja, ich glaub, die sehen uns nicht mehr wieder.

Sonnenaufgang bei Petriti. Das Meer dampft, denn es ist wärmer als die Luft

Neuer Morgen, neues Glück
Langsam wie fast immer beginnen wir den Tag und legen dann erst um ½ 12 ab. Macht ja nichts, wir haben Zeit. Das Ziel ist nicht ganz klar. Wir haben Clemens gefragt, ob wir uns in Moudros treffen wollen, aber die Antwort war nicht ganz klar. Moudros liegt hinter einigen Inseln versteckt. Das kann guter Schutz sein – oder mehr Wind also sonst, wegen der Düsenwirkung zwischen Inseln – man weiß nicht.

Im Fahrtwind ist es schon ein bisserl kühl

Bei einem Kurs hart am Wind ziehen wir los und finden, dass unser Kurs genau in die Bucht von Platarias zeigt. Die ist groß, breit und tief eingeschnitten. Außerdem bietet sie einen langen, recht flachen Strand zum Ankern. Sollte doch machbar sein. Ist es auch. Nur der Ankerplatz ist nicht wirklich schön, der Jambo-Anker hält erst beim zweiten Versuch im Schlick. Außerdem bläst es mit 15 kt.  Genau da bekommen wir ein SMS, dass Clemens in Moudros festgemacht hat, dass es noch Plätze am Stadtkai gäbe, auch für uns.

Also – Anker wieder hoch, Genua raus und zügig aus der Bucht. Dann gilt es aber in ein paar Schlägen aufzukreuzen. Wir könnten auch den Motor nehmen, aber Susi lehnt das als „unsportlich“ ab. Naja, Zeit haben wir ja. Erst für die letzte Meile nehmen wir den Motor. Clemens hat uns einen Platz frei gelassen, so dass unser Anlegen unter Buganker gut funktionieren sollte. Weil es da aber viel in Rückwärtsfahrt geht und ich das Schiff besser kenne, übernehme ich die Aufgabe.

An sich ganz einfach: ca. 3 Bootslängen vor dem Ufer den Anker fallen lassen und rückwärts an den Steg fahren. Dort die beiden Heckleinen an Helfer übergeben, festmachen, eventuell das Boot durch vorwärts Gas stabilisieren und zuletzt die Ankerkette spannen. So weit, so einfach.
Das Problem sind dann andere Boote, die dann ihre Ankerkette quer über meine legen könnten, oder das was uns passiert ist.

Es ist nämlich nicht so einfach, die richtige Distanz abzuschätzen. Ich hab mich von Susi drängen lassen, den Befehl zum Anker fallen lassen zu geben. Die elektrische Ankerwinsch legt die Kette ziemlich gleich schnell, wie ich retour fahre. Das passt ja. Was dann nicht passt ist, dass Susi ca. 15 m vor der Kaimauer vermeldet, dass ihr die Ankerkette ausgeht. ☹ Schön angefahren, nichts genutzt.
Also Kette wieder einholen, was bei 65 m Kette schon ein Zeiterl dauert -inzwischen treibt das Boot aber einfach hin und her.

Und dann steht das Boot irgendwie, soll aber möglichst präzise wieder genau 2 ½ m neben die verlängerte Längsachse des Nachbarbootes gesteuert werden … Ankerketten – eh schon wissen. Gerade unser Schiff hat aber beim Retouranfahren einen ausgeprägten Radeffekt, das bedeutet, dass das Heck gerne einmal um mehr als 40° nach links ausbricht, bevor die Kiste überhaupt steuerbar wird.
Naja, irgendwie klappt das dann doch. Richtiger Abstand zum Kai, richtiger Punkt für den Anker, schön neben das Nachbarschiff gesetzt, abgestoppt, angebunden, fertig. 99,9% aller Punkte – meint der Marinero 🙂 Alter Charmeur!

Clemens und Ralph sitzen schon seit geraumer Zeit im nächsten Hafenkaffee auf einer Couch, und da setzen wir uns dazu. Wird ein netter Nachmittag, der erst am frühen Abend endet, weil wir alle vier Hunger bekommen und uns in die jeweiligen Küchen zurückziehen.

Genau so gemütlich beginnt der Morgen: Auf der Couch des Hafenkaffees. Cappuccino, Amerikano, Toast, Schololadewaffeln, Sonne, …
Bis zum Ablegen wird es wohl noch ein wenig dauern

Eine Rundreise muss ja zwangsläufig wieder zum Ausgangspunkt zurück kehren. Von Moudros nach Corfu ist das ganz einfach: Kurs 305°, beide Segel gesetzt, Wind von der Seite, später leicht von vorne. 4 ½ Stunden entspannen und schon ist man da. Damit es nicht ganz langweilig wird haben wir einmal eine stehende Peilung mit einem Segler und einmal mit einer Fähre. [stehende Peilung bedeutet, dass ein anderes Schiff immer unter demselben Winkel zu sehen ist. Immer wenn man auf Kollisionskurs ist, ist das der Fall 😉). Den Segler beobachten wir am Radar, die Fähre am AIS. Beide Male sind dann kaum 250 m zwischen uns und dem anderen, aber was macht das schon, wenn man die Lage unter Kontrolle hat.

Clemens und Ralph sind uns immer 1 ½ Meilen voraus und uneinholbar, wir bemühen uns aber auch nicht. Die beiden wollen in die Mandraki Marina, wir in die Bucht südlich von Korfu. Da ist viel Platz, auch wenn der Wind heute Nacht drehen und auffrischen soll. Wir aktivieren unser Dinghi, montieren den Motor, der unglaublich brav anspringt und fahren in die Stadt auf eine Pita zur Belohnung.

Ein gutes Ende für den Anfang des Sommers.

Nur mal so 60 Meilen durch das Nord-Ionische Meer
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Corfu – angekommen

Von Kassiopi sind wir an einem sehr windarmen Tag nach Korfu (Stadt) gefahren. Aufregend? Eigentlich nicht. Wenn man einmal von der Todesangst absieht, wenn ein Tragflügelboot mir 30 kt (55 km/h) genau auf einen zu rast, um ganz zum Schluss, mit einer kleinen, kaum sichtbaren Kursänderung, 40 m hinter uns vorbei düst. Aber sonst …

Der donnert mit 30 kt (56 km/h) direkt auf uns zu und dann doch noch 40 m an uns vorbei. So richtig wohlig war das nicht für uns.

Sensationell ist hingegen die Marina Mandraki. Die gibt es seit 1860 und wurde von den Engländern, während sie Korfu als „Protektorat“ geführt hatten errichtet. Also eigentlich von englischen Militärs. Und die wohnten standesgemäß im venezianischen Fort. Was lag also näher, als innerhalb des Forts einen kleinen Hafen zu errichten. Den gibt es immer noch.

Klein, fein, gut geschützt – und mitten im Weltkulturerbe

Eigentlich nur eine kleine, sehr niedrige Mole und ein schmaler Landstreifen am Fuß einer 15 m hohen Festungsmauer. Heute ist dort ein Segelklub und der vergibt Plätze an 25 Gäste – nach Voranmeldung. Also, das Anlegen ist ganz normal – aber dann! Diese Umgebung, Wahnsinn. Das ist ungefähr so, als würde man mit dem Wohnmobil vor der Freitreppe von Schloss Schönbrunn Urlaub machen.

Das Fort, immer noch ein riesiges Gelände, mit Glockenturm, Wohngebäuden der Offizieren, Kirchen, und Hospital, ist eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges. Um vom Boot in die Stadt zu kommen, muss man zwangsläufig durch das Fort gehen. Unter Tags kann man sich das ja vorstellen. Um 20 Uhr wird das Tor für Besucher geschlossen. Dann dürfen nur mehr „Bewohner“ der Marina den Schranken passieren. Dann gehört Dir das ganze Gelände, schöne beleuchtet und mit tollen Ausblicken auf die Stadt und das Meer.

Unglaublich, dass so was möglich ist. Die „Eintrittskarte“ für das nächtliche Vergnügen, ist ein Handyfoto von einer Karte vom Segelklub. Einfach damit zum Wärter hin winken – passt.

Wir nützen die Zeit für Bootspflege und Crew-Wechsel. Magdalena reist am Mittwoch Früh ab, Ralph kommt für eine Nacht vorbei, um am Donnerstag gemeinsam mit Clemens in Gouvia ein Charterboot zu übernehmen. Am Abend kommen dann Susi und Andrea. Susi bleibt, Andrea fliegt nach einem Kurzurlaub wieder nach Wien. Viel Kommen und Gehen, Bootputzen, Ersatzteile bei den verschiedenen Läden in Korfu besorgen. Ersatzteile kann man nie genug haben. Am besten, bevor das Originalteil überhaupt schon kaputt wird. Ein Kühlschrankthermostat, eine Wellendichtung für die Propellerwelle, Gurtschnallen für eine neue Befestigung des Dinghis, einen Schnapper für eine Backskiste, …

Alles recht ähnlich, alles sehr touristisch, wenig echte Anhaltspunkte und Google Earth / GPS geht nicht (gut). Wie komme ich da wieder raus?

Lauter Kleinzeug, viele 100 m durch die engen Gassen von Korfu unterwegs sein. Das ist dann Navigation der Extraklasse. Fast alle Gassen laufen parallel in der gleichen Richtung, alle Häuser sind mindestens 4 Stockwerke hoch und die Gassen sind kaum 4-5 m breit. Und dazwischen krumme Quergässchen. Für die Orientierung gibt es dann noch jede Menge Geschäfte, Bäckereien, Eisdielen, Souvenierläden mit Olivenholz-Zeugs oder Ledertaschen. Die gibt es aber in allen Gassen gleichmäßig verteilt, sind also keine Stütze. GPS kann man auch vergessen, das geht in den engen Gassen nur sehr unzuverlässig. Zum Glück ist die Altstadt von Korfu nicht wirklich groß und hat auf 2 Seiten Wasser und auf der 3. das Fort.

Irgendwie hab ich das gewünschte Ziel schon gefunden, spannend war es aber immer und der direkte Weg war es nie!

Insgesamt sind wir 4 Nächte in der Mandraki Marina – unserer Oase und der Ort, wo für mich das „Urlaubsgefühl“ so richtig ausgebrochen ist.

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Kassiopi


Wir genießen die Tage in der Bucht von Kassiopi, auch wenn die alles andere als „Sommer“ oder „Frühling“ bedeuten. Die Bucht haben wir uns ausgesucht, weil sie gut vor südlichen Winden schützt – und davon gibt es in diesen Tagen reichlich.

Irgenwoher muss die Feuchtigkeit für die grüne Insel ja herkommen

Was es auch gibt, aber von uns nicht so bestellt wurde ist Regen. Immer wieder einmal ein Schauer, dann wieder für ein paar Stunden durchgehend. Ist uns im Boot egal, das ist ja von oben absolut dicht, von untern so wie so. Wenn es kühl wird, schalten wir die Dieselheizung ein. Die macht das Schiff in wenigen Minuten kuschelig warm. War zwar mühsam im Einbau, aber eine gute Investition.

Wir nutzen die Zeit zur Erholung. Was lesen, noch eine Runde schlafen. Oder für kleine Tätigkeiten am Boot. So ist es Zeit, das Dinghi aufzubauen. Das lag ja seit Kroatien als verschnürtes Bündel am Vordeck. Bretter hineinstecken, Luft rein pumpen – fertig. Ok, 15 min hat das schon gedauert. Zum Lohn können wir jetzt aber den Ort erkunden, oder einfach frisches Brot zum Frühstück holen, oder Clemens holt sich seinen geliebten Cappuccino schon vor dem Frühstück am Schiff.

Kassiopi ist ein kleines Dorf mit kleinem Hafen. Besser, es war ein kleines Dorf. Nun ist der Tourismus über die Gegend hergefallen. Jeder freie Platz wird von Appartement Gebäuden genutzt. Viele mit eigenem Pool, obwohl der nur 10 m vom Meer entfernt ist. Viele der schönsten Plätze sind von luxuriösen Villen besetz, die kaum 3 Monate im Jahr in Betrieb sind. Als private Villa sicher noch viel weniger. Im Augenblick noch alles im Winterschlaf – wenigstens etwas.

Im Ort haben schon einige Lokale geöffnet, bei weitem noch nicht alle. Die griechischen Osterfeiern und die ersten, meist englischen Touristen sind Anreiz dafür. An Vielem erkennt man, dass der Ort nur während der Saison wirklich lebt. Viele Geschäfte und Lokale sind noch eingewintert. Sogar der Bankomat am Hafen „öffnet“ erst im Mai.

Was sich hier im Sommer wirklich abspielt, lässt sich nur erahnen: Jeder noch so kleine Strand wird touristisch genützt. In den Olivenhainen stapeln sich die Strandliegen, bis zu 200 in einem Stapel.
Mal kurz rechnen: 200 Liegen, 6 € / Tag, 120 Tage in der Saison, 70 % Auslastung à gibt dann einen Umsatz von rund 100.000 € in 3 Monaten.

Big Business – wenn man einen eigenen Strand hat

In meinem nächsten Leben werde ich Liegestuhlverleiher – versprochen!

Trotzdem hat Kassiopi auch seine lieblichen Seiten. Alles ist grün, vieles blüht. Ganz ungewöhnlich für uns, die wir griechische Inseln immer nur im Sommer kennen

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Wachplan

Der Wachplan, so was wie eine Schichteinteilung, bestimmt, wer in welcher Zeit die Führung des Schiffes über hat. Der Skipper kann ja nicht 24 Stunden alles überwachen, steuern muss er ja ohnehin nicht. Das könnte ein Rudergänger übernehmen. Der Wachführende übernimmt dann die Rolle des „Befehlshabers“ über restliche Crew. OK, also die restliche Crew hat bei uns immer Freiwache = Ruhepause.

Also eigentlich führt der Wachhabende / die Wachhabende das Schiff selbständig. Da gilt es die Umgebung zu überprüfen – kommt da wer daher? Navigation ist ein Thema – kommen wir hin, wo wir hin wollen? Passt die Segelstellung und die Geschwindigkeit? Man glaubt nicht, wie oft die Segel der Windrichtung angepasst, verkleinert oder vergrößert werden müssen. Wir sind immer recht konservativ unterwegs, soll heißen, wie sind immer weit weg von der Höchstgeschwindigkeit. Der Puffer ist unsere Sicherheit, denn wenn bei vollen Segeln eine schwere Böe einfällt, dann ist wirklich was los am Schiff. Dann ist so viel Aktion gefragt, dass das in kurzer Zeit und alleine nicht schaffbar ist. Ist man hingegen vorsichtig und umsichtig unterwegs, ist das gut machbar, oder ich habe Zeit jemanden zu Hilfe zu rufen.

Wir gehen reihum Wache, teilen den ganzen Tag, und natürlich auch die Nacht in kleine Portionen auf. Die Portionen sind unterschiedlich groß, unter Tags bis zu 4 Stunden am Stück, in der nach nur 2. Die freie Zeit dazwischen wird für Essen, Entspannung und natürlich auch das Schlafen verwendet. Wir müssen ja einigermaßen fit sein, für die Nacht. So wie unser Wachplan gestaltet ist, sind die Ruhepausen zwischen 4 und 8 Stunden lang. Alle 4 Tage wiederholt sich der Rhythmus, so dass jeder/jede einmal zum Sonnenaufgang oder -untergang Dienst hat.

Die farbigen Felder sind die Wachen, die Ziffern dazwischen geben die Ruhezeiten an
Ganz links die Uhrzeiten.
1. Tag gelb: Wache von 21 – 00, dann von 4-6, und von 13 – 17

Wer Freiwache hat, kümmert sich auch um den „Haushalt“, also Essenszubereitung und Getränke. Wobei ich sagen muss: Schlecht ging es uns bei den Überfahrten nie. Klar, es waren keine 3-Gang Menues, aber immerhin frisch gekocht wurde immer, fast immer von Magdalena. Die hat Spaß daran, in der schwankenden Küche herumzuturnen und was feines zu Zaubern.

Der/die Wachabende hat dafür dann anderes zu tun. Als Beispiel nur ein Screenshot von unserem Plotter. Der ist so ähnlich, wie das GPS am Auto, kann aber viel mehr: Links ist Italien zu sehen, rechts 40 Meilen (75 km) entfernt Albanien. In der Mitte der Kreise, ein bisschen verdeckt, die Philia. Sie schleppt eine dünne rote Linie hinter sich her, das ist unsere zurückgelegte Strecke. Der schwarze Strich davor ist unser Kurs, den wir fahren werden.

Das rote Schiff, dass die Philia verdeckt ist die Danica Sunrise in ihrem Ausweichmanöver. Die anderen grünen Schiffe, sind auch alle in dem Bereich unterwegs, werden uns aber nicht gefährlich. Da sind sie trotzdem. Insgesamt sind es auf dem Bild 14 Schiffe im Umkreis von 20 Meilen. Wirklich sehen tut man aber nur wenige. Rund 5 Meilen weit können wir sehen, dann schlägt die Erdkrümmung zu. Vom Horizont zu uns sind es aber kaum 15 min für einen Dampfer in voller Fahrt, für Schnellfähren kaum 10! Also Aufpassen und rechtzeitig reagieren.

Die Kreise haben jeweils 10 Meilen Abstand, zwischen jedem der Kreise liegen für uns 2 Stunden Fahrzeit. Vor Albanien sieht man die Abstandslinien, die ich mir eingezeichnet habe. 15 Meilen, näher will ich nicht kommen. Ganz links sind dann noch Zahlen eingeblendet: SOG ist die Geschwindigkeit die das GPS anzeigt (5,6 kn = 10 km/h) und COG ist der Kurs den wir fahren. Bei der Wassertiefe sind drei Striche angegeben. Das Wasser ist so tief, dass wir es nicht messen können. Rund 800 m sind das bis zum Boden. Das ist bei unseren 1,7 m Tiefgang aber auch wirklich egal.

Ist so eine lange Etappe nicht langweilig? Eigentlich haben wir immer was zu tun.

Eher entspannt spannend.

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Es geht weiter – Ziel Korfu

Zu jeder Reise gehört ein Plan, und unser Plan wird vom Wind bestimmt. Die besten Hinweise bietet für uns die Seite www.windy.com und die spricht für den Vormittag von kräftigen, ablandigen Winden entlang der Küste Italiens. Das ist gut, denn dann haben wir Halbwind (von der Seite) oder von schräg vorne. Ablandig wiederum bedeutet, dass sich keine Welle aufbauen kann, wenn wir so ca. 1 Meile von der Küste entfernt fahren. Aber nicht zu weit weg, denn dann wird der Wind stark und die Welle höher. 1 Meile, das passt also ganz gut.

Für die Überquerung der Adria sollen die Winden dann eher von hinten kommen und abflauen, so weit, dass wir in der Mitte eine Flaute haben und dann nach Süden wenden müssen, um den Wind zu nutzen. Und dann wollen wir irgendwie die Küste von Korfu entlang schippern, bis wir in die Bucht von Kassiopi kommen.

Soweit der Plan.

Vorerst einmal ganz nett, oder?

Konkret heißt das, dass wir um 7 aufstehen und kurz vor 8 in Brindisi ablegen. Zum Abschied schaut nochmals der „Hafendelphin“ vorbei – auch nett. Draußen, nach kaum 4 Meilen stellen wir den Motor ab und der Ritt nach Süden beginnt. Immer die Küste entlang, schön nah dranbleiben. Dann ist der Wind zwar böiger, dafür gibt es aber kaum Wellen. Gibt dann eine Geschwindigkeit von über 6 kt über mehrere Stunden. Kurz vor Lecce wird der Wind dann sogar stärker, aber das war ja vorhergesagt. Sobald der Wind abnimmt, gehen wir Kurs auf Korfu – war der Plan – und genau das machen wir.

… und wer macht die Arbeit?!?

Nur dass der Wind nicht von hinten kommt, sondern weiter nach vorne dreht und wir recht nah am Wind dahin rauschen. Jetz aber nimmt die Welle zu. So einen guten Meter, manchmal auch 1 ½ von schräg hinten. Nicht ganz angenehm, aber gut machbar.

Dafür finden wir uns bald in der Schifffahrtsroute die von der oberen Adria durch die Straße von Otranto nach Süden, oder auch Norden, führt. Und da ist heute recht viel unterwegs: Luxusschifferl, Tanker, Containerfrachter, Fähren. Wir haben ja unser AIS (automated information system = Kollissionswarnung) und das Radar mitlaufen. So sehen wir was kommt.

Am frühen Nachmittag aktivieren wir wieder unseren Wachplan. Wir wechseln uns ein einem bestimmtem Rhythmus ab, haben teils großzügige Schlafpausen und besonders in der Nacht nur kurze Wachzeiten. Ich lege mich also hin und versuche mit auszuruhen. Gar nicht so einfach. Das Schiff rollt hin und her, das Wasser gurgelt um den Bug, gelegentlich schlägt eine Welle gegen den Rumpf, dass Philia einen Ruck zur Seite macht. Ich probier’s halt.

So richtig schlecht geht es uns nicht! Magdalena hat uns was gezaubert

Nach einiger Zeit, das Einschlafen dürfte doch geglückt sein, weckt mich Clemens:
„Du, Jörg, wir haben schon wieder einen auf Kollisionskurs – in 15 Minuten!“
15 Minuten, das ist echt nicht viel. Mal sehen. Ah ja, da rauscht die Dancia Sunrise keine 300 m an uns vorbei. Wir wissen aber nicht, ob das vor oder hinter uns sein wird. Außerdem sind wir als Segelschiff mit unserem schlingernden Kurs und wechselnden Geschwindigkeiten schlecht einschätzbar. Also wieder an den Funk:

Dancia Sunrise, this is Sailingvessel Philia. My AIS detects a collision course in 13 min. We are a sailing vessel under sail. Please give way”

“Sailingvessel, we will alter course and pass you at stern”

So einfach kann’s auch gehen. Dabei legen sich die mächtig ins Zeug, verändern ihren Kurs um 40°, damit sie wie versprochen hinter uns durch gehen. Aber sie halten sich an die Regeln und uns tut das gut. „Have a nice trip to Tunis“ – wenigstens so können wir uns bedanken.

Inzwischen hat der Wind weiter auf Süd gedreht und wir können unseren geplanten Kurs nicht mehr weiterlaufen. Statt immer näher zu Korfu zu zu kommen, driften wir immer weiter nach Norden und auf Albanien zu. Und Albanien ist so eine Sache: Einerseits recht eigenwillige Auslegung von Gesetzen und andererseits jede Menge Drogenschmuggel. Am besten viel Abstand halten. Nur genau das wird immer schwieriger.

Kurz vor der selbst gesteckten 15 Meilen Abstandszone übernehme ich das Ruder von Clemens und klemme Philia so hoch wie möglich an den Wind. Das bringt dann eine Kursänderung von 10 manchmal 15° nach Süden und eine Galgenfrist mit Albanien. Clemens geht nach unten und checkt die Navigationsgeräte. „Wir haben einen Regen direkt vor uns“ Na super! Und Leni setzt nach: „Da im Nordosten habe ich gerade einen Blitz gesehen“. Herz was brauchst Du mehr. Soll diese bisher sehr schöne Überfahrt in Sturmböen und Gewitter in Albanien enden?

Wir beginnen uns vorzubereiten: Was tun wir, wenn die erste Böe einfällt: Großschot loswerfen, Vorsegel stark reduzieren, Großsegel reffen. Davor noch da Bimini-Verdeck aufklappen, um Regenschutz zu haben. Die Sprayhood wäre schnell aufgestellt. Ölzeug und Schwimmweste + Lifeline (Leine zum einhaken am Schiff) sind bei uns ohnehin Pflicht.

Mitten durch oder knapp dran vorbei?

Und dann beginnt der Poker: Kommen wir am Regen vorbei? Welchen Kurs können wir fahren? Zieht das Wetter in unseren Kurs oder eher nach Albanien? Und was macht das Gewitter?
Ich gehe auf Handsteuerung, das ist sensibler als der Autopilot, und fahre jedem Winddreher nach. Aus den ursprünglichen 95° werden langsam 105, 110, 120, 135. Und das Regenfeld wandert aus unserem Kurs – sehr schön. Aber die Blitze werden heller und kommen scheinbar näher, ja eigentlich sogar aus dem Regenfeld. Ob sich das ausgeht? Es geht, doch die hellen Blitze über der albanischen Küste und weiter im Norden bleiben noch lange unsere Begleiter.

Da der abnehmende Mond erst gegen 3 aufgeht, und hier draußen, ca. 50 km von jeder Küste entfernt kein Kunstlicht herrscht, gibt es zum Ausgleich einen fantastischen Sternenhimmel. Wann haben wir zuletzt so viele Sterne gesehen – toll!

Geschwindigkeit ist nicht so wichtig. Sind wie zu schnell, kommen wir noch in der Dunkelheit am Ziel an, und das ist keine gute Idee. Ein bisschen trödeln ist also erlaubt. Die Segel leicht einreffen und Philia einfach fahren lassen. Die Wellen beruhigen sich, das Leuchtfeuer von Othonoi liegt voraus – alles gut. Ich klappe die Bimini weg, um die Sterne besser zu sehen, strecke mich auf der Cockpitbank aus, auch um die Sterne besser zu sehen, hole mir meine Kopfhörer und singe mit. Schön ist’s da draußen, kurz vor Mitternacht, ganz „alleine“ am Meer. Um Mitternacht kommt dann Leni dran. Die nächsten zwei Stunden gehören ihr. Ich leg mich für meine 4-Stundenpause hin.

Nach Othonoi ist wieder ein Kurswechsel angesagt, wieder Kurs 90°, parallel zur Küste. Wind und Wellen wollen das aber nicht. Kein Wind, unangenehme Welle von hinten – geht gar nicht. Wir schalten den Motor an.

Schon nach wenigen Minuten werde ich aus dem Bett geholt: „Jörg, da gibt es einen Alarm am Motor. Müssen wir abstellen?“ Naa, bitte neeed, des muas jetzt ned sein!
Das hatte der neue Motor schon einmal. Da kommt unmotiviert der Alarm, dass die Kühlung nicht funktioniert, aber: Kühlwasser rinnt ungehindert, Kühlflüssigkeit ist ausreichend vorhanden, die Motortemperatur liegt bei 80° – sagt das Infrarotthermometer. Eigentlich alles OK – aber trotzdem das schreiende Piepserl!

Gut, die Bedienungsanleitung sagt, mit geringer Motorleistung in die nächste Werkstatt fahren. Schnell wollen wir eh nicht sein und mit etwas über Leerlauf schiebt sich die Philia mit 3,5 kt voran. Soll sein! Wenn da nicht dieses nervige Piepserl wäre. Das piept kurz auf, verstummt wieder, piept wieder, verstummt wieder – blödes Ding! Plötzlich fällt mir auf: Das kommt immer dann, wenn eine Welle gerade durch rollt und sich das Schiff dabei nach links neigt. Je kräftiger die Neigung, um so eher kommt das Piepserl. Geht die Neigung nach rechts ist das Piepserl immer stumm.

Keine Idee wo das her kommen könnte. Wie man so einen Fehler suchen und finden könnte ist mir aber auch schleierhaft. Wie soll man das einem griechischen Mechaniker erklären oder gar vorführen? Naja, kommt dann morgen, oder nach dem Wochenende.

Ich übernehme meine nächste Wache, nutze die Gunst der Stunde, setzte die Segel und schalte den Motor ab. Mit 3 – 4 kt gleitet Philia durch die Nacht auf das Ziel zu. Kaum mehr Welle, immer noch Wetterleuchte im Norden und tausende Sterne, später dann noch ein ¼ Mond.
Magisch.

Genau so leise erlebe ich den Sonnenaufgang und schleiche dem Ziel entgegen. Erst 1 Meile vor der Bucht wecke ich Magdalena, Clemens noch später. Dauert ein bisschen, bis sie an Deck kommen. Erst der Hinweis auf 2 Delfine, die rund um Philia unterwegs sind, beschleunigen ihre Bewegungen 😉.

In aller Ruhe machen wir unser Ankermanöver in der Bucht Imerolia bei Kassiopi. Clemens nimmt noch schnell die italienische Gastlandflagge ab und setzt die griechische – damit alles korrekt ist.


Angekommen!

104 aufregende Meilen in 22 Stunden – die Pause ist verdient

Und jetzt beginnt der griechische Sommer

PS.: Die letzten 3 Tage hat es in Österreich unglaubliche Niederschläge bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt gegeben. Da dann doch lieber im T-Shirt am Hafen spazieren gehen. 😊

Die beste Verbindung ist halt nicht immer eine Gerade 😉
Man sieht, dass wir in der Nacht wesentlich langsamer unterwegs waren.
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Überraschung

Hinter uns geht die Sonne unter – malerisch, vor uns tauchen die vielen Lichter von Brindisi auf, wir bereiten uns auf die Anfahrt des Hafens vor.

„Du Papa. Da ist Wasser am Boden vor dem Niedergang, schon zum zweiten Mal“

„Du Papa. In der Bilge ist es auch. Die ist schon zum zweiten Mal voll!“ Das sind dann so 3 Liter, OK.

„Du Papa. Die Motorbilge, ist platteleben voll“ Das sind dann 30 Liter, das ist nicht OK

Gut 20 Liter Wasser, und es rinnt immer noch von der Wand!

Kurze Analyse: Wenn das Wasser unter dem Motor steht, muss es vom Motor kommen. Die Motorbilge ist ein dichtes Becken, damit im Fall des Falles, kein Öl ins Meer gelangen kann. Jetzt aber einen Motorausfall – das wäre nicht gut. Ich muss mir das selbst ansehen.

Von der linken Wand rinnt das Wasser herab. Das kann nur eine Ursache haben: Dort ist ein Schwanenhals mit Entlüftungsventil befestigt, und dort muss was undicht sein.
[Schwanenhals: Eine Leitung geht möglichst weit hinauf und dann wieder zurück hinunter zum Motor, um ein Zurückfließen von Seewasser in den Motor zu verhindern. Das würde der nämlich nicht überleben. Damit der Schwanenhals bei jedem Motorstillstand leerläuft, hat er an seinem höchsten Punkt ein Ventil eingebaut, dass Luft hineinlässt]

Was tun: Wasser muss raus, denn das Becken geht fast über. Mit einer Schüssel wird das einfach herausgeschöpft. Dauert ein bisschen, geht aber gut. Außerdem ist das Wasser angenehm warm 😊
Und dann? Entweder der Wassereinbruch hält sich in Grenzen und wir fahren die Stunde bis in den Hafen noch – das kann man leicht beobachten und die Motorkühlung ist ja intakt. Oder er ist zu arg, dann muss Plan B ausgeführt werden. Ich hab noch die originale Verbindungsleitung von der Seewasserpumpe zum Kühler mit dabei, ein sehr verwinkeltes Schlauchstück. Das kann ich in 10 min wieder einbauen und damit den Schwanenhals umgehen.

OK, wir können also weiterfahren, morgen schau ich mir das an.

Wie gedacht, eine einfache Sache mit großer Wirkung: In das Ventil ist ein Bröserl vom in die Tage gekommenen Schalldämmmaterial hineingefallen und das Ventil konnte nicht richtig schließen. Bröserl raus, Ventilgummi wieder einsetzen, dicht, fertig!

Kaum 1 mm lang, und schon hast du Probleme – Aber nicht mit mir!!

Im gleichen Zug wird dann noch der Keilriemen nachgespannt. Da war für meinen Geschmack viel zu viel Abrieb. Naja, die Leistung von 2000 W muss halt auch irgendwie auf die Lichtmaschine übertragen werden, und ohne genügend Spannung geht das halt nicht. Ein paar Schlauchschellen bekommen zur Sicherheit auch noch etwas Liebe verpasst. Dann ist alles gut.

Genug gebastelt, jetzt gibt es Landgang in Brindisi. Wobei, es ist angeraten sich gut festzuhalten. Wir messen am Schiff mehr als 25 kt Wind, und das obwohl wir deutlich tiefer (!!) stehen, als die umliegenden Häuser hoch sind.

Aber aus genau dem Grund sind wir ja heute hier.