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Kommt der Meltemi

Wir sind dabei auf einen Meltemi zu warten, aber der ist so wie das Taxi: kummt ned, kummt ned, kummt ned. Naja, es kommt schon was, aber das ist in der Bucht halt stark abgeschwächt. Drum sind wir ja auch in der Bucht und nicht am offenen Wasser.

Philia schwoit tüchtig hin und her. Wenn man am Heck an der Badeleiter hängt, erinnert das sehr an die Strömungskanäle in den Freibädern bei uns. Sowas haben wir also auch bei uns. Schwimmt man dann am Schiff entlang, hängt es sehr davon ab, auf welche Seite es sich gerade bewegt. Das Wasser bremst das Schwimmtempo schon deutlich ab. Erst am Bug wird es besser, dafür hat man da dann die Wellen ins Gesicht. Egal, wir schwimmen immer nur eine kleine Runde ums Boot und genießen die Abkühlung.

Nachmittags sind wir dann zu Gabi und Gottfried aufs Schiff eingeladen. Deutsche Segler, die seit langer Zeit in Griechenland auf einer Sunbeam unterwegs sind. G’schichterln über das Segeln halt. Gute und weniger gute Buchten, Plätze zum Überwintern und natürlich, dass „früher alles besser war“. Weniger Leute, freundlichere Griechen, und keine Türken, die außerdem eh nicht anlegen und ankern können. Und erst der Meltemi ….

Naja, ganz unterhaltsam war der Nachmittag schon. War nett.

Wir wollen heute aber noch mehr. Nach dem Abendessen, eh nur was Kleines, wollen wir für den Sonnenuntergang noch über den Hügel neben dem Ankerplatz wandern. Wir sehen da immer wieder Leute entlang spazieren und wollen da einfach auch einmal hin. Dort kommt man in die Nachbarbucht und sonst?

Also wird das Wassermoped klar gemacht und wir fahren zum Steg beim Beach Club. Soll uns der außer mit seiner Musik auch einmal zu was nützlich sein. Wir binden das Dinghi an den Steg, stellen den Motor ab und nehmen den Kill Cord mit. Das ist eine Schnur, an dessen Ende eine kleine Klemme für die Motorzündung hängt. Würde ich aus dem Boot fallen, würde ich diese Klemme abziehen und der Motor stirbt ab. Einfache aber gute Lösung.

Wir wandern die 20 min um den Hügel herum in die andere Bucht. Nette Ausblicke und das Versprechen eines baldigen Sonnenuntergangs. Also steigen wir hinab zum Strand und finden da ein nettes aber feineres Lokal. Egal, für uns gibt es auch nur ein Getränk, ein Mango-Sorbet und einen Sonnenuntergang fast direkt am Wasser. Freundlich und sehr nett! Bei passender Gelegenheit kommen wir sicherlich wieder.

Am Weg zurück wird es schon fast finster. Schon am Steg zum Dinghi fällt uns plötzlich was auf: Da sitzt doch wirklich ein Oktopus und sucht nach Nahrung. Spannend dem Tier zuzusehen, wie es sich verfärbt, sogar die Struktur der Haut verändert – und das alles im kaum 30 cm tiefen Wasser, direkt vor uns. Ein sehr schöner Abschluss für diesen Tag!

Morgen aber, da ziehen wir ein kleines Stück weiter.

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Seele baumeln lassen

Der nächste Tag zerrinnt zwischen den Fingern, also wir lassen ihn zerrinnen. Nachmittags bringe ich Susi an Land, um sie glücklich zu machen: Shoppen ohne Jörg!

Erst gegen 6 ruft sie mich an und wir treffen uns im Hafen. Das Dinghi wird festgemacht und wir schlendern los. Ganz zufällig kommen wir zum alten Kastell. Das ist eine recht seltsame Konstruktion, denn die Überreste griechischer Tempel wurden hier ganz offensichtlich in die Mauern eingebaut. Wenn sich heute jemand sowas trauen würde! Aber es geht noch ärger: Die christlichen Missionare haben die Bevölkerung aufgefordert, den Marmor zum Kalkbrennen zu verwenden. Marmor ist ja reiner Kalk, geht also prima. So wurden Kunstwerke und Tempel systematisch vernichtet. Fast so endgültig wie die Hexenverbrennung. Ganze Arbeit in der Vergangenheitsbewältigung.

Ziellos schlendern wir weiter und kommen auf einen kleinen Platz vor einer Kirche. Der Platz ist erhöht vor dem Ufer, höher als die Palmen. Damit gibt es ungehinderten Blick auf den Sonnenuntergang. Das hat aber noch Zeit. Gleich daneben ist ein kleines Lokal in 2 Ebenen.

Unten ist reger Betrieb, viele der kleinen Tische sind besetzt. Oben, da wo der Blick zum (zukünftigen) Sonnenuntergang ungestört ist, stehen nur 2 Tische, einer ist besetzt. Wir fragen nach, ob wir den anderen haben können. Können wir. Glück muss man haben.

So genießen wir bei bester Aussicht und Laune unser Abendessen – und den Sonnenuntergang – und den Blick auf den Platz vor der Kirche. Mir fällt auf, dass von den Zusehern mindestens 80% junge Frauen sind. Da also kann man die kennen lernen! Muss ich einmal meinen Schülern sagen 😉

Nach dem Essen schlendern wir das Ufer entlang zum Masutis = Supermarkt und decken uns dort ein. Dann ist es nur mehr über die Straße bis zu unserem Wassermoped, dem Dinghi und zu Philia.

Eigentlich ein genialer Nachmittag und Abend, oder?

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Paros – Paroikia

Wir machen wieder einmal auf „faule Tage“. Hinter dem Boot ins Wasser zu springen, was zu lesen oder den einen oder anderen Handgriff am Schiff zu tun, erschöpft uns vollkommen. Erst am Abend machen wir das Dinghi klar und fahren in den Hafen. An einer kleinen Rampe machen wir fest. Sofort sind wir an den für Seglern wichtigsten Hot Spots: Masoutis = eine der griechischen Supermarktketten und daneben ein Schiffsausrüster. 10 Schritte weiter noch ein Mopedverleiher. 25 € will er für einen Tag, 40 für zwei. Gut, später.

Wir schlendern ziellos durch die Stadt und kommen bei einer großen Kirche vorbei. Was heißt „einer großen“. Es ist die größte in der Ägäis und es sind eigentlich vier Kirchen an einem Platz. Was von außen irgendwie aussieht wie eine alte Bibliothek ist innen ein wunderbarer Innenhof mit Arkaden und hohen Bäumen. An einem starken Aste einer Zeder hängen zwei Glocke – originell, hab ich so noch nicht gesehen.

In der „Hauptkirche“ beginnt gerade der orthodoxe Abendgottestdienst. Erkennbar zunächst, dass in der Kirche zwei Popes herum laufen und dann die Kirchenglocken hektisch zu bimmeln beginnen. Nicht so wie bei uns, wo zwischen zwei Glockenschlägen die Glocke oder der Klöpel hin und her schwingt. Hier sind es elektromagnetische Hämmer, die auch 4x pro Sekunde anschlagen, wenn das gewünscht ist. Und das machen dann bis zu vier Glocken gleichzeitig und durcheinander. Also mich würde das nicht zur Besinnlichkeit aufrufen.

Das ist hier offensichtlich auch nicht nötig. Bald beginnt der Singsang des Pope, aber wir sehen nicht woher. Die werden es doch nicht so machen wie der Ruf des Muezin, der auch vom Tonband kommt? Nein, machen sie nicht! Der Pope ist echt, steht aber hinter irgendeiner Säule, nicht irgendwo prominent in der Mitte. Ist aber auch egal: Es gibt nämlich niemanden, der sich um den Gottesdienst kümmert. Nicht einmal ein altes Muaterl ist da, so wie bei uns greise Damen oft das einzige Publikum in der Abendmesse sind.

Das muss für den Pope schon frustrierend sein. Ist er im Dorf unterwegs, bekreuzigen sich die Griechen drei Mal und tun recht gottesfürchtig. Gibt es dann einen Gottesdienst, die große Show, ist das komplett wuascht. So hat er in seiner Gemeinde wahrscheinlich noch weniger Wichtigkeit als bei uns, eher so ein traditionelles Showelement.

Kurz darauf versacken wir in den Seitengassen. Ich wollte nur durchschlendern, Susi „schauen“ – also im Zick Zack zwischen den Geschäften hin und her pendeln und jeweils für eine gefühlte Ewigkeit drinnen verschwinden. Hab ich mir anders vorgestellt. Immerhin wollten wir noch bei Masoutis einkaufen und dann auf der Philia ein gemütliches Abendessen beim Sonnenuntergang essen.

Mit dem Versprechen, später wieder zu kommen hab ich es geschafft, Susi los zu eisen. Ist aber ein sehr netter Ort, dieses Pariki.

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Next level sailing

Nach einem gemütlichen Frühstück soll es heute „nur“ in den Hafen von Parikia (Paroikia) gehen. Das ist der Hauptort von Paros und eine sehr gut geschützte Bucht. Immerhin ist wieder einmal stärkerer Wind angesagt. Dort hin gibt es zwei Wege: Östlich um Antiparos herum, aber da ist der Wind mit Sicherheit genau auf die Nase = aufkreuzen. Zusätzlich gibt es beim Ort Antiparos eine nur 3 m tiefe Passage, um die sich allerlei Geschichten ranken. Mit Bojen oder Leuchtfeuern abgesichert ist das natürlich nicht. Die Griechen kennen sich aus und die Touristen sollen halt aufpassen.

Der zweite Weg führt rund um Despotiko und dann im Westen von Antiparos die Küste entlang. Da ist viel Platz und mit ein wenig Glück könnte sich ein Kurs hart am Wind ausgehen. Susi ist da sehr dafür, wegen dem Platz und der Tiefe und der Aussicht auf eine einfache Strecke. Aufkreuzen zwischen zwei nahen Küsten ist doch immer mit viel Anspannung und Arbeit verbunden.

Um 10 geht es los, fast zeitgleich mit der LAUSA. Die Beiden wollen aber Richtung Westen, nach Athen und weiter nach Isthmia. Aufmerksame Leser der Homepage kennen das schon. Isthmia liegt am östlichen Eingang zur Straße von Korinth. Die Gegend könnte auch für uns noch wichtig werden.

LAUSA in voller Pracht. 2 Stunden später hing das Vorsegel in Fetzen

Schon kurz nach der Abfahrt passieren wir einen mächtigen Großsegler, die MALTHESE FALCON. Der 88 m lange Dreimaster trägt bis zu 2400 m² Segelfläche. Um 480.000 USD / Woche kann man das Ding chartern. Wir sehen sie leider nur vor Anker liegen, mit langen Landleinen gesichert. Klar, bei der Länge und dem Tiefgang kommt man halt in kaum eine Bucht hinein.

Malthesian Falcon: 88 m lang, 6 m Tiefgang, 114 Mio teuer

LAUSA verabschiedet sich von uns und wir biegen ab in die Durchfahrt zwischen Despotiko und Strongylo. Natürlich nimmt der Wind da zu, gut 18 kt sind’s und wir haben immer noch Vollzeug stehen ☹.

Eigentlich ist diese Passage ja breit und tief genug – wenn da nicht diese verdammt schnellen Fähren wären, die sich da auch durchzwicken wollen. Gegen deren 33 bis 40 kt Geschwindigkeit können wir natürlich nichts ausrichten, und es kommt, wie es kommen muss: An der engsten Stelle der Durchfahrt rast die erste an uns vorbei. Die zweite kommt etwas später und biegt unmittelbar vor der Durchfahrt nach rechts, Richtung Parikia ab.

Zum Gruß schickt sie uns zwei mächtige Wellen, die uns plötzlich überraschen. Wir schießen mit zu viel Segel und zu viel Wind in die zwei sehr steilen Wellen. Philia bäumt sich auf und schlägt zwei Mal krachend in die Wellentäler. Wasser spritzt hoch auf. Mit einem Schlag ist unsere Geschwindigkeit weg. Die Gewalt des Meeres und die unglaublichen Kräfte ängstigen Susi. „Ich will das nicht! Das ist kein Urlaub mehr!“

Gut, die Wellen sind heute etwas höher, also ehrliche 1,4 m sind das schon. Und das bedeutet dann, dass da auch ein paar 2 m Wellen dabei sind. Bei denen sieht man nicht mehr über den Wellenkamm, wenn Philia gerade im Wellental schwimmt. Irgendwie gruselig. Gruselig ist auch, was der Wind so macht: In der Nähe der Insel, wir müssen ja die Küste hinauf, pfeift es mit bis zu 28 kt. Für uns heißt das, beide Segel auf „sehr klein“ verkleinern. Philia macht dann immer noch 4 – 5 kt Fahrt, legt sich nur wenig auf die Seite und benimmt sich wie ein ganz braves Schifflein. Das Stampfen in den Wellen ist aber trotzdem keine Freude.

Kommt man dann so 2 – 3 Meilen von der Küste weg, schläft der Wind fast ein, also weniger als 10 kt und die Wellen sind nur mehr halb so hoch. So, mit den kleinen Segeln, schaffen wir aber auch kaum 3 kt, stehen also mehr oder weniger in der Gegend herum. Was hilft da dagegen? Ausreffen = Segel wieder groß machen. Da wir aber nicht nach Siphnos oder Seriphos  wollen, müssen wir wenden, also näher an die Küste von Antiparos – und dort lauert der Wind und die Wellen.

So beginnt das Spiel bei jeder Wende von neuem: Wind und Wellen nehmen zu, wir schießen mit fast 7 kt dahin – Segel klein machen. Wende, Wind und Wellen nehmen ab, Philia mach kaum mehr 4 kt – Segel groß machen, Wende … so geht das gut 3 Stunden lang! Immer wieder garniert mit hohen Wellen, in die Philia tief eintaucht. Zum Glück aber, kommt nur wenig Wasser an Deck, so dass wir sogar die Sprayhood offenlassen können. Nur das Schiebeluk am Niedergang machen wir zu, damit innen nicht alles salzig wird. Mühsam nähern wir uns der Einfahrt nach Parikia.

Diese Einfahrt hat es auch in sich. Insgesamt 4 Felsgruppen sind dem Hafen vorgelagert und müssen richtig umfahren werden. Dazu kommen dann viele Freizeitskipper, die auch dort hin wollen. Damit es aber so richtig spannend wird, ist Parikia auch noch der Fährhafen von Paros. Bis zu 3 Fähren liegen gleichzeitig im Hafen, dazu kommen dann noch Frachtschiffe für Gefahrgut-LKW oder das Treibstoff-Tankschiff.

Da ist richtig was los und wir kommen hart am Wind, mit einer Menge Abdrift in Richtung der Felsen daher. Den Kampf geben wir uns nicht und schalten den Diesel dazu, trotz Wellen und Schräglage! Für Fahren bei Schräglage ist ein Marinediesel ja gebaut, nur wenn die Wellen zu arg sind, dann zieht der Propeller Luft ein und sprudelt für ein paar Sekunden geräuschvoll, aber wirkungslos vor sich hin. Geduld, Geduld, aber wir nähern uns dem Hafen. Also eigentlich der Bucht davor, denn der Hafen von Parikia ist winzig und immer voll belegt.

Zu allem Überfluss hat es eine Charterfirma geschafft, an den Wochenenden auch noch die gesamte Außenseite der Mole in Beschlag zu nehmen. So ist gerade einmal Platz für 10 Schiffe, aber von der schmalen Sorte. Wenn nötig werden da noch weitere 5 mit dem Bug voran dazwischen hinein gestopft. Wenn das beim Korken im Wein hält, warum dann nicht auch bei Schiffen. Bestechende Logik!

Dass wir da keine Chance haben, ist uns ohnehin klar, also suchen wir sofort einen schönen Platz in der Bucht. Da kann man wählen zwischen „hohen Wellen von den Fähren“, das ist nahe zum Fähranleger, „sehr flachem Wasser“, das wäre dann bei den Badestränden im Scheitel der Bucht, „Beach Club Musik auf Vollgas“, das wäre bitte schön links beim Hügel, oder „griechische Schlager“ auf der rechten Seite. In der Mitte gibt es dann die bunte Mischung, je nach Windrichtung und Fährenfahrplan.

Wir entscheiden uns für Mitte Links, eher weiter hinten. Hinten war uns wichtig, denn falls wirklich der vorhergesagte Meltemi kommt, könnten wir noch die Ankerkette verlängern.

Für uns passt das so, und wir steigen einmal zum Entsalzen ins „kühle“ Salzwasser. Naja, die dicken Salzkrusten gehen so schon weg, so ist das nicht!

Wie immer hat der erste Landgang noch etwas Zeit.

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Kimolos – Sifnos – Despotiko

Beim Ablegen in Milos bläst der Wind – genau auf die Nase, was sonst. Wir geben uns aber sportlich und kreuzen auf. Damit es nicht zu einfach wird, wollen wir noch in Klima mit den nette Syrmata (Bootshäusern) vorbeischauen. Für uns bedeutet das, zweimal quer durch die Bucht zu fahren und dann aber genau vor Klima anzukommen. Ich will noch näher hin, Susi will schon abdrehen – das alte Spiel. Egal, wir machen ein paar Fotos von den bunten Bootshäusern und wenden.

Noch zwei Schläge braucht es, bis wir aus der Bucht von Milos draußen sind. Und dann – statt nun mit Wind von der Seite, kommt er – wieder von vorne. Hart am Wind, aber immerhin segelbar. So ziehen wir an der Nordküste von Milos vorbei und zielen auf die SW Ecke von Kimolos. Dort erhoffen wir und in einer großen Bucht Windschutz und ruhiges Wasser. Das mit dem Windschutz gelingt, das mit dem ruhigen Wasser nicht so ganz. Zumindest am Nachmittag ist es noch etwas rollig. Gegen Abend machen wir einen Strandspaziergang. Feiner Sand, wenig touristisches Angebot, sehr griechisch – nett!

Für uns ist Kimolos aber nur ein Zwischenstopp, denn wir wollen weiter. Kimolos heben wir uns für später auf, denn mit der Gegend sind wir noch nicht fertig. Viel zu schön ist es in dieser Ecke.

Gleichgesinnte

Am Morgen bläst am Ankerplatz wenig Wind, was sich sofort verändert, sobald wir hinter einer vorgelagerten Insel hervorschauen. Da sind dann plötzlich 14 kt Wind, die sich mit unserer Fahrt auf 18 kt addieren. Das ist für Vollzeug schon ganz schön stramm, also etwas reffen – und natürlich aufkreuzen. Zumindest bis zur SE Ecke von Kimolos. Dann wird der Wind gleichmäßiger und etwas schwächer. So können wir dann eine Bucht im Süden von Sifnos anpeilen.

Kathedrale von Kimolos

Als wir ankommen, sind erst 4 Boote da, da hat die Bucht von Platys Gialos noch wirklich viel Platz. Im Lauf des Tages kommen aber noch 12 weitere Schiffe dazu. Eines davon ein 30 m Segler, Vollkarbon, verchartert. Mit Crew natürlich, 4 Personen bedienen das Vehikel. Und 4 Gäste, ein Ehepaar mit 2 Mädchen machen darauf Urlaub. Was kostet der Spaß? Schlappe 55.000 € je Woche, plus Nebenkosten (supplies) versteht sich. Muss man auch einmal haben und wollen. Lustig für uns zuzusehen, dass das kleinere Mädchen vor diesem Millionending so gar keinen Respekt hat. Da wird geklettert und geturnt, was das Zeug hält – kenn ich von wo 😊

Da die Strecke nur kurz war, nutzen wir die Zeit zum Baden im glasklaren 24° warmen Wasser. Das kühlt noch gut ab, ist aber nicht erschreckend kalt, wenn man hineinsteigt. Unter der Philia sind immer wieder Seegrasflächen. Die sind wichtige Laichgründe und Kinderstuben für allerlei Fischzeugs. Entsprechend bevölkert ist das Wasser rund um Philia. Ein bisschen wie Fischsuppe, nur dass die kleinen Mönchsfische noch alle quietsch vergnügt sind.

Seenotrettung im Dienst

Da wir wieder etwas Brot und Gemüse brauchen, fahren wir an Land. Das Dorf ist vor allem Tourismus, kaum ein Haus wirkt „alt“ und traditionell. Die erste Häuserzeile steht mit den Füßen schon fast im Wasser, die Wellen schlagen gegen die Terrassenmauern. Was sich da bei Winterstürmen abspielen wird? Auf der Rückseite der Häuser verläuft „die“ Dorfstraße und danach nur mehr G’stettn. Also am Wasser Bars, zu denen gehören Appartements und hinter der Dorfstraße Parkplätze für die Gäste. AUS

Eine 800 m lange und 30 m breite Geldmaschine, die 4 Monate im Jahr Gold ausspuckt und dann wieder in einen Winterschlaf verfällt. Eh sauber, eh nett, ja schaut aus wie ein Kykladen-Dorf, passt ja auch. Und wenn wir unser Brot und Gemüse finden ist der Zweck für uns erfüllt.

Am Morgen, also gegen 11 holen wir den Anker hoch und segeln weiter nach Nordost. Dort liegt die Insel Paros und die dazugehörigen kleinen vorgelagerten Inseln: Anti Paros – muss sein, fast  jede größere griechische Insel die auf sich was hält, hat ihr eigenes „Anti“ Inselchen. Aber auch so kingende Namen die Strongylo – das könnte eine Comicfigur sein oder Despotiko. Wir wollen in die Bucht zwischen Despotiko und Anti Paros. Die soll flach und gemütlich sein.

Der Wind spielt mit, also fast. Wieder einmal hoch am Wind, wieder einmal Wellen bis knapp unter 2 m – zumindest einzelne waren so hoch. Sonst aber läuft es gut. In gerader Linie kommen wir bis zur Südspitze von Strongylo und dann hart die Küste entlang bis zur Einfahrt in die Bucht zwischen den Inseln. Ein Ankerplatz ist leicht gefunden, es ist ja wirklich viel Platz da.

Trotzdem schaue ich mir an, wo der Anker liegt und was sich am Boden so abspielt. Und, zu meiner Überraschung, läuft doch unsere Kette nur 1 m neben einem am Boden liegenden, verlassenen Anker vorbei. Würde sich die Philia am Ankerplatz drehen, gäbe das sicherlich einen netten Kettensalat. Brauchen wir nicht! Also Anker wieder hoch und 30 m weiter zur Küste erneut ankern. Jetzt passts.

Was uns ganz besonders freut ist, dass Barbara und Stefan mit ihrer LAUSA auch in diese Bucht kommen. Schnell ist vereinbart, gemeinsam Abendessen zu gehen. Wird ein langer Abend, sehr griechisch! Sind wir doch von 7 bis ½ 12 in der Taverne gesessen und haben uns prächtig unterhalten.

Auch so geht Urlaub.

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Kleine Kykladen

Nach Milos sind wir sehr ungeplant unterwegs. Die Trauminseln war erreicht und erobert – und jetzt?
Immer noch geistert die regelmäßige Gefahr des Meltemi in unseren Köpfen herum. Also muss die Reise von sicherer Bucht zu sicherer Bucht gehen. So kommen wir in die kleinen Kykladen. Für uns sind das die bekannteren Inseln Paros und Naxos und all der Kleinkram, der sich in deren Süden aufhält.
Wir erwarten Besuche und müssen auch auf einen Sprung „nach Europa“ zurück kehren

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Meltemi – oder so ähnlich

Wir haben uns in den Süden der großen Bucht von Milos zurückgezogen, denn es ist kräftiger SW Wind vorhergesagt. Kräftig heißt in dem Fall bis über 35 kt. In der großen Bucht bilden sich dann unangenehme Wellen, je weiter im Norden, umso höher werden sie. Das hat mit der Entfernung vom Ufer zu tun. Der Hafen liegt 2 Meilen im Norden, ist vielleicht also kein guter Platz.

Da alle Segler die Wettervorhersagen studieren, sammeln sich im Laufe des Tages immer mehr Schiffe in der Bucht an. Zum Schluss dann waren es 17. Im Gegenzug dazu konnte man sehen, dass der Hafen komplett leer war. Kein einziges Schiff auf den nach Süden ungeschützten Liegeplätzen. Ein paar verwegene sind an den nach Norden ausgerichteten Plätzen geblieben. Da sind dann die Heckleinen die wichtigste Verbindung und denen vertrauen die offensichtlich mehr als dem Anker.

Ruhe vor dem Sturm

Bei uns geht das Spiel zu Mittag los und bald heult der Wind mit jenseits von 30 kt im Rigg. Einige Segler sitzen vorne bei der Ankerkette und beobachten, was sich da so abspielt. Bleibt die Kette in den Böen gespannt oder wird sie lose. Das würde nämlich heißen, dass der Anker rutscht. Bei uns bleibt sie immer hart gespannt. Das bestätigt auch der Ankeralarm. Da bewegt sich nichts, und die Positionen von Philia beschreiben eine nach Lee klar abgegrenzte Banane – alles gut und kuschelig.

Am Abend kommt eine Superyacht, der es im Norden offensichtlich zu wild geworden ist und ankert neben uns. Also am Anfang neben uns. Schön langsam driftet sie zurück, gute 100 m. Dann schickt die Crew ein Dinghi aus, um besseren Ankergrund zu suchen. Bei dem bewegten Wasser sieht man aber kaum was. Sie probieren es ein zweites Mal und rutschen wieder. Dann beißen sie in den sauren Apfel und kehren zurück nach Norden. Lieber Wellen und einen gut haltenden Anker als herumrutschen. Der Chef war vermutlich nicht an Bord, da merkt er auch nicht, wie seine Crew agiert.

Wir fühlen uns auf Philia aber sehr sicher und schlafen beruhigt. In der Früh ist der Spuk eigentlich vorbei. Der Wind hat nach W gedreht und bläst mit kaum mehr als 10 kt. Meltemi war das keiner, denn der müsste aus dem Norden kommen. Der Wind war aber eine gute Übung, wie wir mit starkem Wind auf Ankerplätzen umgehen können und was unsere Philia dabei macht, nämlich nichts aufregendes. Sie schwoit um +/- 30° und das ist gar nicht viel. Große Schiffe wie Motorboote und Superyachten haben wir auch schon bei Drehungen um +/- 90° gesehen. Die stehen dann so quer zum Wind, dass sie alleine dadurch Schräglage bekommen.
Brave Philia!

Wir beschließen Milos zu verlassen und weiterzuziehen.

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Im Reich der Diebe

Kleftiko, die SW Ecke von Milos. Früher ein gefürchteter Ort, heute in touristischer Hot Spot. Täglich fahren da von Adamas Ausflugsboote hin. Segelyachten, die an Deck mit bis zu 20 Personen beladen sind. Jeder einzelne löhnt 130 € für die Tagestour rund um die Westküste von Milos, bis sie am Südwest-Eck Kleftiko erreichen. Uns erinnert das irgendwie an Flüchtlingsboote. Definitiv nichts für uns.

Wir haben einen anderen Plan: Mit einer Gruppe von Rod Feldmann entlang der Südküste paddeln, bis wir Klefitko erreichen. So an die 8 km sollen das sein, je Richtung. Susi und ich im Doppelsitzerkajak, das sollte sich von der Kraft her ausgehen. Außerdem weiß ich schon, dass es bei den Touren immer ausreichend Pausen gibt. Wird schon passen.

Um ¼ 10 holt uns Rod bei der Shell Tankstelle ab. Er kann halt nicht „nein“ sagen, und so wird Susi zu 3 weiteren Damen auf die Rückbank gequetscht. Die vier verstehen sich aber von Anhieb an prächtig und schnattern wie alte Freundinnen beim Klassentreffen. Am Einsetzpunkt werden von 2 Anhängern 17 Boote abgeladen, davon 5 2er, Schwimmwesten, Spritzdecken und Paddel verteilt. Susi und ich richten es uns in unserem Boot bequem ein und bald sind wir am Wasser.

Das Spannende an der Tour ist für mich nicht das Ziel Kleftiko, also nicht nur, sondern die ganze Südküste. Die strotzt nur so von Besonderheiten. Da gibt es alle Arten vulkansicher Gesteine. Fast weiße sehr feine Vulkanasche, dann darüber eine Schicht, bei der sich die Asche und Lavabrocken vermischt haben – das passierte immer dort, wo die Asche, Brocken und Meerwasser zusammengekommen sind. Das sieht dann aus wie Pfefferkörner in Mehl.

Noch weiter oben liegen Schichten von ehemals flüssiger Lava. Und an all diesen Schichten leckt seit Millionen Jahren das Meer, entfernt was weich ist, lässt stehen was hart ist. Das gibt dann eine sehr gegliederte Küste, mit Riffen, vorgelagerten Felsen, Einschnitten, Höhlen und Bögen.

Wir mit unseren Kajaks haben da keinerlei Berührungsangst und fahren oft nur ½ Meter an den Felsen vorbei oder passieren enge Passagen, stoppen ab, drehen das Boot um 90° am Stand, um durch die nächste Durchfahrt wieder hinauszuschlüpfen.

Ein besonderes High Light sind aber die Höhlen und Bögen. Da gibt es Höhlen, die gut 30 m tief in den Berg gehen, sich innen weiten, so dass man bequem drinnen umdrehen kann. Oder, dass ein Motorboot hinein fährt und drinnen Pause macht.

Manchmal ist die Decke hoch und der Raum weit, an anderen Stellen kann das Kajak nur hindurch gleiten, da die Passage für normales Paddeln zu schmal ist. Genau so vielfältig ist auch das Gestein in den Höhlen. In der einen hängen die Felsen spitz herab, in der anderen ist alles rund und weich. In einer Höhle sind die Wände aus weicher Vulkanasche, und die Decke aus Lava. Erinnert irgendwie an einen Dom mit der hellen Kuppel, nur eben umgekehrt.

Nach einer Stunde gibt es eine Pause an einem Sandstrand. Rod erzählt, dass im Winter 2015 die Stürme den gesamten Sand weggewaschen haben. Übrig geblieben sind kopfgroße runde Steine. 5 Jahre hat es gedauert, bis das Meer den Sand zurückgebracht hat. Unweit des Strandes gibt es einen Bogen, der zwar links und rechts aus weißer Vulkanasche besteht, der Bogen selbst ist aber einer dicken Schicht Lavabrocken belegt.

Kurz nach Mittag erreichen wir Kleftiko – und wir sind nicht die einzigen. Superyachten, Ausflugsschiffe, Segelyachten, … alles ist da. Erstaunlich, dass es sehr gesittet zu geht. Niemand macht „Party“ alle wollen Natur erleben.

Als wir nur wenige Meter neben einer Superyacht vorbei paddeln, werden wir freundlich begrüßt und fotografiert. Rod zeigt uns die tollsten Höhlen und Durchfahrten. Manche müssen wir auslassen, da da gerade zu viele Schwimmer unterwegs sind. Na gut, dann eben später. Wir umrunden noch einen Felsblock, also zuerst durch die schmale Einfahrt in die Höhle, dort scharf rechts, bei der breiten Ausfahrt wieder hinaus und dann rechtsherum bis wieder kurz vor der Einfahrt.

 Dort liegt eine Felsplatte wie eine Rampe im Wasser, und wir nutzen das um dort anzulanden. Viel Platz ist nicht, also werden die Boote gestapelt. Die 2er an der Rampe, die 1er etwas höher. Irgendwoher zaubert Rod einen seiner berühmten Tische.

Auf jeder seiner 12 Touren hat er einen Tisch versteckt, auf dem er dann das Lunch-Picknick serviert. Einfach aber gut: Humus, Schinken, Käse, Aufstrich von geräucherten Auberginen, Gurken, Tomaten, Brot – und als Nachtisch eine 6 kg Wassermelone. Natürlich alles in den Kajaks eingeschwommen. Klar, dass wir die Abfälle wieder mitnehmen.

Die Pause wird auch genützt, um zu schwimmen und mit Brille und Schnorchel die Unterwasserwelt zu erkunden. Es ist schon erstaunlich, wie flach die Einfahrt zur soeben befahrenen Höhle ist. Ganz flach machen, auf einen passende Welle warten und durchschlüpfen. Aber schnorcheln im Dunkeln? Ah, so dunkel ist es auch nicht, sobald sich die Augen anpassen. Da kleben schwefelgelbe Schwämme an den Felsen, und als Kontrast dazu ein violetter Belag – toll! Wieder im Hellen eine Vielzahl von Fischen, die die vielen Menschen offensichtlich gewöhnt sind. Keiner nimmt Reißaus, wenn man nahe kommt. Sehr schön.

Ach ja, warum Diebe und Kleftiko. Kleftiko bedeutet im griechischen „Dieb“. Und die Diebe haben die vielen Buchten, Winkel und Höhlen genutzt, um sich hier zu verstecken. Ist dann ein Schiff an dieser Ecke von Milos vorbeigekommen, wurde es angegriffen und ausgeraubt. War ein unfreundliches Eck, dieses Kleftiko.
Heute sind die Diebe die Kapitäne der Touristenboote, und die Touristen betteln förmlich darum, ihr Geld da lassen zu dürfen. 20 x 130 € = 2.600 € für einen Tag Schifferlfahren. Vielleicht werde ich im nächsten Leben doch Touristenschleuderer in Milos!

Zurück geht es dann in recht direkter Fahrt, aber nicht zu schnell, um nicht mit anderen Teilnehmern tratschen zu können. Zum Schluss wieder ein paar Felspassagen, wer mag. Wir probieren eine und werden an der engsten Stelle von den Wellen eines Schiffes erfasst. Statt 20 cm plötzlich 100. Das schwappt neben den Felsen dann schon ganz schön heftig. OK – wir fahren lieber doch außen herum.

Am Ziel sind wir dann doch recht froh wieder aus dem Boot zu kommen. 18 km + Wellen, das ist dann doch anstrengend. Etwas mehr Gymnastik und Dehnung in den Wochen vor der Tour wäre nicht schlecht gewesen. So sind wir froh im Auto zu sitzen und Richtung Philia zu kommen.

Kaum sind wir am Schiff, machen wir es fertig zum Ablegen. Für morgen Mittag ist kräftiger Südwest-Wind vorhergesagt, Kräftig, das ist so an die 30 – 35 kt (60 km/h). So ein Wind und der Ankerplatz vor Adamas, das ist keine gute Kombination. Wir werfen den Motor an und verlegen und an einen Strand im Süden der Bucht. Barbara und Stefan mit der LAUSA sind schon da, fünf andere Schiffe auch. Wir suchen uns einen guten Platz und legen 30 m Kette auf den Sandgrund in nur 4 m Tiefe. Das sollte allemal reichen – sagt die Theorie! Aber was sagt die Praxis? Nun ja, LAUSA hat auch 30 m Kette draußen und die haben schon viel stärkere Winde erlebt. Wird schon passen.

Am späteren Abend kommen dann noch ein paar Schiffe dazu, etwa 10 sind wir bei Sonnenuntergang. Der Blick zurück zeigt, dass das Ankerfeld in Adamas fast leer ist und auch im Hafen sind kaum Schiffe zu sehen.

Da hat wohl wer den Wetterbericht ernst genommen.

Wir gönnen uns noch eine gegenseitige Rückenmassage und fallen in einen tiefen Schlaf.

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Über Stock und Stein

Ich hab Susi ja von meiner Paddeltour zur Schwefelmine erzählt, und dass man da auch vom Land her hin kann. Das wollen wir ausprobieren! Aber mit Moped auf griechischen Schotterpisten? Nicht umsonst ist die Gegend als „no service area“ für die Verleihfahrzeuge gekennzeichnet. Wenn Du dort ein Problem hast, schau, wie Du es gelöst bekommst! Wir helfen Dir nicht!

Egal, wir probieren das. Immerhin ist die „old sulphur mine“ auf den Karten markiert und am Straßenrand angeschrieben. Und Google kennt den Weg natürlich auch. Einen Teil der Strecke kenne ich, von der Anfahrt zum Paddeln. Dann aber geht’s eine nagelneue EU-finanzierte zweispurige Straße entlang. Lange Zeit kommt uns nichts entgegen, überholt uns auch nichts. 13 km Straße nach nirgendwo, die keinen wirklich interessiert? Eigentlich nicht ganz: Es gibt ein paar LKW für die aktiven Minen und für die Müllhalde – aber sonst ??? Naja, hat ja wer anderer bezahlt

Von der „schönsten aller Straßen“ geht der Sprung unmittelbar auf eine sehr griechische Staubstraße, der Weg zur Mine. Eigentlich hat die Straße ja keine wirkliche, kommerzielle Funktion mehr. Niemand macht ein Geschäft damit, sie zu benützen. Entsprechend ist ihr Zustand: An manchen Stellen wie frisch hergerichtet, an anderen Stellen felsig und ausgefahren. Und wir mit dem Roller mitten drin. Irgendwie erinnert mich die Fahrerei an meine Jugend, als wir mit unseren Straßenfahrrädern im Wald über Abhänge, Wurzeln und Steine geradelt sind. Wohl überlegt, langsam, mit viel G’spür.

Bis ganz hinunter schaffen wir es nicht, das wird uns dann insgesamt zu steil und wild. In einer Ausbuchtung wird die „Maschin“ abgestellt und wir wandern zu Fuß weiter. Ich kenn die Schwefelmine und die Aufbereitungsanlage ja schon. Aber auch von der Landseite gibt es spannende Einblicke und Perspektiven.

Der Strand ist nahezu schattenlos, aber wir finden einen Platz unter der kleinen Brücke. Auch ganz nett. Viel interessanter ist aber das nördliche Ende des Strandes. Dort ist das Wasser milchig trüb – obwohl bio – Steine und Sand schillern in rostroten Tönen. Warme Quellen bringen Eisen aus dem Untergrund mit. Sie sind aber zu schwach, um das Meer zu erwärmen. Wir stellen uns in den groben Sand und lassen uns ein wenig einsinken. Die Fersen werden plötzlich warm umspült, so als hätte man eine Fußbodenheizung. Warme Fersen, kalte Zehen – seltsames Gefühl.

Nach einer guten Stunde treten wir den Rückweg an, langsam, Schritt für Schritt die staubige Straße hinauf. Es ist doch sehr heiß und steil. Das Moped enttäuscht uns nicht und schafft die ausgewaschenen, steinigen Passagen ohne Probleme.

Und dann? Kontrastprogramm – beach life in Paleochori. Das ist der Ort, den ich vom Einsetzten für die erste Paddeltour kenne. Heute ist dort volles Programm. Drei verschiedene Anbieter vermieten Strandbetten. Voriges Jahr in Lemnos waren die Betten gratis, und man hat halt eine Konsumation erwartet. Hier läuft das anders. Die Betten gehören zu Hotels oder Tavernen. Die Preise – „wohlfeil“ Also für die Himmelbetten in der ersten Reihe am Wasser werden gerne 110 € genommen, weiter hinten fallen die Preise auf 80 €. Nicht pro Woche, pro Tag, oder auch für nur eine Stunde. Konsumation wird trotzdem erwartet. Die spinnen!!

Da ist es schon billiger sich ein IKEA Bett mitzubringen und danach an andere Urlauber weiter zu verkaufen. Da täten sie schön schauen, die gierigen Griechen 🙂
Weiter weg vom Parkplatz finden wir Strandbetten+ Schirm um 30 €. Irgendwie ist auch das noch verrückt – aber es ist Urlaub, was soll’s.

Lustig ist, dass am Bett neben uns, das Anfangs leer war, ein Paar aus Wels Platz nimmt, dass wir beim Aufstieg auf die Kirche bei Plaka schon getroffen haben. Unsere damalige Erzählung von unseren Abenteuern mit Philia hat sie lange beschäftigt. Um so mehr haben wir jetzt zum Plaudern. Planbar wäre so ein Treffen nicht gewesen.

Pünktlich um 6 stellen wir das Moped zurück zum Verleiher. Aus lauter Verzückung, lässt er uns 5 € nach 😉 Wir ziehen uns wieder zurück auf Philia und bereiten sie für den morgigen „Pit Stop“ im Hafen vor.

Nach über 20 Tagen müssen wir wieder einmal anlegen, Wasser bunkern, die Batterien vollladen, Wäsche waschen. Philia täte eine Vollwäsche auch gut – bekommt sie auch. Unglaublich, wie schmutzig das Wasser ist, das wir vom Deck spülen. Der Wind hat Staub mitgebracht. Die Hafengebühr überschlägt sich wieder: 12,47 € incl. Strom, Wasser ist frei.

Einziger Nachteil an diesem Hafen: angelegt wird mit Buganker und das führt meistens zu unglücklichen „Verkettungen“. Zusätzlich kommen in dem Hafen durch die Wellen der anlegenden Fähren die Schiffe ins Schwingen, und zwar so heftig, dass schon einmal die Masten aneinander schlagen – gar nicht schön. Die können sich nämlich auch verhaken und bei so einer Aktion abbrechen. Kostet dann schlappe 20.000€ und 5 Monate Lieferzeit. Selbst wenn die Kaskoversicheurng einen großen Teil davon übernimmt, ist das nicht wirklich prickelnd. Wenn man Glück hat, reißt es einem nur die ganze Ausrüstung von der Mastspitze. Funkantenne, Windmessgerät, Ankerlicht – auch kein Spaß! Also lieber gut Abstandhalten zu den Nachbarn.

Natürlich ist man anderen Schiffen behilflich, wenn sie anlegen. Die Landleinen entgegennehmen und zumindest für den Augenblick festmachen, das hilft ganz ungemein! Bei so einer Aktion kommt eine alte Ketsch (Zweimaster) mit österreichischer Flagge in den Hafen. Wir kommen sofort ins Gespräch. Barbara und Stefan sind mit ihrer LAUSA, einer fast 50 Jahr alten Amel Europe, seit 10 Jahren in Griechenland unterwegs. Diesmal wieder ein ganzes Jahr, sonst immer nur im Sommer. Schnell steht fest, dass wir gemeinsam Abendessen gehen. Dabei bleibt es aber nicht. Aus dem Abschlusstratsch am Steg wird noch ein Absacker (Wasser aus dem Kühlschrank + Holundersaft) bei uns im Cockpit. Dauert etwas länger – bis fast 2 Uhr! Aber der Weg nach Hause ist ja nicht weit.

Philia bekommt noch 40 Liter Diesel, dann wollen wir sie wieder in das Ankerfeld verlegen. Wenn das so leicht ginge. Einige Schiffe sind gerade dabei anzulegen und die Marineros erstmals aktiv bei der Arbeit. Heute wollen sie Yachten schlichten. Was keine wirklich gute Idee ist, wenn wir abfahren wollen und viel Platz haben – also sicher keinen Nachbarn, der seine Kette noch schnell über meine legt. Nein, die Marineroas wollen links und rechts von uns anlegen lassen. Einen können wir verhindern, den anderen nicht. Und der ist klug genug, um seine Kette sehr nahe an unserer zu werfen.

Wir legen also ab, ziehen die Kette hoch. Dauert ein bisschen, es sind ja 50 m draußen und das ist gut so. Denn als unser Anker an die Oberfläche kommt, bringt er was mit – den Anker des Nachbarn! Echt jetzt?!?

Naja, wir sind im Augenblick weit weg von anderen Schiffen, so mindesten 35 m, also haben wir Zeit für die Entwirraktion. Bootshaken und ein Tau von hinten holen. Das Tau am Bug befestigen und mit dem Bootshaken unter dem fremden Anker durchfädeln. Dann meinen Anker ablassen und dann meine Kette aus dem fremden Anker befreien. Das Tau dann ins Wasser lassen und damit den fremden Anker auf den Grund fallen lassen. Der „zum Glück nicht Nachbar“ schaut von seinem Bug aus gebannt zu. Ich kann ihm jetzt aber auch nicht helfen. Muss erhalt seine Kette dichtholen und dabei hoffen, dass sich sein Anker wieder eingräbt.

Wir fahren jedenfalls los ins Ankerfeld. Zufällig genau an den Platz, von dem wir vorgestern abgefahren sind. Beim Abtauchen des Ankers finde ich neben dem Schiff in 6 m Tiefe eine Plastikklemme, die mir vor 3 Tagen über Bord gefallen ist. Auch gut.

Den Rest des Tages verbringen wir mit Baden und faul sein.
Immerhin fehlt uns ein Teil der letzten Nacht.

… und außerdem haben wir morgen was vor.

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Reise

Der Nordwesten

Also Plaka bei Tag, das ist der Plan. Gemütlich gehen wir es an, wie immer eigentlich. Sind wir einmal an Land, sind wir in kaum 15 min in Plaka. Diesmal nicht am Parkplatz, sondern fast im Zentrum. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Um nicht ganz in die Tageshitze zu kommen, ziehen wir sofort los, um auf den höchsten Punkt, das alte Fort zu kommen. Ein Aufstieg entlang malerischer Gässchen und mit postkartenwürdigen Ausblicken. Türkis schillernde Buchten, strahlend weiße Häuser an die Hügel geklebt, ein Blick über das Meer auf die umliegenden Inseln und natürlich auf die Insel Milos selbst. Kitschig schön!

Gut, dass wir eine Wasserflasche mitgenommen haben, so gelingt der Weg hinauf leichter und die Pause oben an der Kirche ist angenehmer. Toll ist es da oben. Wenn man genau schaut, kann man vor Adamas sogar unsere Philia vor Anker sehen.

Der Abstieg ist natürlich leichter und wir verlieren uns in den verwinkelten Gassen des Dorfes. Das Lokal von gestern hat schon offen, ist aber nicht so knack voll besetzt. Da kommt man dann angenehmer durch und zu den netten Ecken im Ort. Eh fast wie immer: Souvenir und (echte) Kunst in kleinen Geschäftslokalen. Manches ist wirklich nett, manches echter Ramsch.

Nach einer Runde reicht es uns und wir legen eine Pause in einer Taverne unter Bäumen ein. Was zu trinken und ein Joghurt mit Früchten und Honig. Volltreffer! Joghurt mit Honig ist uns ja bekannt, aber Stückchen von Wassermelone oder Apfel dazu – das hatten wir bisher noch nicht. Das wird sofort in unseren Speiseplan aufgenommen.

unbedingt nachmachen

Nach der Pause beschließen wir das alte Amphitheater zu erforschen. Das ist oberhalb von Klima zu finden, unweit des Fundortes der Venus oder eigentlich Aphrodite von Milos. Das Original steht als kolonialistische Raubkunst im Louvre in Paris. Die Dame war schon auf einen türkischen Frachter verladen und wurde dann durch einen französischen Offizier mit vorgehaltenen Waffen überzeugt, doch lieber mit nach Paris zu kommen. Dann macht man so ein Kunstwerk zum persönlichen Geschenk an den König und die Besitzverhältnisse sind ein für alle Mal geklärt.

Am Weg zum Theater fallen uns eine Reihe von alten Windmühlen auf. Die müssen wir natürlich sehen. Wobei, es ist klar, dass keine einzige davon funktioniert. Das sind heute „originelle“ und luxuriöse Touristenunterkünfte. Schön sind sie trotzdem.

Aber zurück zum Amphitheater. Das Ding stammt eigentlich aus der römischen Periode, also  rund 400 Jahre vor der Zeitwende. Wie so vieles wurde es im Laufe der Jahre zerstört, in dem Fall aber besser als zuvor wieder aufgebaut. Baustoff?

Na, nehmen wir halt mal was richtig teures: Weißer Marmor ist gerade gut genug. Und dann machen wir es groß, richtig groß, so für 7 bis 8.000 Besucher in, sagen wir 50 Reihen. Die Hintergrundkulisse bildet die Insel und das Meer. Für das passende Licht sorgt der Sonnenuntergang. Hat doch was, oder?
Die Frage die sich mir stellt: Wo kamen die 8.000 Leute her, die die Vorstellungen besuchten? OK, in Milos gab es schon immer viel Bergbau. Aber hat man die Bergbausklaven zum Theaterbesuch eingeladen?

2500 Jahre alt und immer noch gestochen scharf.
Zur gleichen Zeit hat in Hallstadt der Salzbergbau seine Blütezeit erlebt (Bronzezeit)

Spannend ist, dass das Amphitheater, oder das, was davon ausgegraben wurde, frei zugänglich ist. Da gibt es einen Teil des Zuseherraumes mit den Marmorsitzen. 800 Leute finden heute noch im Theater Platz. Die Spielbühne lässt sich erahnen und das Bühnengebäude (= die Kulisse), also die 2 von 7 Abschnitten die noch erhalten sind, sind ein beeindruckendes Beispiel für die damalige Steinmetzarbeit. Wie fein da gearbeitet wurde und wie gut das zum Teil noch erhalten ist – unglaublich!

Nein, keine moderne Kunst – Verwitterung an einer Mauer.
Oder einfach vulkanisches Gestein mit vielen Gasblasen

Als Besucher darf man sich völlig frei im Theater bewegen, griechisch halt. Diese Offenheit wird von den Besuchern wertgeschätzt – es gibt weder Verschmutzungen noch Schmierereien. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass der Ort des Theaters nicht leicht zu erreichen ist und den „Fritz liebt Anna“ Schmierern der Weg einfach zu beschwerlich ist. Ich glaub ja, dass kaum ein einheimischer Grieche das jemals besucht hat.

Bühnengebäude
Das ist weniger als 10tel des Zuschauerraumes
feel free to walk around

Wir verweilen eine Zeit lang, blicken hinab auf das Meer und den Ort Klima. Der hat auch was Besonderes: Dort gibt es kleine Häuschen am Meer, die im Obergeschoß bewohnt sind und im unteren Geschoß, quasi auf Höhe des Wasserspiegels, breite Tore für das Winterlager der kleinen Fischerboote haben. Damit das alles nett aussieht, sind die Fenster und Türen bei jedem der Häuschen in einer anderen Farbe gestrichen. Man sieht’s halt vom Land aus nicht wirklich. Segler sind im Vorteil 😊

Am Weg zurück in die Zivilisation entdecken wir in Trypiti eine urige Taverne. Da ist zwar um 6 echt noch nichts los, aber wir sind willkommen. Das vor allem auch, da wir sofort sagen, dass wir es nicht eilig haben und sehen, dass die Köchin gerade Pause macht. Also alles sehr gemächlich. Während wir so da sitzen und die Aussicht genießen, müssen wir mit dem Mopedverleiher noch abklären, dass wir das Moped weitere 24 h haben können – können wir!

Es war ein guter Tag

Gegen 8 geht es zurück nach Adamas. Auf halben Weg stoppen wir bei einer Bäckerei und holen noch frisches Brot für das nächste Frühstück.
Moped beim Hafen abstellen, umsteigen auf’s Dinghi, zur Philia fahren –

– fertig