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Nach Hause kommen

Schon vor Sonnenaufgang, beginnt sich das Schiff wild zu bewegen. An Ruhe und Schlafen ist nicht zu denken. Ich schau hinten kurz hinaus, ein Blick auf den Wind Anzeiger am Mast und der Entschluss steht fest: weg von da – sofort!

Wäre da nicht die Sache mit dem Anker, werden wir den an Bord bekommen? Ja, geht – problemlos. Jetzt aber Kurs auf die NW Ecke von Fourni und eigentlich auf den Kerkis. Der Kerkis ist der höchste Punkt von Samos und an seinem Fuß liegt Ormos Marathokampos. Da wollen wir hin.

Kerkis umhüllt sich geheimnisvoll

Je näher wir kommen, umso mehr Details können wir von Samos erkennen. Da ist die Taverne „am Ende der Welt“. Hinter der Ecke liegt Limnionas. Dort konnte ich Daniel, dem Sohn einer Freundin, zeigen, dass sich im Wasser rund um Samos keine Krokodile herum treiben. Ein Stück weiter ist Psiliamos, der lange Sandstrand, davon gibt es in Samos nicht so viele. Oben am Berg zeichnen sich die bekannten Dörfer ab: Marathokamos, Platanos, Spartarei. Und unter Spartarei liegt Balos. Dort haben wir viele Sommer verbracht. Sophie hat dort zu gehen gelernt, Magdalena ist einmal ein Oktopus über den Fuß geklettert. Da müssen wir dann unbedingt unsere Freunde besuchen.

Rechts die Taverne am Ende der Welt, links ein unnötiger Prachtbau aus viel Beton

Zuerst aber müssen wir in Ormos anlegen. Ich glaub zum ersten Mal in diesem Sommer rufe ich am Funk eine Marina an und bitte um Anweisungen. Während wir das Schiff vorbereiten – Dinghi abladen und seitlich anbinden, Festmacherleinen am Heck vorbereiten, Bootshaken bereitlegen und die Gummihandschuhe gleich dazu. Die Kugelfender noch richtig in der Höhe einstellen. Da ist dann auch schon Jannis mit seinem Dinghi da, um uns den Weg zu zeigen.

noch wenige Sekunden ….

Susi fährt das Manöver, gelassen und souverän. Selbst, dass die zugewiesene Lücke recht schmal ist, bringt sie nicht aus der Ruhe. Jannis will mit seinem Dinghi an unserem Heck andrücken, aber ich zeige ihm, dass er uns nur machen lassen soll. Susi stoppt Philia wenige cm vor der Mole ab, Leinen rüber, Muringleine übernehmen.
Angekommen.
Fertig.

… festgemacht.

Uns fällt die ganze Anspannung der letzten Tage ab. Samos, das ist ein uns vertrauter Platz und das östlichste Ziel unserer Reise.
Urlaub bei Freunden.
Entspannung.
Pause.

und nun auch angekommen
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Langer Tag, kurze Nacht

Es ist so weit, der Wind ist eingeschlafen, zumindest fast. Und die Richtung passt auch für Dounussa. Das wird heute eine gemütliche und kurze Fahrt, kaum 15 Meilen, also 3 Stunden. Da können wir uns in der Früh Zeit lassen. Erst um 11:30 geht es los.

Zuerst unter Motor aus der Bucht, später dann unter Segel bei wenig Wind und Welle nach NE nach Dounussa. Bei den kurzen Distanzen erkennt man alle umliegenden Inseln: Amorgos im Süden, Levita liegt im Dunst im Osten, hinter Dounussa kann man im Dunst die Gipfel von Ikaria erkennen. Ikaria, das haben wir doch bei unseren Urlauben in Samos immer wieder erkannt. Naxos dominiert den Blick nach Westen, aber im Nordwesten blitzt Mykonos hervor. Alles eigentlich nur Tagreisen – wenn man rechtzeitig anfängt.

Leise nähern wir uns Dounussa. Der Hauptort ist gut zu erkennen, aber wir wollen in die NW Ecke, nach Kalotarissia. Da soll eine schöne Bucht sein, in der wir übernachten wollen, um dann morgen nach Ikaria weiterzuziehen. Wie zu erwarten ist der Wind im Lee der Insel zu schwach, um uns voranzutreiben. Außerdem setzt eine Strömung von gut einem ¾ Knoten ein, gegen uns, versteht sich. Dieser ¾ Knoten wird uns noch fehlen!


Kaum sind wir an der NW Ecke angelangt, wird der Ruf von Ikaria, fast wie die Sirenen des Odysseus, unwiderstehlich. Wir rechnen kurz nach: Im besten Fall sind es 25 Meilen, also 5 Stunden, vielleicht etwas mehr der ¾ Knoten tut jetzt schon weh. Aber es sollte sich bis Sonnenuntergang ausgehen – knapp. Susi will die Chance und die wenigen Wellen unbedingt nützen. Also los!

Einziges Problem:
Ikaria ist steil und felsig, Ankerplätze sind rar, die wenigen Häfen werden als eng und schwierig zu befahren beschrieben. Leuchtfeuer zur Unterstützung gibt es nicht. Wer also nicht rechtzeitig da ist, hat einfach Pech und muss weiterfahren, oder geht ein hohes Risiko ein, irgendwo aufzulaufen. Unser Ziel ist eine Bucht ganz im Südwesten mit dem schönen Namen „Trapalo“. Soll malerisch schön sein, aber auch klein.
Einen Plan B haben wir natürlich auch:  12 Meilen die Küste entlang gibt es den Haupthafen von Ikaria, Agios Kyrikos. Der hat sogar eine Marina und – tataaa – Leuchtfeuer.

Ja, oder Nein? Man kann Ikaria gut sehen, aber es ist schon noch ein weiter Weg

Mal sehen.

Am Abend zeigt sich auch Kerkis, der höchste Berg von Samos – und da wollen wir eigentlich hin.

Der Wind ist zwar da, und die Fahrt durch das Wasser passt auch so halbwegs, aber der ¾ Knoten lässt die Ankunft nicht vor 22 Uhr zu. Das ist deutlich zu spät, geht doch die Sonne um 8 unter. Was solls, bleibt der Motor halt eingeschaltet. Dann holen wir unseren holländischen Freund, „Vaart van Selber“ – der Autopilot ans Steuerrad und wir haben einen entspannten Nachmittag – und späten Nachmittag – und frühen Abend. Und kommen dann genau wie geplant bei Sonnen untergang in Tapolo an.

Just in Time. Noch 10 min Sonne und dann 40 min Dämmerung

Das ist eine wirklich schöne Bucht. Vorne ein kleiner Sandstrand, dahinter üppige Natur. Hat nur einen Nachteil: Das Wasser ist sehr tief. Wir müssten den Anker auf 14 m Tiefe fallen lassen. Das können wir schon, aber dann wird der Radius in dem sich das Schiff bei Wind bewegt so groß, dass wir die Felswände links und rechts davon berühren könnten. Nach zwei Runden beschließen wir: Schön aber nicht gut; also Plan B.

Jetzt heißt es schnell die Philia auf Nachtfahrt umzustellen: Navigationslichter ein, Dampferlicht ein – damit zeigen wir, dass wir unter Motor fahren. In der Kabine die roten LED Streifen aktivieren. Am Kartenplotter den Kurs abstecken. Und für uns selbst auch gleich die warmen Sachen rauslegen. Am Wasser kann es durch die hohe Luftfeuchtigkeit recht schnell unangenehm werden. So geht’s hinein in die Finsternis, zumindest am Anfang. Dann kommt der Mond heraus – und was für einer:

Dieser August hat 2 Vollmonde, noch dazu von der größeren Sorte. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit, wird sein Licht tausendfach gebrochen und es leuchtet der ganze Osten so, als wäre da eine riesige Straßenlaterne. Das macht das Leben leichter. Zum ansteuern eines Hafens, der am Weg liegt, ist es aber trotzdem zu  wenig – weiter.

Um 22 Uhr erreichen wir Agios Kirykos. Da ist die Mole extrem gut ausgebaut – aber für die Fähren reserviert. Der Stadthafen ist voll und vermutlich auch zu flach. Und die Einfahrt zur Marina geht 3x ums Eck. Wieviel Platz drinnen ist, ist kaum auszumachen. Lieber doch nicht. Ankern einfach im Hafen? Der ist zu tief – auch keine gute Idee. Noforeignland.com sagt aber, dass südlich der Mole, ein guter Ankerplatz sein soll. Groß, freies Wasser, Abstand zum Land. Das probieren wir aus.

Anker hinunter und Kette auslegen, geht ja. Dann den Anker einfahren. Klingt nicht gut, die Kette rumpelt über den felsigen Grund. Irgendwann verhakt sich der Anker im dunklen Wasser. Wir haben keine Ahnung, ob wir den je wieder herauf bekommen. Für weitere Experimente ist uns aber zu spät. Müde von der langen Fahrt und mit gemischten Gefühlen fallen wir in die Koje.

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Koufonisia

Der Plan war einfach: 5 Meilen nach Osten, 2 Meilen nach Süden und dann in eine türkisgrüne Bucht.


Schritt 1: Ablegen unter Motor und fahren, bis der Wind einsetzt
Der kam dann auch bald und  mit 5 bis 6 kt und kaum Welle sausten wir dahin. So könnte es bleiben! Und wenn es so bliebe, könnten wir doch auch gleich bis Amorgos durch fahren – hab ich mir gedacht

Schritt 2: Kurz bevor wir Koufonisia erreichen, kommen wir wieder in so eine verwirbelte Windzone, wo man in alle Richtungen gleichzeitig fahren muss. Nicht so toll, also Motor an.

Schritt 3: Die Wellen kommen und mit ihnen der Wind. 24 kt  von der Seite und Wellen bis 1,6 m. Segel klein machen, den Mut aufblasen und weiter machen. Nach Osten, denn im Süden liegt ja die Insel und im Norden liegt auch eine – aber da ließe uns der Wind ohnehin nicht hin. Wir lassen uns also durchschütteln, versuchen die Wellen so zu nehmen, dass sie am wenigsten unangenehm sind. Unangenehm sind sie aber immer noch.

Schritt 4: Wir haben den Norden von Koufanisia endlich passiert und können die Ostküste in gebührendem Abstand hinunter fahren. Jetzt sind die Wellen angenehmer, sie kommen fast von hinten. „Fast“ ist aber auch nicht gut, denn das bringt Philia gehörig ins Schaukeln. Dafür ist das mit dem Wind jetzt besser

Viele weiße Kämme sind nie ein gutes Zeichen – außer man liebt Starkwind

Schritt 5: Vor der Bucht, die uns viel kleiner erscheint als auf der Karte, werden noch schnell die Segel geborgen. Nicht so ganz lustig, wenn uns die Wellen immer noch schaukeln. Und dann geht es mutig in der Mitte, zwischen den Klippen hindurch ins Paradies:
Wenig Welle, immer noch Wind, glasklares Wasser mit 4-5 m Tiefe und einer Farbe – besser als jedes Kitschbild von den Bahamas!
Anker runter in den gut haltenden Sand, Motor aus, umschauen.


Im Hintergrund steile Klippen, die aussehen, als wären sie aus Blätterteig geschichtet. Davor ein Sandstrand – „unverbastelt“ könnte man sagen. Also keine Schirme und nur eine, etwas zurück gesetzte Bar. An den Hängen über der Bucht einige wenige Häuser. Und ganz rechts eine kleine Mole, an der so alle 30 bis 40 Minuten zwei kleine Boote anlegen und Touristen bringen oder holen. Warum sie das aber immer im Doppelplack tun, bleibt uns verborgen.‘

Das Wasser ist angenehm warm, nicht ganz so warm wie wir es schon hatten, aber man kann es gut und lange aushalten. Da bleiben wir! Wo sollten wir auch hin, bei dem Wind ist das hier sicher die beste Option, auch wenn immer wieder Wellen in die Bucht herein reflektiert werden und uns kräftig schaukeln. Kennen wir, können wir aushalten, passt so. Es dauert 2 ganze Tage, bis sich das Wetter beruhigt und wir ans Weiterziehen denken können. Der Plan steht ja fest: Amorgos, die lange Insel, dann nach Levitha und weiter nach Leros inmitten des Dodekanes. Das wäre der Startpunkt für die Fahrt nach Norden, nach Samos.

Let’s see.

Susi’s Haare zeigen die Windrichtung, meine zeigen überall hin
Parikia – Kalando – Koufonisia 40 Meilen in 2 Tagen
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Auf nach Osten

Nach fast 7 Wochen in und um Paros geht es weiter. Paroikia ist nett, aber auch nicht erschöpfend. Auf Susis Wunschliste steht noch Koufanisia, auf meiner Samos. Naja, Koufonisia ist näher, also zuerst in diese Richtung.

Der Wind meint es recht gut mit uns: 15 bis 20 kt aus Nord und wir wollen nach Süden – passt genau! Das Vorsegel heraus, nur ein Stück, und wir fahren los. Diesmal die flache Durchfahrt Paros / Antiparos unter Segel. Immerhin können wir die Fahrt und die Richtung heute optimal kontrollieren. Sollte man schon tun, denn das Fahrwasser ist nur 3 m tief, also kaum 1,3 m Wasser unter dem Kiel. Was die Sache zusätzlich spannend macht ist, dass am Ende der Durchfahrt die Fähren zwischen den Inseln hin und her fahren. Da muss man also eine Lücke erwischen, um da hindurchzuschlüpfen.

Aber die Übung gelingt. Dafür finden wir uns dann in einem Pulk von hin und her rasenden Wassersportlern wieder: Surfer, so traditionell mit Surfbrett und Segel, Kitesurfer mit ihren bunten Schirmen, ein Trainingslager von 5 Speed-Kitern auf ihren foilenden Brettern, Singsailer, … alles da und wir mitten drin. Mit unserer Philia so quasi einem Dinosaurier des Segelsports. Wir können da nur stur unsere Spur fahren. So sind wir für die anderen, viel wendigeren Sportler gut einzuschätzen. Spannend, das Gewurle von innen zu sehen!

An der SW Ecke von Paros dreht sich der Wind freundlicher weise mit uns mit, so dass wir auch hier, da dann auf Ost-Kurs immer noch vor dem Wind fahren können. Der Wind macht das oft, dass er sich um ein Kap „herumbiegt“. Nur haben wir so bald ein Problem: Am SW Kap, dreht er nach Osten, und am SE Kap dreht er nach Westen. Also stoßen die beiden Winde aufeinander und dort ist dann alles und nichts: Segelschiffe, die mit 1 Meile Abstand beide mit Wind aus 180° unterschiedlicher Richtung aneinander vorbeifahren. Da stimmen dann die Vorrangregeln nicht mehr. Oder der Wind ist plötzlich weg, wirbelt herum, kommt aus einer ganz anderen Richtung wieder zurück.

Lange geben wir uns diesen Freuden nicht hin und starten den Motor, aber eben nur kurz. Dann ist der Wind wieder konstant aus der Düse zwischen Paros und Naxos und begrüßt uns mit den mitgebrachten 1,5 m Wellen, die nun natürlich genau von der Seite kommen.
Aber was solls! Wir wissen, dass wir noch 90 min in die Bucht Kalando fahren werden. Dort dann den Anker hinein und Pause. So kommt es dann auch. Wir sind bei unserer Ankunft das einzige Schiff, dass heute da ankert. Später kommt nur noch ein weiteres dazu. Zufall, oder das nahe Ende der Saison?

Ein einsamer Strandbesucher

Am Abend fahren wir an Land, um die Taverne des Marineros zu besuchen. Ganz neu eröffnet, toller Blick über die Bucht. Seine Schafe geben eine nette Klangkulisse. Der Rest ist dann sehr improvisiert: Die Speisekarte ist  mit Kuli auf ein Stück Karton geschrieben. Das Ding ist schon recht abgegriffen und zerknittert. In der Küche geht es recht laut und ruppig zu, aber gut, Griechisch wirkt oft ruppig auf uns.
Die Speisen sind recht traditionell – was wir ja schätzen – aber kalt, richtig kalt. Und gefüllte Tomaten (kalt) mit Kartoffeln (auch kalt) und Tomatensauce (erst recht kalt) sind halt nicht wirklich eine Gaumenfreude.
Naja, er wird uns als der Grieche mit dem größten Potential zur Verbesserung in Erinnerung bleiben

Die Aussicht ist schon einmal recht gut. Die Speisen hinken noch etwas nach
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Leisure time

Wieder ein Paar Tage in Paroikia, auch zum Wasserfassen und dann wieder in Naousa. Einerseits bietet das Wetter nicht sehr viel, andererseits warten wir auf Besuch. Felix‘ Eltern kommen für einen Kurzurlaub zu uns auf die Philia.
Dazu fliegen sie nach Athen und fahren dann mit der Fähre von Rafina nach Paros. Dauert zwar einen ganzen Tag, Direktflüge gibt es aber nicht und von Athen auf die Insel zu fliegen dauert auch fast gleich lange.

Leider zeigen sich die Kykladen von ihrer windigsten Seite. Wegen des Meltemi hängen wir in der Bucht von Paroika zwar sicher vor Anker, aber auch fest. Segeln bei Böen bis 38 kt (> 60 km/h) und Wellen bis knapp unter 2 m ist nichts für uns – und für unerfahrene Gäste schon gar nicht. Aber es gibt ja Alternativen: Wir mieten 2 Motorroller für 3 Tage und düsen über die Insel.

Boje hatten sie keine, also musste die Yacht herhalten

Zuerst geht es nach Naousa. Das kennen wir zwar aus der Entfernung aus der Bucht, aber bisher war der Ort für uns unerreichbar. Mit dem Moped sind das keine 15 Minuten – und dann nochmals 15 Minuten, bis wir den Weg zum Hafen finden. Als Segler muss man natürlich den Hafen ansehen.

Der Hafen ist – naja. Also die Wellen vom Nordwind schlagen hinein. Die Strom und Wasseranschlüsse sind zerstört, die Mooringleinen fehlen oder liegen am Grund. Das macht dann ein Anlegen mit Anker extrem spannend: „werde ich meinen Anker jemals wieder aus dem Wasser bekommen?“ Offensichtlich hat die Gemeinde kein Interesse mehr, den Hafen in Ordnung zu erhalten. Für die einheimischen Fischer und Ausflugsboote reichts, die zahlungskräftigen Touristen kommen eh von der Landseite.

Trotzdem ist Naousa ein malerisches Dorf. Verwinkelte enge Gassen, eben nicht an jedem möglichen und unmöglichen Platz ein Souvenirgeschäft. Eher ein Dorf für Griechen als eines für Touristen. Wirklich schön – aber brenn heiß! Wir brauchen einen Strand.

Mit den Mopeds fahren wir nach Norden, zum Strand von Santa Maria. Dort angekommen: Kommerz pur! Sonnenliegen um 35€, dicht an dicht. Daneben im Sand liegen wird ungerne gesehen. Im Wasser Halligalli und „ur vui Leit“. Nein, das geben wir uns nicht, da fahren wir wieder.  Ein paar Tage später kommt es an genau diesem Strand zu einer Protestaktion gegen ausufernden und nicht lizensierten Kommerz an den Stränden. Als Konsequenz wird diese Strandbar, und etliche andere, behördlich geräumt. So geht es in Griechenland auch.

Ein Stück die Straße zurück war doch eine Badestelle, Strand würde ich nicht sagen. Vom Straßenrand kann man über ein paar Stufen zum Wasser hinunter klettern. Für den Weg hinauf ist ein Seil montiert.   Unten gibt es „ebene“ Flächen im Schatten und für genau 3 Paare – natürlich besetzt. Daneben, aber immerhin im Schatten, „Stehplätze für zu spät gekommene.“ Macht nichts. Legen wir unsere Sachen halt auf die Böschung und gehen so ins Wasser. Wir wollen uns eh nur abkühlen.

Während wir so im Wasser treiben, kommen drei höhere Wellen. Wahrscheinlich von einer Schnellfähre, die vor langer Zeit da draußen nach Naxos gerast ist. Uns im Wasser ist das egal und unsere Sachen liegen ja auch hoch an der Böschung und bleiben trocken. Aber die anderen 3 Paare werden förmlich weggeschwemmt. Auch gut. Die retten ihre Sachen und ziehen sich rasch zurück. So haben wir dann doch einen einsamen Strand gefunden 😉.

Noch vor dem Sonnenuntergang fahren wir zurück nach Parikia und haben ein Abendessen in einer Taverne, direkt beim Hafen für die Kleinboote, wo auch unser Dinghi liegt.

Nach einem Tag am Meer, geht es heute ins Gebirge. Wir wollen uns das Bergdorf Larissa ansehen. Über eine gut ausgebaute Straße treiben wir unsere Mopperl hinauf. 9 km und 400 Höhenmeter, immer wieder mit einem Ausblick auf die Westküste und Naxos. Larissa liegt ein einer Falte des Gebirges, hingepickt, mit vielen verwinkelten Gässchen, steilen Treppen, wenn es eben nicht weiter geht. Immer wieder ein kleiner Platz, der oft für Tavernen oder Restaurants genutzt werden. Schatten gibt es von den Hausmauern und den wenigen großen Bäumen. Insgesamt ein recht heißes Vergnügen.

Johann und Andrea suchen sich eine Bleibe mit Schatten und Erfrischung, Susi und ich suchen uns den Weg zur Kathedrale. Dabei kommen wir beim Atelier einer Künstlerin vorbei. Sehr schöne, fein glasierte und bemalte Fayence Teller und Becher, aber auch Arbeiten aus Marmor. Marmor wird auf Paros seit der Antike gebrochen. Der ist relativ grobkörnig und reinweiß. Sie bietet sogar Kurse für Bildhauerei an. Wäre einmal interessant, oder?

Die Kathedrale ist für so einen kleinen Ort riesig. Davor ist ein großer, schöner Platz, dahinter, einen Abhang hinunter der Friedhof. Und auf den Seiten hat man einen schönen Ausblick auf die Umgebung. Sehr nett. Am Platz davor der „Kirchenwirt“, heißt hier halt Taverne. Unten Lokal, oben Wohnung, ein Mann-Betrieb und die Kuchen ist „Mother made“.

Andrea und Johann finden wir dann in einem weiteren kuriosen Kaffee. Zwei alte Damen haben ihr Wohnzimmer umfunktioniert und bieten auf der Terrasse des Hauses Limonenkuchen oder Cheese Pie an. Für das WC muss man ein Stockwerk tiefer steigen. Das schaut dann alles schon recht privat aus. Aber die Betreuung ist ausnehmend nett.

Früher hat man das Holz auf den Esel gebunden, heute muss der Toyota herhalten
Es war wirklich sehr heiß

Andrea und Johann wollen nochmals nach Naousa, Susi und ich ins Tal der Schmetterlinge. In Paroikia werden wir uns wieder treffen. Für uns geht es also noch ein gutes Stück den Berg hinauf. Die Straße ist an steilen Stellen betoniert, die anderen sind Schotter. Na, da kann unser Mopperl zeigen was es kann. Immer höher hinauf. Aber selbst da gibt es fürstliche Anwesen für ganz Zurückgezogene. Oder Weinbau. Oder Ziegen. Und Eleonorenfalken treiben sich da auch herum. Wegen der großen Höhe gibt es noch blühenden Thymian. Wohl das letzte Mal für Heuer, dass wir den sehen – und riechen.

Hinunter wird es noch schlimmer als hinauf. Da ist der Weg nämlich nicht mehr die Zufahrt zu den (militärischen) Sendeanlagen am Gipfel, sondern nur mehr für „verirrte Touristen und besoffene Griechen“. Bis wir wieder Asphalt erreichen sind wir knapp 50 min unterwegs. Genau 2 Fahrzeuge sind uns entgegengekommen. Wenn einem da was passiert, wartet man vermutlich recht lange.

Das Tal der Schmetterlinge ist eine kleine Kostbarkeit. Da hat ein Grundbesitzer erkannt, dass auf seinem Grundstück, dass zwar für Landwirtschaft oder Bebauung ungeeignet ist, sich jedes Jahr im Sommer tausende Schmetterlinge aufhalten.

Also eigentlich ist das kein Schmetterling, sondern ein Nachtfalter, der „Braune Bär“ oder auch die „Spanische Flagge“, der sich hier zur Paarung trifft. Die mögen halt kühle Blätter, Wasser von einem Rinnsal und Ruhe. Diese Falter fressen nämlich nur, bis sie sich als Raupen verpuppen, dann nicht mehr. Alle Energie, die sie haben, muss für die Zeit als Falter ausreichen. Nach der Eiablage ist dann Schluss mit Lustig – der Lebenszweck ist erfüllt.

Wenn sie so dasitzen, sieht man nur die gesprenkelten Deckflügel, dunkelbraun und beige. Ein Muster ähnlich wie das der Giraffen – auch wenn sie nicht miteinander verwandt sind. Die Unterflügel sind aber leuchtend orange-rot, mit ein paar wenigen dunklen sprenkeln. Hin und wieder fliegt einer auf, wechselt seinen Platz, landet wieder mitten im Getümmel. Manche sind dann so ungeschickt, die Flügel nicht ordentlich zu falten, so dass dann ein Unterflügel heraus blitzt und man eine Idee von der Farbigkeit dieser Falter bekommt.

Hin und wieder kann man sie auch in Wien finden. Wobei, finden, tut man nur die, die schon das Zeitliche gesegnet haben. Die anderen schlafen gut versteckt auf Baumrinden.

Am Abend fahren wir mit dem Dinghi zum Steg der Strandbar und gehen über den Hügel zum Aoloi. Tolles Essen zu, zugegebenermaßen, hohen Preisen. Aber immerhin, Vollmond war mit im Preis inbegriffen. Zum Abschluss noch eine Nachtwanderung zurück zum Dinghi und einen Absacker im Cockpit.

Tags darauf, pünktlich um 10, waren die Gäste mit dem Seajet wieder dahin.

Mailbox – von früher halt
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Antiparos

Jeder besseren Insel ihr „Anti“ – Inselchen dazu. Auch bei Paros ist das so. Am späten Nachmittag verlassen wir Alyki und segeln los. Eine spannende Strecke steht bevor: zunächst liegen vor Alyki einige Inseln und dann ist die Wasserfläche nach Norden durch die immer näher zusammenrückenden Inseln Antiparos und Paros eingeengt. Der Wind: Wie immer genau auf die Nase, also aufkreuzen. Das macht die Sache noch spannender. Ach ja, je weiter nach Norden, um so flacher wird das Wasser, bis hin zu Untiefen, die es zu vermeiden gilt.

Wenigstens ist der Wind gleichmäßig und wir brauchen nicht ständig die Segelflächen verändern. Mit gt 5 kt geht es stetig dahin. Mit Steuern und Navigation wechseln wir uns ab. Speziell wenn es auf die Stadt Antiparos zu geht, hat Susi ein sehr genaues Auge auf die Wassertiefen und auf den Weg den ich wähle.

In kaum 2 Stunden sind die 8 Meilen geschafft und wir suchen uns ein Plätzchen im Ankerfeld, in mitten von Luxusyachten aller Art. Deren Beiboote sind schon beeindruckend. Was sind da dann Segelyachten mit 100 Fuß Länge oder ein Katamaran mit 77 Fuß um knapp 5,5 Mio. €? Eigentlich ein Schnäppchen, oder? Keck wie wir sind, packen wir unser 2,4 m Schlauchboot aus, hängen den mächtigen 2,5 PS Suzuki Außenborder dran und düsen los. Klar, dass uns die 2x 600 PS Beiboote locker stauben, aber damit muss man leben.

Das nenn ich einmal Türglocken!

Andererseits: Als wir im Hafen von Antiparos nach einem Plätzchen für das Dinghi suchen, fährt parallel zu uns so ein PS Monster. Auch die haben den suchenden Blick, nur sie suchen nach links und wir nach rechts. Das wird sich so nicht ausgehen. Blickkontakt herstellen, ein Handzeichen von mir, wo ich hin will, eines von denen, dass sie mir  gerne den Vortritt lassen – Sache geklärt. Auf das Fleckchen Sandstrand, auf das wie das Dinghi hochziehen, da hätten die eh niemals hingepasst. Klein sein, ist nicht immer von Nachteil.

Wir stehen also mitten in Antiparos, ziehen den Zündschlüssel = die Kill Chord ab und stapfen los. Hübsch ist es hier, aber auch hübsch heiß. 10 m neben dem Dinghi beginnt die touristische Hauptstraße. So als hätten wir beim Taxistand neben der Staatsoper angelegt. Na, passt ja. Die Straße ist heraus geputzt, sehr gepflegt, Geschäfte die durchaus auf gehobenes Klientel abzielen. Antiparos ist (auch) ein Spielplatz für sehr reiche Menschen. Es gibt einen Grund, weshalb sich hier die Superyachten versammeln. Der Heliport der Insel, an dem täglich mindestens 10 Helikopter mit betuchten Gästen ankommen, trägt sicher auch dazu bei. Tom Hanks hat da ein Häuschen, Obama war schon da und jetzt wir mit unserer „tiny – superyacht!“
Was soll da noch schief gehen?

Die Straße ist zu der Zeit noch nicht zu sehr überlaufen. Wir finden eine Bäckerei – ach ja, Brot geht aus. Die haben da nicht nur das übliche Weißbrot, sondern auch Brot aus Sauerteig. Das haben wir in Griechenland bisher noch nicht gesehen. Das kommt also in den Trockensack und mit aufs Schiff. Und Mürbgebäck haben die auch. Nicht mehr lange, denn wir kaufen was davon für unsere Jause. Aber das picksüße Baklava Zeugs, das lassen wir gerne da. Sieht zwar hübsch aus, mit diesen haarigen Teigfäden, aber mehr als ein Praline-großes Stück bringen wir nicht über die Lippen.

Wie so oft ist vorne alles schnuckelig, wenn man in eine Seitengasse abbiegt und einen Blick nach links und rechts riskiert – na, da gibt es noch ausreichend zu tun. Je weiter wir in die Hauptstraße vordringen, umso weniger Luxus und Ramschgeschäfte gibt es. Die werden von Restaurants aller Art abgelöst, später werden das dann Bars und Fast Food Geschäfte. Wobei, auch da haben nicht alle den letzten Winter überlebt. Ersatzlos gestrichen. Dafür gibt es größere Plätze mit den Tischen vieler Kaffees und Bars, schön schattig gelegen und angenehm. Dort sitzen auch alte Griechen – immer ein Zeichen für unverfälschte Kultur im Ort.

Der einzige Zugang zum Kastel

Dort hinten geht es auch zum Kastel. Wer jetzt eine prächtige Festungsanlage, so wie in Methoni oder Koroni erwartet, wird enttäuscht. Das Kastel ist hier eigentlich eine befestigte Wohnanlage. Ein Geviert von 85 m Seitenlänge, deren Außenwand die Rückseite von 3stöckigen Wohnhäusern ist. Jede Etage ist von außen begehbar.

Wohnen auf 3 Etagen. Ich bin mir sicher, dass ursprünglich das Straßenniveau tiefer war

In der Mitte des Gevierts steht eine sehr große Zisterne. Immerhin sind die Bewohner von 75 Wohnungen, um 1500 sicher so um die 500 Bewohner zu versorgen. Da muss ganz schön was los gewesen sein, bei so vielen Menschen aller Altersstufen auf so engem Raum. Ein spannendes Bauprojekt, von einem Venezianer der hier her geheiratet hat durchgeführt.

Einige Wohnungen sind heute noch bewohnt, andere, besonders die im Erdgeschoss sind verrumpelte Lagerräume. G’stetten halt. Freiwillig würde ich das unten nicht einziehen wollen. Wobei einige Häuser im oberen Bereich ganz nett hergerichtet sind.

Schon am Weg hier her haben wir uns einen Griechen ausgesucht, der sehr lokale Speisen zu moderaten Preisen auf der Speisekarte hat. Da gehen wir hin, sind eher bei den ersten Gästen des Abends. Für uns ist der Platz eine gute Beobachtungswarte. Wer kommt, wer geht, was tut sich in der Straße.
Viele Touristinnen, die so an- oder besser ausgezogen sind, als kämen sie gerade vom Strand. Über dem sehr knappen Bikini hängt ein sehr luftiges Häkelkleid, das auch als Fischernetz gute Dienste leisten würde. Gruppen von Burschen zeigen ihre Muskeln und Tattoos, um die Damen zu beeindrucken. Urlaub ist Brunftzeit!

Es gibt aber auch die, die einfach zu viel Geld haben: Enges rotes Kleidchen, mit Silikon gut gefüllt, Lippen zu Schwimmreifen verformt und dazu wadenhohe „Bergschuhe“. Zur Abrundung noch einen Bodyguard, der die Einkaufstasche hinterherträgt. Kann man machen, muss man aber nicht.

Im letzten Büchsenlicht machen wir uns auf den Weg zur Philia. Beim Ablegen vom Stadtstrand wird das Dinghi die ersten Meter gerudert. Und damit ich weiß wohin, rudere ich es „verkehrt“ herum, damit ich sehe, wohin ich fahre. Das wird von einem Kind am Ufer bemerkt und sofort lautstark beim Papa reklamiert.

Stimmt schon, dass man mit dem Rücken zur Fahrtrichtung rudert, aber es ist halt einfach praktisch beim Ausparken.

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Alyki


Der Wind hat uns entlang der Südküste von Paros nicht begeistern können. So sind wir einen großen Teil der 18 Meilen unter Motor gefahren. Nicht nett, aber was soll’s. In Alyki gehen wir nicht in die Bucht vor der Stadt, sondern in der gleich daneben. Eigentlich nur ein Badestrand, sandig und sehr flach. Gut für den Anker! Und gleich um’s Eck ist der Anfang der Fressmeile von Alyki. Also ein guter Platz um zu bleiben.

Wir schwimmen ausgiebig und ziehen dann kurz vor Sonnenuntergang los. Fressmeile trifft es ganz gut: Auf 800 m reiht sich ein Lokal ans andere. Also eigentlich die Küchen und „Winterräume“ rechts der Dorfstraße, dann die Straße und auf der Wasserseite die „Sommertische“. Alle Lokale knack voll und immer noch genügend Touristen, die noch nach einem Platz suchen. Dazu noch 30° und hohe Luftfeuchtigkeit – nicht sehr angenehm.

Ankern am Badestrand

Und ein Lärm von den vielen Menschen, unglaublich. Wir sind das gar nicht mehr gewöhnt. Bei uns am Schiff ist es immer so ruhig. Wir hören das Wasser und den Wind. Selbst Musik hören wir selten, und wenn, dann über Kopfhörer, um den anderen nicht zu stören.

Nach einmal hin und her entschließen wir uns für eine kleine Nachspeise: Schokowaffeln. Einen Stitzplatz bekommen wir direkt am Wasser, denn die anderen Touristen sind noch bei ihren Hauptspeisen. Dafür tobt hinter uns ein übermüdetes Kind, und auf der anderen Seite ist eine griechische Großfamilie am Diskutieren.

Lange hält es uns hier nicht, auch wenn die Waffel wirklich gut war. Aber wir wollen zurück auf unsere Welt.

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Nichts – und 3 Tavernen

Wir wandern weiter. Heute nur ganz kurz, es ist ja auch nur ganz wenig Wind. Den zwischen Schoinoussa und Irakleia können wir nützen, da wirkt die Düse einmal für  uns. Dann wird es mau und wir starten den Diesel. Ist aber nicht sehr weit bis zur Bucht von Kalando an der Südspitze von Naxos.

Kalando ist eine kleine Bucht mit Sandstrand und sonst nix. Keine Schirme, keine Touristen. Ein Anbieter nützt den Strand als Startpunkt für seine Seekajak Touren. Das ist auch schon der touristische Höhepunkt des Tages. In der Bucht ist Platz für 4 oder 5 Schiffe – und einen kleinen Hafen. Dahinter an den Hängen der Hügel sind insgesamt 3 Tavernen, die um die Segler buhlen. „Komm zu uns, wir holen Dich mit dem Auto ab“.

Wir bleiben trotzdem an Bord und genießen die Ruhe.

Am nächsten Morgen rudern wir in den Hafen. Wir haben nämlich gelesen, dass man da Wasser holen kann, und nach den Tagen in Schoinoussa wäre das sehr praktisch. Ja, man kann – und einfach anlegen kann man auch. Anker runter und Arsch zur Mole. Dann muss man auf Wassili warten, das ist der Hafenmeister und Besitzer einer Taverne. Der hat den Schlüssel zum Wasserkasten.

Also zurück zur Philia, herrichten für das Ankermanöver, langsam und rückwärts in den Hafen. Links die Steine der Mole, rechts einen große Sandbank. Anker fallen lassen, weiter zurück fahren, festmachen. Ein Manöver das uns früher Respekt abgerungen hat, jetzt „mach ma“ – ganz einfach.

Wassili kommt und erklärt, wie das geht. In „seinem“ Hafen haben 6 Schiffe Platz, wenn kein Wind geht auch ein paar mehr. 11 € würde die Nacht kosten, brauchen wir aber nicht. 4 € für das Wasser sind heute genug. Wassili hat uns schon gestern beobachtet. „Ihr seid an Bord geblieben“, dabei hat er so eine schöne neue Taverne. Und eigene Schafe und Ziegen und Schweine hat er auch – für die Taverne. Bestes Fleisch für bestes Essen. Irgendwann werden wir bei ihm einkehren.

Ich frag dann noch, wie man von da nach Naxos kommt. Taxi kostet 100 € und dauert 1 Stunde. Wenn er die 40 km Bergstraße fährt, braucht er 45 min. Wenn ich das fahren würde, dann sicher ½ Stunde länger. Aber die Straße ist gut ausgebaut. Nur 3 km sind einspurig und 2 km sind Schotterstraße – also eh super ausgebaut.

Aber wir brauchen das alles nicht. Wir tanken Wasser, pritscheln noch ein wenig am Deck damit herum und legen wieder ab. Neues Ziel: Südspitze von Paros, Aliki heißt es dort. Aber wie so oft gibt es zuerst keinen Wind. Wir hoffen, dass aus der Meerenge zwischen Paros und Naxos Wind kommt.

Und so ist es dann auch.

Nicht alles ist billig in Griechenland. Im Gegenteil, manchmal zieht es Dir echt die Schuhe aus – wobei, bei den Flipflops ist das auch ganz einfach.

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Schoinoussa


Am Morgen packen wir unsere Sachen, wobei „Morgen“ ziemlich relativ ist. Frühstück nicht vor 9 beschreibt die Sache besser. Dann wird das Dinghi auf das Heck gebunden und im Schiff aufgeräumt. Und „schon“ geht es los. Unser Ziel ist eine Insel in den kleinen Kykladen – Schoinoussa wurde uns empfohlen.

Kirchen gibt es in Griechenland wirklich überall

Also Anker auf und dann rund um die Nordspitze von Paros herum. Dann ist man schon im Kanal zwischen Paros und Naxos. Da geht es dann zügig dahin, der Wind fast genau von hinten. Links und rechts immer was zu schauen. Wo sind Ankerplätze, wo sind die Strände, was tut sich da an Land, was tut sich am Wasser und was tut sich knapp unter der Wasseroberfläche – scharfe Felsen greifen nach Deinem Schiff. Die Südspitze von Naxos ist bald erreicht. Wie so oft, verändert sich an solchen Stellen alles: Der Wind nimmt zu, Wellen sind plötzlich da – und die Windrichtung ist wie so oft nicht die, die wir brauchen können. Dafür dann aber fast 1 kt Strömung genau auf die Nase. Plötzlich fahren wir ganz normal schnell, kommen aber fast nicht weiter.

Hinter Naxos sehen wir Rauch aufsteigen – Waldbrand! Bitte nicht auch noch diese Insel abfackeln. Rhodos hat das Feuer gerade überstanden.

Rauchschwaden am Himmel – leider keine Wolken

Am Abend ziehen dichte Rauchschwaden über den Himmel und am Morgen ist unser Deck von Asche bedeckt. Dafür ist der Himmel wieder lar. Glück für Naxos!

Irgendwie mogeln wir uns nach Schinoussa. Die Insel hat einen kleinen Hafen, meist ist der mit Motoryachten gut gefüllt. Ankern ist dort kaum möglich. Schon vor der Einfahrt in die Hafenbucht stehen die ersten Superyachten. Na, dann können wir uns den Versuch sparen. Zwei Buchten weiter soll es auch recht schön sein.

Million Dollar Babe – aber der Heli würde mir gefallen 🙂

Am Weg dorthin treffen wir eine alte Bekannte, die Superyacht AIR, die vom Mentos Hersteller, die mit dem weißen Hubschrauber obendrauf. In Zakynthos haben wir sie zum ersten Mal gesehen. Diesmal trägt sich am Mast auch kleine Nationalflaggen: Norwegen und Schweiz. Ob da wirklich jemand 1 Mio. € ausgegeben hat, nur um auf dem Ding zu wohnen?

Auf der Insel gibt es so gut wie nichts, dafür kann man gut Pause machen
Kaffe, Tschick, Wasser, ein Bankerl und einen Freund – mehr braucht man nicht.

Wir biegen in die Bucht ein und sind das vierte Schiff hier. Ganz links finden wir einen Platz und legen 50 (!) m Ankerkette aus. Das hat einen guten Grund: Wieder einmal soll es Meltemi mit bist zu 30 kt geben. Das haben andere auch mitbekommen: Am Abend sind wir dann 14 Schiffe, die hier auf Wetterbesserung warten. Wir sind entspannt, wissen dass der Anker hält und genießen die Zeit. Immerhin ist das kühlende Meer nicht weit und durch den Meltemi ist die Luft schön trocken.

Als der Meltemi eine Pause macht leert sich die Bucht, wir sind für ein paar Stunden das einzige Schiff. Die Zeit nützen wir, um uns mehr in die Mitte der Bucht zu legen. Das ist uns noch sicherer. Klar schauen wir drauf, dass auch für andere noch genügend Platz ist. Und sie kommen schon daher. Weltumsegler aus Brasilien, Luxussegler aus Italien, Katamarane – alles mögliche halt.

Wir nutzen die Chance um einmal an Land zu gehen und in die Chora von Schinoussa hinauf zu gehen. Das sind knapp 80 Höhenmeter, nicht viel, aber die Gegend ist brenn heiß und ausgedörrt. Schinoussa gilt als eine der trockensten Inseln überhaupt mit nur 240 mm Regen pro Jahr (!). Bei nur 220 mm würde man das schon als Wüstenklima bezeichnen. Getreidefelder werden da gerade einmal 20 cm hoch, bevor alles vertrocknet. Die Sonne brennt vom Himmel, reflektiert von der staubigen Straße, die noch dazu ganz schön steil ansteigt. Gut, dass wir Wasser mit haben und viele kurze Pausen machen. Jeder Schatten wird genützt.

Gibt es auch sowas wie „Schafshitze“?

Unter einem Baum liegen ein paar Schafe, schauen aus wie hingeronnen und warten nur darauf, dass die Hitze nachlässt. Der Ort ist, sagen wir einmal, sehr griechisch: Eine „Hauptstraße“, ein großer Wegweiser, der auf ein paar Siedlungen und Strände hin weist – keiner ist weiter als 3,5 km entfernt. Entlang der Hauptstraße eine große Zahl an Lokalen. Oft sind die Tische noch zusammen gestellt, denn am Abend stehen sie dann mitten auf der Straße. Hin und wieder huscht eine schwitzende Kellnerin zu den Gästen, die im Schatten auf der anderen Straßenseite sitzen und bring ihnen ein kaltes Getränk. Am Weg zurück fächelt sie sich mit dem Tablett Luft zu. Es ist einfach zu heiß heute.

Wir sind ja auch nicht zum Sightseeing da. Wir brauchen ein paar Nahrungsmittel, eh nur einfaches Zeug. Zum Beispiel für Susi eine laktosefreie Milch. Gibt es tatsächlich, im dritten Geschäft, für wohlfeile 4,30 € je Liter. Ich glaube, der günstigste Wein ist billiger. Vielleicht könnte man Susi ja auch umstellen. Wein soll ja auch keine Laktose enthalten. Eigentlich brauchen wir auch Brot. Gibt es nur bei der Bäckerin und die ist leider ausverkauft. Dann halt nicht.

Die Waage ist nicht ganz so modern, dafür geht sie auch ohne Strom

Wir gönnen uns noch eine Pause in einem Lokal, unter einem Blätterdach, und schauen den Menschen zu. Touristen, die als Selbstdarsteller Urlaubsfotos schießen. Da wird auf den hellblauen Stühlen vor einem Caffenion die unnatürlichsten Posen eingenommen und Grimassen gezogen, was das Zeug hält. Lustig – und wer wird dann mit diesen gekünstelten Bildern beglückt?

Wir kommen ganz gut ohne aus, der Selfie-Wahn streift uns nur ganz leicht. Wenn schon Aufnahmen mit uns, dann doch lieber der gute alte Selbstauslöser auf einer „anständigen“ Kamera.

Was aber durchaus spannend ist: Einige der Leute, die da „ganz normal“ neben den Griechen oder so armen Seefahrern wie uns sitzen, sind die Eigner von Superyachten, die hier, auf dieser kleinen Insel, endlich einmal „normal“ tun dürfen. Keine Paparazzi, kein Klischee das man erfüllen muss, einfach Mensch sein. Die geben ganz schön viel Geld dafür aus, um so zu erscheinen, als ob sie keines hätten. Verrückte Welt!

Ein trockenes, karges Land

Zurück beim Dinghi steigt Susi sofort ins Wasser. Ich darf sie dann nachziehen und bis zur Philia rudern.

Dort bekomme dann auch ich meine Abkühlung – endlich.

Zwei Tage später steige ich in der Früh ins Dorf hinauf um Brot zu holen. Und weil ich einfach nett bin, nehme ich 2 Brote für andere Segler mit. Eines bekommen Franzosen ins Cockpit gelegt, das andere eine belgische Crew. Die Franzosen bedanken sich überschwänglich und laden uns in ihr Haus in Paros ein – falls wir in der Nähe sind, ein Auto brauchen oder eine Waschmaschine.
Die Belgier laden uns am Nachmittag zu einem Drink bei ihnen ein. War keine einfache Konversation – wer kann schon Englisch – dafür aber war es lustig.

Ein Brot mitbringen, uns schon ist der Bann zwischen Schiffen und Nationen gebrochen.

So einfach geht das, wenn man sich traut.

Der Meltemi kann aber auch anders: In der Früh kommt ein Katamaran vorbei, der offensichtlich ein Problem mit dem Segel hat. Die Bucht gefällt ihm aber nicht und er fährt weiter. Hätte er nicht tun sollen, denn nach 30 min kommt er reumütig zurück. Jetzt ist das Segel ganz durchgerissen und aus einem 30 € Schaden ist ein 3 000 € Schaden geworden.

Hätte man leicht vermeiden können – schade um das Segel
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Naoussa – 1.Versuch


Wir haben den Tipp bekommen, dass Naoussa ganz besonders schön sein soll, und dass die Bucht vor Naoussa auch ganz besonders sauberes Wasser und guten Schutz vor dem Nordwind bieten soll. Na, da müssen wir hin – also zunächst in die Bucht.

Vor der Abfahrt von Parikia machen wir noch einen kurzen Stopp beim Hafen, um noch den vorderen Wassertank zu füllen. Also kurz einmal mit dem Heck an die Mole. 3 € kostet das Wasser, das Anlegen kostet nichts. In Kroatien hätte das Wasser nichts gekostet, dafür aber das Anlegen eine halbe Tagesgebühr, so zwischen 40 und 60 €. Dann lieber doch nur 3, oder? Während das Wasser in den Tank läuft, der Druck ist hier nicht wirklich hoch, flitze ich noch den Müll wegbringen und beim Supermarkt noch Brot und Käse holen. Geht sich gerade aus. Dann schnelles Ablegen, der Tankwagen wartet schon auf einen Kunden. Ein paar Tausend (!!) Liter Diesel sollen in eine Motoryacht geladen werden. Deren stündlicher Verbrauch ist mehr als unserer in einer ganzen Saison – unglaublich, oder?

Wir segeln also aus dem breiten Hafenbecken und bei wenig Wind und dennoch Welle die Küste entlang nach Norden. Nach der halben Strecke schläft der Wind ein und der Diesel muss wieder einmal her halten. Als wir die Bucht erreichen, ist die schon ganz gut gefüllt. Dort wo das Ufer steiler ist, stehen, wie bei einer Verkaufsausstellung, Superyachten. Mit ewig langen Ankerketten und dicken gelben Landleinen sind sie vertäut. Naja, die Eigner wollen kein Schiff, dass sich bewegt. Kaum sind sie fest gemacht, werden die Spielzeuge ausgepackt und präsentiert. Wasserrutschen sind voll im Trend.

For sale or rent
Teuer muss nicht immer auch schön sein. Dieses schwimmende Glashaus bietet vor allem viel Platz.

Wir finden einen Platz vor einem seichteren Teil der Bucht. Sind da zwar nicht alleine, aber in 3 Minuten an einen einsamen Sandstrand geschwommen. Da kann man es aushalten.

Spannend finden wir es, den Superyachten und ihren Spielzeugen zu zu sehen. Jetskies gibt es eher wenige, dafür elektrisch angetriebene Surfbretter, die sich aus dem Wasser erheben können (Hooverboard). Am Abend rotten sich die Crews verschiedener Schiffe zusammen und machen dann zu sechst das Ankerfeld unsicher.

Schaut nett aus, wirklich!

Aber in den Ort Naoussa kommen wir so nicht, das müssen wir uns für später aufheben.

Naousa muss warten