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Copper Coat

An jedem Schiffsrumpf reisen alle möglichen blinde Passagiere mit. Algen, Kalkwürmer, Seepocken. Die bremsen ein Schiff deutlich ab, bis hin zur Unfahrbarkeit. Diesen Bewuchs muss man also verhindern, und da gibt es eine ganze Industrie, die Dir dabei hilft. Immer verbunden mit chemischem Zeugs, dass noch dazu alle 1 bis 2 Saisonen erneuert werden muss. Das kostet nicht nur Geld für die Chemie, sondern auch etliche Stunden Arbeit. Eigentlich was, auf das man gerne verzichten würde.

Ich bin da schon vor langer Zeit über einen anderen Ansatz gestolpert: Was die Wasserorganismen nicht wollen, sind die Abbauprodukte von Kupfer. Zersetzen tut sich das Kupfer im Salzwasser. Nun kam jemand auf die Idee, Kupferpulver in Epoxydharz einzubetten und diese Paste auf ein Schiff zu streichen – hat funktioniert. Und so was will ich jetzt auch – heißt eben Copper Coat. Kostet 3mal mehr als eine normale Farbe, verspricht aber 10 bis 15 Jahre Haltbarkeit, und damit rechnet sich die Investition schnell wieder.

Mein Freund Christos macht auch das, also bekommt er den Auftrag dafür. Zuerst wird das Schiff von allen Lackschichten befreit, so dass der Rumpf schön weiß wird. Ist halt eine riesige Sauerei, denn das sind vor allem die Chemikalien gegen den Bewuchs. Aber es gibt ja Arbeitsschutz und Absaugungen – doch nicht in Griechenland. Der Absaugstutzen am Schwingschleifer gibt nur die Richtung an, in die der Staub wegfliegt. Damit das Gewand nicht völlig versaut, kommt ein dünner Lackieroverall drüber. Auf die Haare kommt der Hoody vom Sweater, um den Mund bestenfalls ein dünnes Tuch. Fertig ist der Arbeitsschutz.

Dass das nicht gesund ist, haben selbst die Griechen begriffen. Darum machen sie den Job auch nicht selbst, sondern sie halten sich dafür einen Albaner. Der steht dann den ganzen Winter rund um die Schiffe und schleift sie ab. Nach kaum einer Stunde könnte man ihn für einen Afrikaner halten. Xund ist das wirklich nicht!

Eigentlich wollte / sollte Christos PHILIA Anstreichen bevor ich am 20. März in die Werft kommen. Aber – wie so oft, es gibt Verzögerungen: Das Wetter passt nicht, das Personal ist nicht da, … Aber auch: „Don’t worry, Jörg, we will do that“. Na dann?!

Als ich ankomme, ist das Schiff so, wie es schon seit Ende November da steht, weiß mit Fleckerln. Nun denn, ab in das Büro von Christos. Zur Überraschung sitzt da eine Dame, Natalja. Die ist zwar Athenerin, war aber 10 Jahre in Spanien als Uniprofessorin, kann 6 Sprachen fliesend und „I hate the way the Greeks are working”. Also hat sie sich aufgemacht, die Organisation der Firma zu verbessern. Zum Beispiel mit Excel Sheets in denen alle zugesagten und erledigten Arbeiten stehen, mit Zeitschätzungen für den Aufwand. Die Griechen mögen das gar nicht! Nimmt es ihnen halt auch die Freiheit, heute etwas weniger zu tun, weil jemand gerade so eine tolle Geschichte zu erzählen hat – und davon gibt es viele. Immerhin arbeiten die ganzen Spezialisten auf den verschiedensten Werften und da gibt es dann immer was zu erzählen, wenn man wieder bei Christos vorbeikommt.

Der erste Anstrich. 4 weitere werden heute noch folgen

Wenn es zeitlich aber eng wird, vielleicht sogar der Eigner vor der Tür steht, dann ist höchste Priorität angesagt, um das Baby rechtzeitig ins Wasser zu bringen. Ist das dann geschafft, sind auch die Griechen geschafft und machen einmal – Pause!

So rutscht halt auch meine Malerei auf den allerletzten möglichen Termin – und dann geht es rasch. Innerhalb von 4 Stunden sind 5 Schichten vom Copper Coat aufgetragen. Ich bin zum Leidwesen der Arbeiter mit dabei – sub auspizis, so zu sagen. Jetzt muss das Zeug mindestens 48 h aushärten, bevor das Schiff angehoben werden kann. Immerhin sind alle Unterstützungsstellen, 5 x am Rumpf und die Unterseite des Kiels noch unbehandelt.

Ist doch hübsch geworden.

Und das Wetter ist mit mir: Es nieselt einmal nur ganz kurz, der Anstrich soll in den ersten 48 h nicht nass werden. In den beiden folgenden Tagen heizt die Sonne kräftig ein, bis knapp an die 30° hab ich gemessen – Ende März!! Jedenfalls ist das Zeug ausgehärtet und kann von mir angeschliffen werden. 4 Stunden werkle ich herum, aber mit einer guten Staubschutzmaske. Trotzdem stürze ich mich nach getanener Arbeit sofort unter die Dusche. Dort steht dann das Kupfer in der Duschwanne, das zuvor an mir geklebt hat.

Gerade rechtzeitig bin ich fertig, denn da kommt schon die Mannschaft mit dem Trailer, um Philia hoch zu nehmen. Der Trailer ist so ein ganz besonderes Stück Technik: Eigentlich ist es „nur“ ein 2-Achs Anhänger an einem Unimog. Aber, der kann sich hydraulisch in 9 Richtungen verändern und damit perfekt an das Schiff anpassen. Der hebt die Philia an, so dass die Stützen weggenommen werden können und der Kiel in der Luft schwebt. Für die nächsten Tage bleibt das so.

Copper Coat: der letzte Akt. Nur mehr das Anschleifen fehlt

Sofort macht sich Christos und seine Crew auf, die letzten Stellen zu schleifen, aber gerade die Kielunterseite ist trotz allem nur sehr mühsam zu erreichen. Kaum 20 cm sind Platz zwischen Kiel und Boden. Noch während da geschliffen wird, beginne ich die vorbereiteten Stellen auch schon zu streichen. Immerhin sollen da 5 Schichten drauf.

Erst um ½ 10 in der Nacht bin ich dann fertig. Also auch körperlich, nach diesem Tag.

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A lot to do

Eigentlich hab ich nur eine einzige Aufgabe: Die 3-seitige To-Do Liste abarbeiten. Drum kommen die sofort auf die Klotüre, damit ich sie immer im Auge habe – außen natürlich. Das Klo ist ja nicht benützbar. Einerseits stehen noch die Segeln und das Schlauchboot drinnen, andererseits – naja, es fehlt halt das Wasser. Aber es gibt ja einen Sanitärkontainer hier in der Werft. Nicht wirklich toll, aber ausreichend.

Also, was steht da so alles drauf:
Qualitätskontrolle bei allen durchgeführten Arbeiten. Aber da ist bis auf die neue Maststufe noch gar nichts fertig.
Segelsetzten – damit die aus dem Klo rauskommen. Geht aber nicht, weil ja der David, der Rigger, noch nicht fertig ist. Außerdem haben sich 2 Seile die ich dazu brauch ganz blöd im Mast verhakt. Jetzt muss David hinaufsteigen. Hätte er sich sparen können, hätte er im Jänner die 2 Seile einfach gespannt. So hatte es der Wind lustig mit ihnen

Und dann sind da Arbeiten für mich drauf:

Die elektrischen Leitungen, die vom Mast kommen, sind noch nicht verbunden. Ein paar schon, aber die anderen 4 muss ich noch einfädeln: Die müssen durch die Maststütze im Salon bis unter den Boden geführt werden. Der hat aber nur zwei ganz kleine Öffnungen. Also zuerst ein Kabel herausziehen und dabei gleich zwei neue einziehen. Die Übung glückt!
Dann müssen die unter Bodenbrettern durch, die kann ich aber nur 4 cm anheben. Also eine Fummelei. Dann durch ein Rohr in einer Bodenversteifung bis hinter die Salonbank. Dann wird es einfach, denn die Kabelstrecke ist gut einsehbar.

Man glaubt gar nicht, wie viel Kabellänge da drauf geht. Für die Funkantenne an der Mastspitze, die ist 13,20 m über dem Deck, habe ich vorsichtshalber 25 m Kabel gekauft. 1 Meter ist übriggeblieben!!

Jetzt hab ich lauter neue Kabel im Mast, einiger der alten waren schon echt verrottet –  nach 22 Jahren kein Wunder. Jetzt haben wir zusätzlich eine Deckbeleuchtung. Das ist praktisch, wenn man in der Nacht den Anker kontrolliert oder was wegräumen muss. Und dann gibt es erstmals eine Beleuchtung für den Windanzeiger. Der ist sonst nämlich in der Nacht nicht sichtbar – was beim Segeln echt dumm ist.

Dann wurde der Rumpf poliert, der war schon recht stumpf geworden. Die Maschine ist schwer und der Rumpf recht hoch. Selbst wenn ich mir ein fahrbares Gestell „besorgt“ hab – nix für das Arbeitsinspektorat – ist es doch recht anstrengend.

Dann ist mir aufgefallen, dass im Kettenkasten, die Ankerkette immer im Salzwasser liegt, weil die Entwässerungsöffnung höher liegt als der Boden des Kettenkastens. Warum man das so macht, ist mir ein Rätsel. Ich hab mir von Pantelis (der Mann, der die Maststufe gemacht hat) die beiden Flüssigkeiten für PU-Schaum geholt. Er hatte von einem anderen Job gerade was übrig.

Den Ankerkasten hab ich mit einem Plastiksack ausgelegt und einen schönen, dicken Polster geschäumt. Sobald der hart war, hab ich ihn heraus gezogen und in der Höhe zugeschnitten. Damit der von der Kette nicht kaputt geht, kommen dann noch vier Lagen dicke Glasfasern und Epoxydharz drauf. Pantelis will mir noch eine Gummimatte geben, dann ist alles gut.

Was nicht gut ist, ist die Tiefe vom Ankerkasten. Wenn ich am Deck am Bauch liege und in der Hüfte schon nach unten knicke, dann komme ich gerade auf den Boden des Kastens. Um nicht ganz hineinzufallen, verhake ich mich mit einem Fuß in der Reeling. Und in dieser Lage beginnt man dann, präzise zu arbeiten, Matten mit flüssigem Harz zu tränken und das Harz mit einem Pinsel einzumassieren. Was war ich froh, wie ich den Kopf zum letzten Mal aus dem Ankerkasten gezogen habe. Jetzt muss das Zeug aushärten, was bei den Temperaturen sicherlich länger dauern wird. Dann noch die Entwässerungsöffnungen wieder frei machen – fertig. Ich hoffe, dass mir das die Ankerkette durch ein längeres Leben danken wird.

Wenn es mit der Arbeit grad nicht mehr weiter geht, besuche ich Rosi, Joachem und ihre beiden Kinder. Sie arbeiten seit Juni an ihrem „neuen“ Schiff und wollen nach der langen Zeit in der Werft so wie ich am 1. April los – mal sehen, für uns beide.

Auch andere Segler sind schon wieder da, bereiten ihre Schiffe für die Saison vor. Hektisch ist es nur bei den Schiffen der Vercharterer. Einige starten mit Ostern in die neue Saison, anderer haben noch ein paar Wochen. Dann aber sollen rund 250 Schiffe die Werft verlassen haben – es gibt noch was zu tun.

Ach ja, zu tun. Bei mir auch. Da braucht es noch Vorbereitung für das Unterwasser. Dann soll da ein besonderer Anstrich drauf, der nicht ganz einfach zu verarbeiten ist. Der Motor braucht noch Liebe und einen neuen Thermostat – ich hoffe, dass die lästigen Alarme damit der Vergangenheit angehören. Und dann sind da noch die 1000 Kleinigkeiten, bis das Schiff wieder am Wasser sein kann.

Ich bin gespannt, wie die Übung gelingt.

PS.: Christos, der hier alles managt und beim Anstrich mithelfen wollte, ist gestern mit Bauchschmerzen ins Spital. Nicht gut für ihn, vielleicht auch nicht gut für mich. Wir werden sehen.

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Ab in den Süden

Wann immer möglich, mach man es sich nicht leicht im Leben! Wann ich nach Griechenland will, stand schon lange fest, was sich davor alles auf der To-Do Liste angesammelt hat ist aber beträchtlich:

Plötzlich und ungeplant steht ein Fenstertausch im Schlafzimmer an – am Freitag  von 8 bis ½ 4. Sofort danach sausen wir zu einem Chorwochenende, dass bis Sonntag um 4 dauert. Und von dort geht es zu einem Abend mit Freunden. Schön, sehr lustig, aber halt auch nicht entspannend. Dann wünscht sich die beste Ehefrau von allen, dass noch vor der Abreise, also innerhalb von 2 Tagen, der gesamte Holzboden geölt und poliert wird. Geht eh schnell, wenn die Zimmer schon ausgeräumt wären – sind sie aber nicht.

Zum Drüberstreuen gibt es dann noch 2 Arzttermine, Geld von der Bank holen (nur zwischen 9 und 13 Uhr gibt es bei der BAWAG Bares), eine letzte Gesangsstunde bei Anna und noch einen wichtigen Freundschaftsdienst am Dienstag Abend. Ach ja, zusammenpacken muss ich auch noch. Genau 30 kg Freigepäck und ein Handgepäckstück für „unter den Sitz“ hab ich gekauft, also noch einmal 8 kg dazu. Ob da alles dabei ist, was ich in dem Jahr brauche? Und, was ist denn schon am Schiff? Sicher werde ich was vergessen – so ist es dann auch.

Egal, um 04:40 steht das Taxi vor der Tür und bringt mich zum Flughafen. Im Security Check bin ich wieder einmal auffällig. Diesmal nicht als „Zufallsopfer“ sondern weil meine Morsetaste ein massiver Eisenblock ist. So, und dann erkläre einmal den Securities, was eine Morsetaste ist …
Naja, jedenfalls hab ich keine Sprengstoffspuren an den Händen, am Gürtel, am Rucksack, am Handy und an der Morsetaste. Auch eine schöne Erkenntnis.

Geflogen wird weil es nötig ist und nicht viel kostet – Ryan Air, Sklaventreiber der Lüfte. Ja, Flugzeuge kommen immer an und sind zumeist einigermaßen pünktlich. Die Sitze der Holzklasse fühlen sich tatsächlich so an. Das nächste Mal nehm ich mir einen kleinen Sitzpolster mit, der Po schmerzt schon nach 10 min. Das Unterhaltungsprogramm ist der verzweifelte Versuch der Crew, Jahrmarktsartikel zu verscherbeln. „Das Lieblings Parfüm des Stewards – heute besonders günstig“. Ich muss einmal fragen, ob die Gurkenhobel auch haben.

Was mich erstaunt war, dass wir beim „Eismann“ vorbei schauen, also zum Enteisen fahren. Es war offensichtlich ungewöhnlich kalt in der Nacht. Susi berichtet von Eisblumen auf den neuen Fenstern – allerdings außen.

In Nord Mazedonien überfliegen wie die noch immer schneebedeckten Berge. OK, man kann schon die Zungen der Schmelzwasserbäche im Schnee erkennen, aber immerhin liegt Schnee – und ich fahr ans Meer zum Segeln. Ist doch verrückt!

Nett finde ich, dass ich kurz danach einen Blick auf die Bucht von Thessaloniki erhaschen kann. Wenn ich mich richtig orientiert habe, konnte ich sogar die Mole des Nautic Clubs von Kalamata erkennen. Der Platz, wo wir die PHILIA gefunden haben. Irgendwie schließt sich da ein Kreis, auch wenn wir bisher nicht wieder nach Thessaloniki geschafft haben.

Bald ist unter uns wieder ein Wolkenmeer, in das sich das Flugzeug langsam hinein senkt. Darunter: Die Großstadt Athen, Regenschauer und Wind – und ich fahr zum Segeln?!? Egal, mit einem Leihauto bin ich 2 Stunden später in Agii Theodori bei PHILIA. Der Rumpf ist abgeschliffen und weiß, der Mast steht wieder drauf, innen ist alles OK, trotz der Arbeiten an Motor und Antrieb.

Warten auf den Frühling

Was nun beginnt ist das, was im Herbst beendet wurde: Arbeitsplanung. Dazu brauche ich Christos – und bekomme Natalia. Natalia ist die neue Flamme von Christos, ist Griechin aus Athen, hat 20 Jahre in Spanien gelebt und hat die unzuverlässige Art der Griechen, zumindest hier in der Werft, echt satt- sagt sie. Selbst ist die Frau: Arbeitsorganisation ist angesagt: Excell-Sheets mit allen zugesagten Aufgaben und dem Einwasserungstermin des jeweiligen Schiffes. Sogar mit Zeitabschätzungen für die Arbeitsdauer. Ein großer Schritt in die Zukunft. Bisher war alles auf Zuruf. Wer am lautesten schreit gewinnt. Wenn das Wetter „schlecht“ ist, steht der Laden einfach – sehr entspannt. Wird halt alles nur in der letzten Minute fertig, oder ein paar Tage später.

Und dann taucht Christos auf: Was ist noch zu tun, wann kann man das erledigen, wie passen die Arbeiten zusammen. Dauert halt fast den ganzen Nachmittag, bis der Plan steht – aber immerhin: wir haben einen Plan. Wetten würde ich jetzt keine abschließen, dass ich am 1. April von da wegkomme, aber es ist durchaus möglich – wenn, ja wenn: Das Wetter mitspielt (es muss trocken und nicht zu kalt sein), die Griechen alle Zeit haben, die Grundierung rechtzeitig trocknet und wir am Freitag PHILIA rechtfrüh auf den Trailer heben können.

Der Trailer, ein Anhänger mit großen hydraulischen Hebestempeln, ist die einzige Möglichkeit, an die Unterseite des Kiels zu kommen. Leider ist der Trailer aber sehr begehrt und beim Einwassern der Yachten fast ständig im Einsatz. Bekommen wir den erst am Freitag zu Mittag, dann wird es schon wieder eng für die Malerei: Abschleifen der zugänglichen Stellen (1 Stunde), Auftrag der Farbe, antrocknen lassen, nächste Schicht, antrocknen lassen … (zusammen 6 Stunden). Na, da wird es schon richtig finster hier in der Gegend. Ich muss einmal schauen, wo mein LED-Baustrahler hingekommen ist. Der sollte noch irgendwo im Schiff sein.

Wirklich geschafft habe ich heute nichts. Strom angeschlossen, ein paar Vakuumsäcke ausgepackt (da sind die Textilien drinnen, die hier überwintert haben), einen Teil meiner mitgebrachten Sachen am Tisch aufgetürmt – verräumen will ich sie erst morgen. Für heute reicht es mir.

Mal sehen, was wirklich alles gelingt.

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Copper Coat – der Plan

Fehlt nur noch das Copper Coat, aber das ist so eine Sache:

Coppercoat ist eine Antifouling Beschichtung für den Rumpf. Sie ist eine Mischung von Epoxydharz und Kupfer (1 kg Harz, 2 kg Kupfer). Das Kupfer oxidiert im Wasser und die Wasserorganismen mögen die Kupferionen nicht. Einfach und eigentlich genial.

Aber: Vor dem Anmalen muss der Rumpf bis auf das Gelcoat (weiße Außenhaut) geschliffen werden. Bei 40m² Fläche, zu Teil überkopf, keine lustige Arbeit. Die überlasse ich lieber den Griechen, auch wenn das gar nicht wenig kostet. Ein Mann ist da gut eine Woche beschäftigt! Weil das aber so staubt und der Staub nicht gerade gesundheitsförderlich ist, geben die Griechen den Job an einen Albaner weiter. Der ist über das verdiente Geld glücklich und Arbeitschutz ist bei ihm noch nicht angekommen. Absaugung, Filtermasken – Fehlanzeige!

So steht der Rumpf über den Winter, dass das Material austrocknen kann. Nun sollte er „nur“ noch mit viel Wasser gewaschen werden. Zur Sicherheit bekommt er auch noch eine Abreibung mit Isopropylalkohol – damit auch kleinste Fettspuren von Fingerabdrücken abgewaschen werden.

Das Auftragen von Copper Coat ist eigentlich einfach: Die beiden Flaschen Epoxydharz in einem kleinen Kübel mischen und dann 2 kg Kupferpulver dazu rühren. Diese Mischung dann zügig mit einem Roller am Rumpf auftragen. Immer schön dünn, damit das Zeug nicht herunter rinnt. Dafür aber 5 Mal und das in eine Abstand von je 1 Stunde. Das heißt im Endeffekt, dass 2 Personen 5 Stunden lang Farbe aufrollen, und eine 3. Person ständig im Kübel rührt, damit sich das Kupfer nicht absetzt.

Danach darf der Anstrich aber 48 h nicht im Regen stehen, sonst wäscht er sich wieder ab – womit die ganze Aktion umsonst wäre, also vergeblich, den teuer ist das Zeugs schon. Nach den 48 h sollte der Anstrich fest sein.

Jetzt sind aber noch die Stellen, an denen das Schiff gestützt wurde, noch nicht gestrichen. Also das Schiff anders stützen, schleifen, waschen, malen. Und dann das ganze Schiff mit 400er Sandpapier abschleifen, damit die Kupferpartikel frei liegen und nicht unter einer Schicht Harz. So wären sie nämlich völlig unwirksam.

Die ganze Geschichte habe ich an Christos delegiert. Immerhin hatte er den ganzen Winter Zeit dafür. Aber auch keine Lust das zu machen. Also steht das Schiff 15 Tage vor dem zu Wasserlassen immer noch mit nacktem Rumpf da. Wenn ich mir aber überlege, dass das Malen und Trocknen und Schleifen zusammen 7 ganze Tage dauert, habe ich Bedenken, dass die Arbeit rechtzeitig fertig wird.

Aber immerhin: Christos wurde lebend in der Werft gesehen und er weiß von dem Thema. Ich bin gespannt, was ich in 8 Tage in der Werft vorfinden werde.

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Winterruhe – wohl eher nicht

Winterruhe – wohl eher nicht

Es ist nicht so, dass im Winter das Schiff einfach nur abgestellt und unter großen Planen ruhend wartet, dass die nächste Saison beginnt. Auch bei Philia ist das nicht so. Immerhin steht sie seit 6 Jahren zum ersten Mal im Winter in einer Werft, wo es auch Professionisten gibt. Die wurden alle im Herbst schon vorstellig und haben das Schiff gesehen, die Arbeiten diskutiert und Kostenvoranschläge geschrieben.

Daniel der Rigger will der erste sein, der seine Arbeiten erledigt. Wie alle anderen hat er ab Februar viele dringende Arbeiten zu erledigen und jetzt im Herbst eher Flaute. Sein Kostenvoranschlag ist mir aber deutlich zu hoch. Außerdem kann ich über einen Freund die ganze Metallteile etwas günstiger erwerben. Und Metall wird genug gebraucht: Es werden alle Drahtseile die den Mast halten gewechselt, an die 100m in 3 unterschiedlichen Stärken werden verbaut. Und jedes Seil brauch spezielle Endteile aufgepresst und dazu passende Wantenspanner. Alles marinetauglich, alles sauteuer. Aber ja, wenn so ein Teil bricht, kann der Mast umfallen und das ist dann alles andere als lustig. Safety first. Ein neuer Mast und alles was dann dazu gehört kommt dann leicht auf 30.000 €. Also lieber etwas Liebe investieren.

Daniel muss den Mast legen, und wenn diese unhandliche 13 m Stange einmal am Boden liegt, ich vermute, dass der Mast in den letzten 22 Jahre noch nie gelegt wurde, soll der auch gleich überholt werden: Die Rollreffanlagen für Vorsegel und Großsegel bekommen ein Service, im Mast werden alle Kabel erneuert, die Windfahne an der Mastspitze bekommt eine Beleuchtung und unter dem Radar wird ein LED – Strahler als Deckbeleuchtung installiert. Auch der Baum bekommt noch etwas Liebe = Fett und Pflege. Außerdem wird ein Vogelnest entfernt, dass dort schon mindestens 2 Jahre herum gammelt.

Wie man den Mast umlegt? Man nehme einen LKW-Ladekran der einen sehr langen Ausleger hat und eine Tragschlaufe. Leicht spannen, alle Wanten lösen und 4 Nieten ausbohren. Mit dem richtigen Werkzeug eigentlich recht einfach.

Nicht einfach ist es, von Wien aus zu zu sehen, wie die Arbeiten voranschreiten – oder auch nicht. Aber Christos verspricht, dass der Mast zu Weihnachten wieder steht – er meint das griechische Weihnachten!

Davor muss aber noch die Maststufe repariert werden. Das ist der Kunststoffkeil am Deck, auf dem der Mast montiert ist. In den letzten Jahren hat sich der etwas zusammengedrückt und es gibt im Lack deutliche Risse. Auch läuft das Wasser von dort schlechter ab, ein deutliches Zeichen für eine Delle. Pantelis, der Spezialist für GFK Arbeiten meint: „Alles nicht schlimm. Über den Atlantik würde ich so zwar nicht fahren, aber hier …“. Also er verspricht PHILIA Atlantik-fit zu machen. Wobei, so wirklich ohne ist eine Saison in der Ägäis auch nicht.

Alles abschleifen, 5 Lagen Glasfasern, eine Stahlplatte, noch eine oder 2 Lagen Glasfaser und dann frischer Gelcoat als Lack auf der Oberfläche. Stahlplatte? Mir schwant Böses, wenn ich an die nötigen Bohrungen für den Mastfuß und die Kabeldurchführung denke. Die entsprechenden Löcher lassen wir gleich mit in die Platte machen, und einen Schwanenhals (= Rohrbogen) für die Kabeldurchführungen gleich noch dazu. Die Platte macht aber wer anderer, und auch der muss verstehen, was wir genau wollen. Versteht er aber nicht, also 2. Versuch weil ich den Fehler auf einem Bild rechtzeitig entdeckt habe. Kostet aber wieder Zeit ☹

So, jetzt sind an der Aktion „Riggüberholung“ schon 4 verschiedene Professionisten dran: der Rigger, der Elektriker, der GFK Spezialist und der Stahlbauer. Und die sollen alle zusammenarbeiten und rechtzeitig fertig werden – in Griechenland? Ich kann das halt nie recht glauben. Irgendwie gelingt das aber, und der Mast wird vor Weihnachten wieder aufgestellt, am 4. Jänner, also 2 Tage vor dem griechischen Weihnachten 😊

Der große Brocken ist damit geschafft. Was noch fehlt ist das neue Copper Coat Antifouling am Rumpf. Dafür liegt schon alles bei Christos und es sind 2 Tage konzentrierte und anstrengende Arbeit. Sollte also möglich sein.

Und was auch fehlt ist der Tausch des Propellerwellenlagers. Das ist eine kleine Hülse, 100 mm lang und 40 mm im Durchmesser. Kostet so um die 45 € und ist leicht zu bekommen. ABER: Um das Ding zu tauschen, muss der Propeller von der Propellerwelle. Das geht mit dem richtigen Werkzeug in ein paar Minuten. Dann muss man die Propellerwelle in den Rumpf hineinziehen. Das geht auch leicht, wenn da nicht ein Motor im Weg stünde. Na, tun wir den einmal kurz weg. Das heißt aber, alle (!!) Verbindungen zwischen Schiff und Motor lösen, dann den Motor von seinem Sockel abschrauben, weitere 8 Schrauben und den Motor für eine Minute kurz anheben. Wenn denn der nur nicht 130 kg schwer wäre! Und wenn man das dann geschafft hat, kann man die Propellerwelle ganz herausziehen.

Jetzt „nur“ noch die Hülse auspressen und die neue Hülse einpressen. Alles wieder zusammenbauen und den Motor so positionieren, dass die Propellerwelle und der Motor exakt in der gleichen Achse stehen. Die Abweichung muss kleiner als 1/10 mm sein. Das bei einem 130 kg Eisentrumm, dass auf 4 weichen Gummifüßen steht.

Eigentlich wollte ich ja nur diese kleine Hülse tauschen. So ist das aber ein Programm für 2-3 Tage für 2 Profis. Panos wollte das für mich machen – -wollte! Im November hat er noch zugesagt, jetzt ist er unauffindbar und viel zu sehr beschäftigt, um sich diese Arbeit anzutun. Sagt sich so leicht, aber der Kerl ist einfach verschwunden und lässt mich hängen.

Christos hat einen weiteren Motormenschen an der Hand. Der macht den Job, aber um das dreifache Geld!! Ich muss in den sauren Apfel beißen, dafür ist dann aber der Antrieb in top Zustand – hoffe ich. Jedenfalls gibt mir Mario das Gefühl in guten Händen zu sein. „Don’t worry, I will manage that“

Und es funktioniert auch. Schön ist das.

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Ab in die Werft

Ich hab noch einen Tag, um Philia auf die Werft vorzubereiten. Um 10, nein gegen Mittag, nein lieber doch erst um ½ 5 kommt Daniel, der Rigger der Werft vorbei. Sollte er auf den Mast müssen, ist es einfacher, wenn das Schiff dabei schwimmt. Ich will das Rigg, also den Mast und alle Drahtseile die ihn halten, erneuern lassen. Das ist seit 21 Jahren nicht geschehen und wäre eigentlich an der Zeit.

Daniel kommt, sieht, diskutiert, misst, macht mit mir einen Plan. Am liebsten würde er den Mast gleich übermorgen vom Schiff heben lassen. Keine Ahnung warum er es so eilig hat. Jedenfalls reicht ihm der Besuch, um zum einen zu sehen, dass der Mast und der Baum ganz gut in Ordnung sind – ist schon einmal erfreulich. Ein neuer Mast kommt so auf 20 bis 25.000 € und das will ich nicht investieren. Muss ich auch nicht – gut so.

In der Früh um ¼ 7 mache ich die Philia für ihre letzte Fahrt in diesem Jahr bereit. Es ist noch recht dunkel, daher zumindest mit den Navigationslichtern. Immerhin fahren wir eine betriebsame Raffinerie entlang, an denen Anlagen große Tankschiffe be- und entladen werden. Ich fahr da mitten durch, ich will ja auch was sehen. Was ich noch nicht hatte war, dass selbst die 6 Bojen, an denen die Tanker festgemacht werden ein AIS Signal aussenden – ist aber sehr hilfreich, wenn man sie sucht, oder eben auch nicht sucht.

Der große hängt an 6 Bojen und holt sich mit dem Kran den Entladeschlauch an Bord

Vor der Werft heißt es erst einmal warten. Da ist noch kein Betrieb. Ein Schiff, Carpe Diem, hat seitlich angelegt, ich trödle frei schwimmend herum. Als es für die Carpe Diem dann los geht, ruf man mir zu, doch an der Boje festzumachen. Mach ich, aber eher halbherzig. Ich fasse mir die dicke Leine und binde die einfach an die Heckklampe. Bei dem Wind und bei kleiner Crew, geht das auch.

Das richtige Wetter für ein Saisonende

Nach einer halben Stunde bin ich dann dran, werden in die Kranbox gewunken. Die erscheint mir ungewöhnlich eng, ist auch nur für Monohull Schiffe geeignet. Katamarane passen da nicht her. Schon bald ist Philia mit 3 Leinen fest gemacht und ein Brett zu mir auf das Schiff gelegt. So kann ich problemlos aussteigen und mich dem griechischen Papierkram hingeben.

Aus, vorbei! Die Leinen gehören schon der Werft

Despina, wie auch sonst heißen die Griechinnen, checkt mich ein und sucht nach einem passenden Stellplatz für Philia. Das ist gar nicht so einfach: Insgesamt werden hier 450 Schiffe geparkt. Je nach dem, wann sie im Frühjahr wieder ins Wasser kommen, und natürlich wann sie angekommen sind, stehen sie weiter hintern oder weiter vorne. Dann kommt noch dazu, dass bei manchen Schiffen Arbeiten verrichtet werden. Bei Philia soll der Mast herunter und dann wieder hinauf. Beide Male muss ein LKW Kran nahe an Philia heran kommen können. Und dann ist es auch noch die Frage, wann diese Arbeiten ausgeführt werden sollen. Jetzt gleich, in ein paar Monaten, kurz vor der Abreise … Ein ganz schönes Puzzle Spiel so ein Werftaufenthalt.

Hauruck und raus aus dem Wasser

Es wird aber ein Platz für Philia gefunden, sie wird gekrant, gewaschen und auf einen hydraulischen Wagen umgesetzt. Der kann auf sehr engem Raum die Schiffe bewegen und ist im Schiffeschlichten viel besser als der Kran. Zum Schluss ist mein Nachbarboot, die Carpe Diem von vorhin, keine 60 cm von mir entfernt.

Umsetzen auf den Trailer und dann einschlichten

Dann bekomme ich noch eine Leiter ans Heck und das Schiff gehört wieder mir. Ach ja, Strom und Wasser brauch ich auch noch. Das gibt es aber bei den einzelnen Steckern und Wasserhähnen abzuholen. Alles easy.

Was nicht so einfach ist, ist die diversen Arbeiten zu vergeben und zu koordinieren. Zunächst kenne ich nur Christos, den Chef von Microyachts. Und Christos kennt eine Menge Handwerker, die bei Bedarf für ihn arbeiten, aber ihm nicht „gehören“. Die sind also da, wenn es ihnen passt und arbeiten auf 4 Werften gleichzeitig. Wen brauche ich also:

Daniel den Rigger: der soll den Mast legen, ihn pflegen und alle Drahtseile erneuern

Den Elektriker: Der muss sich um die Kabel im Mast kümmern

Pantelis der GFK-Mann: Die Maststufe ist etwas weich geworden und muss verstärkt werden

Den Edelstahl-Mann: Den braucht Pantelis für die Platte, die er unter den Mast einbauen will. Darum kümmert sich aber Pantelis. Der weiß aber auch, dass der Edelstahlmann derzeit recht ausgelastet ist.

Diese vier sollten aber zusammenarbeiten, damit der Mast in 4 Wochen wieder steht.

Dann brauch ich noch den Motor-Menschen, denn mein Wellenlager ist ausgeschlagen und die Propellerwelle wird gleich mit getauscht. Das kann er aber unabhängig machen.

Christos und seine Helferlein sollen den Rumpf, konkret das Unterwasserschiff abschleifen und ein neues Antifowing aufbauen. Alleine die Anstriche dauern 3 Wochen – zumindest!

Und zum Schluss kommt dann Pantelis wieder ins Spiel und wird mir die schönen Zierstreifen erneuern

Statt eines one stop shopping, ich erkläre einem was ich will und der bringt dann alle Profis zusammen, muss ich hier jedem einzeln nachlaufen! Zum Glück hab ich mir 8 Tage Zeit genommen, bevor ich nach Hause fahre – und gut war das. Denn ich brauch wirklich alle 8 Tage, bis ich mit all diesen Kerlen gesprochen und ihnen erklärt hab, was ich brauch. Alle haben sie versprochen, dass das alles „kein Problem“ sein wird. Na, ich bin gespannt. Auf jeden Fall bin ich 10 Tage vor meiner Abfahrt, geplant ist der 1. April, wieder in der Werft, um falls nötig Druck zu machen.

In den 8 Tagen hatte ich aber auch Zeit, ein paar andere Segler hier in der Werft kennen zu lernen. Zumindest die die länger da sind, haben alle das Ziel viele Arbeiten selbst zu erledigen und dann viel Zeit am Wasser zu sein. Ott und Piävi mit ihrer Nauticat aus Schweden, Anuschka aus Freilassing mit ihrer Hallberg Rassy 28 (ist die süß! – Das Schiffchen natürlich), die deutsche Crew der Marvin, die ich schon aus Epidauros kenne oder Rosi und Jochen mit ihren Kinder Oda und Sebastian, die mit viel Energie versuchen ihr neues 15 m Schiff aufs Wasser zu bringen. Ursprünglich sollte das im Juli sein. Jetzt wären sie über Ende Februar froh.

Ich bin gespannt, wie sich das bei mir alles aus geht.

Am 2. November wir die Philia zugesperrt und zugedeckt. Den Schlüssel bekommt Christos, dafür fährt er mich dann auf den Bahnhof zum Zug auf den Flughafen.

Wir versprechen uns noch, den Kontakt zu halten, damit ich weiß, was mit Philia alles geschieht – oder auch nicht geschieht.

Ich bin jedenfalls gespannt!

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Last Stop Isthmia

Eigentlich eine traurige Reise: Ein Segelschiff ohne Segel fährt 22 Meilen nach Westen. OK, Wind war auch fast keiner. Wir haben nicht viel versäumt!

In Isthmia stehen schon zwei weitere Schiffe, die in den nächsten Tagen an den Kran kommen. Ich hab noch einen Tag Zeit dafür. Drum lassen wir unser Dinghi ins Wasser und fahren an Land. Zuerst eine kleine Erfrischung, dann ein Spaziergang dem Ufer entlang Richtung Kanal. Am Ufer viele Villen, die wohl nicht dauerhaft bewohnt sind. Ein großes Lokal gibt es am Ufer, sogar die Stiele von Sonnenschirmen stecken noch im Sand. Sonst ist aber kein Mensch zu sehen – Saisonende!

Wir gehen weiter zum Kanal, denn ich will den beiden die versenkbare Brücke zeigen. An den beiden Enden des Kanals, gibt es jeweils eine Brücke, die immer dann wenn Schiffe passieren wollen, ins Wasser abgesenkt wird. Genau in dem Moment, wo wir zum Kanal kommen, gehen die Schranken herunter, aber der Brückenwart lässt uns bis ganz nach vorne zum Wasser kommen. Er wird ein bisschen dauern, aber es kommt ein Schiff aus dem Osten, fährt also bei uns in den Kanal ein.

Eine Brücke geht unter. Und eine griechische Lösung: Die zweite Brücke ist dauerhaft versenkt, irgendwas klemmt da – was soll’s.

Und was für ein Schiff! Ein 100 m langer Frachter, der am Bug von einem Schleppkahn unterstützt wird. Der könnte nämlich in dem engen Kanal, er hat lins und rechts jeweils nur 3 m Wasser, das Schiff nicht mehr mit dem Ruder steuern. Daher ist das hier vorgeschrieben. Schaut sehr beeindruckend aus, wenn so ein langes Ding an Dir vorüber gleitet, keinen Steinwurf entfernt. Auch für die Crew ist der Kanal von Korinth was Besonderes. Fast alle sind am Bug versammelt und schauen sich das an.

Als die Brücke hoch geht, sollen zuerst die Autos darüberfahren. Ist auch gut so, nur hat die Brücke einen Fisch nach oben gebracht, der zu groß ist, um durch die Ritzen zwischen den Belagshölzern zu passen. So schnell ich auf dem glitschigen Holz laufen kann, renne ich hin, schnappe den Fisch und ab zurück ins Wasser mit ihm.

Auf der südlichen Seite des Kanals, steht ein Restaurant – nicht wirklich modern und einladend, aber immerhin. Ein bisschen was gibt es für uns zu Essen und der wenige Verkehr am Kanal ist auch recht nett. Nur dass um 8 die Brücke abgesenkt wird und dann einmal ganz lange nichts passiert, beunruhigt uns ein wenig. Wie sollen wir denn zu unserem Schiff zurückkommen?
Aber OK, es kommt wieder so ein großer Frachter, und die sind sehr langsam unterwegs. Uns hat man mit 6 kt durchgejagt, die fahren mit 3 ½. Da stimmt dann also der Fahrplan für den Brückenwärter nicht so ganz genau.

Sobald das Schiff aber durch ist, können wir wieder trockenen Fußes, oder soll ich sagen „glitischigen Fußes“ zurück auf die Nordseite und zu unserem Dinghi.

Michalea und Claudio packen heute noch ihre Sachen, so dass ich sie morgen an Land setzen kann. Sie fahren mit dem Bus nach Athen – Steine anschauen 😉

305 Meilen in fast 4 Wochen sind kein Rekord, aber darum geht es ja nicht
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Korinth

Die dritte Station auf unserer Reise in die Geschichte ist Korinth. Korinth liegt strategisch äußerst günstig an der schmalen Landenge zwischen der Ägäis und dem Ionischen Meer, die den Peloponnes vom Festland trennt. Den Peloponnes zu umrunden ist eine Reise von mehr als 140 Meilen. In der Antike eine Weltreise für sich. Noch dazu gibt es da gleich 3 exponierte Kapps, die es zu umrunden gilt. Zumeist wurden also Schiffe in Isthmia entladen und die Waren am Landweg nach Korinth gebracht. Zumindest bei Handelsschiffen war das so. Kriegsschiffe wurden sogar über Land transportiert!

Ein Tempel für Apollo darf nicht fehlen. Dieser war nie vollständig verschüttet

Nachdem immer und überall die Götter mit im Spiel waren, war Korinth auch ein spirituelles Zentrum. Was heute davon noch erhalten ist, sind die Reste einer schon eher römisch geprägten Stadt, aus der sich der Wandel der Zeit gut ablesen lässt. Die Gebäude sind viel besser erhalten als in den anderen beiden anderen Ausgrabungen, sind sie doch auch mehr als 1000 Jahre jünger.

Korinth war ein Zentrum für Keramiken, die da in großem Stil hergestellt wurden. Einerseits Gebrauchsgegenstände mit immer tolleren Verzierungen und später auch Bildern, andererseits aber auch Figuren als Opfergaben für die jeweils aktuellen Götter. Von den ausgedehnten Werkstätten ist nichts mehr zu sehen, dafür aber Tempelanlagen aller Art – griechisch, römisch, frühchristlich – Geschäftsstraßen und breite Boulevards und prunkvolle Brunnenanlagen. Insgesamt also eine Art Mariazell mit Souvenierläden. Von Wohnhäusern ist wenig zu sehen.

Läden, dicht an dicht. Offensichtlich konnte man gut Geld verdienen.

Abgesehen davon hatte Korinth den Ruf sauteuer zu sein. Passt also auch um Bild einer Pilgerstadt.

Die mächtige zentrale Brunnenanlage

Im Museum sind Ausschnitte detailreicher Reliefs zu sehen, sehr dynamisch dargestellte Statuen, denen immer ein Trumm fehlt. Aber auch Statuenkörper, mit offensichtlich auswechselbarem Kopf. Wer also eine Statue braucht, kann aus vorgefertigten Körpern wählen und der Kopf mit dem eigenen Gesicht wird dann nachgeliefert. Kunst als Industrie – schon vor 2000 Jahren

Was uns aber erstaunt war, dass auf dem Ausgrabungsgelände gleichzeitig und mit nur wenig räumlichem Abstand zwei orthodoxe Gottesdienste abgehalten wurden. Die frühchristlichen Gemeinden waren ja rund um Korinth sehr aktiv (Paulus Briefe an die Korinther), und haben, so wie die meisten Religionen, ihre Heiligtümer an die Stellen der Heiligtümer der Vorgängerreligionen gesetzt. Dass diese Plätzte aber heute noch aktiv genutzt werden, hätten wir nicht erwartet.

Am Weg zurück müssen wir natürlich beim Kanal von Korinth vorbei schauen. Da gibt es zwei Straßenbrücken, die einen schönen Ausblick in den Kanal bieten. Der ist ein spektakuläres Bauwerk. Ein bis zu 67 m tiefer Schlitz in der Landschaft, mit enorm steilen Wänden, so ca. 70° Neigung. An der Wasserlinie ist der Kanal 23 m breit und erlaubt die Durchfahrt von Schiffen mit bis zu 8 m Tiefgang. Tolles Bauwerk, auch wenn es in wenigen Tagen erneut für Renovierungen gesperrt werden soll.

Für die Griechen ist die Kanalgebühr einen nette Einnahmequelle. Ein 50 ft Schiff zahlt zur Zeit rund 440 € für die 3 Meilen lange Strecke. Was die wirklich großen Schiffe bezahlen, möchte ich gar nicht wissen.

Zurück in Palea Epidaurus wird bei Philia noch ein letztes Mal der Wassertank gefüllt und die Batterien mit Landstrom gepflegt. Also, der Landstrom ist nicht besser als der von Wind oder Sonne, aber das Ladegerät kann die großen Bleibatterien besser pflegen, und das wollte ich ihnen vor dem Winter noch gönnen.

Wir pflegen uns bei einem letzten guten griechischen Abendessen, denn schon übermorgen wird mich die Crew verlassen.

Lampe mit Reis – wem’s schmeckt …
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Mykene und Nafplion

Jetzt, mit eigenem Auto, sind wir nicht an Buszeiten gebunden. Wobei, einen Bus von Palea Epidaurus hinaus in die Welt, den gibt es nicht. Aber so weit wollen wir gar nicht, Mykene ist uns schon genug.

Mykene, dass ist eine alte, eine 3.000 Jahre alte Stadt auf einem Hügel oberhalb der Küstenebene. 3.000 Jahre, das ist die ausklingende Steinzeit, so ungefähr die Zeit, in der bei uns der Ötzi gestorben ist. Da gab es diese große, gut befestigte Stadt mit allem was dazu gehört:

Die Schachtgräber, die noch weitgehend ungeplündert waren

Mächtige Befestigungsmauern mit riesigen Steinen. Gräberfelder unterschiedlicher Ausführungen. Eines dieser Gräber war noch nicht geplündert und barg einen unglaublichen Schatz an aus Gold gefertigten Gegenständen und Masken, den Schatz des Priamos.

Sehr dicke Mauern und wenig Raum zum Leben. Dafür aber vor Feinden sicher

Überreste von Wohnhäusern sind zu sehen, eine tiefe Zisterne existiert noch. Von da wurde die Stadt mit Wasser versorgt. Berühmt ist das „Löwentor“, dass den Eingang zur Stadt markiert.

Eigentlich geht’s da zu wie in einer U-Bahnstation: hunderte Leute rennen da durch

Doch auch außerhalb der Stadtmauern gibt es Dinge zu entdecken. Als den Herrschern die Steinkistengräber zu eng wurden, ließen sie sich große Grabkammern bauen. Ein mächtiger breiter Zugang führt zu einem Tor und dahinter ein Kuppelbau in der Erde.

Wie lange man an so einem Grab gebaut haben mag?

Da die Mykener kreisbögenförmige Kuppeln noch nicht bauen konnten, erinnern diese Räume an Bienenkörbe. Große Steinblöcke, fast nahtlos gefügt. Über dem Eingang ein Block unglaublichen Ausmaßes und Gewichts. Gut 120 t schwer ist alleine dieser Stein, der rund 8,3 x 5,2 x 1,5 m misst. Der Raum selbst hat einen Durchmesser von 14 m und ist 12 m hoch. Als runde Kuppel wäre er nur 7 m hoch. Das alles wurde vor mehr als 3.000 Jahren errichtet! Der Bau war über 1.300 Jahre als die größte derartige Kuppel weltweit unübertroffen. Erst die Römer bauten mit dem Panthon eine größere Kuppel.

Dieser Bau hat mich mehr beeindruckt als die Stadt Mykene selbst. Die dort zu sehenden groben Steinmauern lassen halt schwer vorstellen, wie das Leben da ausgesehen haben kann. Wobei, dieser Aspekt, wie haben die Menschen da gelebt, interessiert mich fast mehr als die Gebäudereste. Gebäude sind ja immer nur Mittel zum Zweck.

Wir sind bei weitem nicht die einzigen, die Mykene heute besichtigen wollen. Kreuzfahrtschiffe, die in Nafplio ihre Passagieren an Land setzten, schicken die auch hier her. Das gibt dann immer einen Schwung von Autobussen und Besuchern, die durch die Grabungen gejagt werden.
Wir haben aber Zeit!

Von Mykene geht’s nach Nafplio – warum der Ort wichtig sein soll, weiß ich nicht. Ist halt eine griechische Hafenstadt. Vielleich ist Nafplio wichtig, weil es kurzzeitig die erste Hauptstadt des demokratischen Griechenlands war. Aber sonst? Ein paar Gassen, viele Griechen in den Lokalen. Kein Wunder, denn die Touristen sind schon fast verschwunden und außerdem ist es Sonntag. Wir suchen uns was zum Essen – und warten ewig, aber OK, ist halt in der Küchs was schief gegangen. Dann schlendern wir durch ein paar Gassen. Den Weg zur Burg, die mächtig über Nafplio thront suchen wir nicht – zu anstrengend.

So sind wir dann am frühen Nachmittag zurück bei Philia.
Wir nutzen die Zeit, um die Segel abzuschlagen. Ist nicht ganz einfach Tücher in der Größe Magdalenas Wohnung vom Mast oder dem Vorstag zu holen und gleich an Deck zu falten. Zu dritt gelingt die Übung aber recht gut.

Die neuen Nachbarn der Philia bereiten sich auch auf den Winter vor. In Summe liegen hier jetzt 4 Schiffe, die alle das gleiche Ziel, Almira Ship Yard, haben. Schon irgendwie nett. Ich bekomme einen Tipp, wie ich das Schlagen der Rollreffanlage im Mast dämpfen kann. Einfach ein Seil um die Stange im Mast wickeln. Nicht ganz einfach, aber es funktioniert. Ruhe in der Nacht ist auch was schönes und so ein klimperndes Schiff macht auch die Nachbarn immer ganz verrückt.

Ein Segelschiff ganz ohne Segel ist für mich aber immer was trauriges. Das ist wie ein Fußballer ohne Beine.

Amputiert.

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Epidauros

Wenn man schon da ist, muss man die Ausgrabungen von Epidauros sehen. Immerhin sind die sehr berühmt für das größte Amphitheater. Wir wollen da mit dem Bus hin und sind entsprechend früh auf den Beinen – der Bus aber nicht! Der fährt nur Werktags! Und wir Segler kennen die Wochentage ja nicht. Als Alternative bleibt nur ein Taxi, was aber den Vorteil hat, dass wir bleiben können, so lange wir wollen. Und meine beiden Künstler wollen lange bleiben.

Heute Schließtag? Nein, ein Vormittag im Herbst

Als wir ankommen ist es in Epidauros noch sehr ruhig. Wir gehen zügig den Weg zum Theater. Eine riesige und steile Anlage. Die Orchestra (die „Manege“) ist kreisrund. Die Tribünen ragen steil empor und fassen 14.000 Menschen. Nur wenige der Sitzplätze haben auch Lehnen – für die Reichen und Ehrengäste, aber immerhin. 14.000 – das ist das Fassungsvermögen der Wiener Stadthalle. Wo kamen vor 2.500 Jahren all diese Menschen her?

Ich sitze auf halber Höhe und jedes Wort ist zu verstehen

Naja, Kurgäste! Epidauros war die Wiege der „modernen“ Medizin. Asklepius, der Gott der Heilkunst soll hier geboren worden sein und in dessen Windschatten etablierte sich frühe Medizin: Bäder, Schlafen, so dass in den Träumen der Gott persönlich die beste Behandlung verrät, Ärzte, die mit allen möglichen Gerätschaften in den Menschen herumstocherten.

Geräte zum Ausschaben von Wunden. Am Zeh, am Bein, am Gehirn
Opfergabe oder Spielzeug? Jedenfalls in großer Stückzahl hergestellt

Und natürlich Opfergaben an Asklepius und Apollon. Kultur war auch heilsam und daher auch der Bedarf an diesem enormen Theater, und einer großen Bibliothek.
Wobei, das was heute erhalten ist, ist ja „nur“ der Zuschauerraum. Das eigentliche 3-geschoßige Bühnengebäude ist verschwunden.

Spannend ist, dass es in den großen anderen Anlagen auch Gästehäuser, Badehäuser und einen einzigartigen runden Tempel, den Tholos hab. Der Dachstuhl war aus Holz gefertigt und hat immerhin über 1.200 Jahre bestanden. Das Dach musste leicht sein, denn die Griechen beherrschten den Umgang mit Zugkräften noch nicht. Säulen waren gestapelt und wenn ein Erdbeben am Gebäude rüttelt, stürzt es ein.

Das Tholos wird rekonstruiert
Auch da schon Sichtschutz in die Heilige Behandlungshalle

Zu dem gibt es ein besonderes Säulenkapitel: Da viele Bildhauer an den insgesamt 40 Säulen arbeiteten, wurde zunächst ein Kapitel als „Vorbild“ für alle anderen geschaffen. Dieses „Modell“ wurde dann aber nicht beim Bau verwendet, sondern sorgfältig „begraben“ und in erstaunlich gutem Zustand wieder gefunden. Unglaublich wie fein da Schnecken, Schnörksel und Blätter aus dem Stein gearbeitet wurden. Immerhin 2400 Jahre ist das Ding alt und ebenso lange vom Erdreich bedeckt gewesen.

Bitte schnell mal 40 Stück davon aus dem Marmor heraus kratzen
Unglaublich, und das dann 4x pro Säule und auf 40 Säulen

Wenn es um Unterhaltung geht, darf Sport natürlich nicht fehlen. Also gibt es in einer natürlichen Senke auch ein Stadion. Im Gegensatz zu Olympia gibt es hier aber auch Sitzplätze – naja, die maroden Kurgäste. Auf einer Aufnahme ist zu sehen, wie an den Ausgrabungen gearbeitet wurde. Über 3 m hoch lag die Erde im Stadion. Wenn man 2000 Jahre nicht abstaubt, dann sammelt sich halt was an.

Das Stadion. Gelaufen sind aber nicht die Kurgäste

Die griechischen Bauten und Statuen waren nicht rein weiß, so wie wir uns das heute vorstellen. Den Kern bildeten kurze Säulenstücke oder gar nur Scheiben, aus „billigem“ Muschelkalk. Die Säule wurden zusammengesetzt und fein verputzt. Man muss sich als Bildhauer ja das leben nicht schwer machen. Dan wurden die Bauwerke qietschbunt angemalt, die Mauerfriese mit Ornamenten verziert. Nicht erst die Römer hatten Mosaike auf den Fußböden, wobei die dann schon viel feinere Arbeiten hergestellt haben.

So bunt waren die Häuser innen
Verzierungen am Mauersims, außen
Die Leute vom Bau haben sich an den Außenwänden verewigt: Wie Aufwändig war der Bau? Wer war der Bauherr? Wer hat aller mitgemacht? Deshalb wissen wir so viel über das Leben der antiken Griechen.

Epidauros, das muss einmal ein wirklich lebhafter Ort gewesen sein. Wasser gab es ausreichend, es muss ein ständiges Kommen und Gehen geherrscht haben. Zu den Mahlzeiten, ich glaube das Wort Diät kannten die Griechen nicht, wurde reichlich gegessen und gleichzeitig Kultur angeboten. So ähnlich wie heute in einem Varieté.

Michaela hat an den Altertümern Blut geleckt und möchte nun das ganze Angebot auskosten: Epidauros, Mykene, Korinth. Nur, dazu müsste man mobil sein. Leihwagen oder so. Also einmal im nahegelegenen Hotel nachgefragt: „Ochi, this is a village, not a city. Maybe in Nafplion“. Kann man machen, aber Nafplion ist 60 km weit weg, und ob die uns einen Leihwagen vorbei bringen. Machen sie! Kostet dann 60 € für einen Tag. OK, wir machen dann 2 Tagen und zahlen dan 2x 50 € – passt. Dafür haben wir dann einen recht guten VW Polo zur Verfügung.

Abends um 8 wird das Auto schon geliefert. Bin gespannt, wohin der uns führt.

Eindeutig Herbst – die Oliven werden langsam reif