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Kuofos – Lemnos, kein Zurück

Aus einem Pausetag werden zwei. Wir warten auf brauchbares Wetter. Freitag Abend, nach Studium aller Wettervorhersagen, beschließen wir, dass es morgen los geht. Die Vorhersage spricht von 40 – max. 70 cm Welle und max. 13 kt Wind, immer aus gut segelbarer Richtung. Um 6 Uhr soll der Anker herauf kommen. Das Schiff wird vorbereitet, das Dinghi ausgelassen und am Deck verzurrt. Wir rechnen mit 14 kt halbem Wind und Wellen immer unter 70 cm. Sollte doch machbar sein.

Also das mit den 6 Uhr schaffen wir. Sobald wir die Nase in Richtung Athos richten, kommt zuerst schwacher, dann immer stärkerer Wind. Nach 1 h sind es bis zu 20 kt genau auf die Nase und die Dünung läuft auch genau gegen uns. Alle 20 Sekunden kracht die Philia in die Wellen. Bei der ersten taucht sie tief ein, über die zweite steigt sie dann steil empor und kracht dann in das Wellental der dritten. Dabei verliert sie Fahrt, nicht zu wenig, und der Propeller hat mit dem Geschaukel heftig zu tun. Manchmal wirkt es so, als würde er Luft ansaugen.
Ned lustig!

Plötzlich ruft mich Susi: Irgendwas ist mit lautem krachen hinter ihr am Deck aufgeschlagen. Ein Rundumblick zeigt, dass noch alle Teile des Riggs dort sind wo sie hin gehören. Nur ganz oben am Mast, dort wo die Antenne für unser Funkgerät sein soll, hängt nur ein kurzes Stück Kabel. Na super! Ohne Antenne kein Funk = auch keine Notrufe. Und mehr noch, wenn man jetzt senden würde, würde der Endverstärker des neuen Funkgerätes abbrennen. Funk aus. Zum Glück haben wir unser Handfunkgerät, wir können also noch kommunizieren. Schlechter zwar, weil die Handfunke ja im Cockpit ist und nicht an der Mastspitze, aber es ist möglich.

Es ist halt niemand da, mit dem wir reden könnten. Bei der ganzen Überfahrt, also in 13,5 Stunden sehen wir genau 2 Schiffe, abgesehen von den Fischern gleich nach der Abfahrt. Ein Segelschiff ist aus dem selben Hafen ausgelaufen wie wir, und das andere entdecken wir nach 8 Stunden am Horizont, nach Norden fahrend. Also viel los ist in der Gegend wirklich nicht.

Irgendwann versuchen wir zu segeln. Die Segel stabilisieren das Boot und reduzieren damit die Schaukelei. Einziger Nachteil: Wir kommen so nicht nach Lemnos, sondern nach Lesbos. Das liegt gut 100 km südlich. Außerdem ist die Geschwindigkeit sehr gering. Der Plotter meint, dass die Ankunftszeit so gegen 22 Uhr sein wird – morgen!

Notgedrungen wird wieder der Motor angeworfen und Kurs auf Lemnos aufgenommen. Jetzt ist der Plotter hoffnungsvoller: Ankunft schon im 19:30 – heute!

Nach fast 6 Stunden erreichen wir den Punkt, wo Sithonia im Dunst verschwindet und voraus sich Lesbos erahnen lässt. Nur der Berg Athos ist immer zu sehen und vermittelt das Gefühl, genau nirgendwohin zu fahren. Ein schöner Anblick, der Berg, aber ein frustrierender.

Die Schaukelei ist echt anstrengend. Abwechseln legen wir uns im Cockpit auf die Sitzbänke, um unsere Muskeln zu entspannen. Problem dabei: Wir sehen nicht, wohin wir fahren. Steuern, das macht ohnehin der Autopilot, aber für den Ausguck sind wir verantwortlich. Es ist aber eh kein Schiff zu sehen.

Zur Stärkung holen wir uns den vorbereiteten Nudelsalat aus dem Kühlschrank. Gut, dass der da ist. Etwas frisch zuzubereiten wäre echt anstrengend. Machbar, aber nicht lustig.

Lemnos kommt näher, und wie bekommen eine erste Idee wie es dort aussehen könnte. Aus der Entfernung wirkt Lemnos seltsam kahl. Nicht als „lovely island“ wie es uns die Bootsnachbarn in Kuofos geschildert haben. Beim Näherkommen erkennen wir Bäume rund um die Häuser, oder die Häuser stehen dort, wo es auch Wasser gibt, das die Vegetation auch nutzt. Aber „loveley“ ?!

Nach langen Stunden, das Meer hat sich inzwischen beruhigt korrigieren wir den Kurs immer besser auf die Hafeneinfahrt von Myrina, der Hauptstadt von Lemnos. Der Hafen ist riesig, man kann mit dem Buganker und Heck zur Mole anlanden, wenn man einen Platz findet. Oder man ankert einfach wo es einem gefällt. Wir wollen das mit dem Buganker probieren. An der Mole steht eine Reihe von Yachten und wir wollen uns einfach ganz rechts dazu stellen. Anker klar machen, runter damit. Susi fährt ein lehrbuchmäßiges Manöver. Von den beiden rechten Yachten winken sie uns zu, rufen irgendwas. Als wir nur ½ Bootslänge vom Kai entfernt sind, erklärt uns ein Yachtie, dass an diesem Platz normalerweise das Ausflugsschiff liegt und der gelegentlich die Yachten vertreibt. Man kann nie wissen, aber das wird dann eine unruhige Nacht.

OK, das wollen wir auch nicht. Also das ganze zurück, Anker hoch, Platz suchen, Anker runter auf nur 5 m Wassertiefe und 20 m Anker – sollte in einem ruhigen Hafenbecken reichen. Ein letzter Test ob der Haken hält, Vollgas retour. Steht wie ein Bock. Ankerball aufhängen – macht sonst niemand. Vielleicht wird das noch unser Markenzeichen: „die mit dem Ankerball“.

Motor aus, ab ins Wasser, die Strapazen des Tages abwaschen. Abendessen? Was kochen? Geht  nicht mehr. Ein Packerl Chips – das geht grad noch. Dann sind wir mit dem Tag durch.

Ab ins Bett. Sofort schlafen wir ein.

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Die große Überfahrt

Naja, groß ist relativ. Groß ist für uns eine Strecke über das freie Meer von 50 Meilen. Bei unserem Tempo sind das mindestens 10 Stunden. Das kann sich im verfügbaren Tageslicht gut ausgehen. Selbst bei 4 kt geht das noch. Soweit die nackten Zahlen.

Was aber dazu kommt ist, dass die Strecke von Chalkidiki nach Lemnos, um die geht es hier, einerseits 40 Meilen quer über das Meer sind, und außerdem sich hier der Meltemi beginnt zu entwickeln. Also wenn’s blöd her geht, gibt es dort heftigen Wind, so an die 70 Km/h und entsprechende Wellen, die gerne auch einmal 4 m erreichen können. Die lange Strecke ohne Chance wohin zu flüchten ist neu für uns. Den starken Wind und die Wellen, wollen wir durch Beobachtung der verschiedenen Vorhersagen vermeiden.

Wir fahren in den schon bekannten Kolpos Kuofo an der Südspitze von Sithonia, dem mittleren Finger … eh schon wissen. Am Weg dort hin machen wir bei der Marina Porto Carras Halt. Das ist ein Luxusressort mit Golfplatz, Reithalle, Tennis, Squash und einer ebenso aus dem Boden gestampften Marina. Alles da, nur Menschen sehen wir keine. Vielleicht sind die gerade am Strand in der Touristenrösterei, aufgelegt in Reih und Glied.

Wir wir wollen dort aber nur eins: Diesel. Gibt es natürlich auch. Als wirkliche Besonderheit gibt es Treibstoff aber direkt an der Tankstelle am Wasser. Das ist eine große Ausnahme in der Ägäis. Die nächste Tankstelle, an der wir anlegen könnten, ist in Samos. Also schlappe 5 Tagreisen entfernt. Da sollte man gut auf die Tankuhr schauen und den Verbrauch mitkalkulieren.

Diesel voll, Kanister voll. Insgesamt haben wir nun 160 Liter Diesel im Tank, weitere 40 in Kanistern und 20 Liter Benzin mit. Mit den 200 l Diesel können wir fast 500 Meilen (fast 900 km) weit unter Motor fahren. Wollen wir natürlich nicht, aber es beruhigt ungemein das wir es könnten.

Wir sind wieder in Koufos gelandet und probieren gleich einmal unseren neuen Anker. Hält wie angeschraubt – und das auf Sandgrund. So soll es sein, da gibt es Reserven für windige Tage, das schafft Vertrauen und ungestörte Nachtruhe. Selbst Winddrehungen um 180° und kräftige Böen stören ihn nicht.
Nur beim Tauchen kann ich ihn nicht entdecken. Nur der Schäkel blitzt im Sandgrund. Der gesamte Anker hat sich eingegraben – sehr beruhigend.

Wir genießen einen Pausetag. Nur das tun wonach einem der Sinn ist – oder was halt notwendig ist. Susi genießt stressfreie Zeit, liest, telefoniert, entspannt sich. Ich widme mich der Elektrik und verstärke die Leitung von der Batterie zum Navigationstisch. Luftlinie sind das rund  4 m. Vom Batteriefach durch den Motorraum und die zweite Heckkabine, durch Kästen und Geschirrkasteln bis zum Anschlusspunkt kann ich gute 9 m vom 16 mm² Kabel verlegen. So groß ist so ein kleines Schiff! Und das Loch in der Geldbörse ist um weitere 100 € größer geworden.

Damit die Erholung nicht zu kurz kommt, springen wir immer wieder ins Wasser zur Abkühlung. Wobei, kühl sind die 27° Wassertemperatur auch nicht wirklich.

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Vorräte

Am dritten Tag im Kolpos Koufo verlegen wir das Schiff nach Norden in das Dorf. Nicht ganz freiwillig, denn der Anker rutscht. Also schnell alles wegpacken und den Kilometer motoren. Passt ganz gut, denn wir brauchen auch Wasser, der 250 l Tank ist leer. An sich kein großes Problem, wir haben weiter 160 l an Bord, aber die Gelegenheit ist günstig.

Was dabei dann auch probiert wird, ist das erste Anlegemanöver mit Buganker. Die Kunst dabei ist es, den Anker so rechtzeitig auf den Boden zu bringen, dass die Kettenläge ein gutes Eingraben des Ankers erlaubt. Andererseits steigt dadurch die Gefahr, dass jemand anderer seine Kette über meine legt. Ist die Kette zu kurz, reißt der Anker vielleicht aus – sollte nicht sein.

Mutig ans Werk, eine Probeanfahrt, um zu sehen, das der Wind so macht. Und dann ein beherztes Manöver. Die Kette ist viel zu lang, aber sie hält. Die Befestigungspunkte am Kai könnten besser sein, zwei einbetonierte Seilschlaufen, ausgefranst und repariert. Aber letzlich geling das Manöver und wir können Wasser bunkern.

Inzwischen kommt ein Segler vorbei, der das Schiff erkennt. Er erzählt, dass zur Zeit 4 Segler aus der Klubmarina Kalamaria, dem früheren Heimathafen der Philia, als sie noch Aiolos of Greece hieß, auch da sind. Er empfiehlt und lieber wo anders einen Platz zu suchen. In der Nacht kommen da öfters große Fischerboote an und verscheuchen dich dann. Umankern in der Nacht ist nicht unser liebstes Hobby.

Wir nützen die Zeit für einen kleinen Einkauf, Brot, Obst, Gemüse – und eine Runde Eis muss auch sein. Sobald der Tank voll ist, legen wir ab und suchen uns einen Ankerplatz im Halbrund des Hafenbeckens. Auch gut, so können wir mit dem Dinghi an Land rudern. Küche und Außenbordmotor bleiben kalt.

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An den schönsten Plätzen der Welt, Schiffe reparieren

Es gibt natürlich auch was zu tun: Im Winter, als das Boot an Land war, konnten wir die Maststufen nicht höher als die erste Saling montieren. Jetzt ist die Zeit dazu. Magdalena, Sophie und Felix sind gerne Klettern, und nun können sie das ausleben.

Natürlich mit Scherungsseil und Klettergurt. Trotzdem ist die Arbeit hoch oben am Mast nicht jedermanns Sache. Abstand zur letzten Stufe ausmessen, anzeichnen, Bohren, Nieten setzen, noch 2 Löcher und noch 2 Nieten – fertig. Ja schon, aber nur die erste Stufe. Wir haben aber 19!

Die drei Teilen sich das aber auf. Nach je drei Stufen wird gewechselt. Also rund eine halbe Stunde hängen sie da oben und bekommen das Material gereicht, oder es hängt ohnehin schon in einem Sack, der mit einem Seil samt Umlenkrolle hochgezogen wird. Erst als der Wind einsetzt und das Schiff zu schwanken beginnt, geben sie auf – aber nur für heute.

Zur Belohnung bleibt heute die Küche kalt, und wir fahren mit dem Dinghi ins Dorf. Herrliches Essen beim Griechen – so ist Urlaub!

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Kolpos Koufos – da bleiben wir

Annita, meine lieblings Marinehändlerin hat uns diesen Ort empfohlen. Im Revierführer ist er als einer der schönsten Naturhäfen des Mittelmeeres angepriesen. Kann ja nicht so schlecht sein.

Allerdings ist der Weg vom Kap Kassandra bis dorthin, Koufos liegt an der Südspitze von Sithonia (mittlerer Finger von Chalkidiki), ein Geduldsspiel. Wenig Wind und der von  hinten. Geht schon, aber 3 kt Fahrt sind halt auch nicht so arg schnell. Wir denken schon daran, uns noch eine Bucht auf Kassandra zu suchen, da ganz im Süden gibt es welch, als der Wind auffrischt und Philia richtig Tempo macht. Na, dann packen wir die letzten 3 Meilen auch noch. Das Tageslicht ist ja bis 9 Uhr ganz brauchbar, und das geht sich locker aus.

Die Einfahrt zum Kolpos Kuofos ist von hohen Felsen bewacht und die Durchfahrt ist richtig tief, 40 m und mehr. Als wir da durch sind – wow – ein Paradies: auf 2 Seiten durchgehend Sandstrand, auf der einen Seite Hügel mit Wald und im Norden der Ort selbst. Anlegen römisch-katholisch, also mit Buganker und Leinen zum Kai, das trauen wir uns noch nicht zu. Aber Ankern im Südteil der Bucht ist ja auch ganz nett. Außerdem haben wir dann einen Grund, das Dinghi auszuprobieren, um in den Ort zukommen.

Da bleiben wir – vorerst.

Es gibt ja auch genug zu tun: zum einen sind wir einfach müde und brauchen einen faulen Tag. Lesen, schwimmen, mit dem Dinghi zum Einkaufen fahren und dabei über die Handfunke die Bestellungen entgegennehmen (wie dekadent), mal sehen, wie das da alles so läuft, Restaurants sondieren. Wichtig aber auch, ist die Anlegestellen im Ort einmal vom Land aus zu begutachten.

Hier ist einiges anders als im uns bekannten Kroatien. Anlegen „wo Platz ist“, längs an der Mole, quer am Molenkopf, mit Buganker an der Fähranlegestelle – oder einfach im Hafen ankern. Man nimmt einfach an, dass jeder Skipper das ohnehin kann, bleibt gelassen. Da gibt es kein böses Wort.

Es gibt aber auch niemanden, der irgendeine Gebühr kassiert. In Koratien käme bald wer, und versucht Dir Geld abzuknöpfen. Für 6 Tage in der Marina Aretsou haben wir mit Strom und Wasser etwa so viel bezahlt, wie man in Dubrovnik für einen 4 h Stopp verlangt. Paradiesisch!

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Erste Erfahrungen

Der erste Tag war nur ein leichtes aneinander gewöhnen. Der zweite Tag hat da schon mehr auf Lager.

Aufgewacht sind wir bei kräftigen 20 kt, zum Glück ablandigem Wind, So sehr vertrauen wir unserem Anker auch noch nicht. Aber den Wind wollen wir nützen. Anker hoch und sofort lossegeln. Das Frühstück gibt es heute ambulant.

Zu 20kt von hinten passt gut die Genua, das Großsegel bleibt verstaut. In rauschender Fahrt, bei wenig Welle geht es die Küste entlang nach Süd-Osten – Ziel Kap Kassandra auf Chalkidiki. Am Weg dort hin werden wir mutiger und lösen uns von der Küste, so 6 oder 7 Meilen. Immerhin sind wir da schon aus den griechischen Gewässern, die nur bis 5 Meilen vor der Küste reichen. Der Mut wird durch eine kürzere Strecke belohnt. Die muss man sich aber erst verdienen. Hier draußen sind die Wellen höher und Welle von hinten ist nicht so toll, da kommt Philia ganz schön ins Schaukeln.

Am Weg zum Kap, so 5 Meilen davor hören wir einen PAN PAN der Küstenstelle: Es wird noch immer nach einem Schwimmer gesucht, der vor zwei Tagen am Kap in die Strömung geraten ist. Zwei seiner Kollegen konnten gerettet werden. Nun heißt es leider: „Keep sharp look out for a drifting body”.

Das Kap selbst ist einen lange Sandzunge, die weit ins Meer hinaus reicht. Das lädt ja wirklich zum Baden ein. Allerdings gibt es an dieser Seite von Kassandra Strömungen mit mehr als 1,5 kt (2,7 km/h), das schafft ein Schwimmer nicht lange.

Unmittelbar beim Kap ist der Sand zu locker, um unseren Anker zu halten. Nach dem vierten Versuch geben wir auf und suchen uns einen Platz ca. 2 Meilen weiter. Da hält der Anker, aber das Schiff steht so komisch da. Der Wind drückt es nach Osten, die Strömung nach Westen, und so stehen wir mit dem Bug nach Norden. Irgendwie schräg. Wir bleiben aber nicht lange alleine, denn ein Fischer legt sich zu uns. Der kennt die Gegend und er lässt sein Schiff einfach langsam driften. Ankern ist zu beschwerlich, hin und wieder den Motor starten ist viel einfacher!

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Hat das denn nie ein End?

Letzte technische Vorbereitungen für das Auslaufen in das Seeleben zu Zweit.
Kleinigkeiten nur, aber …

Da wär das Drama um die Maststufen:
Es fehlen ja nur noch drei von insgesamt 21, aber der Aufsatz für den Akkuschrauber ist kaputt. Lefteris bestellt uns einen neuen, den wir sofortnach der Ankunft in der Marina abholen. Schaut gut aus. Das war’s dann aber auch schon. Nach der ersten (!!) Niete hat er bereits das Zeitliche gesegnet. Naja, 4,8 mm Monell Nieten mit einem Edelstahlstift, das ist schon ganz besonderes Zeug. Aber 44 € ausgeben um nur eine Niete zu setzen?!

Also frag ich mal „meinen“ Rigger Apostolos, den hab ich schon zu Ostern kennengelernt. Sehr kompetent und auch kein Sprachproblem. Er ist in Australien aufgewachsen. Also frag ich ihn, ob denn nicht er die fehlenden 9 Nieten setzen kann. Kostet ihn einen Lacher – in 2 Wochen eventuell. Er und alle seine Kollegen sind zur Zeit komplett ausgelastet. Nicht einmal ein Nietwerkzeug könnte er uns leihen.

Also Plan B oder ist das schon E oder F? Ich hab da noch eine „riesige“ Nietzange. Die ist schon am Boden eine Qual, aber was bleibt uns übrig? Felix nimmt die Herausforderung an. 11 m über dem Deck hantiert er mit dem unhandlichen Ding und es gelingen ein paar Nieten. Dann geht schon wieder nichts. Beim Zerlegen zeigt sich, dass eine der beiden Greifbacken gebrochen ist.

Das gibt’s doch nicht!

Aber: Seefahrer sind Meister im Improvisieren. Diese Backe sieht doch fast genau so aus, wie eine von den kaputten Werkzeugen – einsetzen und schauen ob das geht – funktioniert. Die letzten Stufen kommen auch noch rauf – endlich!

Ähnlich einfach ist der Tausch der Mastlaterne. 3 Mal muss ich dafür in den Mast steigen. Einmal um zu sehen, dass ein Lampentausch nicht reicht und die Reste der alten Laterne mit Gewalt herunter müssen. Beim zweiten Aufstieg ist der Dremel mit der Schleifscheibe mit, und der große Akkuschrauber. SO kann ich dann den Sockel montieren. Und beim dritten Aufstieg dann endlich den Strom anschließen, Lampe rein und Deckel drauf. Test – geht!
Jetzt freut mich das Leuchten von oben um so mehr.

Dann gibt es da auch einen Ikea – eh schon wissen. Nur wegen der Klimaanlage fahren die Damen hin. So lange wie sie dort sind, müssten sie durchgefroren sein. Lieder haben wie wieder ein gut gefülltes Auto mitgebracht. Nicht nur Ikea, zu deren Ehrenrettung, auch Lebensmittel ohne Ende. Jede Ecke des Bootes wird angefüllt. Ich glaub, außer Obst und Brot müssen wir den ganzen Sommer nichts nachkaufen.

Ach, und dann war da noch die Sache mit der Lichtmaschine.
Die hat auch nicht getan, was sie sollte. Die hat das eher nur so simuliert. Ein paar Volt und ein paar Ampere hat sie ausgespuckt. Wirklich zu wenig um irgendwas vernünftiges damit zu laden. Da muss aber ein Profi ran. Den konnte mir Annita, meine persönliche Yachtausstatterin, rasch organisieren. Der reißt gleich das ganze Ding aus dem Motorraum und sagt: „Mit etwas Glück, bekommt er sie repariert am Montagabend“.
Weitere Tage im windlosen und schwülen Hafen – grrrr.

Aus Montagabend wird dann Montag zu Mittag, und aus den 10 min für den Einbau wird dann eine ganze Stunde. Und dann will der Kerl auch noch Geld: 120 € für das Service und 50 € für seine 1 ½ Stunden Arbeit + Wegzeiten + km Geld und was sonst unseren Handwerkern so einfällt.
Kann man lassen!

Dann noch einen letzten Weg zu Annita: Kleinkram und 25 m Seil für einen Bullenstander. Der kommt also an das Ende des Baumes und an die Bugspitze. Das verhindert dann, dass bei schwachem Wind und Welle, der Baum unkontrolliert auf die andere Seite knallt und dabei alles Mögliche zerstört. Der macht auch vor Köpfen nicht Halt, und das muss verhindert werden.

Und bei jeder Arbeit die man angreift, bei jedem Deckel den man öffnet, springt weitere Arbeit heraus. Die kommt dann aber auf die To Do Liste, des Seefahrers liebster Begleiter – und dort bleibt sie dann auch eine Zeit lang und reift heran.

Fertig?

Fertig!

Und plötzlich befindet sich auf der Salonwand eine kleine Galerie. Sophie hat mir ihrer Sofortbildkamera, ein furchtbar klobiges und hässliches Teil übrigens, im laufe der 2 Wochen Schnappschüsse gemacht. Die besten davon hat sie dann da gelassen.

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Was wir gelernt haben

Man könnte diesen ersten Abschnitt der Reise auch als „shake down cruise“ bezeichnen. Dabei geht es darum, auch unter widrigen Umständen alle Systeme des Schiffes durch zu testen, um letzte Schwachstellen zu finden.

Also, was haben wir gelernt:
Die wesentliche Schwachstelle sind wir selbst. Wie wir mit dem Schiff umgehen, was wir uns und dem Schiff zutrauen. Philia lässt sich sehr fein dirigieren und zeigt genau, wenn es ihr nicht gut geht. Alle unsere Elektronik funktioniert. Auch das Energiesystem (Batterien, Solar und Windgenerator) funktioniert gut. Aber die Lichtmaschine vom Motor tut nicht was sie soll. Die bekommt also noch ein Service verpasst. Das kostet zwar nicht viel Geld, aber 2 weitere Tage im Hafen.

Was wir auch gelernt haben ist, das Segeln in Griechenland „nichts“ kostet. In den 12 Tagen in denen wir unterwegs waren, haben wir nur ein einziges Mal eine Hafengebühr bezahlt: 20€. Ankern ist so wie so immer frei, Muringbojen gibt es nicht. Das gibt eine ungeahnte Freiheit.

Andererseits ist die Kartographie eine Katastrophe. Alle Karten sagen gleich am Anfang, dass sie ungenau sind, noch mit dem Sextanten vermessen. Tiefenmessungen sind großzügig geschätzt und decken sich überhaupt nicht mit unseren Messungen. Nur im Bereich von Häfen sind mehr Messpunkte verzeichnet. Papierkarten von Imray, das Beste was man von Griechenland bekommen kann, sind in einem großen Maßstab und verweisen für die Details auf einen Griechenlandführer vom selben Autor. Das ist eine Schwarte von 3 1/2 Kilo und damit nicht gerade handlich. Aber auch dort sind die Angaben vage, so in der Art: „Links in der Hafeneinfahrt liegt ein Riff, rechts sind Steine knapp unter der Oberfläche. Einfach vorsichtig sein, dann geht das schon – aber nicht in der Nacht“. Man muss also viel mehr auf sich selbst gestellt arbeiten. Auch eine neue Erfahrung.

Die Sache mit dem Anker hatten wir schon, der Pflugscharanker, der pflügt statt zu halten. Der neue Jambo Anker hängt jetzt am Bug und wartet darauf uns zu beweisen, dass er sein Geld wert ist. Und sonst waren da nur ein paar Kleinigkeiten, die wir aber leicht beheben konnten.

Also Philia ist fit für die nächsten Wochen, nur wir haben noch keinen Plan, wo es hin gehen soll. Ich, Jörg, würde gerne die östlichen Sporaden bereisen. Das bedeutet aber immer wieder Überfahrten von 40 bis 50 Meilen, also jeweils einen ganzen Tag. Susi würde sich lieber in den westlichen Sporaden und hinter Euböa verstecken und möglichst schnell ins Ionische Meer kommen. Sie hat Bedenken wegen des Meltemi und der damit verbundenen Wellen.

Das Ionische Meer gilt als windarm, die Ägäis profitiert und leidet unter dem Meltemi. Sie ist sicherlich anspruchsvoller, wir müssen und können mehr lernen. Dafür sind die Inseln aber unberührter und der Yachttourismus ist kaum existent. Das Ionische Meer ist die Verlängerung der Zustände in Kroatien: „Yachties haben Geld, also sollen sie für alles zahlen, und nicht zu wenig, bitte“.

Wir haben also noch viel zu diskutieren.

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Zurück nach Thessaloniki

Der Rückweg beginnt wieder recht heiß, weil unter Motor. Das bedeutet für uns immer, dass die Luft an Bord steht, weil es meist keinen Wind, oder noch schlimmer, wenig Wind von hinten gibt. Da regt sich dann kein Lüftchen und wir verkriechen uns soweit wie möglich in den Schatten. Steuern ist langweilig, das macht dann der Autopilot, aber selbst der arbeitet nur sehr wenig. Dafür fahren wir viel näher an der Küste entlang und sehen die vielen Buchten mit Sandstränden und den unvermeidbaren Touristenröstereien.

Erst am Nachmittag kommt ein wenig Wind auf, den wir sofort nützen. Geduldig schleichen wir dahin, bekommen am Südost Ende von Stifonia mehr Wind, den aber auf die Nase. Also aufkreuzen und den ausklingenden Tag genießen.

Im Kolpos Kuofos versuchen wir vor dem Ort zu ankern. Es bleibt beim Versuch, genauer bei 4 Versuchen. Weil uns das Tageslicht ausgeht, es ist schon nach  9 Uhr, flüchten wir in die Südbucht, wo wir das einzige Schiff sind. Auch da brauchen wir 3 Versuche, bist der Haken hält. So kann das nicht weiter gehen! Ein neuer Anker muss her.

Wir wissen auch schon welchen. Aus der Zeit auf der BlueC kennen wir die Qualitäten des Jambo Ankers. Ein furchterregendes Stück Eisen mit scharfen Spitzen und so gar keinem klassischen Ankeraussehen. Aber das Ding hält, runter und fertig. Das haben wir schon öfter erlebt, in Gewitterböen mit 60 kt (>100 km/h) oder in Boranächten mit 40 kt (70 km/h). So ein Ding muss her.

Und der kommt auch. Der Hersteller schafft es, den neuen 22 kg schweren Anker in nur 36 h von Bayern nach Thessaloniki zu bringen. Naja, also UPS hilft ihm dabei. Der neue wird sofort montiert, und wir sind gespannt, wie er sich bewähren wird.

Wir haben aber noch einen weiten Weg zurückzulegen. Zuerst einen Zwischenstopp im Hafen von Nea Moudina. Da ist Platz zwischen mehreren Dufours, da passen wir gut dazu. Am nächsten Morgen begrüßt und 20 kt Wind, aus der richtigen Richtung. Raus mit der Genua und über das Meer fliegen.

Aber eigentlich wollen wir am Ende des Tages wollen wir durch einen engen Kanal, der durch die engste Stelle von Kassandra geschnitten ist. Die Anfahrten neigen auf beiden Seiten zum Versanden, da nähert man sich lieber vorsichtig. Aber bei 20 kt Rückenwind?? Da läuft das Schiff schon ohne Segel mit 3 kt auf die Küste zu. Schlechte Karten, wenn was unvorhergesehenes passiert.
Wir haben Glück und der Wind nimmt ab, mehr noch, er dreht sich um 180°. So ist die Einfahrt einfacher zu meistern. Spannend ist es aber allemal: der Kanal ist kaum 30 m breit, im Fahrwasser 3 m tief und zum Drüberstreuen gibt es da noch eine Brücke mit einer Durchfahrthöhe von 17 m. Und die Einfahrt will verdient werden. Ohne Hinweise wo der ausgebaggerte Bereich ist tastet man sich durch immer flacher werdendes Wasser. Kurz vor dem Kanal haben wir dann nur mehr 90 cm Wasser unter dem Kiel.

Wie hoch war nochmal unser Schiff? In den Papieren steht Masthöhe 15 m, dann noch die Funkantenne dazu, also einen Meter höher. Na, das wird eine enge Kiste. Selbst die Fischer am Ufer bekommen große Augen als wir Segler daher kommen, und deuten auf den Mast und die Brücke. Es geht sich aber alles gut aus. Nur eine Stunde später werfen wir den Anker vor einem Hafen und genießen die Pause.

Der letzte Tag zurück nach Thessaloniki bringt wieder Segeln vom Feinsten. 10-14 kt Wind auf die Nase gute Welle, so um die 1,5 m. Da macht Segeln echt Spaß. Am Nachmittag nimmt der Wind ab, die Wellen beruhigen sich und die Philia zieht schurgerade ihre Bahn. Sie fährt einfach. Steuern ist kaum nötig. Ein toller Abschluss.

Nach 275 Meilen (510 km), davon 67% unter Segeln sind wir wieder zurück. Am Freitag werden die letzten Maststufen montiert – was aufwändiger war als zunächst vermutet – und die Kinder packen ihre Sachen. Solange das Auto noch da ist, wird neuer Proviant herbei geschafft. Magdalena meinte dann, dass das auch bis in die Karibik reichen könnte.

Aber da wollen wir gar nicht hin.

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Einmal Paradies und zurück

Stimmt! Kolpos Kuofos ist wirklich schön. Die Einfahrt geht zwischen hohen und steilen Felsen durch, ist aber mehr als 50 m tief – also sehr einfach. Im Süden der Bucht gibt es einen Ankergrund vor einer Lagune. Im Norden liegt der Ort mit Anlegestellen und einem weiteren Ankerfeld. Rundum alles grün, felsige Hügel auf der einen Seite, Wald auf der anderen. Durch die Lage an der Südspitze von Sithonias, ist es den „Landtouristen“ zu weit, um hier her zu kommen. Die wenigen die da sind, stören kaum.

Bei so einem tollen Ankerplatz, könnte man meinen, dass die Boote dicht an dicht liegen. Wir haben also nachgezählt: Im Süden waren es 4, im Norden 7. Ein paar wenige hatten dann noch einen Platz an der Mole ergattert. Kein Vergleich mit dem, was wir aus Kroatien kennen.

Da bleiben wir – vorerst.

Entspannen, lesen, schwimmen. Susi und ich probieren das Dinghi (Schlauchboot) aus, natürlich samt Motor. Der springt an, als hätte er drauf gewartet, dabei hat er jetzt 10 Monate unter einer Stoffhaube überwintert. Mich freut’s. Im Ort legen wir das Dinghi auf einen Sandstrand, binden eher symbolisch eine Leine an eine Mauer und ziehen los. Netter Ort, nette Lokale, nette und auch kuriose Schiffe aller Größen und Arten. Am weg zurück funken wir mit den neuen Handfunke die Philia an. „Sollen wir Euch aus dem Supermarkt was mitbringen?“. Wobei so super sind diese Märkte nicht. Winzig klein, wenig Angebot, eher so Garagen oder Hütten mit Lebensmittelverkauf. Die Bestellung kommt klar, deutlich und einfach – „Eis“. Die Sorten werden dann am Funk verhandelt, während wir vor der Eistruhe stehen. Auf der Fahrt zurück zum Schiff, wird er Motor dann etwas mehr gefordert – wegen dem Eis natürlich.

Das Abendessen gibt’s sehr griechisch im Ort. Den Weg hin machen wir mit 2 Fahrten, den zurück mit nur einer – geht ja auch, wenn man sich traut!

Food Porn vom Feinsten – muss auch einmal sein 🙂

Am nächsten Tag beginnen die Arbeiten an den Maststufen. Die sollen in den kommenden 2 Wochen bis hinauf zur Mastspitze reichen. Es fehlen also noch 20 Stufen, aber die „Kinder“ nehmen die Herausforderung an.

Was sind Maststufen?
Das sind Trittstufen, die in passenden Abständen an den Mast genietet werden und Arbeiten am Mast massiv erleichtern. Der Mast wird so zu einer Art Leiter, eine sehr steile, weil senkrechte und 13 m hohe Leiter. Klar, dass wir uns da nach allen Regeln des Sportkletterns sichern. Es soll ja nichts passieren. 15 m über dem Wasser was zu reparieren, ist schon aufregend genug.

Nach 3 Tagen in Koufos ziehen wir weiter Diasporos ist das Ziel und wir sollten 1 ½ Tage bis dahin brauchen. Nahezu kein Wind und vieles unter Motor. Kurz vor der Einfahrt zu Diasporos bekommen wir besonderen Besuch. Die ganze Zeit schon ist uns aufgefallen, dass immer wieder Schwärme von größeren Fischen (Brassen?) aus dem Wasser springen. Und wo das passiert sind Räuber nicht weit. Bald bekommen wir sie mit ihren charakteristischen sichelförmigen Flossen zu sehen: Delphine!

Aufregung an Deck, alle stürzen an die Reeling um nur ja einen guten Blick zu erhaschen. Wäre aber gar nicht notwendig gewesen. Die Delphine sind nämlich genauso neugierig wie wir, und auch sie wollen uns sehen. So begleiten sie uns über mehr als 10 min, mal etwas „weiter“ weg, also ca. 10 m, später dann auch unmittelbar vor unserem Bug. Drei sind es, die sich da präsentieren. Unglaublich, so nahe!
Susi ist ganz happy, ein Lebenstraum geht in Erfüllung.

Dann, Diaporos, das kann aber auch was. Diaporos ist eine vorgelagerte Insel mit einem großen, recht flachen und sandigen Grund zwischen der Insel und dem Festland. Sandgrund schimmert immer türkis grün. Karibik-Gefühle kommen auf. Wir suchen uns einen Ankerplatz, mit Tricks hält er diesmal, und springen ins Wasser. Der Strand ist wirklich besonders, fast kitschig.

Auch da bleiben wir und genießen den Tag ausgiebig.
Spannend wird es in der Nacht: Also eigentlich verlangen die internationalen Regeln, dass ein Schiff in der Nacht eine weiße Rundumleuchte führt, bevorzugt an der Mastspitze. Hier bekommen wir die ganze Fantasie der griechischen Seefahrer zu sehen: völlige Dunkelheit, oranges Blinken, 2 Fahrradrückichter hinten und vorne, glitzerndes Blitzen – nur weißes Toplicht gibt es keines!

In der Früh können wir uns kaum losreißen und so wird es Mittag, bis der Anker hoch kommt.