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Urlaub bei Kassandra

Wir wachen durch die Geräusche des Windes im Mast und den Wanten auf. 20 kt Wind (ca. 35 km/h), ist schon ganz nett. Aus den Betten gesprungen, Anker hoch, Genua zu ¾ ausgerollt und los geht’s. Das Frühstück gibt es dann „ambulant“ also während der Fahrt. Zwar jeder für sich, aber um nichts weniger üppig. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Wild entschlossen, zu allem bereit.

In rauschender Fahrt vor dem Wind geht es zunächst der Küste entlang. Der Wind nimmt ein wenig ab und wir werden mutiger: wie beschließen den direkten Weg zum Kap Kassandra zu nehmen. Immerhin 7 Meilen (12 km) kommen wir von der Küste weg. Zunächst sind wir noch mit den nachlaufenden Wellen beschäftigt. Sie sind knapp über 1 Meter hoch und kommen, wie so oft, von schräg hinten. Das gibt immer eine nette Schaukelei.

Plötzlich schreit das Funkgerät einen Notmeldung hinaus: Am Kap Kassadra sind gestern 3 Männer schwimmen gegangen und haben nicht auf die Strömung geachtet. Die kann was in der Gegend! Als wir dort sind, messen wir fast 2 kt (3,6 km/h) ablandigen Strom. Als Schimmer ist man da auf verlorenem Posten. Einer der drei wurde von einem Surfer gerettet, ein anderer wurde nach 19 (!!) Stunden von einem Fischer entdeckt und hat auch überlebt. Um den dritten dreht sich der Funkspruch: „You are traveling in the area of a search and rescue operation. Keep sharp outlook. There is a man over board situation”. Sehr nette Umschreibung für: “Bitte haltet die Augen offen. Irgendwo da treibt ein ertrunkener Schwimmer“. Zum Glück ist der Funkspruch nicht an uns gerichtet, aber betroffen macht das schon.

Das Kap selbst ist eine lange flache Sandzunge. Ein sehr beliebter Badeplatz, wie wir schon von weitem sehen. Eigentlich wäre es nett, gleich nach dem Kap zu ankern. Finden wir, der Anker, ein Pflugscharanker, macht seinem Namen alle Ehre: Er durchpflügt den Sand und die Seegraswiese. Halte, das tu er nicht! Erst nach dem vierten Versuch geben wir auf und fahren die Küste ein Stück weiter. Kurz nach einem felsigen Abschnitt werfen wir erneut den Anker ins Wasser. Hier hält er und gut für diese Nacht fest. Seltsam ist nur, dass Wind und Strömung in genau entgegensetzte Richtung stehen. Philia wählt den Mittelweg, und stellt sich quer zu Wind UND Strömung. Auch einen neue Erfahrung, wenn die Zwiebelschalen zuerst nach links fliegen und, sobald sie im Wasser liegen, wieder nach rechts an uns vorbei treiben. An der Stelle messen wir 1,2 kt (2 km/h) Strömung. Natürlich aus der Richtung, in die wir fahren wollen.

Am nächsten Morgen geht es bei wenig Wind und mit viel Geduld an der Südküste von Kassandra entlang. Eigentlich wollten wir zur Südspitze von Sithonias, das ist der mittlere Finger von Chalkidiki. Das wird sich bei dem Tempo wohl nicht ausgehen. So planen wir schon einen weiteren Stopp auf Kassandra.

Doch da, am Kap, haben wir plötzlich 10 Knoten Wind, der uns auf 5 Knoten beschleunigt. Mit der Höchstgeschwindigkeit des Tages nehmen wir Kurs auf Kolpos Kuofos. Kolpos heißt Bucht. Diese ist als „schönster Naturhafen des Mittelmeeres“ beschrieben.
Naja, ob das stimmt?

… und für die Bildungshungrigen: Wer war Kassandra?

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Wir reis(s)en uns los

Inzwischen ist die Crew komplett und eigentlich wollen wir möglichst bald los. Es gibt aber immer noch zu tun. Susi hätte das gerne alles erledigt, ich dränge drauf, aufzubrechen. Ein Schiff ist niemals fertig. Wenn man darauf Wert legt, kann man immer im Hafen bleiben.

Ich spreche das an und es prallen Welten aufeinander. Ich bestehe drauf: Morgen, am Sonntag fahren wir los, spätestens um 15:00. Susi ist unglücklich, aber gibt klein bei. Die Kinder stehen dazwischen und versuchen die Vorbereitungen voranzutreiben.

Immerhin sind wir schon so weit, dass wir an den Proviant denken können. Susi und die Kinder ziehen also los und sind 4 Stunden unterwegs, in denen ich ungestört weiter werkeln kann.

Das Auto ist wieder einmal voll, und auch das findet Platz im Schiff. Und da hat einmal eine Zeitschrift geschrieben, dass der Stauraum bei der Gibsea 37 etwas knapp ist. Sehen wir nicht so.

Das gesetzte Ultimatum, Sonntag 15:00 wird fast vollständig ausgenutzt. Um 14:55 erfolgt der erste Eintrag ins Logbuch.

Was dann kommt ist herrlich entspanntes Segeln, einfach einmal weg und unterwegs sein. Mit jeder Meile und jeder Minute kommen wir besser in unser Gleichgewicht, lassen „die Welt abfallen“ und beginnen unser Leben als Nomaden auf See.

Kap Evolioun – und im Hintergrund noch die Berge, die hinter Thessaloniki stehen

Weit kommen wir nicht heute, das muss aber auch nicht sein. Hauptsache ist, nicht mehr im Hafen aufzuwachen und das gelingt. Nach 20 Meilen ist Schluss. Wir Ankern vor einer völlig unspektakulären Küste. Susi kann sich nach 2 Tagen kaum mehr an den Ort erinnern. Das Schiff rollt ein wenig in der Dünung und schaukelt uns damit in den Schlaf – uns gefällts.

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Und immer noch was zu tun

Arbeiten sind auf Schiffen immer so ein Thema. Um an das Werkzeug zu kommen und die entsprechenden Arbeitsstellen frei zu legen, wird immer das halbe Boot zerlegt. Das Werkzeug ist unter einer Sitzbank. Also Sitzpolster weg, nur wohin mit dem? Ins Vorschiff. Holzdeckel auf, der kommt unter den Tisch. Dann aus der Kiste das gesuchte Werkzeug heraus kramen, auch da ist Tetris angesagt, und es kommt mehr heraus als man braucht. Das liegt dann auch wieder herum.

Um zur Arbeitsstelle zu kommen, nehmen wir an, ich arbeite an der Elektrik, wird dann noch die eine Heckkabine ausgeräumt. Da liegt noch Material für weitere Arbeiten, Abgeschraubte Abdeckungen, die auch noch montiert werden müssen, aber erst viel später, und natürlich die Matratzen. Wohin jetzt damit, ach ja, ins Vorschiff. Nicht gerade handlich die Teile. Jetzt kann man endlich die nötigen 4 Schrauben lösen und das Ersatzteil einsetzten. Um das zu testen, wird dann noch ein Kabel quer durch das Chaos gespannt und die Elektroniktafel am Navigationsplatz aufgemacht.

Funktioniert!

Und jetzt den ganzen Spaß wieder Retour. Was hat man gemacht: 4 Schrauben geöffnet, Teil eingesetzt 4 Schrauben angezogen. Nettoarbeitszeit 10 min, Brutto fast eine Stunde. Als Bonus ist das T-Shirt klatsch nass, als käme man gerade aus dem Meer, und die Hände sind zerkratzt.

Und dann ist nicht alles, was man mithat, genau passend. So ist das neue WC um ein paar Zentimeter größer als das alte und passt nur mit Tricks auf die vorgesehene Position. Zusatzarbeit und weitere Zeit. Dafür ist es dann kein Winzig-Marine Klo, sondern fast so wie daheim. Auch was Nettes.

Dass dann der Hersteller ein Ventil falsch eingebaut hat und das Klo so gar nicht funktioniert, ist in dem Chaos nur das Tüpfelchen auf dem i. Zum Glück ist das WC ja neu und unbenützt und der Fehler leicht gefunden.

Alles was nicht gebraucht wird, fliegt raus. Am Ende der Woche sind das 2/3 eines grünen Müllkontainers! Und irgendwie schaffen wir auch noch einen Zustand, der diese „Hotelbilder“ erlaubt. Ja, so könnte es in Philia immer aussehen – tut es aber nicht!

Der gemütliche Salon Tisch. Reichlich Platz für 8 Personen
sJust fpr show. Leider kommt das Zimmermädchen nur sehr selten vorbei
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Weltuntergang oder Urlaubswetter

Griechenland ist doch Sommer, Sonne, Meer. In der ersten Woche ist es schwüle Hitze, kaum zu ertragen – wir arbeiten trotzdem.

Am Montag stand noch unsere Probefahrt an. Unsere neuen Instrumente können erst eingestellt werden, wenn das Schiff fährt. Fast alles geht – große Erleichterung! Wir nutzen die Fahrt gleich, um das Schiff aus der Klub Marina in die „offizielle“ Marina Kalamaria, Aretsou zu überstellen. 500 m mehr nicht.

Am Donnerstag endlich ein Tag mit Wolken, dunklen Wolken. Wenigstens ist es kühler und ein bisschen Regen kann ja nicht schaden.

Ein bisschen Regen? Es beginnt mit dicken Tropfen und innerhalb von 30 Sekunden ein Wolkenbruch erster Güte. Wir haben natürlich alle Fenster offen und der Regen weiß das. Wir stürzen hinunter ins Schiff und beginnen die Lacken unter einem Fenster auf zu wischen – und der Regen weiß das. Der konzentriert sich nämlich auf die anderen 4 offenen Fenster und schenkt uns so richtig ein. Anfängerfehler – selbst schuld. Wenigstens ist unser Deck ausgiebig gewaschen und die nun geschlossenen Fenster auf Dichtigkeit geprüft. Besser hätten wir das auch nicht machen können.

Insgesamt kommen an dem Tag noch 3 Gewitter vorbei und es regnet 24 h fast durchgehend.

Griechenland? – ja, auch.

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Übersiedeln auf’s Schiff

Ein Schiff ist prinzipiell einmal ein eng begrenzter Raum, wohl durchdacht, aber eben begrenzt. Ca. 25m² aufgeteilt auf 3 Schlafräume, WC + Bad und Salon + Küche. Warum tut man sich das an? Wegen der Terrasse: 30 m² mit unverbaubarer Aussicht auf das Meer in allen Richtungen.

Wenn man also auf das Schiff übersiedelt, muss man recht überlegt aus dem Auto die Teile holen, die gerade nötig sind. Also ein wenig Gewand, und das Material für die gerade anstehenden Arbeiten.

Vieles was zu Hause selbstverständlich ist, kostet am Schiff Zeit und Nerven. Wo kommt das Wasser her und ist das trinkbar? Wie ist der Zustand der Batterien? Wie lange kommen wir mit dem Strom aus? All das macht extra Arbeit und kostet Zeit.

Die Tankreinigung zum Beispiel:
Tanks füllen wobei man beim 250 lit Tank im Heck den Schlauch halten muss. Reinigungs-Chemie dazu geben. 10 Stunden warten = kein Zugang zu Wasser, außer eben aus Flaschen. Tanks auspumpen, neu füllen, neue Chemie. 3 Stunden warten. Tanks auspumpen und neu füllen, damit die Chemie heraus gewaschen wird. Noch einmal auspumpen und neu füllen, jetzt mit einem zwischengeschalteten Aktivkohlefilter. Endlich – trinkbares Wasser in den Tanks, 420 Liter. Wie lange das reicht – keine Ahnung. Ob die nächste Füllung auch wieder trinkbar wird hängt von den Gegebenheiten auf den Inseln ab und steht in den Sternen.

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Chaos – Die Vorbereitungen zu Haus

Was muss mit? Was soll mit? Was will mit? Was darf nicht mit? Was haben wir vergessen? Fragen, die uns die letzten Wochen beschäftigen, und permanent im Hirn herumschwirren.

Also wird noch letzte Ausrüstung beschafft, ein Besuch bei den Marinehändlern, Teile von Baumärkten oder Elektronikhändlern. Die Teile werden immer alltäglicher und kleiner – immerhin etwas. Aber eigentlich verlagern wir unseren Lebensmittelpunkt in unser schwimmendes Wohnmobil und da kommt unglaublich viel zusammen. Vom Küchenschwamm bis hin zum neuen Bord WC samt Schläuchen, Nähmaschine und Sextant, ist da alles dabei.

Unsere Grenze ist aber klar vorgegeben: Das Auto vollgestopft als 3D Tetris + Dachbox, mehr können wir gar nicht transportieren. Dazu kommt noch das Gepäck der 3 „Kinder“ für 2 Wochen. Immerhin fahren wir nur zu zweit, Magdalena ist meine treue Begleiterin. Susi fliegt am Sonntagabend nach.

Das sammelt sich alles in der Wohnung an. Dazu kommt noch, dass Magdalena alle Möbel für ihre neue Wohnung auch noch bei uns zwischengelagert hat. Dass sie ihre Wohnung 2 Wochen vor der Abreise erst bekommt und die auch noch eingerichtet werden muss (Aufbau der Küche, …) ist ein weiterer Stressfaktor. Das gelingt aber auch noch.

Dann wollen wir noch einige Freunde treffen. Kostet auch Zeit, reißt uns aber aus der allgemeinen Verzweiflung.

Noch ist reichlich Platz – oder? Das Auto war aber schon immer so rund.

Dazwischen werden noch letzte Teile beschafft, das Auto vorbereitet und bis unter das Dach beladen. Was dann noch keinen Platz hat, aber mit muss, kommt in die Dachbox. Dann ist aber wirklich Schluss. Egal, das Datum steht fest: Wir fahren am 2. Juli um 5 Uhr Früh weg und wollen um Mitternacht griechischer Zeit in einem Hotel sein.

Das gelingt dann auch.

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Ein großer Bogen um Serbien


Die kürzeste Strecke von Wien nach Thessaloniki führt über Ungarn, durch Serbien und Nord Mazedonien. Fast durchgehend Autobahn, 11 Stunden Fahrzeit. Warum also nicht?

Auto mit Ausrüstung für das Schiff vollladen, insgesamt rund 8000€ für Elektronik aber auch Taue, Ketten und dergleichen. Was man halt so braucht. An der Grenze alles unverdächtig, eine Spur für LKW, eine für Autos. Wir lachen noch über ein Hinweisschild „no corruption“. Passkontrolle Ungarn – OK. Passkontrolle Serbien – OK. Dann steht da ein Grüppchen Grenzer „Haben Sie was anzugeben?“. Also wir denken da an Alkohol Zigaretten und so Zeug und sagen: „Nein“ – Fehler, großer Fehler.

Aus einem freundlichen „let me see“ wird ein Zollverfahren mit allem Drum und Dran. Ware beschlagnahmt und vernichtet, Verwaltungsverfahren in der Kreisstadt. Weitere 500€ Strafe.

Das „Nein“ hat uns 8500€ gekostet. Warum? Serbien ist nicht EU und die Durchfuhr von Waren ist Anmeldepflichtig, Da müsste ein Transitpapier von einer Spedition ausgestellt werden und eine Sicherstellung von 10% des Warenwertes hinterlegt werden + eine „Versicherung und Verwaltungsgebühr“ von ca. 250€ wird auch noch fällig.
Dabei sind wir eigentlich noch günstig davon gekommen. Der Strafrahmen ist der einfache bis vierfache Warenwert, wenn es beliebt, wird dann auch noch das Auto beschlagnahmt.

Ein besonderer Freund Serbiens bin ich nicht geworden. Daher gehen alle weiteren Fahrten den deutlich längeren aber immer durch die EU führenden Weg Ungarn, Rumänien, Bulgarien mit 700 km Landstraße, Pferdefuhrwerken und Schlaglöchern, die sogar LKWs gefährlich werden.

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Refit – die große Modernisierung

Das Schiff ist gut. Gut gebaut, gut gepflegt. Zuletzt viel mehr gestreichelt und poliert als gefahren. Aber immer von der großen Fahrt geträumt und daher in vielen Teilen in bestem Zustand. So sind zum Beispiel Batterien, Bimini, Sprayhood und ganz wesentlich auch die Segel erst 2 Saisonen alt. Die Segel waren nur sehr vorsichtig im Einsatz. Schräglage war für die Frau von Lefteris ein Gräuel und er lies lieber den Motor mitlaufen. Ohne Schräglage kann man das ja auch machen – muss man aber nicht. „Richtige“ segler, würden das nicht machen.

Trotzdem waren einige Dinge schlicht veraltet: Es gab keinen Kartenplotter um viele Daten und auch Seekarten elektronisch darzustellen. Das Windinstrument, ist ja nicht ganz unwesentlich beim Segeln, ist während der Probefahrt verstorben und der Autopilot war eigentlich eine Lachnummer. Mit dem wäre ich genau nirgendwo hin gefahren. Es musste also was getan werden und schnell wuchs die Liste an:

Ein Plotter ist heute ein zentraler Netzwerkserver. Der ist über eine Datenleitung (Backbone) mit allen anderen Instrumenten verbunden. Der Windanzeiger war hinüber, ob es der Sensor an der Mastspitze auch ist war nicht klar. Mit dem neuen Autopiloten kommt dann ein zeitgemäßes Bediengerät. Da kann das alte Tridata auch gegen ein Multifunktionsdisplay getauscht werden. Na und am Instrumentenbrett macht sich der alte Kompass auch nicht so gut, neben den neuen Geräten.

Auch in die Sicherheit wurde investiert: Radar, AIS zur Kollisionsverhütung, Navtex für Wetternachrichten und Warnungen, einen Notfunkboje (EPIRB), die Rettungsinsel braucht ein Service, das Funkgerät wurde ersetzt. Ein Handfunkgerät, dass im Notfall viele der anderen Geräte ersetzen kann, musste auch noch her.

Nach 2 Stunden, kaum wieder zu erkennen. Das soll wieder bewohnbar werden?

Das alles zaubert sich aber nicht selbst ins Schiff. Da muss man schon selbst was dafür tun. OK, Profis machen das auch – gegen sehr viel Geld. Also lieber selber machen, so lange das irgendwie möglich ist.

Auf einem Schiff ist das alles aber nicht so ganz einfach, denn es ist alles irgendwo hinter sinnreichen Verkleidungen versteck, Kabelstränge sind dick, unübersichtliche Bündel und kaum zugänglich. Die meisten Arbeitsstellen sind nur mit Verrenkungen und ohne Sichtkontakt zu erreichen.

Da macht das dann richtig Spaß. Außerdem ist man sich selbst mit dem wenigen Platz im Weg. So sollen denn die zur Seite geräumten Teile und all das Werkzeug hin, in dieser 30 m² Höhle?

Wenigstens haben wir dran gedacht, dass es im Februar und April noch recht kühl sein kann, und haben einen Heizstrahler mitgebracht. Sehr gute Idee. Allerdings haben uns die starken Winterwinde auch den einen oder anderen Arbeitstag verübelt. Wenn das ganze Schiff rüttelt und vibriert und dabei auf ein paar dünnen Ständern steht, ist das kein so tolles Gefühl. Da hat man dann wenigstens eine Ausrede, erneut zum Baumarkt zu fahren.

Magdalena und ich waren 2x 10 Tage unterwegs und dabei jeweils 8 Tage durchgehend am Schiff. Also geschlafen haben wir schon in einem Appartement, aber von Thessaloniki haben wir genau nichts gesehen. Es hat sich aber ausgezahlt! Unsere Philia ist nun ein modernes Schiff, trotz ihres Alters, und ist viel besser ausgestattet als alle Charterboote die wir kennen.

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Survey

Am 7. Jänner geht es zum zweiten Mal nach Thessaloniki. Das Wetter wie gehabt: kühl, Regen für den Nachmittag – na super!

Rund um das Schiff großer Bahnhof: Susi und ich, Elefterias, ein paar seiner Freunde, William, der Gutachter.

Kaum ist er da, wird er schon auf den Mast gezogen und beginnt mit seiner 240 Fotos umfangreichen Dokumentation. Weiter geht es an Deck und dann nach innen. Da werden alle Deckel geöffnet, auch die die man abschrauben muss. Es wird geklopft, gerüttelt, gemessen – und natürlich fotografiert. Alles irgendwie unter Zeitdruck, denn ein Seatrial (Probefahrt) steht auch noch an.

Elefterias fährt das Schiff aus dem Hafen, dann wieder William: Spiel in der Ruderanlage, Funktion des Autopiloten (ein übles Ding), Instrumente, Segel und Beschläge – einfach alles. Auch Susi und ich „dürfen“ das Schiff ein wenig erproben. Wind war ja nicht viel, die Geschwindigkeit konnten wir nur mit dem Handy-GPS messen, denn das Loggerad war von Algen lahmgelegt.

Als wir nach 1 Stunde zurück im Hafen sind, beginnt das lange Warten. Der Autokran soll kommen, um das Schiff an Land zu heben. Er kommt auch, mit griechischer Pünktlichkeit 😊. Schon ein spektakulärer Anblick, wenn ein 7 t Schiff mit 15m Mast an einem noch viel längeren Ausleger eines fünfachsigen Autokrans hängt und in die Lagerböcke für den Winter gehoben wird. Das geht sich mit Mühe aus, denn das Boot muss auch noch über eine Böschung gehoben werden. Standsicherheit wird da plötzlich ganz neu gedacht. Geht aber eh alles gut. Da haben die Griechen viel Routine.

Kaum ist es da angekommen, beginnt William mit der Außenuntersuchung. Zustand und Spiel im Ruderblatt, Delaminationen im Rumpf, Schäden am Kiel wegen Bodenkontakts. Sobald er das alles hat, packt er seine Sachen und versucht zu verschwinden. Zuvor aber noch wollen wir ein Resümee über die Untersuchung. „If you don’t buy it, I will“ war alles, was er uns zu diesem Zeitpunkt verraten hat. Trockener Engländer eben.

Wir wollen!

Mit einem Kaufvertrag und einem guten Gefühl fliegen wir am Abend zurück nach Wien.

Nachspann:
Natürlich war William mit seinem Bericht nicht so schnell, wie er das auf seiner Homepage angibt. Als wir den endlich haben, gebe ich ihm Feedback über sein seltsames Verhalten, wie er mit Kunden kommuniziert und dass ich den Eindruck hatte, der ganze Tag sei ihm lästig. Höflich formuliert, schriftlich.

Einzige Reaktion: “ Please do not contact me again“.
So fühlt man sich als Kunde gleich viel besser und wird William gerne weiter empfehlen – oder auch nicht!

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Gefunden!

Was ich auch noch gelernt habe: Man hat nicht allzu viel Zeit abzuwägen, ohne das Schiff zu besuchen. Da sind dann andere entscheidungsfreudiger und das Wunschobjekt plötzlich vergriffen.

Mitte November wieder ein Besuch auf den bekannten Plattformen. Und da wird plötzlich von einem Händler in Trogir ein Schiff, dass in Athen steht, angeboten. Eine Dufour Gibsea 37 Baujahr 2002 um einen leistbaren Preis und interessantem Zustand. Das Ding will ich sehen und nehme Kontakt auf. „Das Schiff steht aber in Thessaloniki, nicht in Athen“ – naja, auch gut. Auch da kann man billig hinfliegen.

Ich rufe also einmal „halt“ zu weiteren Verkaufsbemühungen und suche ein Datum für die Besichtigung. 8. Dezember, ein verlängertes Wochenende, das geht bei mir und beim Eigner. Also nichts wie hin.

Der Tag war saukalt, so um die 4°, und stürmisch. Alles andere als ein gutes Verkaufsargument für Sonne und Meer Gefühle, die mit einem Schiff verbunden werden. Bis ich die richtige Marina und das Boot gefunden habe, dauert es ein bisschen. Elefterias, der Eigner holt mich die letzten 200m ab und wir gehen sofort unter Deck.

Ein seltsames Gefühl, ein Schiff zu betreten, dessen Fotos man tagelang eingehend studiert hat. Fast so als kommt man nach Hause. Fast bekommt man Skrupel, alle Türln zu öffnen, in die Ecken zu kriechen und nach Details zu bohren. Auf den ersten Blick ist nichts Negatives zu finden. Das Schiff wurde seit mehreren Jahren mehr gepflegt als gesegelt. Das geht bis zu maßgefertigten Teppichen auf allen Bodenflächen

Elefterias stellt schon in den ersten 3 Minuten fest: „Fixpreis, keine Verhandlungen, take it, or leave it.“ Kein freundlicher Anfang, aber das Schiff ist es wert. Solaranlage mit 300 W + Geräteträger am Heck, Segel von 2021, alle anderen Textilien auch von 2021 (Bimini, Sprayhood etc.), Außenbordmotor + Dinghi von 2020, … Wirklich toll, wie das Schiff aussieht. Nur der Weihnachtsmann, der mit seinem Baum an die Maststütze gebunden ist – der fliegt sicher raus.

Dafür ermöglicht er mir, das Schiff bis zum Sommer in der privaten Klubmarina zu lassen, zu sehr günstigen Kosten. Ein Tag (!) in Dubrovnik kostet etwa das Gleiche wie ein Monat in dieser Marina. Außerdem wird er mir mit Tipps und Tricks bei der Modernisierung helfen.

Mit einem guten Gefühl geht es zurück nach Wien. Die nächsten Wochen sind geprägt, durch das Ausverhandeln des Vertrags. Gar nicht so einfach, wenn da unterschiedliche Kulturen zusammenkommen. Und natürlich ist die Survey (Begutachtung) durch einen Sachverständigen zu organisieren.

Und dann beginnt die Bürokratie mit der Zulassung: Die Aiolos of Greece war für die ersten 10 Jahre ein Charter Schiff. Dann lief sie für einen englische Eignergruppe unter englischer Flagge, aber mit Heimathafen Athen. Elefterias kaufte sie von den Engländern, gründete in London ein Unternehmen (Limited), um sich die Umflaggung zu sparen. Ab dem Brexit war das dann doch nicht mehr so locker, und die Flagge wurde nach Polen gewechselt. Nun soll sie als Philia ein österreichisches Schiff werden. Zum Glück hat Lefteris alle Papiere, bis hin zur Rechnung mit Mehrwertsteuer, die die Engländer bezahlt haben. Die österreichischen Behörden sind sehr verständnisvoll und hilfreich und die Aufgabe der Anmeldung ist in 2 Wochen geschafft.

Wird das Schiff halten, was es verspricht?