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Leros, gegen den Wind

Die Aufgabe der nächsten Tage: Querung der Ägäis entgegen (!) der vorherrschenden Windrichtung. Wegen des Meltemis, der in dieser Region aus Nordwest bläst, wird im Sommer die Ägäis traditionell eher von West nach Ost befahren. Wir müssen aber in die andere Richtung. Da kann man entweder lange warten, bis der Meltemi einmal einschläft, oder man begibt sich so weit nach Norden, dass der Wind nicht weniger als 60° von vorne kommt. Dann geht sich das als Kurs hart am Wind eventuell aus. Immer noch sind das aber mehr als 50 Meilen am Stück. Die Aufgabe ist also nicht ganz einfach.

Wir wollen die Variante über den Norden probieren. Der Wind ist zwar exakt aus Norden, was eine Überfahrt unmöglich macht, aber wir könnten nach Norden aufkreuzen. Die Bucht von Leros wäre ein guter Schutzhafen, wenn der Wind zu heftig wird.

Gesagt, getan! Wir jagen die Neuankömmlinge früh aus dem Bett und legen schon um ¾ 8 ab. Dann haben wir noch fast eine Stunde für ein „Frühstück to go“ – also während das Schiff schon unterwegs ist. Wir müssen zuerst noch nach Süden, um die SW Ecke von Kos zu umrunden. Dann haben wir eine Entscheidung zu treffen: Können wir einen Kurs von 260° oder höher fahren, dann könnten wir direkt nach Astipaleya fahren. Wenn nicht, dann heißt es aufkreuzen nach Leros.

Südwest Ecke von Kos. Jetzt geht’s richtig los!

An der Ecke Segel setzen und ein Stück hinaus fahren. Erst mit Abstand zum Land, zeigt der Wind seine wahre Richtung. Wir schaffen gerade einmal 225° – also nix Astipaleya, sondern Leros. Wir holen beim ersten Schlag weit aus, so dass wir dann zumindest an die Südwest Ecke von Kalymnos kommen. Dort stellen sich 2 Inseln in den Weg. Wir könnten leicht an ihnen vorbei fahren und erst danach eine Wende, wieder aufs offene Meer hinaus machen.

Aber: Das AIS zeigt uns, dass wir genau zwischen den Inseln mit geich zwei Schiffen auf Kollisionskurs sein werden. Eine Fähre und eine Superyacht. Wir haben als Segelschiff zwar Kurshaltepflicht = die anderen müssen ausweichen, aber man muss das ja nicht immer erzwingen. Wir wenden also rechtzeitig und sind wieder 1 ½ Stunden auf Kurs SW. Dann aber, mit etwas Glück, könnten wir direkt auf die Einfahrt zur Bucht von Laki zufahren. Mit viel Gefühl und immer an der Windkante entlang, gelingt uns der Treffer. Erst zwischen den Felsen der Einfahrt streichen wir die Segel und suchen uns einen Ankerplatz. Diesmal vor dem Strand, an dem wir beim letzten Besuch unser Dinghi abgelegt haben.

Kurz nach uns kommt ein Großsegler daher: 50m lang, 12 m breit. Der macht für eine Nacht im Bereich des Fähranlegers fest. Auch nicht toll. Da Chartert man so ein Ding für 200.000 € / Woche und dann kommt alle 3 Stunden eine Fähre an, spuckt Autos, LKW und Fußgänger aus, nimmt die LKW, die mit laufendem Kühlaggregat mehrere Stunden neben dir gewartet haben, endlich auf ….. Wenn ich mich auf einen Bahnhof gesetzt hätte, wäre das ähnlich romantisch, aber viel viel billiger.

Wir bleiben jedenfalls 2 ganze Tage da, und warten auf das versprochene Wetterfenster. Inzwischen genießen wir die gemeinsame Zeit an Bord, gehen schwimmen und lassen einfach die Zeit vergehen.

Morgen, – oder Übermorgen, da wir das Wetter sicherlich passend sein.

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Crew-Wechsel

Die einen gehen, die anderen kommen. Magdalena und Lorenz fliegen nach Hause, Sophie und Felix kommen zu uns. Geplant ist, dass sie sogar im selben Flugzeug sitzen. Wir haben dazwischen ein paar Stunden Zeit, um Philia wieder aufzufüllen, zu putzen und die Gästekabine neu herzurichten.

Noch sind wir allerdings in Gaios. Weils da so schön ist haben wir beschlossen, erst in der Früh die 10 Meilen nach Kardameina zu fahren. Um 9 sind wir dann dort und um ½ 11 geht der Bus zum Flughafen. Bis hierher alles gut, bis … Bis wir einen Anruf aus Wien erhalten: „Ryanair hat unser Gepäck nicht akzeptiert. Damit sind wir aus dem Flieger geflogen. Wie es weiter geht, wissen wir noch nicht.“

Was ist passiert? Die zwei wollten ihre Automatikschwimmwesten mitbringen. Da ist aber eine CO2 Kartusche drinnen, und die gilt als Gefahrengut. Kartuschen bis 28 grm CO2 darf man problemlos mitnehmen, 2 Stück pro Person. Die ihrer Rettungswesten haben 35 grm! Es gibt schon eine Empfehlung der IATA (Vereinigung der Airlines) CO2 Patronen von Schwimmwesten generell freizugeben, aber das ist noch nicht in allen Fluglinien angekommen.

Also, wie kommen die Beiden weiter? Umbuchen auf Ryanair geht – übermorgen. Umbuchen auf eine andere Destination und dann Fähre. Fliegen geht, Fähren gehen erst morgen. Austrian fliegt noch heute, am Abend und verkauft dafür auch noch Tickets, für wohlfeile 370 € pro Stück und one way. Zeitdruck ist halt immer teuer.

Und dann haben die beiden was gelernt und wollen die CO2 Patronen bei der AUA anmelden. Das stürzt die Damen am Schalter zuerst in Verzweiflung und dann in die Tiefen ihrer Buchungssysteme und Vorschriften. Nach 10 min Suche zu zweit finden sie dann, dass bei ihnen auch die 28 grm Regel gilt. Was tun mit den beiden Patronen? Aufbewahrung beim Großgepäck? Geht für „normales“ Gepäck, wenn man brav Bitte sagt, aber nicht für Gefahrgut. Die österreichische Lösung: Die AUA Supervisorin wirft die Patronen einfach in ihren Papierkorb. Dort ruhen sie nun unbehelligt. Wären sie in einem „öffentlichen“ Papierkorb gelandet, hätte die Kobra einen Großeinsatz gehabt. Könnte ja ein Sprengmittel sein.

Übrigens: Die Schwimmwesten in den Flugzeugen, die gelben Dinger aus der Sicherheitseinweisung, haben genau solche CO2 Patronen, und davon gibt es 240 Stück im Flieger. Verstehe wer will ….

Sophie und Felix werden also noch heute kommen, aber erst um 23:30 landen. Wir wollen aber morgen Früh, eigentlich sehr früh Richtung – ja in welche Richtung denn eigentlich – aufbrechen. Das wird sich später entscheiden. Um aber Zeit zu sparen beschließen wir, das Schiff nach Kamari, ganz im Westen von Kos zu verlegen.

Wind geht auch, also los. Sind wieder einmal nur 10 Meilen, zuerst die Küste entlang, dann über eine kleine Bucht. Immer im Wind und Wellenschutz von Kos. Zunächst geht es ganz gemütlich voran, sobald wir in die Bucht einbiegen, nimmt der Wind deutlich zu, so gut 23 kt lesen wird ab und die Wellen werden größer. Natürlich dreht der Wind so, dass er gerade noch für uns fahrbar bleibt. Also hart am Wind, so kommen wir in Kamari an und brauchen nun einen Ankerplatz, von dem aus wir gut an Land können.

Sich wohin zwicken ist gut, aber man sollte trotzdem vorsichtig sein.
Das Wrack bleibt liegen: Was brauchbar ist, ist längst abmontiert und zu Geld gemacht. Und der Rest? Ich werde doch nicht Geld investieren, um etwas wegzuwerfen!

Südlich der Hafenmole finden wir einen, zwicken uns noch dazu zwischen Land und einem Katamaran und warten was passiert. Da kommen ein paar Nachrichten von den Reisenden: „Flug hat Verspätung, alle Flüge haben heute Verspätung“. Wir sehen auf Blitzortung.org, dass zwei Gewitterfronten über Mitteleuropa ziehen. Klar, nach dem Unfall mit dem Hagelschlag ist die Luftfahrt etwas vorsichtiger geworden.

„Wir haben jetzt Boarding“   //  „Der Kapitän hat gerade gesagt: entweder sofort oder erst in 1 Stunde“  // „Aus sofort ist nichts geworden“  //  „Der Kapitän meint, es wird wohl weitere 25 min dauern“.
Und dann werden die Passagiere keck: Wenn der Flieger mehr als 3 Stunden später ankommt als geplant, muss die AUA eine Prämie auszahlen, und wenn der Flug über mehr als 1500 km geht, dann wird die Prämie höher.

Jetzt wird es spannend, denn jetzt geht es um was! Kurz nach dem Abflug wird die Verspätung mit 3h und 3 min angegeben, später fallen die 3 min weg. Wir hier in Kos wissen schon, dass der Nordwind eine Landung aus dem Süden erzwingt, das bringt wertvolle Minuten. Beim passieren von Samos hat der Flieger nur 1 min „Rückstand“. Die Sache ist heiß!

Anflug auf Kos heißt bis nach Nisiros in den Süden und von dort wieder zurück nach Norden. Nisiros wird erreicht bei 2 min Rückstand. Der Flieger dreht seine letzte Kurve und – er kurvt einfach weiter! Hat ihm der Tower einfach eine Warteschleife verordnet. Die dauert aber weitere 2 min. Was war passiert: Ein Flugzeug ist gerade gelandet und muss auf der Piste zurückrollen. Gleichzeitig darf die Easyjet nach Manchester auf die Piste, um zum Startpunkt zu rollen. Inzwischen hängt die AUA in der Warteschleife und verliert teure zwei Minuten – und viel Geld.

Landung kurz vor Mitternacht mit 3h und 5 Min Verspätung bei einem Flug über 1523 km – Doppeljackpot. Der AUA-Flug sollte also eigentlich gratis sein. Mal sehen, wie sehr sich die AUA mit der Zahlung ziert. Ausreden gibt es ja immer, „höhere Gewalt“ und so. Detail am Rande: Die Crew hat nach bis zu 13 h Dienstzeit auch die Segel gestrichen und ist nicht gleich zurückgeflogen. Gibt dann nochmals 200 Passagiere mit Rückforderungen und weitere Verspätungen, weil der Flieger ja nicht da ist.

Sophie und Felix suchen sich ein Taxi, davon gibt es aber viel zu wenige. Die lokale Taxikoordinatorin sucht Fahrgäste, die in dieselbe Gegend müssen. Die Kunden bekommen die Fahrt ein bisschen billiger, der Taxler verdient 70% mehr als bei nur einer Kundschaft. Win – win also. Was der Taxler nicht versteht ist, dass die Beiden einfach nur in den Hafen von Kamares wollen. „In den Hafen“ // „Ja, genau. Dort wartet ein Boot auf uns.“ // „Aber da geht heute kein Boot mehr“ // „Doch für uns schon, ein Schlauchboot“.

Naja, der Kunde ist König – mach ma das halt. Als er die Beiden aussteigen lässt, ist er immer noch skeptisch. Meine leuchtende Taschenlampe, ich war noch im Dinghi unterwegs, interpretiert er als einen verirrten Fischer. Erst als wir gemeinsam ablegen, ist er zufrieden. Was da aber wirklich los war, hat er sicher nicht verstanden.

Um ½ 2 ist die Crew endlich komplett. Die sehr frühe Abfahrt wird verschoben.

Eine frühe Abfahrt reicht dann auch.

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Gaios

Gialos ist bekannt für – Bergbau! Klingt nicht gerade einladend, oder? Aber die Insel liegt nur 3 Meilen von Nisyros nach Norden, bietet Schutz vor dem Wind und glasklares Wasser. Für uns der Ideale Platz, um den Urlaub mit Magdalena und Lorenz ausklingen zu lassen.

Bei 3 Meilen, könnte man meinen, dass wir da einfach den Motor nicht ausschalten. Machen wir aber doch, denn es weht ein wenig Wind und wir sind ein SEGELboot. Zeit haben wir ja und es läuft uns nichts weg.

In Gaios ist es eher das Problem sich für einen Ankerort zu entscheiden – es ist so viel Platz. Beim Näherkommen sehen wir aber, dass in 5 -10 m Tiefe große Felsen übereinander geschichtet sind. So als hätte jemand Felsplatten ins Meer geworfen. Nur dass diese Platten halt mehrere Meter dick sind. Nach den Platten kommt dann wieder feiner Sand. Das mögen wir und unser Anker auch. Keine 100 m vom Strand lassen wir ihn fallen und sich eingraben.

Aus – Urlaub

Das Wasser enttäuscht nicht: Die Sicht ist sicherlich 15 bis 20 m horizontal. Und vertikal? Na bis zum Grund und zurück. Die Fische erscheinen deutlich größer als sonst. Vielleicht auch deshalb, weil sie durch die Steinplatten vor kommerziellen Fischern geschützt sind. Die wollen ihre Netze nicht gefährden.

Wer ist sonst noch da? Ein Segelboot, zwei kleine Motoryachten, wirklich kleine. Die haben sich nur 4 m vor dem Strand eingeparkt und machen nun ein nettes Picknick mit Lagerfeuer. Magdalena und Lorenz hätten sie fast zum Abendessen eingeladen, aber die beiden waren noch zu früh dran.

Und der Bergbau? Da wird Tuff abgebaut, das ist das löchrige Gestein, dass bei uns als Bimsstein zum Hornhautabraspeln verwendet wurde / wird. Da wird einmal in der Woche ein Frachtschiff beladen, sonst bekommt man von unserem Ankerplatz aus nicht viel mit. Außer, dass manchmal eine weiße Staubwolke aufsteigt. Aber das ist alles sehr weit weg.

Am Abend ist der Bergbau völlig unbesetzt, also auch kein Licht eingeschaltet. Das erlaubt es uns wiederum besser die Sterne zu beobachten. So dunkel hat man es ja sonst nur mehr selten. Nur der zunehmende Mond stört mit seinem Licht. Das kann man aber durchaus tolerieren.

Wir bleiben für 2 Nächte und lassen die Zeit einfach vergehen.

Schwimmen, tauchen, Muscheln und Steine sammeln.

Was für ein toller Ort!

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Tanz am Vulkan

Die Fahrt von Panormitis nach Paloi auf Nisiros ist ereignislos: 6 ½ Stunden unter Motor, sehr früh abgelegt, schon um 6 (!), damit wir zu Mittag in Paloi sind. Der Hafen ist zwar vergleichsweise groß, aber auch sehr beliebt. Am frühen Nachmittag sollte man da sein, wenn man sicher ein Plätzchen will.

Wir sind rechtzeitig da, und finden rasch einen Platz mit dem Heck am Steg und Buganker. Dann noch die Seite, bei der das Heck in den (vielleicht kommenden) Wind zeigt – was willst Du mehr? Ja, eigentlich wäre da noch gratis Trinkwasser und die Möglichkeit erstmals in der Saison den Dieseltank zu füllen.

Wir wollten den heuer einmal recht leer fahren, damit wir dann „frischen“ Diesel im Tank haben. Bis auf 35 Liter haben wir den unseren Tank leer gefahren. Insgesamt passten dann 125 Liter hinein. Sollte wieder ein Weilchen reichen. Da die nächsten Saisonen nur kurz werden (nur in den Sommerferien) könnten wir mit dem Sprit bis 2027 auskommen 😉.

Gleich im Hafen können wir ein Auto mieten, um die Insel anzusehen. Die hat es nämlich in sich – also wortwörtlich: In der Insel ist nämlich ein Vulkankrater. Einer von nur 3 aktiven Vulkanen in Griechenland. Die ganze Insel ist ein Überbleibsel dieses sehr jungen Vulkans. Der letzte Hydrogeologische Ausbruch (Dampfexplosion) hat „erst“ 1889 stattgefunden. Aber der Reihe nach:

Nisiros ist außen überall sehr steil, naja, Vulkan eben und hat eigentlich keinerlei nutzbaren Buchten. Im Norden nur 2 größere Häfen, wenn man von den paar Molen für die kleinen Fischerboote absieht. Der eine Hafen dient den Fähren und großen Touristenbooten, der andere ist Paloi, in dem Philia jetzt liegt.

Wegen der Steilheit des Geländes, sind die Dörfer alle sehr eng an den Hang gepickt. Für breite Gassen oder Fahrzeuge bleibt da dann kein Platz. Und die Ausblicke erst ….

Es dauert noch 2 Monate, bis die Granatäpfel reif sind
… wenn nicht wer anderer vorher schon „erntet“

Am späten Nachmittag sind wir nach Emporios. Das klingt schon so nach „hoch oben und Aussicht“. Was und da dann erwartetet war aber sensationell. Das Dorf richtig nett und schnuckelig. Manche Häuser top renoviert und daneben Häuser, die eigentlich nur mehr Überreste sind. Ein Erdbeben 1933 hat den Ort schwer getroffen und viele sind abgewandert.

Taverne tot, Katze lebt

Wir finden ein kleines Lokal, gehen durch das Haus durch auf eine Terrasse und – bamm: Wir stehen an der Kante eines 300 m tiefen Kraters mit einem Durchmesser mehr als 3 Kilometern. Ein unglaublicher An- und Ausblick. Steil abfallende Felsen unter einer scharf begrenzten Felskante stürzen steil hinunter in die Kaldera. Unten eine große ebene Fläche in der mehrere kleinere Krater und Auswurfdome zu erkennen sind. Wobei „klein“ ist auch so eine Sache. Auch der kleine Krater hat einen Durchmesser vom 300 Metern.

Nach dem Essen und kurz vor dem Sonnenuntergang fahren wir hinunter in die Caldera. Das hat zwei Gründe: Einerseits der Krater und andererseits gibt es in der Caldera ein gratis Openair Konzert einer Pink Floyd Tribute Group aus Thessaloniki. Das aber erst zu später Stunde.

Gute Band in toller Umgebung – aber das Publikum …..

Also widmen wir uns zuerst dem Vulkanismus. Der Boden der Caldera ist weiße Vulkanasche, die aber sehr fruchtbar zu sein scheint. Immerhin gibt es große Felder und Oliven Plantagen. In den Krater, der vor ca. 150.000 Jahren entstanden ist, kann man hinein gehen. Magdalena und ich sind da sofort unterwegs, Susi und Lorenz zögern. Immerhin riecht es schon am Kraterrand kräftig nach Schwefel.

Am Rand des Kraters sind die Fumarolen, der dunkle Kreis in der Mitte ist ein Feld von kochendem Schlamm
Eisen, Schwefel, Aluminiumoxyd – unmittelbar nebeneinander

Der Boden des Kraters ist völlig eben. Offensichtlich hat Regenwasser Schlamm herantransportiert, der sich dann als riesige Pfütze abgesetzt hat. In der Mitte der Fläche befinden sich bubbernde Schlammlöcher, die von unten „beheizt“ sind und knapp an die 100° heiß werden. An den Rändern der Fläche, also im Knick zwischen der Ebene und der steilen Wände haben sich Ablagerungen gebildet. Dort finden sich auch die Schwefel-Fumarolen aus denen es dampft, zischt und riecht. Klar, dass die wirklich heißen Bereiche abgesperrt sind, und das ist schon gut so. Beeindruckend ist die Szenerie allemal.

Fumarolen aus denen Wasserdampf und Schwefel austritt
Es zischt und riecht – der Vulkan atmet

Als dann die Sonne untergeht wird die Stimmung magisch. Ein toller Ort.

Später dann setzt der Verkehr zum Konzert ein. Da werden Besucher sogar von Kos mit dem Schiff hergebracht. Die Band ist wirklich gut – Pink Floyd muss man halt mögen. Und zwar nicht nur die bekannten Nummer 1 Hits. Die kommen natürlich auch im Konzert vor, haben wir schon beim Soundcheck gehört, aber bis es so weit ist, sind halt die Stücke der „Frühphase“ dran. Psychodelic Rock der 70er ist halt nicht jedermanns Sache. So drängt meine Crew schon frühzeitig zum Rückzug.  Mir soll’s nach dem Tag recht sein.

Am zweiten Tag haben wir das Auto noch bis Mittag. Das Nützen wir, um ein anderes Dorf am Kraterrand, Nikia, zu besuchen. Am Dorfplatz holen wir uns ein Frühstück und schlendern durch die engen Gassen. Auf der einen Seite der Blick in den Krater, und nur wenige Schritte weiter, auf der anderen Seite der Blick hinunter aufs Meer Richtung Osten (Symi, Türkei).

Ein riesen Loch mit 3 km Durchmesser und einer Tiefe von 300 m
Es gibt auch andere Farben als Weiß und Hellblau

Das kleine aber feine Vulkanmuseum ist sehr schön aufgebaut und informativ. Gut, dass wir da waren. Jetzt hab ich eine bessere Idee, warum Nisiros und der Vulkan so besonders sind, und warum das hier ein idealer Ort wäre für Hydrothermie = Heißwasser aus dem Vulkangestein. 380° heißes Wasser mit 18 bar Druck, da geht schon was. Bis zu 50 MW Energie könnte man da gewinnen. Schon eine Menge (ca. 25 große Windräder, aber eben ohne Windrad in der Natur, oder ca. 1/3 des Kraftwerks Freudenau)

Schon eine spannende Gegend.

Ob ich mir auch einen kleinen Vulkan in den Garten bauen soll?

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Kloster

Im Süden von Symi gibt es eine sehr geschützte Bucht, in der sich ein Kloster befindet. Da wollen wir auch noch hin, damit auch ein wenig Kultur in unsere Reise kommt 😉

Gemütlich, es ist ja nicht all zu weit, brechen wir in Marathounda auf und tuckern die Küste entlang. Der Wind ist wieder einmal sehr sparsam, aber eigentlich wollten wir das ja auch so. Die erste Seereise von Lorenz sollte nicht seine letzte sein – wir wollten ihn nicht verschrecken.

Zwischen der Südspitze von Symi und der Insel Troumpetto gibt er sich allerdings die Ehre. 12 kt aber genau auf die Nase. Aber egal, die Durchfahrt ist knapp eine Meile breit und recht tief. Segel raus und aufkreuzen. Der Spaß dauert nur kurz, ein paar schöne Schläge und für Lorenz eine Idee, was Segeln auch bedeuten kann. Sobald wir aus der Durchfahrt draußen sind, ist aber wieder Schluss mit der leisen Fahrt, dann ist wieder der Motor dran.

Die Einfahrt nach Panormitis ist erst spät zu erkennen, außerdem stehen Wellen davor. Macht nichts, wir zwicken uns durch und haben dahinter ein herrlich ruhiges Becken. Ein Platz ist schnell gefunden, denn es ist ja erst ½ 1. Wir sind heute sicher nicht die Letzten die hier ankommen. Ein bisschen Schimmen und Faulenzen lässt die Zeit vergehen. Wir beobachten Busse und Schiffe mit Tagestouristen, bleiben an Bord, bis die wieder abziehen.

Erst gegen 5 fahren wir mit dem Dingh an Land, um das Kloster anzusehen. Der erste Eindruck ist: riesig. Da steht eine sicher 200 m lange Anlage mit Blick aufs Meer. In der Mitte ein Durchgang mit Kirchturm darüber und einer breiten Treppe davor. Beim genaueren Blick zeigen sich die beiden langen Seitenflügel als der „Wohnbereich“ der Mönche. „Zellen“ so wie in Mitteleuropa, wäre deutlich zu kurz gegriffen: Jeweils eine normalbreite Türe und zwei großzügige Fenster mit Meerblick. Na, da lässt sich‘s leben.

Erstaunlich der Gegensatz im Innenhof: Der ist zwar mit schönem Kieselmosaik belegt, wirkt aber eng. Das Katholikum, die eigentliche Kirche ist überhaupt nicht großzügig, sondern recht klein und dunkel. Fast so, als ob das hier nicht das Zentrum des Lebens der Mönche war.

Offensichtlich lebten die Mönche in diesem Kloster sehr gerne ohne Askese.
War sicherlich viel angenehmer so 😉

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Land der Ziegen

Wir tingeln weiter rund um den Westen von Symi. Da gibt es einige Buchten, die allerdings alle von Tagesausflüglern heftig belegt sind. Außerdem sind sie alle recht steil, also sehr bald sehr tief. Da muss dann sehr nahe am Strand geankert werden und das taugt uns nicht recht.

Erster, oder letzter Blick nach Marathounda

Wir schauen die eine oder andere Bucht an, immer verfolgt von Schiffen, die „zuerst“ da sein wollen und um die besten Plätze kämpfen. Es gibt sogar ein Ausflugs-Taxi, dass in hohem Tempo jede der Buchten anfährt und immer ein paar Touristen an Land setzt. Sobald es leer ist, fährt es zurück nach Symi und holt den nächsten Schwung an Sonnenanbetern.

Die Strände sind „unmanaged“. Das bedeutet, dass es im besten Fall eine kleine Bar gibt, aber keine Strandliegen und keinen Schatten. Alleine wegen dem Schatten scheiden diese Buchten für uns schon aus. Wir finden aber eine, die uns passt: Marathounda Bay!

Marathounda ist ein klizekleiner Ort mit einer Bar, einer Taverne, 20 Strandliegen und ca. 100 Ziegen. Schon in unserem Ratgeber steht: „Lassen Sie nichts in ihren Taschen liegen, was sie später vermissen würden. Die Ziegen fressen alles!“ Das geht so weit, dass die Taverne eingezäunt ist, damit die Ziegen nicht von den Tischen fressen.

Was es gibt sind 3 Bojen. Eine orange, die an einer guten Position schwimmt, eine helle, die aber schon 3 m unter der Wasseroberfläche treibt und nur mit einer Waschmittelflasche markiert ist, und eine dritte, die aber recht nahe am Ufer ist. Wir nehmen uns die orange. Die hat am unteren Ende eine Betonplatte, um die eine Kette gewickelt ist. Von der Kette geht ein recht neues dickes Seil nach oben zur Boje. Schaut gut aus und dürfte für die kommende Nacht sicher sein.

Unwirklich blau, unwirklich klar.
Nur so kann man in 8m Tiefe einen handgroßen Fisch entdecken.

Das Wasser hier ist glasklar, wir können alle Details am Boden 8 m unter uns erkennen. Natürlich sind wir bald im Wasser und halten nach Fischen Ausschau. Susi entdeckt bald einen Rochen, keine Flunder sondern wirklich einen Sternrochen. Etwa 20 cm Spannweite und einen ebenso langen Schwanz. Rochen hatten wir bisher in Griechenland noch nicht. Wieder eine Überraschung.

Am Abend wollen wir an Land und in die (einzige) Taverne essen gehen. „Abend“ erkennt man daran, dass die Tagestouristen langsam verschwinden und die Ziegen jetzt in die andere Richtung ziehen, natürlich wieder über den Strand. Wenigstens sind die friedlich.

Ein Hauch von Touristenrösterei, aber wirklich nur ein Hauch

Susi wünscht sich zum Abendessen einen Fisch, aber das wollen andere auch: Wespen und Hornissen. Und zwar nicht nur eine, wirklich viele. So viele, dass die Besitzerin der Taverne zuerst anbietet nach Innen zu kommen, hat dann aber eine bessere Idee: Sie hat da einen Rauchtopf gebracht, der jedem Imker Ehre gemacht hätte. Was da genau geraucht hat wissen wir nicht. Ein braunes Pulver, ein Zweig Rosmarien, etwas Kohle, die wohl aus dem Grill stammt.

Der Rauch zieht also sehr nieder über Susis Fisch hinweg und hält die Wespen ab. Wirklich gut wird es aber, als die Fischreste, Gräten und Kopf auf einen Nachbartisch gestellt wird. Dort haben die Wespen nun ein Volksfest zu dem auch ein paar Hornissen geladen sind. Uns soll’s recht sein, so haben wir wenigstens unsere Ruhe.

Als wir dann schon um 8 Uhr, also noch vor Sonnenuntergang wieder zur Philia zurückkehren, wird auch die Taverne dicht gemacht.

Heute kommt eh niemand mehr vorbei.

Feierabend.

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Symi

Magdalena und Lorenz kommen nach Kos geflogen und fahren mit dem Bus, um sagenhafte 2,50€, nach Kardameina. Susi und ich holen sie dort mit dem Dinghi ab. Für Lorenz ist auf Philia alles neu, Magdalena kennt die Philia schon länger als alle anderen unserer Gäst. Im Februar 2022 war sie das erste Mal auf Philia. Damals halt noch am „Trockendock“ in Thessaloniki. Wegen Lorenz wollen wir die Sache aber langsam angehen.

Unsere Wetterprofeten von Windy.com erzählen von richtig viel Wind in Kos und knapp südlich davon. Aber weiter im Osten, dort soll es ruhig bleiben. Und im Osten liegt die Insel Symi. Es ist halt ein langer Weg dort hin, aber die Wege sind generell recht lange in diesem Teil der Ägäis. 45 Meilen sind es in diesem Fall. Nur einen kurzen Abschnitt  können wir segeln, der aber ist vom Feinsten. 12-15 kt genau auf die Seite. Das ist schnelle Fahrt unter Vollzeug bei wenig Welle. Lorenz steuert, und er macht seine Sache wirklich gut.

Um auf die Ostseite von Symi zu kommen, muss / kann man eine enge und flache Durchfahrt passieren. Da springt die Wassertiefe in wenigen Sekunden von 78 m auf 13m und später auf 2,6m. Da sollte man besser aufpassen, was man tut. Wir passen aber auf und alles ist ok. Dann noch um ein Kap, eine Meile die Küste nach Süden und dann rechts rein in den „Fjord“.

Am Ende dieser Bucht liegt Padi, und in Padi gibt es eine kleine Marina. Susi hat es mit Griechisch und Ausdauer geschafft, eine Zusage für einen Liegeplatz zu bekommen. Ich mag zwar Marinas nicht so arg gerne, aber nach einem langen Tag und vorhergesagtem unsicherem Ankergrund, ist das  besser so.

Padi ist ein ganz und gar ungriechischer Ort. Da ist nichts mit weißen Häusern und blauen Kuppeln. In Padi sind die Häuser bunt. Jedes in einer anderen Farbe gestrichen, zumeist mit zweifärbigen Betonungen von Fenster und Türen. Wegen der Nähe des Meeres, werden die Häuser alle 1-2 Jahre neu angemalt. Weiter oben, in den Bergen reich es dann alle 4 bis 5 Jahre. Eigentlich auch wenig, wenn ich das mit den 20 oder mehr Jahren bei uns vergleiche

Sonst ist Padi ein alter kleiner Hafen mit einer Mole und mehreren Slip-Rampen, um die Fischerboote an Land zu ziehen. Entsprechend liegen auch viele Schiffe, oder deren traurigen Überreste an Land. Der Ort ist entlang des Ufers schnell durchwandert. 2 Tavernen mit erstaunlich unterschiedlichem Preisgefüge, ein Minimarket, ein Bootsverleih, eine Busstation und ein oder zwei Reihen von Wohnhäusern die dem langgezogenen „U“ der Bucht folgen.

Das war es dann auch schon. Der Weg in die eingeschränkte Zivilisation, also in den Ort Symi, geht über eine Bergstraße, die auch in Vorarlberg sein könnte: Enge Serpentinen entlang steiler Felswände. Aber immerhin, man kommt auf der Straße in den Hauptort.

Wir genießen den Abend in der traditionelleren Taverne und kommen bald auf die Philia zurück.

Was wir morgen tun?

Da hab ich noch keine genaue Idee. Es wird sich weisen.

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Kos Stadt

Wir brauchen wiedereinmal einen technischen Stopp: Trinkwasser in die Tanks, eventuell Diesel, Wäsche waschen, Schiff herrichten für die Wochen mit den Kindern, ….

In der „Früh“, also gegen 9 lichten wie den Anker und können bald die Segel setzen. Es sind ja kaum 10 Meilen bis in die Marina, aber wenn der Wind sich schon Mühe gibt, dann müssen wir doch unsere Segel auspacken.

Die Türkei ist nicht weit. Was wir dort entdecken, ist wohl ein großes architektonisches Verbrechen: Da wurden auf einen ansonsten leeren Küstenabschnitt hunderte Häuser gesetzt. Irgendwie ein Außenbezirk von Bodrum. Wer da wohnen will oder seine Ferien verbrinden will – ich kann das nicht nachvollziehen. Wer da wohl wieder die Hand aufgehalten hat?

Ein abschreckendes Beispiel für Architekturstudenten

Wir sind vorsichtig und fahren einen großen Bogen um die NE-Ecke von Kos. Ich weiß, wir hätten näher heran auch fahren können, aber da käme uns eine lange Kette von Ausflugsschiffen entgegen. Welche die wie gewöhnliche Menschentransporter aussehen, andere haben sich als Gulet verkleidet – das sind eigentlich türkische Frachtensegler, die heute nur mehr sehr selten Segel setzen. Ganz übel sind die Schiffe, die sich als Piratenschiff verkleidet haben. Das sind dann schwimmende Diskotheken. Keine Ahnung, warum man so was braucht.

Das Fort von Kos, gleich am Hafen

Die Marina liegt knapp südlich des Altstadthafens und da wird ein strenges Regiment geführt. Ohne Anmeldung am Funk geht da gar nichts. „Marina Kos, this is Philia, Philia“ Keine Antwort. Nach dem dritten Versuch „stand by, we are busy!“ Na, dann sag ich halt nichts – und warte. „Philia, prepare fenders an lines.“ Warum sagt er mir das? Aber OK: „Philia is prepared for docking“ Und dann warten wir wieder. Bis ein Schlauchboot sichtbar wird und uns herein winkt. Es führt uns zu unserem Platz am Steg einer Charterfirma, deren Schiffe unterwegs sind. Mit einem gezielten Schubs drückt er unser Heck herum. Eine so enge Kurve hätten wir ohne Hilfe nicht geschafft – passt.

Kaum sind wir in der Nähe des Steges, bekommen wir detaillierte Anweisungen: „Forward gas – stopp – give me right line – take the thin line – go forward and find the thick mooring line – captain, pull hard – no, better release 1 Meter – backward – tighten the left line – tighten the right line – …”
Wir lassen es über uns ergehen und lachen heimlich dabei. Was die da exerzieren, ist das Prozedere für Chartergäste, die nur einmal pro Jahr anlegen. Aber die können ja nicht wissen, mit wem die es zu tun haben.

Die schönste Polizeistation des Dodekanes

Die Marina ist hoch professionell: Rezeption wie ein großes Hotel, samt Bücherei und Arbeitsraum mit WLAN für die Gäste. Wasser und Strom gegen kleines Geld (oder von der Charterfirma „geborgt“). Zwei sehr gut sortierte Marinehändler mit allem, was das Herz, oder das Schiff so begehrt, Wäscherei, viele Duschen und Klös, zwei Restaurants, Zugang zum Steg nur mit Karte – außer die Charterfirma lässt das Tor Tag und Nacht offen 😉. Und was kostet der Spaß pro Nacht? 40 € – in Dubrovnik zahlt man das 4-fache!

Wir gehen Einkaufen, immerhin kommen „die Kinder“, und lassen gleich einmal 160 € im Geschäft. Der Kühlschrank, er fasst fast 150 Liter, muss sich tüchtig ins Zeug legen, um das alles zu kühlen.Zwei große Säcke Wäsche kommen noch in die Wäscherei – am Abend ist das dann fertig – und der Marinehändler bekommt unseren ersten Besuch. Ist ja gut, wenn alles so nahe beieinander ist.

Zur Belohnung schauen wir uns in der Marinabar das Länderspiel Österreich –  Türkei an. Naja, das Ergebnis war nicht so, wie wir das erwartet haben. Andererseits: „Hätten wir da gejubelt, wären die lokalen Fans ganz schön sauer gewesen. Und die waren deutlich in der Überzahl!

Wir steigen im Schiff noch in die Dusche. Bei Susi alles OK, bei mir streikt wieder einmal die Duschpumpe. Dazu muss man wissen, dass auf einem Schiff das Duschwasser nicht einfach „nach unten“ abrinnen kann, denn die Dusche ist schon tiefer als „unten“, also die ist unter der Wasserlinie. Und so muss das Duschwasser eben abgepumpt werden.

Die kaputte Dusche ist so was wie der running Gag dieser Saison. Am Anfang war der Schalter kaputt, aber zum Glück hatte ich einen passenden Ersatz mit dabei. Ein paar Wochen später war ein einer ur-alten Kabelverbindung, das Kabel auseinander gegangen. Also gab es keinen Strom für die Pumpe. Und jetzt ist die Pumpe einfach stehen geblieben. Der Innenwiderstand ist unendlich = Kabelbruch irgendwo im Motor.

So einen neue Originalpumpe kostet wohlfeile 365 Euronen, der 1:1 Nachbau „nur“ 152. Beide Pumpen liegen sogar im hiesigen Marineshop. Warum die Originalpumpe doppelt so gut sein soll, wie der Nachbar, kann man mir dort aber auch nicht erklären.

Ich hab aber noch eine dritte Option: Seit ich eine neue Bilgepumpe (gegen Sickerwasser im Boot) habe, brauche ich die alte nicht mehr. Die ist aber baugleich zur kaputten Duschwasserpumpe – und hat einen Innenwiderstand von 22 Ω, das gibt Hoffnung. Und tatsächlich, nach 1 Stunde ist das Teil getauscht und es funktioniert sogar.
Passt!

Die restliche Zeit verrinnt mit Schiffsputzen, innen und außen, Heckkabinen umräumen – damit die „Kinder“ Platz haben und alles heimelig und schön ist.

Das ungarische Salami-Business boomt

Natürlich ist auch Zeit, andere Segler zu treffen und mit ihnen zu plaudern. So zum Beispiel Thomas und Maria von der MODESTA. Sie sind erst vor einem Jahr von ihrer Weltumsegelung zurückgekommen. Eine ihrer ersten Fragen war: „Habt ihr es schon gemacht?“ – die Weltumsegelung natürlich 😉 Nein, wird auch eher nix werden aus der Idee. Aber die Ägäis ist auch toll!

Was uns erstaunt hat, MODESTA war immerhin das dritte Weltumseglerpaar das wir heuer getroffen haben, war, wie oft von negativen Erlebnissen gesprochen wurde. „Galapagos, ja, komplizierte Einreise und teuer. Man kann die Inseln zu Fuß oder mit dem Rad besuchen, haben wir auch gemacht“. Kein Wort über die (vermutlich) faszinierende Tierwelt. Indonesien und die vielen Fischer in der Nacht. „der Horror pur“. Aber kein Wort über die Feste die sie in Bali besucht haben. Irgendwie seltsam.

Ich hätte mir eher erwartet, dass diese Segler uns freudig von tollen Buchten, Südseeatollen, großen Ozeanquerungen und besonderen Begegnungen berichten. So entsteht der Eindruck, es handelt sich um eine selbstauferlegte Zeit einer harten, entbehrungsreichen Prüfung. Regt nicht gerade zur Nachahmung an.

Was auch auffällt ist, dass sich oft Paare in Australien trennen. Die Frau fliegt mit den Kindern zurück nach Europa, der Mann segelt als einsamer Wolf die zweite Hälfte der Reise. Auch gibt es Paare, die von Anfang an planen, das Schiff in Australien zu verkaufen. Indischer Ozean, Seychellen, Mauritius, Madagaskar, … zu beschwerlich, zu schwierig zu befahren.

Der Südseetraum ist geträumt, man wendet sich anderen Dingen zu.

Schade eigentlich!

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Überlandpartie

5 Tage nur am Schiff zu sitzen ist auch nicht unsere Sache. Was wir schon gesehen haben, neben den vielen Ziegen die am Land umher streifen, ist ein Pfad den Hügel hinauf. Es ist wirklich nur ein Pfad, früher nur für die Ziegen, heute ist es auch der Weg ins Dorf = in den Hafen von Pseriamos. Wir richten unser Dinghi her – es leidet immer noch unter dem Unfall in Zakynthos und braucht oft Luftnachschub. Mit dem Motor geht es an Land. Ein paar Sandzungen gehen vom Wasser auf den Strand. So eine steuern wir zum Anlanden an. Dann noch das Boot 3 Meter weiter de Strand hinauf und an einem Baum festbinden.

Ein paar Strandliegen stehen da herum. Wer die wohl hergebracht hat? Sogar ein paar Sonnenschirmskelette rosten hier friedlich vor ich hin. Irgendjemand hat ein Wasserbecken gebaut. Ein gemauertes Viereck, dass über zwei Stufen zum Wasser führt. Ob das Süß- oder Salzwasser ist? Ich will das jedenfalls nicht probieren. Die Ziegen sind aber ganz scharf auf die Brühe und kommen regelmäßig vorbei.

Wir beginnen unseren Aufstieg, langsam und bedächtig, Schritt für Schritt. Es ist ganz schön steil und der Weg würde auch in unsere Kalkalpen passen. Nur ein einziger Baum gibt Schatten, und der ist schon besetzt: Die Ziegen! Die sind aber ganz friedlich, gehen ein paar Schritte zur Seite. Nur die Chef-Ziege verlässt ihren Aussichtsstein nur für wenige Sekunden. Immerhin ist sie ja der Chef.

Genau so wie der Weg hinauf geht, geht er auch hinab weniger steil aber auch weniger deutlich zu erkennen. Es ist aber recht klar, wohin es gehen wird. A) abwärts B) oberhalb der Gehege und Zäune C) in Richtung Westen, zum Hafen hin. Alles sehr ärmlich hier. So wird der Drahtzaun mit einem alten Fischernetz geflickt. Ob das da unten ein Wohnhaus oder ein alter Ziegenstall ist, ist kaum zu erkennen. Auf anderen eingezäunten Flächen sammelt sich Schrott an. Ein alter Tank, Reste von Arbeitsgeräten, alte Fahrzeuge.

Dass der Baum nicht umfällt …

Man könnte in Griechenland viel Geld verdienen, indem man den Schrott einsammelt. Da stehen oft 3 Generationen alter Autos in der Wiese. Wir kennen in Samos ein Lastendreirad, das steht seit mindestens 1995 an der gleichen Stelle. Das war halt das Fahrzeug vom Ur-Opa von den Kindern vom Dimitri seiner Schwester ihrem Mann. Sowas hat Erinnerungswert!

Der selbe Baum, eine andere Perspektive. Was ein Ortswechsel alles aus macht.

Näher am Ort wird es etwas besser. Mehr Autos stehen am Straßenrand, die Zäune sind besser intakt. Auf einem Grundstück findet gerade ein Pfadfinderlager statt. Zelte, Kinderlachen. Ein paar Appartements oder besser „Studios“ gibt es auch. Wir betreten den Ort quasi von hinten. Plötzlich ein Lokal links und vor uns öffnet sich der Strand und der Hafen. Der Sand ist hier erstaunlich fein, fast so wie in der Wüste von Limnos.

Wir nützen die Chance um frisches Obst und etwas Gemüse zu kaufen. Der Minimarket wird ebenerdig betreten und hat dann nach 4 Stufen weitere Ware aufgestapelt Neben der Stufe sitzt der alte Besitzer und begutachtet die Kunden. Er bewegt sich kaum und wirk wie die Statue eines klassischen alten Griechen: Schneeweiße Haare und eine großen ebenso weißen Vollbart. Dazu noch einen Gehstock und fertig ist das Klischee. Susi kommt wieder ins plaudern. „Avstriacos, ne“ Das erhellt immer die Gemüter und öffnet Türen. So zum Beispiel dass wir das letzte Brot des Tages bekommen. Die Tochter des alten Herren wollte es uns verweigern, aber der Chefe hat sich durchgesetzt „Die bekommt das Brot!“

Die Lokale sind alle leer, zur früh oder zu spät? Zu früh um Abendessen zu gehen, und zu spät für die Touristenscharen, die mit den Booten um viel Geld hier Pause machen dürfen. Susi packt wieder ihr Griechisch auf und trifft in der Kellnerin auf eine geduldige Lehrerin. So eine hätte sie gerne, um ihr Griechisch weiter zu verbessern.

Wir erfahren, dass im Sommer rund 100 Personen auf der Insel leben, im Winter sind es dann 30. Nahrungsmittel aus eigener Produktion gibt es fast nicht, also wird alles mit dem Schiff aus Kos oder Kalymnos gebracht. Die 30 Überwinterer sind entweder Pensionisten, oder die Ziegenhirten. Am 30. Oktober wird dicht gemacht, bis Mitte Mai oder so.

Ich weiß nicht, was das ist, aber es ist ein schöner Farbtupfer

Wir bleiben nicht allzulange, denn wir müssen ja wieder zurück zu Philia, und das wäre ich gerne bei Tageslicht. Also müssen wir los, denn eine Stunde dauert das schon. Wieder begleiten uns ein paar Ziegen, immer mit etwas Abstand und immer in der Hoffnung, dass uns das Brot aus der Tasche fällt. An den Strand kommen wir nach dem Sonnenuntergang. Kurz nachdem wir Philia erreichen wird es finster.

Optimal genutztes Tageslicht.

Ein Fake – Sonnenuntergang 🙂
Das ist nämlich nach Osten fotografiert und dort geht bekanntlich die Sonne auf
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Pseriamos

Wir haben noch ein paar Tage Zeit, bis wir Magdalena und Lorenz in Kos treffen. Außerdem geht wieder eine Welle „Meltemi“ durch. Da heißt es dann, sich zu verstecken, aber auch nicht zu weit von der Stadt Kos entfernt. Wir brauchen da noch einen technischen Stopp, um das Schiff für den „Urlaubstörn“ vorzubereiten.

Als ideales Ziel erschein uns die kleine Insel Pseriamos. Die hat eine große nach Osten hin offene Bucht, die im an den anderen drei Seiten von einem Bergrücken umschlossen ist. Sonst ist dort nicht viel los. Von Kos ist sie kaum 5 Meilen entfernt. Passt genau, da wollen wir hin.

Unseren Ankerplatz auf Leros verlassen wir gegen ½ 11. Sooo schrecklich weit ist der Weg nach Pserimos auch nicht.  Was uns erwartet ist ein Wechselspiel des Windes. Wie sind an der Westseite von Leros, müssen dann die Meerenge zwischen Leros und Kefalos passieren. Dann sind wir aber etwas im Windschatten von Keflaos und mit zunehmender Strecke entfernen wir uns von Kefalos und bekommen wieder guten Wind.

Also mehrfach Segel rauf und Segel runter, Motor an und Motor aus – aber es geht voran. Schon um ½ 4 sind die 22 Meilen geschafft. Die Bucht ist so wie erwartet: groß, flach, mit Fischfarm und etlichen Schiffen. Da haben einige die gleichen Gedanken wie wir. Wir suchen uns ein Plätzchen und lassen unseren Anker in den Sand sinken. Jetzt noch richtig viel Kette dazu und – passt. Urlaub!

Heute sind 15 Schiffe da, fast alles Langzeitsegler und nur wenige Charterboote. Die erkennt man an der Fahne der Charterfirma und an unkonventionellem Verhalten. Wir haben zum Beispiel gelernt, dass man beim Ankern das Boot genau im Wind abstoppt, den Anker ins Wasser lässt und dann langsam zurücktreibt. Dabei holt sich das Schiff so viel Kette wie es gerade braucht.

Was wir sehen, ist anders: Die Charteryacht wird mit hohem Tempo durch die Bucht gejagt, kommt in Vorwärtsfahrt an eine Ankerstelle. Der Anker wird mit der Ankerwinsch andächtig im Wasser versenkt während das Schiff weiter nach vorne fährt. Sobald der Anker den Boden berührt spannt sich die Kette, scheuert dabei entlang des Buges. Gerne versuchen da auch auch 30 oder 40 m Kette, den Rumpf zu beschädigen. Dann wird die Winde gestoppt und das Schiff schwingt herum. Jetzt liegt der Anker aber in der falschen Richtung, aber den Glücklichen gehört die Welt: Der Anker wird sich schon ausrichten und halten.
Wir gehen jetzt einmal baden und dann in die Strandbar.

Die Bucht ist ruhig und das Wasser erstaunlich klar. Wie sehen unseren Anker in 8 m Tiefe am Grund liegen, sehen die Flundern, die neben der hin und her schleifenden Kette hoffen, ein paar Würmer und Krebschen zu finden. Unter dem Philia ist bald eine Schar größere Fische versammelt, bietet ihr Schatten doch Schutz vor Feinden. Gegen den Rumpf zeichnen sich die Fische nicht so ab.

Am Abend taucht noch ein seltsamer Schatten neben Philia auf. Ich springe mit der Taucherbrille hinein und sehe ihn klar vor mir: Einen 50 cm großen Kalmar, der da ruhig durch die Bucht zieht. Kurz kann ich ihm folgen, dann beschleunigt er und zieht davon.

Uns gefällts – da bleiben wir!