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Palea Epidaurus

Nach zwei Nächten ziehen wir wieder weiter. Immer näher zum Winterlager der Philia in Agii Theodori, ganz tief im Saronischen Golf, fast an der Einfahrt zur Straße von Korinth. Davor wollen wir aber noch tief in die griechische Geschichte eintauchen. Schon der Name des Hafens Palea Epidaurus sagt wohin es uns zieht.

Der Saronische Golf gilt generell als windarm, und so ist es auch heute. Unter Motor ziehen wir langsam der Küste entlang bis wir nur wenige Meter vor dem Hafen einen „Hygienestopp“ einlegen. Michaela und Claudio springen noch einmal ins Wasser, ich geh dann lieber in unserem Badezimmer warm duschen.

Das Anlegen in Palea Epidaurus gelingt problemlos. Die Zufahrt zum Hafen führt zwischen zwei mächtigen Leuchtfeuern hindurch, direkt auf einen kleinen Park zu. Außerhalb des markierten Weges ist es recht flach, also Vorsicht!

Vor dem Park machen wir, wie schon gewohnt mit dem Buganker fest. Gleich hinter dem Schiff steht eine etwas vergammelte Versorgungssäule, um die sich offensichtlich schon länger niemand mehr kümmert. Trotzdem spuckt sie Strom und Wasser aus – kostenfrei. Auch um Hafengebühren kümmert sich niemand. Dafür steht in einer Ecke eine große Tafel, dass 2016 ein EU-Projekt zur Vitalisierung des Hafens begonnen hat. Ist nicht viel übrig von dem Projekt und das Geld ist längst versickert.

Gleich am Nachmittag machen wir einen Spaziergang, um uns umzusehen. Immerhin gibt es hier das „kleine Theater“, ein kleines griechisches Theater und in der nächsten Bucht eine versunkene römische Villa.

Die liegt jetzt ca. 1 m unter der Meeresoberfläche. Der Weg dort hin ist allerdings abenteuerlich. Zunächst kann man dem Wasser entlang gehen, da die Griechen Privatgrundstücke nicht bis ganz zum Ufer zulassen. Was aber, wenn das Wasser diesen öffentlichen Streifen weg frisst? Dann muss man entweder durch das Wasser oder über fremden Grund. Naja, wir machen beides.

Ein nach oben verjüngender Schlitz im Fels führt zur Grabkammer

Am Weg zurück zum Boot schauen wir uns noch byzanthinische Gräber an. Da wurde ein sich nach oben verjüngender Schlitz in den Felsen gehauen und dort, wo sich die beiden Wände treffen, dann eine Grabkammer gebaut. Mitten in Palea Epidaurus sind 5 von diesen Gräbern. Wenn man nicht danach sucht, findet man sie nicht. Ausgeschildert sind die nicht – is ja nix besonderes.

Die Grabkammer ist vergleichsweise einfach und klein

Naja, Palea Epidaurus ist nicht gerade arm an Kultur. War das doch die Hafenstadt zur weit über das Land hinaus bekannt. Daher auch das „kleine Theater“, die römische Villa und vieles mehr, dass da im Boden schlummert. Das Ziel war aber immer die Heilung, die man sich im „Kurort“ Epidaurus erhoffte.

Heute ist Palea Epidaurus ein verschlafenes Nest. Es gibt die üblichen Geschäfte, Restaurants und Hotels – dafür aber keine Gäste mehr. Wenn man was spezielleres sucht, zum Beispiel einen Leihwagen, gibt es nur Kopfschütteln: „We are a village, not a city“
Na dann …

Die Granatäpfel werden reif – es wird Herbst

Heilung suchen wir nicht, aber Epidaurus der Ausgangspunkt unserer modernen Medizin wollen wir schon sehen.

Morgen – wenn der Bus wieder geht.

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Auf nach Poros

Wieder liegt ein langer Tag vor uns, rund 45 Meilen über den Sarronischen Golf, vorbei an einer einzigen Insel, Agios Georgios. Die Insel haben wir schon in der Nacht gut gesehen. Sie ist von 20 Windrädern bevölkert, dafür keine Menschen. Die roten Lampen sind weit zu sehen, den Leuchtturm braucht es eigentlich nicht mehr.
Vorteil für uns: Wir können über lange Distanz die dort herrschende Windrichtung und ein bisschen auch die Stärke ablesen.

Schon kurz vor 8 geht es los. Zuerst aus unserer Bucht und um die Insel herum. Vorhergesagt ist kräftiger Wind aus dem Norden, so mit Böen bis 22 kt – knackig also. Wir lassen die Segel bis zum Kap lieber noch herunten und schauen uns einmal um. Vier andere Yachten sind fast gleichzeitig mit uns gestartet. Das gibt einen guten Überblick über See- und Windverhältnisse.

Am Kap dann fast enttäuschende 7 kt Nordwind. Auch gut – Vollzeug und einen schönen Segeltag. Zumindest bis Mittag, und damit der halben Strecke hält das an. Genau bei Agios Georgios schläft der Wind ein, so dass kaum 3 kt Fahrt übrig bleiben. Naja, wieder einmal der Motor. Wir wollen halt noch bei Tageslicht in Poros an den Kai gehen, was soll’s.

Es waren halt die letzten gesegelten Meilen dieser Saison.

Die Einfahrt nach Poros wird trickreich: Michi hat das Ruder, Claudio und ich machen die Navigation. Nach Poros fährt man einen schmalen schiffbaren Kanal zwischen Kai und einer langen Flachstelle hindurch. Das Fahrwasser ist kaum 40 m breit und macht mehrere Kurven. Legt da ein Schiff mit Buganker an, braucht es die gesamte Fahrwasserbreite für das Manöver. Gleichzeitig passieren aber Schiffe in beiden Richtungen. Sehr spannend. Immerhin haben Schiffe ja keine Bremsen, um mal schnell stehen zu bleiben. Und was die anlegenden Schiffe machen, ist immer unberechenbar. Gelingt das Manöver, muss es wiederholt werden …

Poros ist eine Halbinsel einer Insel, die nur knapp vom Pelopones, der ja selbst eine Halbinsel ist, getrennt ist. Der ganze Ort klebt auf einem Hügel, an dessen Fuß die Molen und Kais gebaut sind. Neben den vielen Charterschiffen, Poros ist quasi vor der Haustür von Athen, gibt es jede Menge an kleinen und größeren Fähren für Passagiere, Autos und kleine LKWs. Und alles wuselt durcheinander, nimmt aber auch durchaus Rücksicht, so dass jeder unbeschadet sein Ziel erreicht. Nur die Wellen sind manchmal unangenehm.

Fast wie am Attersee

Vorsichtig und langsam quetschen wir uns da durch. Immer ein Auge auf das Fahrwasser und eines auf Anlegemöglichkeiten, denn wir wissen auch noch nicht wohin.
Um die Ecke, gleich nach dem Platz für die Superyachten, am Beginn des langen Kais für die „normalen“ Schiffe, finden wir ein Plätzchen. Wir passen noch zwischen die Kaimauer und das erste Schiff. Michi macht ein einwandfreies Manöver, die Nachbarn helfen uns mit den Leinen. Noch ein wenig hin und her ruckeln, Abstand zur Mauer regulieren, Pasarella ausklappen, fertig, angekommen.

… und dann gleich beim Eisgeschäft vis a vis zuschlagen – das Leben ist schön!

Wir nutzen den zweitägigen Stopp in Poros für Entspannung und auch ein bisschen für mein Technikproblem. Schon wenige Minuten nach der Ankunft stoppe ich den Tankwagenfahrer und frage nach einem Motortechniker. Er gibt mir eine Nummer, rufe an und der Techiker verspricht in einer Stunde vorbeizukommen. Er will versuchen meinen Thermostat zu beleben. An meiner ganzen Geschichte ist er gar nicht interessiert, sondern er nimmt den Thermostat einfach mit in seine Werkstätte.

Was tut so ein Thermostat? Er regelt das Zusammenspiel zwischen innerem und äußerem Kühlkreislauf und damit die Motortemperatur. Und genau da hakt es. Ich bekomme immer wieder Warnungen, dass der Motor zu heiß ist und wirklich nichts hat bisher Abhilfe geschaffen. In 24 Stunden bekomme ich das Teil zurück, oder vielleicht auch einen etwas anderen. Mal sehen.
Nach 24 h ist der Mann tatsächlich wieder da: Der Thermostat öffnet etwas verzögert und dann recht plötzlich, also nicht ganz so, wie es sein sollte. Dann wurde er noch in Aceton gereinigt und jetzt …
Wer weiß? Also wieder einmal das Kühlmittel aus dem Motor auslassen und den Thermostat wieder einbauen. Bei der nächsten Fahrt wird dann die Temperatur mit gemessen.

Vor der Einfahrt die Überreste einer mächtigen Burg

Poros selbst ist reichlich unspektakulär. Verwinkelte Gassen, in hafennähe Touristenfallen, weiter weg vor allem enge Gassen. Nicht wirklich toll.
Toll hingegen ist die Lage: Die Stadt ist unglaublich gut geschützt und dahinter ragen hohe, dicht bewaldete Berge auf, deren Gipfel heute von Wolken umgeben sind. So wirkt die Szene eher wie ein Hafen auf einem Salzkammergut See. Irgendwie unerwartet und unwirklich für uns.

Aber auch schön entspannend!

Kythnos – Poros: 40 Meilen mit Kurs 280° – Navigation kann so einfach sein
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Zurück zu den Anfängen

Michi und Claudio reisen in ihre Vergangenheit, und die liegt am Weg in unser Winterlager. Der nächste Stopp ist als schon lange klar: Der Hafen Kamares auf Sifnos.

Die Ausfahrt aus dem Krater von Milos wird noch unter Motor gemacht. Wie so oft steht der Wind genau in die Bucht, anders kann er hier nicht. Aufkreuzen ist möglich, aber viel zu mühsam. Erst nach 5 Meilen, ja, die Bucht ist wirklich so tief, setzen wir Segel – halber Wind, mit 8 kt nicht viel aber gut genug für eine entspannte Fahrt. Wir haben ja Zeit. Dafür bekommen wir bald Besuch. Noch bei den letzten Inseln vor Milos, zwängt sich eine große Fähre an uns vorbei. Immer wieder beeindruckend, diese Dinger.

Kamares selbst, auch ein Fährhafen, wirkt verschlafen und leer. Ein anderes Segelboot steht da, sonst ist es ruhig. Das Schiff zeigt uns wenigstens, wo wir gut anlegen können. Unklar ist nämlich immer die Wassertiefe unmittelbar bei der Hafenmauer. Da gibt es Häfen, wo die Mauer 2,5 m abfällt und selbst unten der Grund noch befestigt ist. In anderen Häfen fällt er Boden aber so flach ab, dass wir mehr als 2 m vor der Mauer anhalten müssen, um nicht unser Ruder zu riskieren. Hier, neben einem anderen Boot schaut es aber gut aus. Michi fährt das Manöver alleine, ich schaue zu und nicke zustimmend, Claudio macht den Anker. Passt.

Ist sie nicht süß, unsere kleine Philia?

Später kommt dann noch ein Charterschiff am Weg ins Winterquartier und eine 80 ft Motoryacht. Richtig putzig schaut unsere Philia daneben aus! Kamares ist der Haupthafen von Sifnos, also ist alles da, um die Reisenden zu versorgen. Einige Tavernen, kleiner „Supermarkt“ – die heißen ja immer so, egal wie klein sie sind – Autoverleih, natürlich schon geschlossen. Viel Platz ist ja nicht in der Bucht, da sie auf allen drei Seiten von hohen Bergen (> 500 m) umgeben ist.

… wie damals …

Und der Strand der U-förmigen Bucht begrenzt einen Sumpf. Somit stehen dort keinerlei Gebäude. Der Ort kann sich also nur unter den steilen Hängen und vom Strand weg ausbreiten. Das ist mühsam und daher wurde weitgehend unterlassen. So ist Kamares ein recht ursprünglicher Ort geblieben.

Selbst die gelegentlich ankommenden Fähren stören diese Idylle kaum. Sehr friedlich ist es da, wohl auch der ausklingenden Saison geschuldet. Macht nichts, uns freuts. Das einzige was uns nicht freut ist, dass am nächsten Tag der Bäcker geschlossen hat. Sonntag – aber woher soll man als Langzeitsegler auch wissen, welcher Tag heute gerade wieder ist?

Die Nacht war jedenfalls sehr sehr ruhig – und der Morgen auch. In aller Ruhe legen die Schiffe ab. Die große Motoryacht, „Forever“ mit rosarotem Licht aufs Heck gestrahlt, hängt wieder einmal am Tankwagen. 2000 Liter Diesel – reicht gerade mal für 4 Stunden Vollgas. Gut, das ergibt dann knapp 200 Meilen. Wenn man vorsichtig ist, reicht das dann auch für die paar Tage bis Poros wo wir sie in kaum einer Woche wieder treffen – wieder am Tankwagen hängend.

Wir brauchen das alles nicht und ziehen gemütlich gegen 11 Uhr wieder los. Diesmal soll es eine Bucht im Süden von Serifos sein. Ein kurzer Sprung von 14 Meilen bei nur ganz wenig Wind, also viel Motor. Nicht so mein Ding, ich würde viel lieber segeln – aber ohne brauchbaren Wind geht’s halt nicht.

Noblicher Gegenverkehr: Die Yacht Rhea am Weg in die Kykladen.

Spannend ist dafür die Koutala Bucht. Die hat 3 „Blätter“, wie ein Kleeblatt, ist rundherum von Hügeln umgeben, die vom früheren Eisenerzbergbai ganz zernarbt sind. Da gibt es Eingänge zu Stollen mit Abraumhalden davor. Horizontale Terrassen wahren wohl die Fahrwege von den Hunten zu den Schrägaufzügen hinunter zu den Sortieranlagen und den Verladestationen am Meer. Auf einer Seite ragt noch eine rostige Verladebrücke über das Ufer hinaus.

Auch am Strand findet man Überreste des Bergbaues. Rostige Tonnen, verfallende Betriebsgebäude, Ketten, die ins Wasser führen und für die Verankerung der Frachtschiffe gedient haben. Vor dieser historisch interessanten Kulisse, versucht sich ein wenig Tourismus zu etablieren – ganz zaghaft noch. Ein oder zwei Tavernen oder Bars sind zu sehen, aber schon längst geschlossen. An anderen Stellen stehen 2. Wohnsitze, frisch herausgeputzt und ungenutzt, eigentlich im Nirgendwo. Ich weiß nicht, wie weit es bis um nächsten Supermarkt ist. Jedenfalls ist es nicht weit nach Athen, denn dort werden die Besitzer wohl leben.

Gerade weil da nichts los ist, ist das Wasser extrem klar. Ich ziehe mich um und schwimme an den Strand. Sandboden bis 2 m vom Ufer. Dort kann ich gerade stehen. Dann eine steile Schotterstufe und dahinter feiner Kies. Etwas weiter nach links wird der Strand dann sandig. Nett ist es da schon, aber was macht man da??

Später kommt eine zweite Yacht dazu, ankert in einiger Entfernung – ist ja auch genug Platz. Das wird einer der wenigen Abende auf diesem Abschnitt, auf dem wir selbst ein Abendessen kochen. Meist bleibt unsere Küche kalt.
Der Abend wird noch ruhig. Wir genießen einen unglaublichen Sternenhimmel.

Erst um ½ 11 machen wir uns auf den Weg zu einem weiteren, für Michaela und Claudio wichtigen Hafen: Merichas auf Kythnos. Dort hin haben ihre Klassen, unabhängig voneinander die Maturareise gebucht und sich die beiden dann kennen gelernt. Klar waren sie sehr gespannt, wie der Ort nach 35 Jahren aussieht.

Nur ein zarter Wind treibt uns an, so dass immer wieder der Motor zum Einsatz kommen muss. In Merichas finden wir eine gut gefüllte Mole, die am Rand noch reichlich Platz für uns bietet. Ich mache die Anfahrt und lege unsere Kette aus – naja, nicht ganz ideal, da uns der Marinero im letzten Augenblick noch etwas umleitet. Liegt sie halt schief, wir werden schon nicht als erste auslaufen. Dann sollte das kein Problem geben.

Nicht nur im Hafen sind wir uns begegnet, auch auf See haben wir uns knapp passiert

Merichas ist noch recht munter. Wieder der Fährhafen, wo zwangsläufig mehr Reisende unterwegs sind. Trotzdem ist es zum Beispiel nicht möglich einen Bäcker zu finden – der macht gerade ein paar Tage Pause. Manche Lokale sind schon zu, andere sammeln die verbleibenden Gäste ein. Ein großer Teil der Besucher kommen von den Segelyachten, immerhin 25 stehen da, meist große Charterschiffe mit groén Crews. Na, da kann man noch so manches Moussaka verkaufen.

Am frühen Abend füllt sich die Mole zusehends. „Notfallsplätze“ werden angefahren. Irgendwo, schräg an den Molenkopf, oder zwischen andere Schiffe hinein gequetscht. Hauptsache irgendwo festgemacht. In der Früh, bei der Abfahrt rächt sich das dann – Ankersalat! So auch beim Schiff, das neben uns lag. Die legen zuerst recht mühselig ab. Erst als sie einen Knoten im Festmacher gelöst haben, kann der durch die Klampe auslaufen – hätte man auch anders machen können. Dann ziehen sie mit ihrem Anker einen anderen mit hoch. Und dann haben sie eine kreative Lösung. Da der andere Anker mit seiner Kette quer über ihren liegt, holen sie eine Zange, lösen die fremde Kette vom fremden Anker und …. lassen beides einfach ins Wasser fallen. Damit man keine blöden Fragen gestellt bekommen, einfach zügig abfahren!

Da liegt dann 40 m Kette am Grund und ein Anker irgendwo einfach daneben. Der ehemalige Besitzer des Ankers ist nun am Bug nicht mehr gesichert – irre. Der kann nur mehr einen Alarmstart durchführen, um an der Mole und an seinem Schiff keine Schaden anzurichten. Zum Glück sind das Taucher an Bord, die sich den Anker selbst herauf tauchen können. Wobei, eigentlich tauchen sie hinunter und machen ein Seil am Anker fest. Zum „Herauftauchen“ sind 25 kg Eisen sicher nicht mehr geeignet. Schon unglaublich, was sich manche Skipper trauen.

Wir schauen dem Treiben zu, bis wir quasi alleine in unserem Abschnitt der Mole liegen. Dann muss nämlich unser Anker auch ganz frei liegen – und so ist es dann auch. Mit nur 3 kt fahren wir die 1 ½ Meilen in die nächste Bucht, die eigentlich zwei Buchten sind: Eine Insel wird nur durch einen schmalen Sandstreifen von Kythmos getrennt. Wir entscheiden uns für die östliche Seite dieser Barriere und treffen beim Einlaufen auf Österreicher, die gerade am Abfahren sind. Trotzdem gibt das eine freundliche Begrüßung.

Eigentlich sind es zwei Buchten, nur durch einen schmalen Sandstreifen getrennt

Es gibt aber auch einen besonderen Grund, genau in diese Bucht zu fahren: Hier gibt es eine heiße Quelle. Also heiß ist relativ, heute ist sie auf „warme Badewanne“ eingestellt. Man sagt, dass sie aber auch 50° kann.

Immernoch gibt es blühende Pflanzen. Diese hier bietet den Insekten besonders lange Futter. Sie blüht von unten nach oben. Es dauert gut 3 Wochen, bis die Blüten oben angekommen sind.

Das Ufer ist durch ein üppiges Strand-Belustigungscenter verunstaltet, dass auch schon mehr Besucher gesehen hat als heute – wir sind die einzigen. Die Kellner berichten aber, dass am Wochenende die Bude poppenvoll war. Ausflügler und Charterboote aus Athen! Heute hingegen: Am Abend 5 Schiffe auf jeder Seite. Wir wandern zur warmen Quelle und treffen auf sehr alte Steinwälle. Anders als in Kroatien, wo Steine aus den Feldern am Rand zu einer Mauer aufgestapelt wurden, wurden hier große Steinplatten senkrecht in den Boden gestellt und mit kleineren Steinen seitlich abgestützt und die Mauer verfüllt. Schaut irgendwie seltsam aus, ungewohnt und ganz sicher so beabsichtigt. Immerhin gibt es auf der kleinen Insel Überreste einer 3 000 Jahre alten Stadt.

Wozu man sich wohl die Mühe gemacht hat, die Steinplatten aufzustellen?

Einen Vorteil hat das Belustigungscenter: Es gibt ein Abendessen für uns 😊 Na wenigstens etwas, das nicht der ausklingenden Saison zum Opfer gefallen ist.

Wir gehen recht früh ins Bett, denn morgen steht ein größerer Sprung an.

Sonnenuntergang mit Schafen. Die wohnen auf der Insel und haben nur unter Tags Ausgang.
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Milos im Herbst

Also so richtig Herbst, wie wir das kennen, gibt es hier ja nicht. Da fallen keine Blätter von den Bäumen, da weht kein Laub über den Boden. Herbst heißt hier, dass das niedrige Gebüsch nun vollständig ausgedörrt ist, dass die Fähren seltener kommen, die Restaurants sich leeren und nacheinander schließen und – dass die Granatäpfel reif werden. Dafür gibt es die köstlichen Pfirsiche nicht mehr – auch schade. Das Meer ist noch immer sehr warm, so um die 23 ° werden es schon noch sein. Außerdem wird es noch klarer, da weniger Schiffe das Wasser aufwühlen.

Für uns sind wieder Landgänge angesagt, aber auch die gestalten sich anders. Sarakiniko, die weißen Felsen im Norden von Adamas, die sind zwar immer noch weiß, diesmal aber fast frei von Menschen, keine Schwimmer – zum Glück! Dafür aber 2 m hohe Brandung, die alle paar Sekunden an die Felsen knallt. Das Meer schäumt, Gischt steigt viele Meter hoch, wird über die Felsen getrieben. Unmöglich da trocken zu bleiben.

Vor ein paar Wochen sind da noch Schiffe durchgefahren!
Mehr als 4 m spritzt die Gischt hoch, um dann weit ins Land getrieben zu werden

Das Felsbecken, aus dem im Sommer die Klippenspringer wieder an Land geklettert sind, sind nun tosende Hexenkessel, aus denen Wasser hochjagt und weit über die Felsen getrieben wird. Da hineinzufallen, ist sicher kein schönes Erlebnis. Aber auch für die Schifffahrt ist das heute kein guter Ort. Da wird dann klar, warum ein paar hundert Meter weiter ein rostiger Mast aus dem Wasser ragt.

Eine wahre Hexenküche

Spannend ist es allemal für uns, die Gewalten des Wassers vom sicheren Land aus zu beobachten. Stundenlang könnten wir das tun. Gewaltig. Beeindruckend. Erschreckend. „Schütze Du mich vor dem Land, dann schütze Dich vor dem Meer“ – soll einmal ein Schiff zu seinem Kapitän gesagt habe. Jetzt weiß ich, warum.

Weiter im Land, sind wir fast einsam. Kaum mehr als die Hälfte der Lokale hat offen, die Strandbetten sind oft schon verräumt, die wenigen Fähren spucken kaum mehr Touristen aus. Selbst die Kreuzfahrtschiffe sind nur spärlich besetzt. Auch die täglichen Touristenfahrten auf den überfüllte Segelschiffen haben abgenommen.
Dafür taugt das Wetter aber für Spaziergänge und Wanderungen.

Zum Beispiel hinunter in die Schwefelmine – was es da noch alles zu entdecken gibt:

Werkstätten, wo neben der Drehbank die Werkzeuge noch schön rechtwinkelig aufgelegt liegen, so als müsste man nur abstauben und dann wieder loslegen.

Wann wurde dieses Fenster zum letzten Mal geöffnet?
Ein bisschen staubig, aber sonst …?
Die große Drehbank
1958 in Reih und Glied abgelegt, so als würde es morgen wieder losgehen können.

Die liegen da seit 64 Jahren und werden wohl noch länger da liegen. Bis in ein paar Jahren oder Jahrzehnten der Wintersturm das verrostete Blechdach in die Halle stürzen lässt. Das wird dann aber auch kaum jemanden kümmern. Für die Griechen ist dieses Technik – Denkmal nicht einmal eine Erwähnung wert. Ist halt da, wird irgendwann verschwinden. Mir gehört es nicht, ich habe keinen Nutzen davon, es ist mir echt egal. Eigentlich schade drum!

Ein großer 8 Zylinder Motor, hat den Generator angetrieben. Heute rostet er langsam vor sich hin


Aber andererseits ist das vielleicht auch der Grund für die vielen Ausgrabungsstätten, die es in Griechenland gibt. Die alte Steine hat halt niemand interessiert. Bis dann die christlichen Missionare kamen und die Säulen der Tempel zu Kalk brennen ließen.

Ich habe auch einen anderen Grund weshalb ich Milos angesteuert habe: Hier kenne ich Rod von den Seekajaktouren und der ist eine permanente Adresse, an die ein DHL Packerl geschickt werden kann. Meine „Freund“ aus dem UK, Sean, will mir ein paar Geräte schicken, damit ich die Temperaturwarnung an meinem Motor testen kann. Die passt immer noch nicht.

Und mit dem Versand nach Griechenland ist das so eine Sache:
Erstens dauert es lange, bis das Packerl von England überhaupt wegkommt, dann gammelt es ein paar Tage in Deutschland herum, bis es endlich bei DHL Griechenland, in Spata, ankommt. Die kommen dann drauf, dass die nur am Festland liefern und für die Inseln einen griechischen Vertragspartner haben. Also wird das Packerl nach Athen weitergeschickt, um dort ein paar Tage gut abzuliegen. Für DHL ist der Auftrag erfüllt – die sind glücklich. Den neuen Partner sagen sie mir aber nicht, und natürlich auch nicht, dass der ein eigenes Trackingsystem für die Pakete hat ☹.
Nach einigem hin und her bekomme ich heraus, wer denn der Partner hier in Milos ist, und von DHL bekomme ich eine Meldung, dass sich die Lieferung ausnahmsweise (?!?) verzögert. Ich mach mich am avisierten Tag jedenfalls auf ins Gebirge, dorthin, wo der Partner wohnt – und stehe erst einmal vor verschlossenen Türen. Ich hab aber Glück und er kommt daher, sperrt mir auf und interessiert sich wirklich für mich und mein Problem.
„Eigentlich sollte es mit der heutigen Fähre kommen, die hat die Lieferungen aber nicht mitgenommen. Ganz sicher kommt es aber Morgen!“ „… und wenn nicht?“ „Dann am Samstag in der Früh“
Er wird sich bei mir melden.

Mittags – nichts

Nachmittag – nichts

Steinhühner, unterhalb des Amphitheaters

Um 5 werde ich nervös und rufe ihn an: „Er hat noch nichts gefunden, muss aber erst noch 2 Paletten von Paketen sortieren – Er meldet sich!“ Und das macht er wirklich! Um ½ 7 kommt die Erfolgsmeldung „Paket gefunden, in 20 min bin ich bei dir“. Ich leite ihn noch um in ein Kaffee, in dem wir gerade sitzen und warten ab. Und wirklich, er taucht auf und drückt mir das Packerl in die Hand. Jetzt hätte er aber gerne 63 € für Zoll und Handling (Warenwert 35 €!). Die hab ich aber schon an DHL bezahlt, sonst hätten die das Paket nicht nach Athen geschickt, aber das Problem werden wir auch noch lösen.


Ich wünsch ihm noch einen schönen Winter und will wissen, was er denn in den nächsten Monaten so machen wird. Ein wenig mit der Enduro Maschine über die Insel brettern – aber die ist endlich. Sonst gibt es eigentlich nicht viel zu tun. Alle Bars und Kaffees sind zu, Unterhaltung gibt es keine. „Milos is a kind of prison!“ Ja, so kann man das auch sehen. Wenn man vom Sommertrubel aus geht, den wir hier kennengelernt haben, dann ist das wirklich tote Hose. So wie unser Bergdorf Kühtai, in dem im Winter 3000 Gäste da sind und im Sommer 28 Einheimische drauf aufpassen, dass niemand die Hotels wegschleppt.

Worauf die Venus wartet, wissen wir nicht. Jedenfalls bleibt sie im Winter auf ihrer Insel

Nicht alles ist Gold – nicht einmal auf dieser Insel.

Schon am nächsten Morgen baue ich die beiden Anzeigegeräte ein.

Mal sehen, was da dann so passiert – bin gespannt!

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Weiter nach Westen

Nach dem langen Sprung von Samos nach Paros, wollen wir es lieber kürzer angehen. Also teilen wir die Fahrt nach Milos auf zwei Etappen: zuerst nach Sifnos, in die uns schon bekannte Bucht und erst weiter nach Milos.

Der Wind ist günstig und wir können bald die Segel setzen. Wenig Welle und schönen halben Wind, das bringt ordentlich Fahrt ins Schiff und macht Spaß. In 5 Stunden sind die 24 Meilen gesegelt, passt doch!
Die Bucht Platis Gialos ist leer, der Hafen scheint uns aber unattraktiv – eng, unklare Mooringleinen, Wind von der Seite. Wir vertrauen lieber unserem Anker. Die Bucht ist seicht und sandig. Passt also ganz gut.

Mit dem Dinghi geht die Fahrt an Land. Noch ist da Tourismusbetrieb. Gegenüber Antiparos eine Überraschung, vor allem da dieser Ort ja wirklich nur aus einer Häuserzeile besteht, die im Winter keinerlei Existenzberechtigung hat. Beim Keramiker, den wir schon im Sommer besucht haben, werden wir eher unfreundlich, oder besser gelangweilt empfangen, so als würden wir die heraufziehende Winterruhe stören. Na, dann eben nicht!

In den Bars und Tavernen ist schon noch was los. Wir finden eine sehr „griechische“ – Tische unter Tamarisken, direkt am Strand, mit freundlichem Personal. Solange die Sonne scheint ist es angenehm, dann rücken wir näher an eine Mauer heran und packen unsere leichten Pullover aus.

Am Weg zurück müssen wir dann unsere Philia in der Dunkelheit suchen. Wir haben am Nachmittag noch nicht das Ankerlicht eingeschaltet. Das rächt sich jetzt. Aber OK, so klein sind 36 Fuß auch wieder nicht 😉

07:04 – Sonnenaufgang in Milos

Am nächsten Tag geht es nahezu ohne Wind südlich an Sifnos und nördlich an Kimolos vorbei nach Milos. Klar, dass wir uns die Küste entlang der Einfahrt genau ansehen, immerhin liegt da der hübsche Ort Klima. Wenn man weiß wo, kann man oben am Berg den Nachbau der Venus von Milos oder das Amphitheater entdecken.

In Adamantas finden wir einen schönen Liegeplatz am Schwimmsteg. Schön, dass heißt hier „ganz außen“. Da hat man dann nämlich nur einen Nachbarn, mit dem man die Ankerketten überkreuzen kann. Unglaubliche 5,76€ kostet da die Nacht am Steg. Wir bleiben am Ende 4 Nächte da.

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Ab in den Unterschlupf

Wir können in Naoussa  nicht bleiben: Der nächste stärkere Wind ist angesagt. Also die Bucht ist schon sicher, aber von hier aus können wir kaum in die Zivilisation oder die Insel erkunden. Michaela und Claudio wollen aber genau das tun. Immerhin waren sie vor vielen Jahren hier, haben sich auf der Maturareise auf den Kykladen kennengelernt.

4 Kite Surfer, keine Yachten = Ende der Saison

Sie erkunden mit dem Leihwagen die Insel, ich kümmere mich um den „Haushalt“. Wieder einmal nutzen wir die Chance unsere Wäsche zu waschen. Am Boot gibt es auch was zu tun. Und ein bisschen faul sein ist auch nicht schlecht. Aber eigentlich hänge ich am Telefon und versuche eine Lieferung mit Ersatzteilen, oder besser mit Teilen um die Motoranzeige zu testen, nach Milos zu bekommen. Wer kann sie annehmen, wann wird sie da sein, wie ist das mit der Verzollung und den Gebühren … es bleibt spannend.

Am Abend, als die beiden zurückkommen, suchen wir uns ein nettes Lokal und gehen essen – ab sofort wird das unser Standard, die Küche bleibt kalt. Dafür sitzen wir danach noch eine Zeit lang im Cockpit, genießen den lauen Abend und den erstaunlichen Unterschied zum Wetter in Wien (Regen, Abkühlung).

Derweil bläst draußen der Meltemi, doch nicht mehr so ungestüm wie im Hochsommer. Wobei, heuer war er eh recht gemäßigt, aber immerhin, bleiben wir da im Schutz liegen. Mit dem Fernglas kann man schon gut sehen, dass „da draußen“ die Wellen hoch gehen.

Der zweite Tag ist eine Reise an die Westküste von Paros und nach Antiparos. Mit dem Leihauto wird die Insel plötzlich winzig klein. Im Nuh ist man an Alyki und darüber hinaus. Sehr touristisch, zumindest die Häuser zeigen das. Der Hafen von Alyki gehört nun den Booten der Griechen, Und dort, wo wir uns vor lauter Menschen kaum bewegen konnten, herrscht nun schon große Leere. Zwar sind die Lokale noch alle geöffnet, aber allesamt sind die schwach besetzt.

Die einzige sichtbare Person ist aus Plastik …

Noch deutlicher wird das in Antiparos. OK, das Städtchen ist klein und eigentlich nur eine lange Straße. Die ist aber gesäumt von Geschäften der gehobenen Preisklasse, Bars und Tavernen. Aber – fast alles geschlossen. Wo noch vor wenigen Wochen das Leben pulsierte, pulsiert nun gar nichts mehr. So irgendwie wie ein Sonntag bei uns, nur ohne Speiselokale.
Und dass halt der Sonntag bis Ende April dauert.

Da waren doch gerade noch 2 Bars und ein Kaffenion – einfach weg

Schon irgendwie seltsam, wenn eine ganze Stadt eigentlich eine ganze Insel in den Winterschlaf geht.

Auch am Strand: niemand da!
Ob das Glas noch länger da steht?
Auch im Marnina Büro von Milos: niemand da!
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84 Meilen in 15 Stunden

Der Tag er Abreise rückt näher, der Meltemi schläft ein. Jetzt gilt es den Tag zu erwischen, bei dem die Wellen nicht zu wild sind und der Wind aber noch brauchbar bläst. Wir suchen uns den Mittwoch für den direkten Sprung von Samos nach Paros aus. Kann man machen, wenn man früh aufsteht und dann das Schiff richtig läuft. Wir rechnen konservativ mit 5kt im Durchschnitt und den 85 Meilen. Das gibt dann schlappe 17 Stunden Fahrzeit. Ist echt lang, speziell bei einer Tageslänge von unter 12 Stunden.

Wir wollen also zeitig in der Früh starten, so gegen 4 Uhr. Dann geht es 3 Stunden nach SSE, so dass die Inselgruppe Fourni rechts von uns bleibt. An deren Südspitze machen wir dann ein Eck nach WSW und legen für die restlichen 14 Stunden Kurs 250 an. Um 7 wird es dunkel und um 8 sollten wir dann kurz vor der Einfahrt zur Bucht von Naoussa sein. Die kenne ich (du jetzt auch schon 😉). Da finde ich auch bei Dunkelheit hinein, wozu habe ich ein Radar an Bord. So einfach der Plan. Die Crew frisst mir in ihrer Unerfahrenheit aus der Hand  und lässt sich auf die Fahrt ein.

Also Wecker auf 3 Uhr gestellt, unser warmes Gewand ist schon vorbereitet. Das Schiff auf „Nachtfahrt“ umstellen, also an allen Stellen das Rotlicht aktivieren. Die Instrumente, die Stirnlampen und den Salon. Dann noch die Navigationslichter einschalten und wir schleichen um 03:50 aus dem Hafen. Michi und Claudio sind erstaunt, wie dunkel und unheimlich so eine Nacht am Meer sein kann. Vorerst lassen wir den Motor an, der Wind ist so nahe an Samos noch zu schwach. Dafür können wir den Blick zurück auf die beleuchteten Dörfer genießen. Hoch oben thronen Platanos oder Spartarei, die sieht man lange. Die Küstenorte verschwinden bald hinter der Kimm, also dem Horizont. Durch die Erdkrümmung sieht man ja nur 3 Meilen (5 km) weit das Ufer, später sind das dann nur mehr die Hügel und Berge. Klar, den Kerkis mit seinen 1450 m, den sieht man auch 30 Meile weit.

Schon um 5 Uhr können wir Segel setzen und Philia gleitet durch die Nacht. Wobei, das ist kein leises Gleiten. Da rauscht das Wasser am Rumpf, da klatschen Wellen dagegen, das streicht der Wind über die Segel, singt im Rigg und rauscht in den Ohren – aber zumindest der Motor gibt Ruhe. Bald klettert die Geschwindigkeit auf 5, später 6 und sogar deutlich über 6 Knoten – und bleibt lange Zeit dort.

Wie geplant geht an der Südspitze von Fourni die Sonne auf. Das macht meiner Crew das Leben deutlich leichter. Zusätzlich kommen wir in das Lee von Ikaria, was die Wellen und den Wind etwas beruhigt. So ganz wohl fühlen sie sich aber nicht. Claudio macht auf lässig, legt sich hin und macht ein Nickerchen, oder sieht dem Autopilot zu, wie der die Arbeit macht. Michaela hingegen kämpft gegen aufkommende Übelkeit, starrt auf den Horizont und quetscht Wasser aus dem an sich schon trockenen Gurt, mit dem sie angeleint im Cockpit kauert – „bitte nicht anreden, ich bin mit mir beschäftigt“.

Ich weiß aber, dass die nun kommenden drei Stunden die ruhigsten der Reise werden und lege mich in meine Koje. Auch ich brauch einmal Entspannung, nach 5 Stunden als „Einhandsegler mit Crew“.

Als wir an das Ende des Windschattens kommen, sieht man schon, dass es nun ungemütlicher wird. Der Wind wird stärker, die Geschwindigkeit über Grund nimmt von 5 auf fast 7 kt zu. Philia läuft einfach gut. Leider nehmen auch die Wellen wieder etwas zu. Macht mir nichts, Claudio macht weiterhinauf cool, ist aber angespannt und Michi – weiter nicht ansprechbar. Und Philia prescht dahin. Die Ankunftszeit verschiebt sich vom angedachten 21 Uhr auf nun schon um 17:30. So früh wird es nicht werden, aber wenn wir Glück haben, ist es noch hell, wenn wir in Naoussa ankommen.

Inseln schälen sich aus dem Dunst, werden klarer, gleiten vorbei und verschwinden wieder. Gelegentlich etwas an den Leinen zupfen, um die Segel besser einzustellen oder den Kurs ein paar Grad justieren. Ich fahr gerne selbst, Claudio beobachtet lieber den Autopiloten.

Ach ja, der Skipper hat dafür zu sorgen, dass es der Crew gut geht. Also steige ich hinab in die Kombüse, schneide Zwiebel, koche Nudeln und bereite eine große Fuhre Nudelsalat. Mir schmeckts, die beiden anderen „müssen erst kosten, ob der gut ist“. Dann sind sie wohl noch nicht hungrig genug, oder der Magen passt noch nicht. Bleibt halt mir mehr 😊.

Die Sonne wandert schon weit nach Westen und sinkt tiefer zum Horizont. Vor uns taucht Naxos und dann Paros auf. Bald kann man die Einfahrt zur Bucht erkennen. Unter vollen Segeln steuern wir drauf zu und holen sie erst in den letzten 15 min ein. Pünktlich um 6 fällt der Anker in den Sand der türkisgrünen Bucht.

Angekommen
Überstanden

84 Meilen in 14 Stunde,
das sind fast exakt 6 kt Durchschnittsgeschwindigkeit – rekordwürdig!

Der Abend gehört der Erholung. Wir sitzen nach dem Abendessen noch eine Stunde im Cockpit, quasi zur Nachbesprechung des soeben erlebten. Das pendelt zwischen „geil“ und „Ich weiß, dass ich nie mehr in der Nacht segeln gehen werde“. Naja, wird sich auch noch relativieren 😉

Schön ist es hier, wie immer.

Wetterfenster perfekt genützt!

Gut gemacht.

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Samos – again

Am 28. bin ich mit Michaela und Claudio wieder zum Schiff geflogen. Michaela und Claudio habe ich beim Segellehrern kennengelernt. Seither waren wir schon ein paar Mal gemeinsam unterwegs. Nun wollen sie mich am Weg zurück, quer über die Ägäis ins Winterlager begleiten.

Der erste Tag gilt dem Ankommen. Am zweiten gibt es Segelübungen. Es hat sich nämlich ein Meltemi angekündigt und das macht die Überfahrt zunächst unmöglich. Also wenn man will kann man schon, aber wer will schon 18 Stunden bei 2 m Welle und 35 kt Wind geschaukelt werden – wir nicht.

Die Segelübungen sind aber auch schon ganz schön knackig: Beim Ablegen hat es 8 kt – sehr nett. In den zwei Stunden, in denen wir üben, geht der Wind aber auf mehr als 20 kt – da ist dann schon was los. Wir bleiben zwar im Hafenbecken, wo es keine Welle gibt, oder unmittelbar davor. Wir machen trotzdem unsere Anlegeübungen in diesen böigen Winden, die noch dazu ständig die Richtung wechseln.

Da eine saubere Anfahrt im Retourgang hin zu kriegen, Kerzen gerade, so als würden wir in einer 4 m breiten Spur unseren Anker legen wollen – nicht wirklich einfach. Es könnte aber leicht sein, dass wir beim Anlegen in einem fremden Hafen, wo man eben mit Buganker anlegen muss, genau das können muss. Wenn nicht, gibt es Ankersalat! Wenn sich die Ketten verschiedener Schiffe überkreuze, kann dann keiner wegfahren und die Situation ist mehr als unangenehm.

Egal, die Übung gelingt!

Während der Meltemi Tage wird dann Samos umrundet – mit dem Auto (Michaela und Claudio), oder am Boot gebastelt (ich). Das leidige Problem mit der Motorwarnung quält mich noch immer. Das muss doch zu lösen sein!! Fast täglich berichte ich an Sean in England, er hat mir den Motor verkauft, was sich bei mir tut und bitte um weitere Ratschläge. Bisher waren das aber nur sehr kleine Schritte, der finale Erfolg blieb noch aus.

Ob das heuer noch ein Ende findet?

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Allein am Schiff

Eine Woche bin ich jetzt alleine am Schiff, aber da wird mir schon nicht langweilig werden. Ein bisschen Bootspflege geht immer.

Stephan erzählt mir, dass er auch Altöl übernimmt. Guter Hinweis, bei Philia ist eine 200 h Wartung fällig. Eigentlich eh nur ein Ölwechsel, aber das ist halt eine Patzerei. Motor warmlaufen lassen, 3 Liter Öl abpumpen, den Ölfilter aus dem Motor „herausoperieren“, der ist recht blöd angebracht – da wird dann alles versaut. Öl wieder einfüllen, Keilriemen nach spannen, alle Schlauchschellen kontrollieren, ….

Hoppala, da hängt doch eine Salzspur an der Seewasser Pumpe – das sollte nicht sein! Aber ich weiß was der Fehler ist und welches Teil ich austauschen muss. Nur blöd, dass ich das vor 2 Wochen an Hans verschenkt habe. Bei dem war auch die Seewasserpumpe undicht, und die nötige Dichtung ist nicht einfach zu bekommen – zumindest in Samos. Und ich hatte einen in Reserve, und was sollte bei einem (fast) neuen Motor schon sein. Naja, die Laufzeit ist wenig, aber die Dichtung steht jetzt schon 7 Jahre im Salzwasser. Die Korrosion hat der Dichtung einfach den Rest gegeben. Kommt also auf die Liste: Simmerring bestellen und mitbringen.

Nur im Hafen zu liegen, ist mir aber zu blöd. Ich will Schifferlfahren – nur wohin? Na klar, einfach einmal rund herum. Samos in 2 Tagen, das geht sich aus. Gesagt getan: Ablegen solo in der Früh um 9. So wie immer eigentlich, nur halt langsam. Also Motor starten, etwas Gas geben – das Schiff steht stabil. Die beiden Mooringleinen am Bug lösen. Das Schiff steht immer noch stabil. Jetzt die leeseitige Heckleine lösen und mit dem Steuerruder das Schiff gegen den Wind halten. Und dann geht es los – ist doch easy, oder? Nur vor dem Hafen dauert es recht lange, bis ich die Fender hoch gehängt habe, und fertig zum Segelsetzen bin. Da treibt Philia ganz schön weit herum bei den herrschenden 15 bis 20 kt Wind. Dann aber geht es los. Mein holländischer Freund, Vaart van Selber, der Autopilot übernimmt das Ruder immer dann, wenn ich an den Leinen zupfe, das Logbuch schreibe oder am Plotter den Kurs kontrolliere.

Zuerst eng der Küste entlang bis Balos, dann raus aufs Meer um südlich von Samiopoula vorbei zu kommen. Dann kommt eine Zone mit schwierigen, drehenden Winden. Da trifft sich der Wind aus der Bucht von Marathokamos mit dem aus der Richtung Pythagorion. Dann aber geht es zügig dahin – nach Osten! Dort ist aber die Türkei. Also in langen Schlägen aufkreuzen, bis ich in die Straße zwischen Samos und dem türkischen Festland komme. Irgendwie bezeichnend, dass da an langen Fahnenmasten riesige türkische Fahnen hängen.

Nach der Engstelle, 1 Meile zwischen den Ländern und auch noch eine Insel mitten drin, kann ich weiter segeln, rund um die östliche Ecke von Samos. Bald danach werde ich den Motor an und finde einen guten Ankerplatz vor einem Badestrand. Viel ist da nicht mehr los. Ich bin recht müde und schlüpfe bald in meine Kajüte. Morgen soll es recht früh weiter gehen.

Tut es auch! Schon um ½ läuft der Diesel, kommt der Anker hoch und der Bug richtet sich ein letztes Mal nach Osten. Ich muss noch um die äußerste Nase von Samos herum und hoffe dann brauchbaren Wind zu finden.

Brauchbar schon, aber nur wenn ich nach Kusadasi will – will ich aber nicht. Und für den Kurs nach Westen, entlang der Nordküste von Samos ist er zu schwach, um nutzbar zu sein. Also bleibt der Diesel an. Motoren bei spiegelglatter See ist aber langweilig. Nur einmal werde ich kurz gestört: Ein Schiff der Küstenwache kommt auf mich zu und umrunde mich. „Was macht ein einsamer Segler da? Doch nicht etwa Flüchtlinge transportieren?“ Aber mit Schwimmweste alleine an Deck und eingeschaltetem AIS benehme ich mich reichlich unverdächtig. Also hupen sie nur einmal kurz, grüßen herüber und ziehen wieder ab.

Erst bei Karlovassi setzt brauchbarer Wind ein, schwach aber immerhin. Mehr war ja auch nicht versprochen. Langsam ziehen die sonst nur schwer erreichbaren Strände von Mikro und Megalo Saitano vorbei. An der „Ecke“, es geht also statt nach W nach SW, unterstützt mich plötzlich 1 kt Strömung nach Süden. Wo die wohl her kommt? Eigentlich sollte der Strom hier in die  in der Gegenrichtung gehen. Der Wind nimmt zu und plötzlich stehen fast 7 kt über Grund auf der Logge. Philia fliegt fast dahin. Hoch oben, über den Felswänden, kann ich die Kirche von Drakei erkennen.

Beim nächsten Eck, statt nach SW jetzt genau nach S, sehe ich am Wasser viele kleine Wellen, die fast an einer Linie einsetzten. Was ist da wieder los? Zwei Dinge kommen zusammen: Der Wind springt auf NW, also fast Rückenwind und die Strömung ist jetzt gegen mich. Da war das vorher eine Rückströmung, so wie im Wildwasser am Ufer – war halt eine andere Dimension.

So bleibt es bis zur Südspitze von Samos. Wie ich um die Ecke biege, folgt mir der Wind, der auf 20 kt auffrischt – jetzt, wo ich ihn kaum mehr brauchen kann. Man freut sich aber trotzdem über die rasche Reise, bis – ja bis der Kerkis sich mit seinen 1450 m Höhe gegen den Wind stemmt und das Meer schlagartig ruhig wird. Kein Wind heißt dann aber auch keine Fahrt. Darf also der Diesel wieder arbeiten.

Was für ein Glück, eine Meile vor dem Hafen kommt der Wind zurück! Wieder 20 kt und ein Solo-Anlegemanöver. Da kommt Vorfreude auf – und das Wissen, dass im Hafen der Wind meist deutich weniger wird. Also am Kanal 10 den Hafen anrufen. „Marina Marathokampos – Philia is comin back again, please assist“ Nach einiger Zeit wird irgendwas zurück gegrunzt, aber sie haben mich verstanden und Jannis kommt mit dem Motorboot entgegen. Stefan nimmt die Leinen an und bald steht Philia wieder an ihrem Platz, ganz so als wäre sie nie rund um Samos gefahren.

Die nächsten 2 Tage gehören der Reisevorbereitung – Hochzeit, eh schon wissen. Am Montag fahre ich dann mit der Fähre nach Kos und fliege von dort nach Wien. So habe ich dann wenigstens einen Eindruck vom Dodekanes, auch wenn ich ihn heuer nicht bereisen konnte.

Die nächste Gelegenheit kommt bestimmt!

So aber ist Philia in Marathokampos gut geschützt und zugedeckt und wartet auf weitere Taten.

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Zu Hause in Samos

Samos, das war über viele Jahre unser Urlaubsquartier. Hier haben unsere Kinder gehen oder schwimmen gelernt. Wir haben Freundschaften geschlossen, die noch immer halten. Ormos Marathokampos, wie der Ort richtig heißt, war früher ein gammeliger Marine Hafen. Eine graue Mole, ein graues Schiff, hin und wieder ein Ausflugsboot, ein paar Fischerboote, das wars.

Mit der EU kam dann Geld ins Land. Über EU Projekte wurde in Infrastruktur investiert, auch wenn man nicht wusste, was man mit der Infrastruktur hinterher anfangen soll, oder wie man sie erhält. Hier war das genauso. Ein findiger Baumeister hat dem Bürgermeister klar gemacht, dass er unbedingt den Hafen ausbauen muss. Über die EU wurde das schnell finanziert, der Baumeister wurde reich, der Bürgermeister hatte sicher auch seinen Vorteil davon.

Immerhin gibt es jetzt seit 10 Jahren in Ormos eine ordentliche Marina – aber niemanden, der sich dafür verantwortlich fühlt. So war sie gratis zu benützen, einige haben das ausgenutzt, um ein gratis Winterlager für ihr Schiff zu haben. Klar, dass da alles verrumpelt, wenn es nicht gepflegt wird. Nun hat man endlich begriffen, dass man den Hafen auch als Geldquelle nutzen kann und die Anlage an Aris verpachtet. Nun ist alles Tip Top hergerichtet, Stephan und Jannis schauen drauf, dass alles funktioniert, helfen beim Anlegen und kleinen Reparaturen. Für die größeren müsste man nach Karlovassi in die Werft – die auch Aris betreibt.

Uns gefällt es jedenfalls hier und wir buchen den Liegeplatz für ein Monat. Wir wollen Freunde auf der Insel besuchen, Samos ansehen, Urlaub machen. Wir müssen aber auch für einige Tage zurück nach Wien, da steht eine Hochzeit an. Wenn die eigene Tochter heiratet, „muss“ man wohl dabei sein. Bis dahin gilt es aber zu entspannen, Freunde zu besuchen und an alte Bande anzuknüpfen.

Kafenion = ausschließlich ältere Männer! Aber schön haben sie es hier

Gesagt, getan! Das Moped mieten wir bei Maria in Votsalakia – so wie schon vor 25 Jahren. Mit dem Ding reiten wir dann nach Balos ins Hotel Amphlissos, zu Despina und Gougulla. Echte Freudentränen, als sie uns sehen. Wir werden mit einem Frühstücksbuffet verwöhnt und erfahren allen Klatsch und Tratsch der letzten Jahre. Immerhin war ich seit 7 Jahren nicht mehr da, Susi seit 5. Dafür hat aber voriges Jahr Sophie hier ihre Verlobung gefeiert.

Erst zu Mittag ziehen wir weiter an den Strand – zu Tia. Sie betreibt noch immer sehr erfolgreich ihrer Appartements, die Bar und den Strand. Wir nehmen uns 2 Liegen, bestellen an der Bar und erfahren …

… dass beide Töchter verlobt sind, eine sogar schwanger. Und der Vater dazu ist der rothaarige Marinero aus Marathokampos, Jannis, der uns so nett in Empfang genommen hat. Und Jannis ist der Sohn der Bäckerin von Ormos und  ist ein ganz ein braver und, und, und …

Wir genießen den Tag am Strand. „Urlaub“ zieht in uns ein. Susi entspannt sich zusehends und ist einfach angekommen. Am Abend schauen wir dann noch bei Mimi, oder eigentlich bei Demos in seinem Restaurant vorbei. Da hat sich echt was getan, zum Guten. Erst spät Abends kurven wir zurück zur Philia. Da ist Musik aus den Bars zu hören. Offensichtlich ist da jeden Abend in einem anderen Restaurant live Musik.

Neben uns hat ein weiteres Schiff angelegt. Die sind, als wir schlafen gehen, noch nicht am Schiff. Dann reden sie bis ½ 4 sehr laut im Cockpit, bis es Susi zu dumm wird, und sie hinüber meckert. Dann ist endlich Stille eingekehrt. Am nächsten Tag steht dann im Cockpit, neben vielen Gläsern und Bierflaschen auch eine grüne Flasche. Das Rätsel ist bald gelöst. Die Crew besteht aus einem Herren und seiner jungen Begleitung. In Thailand würde man sie als „lady boy“ bezeichnen.  Naja, wenn einem es gefällt …

Auf unserem Nebenschauplatz kämpfen wir noch immer mit der „Motor heiß Warnung“. Der nächste Schritt ist es ein Kabel auszutauschen. So eines liegt in Paros, aber wie kommt es zu uns her??
Griechisch halt: Der Händler bringt das Kabel zur Fähre nach Samos, ich muss es mir um 20:15 in Pythagorion am Schiff abholen. Und das funktioniert wirklich! Wir sind nicht einmal die einzigen, die heute ein Paket direkt abholen.
Mir gefällts!
Was mir nicht gefällt ist, dass der Fehler nach dem Tausch des Kabels weiterhin auftritt, weniger häufig, aber doch – Mist!

Lustig ist, dass wir im Hafen von Pythagorion „unsere“ Superyacht aus Mitilini / Limnos wieder treffen. Die halbe Crew eilt herbei, um uns wieder zu sehen. Ein netter Zufall, dass wir gleichzeitig in der Gegend sind. Sie haben noch eine längere Runde durch die Ägäs vor, bis sie wieder nach Kroatien kommen. Einige der Crew würden gerne mit uns tauschen. Segeln in eigener Verantwortung und auf eigenem Kiel ist halt doch was anderes, als als unsichtbarer Leibeigener auf einer Luxusyacht zu leben.

nahe Potami

Mit „unserem“ Moped schauen wir beim Psili Amos (=schöner Strand), einem der wenigen Sandstrände in Samos vorbei, vertrödeln da einen Tag.

Ein anderer Tag führt uns hinauf nach Kastanea, ein Bergdorf „am Ende der Straße“ Zu sehen gibt es nicht viel, das Lokal am Dorfplatz ist geschlossen. Darunter plätschert das Wasser im Waschhaus. Hier wurde früher von den Frauen des Dorfes gemeinsam die Wäsche gewaschen. Daneben am Platz steht eine riesige Platane, rund herum Bänke und Tische.

Von einem Ast baumelt an zwei langen Tauen ein Brett als Schaukel. Das Brett ist so aufgehängt, dass es längs schwingt. Legt man sich darauf, schwingt es ganz langsam hin und her. Mal ist der Kopf höher, mal die Beine. Macht man die Augen auf, blickt man in die Äste der Platane – ein unglaubliches, meditatives Gefühl. Lange halten wir uns hier auf.

Später geht es dann hinunter zum Kirchlein von Potami. Zu viele Touristen heute, dafür aber auch zwei kleine Kätzchen, die mit uns spielen wollen.

Von dort geht es die ganze Küstenstraße bis nach Kokkari. Eigentlich ein kleiner Touristen Ort, bekannt nur durch seine Lage in Wind und Wellen. Früher war der Ort bei Surfern recht beliebt. Heute ist niemand zu sehen. Erschreckend ist für uns aber, dass an vielen Häusern die Schäden eines Erdbebens, dass Ende Oktober 2021 die Insel getroffen hat, immer noch zu sehen sind. Hauswände sind einfach zerbrochen! Die stehen nur noch, weil der letzte Schubs zum Umfallen gefehlt hat. Die Kirche ist mit Stahlseilen und Gerüsten zusammengehalten, sonst wäre der Altarraum ein Schutthaufen. Der Turm ist im Bereich der Glockenstühle ähnlich gestützt. Ob da je wieder Gottesdienste abgehalten werden dürfen? Welch Glück, dass wir in Österreich fast nie und wenn, dann nur sehr zärtliche Beben haben.

Wir lassen so den heißen Sommer ausklingen. Susi wird bald nach Wien fliegen und für den Herbst nicht mehr mitkommen. Ich komme dann eine Woche später nach, denn es gibt einen guten Grund für die Pause: Sophie heiratet – aber das ist eine andere Geschichte.